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Bittet den Herrn der Ernte


Junia

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Liebe Forumsteilnehmer/innen!

 

"Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seinem Weinberg sende." - so werden die Gläubigen aufgefordert, um Priester- und Ordensnachwuchs zu beten.

 

Immer wieder frage ich mich ein paar Dinge, wenn ich mir das Gleichnis mit den Arbeitern im Weinberg durch den Kopf gehen lasse. Was ist denn wirklich die Grundaussage in diesem Gleichnis? Wohl der Weinbergbesitzer, der jeden Arbeiter brauchen kann - und jeden gleich viel bezahlt, egal, wie lange einer gearbeitet hat.

 

In welchem Zusammenhang ist herauszulesen, dass mit "Weinberg" unedingt die Kirche, mit den "Arbeitern im Weinberg" die besonderen Berufungen in der Kirche gemeint sind? Hat Jesus das wirklich so gemeint, wie es heute vielfach (eingeengt) verstanden wird? Ich lese das eigentlch nicht so heraus.

 

Gerade wenn man in Landgemeinden lebt, und damit konfrontiert ist, wie der Personalplan der Kirche aussieht, dass zuerst mal die Landgemeinden ausgehungert werden (obwohl aus ihrem Kreis noch die meisten Berufungen kommen), wie sie Sonntags nicht mehr Eucharistie feiern können (Wie steht es mit dem Recht auf communio?), weil die Priester zu wenige sind, dann stößt mich diese eingeengte Sichtweise des Gebets um Arbeiter in seinem Weinberg sauer auf. Wer sagt denn, dass Gott dieses Gebet nur so erhört? Könnte es nicht sein, dass die Kirche einen nötigen Reformstau verhindert, weil sie hier so eingeengt denkt? Könnte die Antwort Gottes nicht heißen: Überlegt euch Neues, um diese Probleme in den Griff zu bekommen?

 

Wie seht Ihr das?

 

junia

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Klar könnte das sein, Junia. Aber es könnte auch sein, dass wir - in der Gesamtheit gesehen - es nicht mehr verdient haben, dass Priester berufen werden. Wollen wir - alle Katholiken - sie wirklich noch aus ganzem Herzen?

 

Wir werden die Antwort erst dann bekommen, wenn wir uns voll und ganz auf das Gebet um die Berufung einlassen.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Dieses GLeichnis hielt Jesus gegen die Pharisäer. Der Herr des Weinberges (Gott) benötigt Arbeiter. Im Laufe des Tages geht er einige Male auf den Marktplatz und holt sich neue Tagelöhner. Am Schluß bezahlt er jedem gleich viel, auch denen, die erst eine Stunde arbeiten. Als sich die Arbeiter, die seit dem Morgen im Winberg sind, beschweren, weil auch sie nur so viel, wie alle anderen bekommen, weißt der Herr sie zurecht.

M.E. ist dieses Gleichnis nicht nur auf die geistlichen berufe zu beziehen. Der Weinberg ist viel mehr Symbol für das Reich Gottes. Der Herr gibt jedem, den er ruft den gleichen Lohn. Ganz egal, wie spät er zu ihm in den Weinberg findet...

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Klar könnte das sein, Junia. Aber es könnte auch sein, dass wir - in der Gesamtheit gesehen - es nicht mehr verdient haben, dass Priester berufen werden. Wollen wir - alle Katholiken - sie wirklich noch aus ganzem Herzen?

 

Wir werden die Antwort erst dann bekommen, wenn wir uns voll und ganz auf das Gebet um die Berufung einlassen.

 

Herzliche Grüße

Martin

Also, mir sind schon viele Theologiestudenten begegnet, die das Priester-sein deshalb ausgeschlossen haben, weil sie sagten: Unter den derzeitigen Bedingungen (mit der Aussicht, einmal drei Pfarren zugleich betreuen zu müssen) sagen sie mal nein.

 

Ich habe auch meine Zweifel daran, ob diese Zwei-Stände-Kirche - hier Klerus - dort Laien - "jesuanisch" ist und ob Jesus dann so Gemeinde gewollt hat. Wenn mit dem Weinberg das Reich Gottes gemeint ist, warum dann diese Trennung Klerus-Laien, um Reich Gottes zu bauen?

