Jump to content

Schulischer Reli-Unterricht


Ralf

Recommended Posts


Zitat von Stefan am 19:42 - 18.Januar.2002

Hallo Sven,

 

welche Kriterien sind es Deiner Meinung nach, die eine anerkannte von einer nicht anerkannten Glaubensgemeinschaft unterscheiden? Ist ein Glaube nur deshalb "ungeeignet", weil er jung ist?

 

Gruß

Stefan


 

Hallo Stefan!

 

Ich hab da einen Ausflug in die Juristiktion gemacht.

Genau kann ich dir das auch nicht erklären was denn nun juristisch eine anerkannte Religionsgemeinschaft ist - sorry.

Ich weiß nur, dass die großen Kirchen und die Zeugen es sind.

 

 

Gruß

 

Sven

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Sven,

 

Du brauchst mir ekien juristisch einwandfreie Antwort geben, dafür ist ja der andere Sven zuständig. ;)

 

Ich formuliere meine Frage mal anders: Findest Du es fair, dass Deine Religion bestimmte Privilegien hat, die anderen Glaubensgemeinschaften nicht zustehen?

 

Gruß

Stefan

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Also ...

 

Der Reliunterricht geht ja auf ein Konkordat, also einen Verterag, zurück; geschlossen wurde er zwischen römisch-katholischer Kirche und Staat.

Natürlich mag es nicht gerecht sein, aber in deutschland herscht ja Vertragsfreiheit.

Der Staat kann sich sicher aussuchen, mit wem er über sowas überhaupt Verhandlunge führen will oder nicht.

 

Obige Betrachtungsweise lässt natürlich noch eines außen vor: es gibt auch gefähliche Religionsgemeinschaften. Der Satanisten-Proßess zeigt es eindrucksvoll.

 

Die Gesellschaft - alle nicht nur die Gläubigen - hat ein interesse daran, dass jedes einzelne Mitglied einige Grundwerte anerkennt. Das kann man bei den Satanisten wohl nicht behaupten und ebenso bei den Sientologen, die ja den Staat unterwandern und kontrolieren wollen, ist das wohl nicht der fall.

 

Gruß

 

Sven

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kurz zur Versetungsrelevanz des Faches Religion:

 

Bei uns in Niedersachsen wird man nicht versetzt, bzw. erhält keinen Abschluss, wenn man eine 6 ohne Ausgleich oder zwei 5en ohne Ausgleich hat.

 

Religion ist ordentliches Unterrichtsfach und daher sowohl (wenn 5) zum Sitzenbleiben wie auch zum Ausgleich geeignet.

 

Daher also versetzungsrelevant.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Aber versetztungsrelevant war Religion meiner Meinung nach nichtmal bei uns in Bayern. Reli, Sport, Handarbeit und Kunst waren keine Vorrückungsfächer, oder kommt mir das nur in meiner Erinnerung so vor, weil es wirklich kaum möglich war, in einem dieser Fächer durchzufallen?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Sven,

 

Du hast meine Frage nicht beantwortet.

 

Also noch einmal: Findest Du es fair, dass Deine Religion bestimmte Privilegien hat, die anderen Glaubensgemeinschaften nicht zustehen, z.B. das Privileg, mit dem Staat einen Vertrag über den Religionsunterricht einzugehen?

 

Gruß

Stefan

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Stefan

 

Auch wenn die Frage nicht an mich gerichtet war: ich hätte nichts dagegen, auch anderen Glaubensgemeinschaften den Status der "Körperschaft des öffentlichen Rechts" zuzuerkennen, wie den verschiedenen islam. Dachverbänden, Scientologen, Mormonen etc.

Dass die Gläubigkeit der Mitglieder nichts mit staatlichen Privilegien zu tun hat, sieht man ja an Ländern wie den USA. Deren System, der nicht wie in Frankreich eher feindlichen strikten Trennung Kirche-Staat, sondern einer freundlichen, die auch anderen Gemeinschaften die gleichen Rechte zugesteht (diese Rechte wären natürlich gringer), das gefällt mir ganz gut.

