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"Gesetz" <> Freiheit


Flo77

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Hallo erstmal,

 

ich habe zwar jetzt schon so einige Threads gelesen, bin mir aber noch nicht wirklich sicher wer mir hier "Freund" und wer "Feind" sein wird. Aber ich lass mich ja gerne überraschen. :blink:

 

Mich beschäftigt im Moment vor allem, ob noch jemand in dieser Runde das Problem kennt, dass man glaubt dem Anspruch, den Gott einen stellt egal was man tut (scheinbar) nicht gerecht werden zu können.

 

Mir ist durchaus bewußt, dass wir nicht mehr auf die 613 Mizwoth verpflichtet sind.

 

Nur manchmal werde ich das Gefühl nicht los, dass die Freiheit als Kinder Gottes noch schwerer zu tragen ist.

 

Viele Grüße

 

Flo

bearbeitet von Flo77
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Hallo Flo,

 

wir können "am Gesetz leiden" wenn wir meinen, wir müssten es erfüllen. Dann geraten wir in einen "Druck", Du sprichst von "Gefühl" - das die Freiheit als Kinder Gottes noch schwerer zu tragen ist.

 

 

Mein erster Gedanke hierzu: "Wer" flüstert uns dies ein? "Wer" säuselt uns ins Ohr: "Lass es doch bleiben, das ist viel zu schwer für Dich, das kannst Du nicht tragen?!"

 

 

Das Gegenteil von Druck ist lebendige Freiheit - ist kein Zwang - ist erfüllte Freude - ist das "Erkennen": ICH BIN BEFREIT - stehe nicht mehr als Sklave unter dem Gesetz - sondern habe Freiheit geschenkt bekommen in Jesus Christus.

 

Israel, du sollst mich hören! Tu deinen Mund weit auf, laß mich ihn füllen! (Ps 81, 9.11; LB)

 

Innere Freiheit, Frieden, Freude, neue Lebenskraft -- das alles will Gott uns schenken. Aber: Er zwingt uns nicht zu unserem Glück -- unsere freie Entscheidung ist ihm hoch und heilig. Wir können uns für ihn öffnen, mit unserem ganzen Ich empfänglich sein für Gottes gute Gaben.

 

Und: Mehr ist nicht von uns verlangt -- Gott will keine gewaltigen Vorleistungen, um uns dann zu beschenken -- nur öffnen müssen wir uns für ihn, auf seinen leisen Ruf hin -- und unser Hunger, unsere Sehnsucht wird gestillt.

 

Gott, mach mich bereit, mich von dir beschenken zu lassen. Amen.

 

 

gby

 

Bernd

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Also ich seh das "Gesetz" als gerade etwas das Leiden augheben soll.

 

Manches, was Religionen lehren, mag auf den ersten Blick eher unsere Freiheit einschraenken. Aber alle Religionen versichern uns, dass dies oder jenes "Leiden schafft". Wir suchen die Freiheit und das Glueck an der falschen Stelle.

 

Warum heisst es wohl "Leiden-schaften"

 

 

Gruesse

 

Max

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Sind es nicht gerade die Anforderungen die Jesus mit

 

"Du sollst den Herrn Deinen Gott lieben mit ganzer Seele, mit ganzem Herzen und mit all deiner Kraft."

 

und

 

"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"

 

an uns gestellt hat, genau die, die manchmal am schwersten zu erfüllen sind?

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Sind es nicht gerade die Anforderungen die Jesus mit

 

"Du sollst den Herrn Deinen Gott lieben mit ganzer Seele, mit ganzem Herzen und mit all deiner Kraft."

 

und

 

"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst"

 

an uns gestellt hat, genau die, die manchmal am schwersten zu erfüllen sind?

Hallo Flo,

 

Zum ersten: Ja, das mit dem "Du sollst deinen Gott lieben..." ist sehr schwer zu leben, andererseits nein, es ist ganz leicht. Es ist ein bisschen so wie in einer Partnerschaft. Entweder liebst du deinen Partner oder du liebst ihn nicht. Punkt! Schwarz oder Weiß! Ent oder weder. Insofern ist es leicht Gott zu lieben. Entweder ich liebe Gott oder ich liebe ihn nicht. Auch hier: Schwarz oder weiß, ent oder weder. Andererseits, gibt es soviele Dinge und begebenheiten im Alltag, die IHN in Vergessenheit geraten lassen. Das hat aber weniger was mit mangelnder Liebe als mit Mangelnder (Glaubens)Kraft zu tun. Das Beispiel von der Partnerschaft gilt auch hier wieder. Zur Zeit bin ich in Prüfungsvorbereitung und gebe deshalb Meiner Freundin alles andere, nur nicht den Platz in meinem Leben, den sie verdient.

