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Predigtbesprechung


Tifs

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Huhu Allerseits!

 

Hätte jemand Interesse an einem Thread zur Predigtbesprechung? Da könnte man, wenn man möchte, eine Predigt einstellen und die anderen können ihre Eindrücke sagen. Wo man etwas nicht versteht, was einem zu kurz kommt, aber bitte auch, was man gut findet. :blink:

 

Das kann vermutlich helfen und für mich wäre das ein sehr eigennütziger Thread, wo ich doch gerade mit dem Predigtschreiben anfange.

 

Viele Grüße

 

Tifs

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Hurra, kaum hat ein Unvorsichtiger seine Nase in den Thread gesteckt, schon nehme ich das zum Anlass, meine gerade fertiggestellte Predig hier rein zu stellen! :blink:

 

Nicht wundern, sie ist "vorgeschrieben" und wird erst in der Passionszeit am Sonntag Judika gehalten.

 

Predigttext ist Hebräer 5, 7-9

 

Von der Dunkelheit zum Licht

 

Liebe Gemeinde!

Wir befinden uns in der Passionszeit. In dieser Zeit denken wir besonders an das unschuldige Leiden und Sterben Jesu.

 

Auch der Hebräerbrief befasst sich in dem Abschnitt, der für den heutigen Sonntag vorgesehen ist, mit einem Kapitel aus der Passionsgeschichte. Das Gebet Jesu im Garten Gethsemane vor seiner Verhaftung durch die Römer.

 

Im Hebräerbrief heißt es von Jesus: 5:7a Der hat in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als auch Flehen mit starkem Geschrei und Tränen dem dargebracht, der ihn aus dem Tod erretten kann...

 

Angst. Jesus hat Angst, als er dort im Garten mit seinen Jüngern alleine ist. Angst vor dem, was kommen wird. Der kommende Tod wirft seinen kalten Schatten voraus. Die Verzweiflung packt ihn und er geht ein Stück von seinen Jüngern weg, um allein zu sein.

 

An keiner anderen Stelle wird so deutlich, dass Jesus ein wahrer Mensch ist. Kein erhabenes Schweben über den Dingen, sondern nackte Todesangst dort im Garten.

 

Er wendet sich an den einzigen, von dem er Hilfe erhoffen kann. Seine Jünger, seine Freunde und Weggefährten können ihm nicht helfen, sie schlafen.

„Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Im Lukasevangelium steht sehr eindrücklich, „es wurde aber sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde herab fielen“.

 

Wie lange wird er dort gerungen und gebetet haben im Garten? Allein. Minuten? Stunden? „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ -

 

Doch das Gebet Jesu endet nicht mit der Bitte um Verschonung, es geht weiter:

„Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst.“

Dieser zweite Satz eröffnet einen Ausweg. Einen Ausweg, das Kommende zu akzeptieren. „Nicht wie ich will, sondern wie Du willst.“

„Dein Wille geschehe“.

Wir kennen diese Bitte aus dem Vater Unser, das Jesus uns gelehrt hat. Er weiß, wie schwer diese Bitte fällt, aber auch, wie wichtig sie ist. Es wird berichtet, dass Jesus immer wieder neu ansetzt, immer wieder die gleichen Worte wiederholt.

Es ist nicht leicht, von den eigenen Wünschen Abschied zu nehmen. Jesus möchte nicht leiden, er möchte nicht sterben. Aber er sieht ein, dass dies der Weg ist, den er gehen soll.

 

„Nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Auch wenn ich etwas ganz anderes will, so lasse ich mich doch auf deinen Weg ein. Wird der Weg besser sein, als der, den ich mir wünsche? Wirst du diesen Weg mit mir gehen? „Dein Wille geschehe.“

 

Im Hebräerbrief geht es weiter: „und ist um seiner Gottesfurcht willen erhört worden“

Wieso spricht der Autor davon, dass Jesus erhört wurde?

Es hat sich doch nichts geändert an dem kommenden Schrecken. Jesus wird sterben. Der Tod wird kommen.

