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Der katholische Glaube ist in sich stimmig


Ute

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Hallo Platon,

 

für den Agnostiker sind nur Fragen des Wissens von Interesse. Vor allem dann, wenn es darum geht ein Werte- und Weltanschauungssystem zu errichten.

 

Ausserdem ist es nicht gerade sinnvoll, Aussagen über Ausssagen als konkrete Aussagen über Gott zu verstehen. Du verstehst?

 

Gruß

Stefan

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Hallo Ute,

 

"Nein, das ist überhaupt nicht logisch. Er sagte z.B. unter anderem: "Trinkt ALLE daraus;" und die kath. Kirche lässt nur den Apostelersatz trinken. Bei Lukas hat er deutlich gesagt, dass sie das zu seinem Gedächtnis tun sollen. Keine "Einsetzung", keine "Wandlung" lässt sich daraus ableiten. Da finde ich, wenn du "katholisch" mit "rechtgläubig" übersetzt, dass die Protestanten sich doch sehr viel näher am Original befinden. " (Ute)

 

Wie gesagt gibt es freilich auch die Kelchkommunion für Laien in der kath. Kirche, aber dennoch denke ich, daß schon einiges an dem dran ist, was Du gesagt hast.

"Katholisch" heißt meines Wissens wörtlich übersetzt "allgemein".

 

liebe Grüße

 

Olli

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Ich versuch mal eine Aufarbeitung, platon, ja? Ist ja nun inzwischen ziemlich viel geworden, obwohl ich viel Substanz immer noch vermisse.

 

Zunächst zu deinem ersten Posting:

 

>wenn ich diese Frage gestellt bekomme, und nachdem ich solche Töne vernehme, wonach also die Rede über Prämisen und Schlußfolgerungen höre, kommen bei mir jede Menge Fragen auf. Und soll man denn nun sagen, ein echter Philosoph muß immer auf Anhieb auf alle Fragen die "richtige" Antwort parat haben, liebe Ute? Das kann man von keinem Menschen verlangen!

 

Nein, kann man nicht! Soll man nicht. Darf man nicht. Kann man nicht: auch und besonders nicht von Religionen, die behaupten, sie hätten sie.

 

>Die Fragen nach der Logik und ihrem Werden in Wissenschaft und Philosophie, darüber ließe sich ein ganzes Buch schreiben. Dennoch möchte ich ein paar Gedanken zur Anregung weitergeben. Bekanntlich bestand die Philosophie bei den alten Griechen zunächst in der Redekunst, in der Ethik und wie man das Leben so meistern konnte. Erst mit Aristoteles haben sich die "Wissenschaften" nach und nach in verschiedensten Wissensgebieten unterteilt.

 

Aber noch lange nicht vollständig und so, wie wir das heute sehen.

 

>Ein gewisses Unbehagen erfüllt mich dabei, nämlich die Tatsache, daß man unter dem Schein der "Wissenschaftlichkeit" sich die Schriften des Aristoteles mißbrauchen lassen, wobei man Wissenschaft so mißverstehen kann, wie wir moderne Menschen dies tun.

 

Inwiefern "miss"verstehen wir moderne Menschen die Wissenschaft?

 

>Wenn also Aristoteles von der ousia (=das Wesen) spricht, so tut er es vor dem Hintergrund, daß der einzelne unverwechselbare Mensch, eine innere Qualität besitzen, die mit dem Fleisch des lebendigen Körpers auf innerste verbunden ist.

 

Was will der Autor uns mit diesem Satz nur sagen? Meint Fleisch wirklich Fleisch oder ist das metaphorisch? Wie ist eine innere Qualität mti dem Fleisch eines lebendigen Körpers auf innerste verbunden? Liegt irgendein Sinn in diesem Satz?

 

>Wenn ich schon nur "Qualität" sage, dann sollte es eigentlich deutlich werden, daß damit eine unendliche Wirklichkeit gemeint ist, die sich jedem "rationalistischem" Denken entzieht.

