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inwiefern ist das Johannes-Evangelium ein Stachel


rakso

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liebe Freunde

 

auf Wunsch von Martin stelle ich meine Frage - Inwiefern ist das Johannes-Evangelium ein Stachel im Fleisch ? hier herein und eröffne so die Diskussion.

 

 

Oskar

bearbeitet von rakso
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Lieber Oskar,

 

beginnen wir doch mal ganz sache mit dem Thema. Das Evangelum nach Johannes weicht in vielen Teilen von den Synoptikern ab und daraus ergeben sich Fragen. Sind es Widersprüche, sind es Ergänzungen oder gar Weiterentwickllungen? Aus welcher Quelle speist sich das?

 

Beispiel: Bei Johannes "outet" sich Jesus wesentlich klarer als Sohn Gottes als bei den Synoptikern, auch die Nähe Jesu zu Gott wird auf einer anderen Ebene dargestellt.

 

Herzliche Grüße

Martin

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PS: Und die Frage des Stachels ist einfach, dass diese Abweichungen für Unruhe sorgen - es ergeben sich Fragen, die sich beim Lesen der anderen drei Evangelien nicht ergeben hätten.

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Lieber Oskar,

 

beginnen wir doch mal ganz sache mit dem Thema. Das Evangelum nach Johannes weicht in vielen Teilen von den Synoptikern ab und daraus ergeben sich Fragen. Sind es Widersprüche, sind es Ergänzungen oder gar Weiterentwickllungen? Aus welcher Quelle speist sich das?

 

Beispiel: Bei Johannes "outet" sich Jesus wesentlich klarer als Sohn Gottes als bei den Synoptikern, auch die Nähe Jesu zu Gott wird auf einer anderen Ebene dargestellt.

 

Herzliche Grüße

Martin

Lieber Martin,

 

Jesus hat nur 2 Menschen berufen, die seine Worte niederschreiben sollten. Und jeder dieser beiden Schreiber hatten auch spezielle Anweisungen erhalten, was sie aufzuschreiben hatten.

 

Matthäus soltte die Lehren aufschreiben, die nur den äußeren Menschen betreffen. Johannes dagegen hat all die Worte Jesus niedergeschrieben, die rein für den inneren Menschen sind.

 

Es sind also zwei grundlegende Bereiche, die diese Evangelien für den Menschen abdecken:

  • den äußeren Menschen in seiner Beziehung zu anderen Menschen und wie sich da verhalten soll.
     
  • den inneren Menschen in seiner Beziehung zu Gott, wer er, Jesus in Wirklichkeit ist. Woher er kommt und wohin er wieder geht .

Markus ist der Sohn von Petrus und hat von sich aus seine Erlebnisse niedergeschrieben

 

Lukas war Arzt und hat Augenzeugen befragt und alles niedergeschrieben, was er gehört hat.

 

Das ursprüngliche Matthäus- Evangelium ging verloren und wurde von I Rabbas neuerstellt und wird fälschlicher als das originale Matthäus Evangelium angesehen.

 

Nur Markus und Johannes sind also die wahren Augenzeugenberichte, die mit Jesus wahren.

bearbeitet von rakso
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Lieber Oskar,

 

wenn es so wäre - diese Ausschließlichkeit auf Äußeres und Inneres ist mir noch nicht aufgefallen - warum sollte das so sein? Siehst du darin einen Sinn oder Nutzen?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Lieber Oskar,

 

beginnen wir doch mal ganz sache mit dem Thema. Das Evangelum nach Johannes weicht in vielen Teilen von den Synoptikern ab und daraus ergeben sich Fragen. Sind es Widersprüche, sind es Ergänzungen oder gar Weiterentwickllungen? Aus welcher Quelle speist sich das?

 

Beispiel: Bei Johannes "outet" sich Jesus wesentlich klarer als Sohn Gottes als bei den Synoptikern, auch die Nähe Jesu zu Gott wird auf einer anderen Ebene dargestellt.

 

Herzliche Grüße

Martin

Lieber Martin,

 

Jesus hat nur 2 Menschen berufen, die seine Worte niederschreiben sollten. Und jeder dieser beiden Schreiber hatten auch spezielle Anweisungen erhalten, was sie aufzuschreiben hatten.

 

Matthäus soltte die Lehren aufschreiben, die nur den äußeren Menschen betreffen. Johannes dagegen hat all die Worte Jesus niedergeschrieben, die rein für den inneren Menschen sind.