Aber mit Jesus selbst ist etwas geschehen. Lukas berichtet, dass ihn ein Engel gestärkt hat, während die anderen Evangelien davon schweigen, was Jesus zur Annahme des kommenden Leidensweges brachte.

Es ist das „dein Wille geschehe“, das die Veränderung bewirkt hat.

Die schwierigste Bitte des Vater Unsers trägt gleichzeitig auch die größte Chance. Sie drückt nicht nur das Vertrauen in Gott aus, sie lässt es auch wachsen.

 

Mir fällt jener Mann ein, der möchte, dass Jesus sein Kind heilt und ihn bittet „Ich glaube. Hilf meinem Unglauben“. Ihm ist klar, dass nur in seinem Vertrauen die Rettung seines Kindes liegt. Um dieses Vertrauen, das er selbst nicht aufbringen kann, bittet er und begibt sich damit völlig in die Hände des anderen. Er sieht seine Grenzen und befiehlt sie Gott an.

 

Auch Jesus wirft sich ganz in Gottes Hände. Mit dem „Nicht wie ich, sondern wie Du willst“, gibt er sein Leben aus seinen eigenen Händen und befiehlt sich ganz dem Willen des Vaters an.

 

In dieser dunklen Zeit im Garten Gethsemane lernt Jesus Gehorsam, so erzählt es uns der Hebräerbrief im nächsten Vers ( und lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam).

Jesus lernt, obwohl er Sohn ist. Sohn Gottes. Obwohl er so nah bei Gott ist wie niemand sonst, muss auch er den Gehorsam, das Vertrauen auf Gott erst lernen. Er lernt es durch und in seinem Leiden. Durch die Dunkelheit der Verzweiflung und der Todesangst hindurch setzt er sein Vertrauen völlig neu in Gott. Dort, wo seine Kraft zu Ende ist, wo er nicht mehr selbst handeln kann, gibt er alles ab und bekommt neuen Mut. Wird gestärkt.

 

Diese Erfahrung haben Menschen immer wieder gemacht. In den Psalmen finden wir Zeugnisse davon, wie Menschen aus der Tiefe der Verzweiflung zu Gott rufen und im Leid seine Nähe neu erfahren. Diese Nähe drückt sich nicht dadurch aus, dass sich Probleme in Luft auflösen, oder dass Trauer spurlos verschwindet. Sie wird deutlich in der neuen Hoffnung, die geweckt wird. Hoffnung darauf, dass Gottes Wille der gute Wille ist. Dass Gott auch in Krankheit und Tod nahe ist und niemand aus seiner Hand fallen kann.

 

Im Hebräerbrief geht es weiter: „und vollendet, ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden,“

 

Jesus musste den Gehorsam lernen und indem er den Gehorsam und das Vertrauen auf Gott gelernt hat und den Weg gegangen ist, öffnet er auch für uns einen Weg: „er ist allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden.“

Auch von uns ist also Gehorsam gefordert.

 

Aber wer möchte schon gerne gehorsam sein, das „Dein Wille geschehe“ wirklich ernsthaft erbitten? Ich riskiere damit ja eventuell meine eigenen Wünsche und Vorstellungen. Was, wenn Gottes Wille nicht mein Wille ist? Weiß ich nicht viel besser, was mir gut tut, was das Richtige für mich ist?

 

„Dein Wille geschehe“ Das kann bedeuten, dass mein Wille nicht geschehen wird. Diese Bitte hat aber auch die Macht, meinen Willen zu ändern und mit Gottes Willen in Einklang zu bringen. Wenn sie ernst gemeint ist.

 

Ein Liedvers drückt es so aus:

„Herr, wenn der Wunsch in meinem Herzen sich still in Deinen Willen legt, dann fühle ich trotz aller Schmerzen, dass Deine Liebe mich umhegt. Du lässt mich in die Tiefe gehen, damit ich sehe, wer ich bin. Doch Herr, Du lässt mich nicht dort stehen, Du ziehst mich wieder zu Dir hin“

 

Es fällt nicht leicht, das „Dein Wille geschehe“ auszusprechen. Aus eigener Kraft ist es kaum zu schaffen, aber wir dürfen uns ein Beispiel nehmen: an Jesus; an dem Mann, der für sein Kind bittet; an den Psalmbetern.