 

Inwiefern ist eine Wirklichkeit unendlich? Inwiefern gibt es nur eine Wirklichkeit? Oder gilt das für jede Wirklichkeit? Und welchen Grund hätte eine Wirklichkeit, sich jedem (JEDEM!) rationalistischen Denken zu entziehen?

 

Aber OK. Dann wohl auch deinem. Ich frage mich dann aber, mit welcher Begründung du Aussagen darüber wagst.

 

>Mit der Sprachphilosophie der Postmoderne erfüllt die Syllogistik eine ganz andere Funktion. In ihr stehen Seins- und religiöse Fragen nicht so sehr im Vordergrund, sondern man beschäftgigt sich damit, wie denn Sprache intersubjektiv entsteht und wie sie im Denken sich vollzieht.

 

Das liest sich recht vernünftig.

 

>Ich behaupte, daß die analytische Sprachphilosophie meistens Erkenntnisprämisen voraussetzt, die oberflächlich und erbärmlich sind, und die mir keine Möglichkeit einräumt, von "Gewißheit" als Gewißheit zu reden.

 

Was für eine Gewissheit denn? Worüber? Und warum solltest du keine Möglichkeit haben, darüber zu reden? Wenn du schon keine haben solltest?

 

>Wie auch immer verbirgen sich in den Erkenntnis-Voraussetzungen, die dort gemacht werden, latent das naturwissenschaftliche Erkenntnisideal der Neuzeit. Darunter versteht man also "Logik" so, wie man sie im der modernen Mathematikversteht: Wenn aus A nun B folgt, und aus B dann C, dann ist - ich drücke es so "plastisch" aus - die Abbildung nicht notwendig "bijektiv", sodaß die Existenz aus C nicht notwendig A zur Folge hat.

 

Ja und? Was ist im Leben schon bijektiv? Außer bei der Lösung von Gleichungen?

 

>Eine solche moderne "Logik" scheint mir keinen Raum für "Ontologie" (besser als trockene "Onto-Logik" zu sagen) zu gewähren.

 

Ist das denn ihre Aufgabe?

 

>Manchmal lehrt uns die "Erfahrung", was als "Glaube" über die Welt sich ausdrückt, daß unmöglich aus Nichts nichts entstehen kann.

 

??? Die Erfahrung lehrt uns eine Menge Dinge, die nichts mit bestehenden Phänomenen zu tun haben. Und zu entscheiden, was unmöglich oder möglich ist, kannst du von einer naiven Erfahrung nicht verlangen. Verstehst du aber Erfahrung als Ergebnisse von Beobachtung, Experiment, Berechnung und Interpretation, dann kannst du diesen deinen Satz einmotten.

 

>Aus dem Vorhandensein des Künstlers muß nicht notwendig deterministisch ein Bildnis entstehen, aber ein Bildnis kann unmöglich ohne den Künstler entstehen. Die Liebe wird im Geben "mehr", aber im Glauben an die Liebe, wird das ganze zu einer Beredsamkeit im "Glauben", daß die "Materie" die Liebe nicht hervorbringen kann. Die Liebe "gibt" nichts aus Notwendigkeit, sondern vielmehr aus Liebe sich selbst.

 

Das ist reines Geschwafel. Mach eine Predigt daraus!

 

>Leugnet man diese Möglichkeiten, dann müßte man im Folge dessen behaupten, daß plötzlich nun Geldscheine anstatt Blättern aus den Bäumen wachsen können müssen, daß man nun wie in der Esoterik Heilung aus Edelsteinen erwarten kann und sollte.

 

Unsinn.

 

>Das Höhere des "Lebendigen" in der Gesundheit müßte aus dem Toten entstehen. Diese "Geheimnisse" übersteigen klar meinen Verstand, dennoch kämen solche Aussagen darauf hinaus, den "Aberglauben" als den Irrsinn mit dem "Glauben" an das, was den Verstand übersteigt, zu verwechseln.