 

junia

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Liebe Junia,

das Weinberg-Gleichnis, das Du nennst, ist in Mt. 20; es gibt allerdings auch noch andere: Mt. 21,28 ff oder Mt. 21,33 ff. Der Herr sagt selbst, dass mit dem Weinberg das Himmelreich gemeint ist - allerdings denke ich, dass mit den Arbeitern im Weinberg nicht nur an den "Klerus" gedacht ist, sondern an jeden einzelnen, der seine Berufung hat. "Die Kirche verhindert" - schon mal dran gedacht, dass auch Du Kirche bist?

 

Recht auf communio - ich denke nicht, dass es das gibt. Sakramente sind immer ein Geschenk, darauf gibt es kein Recht. Sicher ist es schön und praktisch, wenn man am Ort "seine" Kirche und "seinen" Pfarrer hat - allerdings sind wir da sehr verwöhnt. Ein indonesischer Jesuitenpater, den ich näher kenne, hatte vor einigen Jahren 3 Gemeinden mit Messen zu "versorgen" - und jedes Wochenende ist er ca. 250 km gefahren, um Beichte zu hören und die drei Messen zu halten - und die Leute, die kamen, hatten z. T. Fußwege von über 20 km hinter sich.

 

Im übrigen meine ich, dass Deine Frage in den Glaubensgesprächen besser aufgehoben ist, daher verschiebe ich.

 

Gruß,

Lucia

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Hallo Junia,

 

nun ja, ich denke, man kann Gebet und Tun keinesfalls gegeneinander ausspielen.

Tun ohne Gebet könnte genauso in die falsche Richtung führen, wie Gebet ohne tun.

 

Ich möchte einmal das Thema Priesterberufung in dieser Hinsicht näher analysieren.

 

In der derzeitigen Struktur ist wohl kaum damit zu rechnen, dass es in absehbarer Zeit eine Priesterschwämme geben dürfte. Man kann sich jetzt fragen, woran das liegt.

Mancher ist der Auffassung, das Priesterbild und -ausbildung so genau richtig sind. Dann wäre das mangelnde Gebet ein möglicher Grund für den Nachwuchsschwund im Priesterberuf.

 

Allerdings kann man andererseits am Ordensnachwuchs erkennen, dass sich die Frage, ob man wirklich Nachwuchs hat, daran entscheidet, dass man einen Entwurf präsentieren kann, der die jungen Leute interessiert. Hier scheinen Orden Erfolg zu haben, die sehr stark monastisch (spirituell) ausgerichtet sind, die auf die Jugendlichen zugehen und die bereit sind, sich den Anforderungen der Zeit entsprechend zu wandeln.

Solche Orden haben nicht gesagt, so wie es ist, ist es richtig und nun lasst uns beten.

Sie haben gebetet und sind auf die Suchenden zugegangen. Sie haben sich von ihrem Gebet und den Menschen, die zu ihnen kamen wandeln lassen.

Das ist für mich durchaus ein Weg, den auch die einzelnen Diözesen gehen könnten. Man könnte ja fragen, was muss ich ändern, um mehr junge Leute für den Priesterdienst zu begeistern.

Muss man die Seminare äündern?

Muss man das Tätigkeitsprofil des Priesters ändern?

Muss man das Amt für Menschen öffnen, die nicht zölibatär leben wollen?

Muss man das Amt für Frauen öffnen?

Und vor allem: wie kann man Menschen für das Priesteramt begeistern ohne dass es nur darum geht, die Zahl der Priester zu erhöhen?

 

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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Ich habe auch meine Zweifel daran, ob diese Zwei-Stände-Kirche - hier Klerus - dort Laien - "jesuanisch" ist

Off topic:

Liebe Junia,

 

das Wort "jesuanisch" wird hier im falschen Kontext benutzt. "Jesuanisch" war auch Ghandi, der Jesus sehr mochte, aber nicht daran glaubte, daß Jesus der Messias war. Besser formuliert man die Frage wie folgt:

  • "Entspricht die heutige Gemeindeform wirklich, wie Jesus sie gewollt hat?"

Grüße, Carlos

bearbeitet von platon
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Liebe Junia,

 

die Kernaussage in Mt 20 ist meiner Meinung nach, dass Gottes Barmherzigkeit unser menschliches Gerechtigkeitsempfinden übersteigt. Entscheidend ist nicht, wie lange man schon im Weinberg arbeitet, sondern dass man zum Tagesende noch dabei ist.