Mit unserem Mangel an Vertrauen, mit unserem fehlenden Gehorsam dürfen wir zu Gott kommen und um Hilfe bitten. Wir dürfen alles in seine Vaterhände abgeben.

 

Der Leidensweg Jesu nimmt mit dem Gebet im Garten Gethsemane seinen Anfang und geht weiter durch die Dunkelheit bis zum Kreuz auf Golgatha und ins Grab. Doch er endet nicht dort. Durch die Dunkelheit von Schmerz, Verzweiflung und Tod führt der Weg zum Licht der Auferstehung am Ostermorgen.

 

Weil Jesus diesen Weg gegangen ist, können und dürfen wir uns darauf verlassen, dass er unsere Ängste und Schwierigkeiten versteht und mitträgt. Weil er durch die tiefsten Tiefen gegangen ist, kann er uns mitnehmen auf dem Weg zu Gott. Wenn wir ganz tief unten sind, ist Jesus genau dort bei uns, nimmt uns an der Hand und führt uns in sein Licht.

 

Der Mathematiker Blaise Pascal drückte dies folgendermaßen aus:

 

Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.

 

Amen.

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Gute Idee, Tifs. Ich targe gerne dazu bei, daß Deine Predigten katholisch werden :blink:

 

Nee, im Ernst, könnte sehr interessant werden.

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Angst. Jesus hat Angst, als er dort im Garten mit seinen Jüngern alleine ist. Angst vor dem, was kommen wird. Der kommende Tod wirft seinen kalten Schatten voraus. Die Verzweiflung packt ihn und er geht ein Stück von seinen Jüngern weg, um allein zu sein.

 

?Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.? Im Lukasevangelium steht sehr eindrücklich, ?es wurde aber sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde herab fielen?.

Wie lange wird er dort gerungen und gebetet haben im Garten? Allein. Minuten? Stunden? "Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber."

 

Ein Mensch, der Blut und Wasser schwitzt, weil er weiss, dass er sterben wird. Nach dem Willen des Vaters im Himmel, weil es so sein muss.

 

Schauen wir uns mal unsere Väter an. Wieviele Tausende haben sie für die Durchsetzung ihrer Ideen in den Kampf und in den Tod geschickt, wieviele haben sich bereitwillig geopfert, auf der Suche nach ein bisschen Ruhm, ein bisschen Unsterblichkeit? "Helden wie wir."

 

Und Gott dagegen so armselig und erbärmlich. So menschlich. Am Festhalten am und auf der Suche nach Leben, und er hat es gefunden bei dem einen Vater, während die anderen sich mit Krieg überschütten.

 

Glaubt ihr, dass Jesus auch nur für einen von denen in den Tod gegangen wäre?

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Glaubt ihr, dass Jesus auch nur für einen von denen in den Tod gegangen wäre?

Nein, Torsten. Ich glaube, daß Jesus für alle von denen in den Tod gegangen ist.

 

@Tifs: *beeindrucktbin*

 

Würde Dir gerne gute Ratschläge geben, habe aber keine.

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hm... drei anmerkungen!

 

1.

woher hast du diesen text???? hebr. wird am sonntag "judika", also dem 5. fastensonntag in der katholischen liturgie nicht gelesen!

 

die fastensonntage 3 bis 5 sind entweder im lesejahr C zu lesen oder in auswahl auch von lesejahr A. doch in keinem der lesejahre kommt Hebr vor....

 

 

2.

der text beginnt als eine art meditation und nicht als predigt. das unterstreicht z.b. die refrainartige wiederholung der einzelnen verse. das kann man machen. dann würde ich es aber meditation und nicht predigt nennen. aber wenn du schon damit beginnst, dann halte dieses stilmittel bis zum ende durch.