 

Da ist nix zu verwechseln. Und was willst du überhaupt mit diesem sinnfremden Satz ausdrücken?

 

>Unsicherheit und der Kleinglaube ist bei solchen Themen natürlch gegeben, und ich habe hin und wieder meine "Zweifel", aber diese "quasi-mystische" Ontologie räumt mir die Möglichkeit eines "Glaubens" daß bloß mehr als nur "Willkür" ist.

 

Nix Willkür, weil kein Wille erkennbar.

 

Was der Apfel und deine geschlagene Frau angeht, kann ich keinen Zusammenhang mit unserer Fragestellung entdecken. Tut mir leid.

 

>So ist es auch denkbar möglich, daß ich eine "kohärente" Christologie auf den römischen Kaiser anstatt auf Christus anwende. Eine Christologie knüpft u.a. an das symbolische Denken und an das Gegensatzdenken an: So wie ich gleichzeitig Sohn meiner Eltern bin, so bin ich gleichzeitig Vater meiner (künftigen) Kindern. Jesus ist, indem er "geschichtlich" gewordenes Wort Gottes an uns ist, unser Bruder, und gleichzeitig bleibt er sich selbst gehörig. Damit hätten wir also ein "kohärentes" Bild der Wirklichkeit vor uns, unabhängig davon, ob wir es teilen oder nicht.

 

Du bringst hier einen gewaltigen Rundumschlag. So intelligent, dass ich das verstehen muss, bin ich leider nicht.

 

>In der "Kohärenz" wäre das gegeben, was man in der Literatur "logische" Wahrheit nennt. Dies hat mit einer "ontischen" Wahrheit nichts zu tun hat, weil der römische Kaiser nicht der Sohn Gottes war.

 

Ach so!   ??

 

>Die Redensart und Weise, wonach also das Wort Gottes "Fleisch" mitten unter uns wird, wäre zumindest zum Ausdruck gebracht, daß damit kein "Unsinn" gemeint ist.

 

Nein? Nicht?

 

>Auch für den Agnostizismus als ein Nichtglauben, daß es Gott gibt, gilt es, daß dieser eine Gesamtinterpretation über die Welt voraussetzt, und damit auch "Weltanschauung" ist; dies bezeichne ich auch als eine Art (philosophischer) "Glaube"; daß wir uns nicht falsch verstehen.

 

Das ist er nicht. Es ist ein Nicht-Glaube: das ist das Gegenteil von Glaube. Offensichtlich verstehst du uns falsch.

 

>Damit wäre also die Frage nach der "Logik" und deren Stellenwert in groben Ansätzen beantwortet, hoffe ich.

 

Nein.

 

Liebe Grüße (Fortsetzung folgt)

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Lieber platon,

 

nun zum überarbeiteten zweiten Teil:

 

1) Zu Deiner Frage, was denn stimmig und was logisch ist. Diese Frage hat verschiedentliche Prägungen in dem, was einer der Väter der Logik verstand, nämlich Aristoteles, und in dem, was auch drunter verstanden werden kann, wobei ich die Sprachphilosophen als typisches Beispiel herangezogen habe. (Damit meine ich nicht, wir würden meistens Positionen des Liguistic Turns der Sprachphilosophie vertreten. Vielmehr füge ich hinzu, daß unser Bild über die Logik sich an der modernen Mathematik äußert, da wir von der Schule her dieses sog. "nuchternde" Denken mitbekommen haben.) Ist es nun erlaubt oder nicht, das Gegensatzdenken, das Denken über Einzelnes und Ganzes, wie es später bei Hegel heißt, in der Natur würden wir von der Vernunft her ein Ganzes als Identität von Identität und Nicht-Identität finden als "Logik" zu verstehen? Können wir etwa die aristotelichen Kategorien des Seins z.B. - worunter ich ein Einteilungsprinzip verstehe - ebenfalls als eine Art "Logik" verstehen? Wenn wir das letztere ebenfalls annehmen, dann wäre eine solch geartete "Logik" oder ähnliche Spielarten ursprunglich religiös und philosophisch zugleich.

