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Seit wann existiert der Heilige Geist?


Ketzer

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Hallo,

 

soweit ich weiß wurde der Heilige Geist schon vor Grundlegung der Welt aus dem Vater (und dem Sohn?) geboren (?)

 

Dazu habe ich 2 Fragen:

Ist nicht auch der Vater Geist und heilig?

 

Der Hl. Geist ist doch der Erinnerer an die Wahrheit und der Tröster. Wird denn diese Hilfe nicht erst seit dem Sündenfall benötigt? Ist er quasi "auf Vorrat" entstanden, für den Fall, dass es Menschen gibt, und die sich von Gott abwendet?

 

Grüsse

Helmut

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Eine diffizile Fragestellung....

 

Ich fang mal mit einer Beantwortung an und hoffe um weitere Ergänzungen...

 

Das Grundproblem stellt sich darin, dass die Bibel niemals von der Dreifaltigkeit als solches spricht und somit auch keine genaue Beschreibung "Wer ist der Heilige Geist und was macht er?" liefert.

 

Doch schon in der frühen Kirche drängte sich die Frage nach dem Verhältnis der göttlichen Personen zueinander in den Vordergrund.

 

Ganz am Anfang der Bibel - im ersten Buch - wird direkt der Geist Gottes erwähnt:

 

Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde;

die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. (Gen 1, 1-2)

 

Es wird also vom Geist Gottes gesprochen der schon bei der Erschaffung der Welt gewirkt hat.

 

Der Heilige Geist als Teil der Dreifaltigkeit wird in den Konzilien von Nicäa und Konstantinopel weiter diskutiert:

Nicäa - 325:

"... und an den Heiligen Geist."

 

Hier nur der eine Satz über den Geist. Es ging aber vorrangig darum, dass Jesus wesensgleich ist mit dem Vater.

Aber es wird festgelegt: Gott ist dreifaltig.

 

Konstantinopel (2. Ökumenisches Konzil) - 381:

"... und an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohne mitangebetet und mitverherrlicht wird, und der durch die Propheten gesprochen hat."

 

Die aktive Rolle des Geistes wird deutlich hervorgehoben.

Der Heilige Geist ist also (salopp in meinen Worten ausgedrückt...) der weltimmanent aktive Part der Dreifaltigkeit.

 

 

Nun zu Deiner Frage "Ist nicht auch der Vater Geist und heilig?"... Laut Glaubensbekenntnis glauben wir an einen Gott, der sich in drei Personen offenbart. Daher ist jede Person heilig.

 

Leider sind alle Beschreibungen Gottes letztendlich Bilder und wie nahe sie dem Original kommen bleibt abzuwarten...

 

Doch wenn man die Dreifaltigkeit als treffendstes Bild annimmt, dann kann der Geist nicht "auf Vorrat" entstanden sein weil die sündigen Menschen ihn irgendwann brauchen könnten, sondern dann ist er grundlegendes Element der Dreifaltigkeit. Seine Rolle innerhalb der göttlichen Personen ist dann sehr auf Dialog ausgerichtet aber seine Existenzberechtigung hat er nicht nur aufgrund des Sündenfalls.

 

Uff - sind diese Gedanken verständlich? Vielleicht hat ja jemand mehr Geist um zu antworten.... :blink:

 

Liebe Grüsse...

bearbeitet von Wattoo
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Auf der Allgemeinen Kirchenversammlung zu Florenz (1438—1445), die im Dienst der Wiedervereinigung des getrennten Ostens mit Rom stehen sollte, wurde in dem sog. „Lehrentscheid für die Jakobiten‘ (die Gläubigen der Kirche Syriens) die Gotteslehre der Tradition in einer auch für die Folge bezeichnenden Weise zusammengefasst:

 

„Gegründet durch das Wort unseres Herrn und Heilands, bekennt und verkündet die heilige römische Kirche ihren festen Glauben an den einen, wahren, allmächtigen, unveränderlichen und ewigen Gott: den Vater, Sohn und Heiligen Geist, der eins ist in der Wesenheit, dreifaltig in den Personen.