 

3.

ich persönlich würde niemals eine predigt über nur einen text halten. und wenn, dann bitte über das evangelium.

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1.

woher hast du diesen text???? hebr. wird am sonntag "judika", also dem 5. fastensonntag in der katholischen liturgie nicht gelesen!

 

die fastensonntage 3 bis 5 sind entweder im lesejahr C zu lesen oder in auswahl auch von lesejahr A. doch in keinem der lesejahre kommt Hebr vor....

Ist Tifs vielleicht evangelisch? :blink:

 

Sonntag, 28. März 2004

Judika

(5. Sonntag der Passionszeit)

 

Liturgische Farbe: violett

Lesung aus dem AT: 1 Mose 22,1-13

Epistel: Hebr 5,7-9

Evangelium: Mk 10,35-45

Predigttext: Hebr 5,7-9

 

Quelle: ev. Kiche im Rheinland

http://www.ekir.de/bickendorf/old/liturg04.doc

bearbeitet von Paul-C
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Ist Tifs vielleicht evangelisch?

 

Volltreffer Paul! :blink:

 

(bin aber mal in die Glaubensgespräche eingeladen worden, darf also hier posten)

 

Viele Grüße

 

Tifs

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Glaubt ihr, dass Jesus auch nur für einen von denen in den Tod gegangen wäre?

Nein, Torsten. Ich glaube, daß Jesus für alle von denen in den Tod gegangen ist.

Um ihnen was zu zeigen, Thomas?

 

Einen Weg, eine Wahrheit, ein Leben.

 

Welche Wege werden eingeschlagen, welche Wahrheiten verbreitet und wieviele Leben genommen von denen, die sich Väter nennen?

 

-----

Vater unser, der Du bist im Himmel.

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Es ist nicht nur möglich, daß Tifs evangelisch ist, sondern sie ist es natürlich.

 

Vorgestern, glaube ich, hat sie ihren ersten Talar bekommen. Wenn sie katholisch wäre, nun ja...

 

Und, um Nachfragen vorzubeugen: sie ist ausdrücklich eingeladen, in den GG mitzumachen.

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ach so... das wußte ich nicht....

 

aber wer hier nun schreiben darf und wer nicht.... da bin ich sehr sehr tollerant! :blink:

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1.

woher hast du diesen text???? hebr. wird am sonntag "judika", also dem 5. fastensonntag in der katholischen liturgie nicht gelesen!

 

die fastensonntage 3 bis 5 sind entweder im lesejahr C zu lesen oder in auswahl auch von lesejahr A. doch in keinem der lesejahre kommt Hebr vor....

Ist Tifs vielleicht evangelisch? :blink:

 

Sonntag, 28. März 2004

Judika

(5. Sonntag der Passionszeit)

 

Liturgische Farbe: violett

Lesung aus dem AT: 1 Mose 22,1-13

Epistel: Hebr 5,7-9

Evangelium: Mk 10,35-45

Predigttext: Hebr 5,7-9

 

Quelle: ev. Kiche im Rheinland

http://www.ekir.de/bickendorf/old/liturg04.doc

frage am rande....

 

wofür gibts bei den evangelischen noch einen predigtext? predigt man da nie über das evangelium?????

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Ist Tifs vielleicht evangelisch?

 

Volltreffer Paul! :blink:

Schön!

 

Dann hätte ich mal eine Frage.

 

In dem Text, den ich verlinkt habe steht:

Lesungen und Predigttexte entsprechen wie bisher der 1978 eingeführten Perikopenordnung, die im Verlauf der Beschlussfassung zum Evangelischen Gottesdienstbuch an den folgenden Sonntagen geändert wurde: 3. Sonntag nach Trinitatis, 10. Sonntag nach Trinitatis, Erntedank und Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr.

 

Im Kirchenjahr 2003/2004 sollen die Texte der Reihe II der Predigt zugrunde liegen.

 

Bedeutet das, das der Pastor/Pastorin nicht frei entscheiden kann, worüber sie predigt. Oder gibt da "Spielräume" ?

bearbeitet von Paul-C
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Huhu Paul und Stefan!