 

Man darf aber nicht vergessen, dass Jesus Christus mit dem Weinbergbild Geschichten aus dem AT aufgreift, wo der Weinberg mit Gottes Volk gleichgesetzt wird. Demzufolge können wir den Weinberg mit der Kirche identifizieren. Die Aufforderung um das Gebet für Arbeiter im Weinberg im Sinne von Priestern, Ordernsleuten u.ä. halte ich für essentiell, denn wir alle können nur froh sein, wenn sich hier genügend Engagierte finden.

 

Die Trennung von Laien und Klerus wird allerdings weniger von den Weinberg-Gleichnissen her gesehen, sondern von der Einsetzung der Sakramente. Hier wird das Prinzip der apostolischen Sukzession etabliert, von dem wir in der römisch-katholischen Kirche nicht abweichen können. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Ohne Klerus keine Sakramente, ohne Sakramente keine Kirche.

 

Man sollte sicherlich darüber diskutieren, wie man Strukturen lockern oder aufbrechen kann, die im Laufe der Zeit verkrustet sind. An der Trennung in Klerus und Laien muss man jedoch festhalten.

 

Zu Lucias Posting passt auch der Kommentar eines Theologen auf dem Kirchentag, der meinte, dass wir in Deutschland in den vergangenen Jahren einfach zu verwöhnt waren, weil wir alle Gemeinden ausreichend besetzen konnten. Jetzt "normalisiert" sich der Zustand wieder. Als Folge werden Gottesdienste gestrichen oder Gemeinden zusammengelegt, man muss vielleicht auch mal eine "längere" Strecke zu einer Kirche fahren - aber im Vergleich zu 80% der Christen haben wir immer noch eine vorzügliche Abdeckung. War auch eine interessante Sichtweise.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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"Jesuanisch" war auch Ghandi, der Jesus sehr mochte, aber nicht daran glaubte, daß Jesus der Messias war.

 

Es wird mir ein Rätsel bleiben, wie man Jesus mögen kann, wenn man nicht glaubt, dass Er der Messias ist …

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"Jesuanisch" war auch Ghandi, der Jesus sehr mochte, aber nicht daran glaubte, daß Jesus der Messias war.

Es wird mir ein Rätsel bleiben, wie man Jesus mögen kann, wenn man nicht glaubt, dass Er der Messias ist …

Vielleicht ist "bewundern" der bessere Begriff. Jemand, der in Jesus nur der Liebesprediger sieht, der ihn als Märtyrer sieht, aber nicht als Gott-Mit-Uns sieht, den nennt man "jesuanisch".

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Liebe Junia,

das Weinberg-Gleichnis, das Du nennst, ist in Mt. 20; es gibt allerdings auch noch andere: Mt. 21,28 ff oder Mt. 21,33 ff. Der Herr sagt selbst, dass mit dem Weinberg das Himmelreich gemeint ist - allerdings denke ich, dass mit den Arbeitern im Weinberg nicht nur an den "Klerus" gedacht ist, sondern an jeden einzelnen, der seine Berufung hat. "Die Kirche verhindert" - schon mal dran gedacht, dass auch Du Kirche bist?

 

Recht auf communio - ich denke nicht, dass es das gibt. Sakramente sind immer ein Geschenk, darauf gibt es kein Recht. Sicher ist es schön und praktisch, wenn man am Ort "seine" Kirche und "seinen" Pfarrer hat - allerdings sind wir da sehr verwöhnt. Ein indonesischer Jesuitenpater, den ich näher kenne, hatte vor einigen Jahren 3 Gemeinden mit Messen zu "versorgen" - und jedes Wochenende ist er ca. 250 km gefahren, um Beichte zu hören und die drei Messen zu halten - und die Leute, die kamen, hatten z. T. Fußwege von über 20 km hinter sich.

 

Im übrigen meine ich, dass Deine Frage in den Glaubensgesprächen besser aufgehoben ist, daher verschiebe ich.

 

Gruß,

Lucia

Hallo Lucia,

 

warum wird ein Threaderöffner nicht von einer Verschiebung des Themas in ein anderes Forum benachrichtigt? Jetzt habe ich ein paar Tage nicht mitgelesen, weil ich es plötzlich nicht mehr fand.

