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Katholische Kirche und Demokratie


mr94

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Katholische Kirche und Demokratie

 

Die Demokratie ist ein politisches System, in dem die Bürger aufgerufen sind, ihre Machthaber zu bestimmen und zu kontrollieren. Sie sind nicht mehr willkürlich regierte Objekte, sondern übernehmen Verantwortung. Oder anders gesagt: Personen, die in einer Gemeinschaft leben, nehmen ihre individuelle und kollektive Zukunft in die Hand und unterschreiben einen Gesellschaftsvertrag. Die Abstimmung ist der Ausdruck dieses Vertrags und das Instrument seiner Kontrolle.

 

Die Kirche hatte in früherer Zeit der Freiheit und dem Verantwortungs- bewusstsein des Volkes misstraut; es hat aber ein Gesinnungswandel stattgefunden, und heute findet sie, dass es der Natur des Menschen entspricht, in Freiheit aktiv an der Verwaltung des Gemeinwesens teilzuhaben und die Regierenden zu bestimmen. Neulich haben die französischen Bischöfe erklärt, die Demokratie sei das humanste Regierungsmodell.

 

Warum wendet dann aber die Kirche dieses Modell nicht bei ihrer internen Organisation an? Weil - so lautet die Antwort - die Kirche keine Demokratie ist. Sicher wird kein politisches Regime der Kirche als Gemeinschaft des Heils und der Gnade gerecht - Christus allein ist ihr Herr -, weder die Monarchie noch die Demokratie. Aber viele Elemente ihrer Strukturen hat sie dem monarchischen Modell entlehnt.

 

Die Kirche ist zwar keine eigentliche Demokratie, aber sie sollte demokratisch funktionieren. Ihre Funktionsweise und ihre Struktur läßt ihre spirituelle Realität durchschimmern. Nun gibt es eine tiefe Verwandtschaft zwischen den demokratischen und den evangelischen Tugenden. Die Prinzipien der Freiheit, der Gleichheit und der Brüderlichkeit widersprechen dem Evangelium überhaupt nicht. Die Demokratie ist nicht eine Anarchie; ein demokratisches Volk ist nicht eine unförmige Masse, die einfach ihren Impulsen folgt; es bestimmt selber die Regeln seines Handelns. Das Recht und die Verfassung basieren auf einer ethischen Verpflichtung: aus der Gewalt oder der Kraft nicht die letzte Instanz der menschlichen Beziehungen machen. Für das Volk der Getauften ist demokratisches Zusammenleben das Gebot der Geschwisterlichkeit. Die christliche Gemeinschaft sieht sich als Volk von Brüdern und Schwestern, vom gleichen Vater zusammengerufen. Die Quellen der Kirche sind apostolisch, also kollegial, wodurch sie sich von jeder Monarchie deutlich unterscheidet. Der Heilige Geist ist vorbehaltlos auf der ganzen Gemeinschaft der Gläubigen ausgegossen, nicht nur auf einigen Privilegierten, so dass allen, auf jeder Stufe, Verantwortung übertragen wird. Selbst die Gleichberechtigung, ein demokratisches Element, auf das in unseren modernen Gesellschaften nicht verzichtet werden kann, ist dem Evangelium nicht fremd, denn es sagt uns, in der Gefolgschaft Jesu hätten sich auch Frauen befunden. Sie spielten in der Urkirche eine wichtige Rolle und empfangen die gleiche Taufe wie die Männer, mit den gleichen Rechten.

 

Man stellt sich allzu oft vor, in einer kirchlichen Demokratie würde Gott durch das Volk ersetzt. Aber auch in einer zivilen Demokratie ist niemand die Inkarnation der Macht, sie wird nur provisorisch und symbolisch den Gewählten übertragen. Niemand hat die Wahrheit gepachtet, man nähert sich ihr nur durch Diskussionen und Kommunikation. In einer kirchlichen Demokratie hat niemand das Recht, sie an die Stelle Dessen zu setzen, der jede Wahrheit begründet. Dieser Platz muss leer bleiben, will man dort nicht einen Götzen herrschen sehen.

 

Die Kirche kann sich nicht in der Vergangenheit einschließen, wo ihr die monarchischen Prinzipien für ein gutes Regieren geeigneter schienen. Der Aufruf der Demokratie richtet sich direkt an sie, und davon wird ihre Glaubwürdigkeit abhängen.

 

Quelle (partenia.org)

 

Vorbeugend möchte ich noch erwähnen, dass ich gern Eure Meinungen dazu hören möchte. Das Zitat ist nicht als Provokation im negativen Sinne intendiert.

