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Kinder verlassen oder aussetzen?


Martin

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Die Wirtschaftskrise in Kasachstan zwingt viele Eltern, ihre Kinder zu verlassen oder auszusetzen. Sie können beim besten Willen nicht mehr für die Ernährung ihrer Kinder aufkommen. Dies berichtet der Franziskanerpater P. Guido Trennani ofm aus Kasachstan.

 

Diese schreckliche Neuauflage des Märchens "Hänsel und Gretel" der Gebrüder Grimm soll nach dem Willen der Franziskaner wenigstens im kleinen Dörfchen Talgar ein "happy end" bekommen: Die Franziskaner wollen dort ein Kinderdorf aufbauen und eine Mini-Bäckerei einrichten. 280 bis 300 kg Brot täglich soll diese neue Mini-Bäckerei in Talgar herstellen. Brot, das den verarmten Kindern dieser Region Kasachstans zugute kommen soll.

 

Die Franziskaner vor Ort wollen mit diesem Projekt verschiedene Bedürfnisse adressieren: Mit einem Teil des Brotes kann man die hungrigen Kinder ernähren. Älteren Jugendlichen kann man in der Bäckerei eine Ausbildung anbieten und Arbeit geben. Und mit dem Erlös aus dem Verkauf des Brotes kann man den anderen Kindern dieser Gegend wirksam helfen. Mit dem Bau eines Kinderdorfes haben die Franziskaner schon begonnen: Ein erstes Haus, das 20 Kinder beherbergt, steht schon. Weitere 4 Häuser sollen renoviert oder gebaut werden. Dann können die Franziskaner in diesem Dorf bis zu 150 verlassenen Kindern eine Zukunft bieten.

 

Wie die Franziskaner berichten, gibt es allein in Almaty mehr als 10 Waisenhäuser mit 200 oder mehr Kindern. Ganz zu schweigen von der unbekannten Zahl von Kindern, die auf der Straße leben.

 

 

Ich kann mir das einfach nicht vorstellen - wie können Eltern ihre Kinder allein lassen oder aussetzen?  

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Zitat von Martin am 11:38 - 13.März.2002

 

 

Ich kann mir das einfach nicht vorstellen - wie können Eltern ihre Kinder allein lassen oder aussetzen?  

 

verzweiflung und fehlende perspektive

 

sehr traurig, das ganze...

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Das heißt, sie würden ihr Leben retten wollen (oder ggf. nur bessere Lebensbedingungen anstreben) auf Kosten des Lebens der eigenen Kinder?

 

Ob die Franziskaner da nicht etwas übertreiben? Oder vielleicht auch nur Hintergründe nicht nennen, z.B. Alkoholismus?

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Zitat von Martin am 13:52 - 13.März.2002

Das heißt, sie würden ihr Leben retten wollen (oder ggf. nur bessere Lebensbedingungen anstreben) auf Kosten des Lebens der eigenen Kinder?

 

warum so überrascht? passiert doch hier in deutschland auch ständig

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Zitat von Martin am 13:52 - 13.März.2002

Das heißt, sie würden ihr Leben retten wollen (oder ggf. nur bessere Lebensbedingungen anstreben) auf Kosten des Lebens der eigenen Kinder?

 

Es ist tatsächlich schockierend. Aber ich möchte gar nicht wissen, was du und ich in ausweglosen Situationen alles machen würden, um unsere Haut zu retten

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Es gibt wohl so einiges, was wir im kuscheligen Nest uns nicht vorstellen können. Meine Tante war kurze Zeit  Kinderärztin in den ärmsten ländlichen Regionen Rumäniens. Die Kinder, die man hatte, konnte man oft kaum am Leben erhalten. Kam dann noch eins "zuviel", ließ man es einfach verhungern und rief den Arzt erst  wenn es zu spät war. Es ging dabei nicht nur um das eigene Überleben, sondern auch um das der Familie.

 

Mein Nachbar, der noch die karge Nachkriegszeit in Bayern miterlebt hat, weiß von vielen ähnlichen Fällen zu berichten. Alte, Kranke und Säuglinge waren für die ärmsten Bauernfamilien nicht tragbar, man war da oft nicht zimperlich.

 

Martin: >Ich kann mir das einfach nicht vorstellen - wie können Eltern ihre Kinder allein lassen oder aussetzen?   <

 

Ich kann mir noch ganz anderes vorstellen, Martin. Auch wenn es weh tut, sich derartige Lebensumstände vorzustellen. Ich kann mir auch Situationen vorstellen, in denen ich mein eigenes Kind töten würde, um es vielleicht vor Schlimmerem zu bewahren. (Ketzerverbrennungen, KZs, oder ähnl.) Die Frage ist nur, ob ich es mir vorstellen WILL. Und um ehrlich zu sein, will ich mich derzeit lieber mit erfreulicheren Dingen beschäftigen.  

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Hallo, Martin!

Ich hab zwar keine Kinder, aber die Vorstellung, so einen Zwerg einfach auszusetzen- also da dreht sich mir alles.

