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St. Blasius und der Blasiussegen


Olezinsky

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Ein Heiliger des Monats Februar– Sankt Blasisus

 

Erstaunen mag es bei manch einem Nicht-Katholiken auslösen, wenn er zufällig einer Messe beiwohnt, an deren Ende den knienden Gläubigen vom Priester unter zu Hilfenahme zweier gekreuzter Kerzen der Blasiussegen gegen allerlei Erkrankungen des Rachenraumes gespendet wird. Warum ausgerechnet dieser Heilige mit seinem sehr speziellen Hilfsangebot bis heute so populär geblieben ist, ist kaum erklärbar. Als einer der vierzehn Nothelfer hilft er auch gegen wilde Tiere und Stürme. Er hat jedenfalls allen Anfechtungen eines wankelmütigen Zeitgeistes widerstanden und auch in diesem Jahr – sein Fest ist am 3. Februar – werden ihn viele dankbar in Anspruch nehmen. Weniger glückliche Zeitgenossen wenden sich ausschließlich an den HNO-Arzt.

 

Der heilige Blasisus bleibt eine legendäre, jedenfalls historisch kaum überprüfbare Figur, in dessen Lebensgeschichte Idealvorstellungen und tatsächliche Überlieferungen christlicher Milde, Einsiedelei, Wundertätigkeit und Opferbereitschaft eingegangen sein dürften. Zur Zeit der Kaiser Licinius oder Diokletian soll er als Sohn reicher christlicher Eltern, als Arzt und schließlich als Bischof in Sebaste in Armenien gelebt haben. Während einer Christenverfolgung um das Ende des dritten Jahrhunderts wurde er von seiner Gemeinde zur Flucht gedrängt, da er vielen Menschen, egal ob arm oder reich selbstlos beigestanden hatte. Er versteckte sich in einer Hölle und half den Tieren des Waldes ebenso, wie den Menschen. Er befreite sie aus Fallen, pflegte sie  und beschützte sie in seinem Versteck. Einer armen Frau brachte ein Wolf auf Befehl des Blasius ihr geraubtes Schwein zurück. Als man den Heiligen schließlich doch einfing, versuchte ihn der römische Statthalter mit allerlei schönen Versprechungen  (wie heutzutage) und vielfältigen Martern zum Abfall vom Glauben zu bewegen. Unter anderem piesackte man ihn mit Wollkämmen, weshalb er neben seinem Patronat für Ärzte, Bäcker, Bauarbeiter, Maurer, Steinhauer, Gipser, Schneider und Nachtwächter auch in Anliegen des Wollkämmer-Gewerbes angerufen wird. Windmüller und Blasmusikanten baten ihn in Deutschland um Fürbitte, weil sie ihn wegen seines Namens für das Pusten und Blasen für zuständig hielten.

 

Blasisus und seine Leidensgefährten, sieben Frauen und zwei ihrer Söhne, blieben aber standhaft, schwörte dem Christentum nicht ab und wurde schließlich enthauptet. Vorher soll der Heilige aber zu Gott gebetet haben, dass Menschen mit Hals- oder sonstigen Leiden, die in seinem Namen Gesundheit erbitten, erhört würden. Eine andere Geschichte erklärt seine Wirksamkeit gegen Halskrankheiten damit, dass er einen kleinen Jungen von einer verschluckten und im Hals steckengebliebenen Fischgräte befreit und so vor dem sicheren Erstickungstod bewahrt haben soll. Jedenfalls wurde Blasisus nicht nur bei Halsleiden, sondern auch für das Wohl des lieben Viehs angerufen. Seine Symphatie zu den Tieren mag dafür verantwortlich sein, dass man früher, in seinem Namen kranken Rindern gesegnetes Wasser gab, um sie zu heilen. (Dies dürfte in Moabit aber nie eine große Rolle gespielt haben.) Die Tiere des Waldes jedenfalls sollen nicht weniger um ihren Beschützer getrauert haben, als die Christen um ihren Bischof.

 

Die St. Blasius Verehrung kann man seit dem 6. Jahrhundert im Ostennachweisen. Der Blasiussegen wird  seit dem 11. Jahrhundert erteilt. In späteren Jahrhunderten wurden an seinem Schrein im englischen Canterbury Wunder beansprucht. Ab dem 14. Jahrhundert wurde er zum Nothelfer. Bekannt ist das Benediktinerkloster St. Blasien, das seinen Namen trägt. Dargestellt wird er u.a. in der Unterkirche von St. Clemente in Rom und im Braunschweiger Dom.

 

Aus der Heiligenlegende:

Nachdem man Blasius gefoltert hatte forderte ihn der Statthalter Agrikolaos auf, endlich die römischen Götter anzubeten. Der Heilige antwortete: „Ich fürchte dich nicht und werde meinem Gott treu bleiben.“ Daraufhin wollte man ihn in einem Teich ertränken. Blasius machte aber über dem Wasser ein Kreuz und stand darauf, wie auf festem Boden. Seine Peiniger forderte er auf: „Wenn eure Götter wahre Götter sind, so will ich ihre Macht sehen. Kommt zu mir auf dem Wasser.“ Alle fünfundsechzig Männer, die dies versuchten, ertranken dabei.

 

In alten Heiligenlegenden geht es weniger pastoral und zimperlich zu, als in unserer modernen Glaubensverkündigung. Trotzdem kann man an den Blasisus Geschichten sehr schön erkennen, wie die Heiligenverehrung letztlich immer wieder auf Jesus Christus und die Bibel ausgerichtet ist: Blasius half (und hilft) andern, war aber auch wie Christus hilflos in Todesnot  (vgl. Matthäus Kap. 27, Vers 42). Gott gab ihm sogar einen Glauben und eine Wundermacht, die ihn wie Christus über das Wasser gehen ließ (vgl. Matthäus Kap. 14, V.22ff.). Die Teich-Geschichte außerdem erinnert an die Gottesprobe des Elia und der Baalspropheten auf dem Berg Karmel ( vgl. 1. Könige Kap. 18). Die Blasius Tradition lädt uns dazu ein, uns in einfachem Vertrauen mit einem uralten Segen beschenken zu lassen und an die zahllosen Christen zu denken, die für Gott Schlimmes zu ertragen bereit waren. Auch wenn wir wenig Konkretes über ihn wissen, ist die Figur des heiligen Blasius sicher ein Vorbild.

Olaf Lezinsky

 

Quellen: Lexikon für Theologie und Kirche, Freiburg 1994, Das große Buch der Heiligen, München 1978/1996, The Oxfort Dictionary of Saints, Oxford/New York 1992.

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