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Die Lücke im Glaubensbekenntnis


Martin

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Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen,

hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist

von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.

 

Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,

hat gelitten und ist begraben worden,

ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift

und aufgefahren in den Himmel.

 

 

 

Alles was außer der Kreuzigung und dem Leid zwischen Geburt und Tod steht ist nicht erwähnenswert?

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>>Alles was außer der Kreuzigung und dem Leid zwischen Geburt und Tod steht ist nicht erwähnenswert?<<

 

was hieltest Du denn für erwähnenswert, Marin?

 

Gruß

Erich

bearbeitet von Erich
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Martin, die Lehre Jesu ist nur aufgrund der Menschwerdung und Auferstehung wichtig, nicht wegen der Botschaft selbst - hier ist also der Botschafter entscheidend. Alles andere haben schon Menschen davor und danach gelehrt.

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hallo Ralf, ist so nicht richtig. Ist zu sehr verkürzt.

 

"Inbegriff seiner Verkündigung war die Botschaft vom Gottesreich, einer Herrschaft Gottes, die davon geprägt ist, dass Gott den Menschen seine Liebe anbietet: eine Liebe, die verzeiht, die den Menschen annimmt, die allen Menschen gilt und die letztlich - wie er selbst immer mehr sah - bis an die Enden der Erde reicht.

 

Auf diese Gottesherrschaft hin galt es sich neu zu auszurichten. Sie erfordert offenbar eine Neuorientierung des ganzen Lebens.

 

Als Jesus darüber hinaus deutlich machte, dass die Liebe Gottes zu den Menschen unabhängig von erstarrten Ritualen ist, unabhängig von kultischen Vorschriften und religiösen Machtapparaten, als er deutlich machte, dass der Mensch selbst über den kultischen Vorschriften steht, da geriet er mit der Obrigkeit seiner Zeit immer stärker aneinander - eine Auseinandersetzung, die letztlich mit seinem Tod endete. [...]

 

Eigentlich ist der Glauben an den todüberwindenden Gott eine Einsicht, zu der Menschen auch schon vor Jesus hätten gelangen können. Etwas Neues war dies nicht. Jesus hat hier gar nicht so viel Neues gelehrt. Nahezu alles, was er gesagt hat, steht auch schon im ersten Testament der Bibel. Und die Erforschung der Qumran-Texte - der Schriften aus den Höhlen am Toten Meer - hat deutlich gemacht, dass vieles davon zur Zeit Jesu bereits diskutiert wurde und damals durchaus präsent war.

 

Jesus bringt nicht direkt etwas Neues - und schon gar keine neue Religion. Er schält vielmehr das, was in den Verkrustungen seiner Zeit und in einer erstarrten religiösen Praxis verborgen war, aufs Neue und endgültig heraus. Er verschafft dem, was Gott schon von jeher den Menschen sagen wollte, als letztgültiger und unüberbietbarer Bote Gehör (vgl. Mk 2,1-12).

 

Und er ist durch seinen Tod und seine Auferstehung im Letzten dafür verantwortlich, dass diese göttliche Botschaft in der Missionstätigkeit der auf ihn gründenden Kirche die Provinzialität einer einzelnen Nationalreligion überwindet und zur weltumspannenden Heilsbotschaft für alle Menschen wird.

 

Darin liegt letztlich die historisch greifbare Bedeutung dieses Jesus von Nazaret, von dem wir glauben, dass uns in ihm Gott auf unüberbietbare Weise nahe gekommen ist, dass Gott in ihm Mensch geworden ist."

 

Quelle

 

Natürlich ist das wichtig, was "dazwischensteht" - Jesus hat ja nicht "das kleine Lehrbuch von der Gottesherrschaft" verfaßt, sondern aus seinem Leben und seinen Taten können wir sehen, was er unter "Gottesherrschaft" verstand, z. B.

 

- ist jetzt (!) schon da, aber noch nicht vollendet

- Menschen werden heil

- gilt besonders den Randgruppen

...

bearbeitet von Petrus
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Jörg Sieger kennt sicherlich auch Rabbi Hillel. Der hat nämlich das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe auch schon (vor jesus) als das Wichtigste herausgestellt und sich stets bemüht, die menschliche Seite des Gesetzes in seinen Interpretationen aufzuzeigen.

