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Ist Missionierung in Deutschland noch möglich?


furor

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Die Statistiken sagen es: Es werden weniger Kirchenbesucher, es gibt weniger Taufen, es gibt weniger katholische Eheschließungen. Gerade junge Leute wenden sich von der Kirche ab.

 

Ist heute hier in Deutschland Missionierung mit größeren Erfolge noch denkbar?

 

Ist nicht speziell die lockere gesellschaftliche Einstellung zum Sex unter Jugendlichen, vor der Ehe, als Spaß oder als Übung für eine Beziehung, ist das nicht schon die ultimative Trennung zur kirchlichen Moral? Und diese sexuelle Freizügigkeit wird von allen "lauten" Medien mit übergroßer Macht propagiert.

 

Treue hat noch eine gewisse Bedeutung, aber mehr eine melancholisch-wehmütige. Eine belastbare Forderung nach Treue, die den Partner bis zur Versorgung hin schützt, ist heute soziologisch unrealistisch. Auch dies eine Medienweißheit, auch dies eine Trennung zur katholischen Kirche.

 

Ist aber in einem Land, in dem eine derartige "Unmoral" propagiert wird und anerkannt ist, eine christliche Missionierung möglich? Und wenn ja, mit welchen Mitteln?

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Ja; indem wir reden über unseren Glauben.

Nö, indem wir Lebensentwürfe vorleben, die Anderen erstrebenswert erscheinen,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Sicher ist, daß wir den Auftrag haben, unseren Glauben zu verkünden. Ob wir unter den aktuellen Bedingungen eine "Erfolgschance" haben, spielt dabei erstmal keine allzu große Rolle. Wenn man in die Kirchengeschichte schaut, oder schlichtweg auf Leute, die heute ihren Glauben leben und anderen davon mitteilen, muß man nicht den Mut verlieren. Es gab und gibt Leute, die es unter viel schwierigeren Bedingungen leben müssen. Und es gibt Orte, an denen erfahrbar wird, daß auch heute Menschen nach Gott suchen und den Zugang zur Kirche finden. Voraussetzung ist vielleicht, den eigenen Glauben zu vertiefen und zu praktizieren - neben der Verkündigung gehört sicher praktizierte Nächstenliebe und vor allem die Feier der Liturgie dazu - und schlichtweg die Türen für Suchende zu öffnen, ihre Fragen zu hören.

 

Man darf dabei sicher nicht erwarten, kurzfristig das ganze Umfeld vor dem Tabernakel kniend zu sehen. Es geht um jeden einzelnen Menschen, den Gott ganz persönlich ruft. Meine Erfahrungen in einer 4000-Seelen-Gemeinde unter 80.000 Nichtkatholiken finde ich nicht entmutigend. Immerhin hatten wir in diesem Jahr schon 4 Erwachsenentaufen, 2 Konversionen und 3 Wiedereintritte. Aber auch wenn die Zahlen erstmal ganz ausbleiben, Du weißt nicht, was auch durch Dein Zeugnis irgendwann wächst.

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Ich würde die kath. Morallehre nicht zum Ausgangspunkt für die Frage nach dem Glauben und die Missionierung machen. Die Sinnhaftigkeit der Morallehre erwächst aus dem Glauben, nicht erwächst der Glauben aus der Morallehre.

 

Treue hat noch eine gewisse Bedeutung, aber mehr eine melancholisch-wehmütige. Eine belastbare Forderung nach Treue, die den Partner bis zur Versorgung hin schützt, ist heute soziologisch unrealistisch. Auch dies eine Medienweißheit, auch dies eine Trennung zur katholischen Kirche.

 

Ich glaube, der Katalog der Tugenden hat durchaus noch seine Gültigkeit. Selbst im Zuhältermillieu wird vermutlich Treue einen hohen moralischen Stellenwert haben, auch wenn wir dem Zuhältermillieu an sich schon die moralische Integrität absprechen.

 

Das tückische an der Tugend ist weiterhin, daß sie gewissermaßen ein knappes Gut darstellt, das damit natürlich besonders wertvoll ist. Wäre es kein knappes Gut, bräuchten wir die Tugend gar nicht zu thematisieren.

 

Die Problematik ist also nicht etwa der Verlust der Tugenden oder ein mangelndes Interesse daran, sondern der Verlust eines Konsens, wo die jeweilige Tugend angebracht wäre. Früher hat man die Treue in der Ehe vorausgesetzt - aber gehalten hat man sie nicht mehr oder weniger als heute. Gegen sie zu verstoßen war eben nur gesellschaftlich nicht opportun - es mußte heimlich geschehen. Nach außen hin war die scheinbar intakte Ehe eine überlebenswichtige Frage. Ehe war eine Solidargemeinschaft, sicherte die Altersversorgung etc. D.h. Treue in der Ehe war sowohl für die kirchliche Lehre als auch für die gesellschaftlichen Strukturen ein identischer Wert.