 

Es sind also zwei grundlegende Bereiche, die diese Evangelien für den Menschen abdecken:

  • den äußeren Menschen in seiner Beziehung zu anderen Menschen und wie sich da verhalten soll.
     
  • den inneren Menschen in seiner Beziehung zu Gott, wer er, Jesus in Wirklichkeit ist. Woher er kommt und wohin er wieder geht .

Markus ist der Sohn vpn Petrus und hat es von sich seine Erlebnisse niedergeschrieben

 

Lukas war Arzt und hat die Augen befragt und alles nieder geschrieben, was er gehört hat.

 

Das ursprüngliche Matthäus- Evangelium ging verloren und wurde von I Rabbas neuerstellt und wird fälschlicher als das originale Matthäus Evangelium angesehen.

 

Nur markus und Johannes sind also die wahren Augenzeugenberichte, die mit Jesus wahren.

Nö Oskar,

 

volkommener Widerspruch: Johannes hat Jesus am wenigsten gekannt, weil er erst 70-80 Jahre später sein Evangelium aufschrieb,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Lieber Oskar,

 

>Das ursprüngliche Matthäus- Evangelium ging verloren und wurde von I Rabbas neuerstellt und wird fälschlicher als das originale Matthäus Evangelium angesehen.<

 

Worauf stützt sich diese These?

 

Und warum siehst du Markus als den Sohn des Petrus an?

 

Herzliche Grüße

Martin

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Die Frage ist zunächst einmal, ob Johannes die Synoptiker gekannt und darauf aufgebaut hat oder nicht. Ging man in den Anfangszeiten der modernen Exegese davon aus, dass er sie kannte, scheinen die grossen Exegeten der letzten Jahrzehnte eher der Meinung gewesen zu sein, dass er sie nicht kannte. Heute schlägt das Pendel jedoch wieder um.

 

Nichtsdestotrotz: Das Johannsevangelium unterscheidet sich m.E. von den Synoptikern am meisten dadurch, dass es am meisten österlich geprägt ist. Die Passion ist zum Beispiel ganz vom Ende her gedacht. Thomas von Aquin hat einmal gesagt: Bei Johannes trägt Jesus das Kreuz wie ein König das Zepter.

 

Weitere Frage: Wann ist das JohEv entstanden. Der heutige Konsens besagt, dass das JohEv das am spätesten entstandene Evangelium ist: um 90-100, im Ggs. zu Mk (70-80) und Mt/Lk (80-90). Klaus Berger jedoch behauptet nun, dass das JohEv das älteste ist. Ich weiss nicht recht, was ich von dieser gewagten These halten soll, denn ich sage mir: Es gibt in jeder Wissenschaft immer wieder Vertreter, die zu aussergewöhnlichen und provozierenden Thesen neigen, was nicht unbedingt dafür spricht, dass sie immer recht haben.

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Doctor Angelicus
volkommener Widerspruch: Johannes hat Jesus am wenigsten gekannt, weil er erst 70-80 Jahre später sein Evangelium aufschrieb,

Das ist nicht der letzte Stand der exegetischen Diskussion, sondern eine inzwischen veraltete Sicht. Das JohEv ist wohl wesentlich älterals bisher angenommen.

 

Dazu eine Buchempfehlung (sehr fundiert und wissenschaftlich):

 

Klaus Berger:Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums

Gütersloh 1997; ISBN 3579033123

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volkommener Widerspruch: Johannes hat Jesus am wenigsten gekannt, weil er erst 70-80 Jahre später sein Evangelium aufschrieb,

Das ist nicht der letzte Stand der exegetischen Diskussion, sondern eine inzwischen veraltete Sicht. Das JohEv ist wohl wesentlich älterals bisher angenommen.

 

Dazu eine Buchempfehlung (sehr fundiert und wissenschaftlich):

 

Klaus Berger:Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums

Gütersloh 1997; ISBN 3579033123

So weit ich weiß, vertritt Berger in dieser Frage eine Außenseiterposition,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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Der Konsens der Exegese sieht weiterhin so aus, dass das JohEv im letzten Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts entstanden ist. Das Johannes-Evangelium setzt nämlich den Synagogenausschluss der Judenchristen, der in den 80er Jahren anzusetzen ist, voraus. Siehe Joh 9,22!