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Unter dem Anschein der Plausibilität verbergen sich ein paar dicke Klöpse, so zum Beispiel:

 

»Die Quellen der Kirche sind apostolisch, also kollegial, wodurch sie sich von jeder Monarchie deutlich unterscheidet.«

 

Ach ja? Ich dachte, die Autorität der Apostel rühre von ihrem Gesandt-Sein durch den Sohn her. Da ist doch wohl eine »Autorität von oben«, die einsetzt — und nicht eine Abstimmungsentscheidung, durch die die Apostel ihre Vollmacht erhalten.

 

Das Problem scheint mir zu sein, dass der Autor dieser Zeilen ein Gesellschaftssystem verabsolutiert. Monarchie erscheint anachronistisch — auch wenn ich vermute, dass der Demokratie ihre geschichtliche Bewährungsprobe erst noch bevorsteht – und unter der Flagge »Demokratie« lässt sich vieles verkaufen …

 

Christkanzler Halleluja?

bearbeitet von Peter Esser
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Hallo!

 

Wie ist das eigentlich mit dem "Königreich Gottes"?

 

Ist das eine Demokratie?

 

Ich finde herkömmliche Maßstäbe von Monarchie oder Demokratie passen da nicht. "Reich Gottes" ist sowohl "herrschaftsfreier Raum" als auch Herrschaft Gottes!

 

Herrschaftsfreier Raum, in dem Sinne, dass keiner beanspruchen darf über den anderen zu herrschen. "Wer der Größte sein will, sei der Diener aller". Herrschaft Gottes wird deutlich im gegenseitigen Dienst.

 

Eine solche Praxis findet sich weder in der Monarchie als auch in der Demokratie.

 

Der Verweis auf die Kollegialität der Apostel und der Kollegialität der BIschöfe könnte noch ergänzt werden durch den Passus, das die Kirche in ihrer Gesamtheit nicht irren kann, oder der Glaubenssinn des Volkes Gottes. Benedikt hat in seiner Mönchsregel den Passus, dass der Abbas bei schwierigen Entscheidungen den jüngsten fragen soll, weil der Heilige Geist oft durch die Jüngsten sprechen will. Kollegialität ist nicht Merheitsdemokratie sondern "Einigkeit oder Einmütigkeit im Geiste".

 

"Demokratie" in der Kirche sollte das Bemühen sein "Einmütigkeit" zu erreichen. Das setzt voraus, Konflikten nicht auszuweichen sondern sie auszuhalten und zuzulassen.

 

Franz-Xaver

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Hallo Mr,

 

Katholische Kirche und Demokratie

 

Der Heilige Geist ist vorbehaltlos auf der ganzen Gemeinschaft der Gläubigen ausgegossen, nicht nur auf einigen Privilegierten, so dass allen, auf jeder Stufe, Verantwortung übertragen wird.

Quelle (partenia.org)

 

Der HEILIGE GEIST ist Person - und nicht ausgegossen.

Ausgegossen ist die Begeisterung die ER schafft.

 

Die Gläubigen unterscheiden sich im Grad des Gehorsams zum HEILIGEN GEIST GOTTES.

Ist der Grund warum JESUS, SEINE IHM ergebene Jünger zu H i r t e n der Christenheit gemacht hat - und niemand anderen.

 

Die Kirche ist eine THEOkratie (=GOTTESherrschaft) und nicht eine Demokratie (=Volksherrschaft).

Deshalb ist einzig und allein der HEILIGE GEIST GOTTES befugt zu bestimmen wer welche Position in der Kirche einnehmen darf.

 

Sollte jemals Demokratie, noch so schön theologisch verbrämt, Einzug in die Kirche halten wird sie der HEILIGE GEIST verlassen.

 

Und eine Kirchenattrappe zurücklassen.

 

 

 

Gruß

josef

bearbeitet von josef
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Die Gläubigen unterscheiden sich im Grad des Gehorsams zum HEILIGEN GEIST GOTTES.

Jaja... Und der gehorsamste...

 

 

 

 

 

Ich frage mich, was der Autor eigentlich will. Sollen Priester künftig gewählt werden wie Bürgermeister?

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Ich frage mich, was der Autor eigentlich will. Sollen Priester künftig gewählt werden wie Bürgermeister?

Vielleicht hilft es, den ganzen Text zu lesen. Der Link war im ersten Beitrag enthalten.

 

Der Autor ist wohl nicht Gaillot.