 

Zum zweiten: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" zu leben ist nicht schwer. Was wird ver langt? Jesus verlangt von mir, das ich meine Mit menschen Liebe wie mich selbst. Nicht Bedingungslos, nicht bis zur selbstaufgabe. Sondern nur soweit wie ich auch zu mir stehe. Natürlich gibt es in der Welt auch Kotzbrocken, bei denen es schwierig ist auch nur einen Hauch von positiven Gefühlen zu empfinden. Aber es kann auch ein Teil dieser Nächstenliebe sein, sich von diesen Typen soweit wie möglich fern zuhalten. Und wenn ich dadurch nur verhindere, das ich ihn Beleidige, ist es ein akt der Nächstenliebe. Und der Eigenliebe, den je weniger ich mich mit solchen Unsympathen rum ärgere, umso besser geht es mir. Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. so einfach ist das (oder doch schwer? vogel.gif )

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Nicht die gebührende Aufmerksamkeit widmen .... wir kommen der Sache näher

 

:blink:

 

Ob das was mit mangelndem Glauben zu tun hat - möchte ich bestreiten.

 

An und für sich habe ich zu Gott ein gutes Verhältnis und das wiederum beruht auf vollkommenem Vertrauen meinerseits.

 

Das ändert aber nichts daran, dass ich ihn im Augenblick nicht mehr so wahrnehme wie früher. Es ist als ob man jemanden anrufen will und am anderen Ende ist besetzt.

 

Ich habe schon an mich den Anspruch gestellt, dass ich (wenn möglich immer) das Richtige tun will. Und wenn ich sehe, das ich schon nicht dem, was ich von mir verlange nicht gerecht werde, dann Frage ich mich schon ob ich vor Gott damit genug getan habe.

 

Und da liegt das zweite Dilemma: gebe ich der Welt für das, was Gott mir geschenkt hat genug zurück?

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Nicht die gebührende Aufmerksamkeit widmen .... wir kommen der Sache näher

 

:blink:

 

Ob das was mit mangelndem Glauben zu tun hat - möchte ich bestreiten.

 

An und für sich habe ich zu Gott ein gutes Verhältnis und das wiederum beruht auf vollkommenem Vertrauen meinerseits.

 

Das ändert aber nichts daran, dass ich ihn im Augenblick nicht mehr so wahrnehme wie früher. Es ist als ob man jemanden anrufen will und am anderen Ende ist besetzt.

 

Ich habe schon an mich den Anspruch gestellt, dass ich (wenn möglich immer) das Richtige tun will. Und wenn ich sehe, das ich schon nicht dem, was ich von mir verlange nicht gerecht werde, dann Frage ich mich schon ob ich vor Gott damit genug getan habe.

 

Und da liegt das zweite Dilemma: gebe ich der Welt für das, was Gott mir geschenkt hat genug zurück?

Ich glaube ich habe mich mißverständlich ausgedrückt. Ich wollte dir nicht mangelnden glauben unterstellen, sondern nur sagen, das zur Liebe Kraft notwendig ist. Auch zur Gottesliebe. diese energie kann machnmal Fehlen. dann kann man zwar fest an Gott glauben, hat aber nicht die Energie, die vielen Nebengötter in die Schranken zu weisen.

 

Bei mir ist das Rauchen so ein Nebengott. Wenn mir die Energie fehlt, rauche ich zuviel.

 

Ich kenne das Gefühl auch, das du Beschreibst auch. Oft ist es so, das wenn ich bete, das ich das Gefühl habe, das Gott nicht ans Telefon geht. Ich habe die Erfahrung gemacht (muß aber auf dich nicht zutreffen), das ich durch solche Zeiten durchmuß. Der Kontakt zu gott kommt wieder. Schleichend, aber er kommt. Wie gesagt, ob das für dich auch gilt, mußt du selber entscheiden. Das vermag ich nicht zu beurteilen. Auf jedenfall ist es wichtig das du das Vertrauen zu Gott nicht verlierst.

