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Wie liebe ich meinen Feind?


Max

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Hallo Leute,

 

wie liebe ich eigentlich meinen Feind? Wenn einer kommt und sagt ihm tut etwas leid, dann ist es kein Problem zu vergeben und vergessen. Aber wie mit einem der eben nichts einsieht und ein Fehlverhalten weitermacht?

 

Gott vergibt Suenden nur wenn man sie bereut. Oder? Soll der Mensch auch nur vergeben wenn der andere bereut? Eigentlich soll er ja auch ohne die Reue des anderen vergeben, oder?

 

Den folgenden Text koennte man aber anders verstehen (Mt 18, 15ff):

 

15 Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen.

16 Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden.

17 Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.

[...]

21 Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt? Siebenmal?

22 Jesus sagte zu ihm: Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal.

 

 

Das sagt klar, das Naechstenliebe nicht heisst, alles zu akzeptieren. Wie vereinbare ich aber das mit Naechstenliebe, wenn der andere mir wie "ein Heide" ist, also nicht wien ein Bruder? Dann habe ich im ja nicht vergeben, bin aber jederzeit bereit dazu?

 

Was meint ihr?

 

Gruesse

 

Max

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Hallo Max,

 

erstmal allgemein zur Nächstenliebe:

Auch sie kennt Abstufungen. Jesus hat die Jünger selbst ausgewählt und hatte unter ihnen noch einmal einen Jünger, den er besonders liebte.

Es ist also nicht nötig und auch nicht möglich, alle gleichermaßen zu lieben.

Die Liebe steht weiter unter dem Problem, nicht alle Probleme der Welt auf einmal lösen zu können. Es ist also nicht möglich, alle Menschen z.B. gleichermaßen mit dem, was man hat, zu beschenken.

Das wäre auch nicht machbar, denn das hieße, daß nicht dort wo die Verantwortung besteht (z.B. der Unterhalt der Eltern für ihre Kinder), sondern immer gleichmäßig geliebt werden sollte.

Ich glaube, daß es Jesus nicht darum ging, sondern eher darum, die Liebe aus dem reinen Wechselseitigkeitsverhältnis des "Ich gebe, daraufhin solltest Du mir auch was geben" zu befreien.

Auch das ist freilich nur eingeschränkt möglich, ein alles verschenkender Händler klingt vielleicht ganz nett, würde aber dauerhaft die Wirtschaft zerstören (Dumping, fehlender Erwerbsgeist).

Ich glaube, daß man auch die Bergpredigt, zumal als Christ in der weiten und nicht der engen Nachfolge Christi, mit gesundem Menschenverstand lesen sollte.

Die rein moralische Interpretation ist absolut verfehlt und hat schon genug Leuten nicht nur Kopfschmerzen, sondern sie auch radikal überfordert. Schwärmer, die die wörtliche Umsetzung wollten, hat es ebenso regelmäßig wie deren Scheitern gegeben.

Bei der Bergpredigt muß man daran denken, daß christliche Moral Gnadenmoral ist, also das neue Gesetz gegeben wurde, damit die Gnade gesucht wird, sie zu verwirklichen. Ferner sollte man sich darum bemühen, den Geist zu haben, in dem sie geschrieben sind

 

Für mich besteht der Angelpunkt der Feindesliebe darin, den anderen zu segnen und für ihn zu beten und so darauf zu hoffen, daß meine Haltung sich ihm gegenüber ändert. Immer die andere Backe hinzuhalten ist keine absolute Lösung. Der Spruch soll aufschrecken, das Herz treffen, will aber nicht unbedingt immer befolgt werden.

Als Jesus die Gelegenheit hatte (Joh.passion), die andere Wange hinzuhalten, nachdem er geschlagen wurde, hält er nicht die andere hin, sondern fährt den Schläger wüst an: wenn ich etwas übles getan habe, so weise mir nach, daß es übel was, habe ich aber Recht getan, was schlägest Du mich?

Er verweist hier also auf elementare Prinzipien der Gerechtigkeit. In strenger Anwendung der Bergpredigt wäre das nicht möglich.

Auch ist Jesus oft zornig (er fährt die Jünger manchmal an "voll Zorn und voll Trauer", er beschimpft die Pharisäer mit Worten, die nach der Bergpredigt für ihn selbst ewige Verdamnis mit sich bringen würde (Heuchler, Söhne Satans....), er ist nicht besonders umgänglich in den Diskussionen mit den Pharisäern.