 

Sicher weiß ich, dass wir alle Kirche sind. Gerade dehalb frage ich, weil es mir wichtig ist, dass Kirche auch auf unterster Ebene möglich ist.

 

Ich wohne in einer Gegend, wo es schon lange üblich ist, sozusagen "priesterlose" Gemeinde(n) zu haben. Und mache da so meine Beobachtung.

 

Zum Beispiel: Wenn mehrere Gemeinden sich einen Priester teilen müssen, haben eine oder zwei Gemeinden am Sonntag Wortgottesdienste mit Kommunionspendung. (In der Diözese Linz haben viele Gemeinden ehrenamtliche Diakone, die mit dieser Aufgabe betraut sind). Meine Beobachtung ist: Hier tut sich oft gerade die ältere Generation mit dieser Regelung schwer. Sie sagen dann: Das ist keine Eucharistefeier - und bleiben weg. Soll das dann so bleiben? Mir scheint, hier werden die Leute zuwenig auf die Situation vorbereitet und zuwenig informiert. Und kommt mir jetzt bitte nicht mit dem Argument, man könne heute mit dem Auto zu jener Pfarre im Seelsorgeraum fahren, wo eine Messfeier ist. Da würden kleinere Gemeinden noch mehr "ausbluten". Es trifft oft gerade die, die eben nicht so mobil sind.

 

In der Praxis ist es meistens so, dass es gerade die Landgemeinden sind, die diese pastorale "Gemeinde-Entwicklung" tragen müssen .... finde ich irgendwie ungerecht. Und dann noch diese Bezeichnungen: "Pfarrmoderator" - "Pfarradministrator" .... Ist das das Priester-Bild der Zukunft? Gemeinde - Pfarrgemeinde ist nun mal "communio" .... Gemeinschaft im Herrn.

 

Manchmal beschleicht mich der Gedanke, ob dieses Aushungen der Gemeinden im Willen Gottes liegt, damit endlich bei den zuständigen Stellenl wirklich über die Situation nachgedacht werden muss.

 

junia

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Hallo Lucia,

 

warum wird ein Threaderöffner nicht von einer Verschiebung des Themas in ein anderes Forum benachrichtigt? Jetzt habe ich ein paar Tage nicht mitgelesen, weil ich es plötzlich nicht mehr fand.

Liebe Junia,

in F&A ist auf der zweiten Seite immer noch der Link zu diesem Thread - gekennzeichnet mit einem kleinen roten Pfeil auf dem Umschlag-Bildchen. Wenn ich verschiebe, ohne dass ich den Link setze, bekommt der Thread-Eröffner eine Nachricht - wenn der Link gesetzt ist, spare ich mir diese Arbeit allerdings (in der Hoffnung, dass der Link für sich selbst spricht). Sorry, Du als Neuling bist mit der Forumstechnik noch nicht so vertraut - ich gelobe Besserung!

 

Übrigens habe ich eine Zeit lang im Bistum Fulda in der Diaspora gelebt. Dort war im Ort nur alle 4 Wochen Messe - ansonsten in den Nachbarorten. Die Gemeinde hatte einen Bus - vom Bonifatiuswerk finanziert - mit dem die nicht-mobilen Gemeindemitglieder jeweils eingesammelt wurden und zur Messe gefahren. Der Fahrdienst ging reihum - einige Gemeindemitglieder haben dafür extra die Prüfung für einen "Personenbeförderungsschein" gemacht; manche auf eigene Kosten. Ich sehe das eben auch als Chance, sein Christ-Sein zu leben.

 

Du hast allerdings sicher Recht, dass es ziemlich schlechter Stil ist, wenn Messen Knall auf Fall durch WoGo'e ersetzt werden, ohne dass die Gemeinde informiert oder darauf vorbereitet ist. Dass es ausgerechnet die ländlichen Gemeinden trifft, liegt allerdings meiner Meinung nach einfach an der niedrigeren Bevölkerungsdichte - wenn in einer Großstadt ein Priester für drei Gemeinden da ist, liegen die manchmal nur einen Steinwurf weit auseinander (sowas hab' ich in Aachen erlebt), während in ländlicheren Gegenden die Entfernungen größer und die Bus/Straßenbahn-Verbindungen dünner gesät sind.

 

Gruß,

Lucia

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