 

Heute sind wir funktional anders abgesichert. Die Kirche merkt jetzt natürlich, daß es mit dem vermeintlichen Glauben der Schäfchen nicht soweit her ist. D.h. sie muß erstmal wieder mit den Basics des Glaubens anfangen, um jemanden zu motivieren, unter der Ehe eine Lebensentscheidung und keine Lebensabschnittsentscheidung zu sehen.

 

Axel

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Ist heute hier in Deutschland Missionierung mit größeren Erfolge noch denkbar?

 

Ich nehme in deiner Frage an zwei Begriffen Anstoß: »Missionierung« und »Erfolg«.

 

Vielleicht setze ich statt «Missionierung« lieber das einfache »Mission«. Denn die Frage ist ja, ob Christen hierzulande eine Mission für ihr Land haben. – Oder, direkter gefragt: Wo sehe ich meine Mission, meine Sendung.

 

Erfolg – tja. Woran misst sich Erfolg? An fünf Bekehrten, an zehn? An zehntausend?

– »Fürchte dich nicht, du kleine Herde …«

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Ist heute hier in Deutschland Missionierung mit größeren Erfolge noch denkbar?

Gott zum Gruße!

 

Nein, wenn jeder so fragt. Ich halte es für wesentlich effektiver danach zu fragen wie ich meinen Glauben lebe als die frage zu stellen wie andere leben sollen. Denn wenn ich mein christsein überzeugend lebe kommt das andere von allein.

 

Darüberhinaus: Welches Recht haben gerade wir Christen die wir doch soooviel von Liebe und Freiheit reden in anderer Leben Reinzupfuschen?

 

Servus!

Frank

bearbeitet von Frank
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@edith

Das alte Rom ist dann aber auch untergegangen!

 

@Echo Romeo

Richtig, man sollte nicht in Zahlen messen. Manchmal kann die Bekehrung von zwei oder drei Menschen wichtiger sein, als von hundert. Vielleicht, weil Gott sich über zwei oder drei warme/kalte mehr freut als über hundert laue. Außerdem hat nicht jeder die gleichen Möglichkeiten oder Fähigkeiten.

 

@Frank

Auch die Hl. Katharina von Siena hat so angefangen wie du es beschreibst. Sie hat sich zuerst darum gekümmert selbst umzukehren und ihren Glauben zu erneuern bzw. ein besserer Christ zu werden. Erst danach erhielt sie kleinere und größere Gelegenheiten zur Mission, sogar des Papstes, wenn ich mich nicht irre.

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Jau Lars,

 

das ist genau das was ich meine. erst vor seiner eigenen Haustüre kehren, dann hat man vielleicht das recht andere von seinem Glauben zu Überzeugen.

 

Was die doch sehr strengen Moralvorstellungen angeht, die hier angesprochen wurden: Ich lebe auch nicht streng nach der Kath. Morallehre, halte mich trotzdem auf dem Boden der Kirche stehend. Warum? Nun zum einen um in meiner Freundin mehr als nur das Objekt der Begierde zu sehen brauche ich keinen Trauschein. Ich interessiere mich in ersterlinie für sie als Mensch, dann denke ich an ihren Körper (auch beim Sex). Zweitens halte ich sehr viel von Treue. wenn es mit uns zu ende geht, müsen wir uns Trennen, aber erst die trennung, dann wird "etwas mit einer anderen" angefangen.

 

Grüßle!

Frank

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Ich nehme in deiner Frage an zwei Begriffen Anstoß: »Missionierung« und »Erfolg«.

 

Vielleicht setze ich statt «Missionierung« lieber das einfache »Mission«. Denn die Frage ist ja, ob Christen hierzulande eine Mission für ihr Land haben. – Oder, direkter gefragt: Wo sehe ich meine Mission, meine Sendung.

 

Erfolg – tja. Woran misst sich Erfolg? An fünf Bekehrten, an zehn? An zehntausend?

– »Fürchte dich nicht, du kleine Herde …«

Hallo Echo Romeo,

 

das sehe ich nicht so. "Missionierung" heißt ja zunächst einmal, zu anderen das Wort Gottes zu sprechen. Es darf nicht sein, dass wir nur unter uns, in der Gemeinde, den Glauben verkünden, wir müssen auch auf andere zugehen. Anders meine ich das Wort "Missionierung" nicht.

 

Und Erfolg? Der ist wichtig, auch in Zahlen. Jede Zeitschrift feiert ihre Auflage, jede Sendung schaut auf ihre Quoten - und auch wir müssen darauf achten, ob jemand auf unsere Botschaft hört. Jeder einzelne ist wichtig, ganz persönlich. Und wir leben zusammen mit Millionen wertvoller Persönlichkeiten - doch wie viele hören noch auf uns?

 

Zum Erfolg der Missionierung gehört auch die "Missionierung" unserer Kinder. Bei wie vielen in den Gemeinden engagierten Christen scheitert selbst dieses!