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Die synoptischen Evangelien haben ihre Charakteristik, das Johannesevangelium eine andere. Ich finde beide wichtig.

 

Das Johannesevangelium wagt den Schritt von der Erzählung (nach vielfachem alt-alttestamentlichem Vorbild) hin zur Reflektion. (Wobei ich nicht sagen will, dass es im AT keine Reflexionen gibt. Aber nicht so typisch.)

Damit wurde das Johannesevangelium auch zu einer wichtigen Brücke für den Hellenismus. Es ist eine Konsequenz davon, dass die frohe Botschaft die Grenzen des jüdischen Kulturkreises überschritten hatte und sich aufmachte in neue Denkweisen.

 

Es ist ein Stachel - das war der Ausgangspunkt in den Glaubensgesprächen - weil es neue Anforderungen stellt. Abstraktere Anforderungen, als Anekdoten. Die müssen erst einmal bewältigt werden.

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volkommener Widerspruch: Johannes hat Jesus am wenigsten gekannt, weil er erst 70-80 Jahre später sein Evangelium aufschrieb,

Das ist nicht der letzte Stand der exegetischen Diskussion, sondern eine inzwischen veraltete Sicht. Das JohEv ist wohl wesentlich älterals bisher angenommen.

 

Dazu eine Buchempfehlung (sehr fundiert und wissenschaftlich):

 

Klaus Berger:Im Anfang war Johannes. Datierung und Theologie des vierten Evangeliums

Gütersloh 1997; ISBN 3579033123

So weit ich weiß, vertritt Berger in dieser Frage eine Außenseiterposition,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Es wäre sehr erstaunlich, wenn das Johannesevangelium so viel älter wäre, als bisher angenommen. Es würde bedeuten, dass die reflektiven Deutungen vor den erzählenden kämen. Schwer vorstellbar.

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Nö Oskar,

 

volkommener Widerspruch: Johannes hat Jesus am wenigsten gekannt, weil er erst 70-80 Jahre später sein Evangelium aufschrieb,

 

viele Grüße,

 

Matthias

 

lieber Matthias,

 

es mag so in manchen Büchern so erscheinen. Tatsache ist, dass Johannes der Evangelist - ein Sohn des Zebedäus - etwas jünger als Jesus war, bereits am anfang des Wirkens Jesus bei ihm war und die ganze Erlebnisse nieder geschrieben und auf der Insel Patmos durch einen seiner Schüler neu aufgearbeitet und ergänzt hat. Johannes lebte 120 jahre auf der Erde, bevor er ging.

 

Du kannst es annehmen oder nicht, es bleibt dir überlassen.

 

Lieber Oskar,

 

wenn es so wäre - diese Ausschließlichkeit auf Äußeres und Inneres ist mir noch nicht aufgefallen - warum sollte das so sein? Siehst du darin einen Sinn oder Nutzen?

 

Herzliche Grüße

Martin

 

Lieber Martin,

 

das Matthäus- Evangelium berichtet Tatsachen aus dem Leben Jesus und das Johannes-Evangelium gibt tiefe Entsprechungen, was den Verhältnissen der Schöpfung zugehörig ist. Die Tatsachen-Berichte sind für den Verstand, ein Angehör des äußeren Menschen, aber die die Entsprechungen sind nur durch das Herz - als das Symbol der Liebe - ,durch das innere Gefühl zu verstehen.

 

Die Tatsachen sind also den äußeren Menschen und die Entsprechungen für den inneren Menschen. Denn mit dem Verstand können wir den Weg zu Gott Bahnen, erkennen könen wir ihn nur über das Herz, über die Liebe.

 

 

liebe Grüße von Oskar

bearbeitet von Lucia Hünermann
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Bei dem einen "QUOTE" war ein Leerzeichen zuviel, beim anderen passte die Groß- und Kleinschreibung nicht. Hab's repariert.

 

Gruß,

Lucia

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Bei dem einen "QUOTE" war ein Leerzeichen zuviel, beim anderen passte die Groß- und Kleinschreibung nicht. Hab's repariert.

 

Gruß,

Lucia

danke Lucia, bist ein Schatz :angry::blink:

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Zur Verfasserfrage (www.joerg-sieger.de):

 

a. Johannes der Apostel identisch mit dem Evangelisten?

Deshalb geht die Diskussion heute kaum mehr um die Frage, ob der Verfasser der Apostel Johannes sei oder nicht. Diese Auffassung ist heute auch im Bereich der katholischen Exegese weitgehend fallen gelassen worden.

