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Abbe´Franz Stock- Kein Name ein Programm


Anna

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Lieber Martin.

 

Hier endlich die versprochene Biographie von Franz Stock. Allerdings in Kurzfassung, es gäbe noch viel Mehr zu schreiben.

 

 

Abbe´ Franz Stock - Kein Name ein Programm.

 

Abbe´ Franz Stock - das ist kein Name das ist ein ein Programm. Nuntius Roncalli der spätere Papst Johannes der XXIII. sagte dies am 28. Februar 1948 als er die Einsegnung des Toten vornahm. Im Juli 1962 wiederholte er diese Worte in einer internationalen Pilgergruppe. Als der Seelsorger der Gefängnisse von Paris und der Hinrichtungsstätte auf dem Mont Valerien, während der Besatzungszeit, ist er in die Geschichte eingegangen. Franzosen geben ihn die Bezeichnung „L'Aumonier de, l'enfer., der Seelsorger der Hölle“.

Von 1945 war er Regens des Priesterseminars des sogenannten „Stacheldrahtseminars“ in Chartres.

 

Kurz etwas zu seiner Biographie:

Franz Stock wurde 1904 in Neheim-Hüsten im Sauerland geboren. 1926 beginnt er in Paderborn sein Studium der Theologie und nimmt an einem Friedenstreffen in Bierville in der Nähe von Paris teil. Durch dieses Treffen, das  stand unter dem Motte:“Frieden durch die Jugend“ stand wurde sein ganzes weiters Leben geprägt. 1928 geht er als erster Theologiestudent, seit dem Mittelalter, nach Paris und studiert dort am Institut Catholique.

Nach seiner Priesterweihe 1932 in Paderborn wird er als Rektor an die deutsche Gemeinde in Paris berufen. Nach einem Kurzen Aufenthalt in Deutschland kehrt er 1940 nach Paris zurück und beginnt seine Tätigkeit als Gefängnisseelsorger in den Gefängnissen von Paris. 1941 bekommt er seine amtliche Ernennung zum Standortpfarrer, ihm obliegt die Betreuung der zum Tode verurteilten Franzosen. Die Erschießungen fanden auf dem Mont Valerien statt. Und Stock hat an ca. 4000- 4500 teilgenommen.

1945 bittet man Franz-Stock ein Priesterseminar in Chartres zu übernehmen. Eines der größten in der Kirchengeschichte. Bei der Auflösung 1947 waren 949 Dozenten, Priester , Brüder und Seminaristen in diesem Lager gewesen.

Noch als Kriegsgefangener stirbt Franz Stock im Alter von 44 Jahren in Paris. Ihm, der Tausende von Menschen in den Tod begleitet hat, ist einsam gestorben. 12 Menschen geben ihm das letzte Geleit.

Zum Schluß noch diesen Satz aus seinem Tagebuch: „ ... Eine Zahl von der Vorsehung gewollter Heiliger wird genügen, unsere Epoche zu retten. Es ist die Vorsehung , die uns diesen Ruf zur Heiligkeit entgegen schleudert, durch die Stimme der Geschichte, und wir müssen ihn hören, um der Welt die Botschaft von Freiheit und Frieden, Heil und Liebe zu bringen“.

 

Franz Stock - Ein Heiliger unserer Zeit?

 

Es grüßt dich herzlich

Anna

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Als Zugabe noch eine weitere Biographie:

 

Abbé Franz Stock (1904 - 1948)

von Heinrich Missalla*

 

Ungezählte hat er zur Hinrichtung begleitet.

Er selbst starb - noch keine 44 Jahre alt - am 24. Februar 1948 einsam im Pariser Hospital Cochin als Kriegsgefangener: Franz Stock, als deutscher Priester Seelsorger von Franzosen, die zu Tausenden von der Gestapo in Haft gehalten und ermordet wurden. Während der Zeit der deutschen Besetzung 1940 bis 1944 ließ er die Konturen eines "anderen Deutschland" sichtbar werden.

Beheimatet war er im westfälischen Sauerland und fühlte sich der Bretagne besonders verbunden. Franz Stock wurde in Paderborn zum Priester geweiht, doch seine Wirkungsstätte war vor allem Paris. Wie Pater Manfred Hörhammer war er mit der deutschen und der französischen Sprache gleichermaßen vertraut. Während seiner Studien in Paris hatte er nicht nur die französische Theologie kennengelernt, sondern auch Kontakte zu Mitgliedern der französischen Friedensbewegung geknüpft. Er wurde Mitglied in der Gruppe "Gefährten des heiligen Franziskus" - beste Voraussetzungen für seine spätere Arbeit: die Verständigung und Aussöhnung von Deutschen und Franzosen. Seine Übersetzung des Buches von Pierre Lhande, das 1931 unter dem Titel »Gott in der Wüste« in Deutschland erschien, ist ein Zeichen dafür, daß er auf der Suche nach neuen Wegen der Seelsorge war.