 

Der Vater ist ungezeugt,

der Sohn ist vom Vater gezeugt,

der Heilige Geist geht aus dem Vater und Sohn hervor.

Der Vater ist nicht der Sohn oder der Heilige Geist.

Der Sohn ist nicht der Vater oder der Heilige Geist.

Der Heilige Geist ist nicht der Vater oder der Sohn.

Sondern der Vater ist nur der Vater,

der Sohn nur der Sohn,

der Heilige Geist nur der Heilige Geist.

 

Nur der Vater hat aus seiner Substanz den Sohn gezeugt,

nur der Sohn ist vom Vater allein gezeugt,

nur der Heilige Geist geht zugleich vom Vater und Sohn aus.

 

Diese drei Personen sind ein Gott, nicht drei Götter.

 

Denn diese drei besitzen eine Substanz,

eine Wesenheit,

eine Natur,

eine Gottheit,

eine Unermeßlichkeit,

eine Ewigkeit,

und alles ist (in ihnen) eins, außer wo die Beziehungen in Gegenrichtung zueinander stehen.

 

Wegen dieser Einheit ist der Vater ganz im Sohn, ganz im Heiligen Geist;

ist der Sohn ganz im Vater, ganz im Heiligen Geist;

ist der Heilige Geist ganz im Vater, ganz im Sohn.

 

An Ewigkeit ist keiner früher als der andere,

an Größe ragt keiner über den anderen hinaus oder ist ihm überlegen an Macht.

 

Denn ewig und ohne Anfang ist, daß der Sohn vom Vater seinen Ursprung nahm,

und ewig und ohne Anfang ist, daß der Heilige Geist vom Vater und Sohn hervorgeht

 

Was der Vater ist oder hat, hat er nicht von einem anderen,

sondern aus sich,

er ist ein ursprungloser Ursprung.

 

Was der Sohn ist oder hat, hat er vom Vater: er ist Ursprung aus dem Ursprung.

Was der Heilige Geist ist oder hat, hat er zugleich vom Vater und vom Sohn.

 

Aber nicht sind Vater und Sohn zwei Ursprünge des Heiligen Geistes,

sondern sie sind nur ein Ursprung.

So wie auch Vater, Sohn und Heiliger Geist nicht drei Ursprünge der Schöpfung,

sondern nur ein Ursprung sind.“

 

Man kann sagen, daß dieser Text die Quintessenz der verbindlichen kirchlichen Trinitätslehre enthält. In einer Präfation, die früher an vielen Sonntagen des Kirchenjahrs, heute aber nur noch am Dreifaltigkeitssonntag gebetet wird, begegnen wir sogar im Gottesdienst der Kirche ähnlichen Formulierungen: „Mit deinem eingebornen Sohn und dem Heiligen Geist bist du der eine Gott und der eine Herr, nicht in der Einzigkeit einer Person, sondern in den drei Personen des einen göttlichen Wesens. Was wir auf deine Offenbarung hin von deiner Herrlichkeit glauben, das bekennen wir ohne Unterschied von deinem Sohn, das bekennen wir vom Heiligen Geiste. So beten wir an im Lobpreis des wahren und ewigen Gottes die Sonderheit in den Personen, die Einheit im Wesen und die gleiche Fülle in der Herrlichkeit.“

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Hallo,

 

soweit ich weiß wurde der Heilige Geist schon vor Grundlegung der Welt aus dem Vater (und dem Sohn?) geboren (?)

Die Frage ist insofern nicht beantwortbar, als es bei Gott keine Zeit gibt.

Ohne Zeit gibts auch kein "seit wann". Gott ist von Ewigkeit her.