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Ich frage mich, was der Autor eigentlich will. Sollen Priester künftig gewählt werden wie Bürgermeister?

Vielleicht hilft es, den ganzen Text zu lesen. Der Link war im ersten Beitrag enthalten.

 

Der Autor ist wohl nicht Gaillot.

Ich finde es beschämend, wenn man hier versucht, dem Haus Gottes in ein primitives politisches System aufzusetzen.

bearbeitet von Hallo
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Hallo,

 

wenn es eine Demokratie ist, wieviel Stimmen hat Jesus, wieviel Gott? Koennen wir Jesus ueberstimmen?

 

Was wenn die Mehrheit der Christen zB stimmt, dass es keine Auferstehung gegeben haben kann?

 

Letztens gab es diese Umfrage, nach der eine grosse Anzahl Katholiken nicht an Leben nach dem Tod glaubt, oder an Reinkarnation usw. Gewissen Dinge kann man nicht demokratisch loesen. Das gilt leider auch fuer diese Diskussion des gemeinsamen Abendmahles. Wenn der katholische Standpunkt wahr ist, dann kann die Kirche nicht anders handeln.

 

Demokratie schoen und gut, gewisse Tatsachen lassen sich nicht demokratisch entscheiden.

 

Max

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Hallo,

 

wenn es eine Demokratie ist, wieviel Stimmen hat Jesus, wieviel Gott? Koennen wir Jesus ueberstimmen?

 

Was wenn die Mehrheit der Christen zB stimmt, dass es keine Auferstehung gegeben haben kann?

 

Letztens gab es diese Umfrage, nach der eine grosse Anzahl Katholiken nicht an Leben nach dem Tod glaubt, oder an Reinkarnation usw. Gewissen Dinge kann man nicht demokratisch loesen. Das gilt leider auch fuer diese Diskussion des gemeinsamen Abendmahles. Wenn der katholische Standpunkt wahr ist, dann kann die Kirche nicht anders handeln.

 

Demokratie schoen und gut, gewisse Tatsachen lassen sich nicht demokratisch entscheiden.

 

Max

Hallo Max,

 

über Lehre kann man natürlich nicht abstimmen, aber über Macht könnte man das schon.

So könnten etwa Ämter unter Mitwirkung von Laien besetzt werden oder es könnten alle Ämter, auch das Amt des Papstes zeitlich begrenzt werden,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Hallo,

 

wenn es eine Demokratie ist, wieviel Stimmen hat Jesus, wieviel Gott? Koennen wir Jesus ueberstimmen?

 

Was wenn die Mehrheit der Christen zB stimmt, dass es keine Auferstehung gegeben haben kann?

 

Letztens gab es diese Umfrage, nach der eine grosse Anzahl Katholiken nicht an Leben nach dem Tod glaubt, oder an Reinkarnation usw. Gewissen Dinge kann man nicht demokratisch loesen. Das gilt leider auch fuer diese Diskussion des gemeinsamen Abendmahles. Wenn der katholische Standpunkt wahr ist, dann kann die Kirche nicht anders handeln.

 

Demokratie schoen und gut, gewisse Tatsachen lassen sich nicht demokratisch entscheiden.

 

Max

Hallo Max,

 

über Lehre kann man natürlich nicht abstimmen, aber über Macht könnte man das schon.

So könnten etwa Ämter unter Mitwirkung von Laien besetzt werden oder es könnten alle Ämter, auch das Amt des Papstes zeitlich begrenzt werden,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Hallo Matthias,

 

du hast ja recht. Aber es sind nicht immer Laien, die die beste Wahl treffen koenne. Es muessen gutinformierte Laien sein. Wenn ich alle Katholiken nehmen wuerde von denen nach dieser Umfrage bald die Haelfte weder an Auferstehung, Leben nach dem Tod noch an Gott glaubt, dann wuerden die zwar demokratisch jemanden waehlen, aber ob der dann der rechte waere?

 

Bloss, wie bestimmt man wer der beste sein koennte?

 

gruss

 

max

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Hallo Max,

 

es gibt eine Reihe Bedenken gegen die Mitwirkung von Laien bei der Besetzung von Ämtern.

Ich möchte zwei nennen:

1. Laien sind nicht gut informiert

Das ist in der Tat richtig, aber man könnte eine Art Wahlmännerverfahren organisieren.

2. Viele Laien sind in Verbänden engagiert und agieren deshalb wie Funktionäre.

Das ist sicherlich ein sehr berechtigter Einwand, aber den kann man eben auch durch so etwas wie Wahlmänner vorbeugen.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

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