 

Paz Y Bien,

Ralf

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Ralf,

 

auch wenn ich anders darüber denke, halte ich Deine Meinung für konsequent und plausibel.

 

Gruß

Stefan

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen


Zitat von Stefan am 21:04 - 18.Januar.2002

Hallo Sven,

 

Du hast meine Frage nicht beantwortet.

 

Also noch einmal: Findest Du es fair, dass Deine Religion bestimmte Privilegien hat, die anderen Glaubensgemeinschaften nicht zustehen, z.B. das Privileg, mit dem Staat einen Vertrag über den Religionsunterricht einzugehen?

 

Gruß

Stefan

 

 


 

Ich umging das Wort "fair", weil es wohl wenig passt.

Wer glaubt der Staat wäre Wert-neutral der sollte sich mal die Präambel des Grundgesetzes durchlesen und gleich weiter mit dem Grundrechtekatalog der sich der Präambel bekanntlich gleich anschließt.

 

Vieleicht ist es unfair Glaubensgemeinschaften die sich gegen diesen Wertekanon richten nicht die Möglichkeit zu geben Religionsunterricht an staatlichen Schulen zu geben, aber ich finde das als Deutscher voll o.k.

 

 

Gruß

 

Sven

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zum Thema versetzungsrelevanz:

 

Also wenn jemand Religion schon gelegt, dann doch bitte mit allen Konsequenzen. Schließlich ist keiner gezwungen Religion zu belegen. Als ordentliches Lehrfach ist es natürlich auch versetzungsrelevant.

 

Ich hab das aber eher umgekehrt gehört, dass jemand ne schlechte Mathezensur mit Reli ausgleicht. Das ist aber auch dann die frage, ob man mit nem Fach wie Musik Reli oder Deutsch mal irgendwann seine Lohnabrechnung nachrechnen kann ...

 

 

Gruß

 

sVen

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen


Zitat von lissie am 20:27 - 18.Januar.2002

Mir sind leider bislang noch kaum welche begegnet, die NICHT gefährlich wären.


 

Auch ein Löffel ist gefährlich, wenn man damit jemandem ans Auge geht.

Ein Auto ist sicher gefählicher als die meisten Religionsgemeinschaften, trotzdem verbietet keiner das Autofahren. (oder Auto Fahren; oder Auto-Fahren - na wie auch immer)

 

 

Gruß

 

Sven

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es ist aber beim Autofahren oder Auto Fahren oder Auto-Fahren normalerweise nicht programmimmanent, gefährlich zu sein, Rechte anderer einzuschränken und Angst zu verbreiten. Beim Christentum ist es programmimmanent.

 

Ich halte es für grob verantwortungslos, kleine Kinder, die noch intelektuell wehrlos sind, christlichen "Werten" auszusetzen. Zumindest, was einen Teil dieser "Werte" betrifft.

 

In einigen Fällen stehen diese nämlich eindeutig im Widerspruch zu unserem Rechtssystem. (Ehescheidung, Ehebruch, außereheliche Sexualität, Prostitution, Verhütung, Freigeistigkeit, etc. sind in unserem Staat im Gegensatz zum Christentum nämlich NICHT verboten).

 

Meine katholischen Mitschüler hatten einen geilen alten Sack (Pfarrer von Beruf) als Reli-Lehrer, der die Mädchen immer fragte, ob sie sich an "unkeuschen" Körperstellen anfassen würden u.ähnl.  und daß das Sünde sei.  Unsere Nachbarstochter erzählt auch immer haarsträubende Dinge über den RU und dessen "Werte"vermittlung. Eine große Rolle spielt dabei offensichtlich die Hölle. So eine Verblödung auf schulischem Boden sollte eigentlich nicht erlaubt sein. Als Privatvergnügen habe ich zwar gemischte Gefühle dazu (vor allem Mitleid mit den Kindern) , wüßte aber keinen guten Grund, es nicht zu gestatten.  