 

Es gibt bei uns sechs Perikopenreihen, momentan sind wir in der zweiten, der Epistelreihe. Das heisst, es wird jeden Sonntag über einen Brief gepredigt.

 

Man ist da aber nicht so hundertprozentig drauf festgelegt, es ist auch möglich, über andere Texte zu predigen.

 

Gruß

 

Tifs

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Obwohl er so nah bei Gott ist wie niemand sonst, muss auch er den Gehorsam, das Vertrauen auf Gott erst lernen.

 

Wenn er den Gehorsam erst lernen musste, heißt das nicht, dass er vorher zwangsweise auch ungehorsam Gott gegenüber war – also ein Mann der Sünde?

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Hallo Erich!

 

Ein sehr guter Einwand!

Wie würdest Du Hebräer 5, 8 interpretieren?

Da steht für mich zumindest ganz deutlich, dass Jesus den Gehorsam gelernt hat (trotzdem würde ich nicht sagen, dass er vorher ungehorsam war). Es ist auch das einzige Mal im NT, dass von Jesus ausgesagt wird, dass er etwas lernt.

 

Viele Grüße

 

Tifs

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Liebe Tifs!

 

Eine gute Predigt, gefällt mir!

 

Schön ist auch, dass Du nicht an einer einzigen Bibelstelle klebst, sondern mehreres zusammenführst. Allerdings ist diese Stärke auch eine Schwäche: Das Hin- und Herhopsen zwischen Getsemani, Hebräerbrief, Psalmen und Liedstrophe ist ein wenig verwirrend und erzeugt beim Durchlesen (wahrscheinlich noch mehr beim Zuhören) einen Nebel: Man rekonstruiert geistig die einzelnen Stellen - und ist weg von der Predigt.

 

Ein wenig mehr Schlichtheit wäre mein Tipp. Aber da lässt sich vielleicht auch rhetorisch was machen.

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Hallo Erich!

 

Ein sehr guter Einwand!

Wie würdest Du Hebräer 5, 8 interpretieren?

Da steht für mich zumindest ganz deutlich, dass Jesus den Gehorsam gelernt hat (trotzdem würde ich nicht sagen, dass er vorher ungehorsam war). Es ist auch das einzige Mal im NT, dass von Jesus ausgesagt wird, dass er etwas lernt.

 

Viele Grüße

 

Tifs

Bei dieser Stelle gehts zwar nicht explizit ums Lernen, aber Jesus nahm an Weisheit zu:

 

Lk 2,52 Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.

 

Diese Stelle ist mir eingefallen.

Gruß Verena

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Volker_Biallass

Hallo Tifs B)

 

gute Idee, gute Predigt :P

 

Nicht wundern, sie ist "vorgeschrieben" und wird erst in der Passionszeit am Sonntag Judika gehalten.

 

Empfindest du es als Luxus, jetzt noch so viel Zeit zur Vorbereitung zu haben ... oder schon als leichte Belastung :P

 

Predigttext ist Hebräer 5, 7-9

 

Volltreffer!!!

 

Psalm 43, AT: Bindung Issaks, Evangelium: Die Zebedäussöhne, die ganze trinitarische Gnadenliturgie ... und du darfst dann mit Hebr 5,7ff die Gemeinde evtl einen weiten Weg zum Text und zu dir heranholen, evtl sind sie dir damit aber auch schon vorausgerannt und du kannst kaum hinterherkommen.

 

Den Willensaspekt müsstest du IMHO noch mit dem Evangelium (»Meister, wir wollen, dass du für uns tust, um was wir dich bitten werden.«) abgleichen.

 

Und beim Aspekt des Gehorsams scheint dir Abraham quer zu schlagen, der den scheinbar nicht lernen muss, sonder seine Prüfung besteht und verschont wird.