Ich will diese Stellen nicht gegeneinander ausspielen, sondern einfach daraufhinweisen, daß eine wörtliche Interpretation der Bergpredigt an Jesus vorbeigeht, der mehr durch provokante Äußerungen Stachel ins Fleisch der Zuhörer stecken wollte.

In dem Zusammenhang ist es auch wichtig, daran zu denken, daß die Kirche irgendwie immer auch Anwalt der menschlichen Schwäche und des Machbaren ist ((Bsp. Notwehr/gerechter Krieg vs. Feindesliebe/absoluter Pazifismus). Gerade darum aber braucht auch sie immer wieder den Stachel um immer wieder neu Grenzen auszuloten

 

 

Steffen

bearbeitet von Steffen
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Auch was das Verzeihen angeht:

wenn Dein Bruder zu Dir kommt und sich entschuldigt, sollst Du nach Möglichkeit zur Vergebung bereit sein. Nicht aber so, daß es die Entschuldigung ist, die die Versöhnung anbahnt! Der verlorene Sohn wurde vom Vater in seine Arme genommen, noch bevor er seine Entschuldigungen und sein ganzes zurechtgelegtes und Höchstpeinliches Schuldeingeständnis losgeworden ist. Er war aber auf dem Weg der Umkehr, der Vater hat ihn nicht im Schweinestall umarmt und damit auch kein unreines Leben legitimiert!

Das ganze Evangelium ist die Botschaft von der goldenen Brücke, die dem Sünder gebaut wird, aber nicht von der gleichgültigen Liebe, bei der jeder tun und lassen kann, was er will und trotzdem immer gleichermaßen geliebt wird.

Gott selbst FORDERT die Umkehr selbst bei kleinen Sünden, selbst diese verwunden die Beziehung zu Gott. Die Feindesliebe braucht den anderen und dessen Fehler also nicht zu übersehen und zu ignorieren.

Bei schweren Sünden ist die Beziehung sogar so nachhaltig gestört, daß sie erst durch die Beichte wiederhergestellt werden kann. Wir als Menschen können brauchen und dürfen hier nicht göttlicher zu sein als Gott selbst, da unsere Liebe immer nur die seine abbildet.

 

 

Es gibt eine Liebe zum anderen trotz seiner Sünden, die diese jedoch nicht ignoriert, aber Basis dafür ist, daß die Fronten nicht so verhärtet werden können, daß Versöhnung unmöglich wird.

Diese basiert auf zwei Pfeilern:

erstens dem allgemeinmenschelichen, daß alles verstehen alles verzeihen heißt und einem nichts Menschliches fremd sein sollte.

Dann auf dem Pfeiler, daß Gott uns vergeben hat, und wir dann nicht unsererseits unsern Gläubigern an die Gurgel springen dürfen.

Das ganze ist ein Weg, deswegen spricht man auch von Richtungssittlichkeit im Gegensatz zu den Geboten.

 

Konkret bedeutet das primär das Gebet für den anderen und das Bewußtmachen der eigenen Umkehrnotwendigkeit.

Und natürlich ein Leben aus der göttlichen Liebe und Verzeihung, denn nur so ist das Bewußtsein des eigenen Angenommenseins stark genug, gewisse Grenzen unseres natürlichen Gerechtigkeitsempfindens großherzig zu sprengen.

bearbeitet von Steffen
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wie liebe ich eigentlich meinen Feind? Wenn einer kommt und sagt ihm tut etwas leid, dann ist es kein Problem zu vergeben und vergessen. Aber wie mit einem der eben nichts einsieht und ein Fehlverhalten weitermacht?

Lieber Max!

 

Die zusammenfassende Antwort läuft meiner Meinung nach auf das Wort "selbstlos" hinaus. Damit meine ich, dass ich in jedem Umgang mit einem Feind nicht meinen Vorteil, meine Rachegelüste und meine Angst suche, befriedige, beschwichtige.

Als Glaubenshintergrund sehe ich, dass eine solche Verhaltensweise nur im Glauben an meine Rettung durch Gott erfolgen kann. Denn dies wird immer auf eine Art Opfer hinauslaufen - mal schwerwiegender, mal einfacher. Gott sichert mein Leben, Gott steht die Gerechtigkeit an Stelle meiner Rache zu, und nur Gott kann meine Angst wirklich auffangen.