 

Das mit den erwartungen an sich selber, ist so eine Sache. Es mag vielleicht sein, das du deine eigenen erwartungen nicht erfüllst, aber wenn du tust was in deinen Kräften steht um SEINE Erwartungen an dich zu erfüllen, wist du vor Gott nicht scheitern. Denn er kennt dich, ob du sitzt oder stehst, er weiß von dir. Er weiß um die Ehrlichkeit deiner Bemühungen und um deine Grenzen. Er stellt an dich nur so hohe Erwartungen, wie du auch erfüllen kannst.

 

Bleibt nur noch die Frage, ob du nicht vielleicht zu hohe erwartungen an dich selber stellst? Die Frage, kannst aber auch nur du selber beantworten.

 

Gruß!

Frank

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@frank

Ich hoffe ich werde nicht zu persönlich:

 

hat Dir in diesen "Krisenzeiten" eher freies Beten oder mehr die Liturgischen Formeln geholfen?

 

Ich habe bisher versucht beides zu kombinieren gemäß Rabbi Joseph, nach dem ein Gebet etwas obligatorisches wird, wenn man nichts neues mehr darin einzuschalten weiß.

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@frank

Ich hoffe ich werde nicht zu persönlich:

 

hat Dir in diesen "Krisenzeiten" eher freies Beten oder mehr die Liturgischen Formeln geholfen?

 

Ich habe bisher versucht beides zu kombinieren gemäß Rabbi Joseph, nach dem ein Gebet etwas obligatorisches wird, wenn man nichts neues mehr darin einzuschalten weiß.

Sowohl als auch. Das freie Gebet, eingebettet in Liturgische Formeln, wie z.B. die Vesper oder die Komplet.

 

Wenn die Energie zum Beten fehlte, hatte ich Gebet klein geschrieben (gebet) und versucht Tätigkeiten des Alltags besonders gut zu machen. Da war dann meine Arbeit im Altenheim nicht nur Broterwerb, sondern auch Gebet. der so gewonnene Abstand, half mir wieder zu einem unverkrampfteren Zugang zum Gebet. Es gab aber auch eine Zeit, als selbst das nicht mehr ging. damals stieß ich auf dieses Forum unmd habe mich aktiv mit der Situation auseinandergesetzt.

 

Ich denke also, du bist auf dem richtigen Weg.

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Danke!

Wofür? :P

 

 

 

 

Wow, das war der dreihundertste! Jetzt mach ich ei Faß auf! :blink:

bearbeitet von Frank
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Hallo Flo,

 

1. "Das ändert aber nichts daran, dass ich ihn im Augenblick nicht mehr so wahrnehme wie früher. Es ist als ob man jemanden

anrufen will und am anderen Ende ist besetzt."

 

Martin Buber, den Ben-Chorin immer sehr verehrte, schreibt genau dazu in seinen "Erzählungen der Chassidim":

"Ein Schüler fragte den Baalschem: "Wie geht das zu, daß einer, der an Gott hangt und sich ihm nah weiß, zuweilen eine Unterbrechung und Entfernung erfährt?" Der Baalschem erklärte: "Wenn ein Vater seinen kleinen Sohn will gehen lernen, stellt er ihn erst vor sich hin und hält die eignen Hände zu beiden Seiten ihm nah, daß er nicht falle, und so geht der Knabe zwischen den Vaterhänden auf den Vater zu. Sowie er aber zum Vater herankommt, rückt der um ein weniges ab und hält die Hände weiter auseinander, und so fort, daß das Kind gehen lerne."

 

2. Die andere Frage ist letztendlich die, ob die Forderungen Christi Utopie oder verwirklichbare Realität sind.

Alles hingeben, genau wie die arme Witwe; dem Bösen nicht widerstehen, sondern das Böse durch das Gute überwinden , nicht so sein wie die Heiden, deren Handeln abhängig ist vom Handeln der anderen, Abkehr von der do-ut-des Mentalität, grenzenloses Gottvertrauen entgegen aller Vernunft....

Da heißt es zwar, Gott respektiert uns, aber andererseits kommen hier Forderungen, bei denen man eigentlich nur wie der reiche Jüngling traurig weggehen kann.

 

Wie hat die Kirche hierauf reagiert? Hat sie die Spannung billig aufgelöst? Hat sie nicht die Wahl zwischen Verrat Christi oder Überforderung des Menschen?