 

Das könnte/sollte die Gemeinde noch im Ohr haben, wenn du auf die Kanzel steigst ... steigt ihr in eurer Gemeinde noch auf selbige? Ich bin da neugierig :P

 

 

Also ... für sich allein genommen gefällt mir die Predigt prima, aber im Zusammenhang mit den Lesungen (und evtl Liedern) wäre evtl noch mehr und/oder querbezogener zu sagen.

 

Rein stilistisch wirkt die Predigt jetzt noch sehr technisch/exegetisch.

 

Vielleicht gehst du nochmal durch, ob zB 'Abschnitt, Kapitel, Vers, Stelle' jeweils wirklich sein müssen, ob sie der Gemeinde wirklich etwas sagen ... oder eher dir etwas Sicherheit geben :blink: [Nicht, dass das dem Prediger nicht zustünde, sich abzusichern, aber es könnte besser versteckt werden :blink: ]

 

Das Technische hat auch einen Hang zum Unpersönlichen:

Doch das Gebet Jesu endet nicht mit der Bitte um Verschonung, es geht weiter:

Es ist ja nicht das Gebet, das da weitergeht, sondern er ist es, der weiterspricht.

 

Oder:

Im Lukasevangelium steht sehr eindrücklich

Ja wenn es da nur rumsteht ... wie kann's dann beeindrucken :P

 

Im Hebräerbrief heißt es von Jesus
Es hat sich doch nichts geändert
Es fällt nicht leicht,
Es ist das „dein Wille geschehe“, das die Veränderung bewirkt hat.

 

Das könnte alles etwas packender/persönlicher gesagt werden, muss nicht über ein es vermittelt werden.

 

Schön fand ich es aber an deiner Predigt, dass die Ich-Sätze durch den sonst sachlichen Stil klar und schlicht hervortreten. Wenn du insgesamt persönlicher wirst, solltest du die nochmal extra hervorheben, damit sie dann nicht ins Hintertreffen geraten.

 

 

Stilistisch noch ... knapps dir zwei Drittel der 'drückt aus' ab, beim Zitieren des Liedes ruhig die Autorin sprechen lassen, »Giesela Spitz fasste das so in Worte: ...« oder in der Art.

 

"Herr, wenn der Wunsch..." kann als Lied danach dann vielleicht für das, was du der Gemeinde in der Predigt ans Herz bringen willst, zur Lunchbox werden, in der sich's prima mitnehmen lässt :P

 

 

Und zur liturgischen Einbindung noch schnell angemerkt ... die halbe Begrüßung ('Liebe Gemeinde') macht mittendrin eigentlich wenig Sinn. Ich würde entweder den normalen Kanzelsegen vorziehen, oder die wechselseitige Salutatio zur Zäsur nehmen.

 

 

Auch beim Amen hinterher noch einmal überlegen, ob das dem Pascal gelten soll, denn an den würde das drangehört werden. Wie sieht die Liturgie bei euch an der Stelle aus? Wenn vor dem Kanzelsegen kein Gebet mehr kommen sollte, dann halte ich es für besser, die Schrift vor dem Amen noch ganz selbst zu Wort kommen zu lassen, zB halt im Kanzelsegen, den du dir da zueigen machen kannst.

 

 

Und jetzt komm bloß nicht auf den Gedanken, dass meine An- und Rummerkerei aussagen würde, ich hätte deine Predigt nicht mit Genuß und Gewinn gelesen ... ganz im Gegenteil :(

 

 

bcnu Volker

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Huhu Volker!

 

Vielen Dank für Deine ausführlichen Anmerkungen zu meiner Predigt! Damit kann ich viel anfangen. :P

 

So lange "Vorlaufzeit" hatte ich nur, weil ich diese Predigt bis Montag fertig haben muss, da es dann für 5 Wochen in den Seelsorgekurs geht, in dem wir auch eine Predigt besprechen wollen. Ansonsten denke ich, wird mich das Schicksal aller Pfarrerinnen und Pfarrer ereilen, dass man höchstens eine Woche Vorlauf vor dem Gottesdienst hat. Hilft vielleicht aber auch, sich selbst nicht damit zu überfordern.