 

Ich gebe zu, das verstehe ich noch viel weniger als den ersten Beitrag. Unser Bild über Logik äußert sich in moderner Mathematik? Ich habe den Verdacht, dir ist der Begriff Logik und sein Inhalt nicht ganz klar.

 

>2) Reine in sich "Stimmigkeit", worunter ich die "Kohärenz" der Gedanken verstehe, die einen Blick auf ein Ganzes in bleibender Differenz richtet, würde die Frage nach der Wahrheit gar nicht beantworten können. Als ein Beispiel habe ich den Beispiel des römischen Kaisers gebracht. So könnten wir den römischen Kaiser als Kyrios (=Herr), soter (=Retter) bezeichnen und die christologischen Dogmen auf ihn anstatt auf Christus anwenden, dann hätten wir ein in sich "kohärentes" System (=logische Wahrheit), womit wir aber noch keine Wahrheit an sich hätten (=ontische Wahrheit), da der römische Kaiser nicht Gottes Sohn ist.

 

Was ist ein "Ganzes in bleibender Differenz"? Ist die Frage nach DER Wahrheit überhaupt beantwortbar? Der römische Kaiser ist nicht Gottes Sohn, jedenfalls wahrscheinlich nicht. Der Jesus Christus genauso wenig. Und vom Namen auf eine Wahrheit, egal ob logisch (in diesem Fall??) oder ontisch zu schließen, ist mehr als nur etwas naiv.

 

>3) Gottesbeweise können demnach nicht so eingebracht werden, als ob durch ein "logisches" System für sich sichtbar wären.

 

Verstehst wenigstens du diesen Satz?

 

>Vielmehr muß dort die philosophische Beredsamkeit ansetzen, indem das Vorverständnis dessen, was ich mit "Welt", mit "Ethik", mit "Mensch" verstehe, damit "sichtbar" werden kann, was ich "glaube" gesehen zu haben.

 

Dass du dich in "philosophischer" Beredsamkeit übst, habe ich mittlerweile begriffen. Wenigstens etwas.

 

>Darin steht der Glaube als Glaube auch dem Agnostizismus gegenüber, wobei dann der Agnostizismus als eine Art "philosophischer Glaube" gesehen werden muß.

 

Nein. Hab ich oben schon erklärt.

 

>Wenn ich nun sage: "Ich glaube, daß es Gott nicht gibt", so könnte ich darunter die dezidierte atheistische Position, die an die Nichtexistenz Gottes glaubt, verstehen. Wenn ich aber nun sage: "Ich glaube nicht, daß es Gott gibt", hätten wir es mit der agnostischen Position, wobei diese für ihre Schlußfolgerungen ebenfalls Voraussetzungen in der Erkenntnislehre und alles drum und dran mitbringt.

 

Soweit Konsens.

 

>Agnostiker glauben also - um es metaphorisch auszudrücken - an das "Fragezeichen". Dies habe ich alles in bezug auf den philosophischen Glauben zum Ausdruck gebracht. Wir haben es also nicht mit "Glauben" und "Wissen" sondern mit Glauben und Glauben zu tun.

 

Das ist Quatsch. Wir haben es weder mit Glauben und Wissen noch mit Glauben und Glauben zu tun, sondern mit Glauben und Nicht-Glauben.

 

Nicht der Glauben ist der Gegensatz zu Wissen, sondern das Nicht-Wissen. Dieses lässt sich teilweise durch Glauben ausfüllen, wobei die Besonderheit ist, dass Gläubige oft zu wissen behaupten. Nicht-Gläubigkeit ist die Bereitschaft, Nicht-Wissen offen zuzugeben.