 

Der Religionsunterricht war bei uns zwar später in der Kollegstufe außerordentlich interessant und vermittelte eindeutig Dinge, die zur Grundbildung eines jeden Menschen gehören sollten, aber das war zu einer Zeit, in der keine "Erziehungsversuche" mehr angestrebt wurden.  Für viele der Teilnehmer war dieser Unterricht sogar der der erste bewußte Schritt zu einem intelektuell untermauerten Agnostizismus, Atheismus und dem baldigen Kirchenaustritt.

 

Generell sollte jedenfalls eine tendenziöse weltanschauliche  Erziehung in Schulen nicht gestattet sein, da sie einen Eingriff in das Erziehungsrecht der Eltern darstellt.

 

 

Allerdings sehe ich auch die relative Irrelevanz meiner Argumentation. Denn: Diejenigen Kinder, bei denen im Elternhaus der christliche RU nicht unterstützt wird (und das war bei uns bei weitem die Mehrzahl), bei denen wird er nicht oder nur als vorübergehende Phase greifen. Und diejenigen, die sowieso zu Hause nach den Regeln der Kirche erzogen werden, bei denen handelt es soch lediglich um eine zusätzliche Bestätigung.

 

Daher sehe ich im Grunde keinen besonderen Handlungsbedarf.  Meinetwegen soll der schulische RU bleiben - meine Kinder wird er sowieso nicht betreffen, bevor sie alt genug sind, um selber zu entscheiden. Und - wie gesagt - zu diesem Zeitpunkt halte ich ihn sogar für qualitativ recht ordentlich.

 

 

Viele Grüße,

 

 

Lissie

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Lissie!

 

Ich glaube dieses Thema hab ich im alten Forum schonmal diskutiert, also da ich an die alten Treads nicht mehr rankomme...

 

 

Also bei dem Atofahren bin ich anderer meineung (vgl. Gefährdungshaftung), aber das diskutieren wie vielleicht mal beim ADAC oder so, falls ich da mal zufällig vorbeikomme.

 

>>Ich halte es für grob verantwortungslos, kleine Kinder, die noch intelektuell wehrlos sind, christlichen "Werten" auszusetzen. Zumindest, was einen Teil dieser "Werte" betrifft.<<

 

ich wiederum halte es für verantwortungslos kindern keine Werte zu vermitteln. Nur weil etwas nicht verboten ist, ist es ja noch lange nicht gut. Es ist ja auch nicht verboten, sich selbst zu töten. Täten das aber alle bei dem ersten Probelm, kämen wir mit dem Kinderkriegen in unserer Gesellschaft gar nicht mehr hinterher. Genauso kann der Staat kein interesse daran haben wenn Kinder verwahrlosen weil alleinerziehende Mütter nicht schaffen ihre Kinder zu versorgen (womit ich nicht sagen will, dass ein Ehepaar immer für ihre Kinder sorgen könnt). Bitte warüm versündigt sich jemand gegen den Staat, wenn er mit dem Sex erst bis zur Eheschließung wartet, sich nicht prostituiert, nicht verhütet???

 

 

Wenn deine Mitschüler eine schlechten Lehrer hatten, dann ist ja noch lange nicht der Religionsunterricht an sich schlecht. Es hat ja auch nach der Pisa-Umfrage niemand vorgeschlagen unsere Schulen ganz zu schließen weil die so schlecht sind...

 

Wenn im Religionsunterricht nur Hölle und Fegefeuer vorkommt, dann ist das sicherlich eine starke verkürzung des Katholischen Glaubens. Holle & Co kamen bei mir im Reliunterricht kaum dran - grad mal ne Definition gab es. Was die Hölle angeht hab ich selbst mal irgendwann nachgeschlagen, was es denn damit genau auf sich hat.