 

Tom-Tom, du schriebst: "Meine Erfahrungen in einer 4000-Seelen-Gemeinde unter 80.000 Nichtkatholiken finde ich nicht entmutigend. Immerhin hatten wir in diesem Jahr schon 4 Erwachsenentaufen, 2 Konversionen und 3 Wiedereintritte. Aber auch wenn die Zahlen erstmal ganz ausbleiben, Du weißt nicht, was auch durch Dein Zeugnis irgendwann wächst."

 

So ist es. Aber unser Pfarrer hat mal vor zwei Jahren die Zahlen in unserer Gemeinde in den Vermeldungen abgedruckt. Genau weiß ich sie nicht mehr, aber sie waren etwa so: 60 Sterbefälle, 3 Austritte, 30 Taufen, 2 Wiedereintritte, 20 Kommunionkinder, 10 Firmungen. Bei ca. 5000 Katholiken gesamt.

 

30 weniger bei 5000, das scheint erst mal noch zu gehen. Aber doppelt so viele Sterbefälle und Austritte wie Neuzugänge, und davon auch 1 Drittel ohne Kommunion - das ist dramatisch.

 

Axel, du schreibst: "Ich würde die kath. Morallehre nicht zum Ausgangspunkt für die Frage nach dem Glauben und die Missionierung machen."

 

Ich bin ganz bei dir. Und ich bin bestimmt nicht heilig. Aber es muss doch einen Grund geben, warum heute die Missionierung, auch die nach innen, so schwierig ist. Was hat sich in den letzten 40 Jahren so verändert, dass heute das Christentum so viel weniger ernst genommen wird? Mir fiel zunächst das dramatisch veränderte Sexualverhalten ein, plus Scheidung usw. Vielleicht ist es auch etwas anderes, und ich sehe es nicht.

 

Ich will aber nicht nur miesmachen. Und ich glaube auch nicht, dass es immer so weitergeht. Aber trotzdem: Wir machen doch etwas gründlich falsch, dass gerade jetzt, in einer Zeit der objektiven Sicherheit (Ausnahme: ungeborene Kinder, das ist eine Schande) und des objektiven Wohlstands, der Glaube so verdrängt werden kann!

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Ich bin ganz bei dir. Und ich bin bestimmt nicht heilig. Aber es muss doch einen Grund geben, warum heute die Missionierung, auch die nach innen, so schwierig ist. Was hat sich in den letzten 40 Jahren so verändert, dass heute das Christentum so viel weniger ernst genommen wird? Mir fiel zunächst das dramatisch veränderte Sexualverhalten ein, plus Scheidung usw. Vielleicht ist es auch etwas anderes, und ich sehe es nicht.

 

Ich will aber nicht nur miesmachen. Und ich glaube auch nicht, dass es immer so weitergeht. Aber trotzdem: Wir machen doch etwas gründlich falsch, dass gerade jetzt, in einer Zeit der objektiven Sicherheit (Ausnahme: ungeborene Kinder, das ist eine Schande) und des objektiven Wohlstands, der Glaube so verdrängt werden kann!

Hallo Furor,

 

ich würde bei der christlichen Evangelisation und Mission nicht so sehr auf Zahlen und damit auf Erfolg schauen. Ich muss dabei immer an einem Kernsatz eines Gemeindeleiters denken: "Erfolg kann man planen - eine Frucht hingegen muss wachsen"

 

Wenn wir meinen, es liegt in unserer Hand - die Kirche Jesus Christus erfolgreich zu planen und zu gestalten liegen wir wohl ziemlich falsch. Auch wenn hier und dort "menschliche Erfolge" sichtbar sind - Du erwähnst selbst, daß bei vielen engagierten Christen "die Mission ihrer Kinder" scheitert. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es eben nicht in unseren Händen liegt, wer zum lebendigen Glauben findet und wer nicht...

 

Wir dürfen verkünden, das Wort ausstreuen, unseren Glauben bezeugend leben - aber was es letzlich bewirkt liegt nicht bei uns sondern ALLEIN bei unserem Herrn Jesus Chrstus.

 

 

Du erwähnst Zahlen und Statistiken - aber auch daran lässt sich lebendiger Glaube nicht festmachen. Ich kann durch meine persönlichen Erfahrungen nicht bestätigen, daß "Mission" auch nach innen - schwieriger geworden ist. Ganz im Gegenteil, ich würde eher sagen wir erleben heute in der katholischen Kirche eine neue Erweckung - zum tatsächlich lebendigen Glauben. Menschen hören wieder bewusster das Wort Gottes und finden wieder die Nähe zurück zur Kirche und eben nicht nur, weil sie "weiss" heiraten wollen oder ihr Kind doch zur Taufe, Kommunionen gehen soll - SONDERN weil der Glaube ihnen etwas schenkt, was sie in dieser Welt nicht finden können.

 

Der Glaube wird nicht verdrängt Furor, sondern die Menschen sind auf der Suche nach Antworten. Bringen wir Ihnen Christus, damit ER antwortet!

 

gby

 

Bernd

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