Dass der Apostel Johannes das vierte Evangelium herausgegeben habe, erwähnt erstmals Irenäus (ad haer. III, 1, 2), der im Jahr 202 n. Chr. gestorben ist.

 

b. Gegenargumente

Dagegen sprechen aber im Grunde alle Fakten. Vor allem der zeitliche Abstand des Johannes-Evangeliums von den synoptischen Evangelien ist ein entscheidendes Argument. Wir werden nachher sehen, dass vor dem letzten Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts an eine Abfassung des Johannes-Evangeliums kaum zu denken ist. Es muss ja schon auffallen, dass die für Jesus zentrale Verkündigung des Reiches Gottes im Johannes-Evangelium kaum noch Spuren hinterlassen hat.

Und auch die jesuanische Gleichnispredigt fehlt beinahe völlig. Sie aber hat, das zeigt uns die Untersuchung der synoptischen Evangelien, im Leben Jesu eine wichtige Rolle gespielt. Der Apostel Johannes hätte sie sicher nicht so gänzlich übergangen.

Im Johannes-Evangelium selber wird nun nirgendwo davon gesprochen, dass der Apostel das Evangelium verfasst habe. Von der Abfassung des Evangeliums ist eigentlich auch nur in Joh 21,24 die Rede. Dort aber wird "der Jünger, den Jesus liebte" als Verfasser genannt.

Augenscheinlich ist das Evangelium unter Berufung auf die Autorität dieses "Jüngers, den Jesus liebte" veröffentlicht worden. Natürlich wurde dieser Jünger in der Tradition mit dem Apostel Johannes identifiziert. Das ist aber alles andere als zwingend.

Bevor wir eine weitere Erörterung der Verfasserfrage vornehmen, müssen wir uns daher fragen, was wir über diesen "Jünger, den Jesus liebte" sagen können.

 

c. Zur Frage nach dem "Jünger, den Jesus liebte"

Nach Rudolf Schnackenburg war der "Jünger, den Jesus liebte" mit Sicherheit eine historische Person. Ein Jünger Jesu, der wohl beim letzten Abendmahl dabei war, aber nicht zum Kreis der Zwölf gehörte.

Dazu ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass wir nicht wissen, wer alles beim Abendmahl teilgenommen hat. Dass Jesus allein im Kreis der Zwölf gefeiert hat, ist wenig wahrscheinlich. Davon sprechen die Evangelien auch nicht. Sie sagen uns wohl, dass die Zwölf dabei waren. Wie viele Personen noch im Raum gewesen sind, berichten die Evangelien aber nicht. Auch von Dienern, gleichsam Personal, das ja für ein Mahl benötigt wird, ist ja keine Rede.

Stellen wir uns, mit Rudolf Schnackenburg, vor, dass der "Jünger, den Jesus liebte", irgendeine Person war, die Jesus nahe gestanden ist - und phantasieren wir ganz einfach einmal - etwa der Sohn des Mannes, in dessen Haus das Abendmahl stattgefunden hat. Vielleicht hat Jesus tatsächlich zu diesem Kind oder jungen Mann, eine ganz besonders innige Beziehung gehabt. Jesus könnte ja durchaus in Jerusalem öfters in diesem Haus abgestiegen sein. Beim Mahl vor dem Pascha könnte solch ein Junge durchaus, gleichsam auf Jesu Schoß gesessen haben.

Dies ist zwar reine Spekulation, aber es ist ein Gedanke, der einige Zusammenhänge erklärbar machen würde.

Selbstverständlich wäre solch ein Bekannter Jesu vor allem mit Geschehnissen vertraut, die in Jerusalem stattgefunden haben. Wir haben nun aber ja gesehen, dass sehr viele Traditionen des Johannes-Evangeliums anscheinend an Jerusalem haften.

Wenn nun dieser "Jünger, den Jesus liebte" nach dem jüdischen Krieg etwa, in einer christlichen Gemeinde außerhalb Jerusalems, vermutlich sogar außerhalb Palästinas lebte, dann hatte er in dieser Gemeinde aufgrund seiner Erlebnisse und Begegnungen mit diesem Jesus natürlich ein ganz besonderes Gewicht.