 

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, daß die Kirche immer an der Verwirklichbarkeit der Forderungen Christi festgehalten hat.

Allerdings hat sich schon früh der Leitsatz herausentwickelt, daß jeder das vom Evangelium verwirklichen soll, was er verstanden hat.

Es gibt ja nicht nur eine Überforderung des Handelns, sondern auch eine des Verständnisses.

Zum Schriftgelehrten, der verstanden hatte, daß es v.a. um die Gottes- und Nächstenliebe geht, hat Christus gesagt, er sei nicht fern vom Reich Gottes.

Ich glaube, daß für jeden von uns, für den die Bergpredigt ein Stachel im Fleisch ist und ihn gerade nicht in spießbürgerlicher Wohlgefälligkeit ausruhen läßt, genau das gilt:

Christus sieht, wie wir uns mühen, wie wir hier unser Kreuz tragen und uns über jedes bißchen Verständnis für seine Botschaft freuen.

Und dann sagt er uns:

Du, der Du mühselig und beladen bist, komm zu mir, damit ich Dir Erleichterung bringen kann.

Gib mir Dein ganzes schwaches Herz; ich selbst werde es vor Gottes Angesicht tragen und Dein Opfer vollenden. Vergiß nicht, daß es mein Opfer ist, daß Dich erlöst und nicht das Deine, aber Du darfst das Deine dem Meinigen hinzufügen. Ich nehme Deine ganze Anstrengung und vollende sie. Ich halte meine Wunden für Dich offen, damit Du mir ganz Deine Liebe geben kannst.

Komm zu mir und vergiß nicht, daß ich Dich so liebe, daß ich für Dich ans Kreuz gegangen bin. Schenke mir alles, was Du hast, Dein ganzes Herz.

Und laß mich Dir ganz nahe sein, denn das ist es doch, was ich eigentlich will, nicht Deine ganzen tollen Werke will ich, sondern Dich.

bearbeitet von Steffen
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Noch ein Hinweis zum Gesetz und den Forderungen der Gottes- und Nächstenliebe: Wie Paulus deutlich gemacht hat, müssen wir uns durch das Gesetz nicht eingeengt fühlen, weil uns Jesus Christus gerade frei vom Gesetz gemacht hat!

 

Wir sind erlöst aus Gnade, nicht aufgrund unserer eigenen Gerechtigkeit, die wir an den Tag legen. Was immer wir tun, würde niemals ausreichen, um die Gnade Gottes zu verdienen. Wir können sie nur als Geschenk annhmen, und das ist unsere Hoffnung: ER schenkt Seine Gnade jedem Menschen.

 

Folglich "reicht" es, wenn wir aus bestem Gewissen heraus das tun, was bei all unserer menschlichen Begrenztheit in unserer Macht steht. Und wir müssen akzeptieren (was den meisten am schwersten fällt), dass wir eben Grenzen haben, dass wir schwach sind, Fehler machen, verletzen - aber dass wir eben auch mit unserer Begrenztheit von Gott geliebt sind.

 

Die Forderung Gottes ist nun: Ich liebe dich, also liebe dich auch selbst! Ich liebe auch alle anderen Menschen, also liebe du sie auch.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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Hallo Wolfgang,

 

dass das, was Paulus und auch Jesus unter Gesetz verstanden haben, nämlich die Thora samt ihrer 613 rabbinischen Mitzwoth, nicht mehr auf uns lastet ist mir klar. (Paulus selbst konnte als Jude nicht die Freude am Gesetz empfinden, die die Rabbinen predig(t)en.)

 

Für geborene Nichtjuden wurde ja schließlich das Aposteldekret verfaßt "Darum halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden; man weise sie nur an, Verunreinigungen durch Götzen(opferfleisch) und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen." (Jakobus in Apg 15, 19-20)

 

Aber um diese "Praxisregeln" geht es mir hier nicht.

Sie zu befolgen ist relativ leicht im Verhältnis zum Rest. (Ich kaufe zwar kein geschächtetes Fleisch (aus Mangel an Gelegenheit), aber unsere Metzger schlachten ja auch nicht mit der Schlinge und Götzenopfer finden bei uns zu mindest nicht mehr öffentlich statt und "Unzucht" ist für mich indiskutabel).