 

Frage: "Wie liebe ich meinen Feind?"

Antwort: "Selbstlos aus dem Glauben".

 

Das ist natürlich furchtbar allgemein. Aber allzu konkreter ist es nur schwer zu fassen, weil die einzelnen feindesliebenden Verhaltensweisen sehr von mir, von meinem Feind und der Situation bestimmt sind. Man könnte nun viele Beispiele anführen (auch biblische), insbesondere Jesus, der seinem Häscher das Ohr heilt, Jesus, der am Kreuz für seine Mörder betet, Jesus, der einem Verbrecher am Kreuz das Paradies verheißt. Aber auch den barmherzigen Samariter, der einen Juden (das ist für ihn nix Gutes) selbstlos aus dem Verderben rettet.

Aus diesen Beispielen allerdings eine tragfähige Kasualistik zu erstellen, wird m.E. nicht gelingen. Es bleiben Beispiele und jeder muss selbst für sich überlegen, welcher Form seine Selbstlosigkeit im konkreten Fall sein muss.

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http://www.derbruderhof.de/articles/de/Gnade.htm

 

Über die Gnade Gottes und im Umkehrschluß dann natürlich das Verhalten des Christen als Nachahmer Gottes. "Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist"

Es geht also nicht um eine billige Abschwächung radikaler Forderungen, sondern mehr um das Wesen der christlichen Liebe.

bearbeitet von Steffen
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Hallo,

 

vielen Dank fuer Eure Gedanken. Ich denke da ganz konkret. Wenn ich eine Person habe, die mich so richtig aergert, weil diese Person Dinge tut, die offensichtlich andere verletzt oder Schaden zufuehrt.

 

Mich tagelang ueber diese Person zu aergern kann nicht der rechte Weg sein. Die Person einfach zu entschuldigen kann auch nicht der rechte Weg sein. Wenn ich die Person genau ansehe, kann ich vielleicht sogar Mitleid haben, sehen dass da vielleicht eine schwere Geschichte dahinterliegt.

 

Aber Mt 18,15f, wie oben zitiert, sagt ja deutlich, dass man sich von einem, der nicht einsichtig sein will, distanzieren soll. Und klar etwas fehlerhaftes ansprechen muss.

 

Nur wie verhaelt sich das dann mit dem gebot, nicht andere zu richten? Und dem Gebot, demjenigen Gutes zu tun, der einem schlechtes tut? Kann ich sagen, ich liebe meinen Feind, wenn ich ihn nach Mt 18,15 nicht mehr als meinen Bruder ansehe, weil er nicht einsichtig sein will?

 

Und was heisst vergeben? Vielleicht, dass ich auf keine Wiedergutmachung bestehe? Sehe, dass er Strafe genug hat fuer sich selbst? Und wie vergebe ich wirklich jemandem, der keine Einsicht zeigt? So dass ich wirklich keinen Aerger und Wut verspuere?

 

In der Praxis ist das ziemlich schwer...

 

Gruesse

 

max

bearbeitet von Max
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Vergebung kann m.E. erst in dem Moment wirklich stattfinden, wo ich sehe, dass durch seine Sünde an mir kein bleibender Schaden für immer angerichtet wurde.

 

Aller Schaden ist begrenzt: Gott wird uns von allem Schaden befreien. Und je mehr wir in diesem Glauben leben, desto mehr ist an Vergebung möglich.

 

"Wiedergutmachung" halte ich im eigentlichen Wortsinne für eine Täuschung. Nichts kann wirklich wieder gut gemacht werden durch unsere Kraft und Leistung.

Statt dessen ist Versöhnung möglich und "Wiedergutmachung" als ein Zeichen des Versöhnungswille ist hilfreich.

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Kann man mal bitte vergeben und vergessen voneinander trennen?

Wenn ich etwas vergesse, habe ich es nicht vergeben - sondern eben vergessen.

 

Das Thema hat mit Verantwortung zu tun.

Nimmt jemand die Verantwortung für sein Tun an, und bereut - kann ihm vergeben werden.

 

Wenn nicht, kann man das Verhalten Dulden, oder Tolerieren, oder Ignorieren, oder ich kanns auch vergessen.

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Kann man mal bitte vergeben und vergessen voneinander trennen?

Wenn ich etwas vergesse, habe ich es nicht vergeben - sondern eben vergessen.