 

>In der Rede über die "Stimmigkeit" in sich des Glaubens habe ich also einen kleinen Exkurs zu der Glaubensfrage und das Verhältnis zum "Agnostizismus" als eine Art Glaube gemacht. *em

 

Ja. War aber etwas daneben.

 

>(Ich wollte auch nicht unehrlich sein, und so tun, als ob ich einen reinen phisosophischen "Vernunftglauben" vertreten würde.

 

Das tust du ja auch nicht.

 

>Wenn man sich "verliebt" z.B. so ist dennoch diese dynamische lebendige Beziehung zum anderen gegeben, so daß ich "glaube" zu wissen, wer der andere ist, ohne das "Sein des anderen" in die tiefsten Sphären - wie Gott - schauen zu können.)

 

Wenn du aber diesen anderen noch nie gesehen hast und ihn oder sie nur vom Hörensagen kennst, dann ......... bedarf es schon vieler gefühlsmäßiger und geistiger Kimmzüge, um .........

 

>Ich hoffe, ich war jetzt etwas deutlicher.

 

Ehrlich? Nein, eigentlich nicht ........ (*tschuldigung! Ist aber so!*)

 

Liebe Grüße

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Hallo Ute,

 

meine erste Frage: was versteht man unter Logik?

(ich habe mich mit dieser Thematik noch nicht so auseinandergesetzt, daher bin ich immer froh, wenn mir jemand mit Definitionen aushilft)

 

Also ich denke schon, daß Logik recht viel mit Mathematik zu tun hat, bzw. daß sich viele logische Sätze mit mathematischen Formeln beschreiben lassen.

 

 

"Was ist ein "Ganzes in bleibender Differenz"?"

 

Das weiß ich z. Z. auch nicht.

 

" Ist die Frage nach DER Wahrheit überhaupt beantwortbar?"

 

Das kommt wohl drauf an, welche Ansprüche man an "die Wahrheit" stellt.

 

" Der römische Kaiser ist nicht Gottes Sohn, jedenfalls wahrscheinlich nicht. Der Jesus Christus genauso wenig. Und vom Namen auf eine Wahrheit, egal ob logisch (in diesem Fall??) oder ontisch zu schließen, ist mehr als nur etwas naiv. "

 

Ich denke, hierbei ging es nur um die Verdeutlichung der Begriffe "logische/ontische" Wahrheit. Es war lediglich ein Beispiel (man hätte auch ein gänzlich anderes Beispiel wählen können gänzlich weg vom Thema der Gottessohnschaft).

 

">3) Gottesbeweise können demnach nicht so eingebracht werden, als ob durch ein "logisches" System für sich sichtbar wären. " (platon)

 

Ich nehme an, er meint, es gibt keinen Gottesbeweis, den man rein logisch begründen könnte (dem stimme ich zu).

 

viele Grüße

 

Olli

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Zitat von Stefan am 12:31 - 24.September.2001

für den Agnostiker sind nur Fragen des Wissens von Interesse. Vor allem dann, wenn es darum geht ein Werte- und Weltanschauungssystem zu errichten.

 

Muss das nicht heißen: Für den Agnostiker sind Werte- und Weltanschauungsfragen niemals losgelöst von Fragen des Wissens zu betrachten?

 

Das "sind NUR Fragen des Wissens von Interesse" stimmt sicher nicht. Das Wissbare ergibt Fakten. Aber dann bleibt nichts als die Entscheidung - und die ergibt sich keineswegs linear aus den Fakten.