 

Die Predigt werde ich in einem Abendgottesdienst halten, der liturgisch immer etwas anders abläuft, als die Gottesdienste am Sonntag Morgen. Noch genaueres weiss ich da nicht, da ich mir die passenden Gottesdienstzettel noch nicht angeguckt hab. Müsste ich aber dringend mal... :blink:

 

Aber zum Glück is ja noch ein bissi Zeit!

 

Viele Grüße

 

Tifs

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Liebe Tifs,

 

auch von mir ein paar kleine Anmerkungen zu Deiner Predigt, die mir sehr gut gefallen hat.

 

Seine Jünger, seine Freunde und Weggefährten können ihm nicht helfen, sie schlafen.

...

und lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam

 

Der scheinbare Widerspruch eines lernenden Sohnes Gottes steht für mich im Zusammenhang mit dem Satz Jesu Christi, als Er Seine Jünger schlafend vorfindet: "Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geführt werdet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch schwach."

 

Dieser Satz ist ein Kernsatz, denn Jesus Christus drückt damit aus, dass Er gerade selbst in Versuchung geführt wird, Leiden und Tod auszuweichen. Er zeigt aber zugleich auch die Lösung auf: Wachen und beten. In Kontakt mit Gott bleiben. Diesen Kontakt aufrecht erhalten. Je intensiver dieser Kontakt ist, desto mehr lernt man Gott und Seinen Willen kennen. In Seiner Angst war dieser Kontakt besonders internsiv.

 

Obwohl er so nah bei Gott ist wie niemand sonst, muss auch er den Gehorsam, das Vertrauen auf Gott erst lernen. Er lernt es durch und in seinem Leiden.

 

Der letzte Satz bereitet mir Probleme. Wenn Jesus Christus den Gehorsam erst durch und in Seinem Leiden lernt, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass man ohne Leiden nicht den Gehorsam lernen kann - womit das Leiden notwendige Voraussetzung für tiefen Gehorsam wäre, mithin die Frage erlaubt wäre, ob man Leid verhindern solle, oder ob man darin nicht einen hilfreichen Weg zu Gott sieht.

 

Hier gibt aber gerade Jesus Christus das gegenteilige Beispiel: Weil Er Mit-Leid mit Seinen Mit-Menschen hatte, half Er ihnen und erlöste sie von ihrem Leiden.

 

Dass Gott auch in Krankheit und Tod nahe ist und niemand aus seiner Hand fallen kann.

 

Genau das scheint mir der Punkt zu sein: Krankheit, Tod und Leid annehmen, weil dies alles vor dem Hintergrund, dass man sich in Gottes Hand geborgen weiß, von der Bedeutung her verschwindend ist.

 

Was, wenn Gottes Wille nicht mein Wille ist? Weiß ich nicht viel besser, was mir gut tut, was das Richtige für mich ist?

 

Sorry, wenn ich das so schreibe, aber das scheint mir sehr plakativ zu sein. Eine Kirchengemeinde wird auf den letzten Satz gewiss nicht mit "Ja" antworten.

 

Es fällt nicht leicht, das „Dein Wille geschehe“ auszusprechen. Aus eigener Kraft ist es kaum zu schaffen

...

Mit unserem Mangel an Vertrauen, mit unserem fehlenden Gehorsam dürfen wir zu Gott kommen und um Hilfe bitten. Wir dürfen alles in seine Vaterhände abgeben.

 

Meine ganz persönliche Meinung zu diesem Punkt: Nicht das mangelnde Vertrauen ist das eigentliche Problem, sondern die unbequemen Konsequenzen des "Dein Wille geschehe". Es bedeutet nämlich, dass man erst einmal bereit sein muss, den Willen Gottes zu suchen! Und das bedeutet wiederum, dass man bereit sein muss, seinen eigenen Lebensentwurf in Frage zu stellen, denn am Ende könnte ja herauskommen, dass der Wille Gottes eine Änderung desselben bedingen würde. Bequemlichkeit = Trägheit ist nicht umsonst eine der 7 Todsünden.

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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