 

>>Generell sollte jedenfalls eine tendenziöse weltanschauliche  Erziehung in Schulen nicht gestattet sein, da sie einen Eingriff in das Erziehungsrecht der Eltern darstellt.<<

 

Also Da bin ich entgegengesetzter Meinung. Aber wenn du deine Kinder gerne Wertneutral erzogen haben willst, dann kanns du sie ja vom Religionsunterricht abmelden! Nach dem 14 Lebensjahr dürfen deine Kinder aber dann auch freiwillig am Reliunterricht teilnehmen um zum Bleistift ihre Mathenote auszugleichen falls sonst ihre Versetzung gefährdet wäre oder um noch nen 2er mehr ins Abi einzubringen ;-).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ja. Siehst du? Glaube ersetzt Wissen, Können, Kreativität und was dergleichen Lernziele mehr sind.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Sven,

 

>ich wiederum halte es für verantwortungslos kindern keine Werte zu vermitteln. <

 

Von "keine Werte" war keine Rede. Ich halte aber wie gesagt, viele der christlichen Werte für falsch und unmoralisch, weil sie mit echten humanen Werten und heutigen Erkenntnissen kollidieren. Nur darauf wollte ich hinaus. Um jetzt hier keine Endlos-Debatte über  Qualität, Konsensfähigkeit  und Sozialverträglichkeit christlicher Ethik vom Zaun zu brechen (die führen wir ja indirekt in ganz vielen anderen Threads) nur ein paar Mini-Beispiele, die ich nicht einzeln durchdiskutieren möchte, da wir vermutlich ohnehin verschiedener Meinung sind:

 

1. Gehorsam ist z.B. kein Wert, den ich meinen Kindern würde vermitteln wollen, weil er in extremem Widerspruch zu der von mir sehr viel höher eingestuften Tugend "Zivilcourage" oder "Mut zum Widerstand" steht.

 

2. Die christliche Sexualmoral geht in meinen Augen auf Kosten nicht weniger, von diesem Staat anerkannter und zu schützender Gruppen: Nichteheliche Paare, wiederverheiratet Geschiedene, Homosexuelle, Bisexuelle, Frauen, die sich zu künstlichen verhütungsmethoden entschieden haben, Frauen, die (aus welchen Gründen auch immer) sich für einen Schwangerschaftrsabbruch entschieden haben, etc.

Insofern könnte man ohne weiteres von einer diesbezüglichen schlechten Sozialverträglichkeit sprechen. Zumindest  wird einer Diskriminierung dieser Gruppen durch ihre moralische Verurteilung Vorschub geleistet.  Ich bin aber, um ehrlich zu sein, kein allzu großer Freund von einer Überbewertung der Sozialverträglichkeit. Ich finde, eine Gesellschaft, die von menschenverachtenden Parolen und Statements allzu leicht zu beeinflussen ist, ist nicht viel wert und ziehe es daher vor, auf gleichzeitige Aufklärung zu setzen. (Das gilt z.B. auch für Verbote von Nazi-Propaganda und ähnlichem)

 

3. Beispiel Zugriffsrecht auf das eigene Leben (Du hattest es bereits selber angesprochen). Es gibt viele GUTE Gründe, weswegen eine Gesellschaft sich wo immer es möglich ist, für die Verhinderung von Suiziden einsetzen sollte. Insbesondere da, wo sie auf gesellschaftlichen Faktoren basiert: Einsamkeit, Perspektivelosigkeit, Heilungsmöglichkeiten von Krankheiten, etc. Wo aber das freie Selbstbestimmungsrecht des Menschen davon betroffen wird, halte ich es für mehr als bedenklich, die Selbsttötung an sich moralisch zu problematisieren. Gut, in diesem fall fällt eine etwaige Diskriminierung der betroffenen Gruppe von seiten der christlich Erzogenen mangels Gelegenheit weg  -  aber es  könnte sich eine derartige Haltung durchaus familienstörend auswirken: In meiner Familie z.B. befinden sich durchweg überzeugte Anhänger und Mitglieder diverser Schweizer Sterbehilfe-Organisationen. Also alles potentiell  "schwere Sünder", die es in ihrer Vorstellung von Zugriffsrecht auf ihr eigenes Leben zu beschneiden gälte.  Wie bitte, würde ein christlich indoktriniertes Kind mit einer Patientenverfügung wie der meinen umgehen, in der z.B. steht, daß ich jede Art der Fütterung aufs schärfste verbiete für den fall daß ich aus purer Verblödung nicht mehr in der Lage sein sollte, den Löffel zum Mund zu führen?