 

Das Thema hat mit Verantwortung zu tun.

Nimmt jemand die Verantwortung für sein Tun an, und bereut - kann ihm vergeben werden.

 

Wenn nicht, kann man das Verhalten Dulden, oder Tolerieren, oder Ignorieren, oder ich kanns auch vergessen.

Ich hatte mal sowas gehoert wie "der kann vergessen, aber nicht vergeben"

 

Ich denke das macht Sinn. Man kann etwas vergessen, weil es solange zurueckliegt. Man erinnert sich nicht mehr so dran, Gras ist ueber die Sache gewachsen. Aber wenn man sich die Sache genauer ansieht, hat man immer noch nicht vergeben, immer noch ist Wut und Vorwuerfe da. Wut, die nur deswegen nicht da ist, weil man die Sache vergessen hat.

 

Vergebung heisst ja einer Sache vollkommen bewusst sein und dennoch keine Vergeltung wuenschen

 

Max

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Hallo Max,

 

spontan fällt mir dazu ein:

 

Die Vergebung kann einseitig geschehen zur Versöhnung jedoch gehören zwei.

 

Die christliche Grundhaltung liegt immer in der Vergebung--- weil wir selbst aus der Vergebung in Jesus Christus schöpfen, sollten wir Vergebung anderen Menschen nie vorenthalten. ....und vergib uns unsere Sünden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern...

 

"sieben mal siebzigmal" also unendlich sollte die Vergebungbereitschaft bei uns zu finden sein. In der Praxis nur dann realisierbar, wenn ich immer wieder neu den Kontakt zu Jesus Christus suche, wenn ich den "Vergebungsstrom" den ER mir zusagt nicht nur für mich behalte. Allein in IHM sind wir fähig nicht "nur" zu vergeben - sondern auch unsere Feinde zu lieben.

 

Deutlichere Zeichen kannst du in der Praxis gar nicht setzen. Römer 12,20 fällt mir dazu noch ein: "Wenn nun deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm zu trinken! Denn wenn du das tust, wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln."

 

 

Gott-Vater ist Liebe! Darum setzt Er alles daran, das Bild der Liebe aus uns, Seinen Kindern herauszugestalten. Wenn du etwa mit einem schwierigen Menschen zusammenlebst oder arbeitest, verstehe es als Gottes Führung und Handeln mit dir. Jetzt ist Gott als dein Vater dabei, das Bild der Liebe aus dir herauszuarbeiten. Jetzt geschieht Großes an dir für Zeit und Ewigkeit. Danke Ihm für Seine Arbeit an deiner Seele. Dann ist dir geholfen, und das Bild Gottes, das Bild der Liebe, gewinnt Gestalt in dir.

 

gby

 

Bernd

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wie liebe ich eigentlich meinen Feind?

bete für ihn. für wen man betet, der ist einem nicht wirklich feind...

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wie liebe ich eigentlich meinen Feind?

bete für ihn. für wen man betet, der ist einem nicht wirklich feind...

Ich kann ja einem vergeben wollen aber trotzdem innerlich so voll Wut sein und die Geschichte nicht vergessen, dass ich trotz wollen nicht wirklich vergeben habe...

 

Ich vermute es liegt an der Haltung? Wenn ich fuer jemanden bete will ich ihm gutes. Das Gegenteil waeren Vergeltungsgedanken ("der soll buessen"), dann wuerde ich fuer ihn wohl erst gar nicht beten...

 

Gruesse

 

Max

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Lieber Max, du kannst sicher sein, daß dieser Mensch selbst am meisten an seinem uneinsichtigen Verhalten leidet und leiden wird. Ich würde versuchen, für ihn zu beten und zu opfern und, wenn er dir wieder Schwierigkeiten macht, ihm sogar einen Gefallen erweisen. Das wird ihn ganz schön verwundern....Bei manchen hilft das aber zunächst auch nichts! Kluge Ratschläge geben ist halt nicht schwer...

bearbeitet von dr-esperanto
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... über die Phasen der "Verstocktheit" trägt ein Wort weiter, dass nicht ganz so anspruchsvoll erscheint: "Ertragt einander in Liebe".

 

sag mal was gegen Taizé Martin, und Du wirst sehen, wie sie Dich in Liebe ertragen.

