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Ist Theologie ergebnisoffen?


overkott

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Ist Theologie Ergebnis offen oder inwieweit suchen Theologen mit brennender Fackel vorweg dem Lehramt den Weg durch die Zeit?

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Hinsichtlich der Methodenwahl und ihrer Durchführung ist sie offen. Der Gegenstand ist allerdings vorgegeben (wie bei allen Wissenschaften). Zusätzlich sind konfessionell gebundene TheologInnen natürlich auch gegenüber ihrer Gemeinschaft verpflichtet. (Genauso wie ein Rechtswissenschaftler der zur Ansicht kommt Mord sollte straffrei sein, nicht hingehen und seinen Nachbarn zum Mord anstiften darf.) Im Einzelnen wird darum stark differenziert in welcher Weise die wissenschaftlichen Ergebnisse präsentiert werden. Bei wissenschaftlichen Arbeiten wird grundsätzlich mehr Freiheit zugestanden als bei der breitenwirksamen Präsentation derselben (zB in Pfarrbriefen). Die äusserste Konsequenz (Ausschluß aus der Kirchengemeinschaft) gibt es übrigens nicht nur bei uns KatholikInnen - wie das Beispiel Lüdemann zeigt (der wurde aus der evangelischen Kirche ausgeschlossen, weil er in seinen Publikationen - sehr pathetisch - die Auferstehung Christi leugnet)

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Das mit dem Lehramt ist so eine Sache. Manchmal gelingt das Zusammenspiel von sensus fidei und consensus fidelium besser (und da ist der Einfluß der Theologie nicht zu überschätzen), mal schlechter (und wahrscheinlich spielt auch hier die Theologie ihre Rolle). Das II Vatikanum ist ein gutes Beispiel für gegenseitiges aufeinander hören.

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Dies ist ja gerade der Konfliktstoff, der immer wieder für Wirbel sorgt. Die Theologie als Wissenschaft ist ergebnisoffen, die Kirche kann aber natürlich nicht jedes Ergebnis in ihren Rahmen aufnehmen.

Es mag das Ergebnis eines Theologen sein "Gott gibt es nicht, Jesus war nichts als ein Rebell." Hier kann die Kirche natürlich lehramtlich nicht so tun, als ob dies katholische Lehre sei.

Disziplinär wird sie vorgehen und diese Lehre strukturell (z.B. öffentliches Schreibeverbot, Ausschluss aus der katholischen Lehrerriege) ausgrenzen.

 

Aber die Kirche ist dadurch natürlich auch theologisch und inhaltlich gefordert: Ein Ausschluss und andere Restriktionen ersetzen natürlich nicht eine inhaltliche Auseinandersetzung.

 

Es besteht natürlich immer ein Zwiespalt. Denn auch so manch falscher Theologenweg ist trotz seiner Falschheit enorm wichtig. Oft spiegelt er die Gedanken vieler Menschen - auch wenn diese Gedanken nicht wirklich schlüssig sind oder einfach zu kurz greifen.

Wie unbeholfen hier die Kirche ist, ist manchmal geradezu peinlich.

 

a Sehr viele Menschen wissen z.B. dass Drewermann und Küng ausgeschlossen (wen auch nicht exkommuniziert) wurden.

 

b Viele Menschen (weniger als unter a) wissen von Küng und Drewermann einige Gedankenfetzen. Küng und Drewermann stehen bei ihnen für etwas (wenn das auch manchmal nebulös ist).

 

c Die Gegenargumentation der Kirche dagegen ist weitgehend unbekannt.

 

Küng habe ich wenig gelesen (Christ sein), bei Drewermann so einiges (Strukturen des Bösen, Kleriker, Markus- und Matthäuskomentar, Moraltheologie und Psychoanalyse). Er schreibt ausladend. Er bringt viel Richtiges dabei auf den Punkt - und zwar für viele Leute verständlicher und lebensnäher, als das kirchenamtliche Schreiben tun. Das macht es natürlich der Kirche schwer - und zwar zurecht! Da werden grundgesunde Ansprüche ganz nebenbei erhoben: Wenn die Kirche sich verständlich machen will, dann muss sie das sprachliche Niveau, die Lebensnähe und die Präsenz ihrer eigenen Schriften anheben. Dann muss sie selbst gesunde Theologie hervorbringen, die auch wirklich einleuchtend macht, was bei Küng und Drewermann falsch ist.

 

Weiterhin sollte sie sich bemühen, in solch kitzligen Angelegenheiten sauber zu verfahren und diese Sauberkeit auch transparent machen. War es Bernhard Häring, von dem ich das gelesen habe? Der wurde wegen Lehranklagen nach Rom zitiert - schwer krebskrank und wider dem Anraten der Ärzte. So etwas darf einfach nicht vorkommen, da desavouiert sich die Kirche wieder mal selbst und dokumentiert die Herzlosigkeit der "Freunde" Hiobs.

