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Gemeinschaftsleben und Verbindlichkeit


Ralf

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Hallo.

 

Ich denke ein Grund des oft beklagten fehlenden Gemeinschaftsgefühl liegt in dem Mangel an Verbindlichkeit, an der Pflichtlosigkeit des religiösen und gemeinschaftlichen Lebens. Enge Beziehung ohne Verbindlichkeit kann es aber nicht geben.

 

In Spanien war ich zu Anfang sehr erstaunt, wie viel von den gleichaltrigen und jüngeren Jugendlichen verlangt wurde. In einem öffentlichen Akt versprach ein jeder, sich (zuerst) mindestens für ein Jahr an die Gemeinschaft zu binden, welches sich äußerte im regelmäßigen Kommen bei der Sonntags- und/oder Samstagsmesse und den Gebeten am Donnerstag sowie wenn möglich einer Übernahme eines "Amtes" in einer der vielen Gruppen oder der Katechese für die ganz Jungen.

 

Sprach ich mit Mitgliedern der großen und beliebten Gruppe, so waren alle von der Wichtigkeit der Verpflichtung überzeugt, "compromiso" (so heißt das, hat hier nichts mit "Kompromiss" zu tun) war immer ein Thema.

 

Was passierte, wenn jemand bspw. sein Versprechen nicht erneuerte (aus welchen Gründen auch immer)? Nun, er/sie war zwar bei Messen und so weiter immer willkommen, klar, war aber eben nicht mehr dabei in den Gruppen, in den Katechesen etc. Das wurde denn auch so gesagt und war klar. Ebenso wurde jemand darauf hingewiesen (der Ton macht die Musik!), wenn jemand sein Versprechen einfach nicht hielt, also nur extrem selten erschien oder so.

 

Das ganze war vollkommen frei, jeder konnte jederzeit gehen. "Rein", also das erste Versprechen ablegen, konnte man übrigens erst nach einem intensiven Kontakt über ein Jahr.

 

Verbindlichkeit. Eine vergessene Tudgend, zumal sie ja nicht bloß christlich ist?

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Deine Beobachtung mag stimmen - mir fällt in deutschen Gemeinden auch eine unwahrscheinliche Unverbindlichkeit auf, wer Sonntags kommt ist eigentlich egal, keiner nimmt wahr, wer da ist oder nicht, ob Neue kommen oder nicht. Gemeinsames Leben, teilen von Freud und Leid - Pustekuchen!

Das ist meiner Meinung nach einer der Hauptgründe, warum freikirchliche Gruppen so einen großen Zulauf haben. Da ist es nämlich anders.

Gleichzeitig sucht gelebter Glaube zwingend nach Verbindlichkeit - ein bißchen glauben, das kann ein Anfang sein, aber auf Dauer geht es nicht.

 

Laura

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Ist es denn ein Wunder?

 

Wenn wir die Zeitung aufschlagen, oder Nachrichten hören, oder "Sabine Christiansen" schauen,.... wird doch fortwährend "Flexibilität" eingefordert.

 

Umziehen, je nach Arbeitsplatz, flexible Arbeitszeiten, endlich mal den Sonntag abschaffen, nicht so furchtbar undynamisch einen festen Tagesablauf herbeisehnen, das sei alles schädlich für die Wirtschaft.

 

Ist es da ein Wunder, daß die Leute sich immer schwerer tun, irgendwas feststehendes zu akzeptieren? Oder überhaupt wahrzunehmen, weil man sie ja ständig in die "Flexibilität" jagd?

 

Ich möchte es mal so sagen: Flexibilität bedeutet, heute nicht zu wissen, ob und wo man morgen arbeitet, zur Kirche geht, wohnt.

 

Solange diese Grundsicherheitssehnsüchte der Menschen aber ständig im Wandel sind, kann man sich kaum auf was anderes konzentrieren.

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Ja, es müßte wieder viel mehr passieren in unseren Gemeinden. Einige sind da ja schon gut dabei.

 

Allein durch unsere Jugendgruppe konnten wir einige wieder für den sonntäglichen Gottesdienst begeistern und sogar für den Ministrantendienst gewinnen.

 

Bei uns gibt es mehrere Leute, die sich gern einbringen würden, aber leider verliert man die Lust, wenn der Pfarrer nichts unterstützt, "boykottiert" und so vieles im Keim erstickt.

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Verbindlichkeit für einen begrenzten Zeitraum? Ich versuche es jetzt mit den Zeiteinheiten: nach den Sommerferien, bis zu den Herbstferien / von den Herbstferien, bis zu den Weihnachtsferien / usw. . Mal sehen, ob das funktioniert.

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Da kann ich Dir, Laura, nur zustimmen in punkto freikirchliche Gemeinde.

Ich denke mal das kommt auch auf die Größe der Gemeinde an. Bei zehn bis zwanzig Leuten fällt halt eher ein neues Gesicht auf als bei 200.

Beispiel: In meinem ehem. Arbeitsort bin ich freitags früh zur Hl. Messe gegangen und bei 10 bis 20 – meist Älteren – fällste als Tweny und neues Gesicht doch auf, und man kommt anschließend ins Gespräch.

Uhu

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Was spricht dagegen, nach gewisser Zeit der Annäherung (siehe meine Erfahrung), eine Art öffentlich gesprochene Verpflichtung einzugehen. Nicht umsonst ist bspw. die Taufe ein öffentlicher Akt, obwohl das nichts mit der Gültigkeit zu tun hat.

Ein paar Leute, die "eh" dabei sind, können ja mit gutem Beispiel vorangehen.

 

Martin, Du könntest doch zu Beginn Deiner Sache da vor Deiner Gruppe mit einem richtig klar formulierten Text deine persönliche Verpflichtung bekannt geben. Und andere dazu einladen es ebenso zu tun. Vielleicht e vorher ansprechen, damit die Beteiligten nicht denken "Was geht denn jetzt ab?"

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