 

Heuchlerbande elendige :blink:

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Versöhnung scheint mir das A und O eines christlichen Lebens zu sein. Versöhnung sollte aber nicht heuchlerisch sein. Wer tief verletzt wurde, dem wird es schwerfallen, ein rasch dahergesagtes "tut mir leid" zu akzeptieren. Es braucht Zeit und vielleicht deutlichere Gesten der Reue.

 

Als Verletzter kann man sich auf dem Verletztsein auch ausruhen. "Ich hab den eh nicht gemocht, jetzt hab ich endlich einen Grund dazu". Das ist Sünde. Jemanden zu verletzen ist schlimm, aber schlimmer ist es, jemandem die Versöhnung gänzlich zu verweigern.

 

Denn in der Tat erhalte ich auch als Verletzter eine Aufgabe, eine Herausforderung. Nicht nur der andere ist in der Pflicht, sich zu entschuldigen. Ich muss darauf hinarbeiten, zur Versöhnung bereit zu sein.

 

Das kann man am besten im Gebet, da hat Stefan recht. Und Versöhnung vollzieht sich am besten, wenn man gemeinsam betet...

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Ich möchte dazu nur ganz kurz einen Punkt aus dem "WEG" von

Josemaria Escriva grob zitieren:

 

"Denke nicht, er geht mir auf die nerven, sondern denke: "Er hilft mir heilig zu werden!!!"

 

Heiligung bedeutet Abtötung und die finden wir zum Beispiel auch im Vergeben,auch wenn der Feind keine Reue zeigt!

bearbeitet von Coffee
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Ich möchte dazu nur ganz kurz einen Punkt aus dem "WEG" von

Josemaria Escriva grob zitieren:

 

"Denke nicht, er geht mir auf die nerven, sondern denke: "Er hilft mir heilig zu werden!!!"

 

Heiligung bedeutet Abtötung und die finden wir zum Beispiel auch im Vergeben,auch wenn der Feind keine Reue zeigt!!!

Hi Coffee,

 

könntest du mir sagen wer Josemaria Escriva genau ist und worum es in seinem Buch "Weg" geht?

 

Dank im voraus :blink:

 

Grüsse

 

Oli :P

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Ich möchte dazu nur ganz kurz einen Punkt aus dem "WEG" von

Josemaria Escriva grob zitieren:

 

"Denke nicht, er geht mir auf die nerven, sondern denke: "Er hilft mir heilig zu werden!!!"

 

Heiligung bedeutet Abtötung und die finden wir zum Beispiel auch im Vergeben,auch wenn der Feind keine Reue zeigt!!!

Genau dieses Zitat finde ich aber kein gutes Beispiel. Als ich es das erste Mal las, dachte ich: so ein arroganter .... !

 

Denn die Gefahr bei Escriva liegt darin, daß ich den anderen aus einem kalkulierten Zweck erdulde, um selbst einen Vorteil zu haben. "Er" geht mir weiter auf die Nerven, ich überwinde das Problem nicht, aber ich ertrage das, weil ich heilig werden will. Ich quäle mich, töte mich ab.

 

Falsch, ich soll lernen, den anderen zu lieben - ohne Hintergedanken. Soll lernen, einen Menschen so zu sehen, wie Gott ihn sieht.

 

So soll es auch bei euch sein: Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan. (LK 17,10)

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Ich möchte dazu nur ganz kurz einen Punkt aus dem "WEG" von

Josemaria Escriva grob zitieren:

 

"Denke nicht, er geht mir auf die nerven, sondern denke: "Er hilft mir heilig zu werden!!!"

 

Heiligung bedeutet Abtötung und die finden wir zum Beispiel auch im Vergeben,auch wenn der Feind keine Reue zeigt!!!

Genau dieses Zitat finde ich aber kein gutes Beispiel. Als ich es das erste Mal las, dachte ich: so ein arroganter .... !

Es kann missverstanden werden, hat aber was.

 

Franz von Sales berichtet von Einer Frau, die um Hilfe bat wie sie Geduld erlernen koennte. Der Bischof schickte ihr angeblich die unertraeglichste alte Witwe die er fand, die nur rumnoergelte und alles schlecht fand...

 

Der Dalai Lama gebrauchte ein aehnliches Beispiel. Und im Christentum gibt es ne Menge solcher Beispiele des "Ertragens". Wenn man's schon nicht aendern kann, so kann man wenigstens was drauss lernen. Vielleicht ist der andere ja gerade deswegen da wo er ist....