Nun gut, das Recht auf Suizid ist in unserem Staat ja leider sowieso nicht verbürgt, weswegen ich hier (noch)  keinen Grund für den Staat sehe, vor  diesbezüglichen christlichen "Werten" Abstand zu nehmen.

 

4. Auch die mehr als dubiose "Geschlechterpolitik" insbesondere der katholischen Christenfraktion halte ich für sehr schlecht vereinbar mit heutigen sozialen und staatlichen Werten. Ich kenne außer dem Priesterberuf nicht einen einzigen anderen beruf, der einem Menschen aufgrund seines Geschlechts verwehrt ist. Nicht daß ich jetzt darauf hinaus will, daß der Staat das recht haben sollte, die katholische Kirche zu einer anderen Priesterpolitik zu zwingen, aber: Solange die katholische Politik nicht vereinbar mit heutigen gesellschaftlichen Wertvorstellungen in diesem Punkt ist, solte eben nicht schulisch etwas derartig Problematisches vermittelt werden dürfen.

 

 

Das waren alles mehr oder minder theoretische oder unbedeutende "Gefahrenmomente" des christlichen Religionsunterrichts sofern man an ihn eine Werte- und Normenvermittlung knüpft.   Das eigentlich wichtigste und gleichzeitig subtilste Gefahrenmoment sehe ich aber im Christentum ganz woanders: In dem immer wieder zwischen den Zeilen spürbaren Versuch einer Höherstellung des gläubigen Gottesanbeters im Vergleich zu dem als moralsich minderwertig abgestuften "Gottlosen" (aka A&A), zuletzt in diesem Forum heftig diskutiert anläßlich einer mehr als peinlichen Kamphaus-Rede, die im Thread "Bistum Limburg" diskutiert wurde. Auch diese Höhrstellung und Überbewertung christlich "Rechtgläubiger" halte ich für das gute Recht der Kirche (irgendwas muß man ja an seine Anhängerschar verkaufen, die Hersteller diverser Diätmargarinen werben ja auch, indem sie den besseren und schöneren Körper versprechen ) nur: in einer staatlichen Schule haben weder Margarinen- noch Heilswerbungen etwas verloren. Ich finde es verfassungswidrig, Menschen aufgrund ihres  Weltbildes höher oder geringer einzustufen. Im Christentum wird dies aber immer wieder versucht und somit muß einmal mehr der Vorwurf erhoben werden, der Diskriminierung Andersgläubiger, Anderslebender oder Andersdenkender Vorschub zu leisten.

 

Wir sind natürlich alle in der Art und Weise wie wir unsere Kinder, unsere Eltern, unsere Lebenspartner, unsere Freunde "erziehen" (bzw. zu prägen oder zu überzeugen suchen) nicht wertneutral. Und das ist auch gut so, denn ein "wertneutraler" Mensch wäre etwas zutiefst persönlichkeitsloses.  Insofern ist auch Deine folgende Feststellung voll an dem, was ich sagen wollte vorbeigegangen:

 

>Aber wenn du deine Kinder gerne Wertneutral erzogen haben willst, dann kanns du sie ja vom Religionsunterricht abmelden! <

 

Genau das Gegenteil ist der Fall: Weil ich meine Kinder nicht bestimmten in meinen Augen unhaltbaren Werten aussetzen wollen würde, halte ich nichts von einem frühen Religionsunterricht! Gäbe es ein Fach "Rassenkunde" in der Schule, das die Minderwertigkeit anderer Rassen lehren würde, würde ich davon auch eher Abstand halten. Gerade WEIL ich nicht wertneutral bin.