Kernereignis sind Tod und Auferstehung, diese als Siegel Gottes. Die Botschaft als solche war insofern neu, als dass sie sehr radikal war, mit Altem brach ("Ich aber sage Euch:..."). Von der Grundtendenz aber gab's das alles schon.

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Es wird tatsächlich öfters bedauert, dass im Credo das irdische Wirken Jesu zwischen der Geburt und der Auferstehung übersprungen wird. Ein irdisches Wirken, das sich dadurch auszeichnet, dass er das Reich Gottes schon teilweise in das Diesseits hineinnimmt (obwohl die eschatologische Spannung erhalten bleibt), dass er mit Sündern Mahl feiert und ihnen die Sünden vergibt (und somit wie Gott handelt --> christologischer Anspruch); dass er die Kirche zwar nicht gründet, aber doch kirchenstiftende Akte tut (Wiederholungsauftrag beim Abendmahl, Aussendung der 12, Übertragung der Schlüsselgewalt).

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Nicht nur Jörg Sieger kennt den Rabbi, Ralf. Wer Paulus - als pharisäischer Schüler des Schülers des Rabbi - gelesen hat, wird ebenfalls indirekt mit ihm konfrontiert.

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Falls Geburt, Tod und Auferstehung das ist, was man von Jesus Christus wissen muß - sind dann die Evangelien, die Apostelgeschichte und die Briefe nicht etwas langatmig? Nicht alle Evangelien berichten etwas zur Geburt. Markus tut sich sogar mit der Berichterstattung zur Auferstehung etwas schwer.

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Liebe Forumsmitglieder,

 

als Neuer im Forum möchte ich zunächst allgemein Hallo sagen. Allerdings gehöre ich schon lange zu den Lesern. Jetzt hat mich ein Beitrag von Ralf dazu gebracht, mich doch einmal anzumelden und mich selber an den Diskussionen zu beteiligen.

 

Hallo Ralf,

Deine Betonung von Menschwerdung, Tod und Auferstehung ist mir zunächst einmal sympathisch, auch die Betonung des Botschafters. Nun meine ich aber, daß der nicht so einfach von seiner Botschaft abzulösen ist. Was Du sagst ist völlig richtig hinsichtlich des Inhalts des Ethos Jesu. Allerdings steht auch dieses Ethos im Kontext der Botschaft von der Herrschaft Gottes. Die aber trägt sehr wohl - wie hier schon richtig gesagt wurde - sehr spezifische Züge. Dies kann auch gar nicht anders sein, weil sie eben von einem jetzt geschehenden, endgültigen und unüberbietbaren Handeln Gottes redet, das in Jesu Handeln schon nach den Menschen greift, also nicht etwas aussagt, was sozusagen immer gilt. "Wenn ich mit dem Finger Gottes die Dämonen austreibe, ist Gottes Herrschaft schon zu euch gekommen." - ein Beispiel für diesen Zusammenhang. Jesu Predigt von der in ihm anbrechenden Königsherrschaft seines Vaters hat zwar einen intensiven biblischen und frühjüdischen Hintergrund, auf diesem Hintergrund aber ist sie singulär.

 

Wieso steht das dann aber nicht im Credo? Weil die Predigt von der basileia, von Gottes Herrschaft und Reich ihre Integration im Paschamysterium von Lebenshingabe, Tod, Auferstehung und Erhöhung findet und als Gottesgeschehen ihren Horizont in der Menschwerdung des Sohnes hat. Insofern ist die Formulierung des Credo sachgerecht.

 

Herzlich

Martin Br.

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Hallo Martin,

 

danke für die freundliche Begrüßung!

Ich nutze die Gelegeneheit gleich für einen kleinen Nachtrag. In der Formulierung eines Credo kann ja nie die ganze Fülle des Schriftzeugnisses aufgenommen werden. Vielmehr bildet sie so etwas wie eine verbindliche Lesehilfe, einen Schlüssel des Verstehens, einen Rahmen innerhalb dessen das Schriftzeugnis wahrgenommen werden kann. Also: Die Fülle des Zeugnisses der Evangelien ist sozusagen "eingespannt" in diesen Rahmen zu lesen. Liest man die Evangelien so, vom Credo her, wirklich "theologisch", dann entsteht das, was in der älteren Theolgie als "Theologie der Mysterien des Lebens Jesu" erscheint. Thomas beispielsweise handelt viele Quaestionen lang über die Ereignisse des Lebens Jesu. Guardinis "Der Herr" ist in jüngerer Zeit ein Versuch, der sehr in diese Richtung geht und alles andere als naiv ist (wie manche gemeint haben). Er reflektiert bis in die Form hinein, daß es sich bei den Evangelien eben um kerygmatische Texte handelt, also, unbeschadet des historischen Anspruchs, um Texte, die sozusagen schon vom Credo der frühesten Kirche her und auf es hin verkündigen wollen.