Außerhalb dieser Gemeinde besaß er allerdings kaum Autorität. Er gehörte zu keiner der bekannten Größen in der urchristlichen Gesellschaft. Er gehörte nicht zum Apostelkreis, nicht zu den Zwölf, geschweige denn zu den Säulen in Jerusalem, die Paulus in seinen Briefen erwähnt.

So ist es durchaus denkbar, dass die Gemeinde dieses "Lieblingsjüngers" seine Autorität nach außen ganz besonders mit dem Hinweis darauf, dass Jesus selbst diesen Jünger geliebt hat, verteidigte. Das, was diese Gemeinde von diesem Mann erfahren hat, das hatte Gewicht, denn dieser Mann kannte Jesus und Jesus liebte ihn; nichts anderes soll diese eigentümliche Formulierung wohl sagen.

Der Name und weitere Charakteristika seiner Person waren im Grunde von keinerlei Belang. Wichtig war allein die Tatsache, dass Jesus in einer ganz besonderen Nähe zu diesem Jünger gestanden hat.

 

d. Wer aber war dann der Verfasser?

Verfasst hat das Evangelium dann ein Schüler dieses Mannes, jemand, der die Tradition von diesem Lieblingsjünger empfangen hat und für den "der Jünger, den Jesus liebte" auch der Garant dieser Tradition gewesen ist. Dass der Lieblingsjünger das Evangelium nicht selbst verfasst hat, liegt eigentlich schon in dieser eigenartigen Bezeichnung begründet. Es ist im Grunde kaum vorstellbar, dass ein Jünger Jesu sich mit dieser überschwänglichen Bezeichnung selbst vorgestellt hätte.

 

e. Zum Vorhandensein einer johanneischen Schule

Um diese Gestalt, die für uns im letzten wohl immer rätselhaft bleiben wird, entstand dann eine regelrechte Schule. Im Kreis dieser sogenannten "Johannesschüler" wurde die Tradition und vor allem die Theologie, die sich auf den "Lieblingsjünger" zurückführte gepflegt und weiterentfaltet. Durch diese sogenannte johanneische Schule wurde das Johannes-Evangelium dann mehrfach bearbeitet und letztlich dann auch herausgegeben.

 

Wenn uns auch die Person des Lieblingsjüngers nicht mehr greifbar ist, das Vorhandensein einer johanneischen Schule liegt nicht nur im Bereich der Wahrscheinlichkeit. Die Behauptung, dass solch ein Schule existiert habe, kann sich auf verschiedene Argumente stützen und ist keinesfalls als Notlösung aufzufassen.

 

Einmal gibt es hierfür zahlreiche Parallelen in der damaligen Zeit. Schon im Frühjudentum hatten sich vergleichbare Schulen etabliert. Wir brauchen hier nur etwa an die verschiedenen Weisheitsschulen zu denken.

 

Zum anderen lassen sich am Johannes-Evangelium Phänomene beobachten, die die Arbeit eines Teams von Schülern, Theologen, Schriftgebildeten vermuten lassen:

 

Man pflegt eine eigene Tradition,

man bildet eine eigene Sprache aus,

man entfaltet eine eigene Theologie,

man besitzt eine eigene Autorität, auf die man sich beruft, nämlich die des Lieblingsjüngers,

und man grenzt sich ab.

Kennzeichnend für letztere Feststellung sind verschiedene Auseinandersetzungen, die im Evangelium ihre Spuren hinterlassen haben:

 

Die Auseinandersetzungen mit der Synagoge,

mit dem Täuferkreis

und mit der Gnosis, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen werden.

Gegen diese Strömungen setzte man sich zur Wehr und zog klare Grenzen. Deutliche Anzeichen für die Arbeit einer regelrechten johanneischen Schule.

 

Innerhalb des frühen Christentums bildet die Paulus-Schule die nächste Verwandte zu diesem angenommenen johanneischen Kreis. Mit einer Paulus-Schule rechnen schließlich heute gleichfalls viele Forscher und erklären damit auch die Entstehung der Deuteropaulinen. Innerhalb der Paulus-Schule wäre dann sogar eine regelrechte literarische Tätigkeit festzustellen. Ähnliches wird uns begegnen, wenn wir auf die sogenannten Johannes-Briefe schauen.

 

Alles in allem ist die Existenz einer johanneischen Schule also recht gesichert.

bearbeitet von orier
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Und noch einmal die Frage, die sich aufdrängt. Irgendwie "stört" das Johannesevangelium, denn es rundet die Synoptiker nicht ab, sondern bildet Ecken und Kanten.