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Hallo Cano,

 

vielen Dank für die Blumen. Ich glaube, Du unterschätzt aber die Vielfalt und Eigenständigkeit vieler Millionen Christen. Es gehört zu den großen Leistungen der katholischen Kirche, Menschen aller Zeitalter  und Kulturen zu einer handlungsfähigen Gemeinschaft zu verbinden, ohne ihnen ihre Individualtität zu nehmen. Ich halte das nur für möglich auf der Basis eines ebenso großzügigen und weitherzigen, wie klaren und fordernden Ansatzes der Weltdeutung, wie Jesus Christus ihn gelebt hat.

 

(Ich weiß noch, dass Du die Frege nach der Geschichtlichkeit des Neuen Testaments sehr negativ beurteilst. Als Jazzmusiker habe ich eine größere Achtung vor mündlichen Traditionen. Ich glaube sogar, dass sich schriftliche Quellen aus einer Hand  viel leichter manipulieren lassen, und oft auch absichtlich manipuliert werden, als eine breit gestreute mündliche Tradition. Diese bringt sicherlich einige Abweichungen und persönliche Deutungen hervor, wie wir sie im Neuen Testament auch finden, bewahrt den Kern des Ereignisses aber sicherer.)

 

 

Du schreibst, dass die Aussagen über Gott immer widersprüchlich sind, und nur etwas über Menschen aussagen. Da mag etwas Wahres dran sein, es ist aber im Grunde auch kein Problem.

 

Wenn Du von der Existenz eines Schöpfergottes ausgehst, was man angesichts der Existenz der Welt und der Naturgesetze von Ursache und Wirkung oder der Unveränderlichkeit der Menge von Materie und Energie im Universum durchaus tun kann, dann ist es nur logisch, dass dieser Gott sich in seiner Schöpfung widerspiegelt. So wie etwa ein Kunstwerk auch etwas über den Künstler aussagt. Der Mensch ist das koplexeste und dichteste Objekt, dass wir im Universum kennen, die Widerspiegelung Gottes ist also auch im Menschen am komplexesten und dichtesten.

 

Die Erfahrung, dass  Liebe und Beziehung  die Kräfte sind, die ein Menschenleben reich und sinnvoll machen, kann also auf Gott übertragen werden. Liebe und Beziehungsfähigkeit sind nach diesem durchaus zulässigen Schluss also grundlegende Eigenschaften Gottes.

 

Wenn ich auf der Basis philosophischer Schlüsse soweit gelangt bin, kann ich der seelischen Erfahrung, dass Gott zu mir spricht, dass Gott eine lebendige Beziehung zu mir aufbauen möchte, auch vertrauen. Sie wiederspricht nicht dem, was ich für richtig erkannt habe, hebt es aber auf die ganz andere Ebene existenziellen Erlebens.

 

Milliarden von Menschen, viele von Ihnen ganz außergewöhnliche Persönlichkeiten, sind diesen Weg gegangen und haben im Gehen seine Richtigkeit erfahren. Selbstverständlich: Glauben ist kein Wissen. Wir bewegen uns auf schwankendem Grund und warten auf den Moment am Ende unseres Lebens, an dem wir die volle Wahrheit erfahren dürfen. Letztenendes vertrauen Christen darauf, dass Jesus uns keinen Unsinn erzählt hat, dass sein freiwilliger Tod am Kreuz kein absurder Scherz war.

 

Herzliche Grüße, Matthias

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Zitat von Stefan am 12:31 - 24.September.2001

 

für den Agnostiker sind nur Fragen des Wissens von Interesse. Vor allem dann, wenn es darum geht ein Werte- und Weltanschauungssystem zu errichten.

Lieber Stefan,

 

was meine ich, wenn ich sage, ich "wisse" etwas. Hätte ich vielleicht eine Frau, dann könnte ich vielleicht sagen: "Ich weiß, daß meine Frau mich liebt!" Dies ist insofern ein Wissen, wenn es stimmt - und gehen wir davon aus, daß es stimmt. Meistens gehen wir davon aus, daß es stimmt, wenn nichts gravierendes dazwischen war. So bezieht sich dieses Wissen auf ein etwas, das zwar dynamischen Charakter hat, denn die Liebe will ja "getan" werden, aber es bezieht sich auf etwas, das gewissermaßen "Fakt" ist. Und doch ist dieses Wissen auf etwas bezogen, das ja noch tiefer ist, als mein "Verstand" es erblicken könnte.