 

 

 

Aber wie gesagt: Das sind alles eher theoretische Erwägungen, denn ich messe einem Unterrichtsfach in der Schule (aufgrund eigener Erfahrungen) keinen allzu großen Erziehungsstatus zu, sofern die diesbezüglichen Inhalte nicht auch im Elternhaus unterstützt werden. Wir hatten in meiner Schule z.B. bei den Katholikinnen (und das war die absolute Mehrheit auf dem Papier), nur eine, die sich bei ihren Verhütungsaktivitäten nach dem RU gerichtet hat. Der Rest lernte zwar für die Klausuren die Begründungen auswendig, die laut kkk gegen Pille & Co sprechen, aber nicht ohne weiterhin regelmäßig zur selben zu greifen.

 

Das Grundproblem beim schulischen RU liegt schlicht und einfach darin, daß nur ein ganz geringer Prozentsatz der christlich Getauften wirklich christlich praktizierende Eltern hat.  Dieser Tatsache scheinen sich die Kultusministerien aber keine rechenschaft geben zu wollen. Oder handelt es sich lediglich um ein Zugeständnis an die beiden Großkirchen, die ihre Felle ohnehin immer mehr schwimmen sehen.

 

 

Viele Grüße,

 

 

Lissie

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Lissie,

ein wirklich sehr guter Beitrag sowohl vom Stil,  wie vom Inhalt her !

dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen !

Gruss,

john  

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich schließe mich an.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Danke, Ihr Lieben.

 

Nur eins noch: Das christliche Gedankengut, die christliche Mythologie, die christliche Geschichte, etc. möchte ich - im Zuge der Allgemeinbildung - selbstverständlich nicht aus den Lehrplänen der staatlichen Schulen verbannt sehen. Es handelt sich um ein Stück (und zwar ein ganz schön einflußreiches) Ideen-und Kulturgeschichte, ohne deren Kenntnis sicher auch ein Schlüssel zur heutigen Zeit, ihrer Mentalität, ihrer Kultur und auch ihrer (immer difuser und uneinheitlicher werdenden) Werte fehlt. Ich denke nur, daß das nicht im Rahmen eines zielgerichteten konfessonellen Religionsunterrichts passieren sollte.

 

Grüße,

 

Lissie

 

   

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ihr Lieben,

 

da will ich doch meinen Senf noch kurz dazugeben.

 

Zunächst zu meinen persönlichen Erfahrungen: obwohl atheistisch erzogen (und erst lange nach Ende meiner Schulzeit getauft), habe ich fast meine Schulzeit lang den RU besucht. Das hatte zum Teil damit zu tun, daß meine eltern - aus den von Lissie genannten Gründen - wollten, daß ich in einer religiös geprägten Umwelt gewissermaßen deren "Sprache" kennenlerne. Ganz trivial wollten meine Eltern auch nicht, daß ich in der Zeit, in der die anderen RU hatten, unbeaufsichtigt herumstromere. Schließlich bin ich dann - als ich die Entscheidung selbst treffen konnte, also ab 14 - ganz gerne hingegangen. Was sollte ich mit meiner Zeit mitten am Tag sonst anfangen - und vier Reli-Kurse mit je 14 Punkten in mein Abi einbringen zu können, war ja auch ganz nett. Außerdem wurde der RU damals auf recht ansprechendem Niveau und eigentlich auch eher als "religionskundlicher" Unterricht betrieben, also weniger eine Bekenntnis- als eine Bildungsangelegenheit.