Ich habe zu der Zeit als die Mauer fiel, und unzählige DDR-ler in den Westen kamen mal in der Zeitung gelesen, das manche Eltern ihre Kinder einfach dort liessen. Die gingen weg, mit der Absicht, nicht wieder zu kommen, und sperrten die Kinder in die verlassenen Wohnungen!

Aber andererseits ist es im Grunde nicht schrecklicher, als wenn jemand sein eigenes Kind umbringt, bzw umbringen lässt.

 

Spocky

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Martin, wir kennen eine wahre Geschichte, in der eine tibet.

Mutter ihr eigenes Blut in Wasser getan hat - mehrfach-

damit ihre Kinder überleben. Und sie haben überlebt.

(Bei den Verfolgungen in China)

 

Aber ich denke, es kann eine Form der Verzweiflung geben,

in der man nur noch in Sackgassen denken kann. So geschehen auch manche Beziehungstötungen.

Mein Mann hat viel Not gesehen und Menschen,die niemals

ein Heim hatten, nur Hunger und Not kennen, konnten solchen Luxus wie behütende  Liebe gar nicht immer leisten.

Die müssen überleben.

Im Krieg wurden Kinder nach Litauen geschickt, damit

sie bei den Litauern überleben. Die heissen heute "Wolfskinder", weil sie teilweise in den Wäldern

überlebten. Viele wissen bis heute nicht, wo sie herkommen.

Die Eltern hatten nur den Gedanken, daß die Kinder überleben, egal wo.

 

 

 

Da ist nur noch Verzweiflung angesagt.

Wenn wir hie runsere süßen hübschen Kinder anschauen,

da bricht einem ja fast das Herz, wenn die sich in den Finger

schneiden usw. Aber das ist wirklich Luxus pur...draussen

sieht es oft ganz entsetzlich aus. Allein die Lage

der "Daliths", der Unberührbaren in Indien ist so grauenhaft, daß wir uns hier zu Tode schämen müssen,

solche Dinge zuzulassen.

 

Gruss, jeru

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Zitat von jeru am 17:24 - 13.März.2002

 

daß wir uns hier zu Tode schämen müssen, solche Dinge zuzulassen.

 

Liebe jeru,

 

du kannst so etwas lediglich zu Kenntnis nehmen und vielleicht lautstark protestieren. Nur, in den betroffenen Ländern hört dich niemand, geschweige denn, dass jemand auf DICH hören würde.

 

Du kannst also getrost am Leben bleiben.

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Zitat von Martin am 11:38 - 13.März.2002

 

Ich kann mir das einfach nicht vorstellen - wie können Eltern ihre Kinder allein lassen oder aussetzen?  


 

Hallo Martin,

ich weiß von Kasachstan nicht viel. Aber unter extremen Umständen ist vieles möglich, was wir uns nicht vorstellen können.

Ich habe letztes Jahr das Buch "Die Nacht zu begraben Elischa" von Eli Wiesel gelesen. Ein autobiografischer Roman über die Nazizeit. Was da alles möglich war...

Ich hab nur noch geheult.

Ich bin dankbar, dass ich so leben kann, wie ich leben kann.

Sapele

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Hallo pedrino,

 

Du schriebst:

 

"Liebe jeru, du kannst so etwas lediglich zu Kenntnis nehmen und vielleicht lautstark protestieren. Nur, in den betroffenen Ländern hört dich niemand, geschweige denn, dass jemand auf DICH hören würde. Du kannst also getrost am Leben bleiben."

 

Ich kann mich des Gefühls einfach nicht erwehren, daß Deine Haltung völlig destruktiv ist. Schlimmer noch: Du scheinst mit Deinem Sarkasmus das Nichtstun-wollen auch noch zum Maß der Moral erheben zu wollen!

 

Durch Untätigkeit ist schon viel Übles in der Welt geschehen (siehe Naher Osten.) - Es ist natürlich sehr einfach und bequem, einen lockeren Spruch abzulassen und sich das kratzt-mich-alles-nicht-Mäntelchen umzuhängen. Aber dann, lieber pedrino, bist Du hier meines Erachtens vollig falsch. So wie ich kath.de und seine Communio verstehe, wollen wir nicht debattieren sondern Verstand und andere Tugenden einsetzen, um etwas zu bewegen.

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Hallo Martin,

Jaspar Becker beschreibt in seinem Buch >>Hungry Ghosts: China´s Secret Famine<<  (erschienen 1996) die große chinesische - bewusst von Mao und der kommunistischen Tyrannei herbeigeführte - Hungersnot von 1959 bis 1961. Nach offizielen Zahlen der heutigen chinesischen Regierung sind ihr 20 Millionen Menschen zum Opfer gefallen, Andere gehen sogar von 48 Millionen aus. Jedenfalls zitiert er einen Bericht der Provinzregierung von Henan, in dem 63 Fälle sogenannter "Abkommen auf Gegenseitigkeit" dokumentiert sind. Die Bauern tauschten ihre Kinder aus, um sie zu essen.

 

Charlene

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