 

Für mich leiten sich aus den beiden Hauptgeboten direkt die 14 Werke der Barmherzigkeit, wie sie im KEK II (S 67) beschrieben sind:

 

"Die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, die Nackten bekleiden, die Fremden beherbergen, die Kranken besuchen, die Gefangenen erlösen, die Toten begraben.

 

Die Unwissenden lehren, die Zweifelnden beraten, die Trauernden trösten, die Sünder zurechtweisen, den Beleidigern gern verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen, sein für die Lebenden und Verstorbenen beten."

 

Und hier stellt sich die Frage: Tue ich im Alltag genug? :angry:

bearbeitet von Flo77
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Im Zweifel: Nein. Deswegen können wir uns auch nicht wie der Pharisäer vor Gott stellen und darauf verweisen, alles getan zu haben, was gefordert ist.

Liebet einander, wie ich euch geliebt habe, heißt es. Das soll immer wieder neu herausfordern und nicht durch vorformulierte Gebote die Liebespflichten genau beschreiben und die Liebe damit beschränken und ihr das Absolute zu nehmen.

Gerade aus dieser "Ethik" folgt natürlich auch, daß der Himmel nicht durch bestimmtes Verhalten erkaufbar ist, da sie immer mehr fordert, als zu leisten möglich ist. Aber das glaubt ja auch kein Christ.

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Und hier stellt sich die Frage: Tue ich im Alltag genug?

Hallo Flo,

 

wie ist es, wenn wir die Frage umstellen, einfach so:

 

HERR, darf ich mehr für DICH tun?

 

Und dann lauschen und auf Seine Antwort hören...

 

Was würdest Du dabei empfinden?

 

gby

 

Bernd

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Für mich leiten sich aus den beiden Hauptgeboten direkt die 14 Werke der Barmherzigkeit, wie sie im KEK II (S 67) beschrieben sind:

 

"Die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, die Nackten bekleiden, die Fremden beherbergen, die Kranken besuchen, die Gefangenen erlösen, die Toten begraben.

 

Die Unwissenden lehren, die Zweifelnden beraten, die Trauernden trösten, die Sünder zurechtweisen, den Beleidigern gern verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen, sein für die Lebenden und Verstorbenen beten."

 

Und hier stellt sich die Frage: Tue ich im Alltag genug?

Lieber Flo,

 

genau das wollte ich ausdrücken, dass Du immer scheitern wirst, wenn Du Dir die Möglichkeiten, die Du hast, zum Maßstab machst. Daran scheitert jeder, weil man immer mehr an Gutem auslässt als tut. Um es noch einmal zu betonen: Auch Gott nimmt dies nicht zum Maßstab!

 

Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht daran orientieren soll. Man soll immer versuchen, das Gute zu tun, aber wenn die eigene Schwäche siegt, kommt man eben über Umkehr und Reue immer wieder "ins Heil zurück". Man wird nicht an seinen Taten gemessen - und wie gesagt, ein Kernproblem liegt darin, seine eigene Schwäche auch zu akzeptieren.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht daran orientieren soll. Man soll immer versuchen, das Gute zu tun, aber wenn die eigene Schwäche siegt, kommt man eben über Umkehr und Reue immer wieder "ins Heil zurück". Man wird nicht an seinen Taten gemessen - und wie gesagt, ein Kernproblem liegt darin, seine eigene Schwäche auch zu akzeptieren.

Hallo Wolfgang,

 

dann hat der Satz "Keiner ist Gut außer Gott" doch eine richtig beruhigende Aussage oder sehe ich das falsch?

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Und hier stellt sich die Frage: Tue ich im Alltag genug?

Hallo Flo,

wie ist es, wenn wir die Frage umstellen, einfach so:

HERR, darf ich mehr für DICH tun?

Und dann lauschen und auf Seine Antwort hören...

Was würdest Du dabei empfinden?

gby

Bernd

Hallo Bernd,

 

finde ich insofern schwierig, als dass ich den Adressaten der Fragen austausche, aber im Endeffekt wieder mitten im Leben stehe:

 

Wenn ich etwas für IHN tue, tue ich es am Menschen (Mt 25,40).

 

Und damit ist die Richtung doch dieselbe - oder?

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Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht daran orientieren soll. Man soll immer versuchen, das Gute zu tun, aber wenn die eigene Schwäche siegt, kommt man eben über Umkehr und Reue immer wieder "ins Heil zurück". Man wird nicht an seinen Taten gemessen - und wie gesagt, ein Kernproblem liegt darin, seine eigene Schwäche auch zu akzeptieren.