 

Wenn ich also nun frage, was denn die Liebe im innersten "Kern" ausmacht, wie sie denn metaphysisch zu verstehen ist und als "Freigebigkeit" ontologisch verstanden werden kann, so merken wir, daß wir uns dann nicht mehr im Bereich des bloßen "Wissens" bewegen, sondern eines im weiterem Sinne auf das Leben im Alltag bezogenen "Glaubens".

 

Besser wäre hier sodann lieber die Rede über "Gewißheit" angebracht, denn in das Herz mit "absoluter" Sicherheit, kann - wenn überhaupt - nur Gott schauen. Weiterhin ließe sich natürlich fragen, ob es nicht der Liebe widerspricht, wenn man nicht bereit ist, den anderen Menschen Vertrauen zu schenken. Könnte es mir gelingen, alles über den Geliebten zu wissen, sodaß ich alles im voraus berechnen könnte, dann würde diese Person nicht nur (scheinbar) gläßern "klar", sodaß er/sie durchsichtig wäre, sondern ich würde "hindurch" sehen. Damit würde mir der andere Mensch aber völlig unverständlich werden, denn dies käme dem Versuch gleich, den anderen zu einem bloßen "Sachverhalt" zu degradieren, der "analysiert" werden müßte.

 

Wenn also jemand nur nach dem "Wissbaren" fragt, und wenn also darüber hinaus die Erkenntnis, so wie sie uns im Alltag begegnet, nicht interessiert, dann hat man (unbewußt) den Anspruch erhoben, Erkenntnis müsse mit dem Anspruch auf Erfüllung sich ereignen, den man in der Neuzeit gestellt hat. Danach müsse alles erforscht werden, und wenn nun mal sie geklärt sind, dann gibt es nichts mehr darüber zu sagen. Und obwohl bereits mit dem Transzendentalidealismus die Erkenntnis anders versteht, so bleibt der Anspruch bestehen, dann orientiert man sich nach wie vor an den in der Neuzeit gestellten Prämisen. Man sucht "quasi" in der Art nach den Methoden der modernen Wissenschaften die nunmal "sichere" Erkenntnis. In diesem naturwissenschaftlichen Denken hat man der Wirklichkeit und allem "Lebendigen" den  Geheimnis- und Wundercharakter weggestrichen. (Darüber später vielleicht mehr.)

 

Jedenfalls, wer so einen Erkenntnisbegriff voraussetzt, der erblickt in meinen Augen in der "Wissenschaftsgläubigkeit" nur "abergläubige" Schwäche und sollte auch keine Philosophie betreiben; wenn also Fragen danach, wie denn Liebe und Erkenntnis aufeinander bezogen sind.

 

Das Tageslicht an sich können wir nicht erblicken, wenn es durch den Weltall gleitet. Die Physiker meinen, das Licht besitze sowohl Teilchen- wie Welleneigenschaft, zeichnen eine mathematische Kurve auf dem Papier und meinen hinterher, man "wisse" doch nicht, was Licht sei. Wenn man nun diesem Licht seinem Geheimnis- und Wundercharakter beläßt, die "Farben" sieht, diese im "Herzen" ihren Platz einnehmen, dann hat man, meine ich, eine andere Art Erkenntnis angesprochen, die um Potenzen höher ist, als die naturwissenschaftliche, denn dann haben wir es mit der "Gewißheit" des Herzens zu tun.

(*Gähhn...* ich gehe jetzt schlafen.)

 

An Dich und allen anderen...  

 

(Geändert von platon um 12:38 - 26.September.2001)

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Ja, du warst sicherlich ordentlich müde.

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