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Regenbogenschaf

Naja, ich würds mal ganz simpel sagen: So wie sich ein Mathematiker an die Logik und die in seinem fachbereichgeltenden Axiome zu halten hat, hat sich ein Theologe auch an seine Axiome zu halten.......und im Fall eines katholischen Theologen heisst das v.a. dass die Dogmen wahr sind.

 

Abweichler gibts übrigens überall, nicht nur in der Theologie. War ziemlich amüsant, als vor einer Physik-vorlesung eine ehemaliger Physiker (der wohl auch mal an der Uni gelehrt hat) Blätter verteilte, in denen er nachzuweisen versuchte, dass die Quantenmechanik völliger Humbug sei.

 

Mich wundert bloss immer wieder warum es in der Physik so leicht ist, die Leute loszuwerden, und in der Theologie so schwer.

 

fragt sich das bunte Schaf

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Volker_Biallass

Hallo Krystow :P

 

kurze Randnotiz ...

Die äusserste Konsequenz (Ausschluß aus der Kirchengemeinschaft) gibt es übrigens nicht nur bei uns KatholikInnen - wie das Beispiel Lüdemann zeigt (der wurde aus der evangelischen Kirche ausgeschlossen, weil er in seinen Publikationen - sehr pathetisch -  die Auferstehung Christi leugnet)

 

Nö, Lüdemann wurde keineswegs ausgeschlossen.

 

Dass er nicht an die Auferstehung glaubt, ist wohl seit längerem bekannt. Er wurde erst dann zu den Prüfungen nicht mehr eingeladen, als er jedem, der solches glaubt und bekennt, pauschal die Redlichkeit absprach, anfing, Kirche als einzige Lügenveranstaltung zu proklamieren.

 

Selbst aus der Kirche ausgetreten ist er meines Wissens bis heute nicht, er hat weiterhin (s)eine Professur an der GAU, taugt also wahrlich nicht als Märtyrer, sondern weit eher als Jammergestalt :blink:

 

bcnu Volker

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Küng habe ich wenig gelesen (Christ sein), bei Drewermann so einiges (Strukturen des Bösen, Kleriker, Markus- und Matthäuskomentar, Moraltheologie und Psychoanalyse). Er schreibt ausladend. Er bringt viel Richtiges dabei auf den Punkt - und zwar für viele Leute verständlicher und lebensnäher, als das kirchenamtliche Schreiben tun.

Ich frag mich nur was Drewermann will. Anstatt eine Vision zu bieten, zeichnet er ein so dunkles Bild der Kirche, dass es nur Leute einlaedt, diese ganz zu vergessen, anstatt etwas positives aufzubauen. Das letzte Buch Kuengs (die kleine geschichte der kath Kirche) war auch sehr negative und bitter...

 

Theologie kann nicht ganz offen sein. Religionswissenschaft kann das, aber nicht Theologie.

 

Ich lese gerade in Kroll "Auf den Spuren Jesu". Der legt sehr ueberzeugend mit archaelogischen und geschichtlichen Quellen dar, dass das was die Evangelien beschrieben tatsaechlich so geschehen sei. Andere legen mit anderen Quellen dar, dass die Evangelien nicht die historische Wahrheit berichten.

 

Aber ich frage mich was die Leute sich da denken. Haben die Evangelisten sich bewusst hingesetzt und bewusst faelschlicherweise behauotet Jeusu sei in Bethlehem geboren, um alles passend zu machen? Wenn Wunder nur tiefenpsychologische Interpretationen zulassen aber nicht so real erlebt wurden, wieso haben die Evangelisten das nicht so geschrieben? Haben diese bewusst "maerchen" erzaehlt?

 

Das sind ganz schoene Vorwuerfe an die Evangelisten, die wirklich sehr kurze Zeit nach den Geschehnissen das aufgeschrieben haben. Ich waehle da lieber denen zu vertrauen, gerade wenn ich sehe, dass Kroll zB Beweise in anderen Quellen findet mit denen ich all das wirklich glauben kann.

 

Mir scheint einfach, dass jeder das rausfindet was er rausfinden will. Viele Theologen scheinen keinen Glauben mehr zu haben, und weil sie etwas nicht mehr glauben koennen, versuchen sie das ganze so hinzubiegen, dass das unglaubliche verschwindet.