Hallo Wolfgang,

 

dann hat der Satz "Keiner ist Gut außer Gott" doch eine richtig beruhigende Aussage oder sehe ich das falsch?

Lieber Flo,

 

als beruhigend würde ich diesen Satz jetzt nicht gerade bezeichnen. Er beunruhigt mich zwar nicht in einer Weise, dass ich glaube, an Gottes Anspruch zu scheitern, aber er zeigt mir eben auch deutlich, dass ich beständig an mir arbeiten muss. Schließlich soll ich ja auch Zeugnis für Seine Liebe ablegen.

 

Bezeichnend ist aber auch die Frage, die Jesus Christus vor Deinem Zitat stellt: "Warum nennst du mich gut? Nur einer ist gut ..." Sein Verweis auf die alleinige Güte Gottes legt die Vermutung nahe, dass Er sich selbst ebenfalls als nicht gut betrachtet; zumindest deutet nichts darauf hin, dass Er sich mit Gott als eine Einheit betrachtet.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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Hallo Bernd,

 

finde ich insofern schwierig, als dass ich den Adressaten der Fragen austausche, aber im Endeffekt wieder mitten im Leben stehe:

 

Wenn ich etwas für IHN tue, tue ich es am Menschen (Mt 25,40).

 

Und damit ist die Richtung doch dieselbe - oder?

Hallo Flo,

 

die Richtung ist die selbe, stimmt. Die Liebe zu Christus führt uns auch immer in die Liebe zum Nächsten.

 

Nur eines würde ich sagen ist unterschiedlich, Du hast den Vers Matthäus 25,40 genannt. Das schöne an dieser Stelle ist, daß die dort Auserwählten nicht wussten, wann sie Christus hungrig sahen und Ihn speisten, wann sie Christus durstig sahen und Getränke austeilten, wann sie Christus auf dem "Krankenlager" besuchten...

 

 

Diese "Auserwählten" stellten sich nicht die Frage: Tue ich im Alltag genug? - sondern sie lebten in der innigen Verbindung zu Christus, schöpften aus Seiner Liebe und wurden allein durch IHN verwandelt, wurden zum "Segensträger" Seiner Liebe.

 

Im Endeffekt stehen wir mitten im Leben wie Du so schön schreibst. Die Fragen die sich daran anschliessen:

 

WER ist die Mitte meines Lebens?

 

WEM darf ich dienen? Wem will ich dienen?

 

gby

 

Bernd

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Hallo Bernd, hallo Wolfgang,

 

und genau zwischen Euch beiden liegt das Geheimis verborgen.

 

Gott als Mitte des Lebens finde ich schwierig, weil er kein Punkt ist, auf den man sich fokussieren kann - sondern er ist überall.

 

Schließlich ist nicht die Welt der Ort Gottes sondern Gott der Ort der Welt. Darum ist ER auch "unausweichlich" das Wichtigste, dass wir haben.

 

DAS Jesus Sohn Gottes war ist klar, ob er zu Lebzeiten wusste, dass er der Messias war - ich weiß es nicht.

 

Seine eigenen Aussagen dazu sind zu wiedersprüchlich.

 

Wenn ich Jesus diene, dann tue ich das in der Imitatio Christi (ihn "als Gott anzubeten" wiederspricht mE dem ersten Gebot) und versuche seinen Weg so weit ich das vermag nachzugehen.

 

Die Auserwählten hatten uns gegenüber einen unschätzbaren Vorteil. Sie hatten alles aus erster Hand.

 

Ihr Verständnis des AT war unserem weit voraus. Jesu Zitate aus der Schrift hatten in ihrer Lebensluft einen realen Bezug.

 

Seine Forderungen, sein Menschen- und Gottesverständnis waren für seine Jünger keine "Neuigkeiten" sondern straff gerafft ihre Welt.

 

Ich finde hier ist uns einiges verloren gegangen. Und da liegt glaube ich mit mein Problem.

 

Dass wir außer unserer Erfahrung im realen Leben immer die Schwierigkeit haben die Offenbarung der Schrift in die Wirklichkeit zu übersetzen.

 

Liebe Grüße von einem ziemlich verwirrten

 

Flo

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