 

Warum wurde es in den Kanon aufgenommen? Die "Vereckungen" werden doch den damaligen Entscheidern nicht verborgen geblieben sein?

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Und noch einmal die Frage, die sich aufdrängt. Irgendwie "stört" das Johannesevangelium, denn es rundet die Synoptiker nicht ab, sondern bildet Ecken und Kanten.

 

Warum wurde es in den Kanon aufgenommen? Die "Vereckungen" werden doch den damaligen Entscheidern nicht verborgen geblieben sein?

lieber Martin,

 

das Johannes Evangelium hat doch eine ganze Aufgabe wie das Matthäus Evangelium. Du muß diich von dem Gedanken frei machen, dass das Joh. Ev. die anderen Evangelien abrunden soll.

 

Betrachte es lieber als eine Folie, das auf die anderen Folien - Evangelien - draufgelegt wird, so dass die Bilder immer klarer und erkennbar werden. Es wird also schicht für Schicht aufeinandergelegt und so werden immer mehr Dinge sichtbar.

 

Vieleicht haben es die damaligen Auswähler genauso gemacht.

 

weiß Du, was ich meine ?

 

liebe Grüße von Oskar

bearbeitet von rakso
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Nö Oskar,

 

volkommener Widerspruch: Johannes hat Jesus am wenigsten gekannt, weil er erst 70-80 Jahre später sein Evangelium aufschrieb,

 

viele Grüße,

 

Matthias

 

lieber Matthias,

 

es mag so in manchen Büchern so erscheinen. Tatsache ist, dass Johannes der Evangelist - ein Sohn des Zebedäus - etwas jünger als Jesus war, bereits am anfang des Wirkens Jesus bei ihm war und die ganze Erlebnisse nieder geschrieben und auf der Insel Patmos durch einen seiner Schüler neu aufgearbeitet und ergänzt hat. Johannes lebte 120 jahre auf der Erde, bevor er ging.

 

Du kannst es annehmen oder nicht, es bleibt dir überlassen.

 

Hallo Oskar,

 

Du verwendest ein Totschlag Argument friss oder stirb. So will ich nicht exegetisch argumentieren.

Die Exegetischen Argumente hat Orier schon gebracht. Aber ich befürchte gegen Fundamentalismus kann man nicht argumentieren,

 

viele Grüße,

 

Matthias

bearbeitet von Mat
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Vor allem nicht gegen «Fundamentalismus», der sich auf zusätzliche Quellen beruft. Die Weisheit, Johannes habe 12o Jahre auf Erden gelebt, stammt nicht aus der kirchlichen Tradition, sondern stammt von einem steyrischen Visionär des 19. Jahrhunderts, Jakob Lorber, der das Johannesevangelium nach Einsprechungen, die er angeblich von Gott erhielt, weiterschrieb.

 

Der starke Materie-Geist-Dualismus, der in deinen Argumentationen immer wieder auftaucht, Rakso, ist jedenfalls nicht mit der Lehre der Kirche vereinbar.

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Nö Oskar,

 

volkommener Widerspruch: Johannes hat Jesus am wenigsten gekannt, weil er erst 70-80 Jahre später sein Evangelium aufschrieb,

 

viele Grüße,

 

Matthias

 

lieber Matthias,

 

es mag so in manchen Büchern so erscheinen. Tatsache ist, dass Johannes der Evangelist - ein Sohn des Zebedäus - etwas jünger als Jesus war, bereits am anfang des Wirkens Jesus bei ihm war und die ganze Erlebnisse nieder geschrieben und auf der Insel Patmos durch einen seiner Schüler neu aufgearbeitet und ergänzt hat. Johannes lebte 120 jahre auf der Erde, bevor er ging.

 

Du kannst es annehmen oder nicht, es bleibt dir überlassen.

 

Hallo Oskar,

 

Du verwendest ein Totschlag Argument friss oder stirb. So will ich nicht exegetisch argumentieren.

Die Exegetischen Argumente hat Orier schon gebracht. Aber ich befürchte gegen Fundamentalismus kann man nicht argumentieren,

 

viele Grüße,

 

Matthias

Du weißt es so und ich so, wo liegt da der Unterschied, Matthias. Darum sagte ich ja etwas von annehmen. Du bist kannst ja wählen.

 

Und was bezweckst Du mit dem Hinweis auf die Exegese ?

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