 

Martin Br.

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Hallo Martin,

 

ich war schon so weit, das Credo als Schlüssel für das Verständnis der Evangelien zu bezeichnen und bin dann doch nochmals einen Schritt zurückgegangen.

 

Die Glaubenssätze des Credo sind zunächst einmal Formeln, die aus langen Auseinandersetzungen hervorgegangen sind. Es gab unterschiedliche Meinungen und irgendwann war jeweils der Punkt erreicht, an dem eine Formulierung notwendig und greifbar/möglich wurde.

 

Die wesentlich umfangreicheren Berichte der Evangelien über das Leben (und nicht nur das Sterben und Auferstehen) Jesu verlieren damit ja nicht an Bedeutung - sie waren wohl grundsätzlich unstrittiger. (Wenn ich allerdings z.B. daran denke, wie wir heute zu den Wundern stehen, wundert es mich, dass nicht einige davon im Credo auftauchen.)

 

Wie sieht es aus mit

 

dem Ruf zur Nachfolge,

der radikalen Änderung der Lebensausrichtung

der Öffnung für das Reich Gottes hier und jetzt

der Gottes- und Nächstenliebe

dem Auftrag, die Frohe Botschaft zu verkünden

der Vollmacht zu heilen

...

 

???

 

Herzliche Grüße

Martin

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Hallo Martin,

 

die Pointe des Gedankens ist eigentlich die Wechselseitigkeit. Das Credo ist ein grundlegender, auch normativer Ausgangspunkt. Aber er führt uns nicht nur zur Schrift, sondern umgekehrt beleuchtet diese riesige Textwelt der Schrift in ihrer Unausschöpflichkeit auch die einzelnen Aussagen des Credo. Sonst verdorren sie. Insofern ist die Beziehung nicht einseitig, sondern eben wechselseitig. Wenn man so will: Die Schrift hat immer die größere Fülle, aber gerade deshalb brauchen wir das Credo, um uns in dieser Fülle zu orientieren und nicht zu verlieren. Ich bin also ganz einig mit Dir, daß die Punkte, die Du anführst alle von zentraler Bedeutung sind. Sie wären auch allemal in meiner Sicht "bekenntnisfähig". Auf der anderen Seite müssen sie nicht zwingend hinein und kann ich mit den klassischen Bekenntnissen gut leben. Aber auch Papst Paul VI. hat ja einmal eine eigene Formulierung gewagt.

 

Noch drei Bemerkungen zum Credo:

Es ist ganz richtig, wenn Du sagst, daß die Formulierungen des Credo langsam und in Auseindersetzungen gewachsen sind. Im Hinblick auf letzteres gilt dies vor allem vom Nicaeno-Constantinipolitanum, das ja in den Auseinandersetzungen des 4. Jhdts. seine Gestalt gewinnt. Aber auch hier geht es natürlich letztlich um das richtige Schriftverständnis und die Väter tun sich bitter hart, bis sie sich zu einem philosophisch-technischen Ausdruck durchringen.

Der zweite Punkt: Die Grundstruktur und die Grundaussagen des Credo sind jedoch schon recht früh greifbar. Dies hängt eben auch mit seinem ursprünglichen Sitz im Leben zusammen, der Taufe, als die grundlegende Initiation in die christliche Heilswirklichkeit als ganzer.

Dritter Punkt: Die Formulierungen des Credo tauchen früh, nämlich bei Irenäus, im Zusammenhang dessen auf, was er "regula fidei" nennt. Da wird schon diese Funktion des Credo für das Verstehen des apostolischen Zeugnisses deutlich, wie es sich eben in der Schrift niedergeschlagen hat.

 

Also: Ich plädiere für Schrift und Credo, die sich gegenseitig erhellen - im Raum der lebendigen Kirche.

 

Herzlich

Martin Br.

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