 

Max

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Regenbogenschaf

Ich denke, zu vergeben ohne dass der andere bereut, gehört zu dengrösseren Herausforderungen eines christlichen Lebens.....Bislang liegt das Maximum an Zeit, dass ich gebraucht habe, bei sechs Jahren, wobei aber nur vier davon nach meiner Bekehrung waren........ :blink:

 

Der erste schritt ist, dass man erkennt: Da hat mir einer echt was angetan. Da kann ich nicht achselzuckend drüber weggehen, damit habe ich ein Problem.

Sogar da kann es schon Probleme geben....

 

Der zweite schritt ist: Ich will ihm Vergeben.

Diesen Schritt finde ich am Schwierigsten- denn da er nicht emotionaler sondern rationaler Natur ist, habe ich auch die Macht, ihn zu tun- eigentlich, wann immer ich will- aber............

Dabei passiert eine ganze Menge, zum einen die Erkenntnis, dass Gott mich heilen kann und will. (um Heilung zu bitten, und sie eventuell vielleicht teilweise schon erfahren zu haben, kann sehr bei diesem Schritt helfen)

Und zum anderen, dass das, was der andere getan hat, in erster Linie sein Problem ist, und nicht meines.

Gott hat uns Menschen die Freiheit gegeben- auch die Freieheit Böses zu tun. Wenn ich davon loslasse, und erstmal verzeihen will, dann bin ich ein Stückchen freier.

Und mein Problem ist ein ganzes Stück kleiner geworden.

 

 

Der nächste Schritt ist dann, tatsächlich zu vergeben......und das ist einfach eine Gnade, um die man Gott bitten kann und soll. Auch für den anderen darf/kann/soll man beten- aber bitte ehrlich!

Solange ich mir denke: " Warum hat dieses widerliche A******** dass denn nur wieder getan!" sollte ich nicht beten "Herr, beschütze den netten XYZ"

sondern vielleicht "Du weisst ja, Herr, was ich von XYZ halte, aber trotzdem, oder gerade deswegen, würde ich mich freuen, wenn er sich in dieser Sache bekehren würde......Gib ihm doch mal einen kräftigen Tritt, damit das geschieht!"

 

 

Und wenn man als sieger aus diesem Kampf hervorgegangen ist, und tatsächlich verziehen hat, dann ist es völlig egal, ob der andere irgendwann ankommt und sagt "Jetzt hab ich kapiert, was ich dir angetan habe- das tut mir wirklich leid!" oder ob er es immer noch gut findet, oder ob er es vergessen hat......

Und dann kann man den anderen auch nochmal drauf ansprechen, einfach nur um ihm zu erklären, welche Wirkung sein Handeln hatte. Ob er das dann annimmt oder nicht, ist dann absolut sein eigenes Problem......

 

 

............sagt das bunte Schaf

 

:P

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Die einzelnen Schritte sind gut beschrieben, buntes Schaf :blink: , doch in der Schlußfolgerung kann ich dir nicht zustimmen. Es erscheint mir nicht so, als sei es vollkommen egal, wie es dem anderen ergeht. Es wäre Selbstschutz, ober keine Nächstenliebe. Wenn er in einer Hölle gefangen ist, kann es nicht ausreichend sein, dass mich diese Hölle nicht erfasst.

 

Und dennoch stimme ich dir zu, dass viel, viel erreicht ist, wenn diese von dir genannten Schritte überhaupt gegangen werden. Es geht mir daher wirklich nur um den Schlußstein des Geschehens.

 

Herzliche Grüße

Martin

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Regenbogenschaf

Hmmm, da hab ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt?

Ob jemand in die Hölle kommt sollte einem wirklich nicht egal sein (wobei glücklicherweise nicht jeder, der jemand anderem etwas antut, ohne es zu bereuen, in die Hölle kommen wird :blink: )

 

Aber man sollte frei sein von den Verletzungen, die der andere einem zugefügt hat. Und mit seinen Verfehlungen so umgehen können, als wären sie einem eben nicht zugefügt worden......Und man sollte eben auch in der Lage sein, dem anderen seine freheit zu lassen....

 

 

Woei mich das auf ein anderes Problem bringt, wenns auch hier nicht hinpasst: Wie ist es möglich, sich im Himmel zu freuen, wenn es doch Menschen gibt, die in der Hölle sind?

 

.....grübelt das bunte Schaf

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