 

Ein Beispiel: Immer wieder habe ich gehoert, es sei nicht wahr dass Pilatus Jesus freilassen wollte. Das haette man gesagt um die Juden zu beschuldigen (also dass der Evangelist bewusst etwas etrlogen habe um den Juden eins auszuwischen). jetzt lese ich ein fuer mich ueberzeugendes Argument, dass die Geisselung eiine so grausame Bestrafung war, an der eh viele gestorben sind, dass diese nur bei Leuten angewandt wurdem die danach eigentlich freigelassen werden sollten. Wie bei Jesus, der dann aber doch gekreuzigt wurde. Was soll ich da denken?

 

Wenn man aber den Evangelien nicht mehr glauben kann, kann man dann ueberhaupt noch an irgendetwas im Christentum glauben? Ich denke das ist die Krise im Christentum: Wir koennen nicht mehr glauben und versuchen alles so zu interpretieren dass wir nicht mehr gezwungen sind etwas zu glauben.

 

Fuer einen Laien wie mich der in der Fuelle der verschiedenen Argumente untergeht alles sehr verwirrend

 

Gruesse

 

Max

bearbeitet von Max
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Ich frag mich nur was Drewermann will. Anstatt eine Vision zu bieten, zeichnet er ein so dunkles Bild der Kirche, dass es nur Leute einlaedt, diese ganz zu vergessen, anstatt etwas positives aufzubauen.

Von Drewermann habe ich nur "Kleriker" gelesen. Dieses Buch finde ich überhaupt nicht dunkel, bitter oder negativ. Er schreibt halt sehr offen über Themen, die sonst gerne tabuisiert werden. Als Gewissensspiegel für Kleriker ist dieses Buch durchaus geeignet. :blink:

 

Mir hat dieses Buch die Kirche und den Glauben wieder sympatischer gemacht.

bearbeitet von Squire
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Ich frag mich nur was Drewermann will. Anstatt eine Vision zu bieten, zeichnet er ein so dunkles Bild der Kirche, dass es nur Leute einlaedt, diese ganz zu vergessen, anstatt etwas positives aufzubauen.

Von Drewermann habe ich nur "Kleriker" gelesen. Dieses Buch finde ich überhaupt nicht dunkel, bitter oder negativ. Er schreibt halt sehr offen über Themen, die sonst gerne tabuisiert werden. Als Gewissensspiegel für Kleriker ist dieses Buch durchaus geeignet. :blink:

 

Mir hat dieses Buch die Kirche und den Glauben wieder sympatischer gemacht.

Ging mir absolut umgekehrt. Ich hatte dieses Buch in einer "zweifelphase" gelesen, und es hat mir alle Hoffnung genommen und mich von der Kirche fuer Jahre entfernt. Dabei ist meine persoenliche Erfahrung mit der Kirche absolut nicht so wie es in dem Buch geschildert wird. Es ist zumindest sehr einseitig.

 

Es bietet keine Vision, keine Ideen. Drewermann schreibt da kaum wie eine Kirche aussehen koennte. Ich finde das nicht konstruktiv.

 

gruss

 

max

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Es bietet keine Vision, keine Ideen. Drewermann schreibt da kaum wie eine Kirche aussehen koennte. Ich finde das nicht konstruktiv.

 

gruss

 

max

Erstaunlich. Ich fand dieses Buch sehr befreiend, insbesondere weil es viele falsche "Visionen" und Zwangsvorstellungen offenlegt. Für mich ist dadurch deutlich geworden, dass Religion nicht automatisch Selbstbetrug oder Fremdbestimmung bedeuten muß.

 

Die Botschaft sehe ich gerade in der Wertschätzung der Authentizität des Glaubenden, die sich unter dem Geröll falscher Ziele entdecken läßt.

 

Die Frage, wie eine Kirche aussehen könnte ist weiterführend, er schreibt am Schluß dazu einige Worte (soweit ich mich erinnere). Bevor man sich an dieses Thema begibt, sollte man aber zunächst betrachten, wie die Kirche jetzt aussieht.

bearbeitet von Squire
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Konstruktivität ist mir als Forderung an wissenschaftliche Analysen eher suspekt. Drewermann kann und sollte man anhand seines Anspruchs kritisieren, nicht mit der wohlfeil erhobenen Forderung, auch noch Lösungen für die von ihm diagnostizierten Probleme vorzutragen.

 

"Kleriker" fand ich auch sehr erhellend damals - sollte mal wieder nachlesen.

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Erstaunlich. Ich fand dieses Buch sehr befreiend, insbesondere weil es viele falsche "Visionen" und Zwangsvorstellungen offenlegt. Für mich ist dadurch deutlich geworden, dass Religion nicht automatisch Selbstbetrug oder Fremdbestimmung bedeuten muß.

Dann hab ich's vielleicht zum falschen Zeitpunkt gelesen...

 

Mir schien, da waren zuviel persoenliche Gefuehle und Enttaeuschungen von seiner Seite die da zwischen den Zeilen durchklangen.

 

Gruesse

 

Max

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