 

Gerade das führte bei mir als "Ungläubigen" aber zu einer viel intensiveren und aufgeschlosseneren Befassung mit der Religion, was an meiner späteren Hinwendung zur Kirche einen erheblichen Anteil haben dürfte. Aber das ist gar nicht so sehr mein Thema.

 

Obwohl selbst Christ, bin ich im Ergebnis pikanterweise genau Lissies Meinung. Der Religionsunterricht ist nicht mehr geeignet, "Werte" zu vermitteln als jedes andere Fach. "Werte" sind nicht als Schulstoff erlernbar, geschweige denn abprüfbar. Wenn, so müssen sie vorgelebt und eingeübt werden, dazu aber ist jedes Schulfach gleichermaßen aufgerufen wie die gelebte Praxis in der Schule einschließlich der Art und Weise, wie die Organisation und Aufsicht der Schulpausen gehandhabt wird (letzteres vielleicht noch mehr als der eigentliche Unterricht). Die Vermittlung von Werten, gerade weil der RU dazu nicht mehr beitragen kann als irgendein anderer, kann daher kein Argument für die Beibehaltung des RU sein.

 

Sogar aus Sicht der Kirchen halte ich es nicht für sinnvoll, den RU an den staatlichen Schulen in dieser Form beizubehalten. Sie begeben sich damit in eine m.E. fatale Situation: die Religionslehrer befinden sich in einer stets problematischen "Zwittersituation", von ihren Lehrerkollegen anderer Fächer oft nicht für voll genommen, von den Schülern ebensowenig, ständig Angriffen überehrgeiziger Eltern ausgesetzt, die sich darüber beschweren, daß der Notendurchschnitt ihrer Lieblinge durch Noten in einem doch "unerheblichen" Fach verschlechtert würde - und besonders hart wird es dann, wenn der RU als ethisches "Feigenblatt" oder "Reparaturbetrieb" verstanden wird: in den anderen Fächern müssen wir uns um Wertevermittlung ja nicht kümmern, dazu gibt es ja den RU. Aus eigener Erfahrung halte ich es auch gerade für sinnvoll, möglichst neutral über verschiedene Religionen zu informieren - selbstverständlich gewichtet nach kultureller, historischer und gesellschaftlicher Bedeutung. Es spricht doch von einem geringen Vertrauen in die Kraft des eigenen Bekenntnisses, wenn man meint, einfacher Kenntnisreichtum würde nicht bereits genug - und mehr - Attraktivität ausüben.

 

Ein religionskundlicher, tatsächlich auch auf ernsthafte Wissensvermittlung gerichteter Unterricht, der die kulturelle Bedeutung, aber auch die tatsächlichen Inhalte verschiedener Bekenntnisse zum Inhalt hat, kann sich aus der Ecke eines "Schmalspurfaches", befreien, das nur darauf gerichtet sei, "hübsch brav das richtige zu glauben". Ein solcher ernst genommener Unterricht kann auch dazu dienen, Irrtümer und Vorurteile über Religionen zu beseitigen. Und heute sind es nicht allein "fremde" Religionen, sondern nicht zuletzt das Christentum selbst, dem mit solchen Vorurteilen und Fehlvorstellungen begegnet wird. Einige Beispiele dafür hat Lissie selbst genannt. Ich will gar nicht im einzelnen darauf eingehen, aber ihre Kritik trifft das Christentum nicht im Kern. Das aber kann in einem Unterricht nicht vermittelt werden, die zu dieser Erkenntnis notwendigen Informationen können nicht an den Mann gebracht werden, wenn immer mehr Schüler einem Bekenntnisunterricht fernbleiben oder nur - eben wegen dieser Erwartung, nur mit Bekenntnislitaneien konfrontiert, zumindest aber voreingenommen beeinflußt werden zu sollen - mit inneren Vorbehalten teilnehmen, also nach innen emigrieren, bestenfalls nachplappern, was als erwünscht vermutet wird, ohne daß eine innere Auseinandersetzung stattfindet.