 

Selbst wenn man sagt, daß der Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht (was einem ja zu der Vermutung veranlassen könnte, Vater und Sohn müssen vor dem Geist gewesen sein), geht das so nicht, da es eben keine Zeit in Gott gibt. Da gibts kein früher oder später....

 

das ist eben ein Element an Gott, das wir nicht verstehen können, weil uns eine Dimension ohne Zeit bereits nicht vorstellbar ist......

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Nach meiner Kenntnis soll der Hl. Geist im Gegensatz zum Sohn, der "gezeugt, nicht geschaffen ist" durch einen "Hauchakt" entstanden sein. Kardinal Wetter soll darüber eine Habilitationsschrift verfasst haben. Weiß jemand mehr?

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Das Altgriechische Wort für den Hl. Geist ist "pneuma" - und das heißt unter anderem auch "Atem".

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Auf der Allgemeinen Kirchenversammlung zu Florenz (1438—1445), die im Dienst der Wiedervereinigung des getrennten Ostens mit Rom stehen sollte, wurde in dem sog. „Lehrentscheid für die Jakobiten‘ (die Gläubigen der Kirche Syriens) die Gotteslehre der Tradition in einer auch für die Folge bezeichnenden Weise zusammengefasst:

Wie Erich angemerkt hat, sollte Florenz zur Wiedervereinigung der orthodoxen und römisch-katholischen Kirche führen. Konstantinopel hatte Rom um Unterstützung gegen die Türken gebeten, diese hatten sie aber von der Wiedervereinigung abhängig gemacht. Rom fühlte sich also in der Position des Stärkeren und betonte deshalb ganz bewusst das "filioque" ("der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht"), welches von der römisch-katholischen Kirche erst im 10. oder 11. Jahrhundert offiziell hinzugefügt wurde, während die orthodoxe Kirche nach wie vor die ursprüngliche Form aus Nicäa ("der aus dem Vater hervorgeht") verwendete (und heute noch verwendet).

 

Dieser theologische Streit war einer von mehreren Gründen, woran die Wiedervereinigung scheiterte. Rom versagte daraufhin die militärische Unterstützung, und so wurde Konstantinopel 1453 von den Türken eingenommen. Kein Ruhmesblatt der Kirchengeschichte ...

 

Bis heute wirft die orthodoxe Kirche der römisch-katholischen vor, durch das Einfügen des "filioque" (welches eher politische Gründe hatte, vom deutschen Kaiserhof durchgedrückt wurde und das zunächst mehrere Päpste abgelehnt hatten!!!) das Verständnis der Dreifaltigkeit verfälscht zu haben.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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Der Heilige Geist, als Offenbarungsbegriff,

von dem redet die Bibel von Anfang an:

 

Genesis 1,2b: "Der Geist Gottes schwebte über den Wassern."

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Nach meiner Kenntnis soll der Hl. Geist im Gegensatz zum Sohn, der "gezeugt, nicht geschaffen ist" durch einen "Hauchakt" entstanden sein. Kardinal Wetter soll darüber eine Habilitationsschrift verfasst haben. Weiß jemand mehr?

Gen. 2,7 - da bildete Gott, der HERR, den Menschen, [aus] Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele.

 

Da hast Du was verwechselt. Der Geist Gottes gab es vom Anfang an.

 

Aus der zitierten Stelle, kannst Du entnehmen, daß Gott den Menschen erschuf, indem er sein Geist in die Erde einhauchte. Der Mensch ist damit teils von der Erde ist, und teils vom Himmel. (Schön drückt das Blaise Pascal aus: Der Mensch ist Größe und Elend zugleich.) Dadurch daß der Mensch teils von der Erde ist, ist er sterblich und elend. Dadurch, daß die Herrlichkeit Gottes im Menschen wohnt, zur Liebe und Freiheit fähig ist, zur Anschauung Gottes bestimmt ist, ist er Gott ebenbildlich.

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