 

Dort, wo RU gegenwärtig erfolgreich ist, ist er jetzt schon - durch das Engagement einzelner Lehrer - in Wahrheit schon religionskundlicher Unterricht, auf Kenntnisvermittlung, nicht auf ein Bekenntnis hin ausgerichtet.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Lissie!

 

Also offenbar haben wir andere Glaubenslehrer gehabt.

Ich hatte ja schonmal danach gefragt wie alt ihr denn seid - damals mit dem Hintergedanken, dass sowieso viele Relistunden ausfallen - diesmal interressiert es mich, weil ich mich frage, ob eure Glaubensunterweisung schon etwas her ist. Ich bin 1981 eingeschuhlt worden. Kirchengeschichtler wissen, dass das nach dem zweiten Vaticanum war.

 

Du unterstellet, dass im Unterricht alles was dich an der Katholischen Kirche besonderst stört auch einen besonderst breiten raum einnimmt.

 

Beispiel GEhorsam: das spielet bei mir im Reliunterricht eigentlihc keine Rolle - jeden falls nicht mehr und nciht weniger als etwa im Mathunterricht auch, wenn der Lehrer von uns verlangte gehorsam aufzupassen ...

 

Beispiel Sexualmoral: In den frühen Klassen haben wir besprochen, was Liebe überhaupt ist. Liebe der Menschen untereinander und Liebe Gottes zu uns Menschen (auch Ute und Dich ). Verbote wurden dort nicht ausgesprochen. Es wurden wohl überlegungen dazu angestellt, was gut und was Böse ist. Von Ausschließen von Homosexuellen oder Prostituierten war da nicht die Rede.

 

Beispiel Suizid: Mir wurde damals beigebracht, dass Gott uns das Leben geschenkt hat und wir es deshalb nicht einfach wegschmeißen dürfen. Eine Diskriminierung der Hinterbliebenen erschien mir damals allein schon deshalb schon unlogisch, weil die ja nichts dazu können.

Das sehe ich nach dem Studium heut etwas anderst: Suizid ist folge eine Krankheit, die man Depression nennt. In sofern können sich Verwandte schon schuldig machen, wenn sie nicht dem Betroffenen helfen diese Krankheit zu bekämpfen. Aber das ist mehr eine allgemein-moralische Frage als eine theologische.

 

Beispiel Geschlechterrolle: Schlechtes Beispiel. Jahrhundertelang waren es Katholisch Klöster die als einzige Frauen Bildung zukommen ließ. Um auf den Religionsunterricht zurückzukommen: Bei uns bleib die Frage offen, ob Frauen Priester werden dürfen oder nicht. Und uns wurde beigebracht, dass Jesus Gleichberechtigung wollte.

 

Es ging hier ja um den Religionsunterricht.

Wie sah der denn nun genau bei dir aus. KKK auswendigpauken oder durftet ihr auch eigene Meinung kundtun? Bei uns war es übrigens möglich auch ohne alles dem Katechismus nachzuplappern gute Zensuren zu bekommen. In der Oberstufe gab einen 2er-schüler (es gab in der Ganzen oberstufe in reli nur 2 1er soweit ich mich erinnere), der eigentlich nirgends der Meinung des Lehrer war.

 

 

Gruß

Sven

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

>."Werte" sind nicht als Schulstoff erlernbar, geschweige denn abprüfbar. Wenn, so müssen sie vorgelebt und eingeübt werden, dazu aber ist jedes Schulfach gleichermaßen aufgerufen wie die gelebte Praxis in der Schule einschließlich der Art und Weise, wie die Organisation und Aufsicht der Schulpausen gehandhabt wird (letzteres vielleicht noch mehr als der eigentliche Unterricht).<

 

Der Unterdrückung und Erniedrigung, die durch Aufsicht entsteht, durch Elitedenken entgehen. Sein Name ist Legion.

 

Mehr aus Liebe zum Vaterland oder einer Idee, als aus Liebe zu den Menschen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...