Von 1934 bis kurz vor Beginn des Krieges arbeitete Franz Stock als Rektor der deutschen katholischen Gemeinde Paris, die vorwiegend aus Angehörigen der Deutschen Botschaft bestand. Im Oktober 1940 kehrte er dorthin zurück und wurde auch "Standortpfarrer im Nebenamt", weil er als Zivilpfarrer nicht in die Gefängnisse hätte gehen dürfen. Aber er weigerte sich, eine Uniform zu tragen, obwohl ihm dafür Vergünstigungen zugesagt wurden. In seiner schwarzen Soutane und mit der Rotkreuzbinde auf dem Ärmel gewann er das Vertrauen der Inhaftierten, die wegen Sabotageakten und Attentaten, wegen der Verbreitung von Flugblättern oder schlicht als Geiseln in den Haftanstalten von Fresnes, Cherche-Midi und La Sante einsaßen. Die Gefängnisse waren überfüllt; allein Fresnes verfügte über 1500 Zellen, die alle mehrfach belegt waren.

Jahrelang hat Franz Stock die Gefangenen besucht, ihren Angehörigen und Freunden Nachrichten und letzte Grüße übermittelt, Verurteilte zu den Hinrichtungen begleitet. In seinem Tagebuch sind für die Zeit von 1942 bis August 1944 863 Erschießungen festgehalten, doch schon am Tage vor dem Heiligen Abend 1940 hatte er der ersten Exekution beiwohnen müssen. Von da an bis 1942 sind über 1000 Männer in seinem Beisein hingerichtet worden.

 

Von 1945 bis 1947 war Franz Stock Regens des "Seminars hinter Stacheldraht" kriegsgefangener deutscher Theologen; zunächst in Orleans, dann im Depot 501 in Le Coudray bei Chartres, wo ich ihn als 19jähriger kennengelernt habe. Ostern 1947 befanden sich 362 Seminaristen, Priester, Dozenten und Brüder in dieser einmaligen Einrichtung; vor diesem Zeitpunkt waren bereits 587 - zum Teil krank - in die Heimat entlassen worden.

Drei Jahre nach Franz Stocks Tod setzten ihm die Familien der französischen Gefangenen und Erschossenen, die er betreut und bis zum Tode begleitet hatte, einen Grabstein. 1963 holten Franzosen und Deutsche seinen Leichnam vom Friedhof für die Kriegsgefangenen in Thiais, um ihn in die Kirche Saint Jean Baptist von Chartres zu betten.

Auf seinem Primizzettel standen die Worte aus dem 1. Petrusbrief: »Weihet Eure Seele durch Gehorsam gegen die Wahrheit zu aufrichtiger Bruderliebe, und habet einander von Herzen lieb.« Franz Stock hat diese Weisung gelebt und wurde dadurch »Priester zwischen den Fronten«, »Wegbereiter der Versöhnung«. So konnte Guiseppe Roncalli (1945 bis 1953 Nuntius in Paris, seit 1959 Papst Johannes XXIII.) 1947 sagen: »Abbe Stock, das ist kein Name, das ist ein Programm.« Manfred Hörhammer sah in Franz Stock den »großen Vorläufer und Täufer« von Pax Christi.

 

*Dr. Heinrich Missalla, Essen, emeritierter Professor für katholische Theologie, ist Mitglied des Präsidiums von Pax Christi.

 

(Quelle: http://members.tripod.de/~paxchristi/pc298/pc2987.html

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Hallo Cano,

 

herzlichen Dank für diesen Beitrag. In  ihm kommt noch mehr zum Ausdruck, was Franz Stock wirklich geleistet hat, besonders für die Deutsch-Französische Verständigung.

 

Es grüßt dich herzlich Anna

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Liebe Anna,

 

weil Du Dich über meinen Beitrag gefreut hast, was mich wiederum gefreut hat, bringe ich nachfolgend noch einen Beitrag über diesen in menschlicher Hinsicht beeindruckenden Abbé.

 

Herzliche Grüße

Cano

 

Bischof Karl Lehmann, Mainz

                        Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

 

                                  Abbé Franz Stock:

              ein unglaublicher Pionier wird wiederentdeckt

 

    Als der deutsche Pfarrer Franz Stock mit noch nicht 44 Jahren am 28. Februar 1948

    beerdigt wurde, folgte nur ein knappes Dutzend Menschen seinem Sarg. Im Gewirr

    von Unkraut und Brennesseln wurde sein Sarg in ein Grab des ausgedehnten

    Friedhofs Thiais im Süden von Paris gelassen. Neben den vielen dort beerdigten

    deutschen Soldaten fand er die letzte Ruhe. Die Behörden hatten verboten, den Tod,

    die Stunde und den Ort der Beerdigung bekannt zu geben. Niemand von der Familie

    konnte an der Beisetzung teilnehmen. Franz Stock blieb der Militärbehörde unterstellt

    und bekam nie seinen Personalausweis zurück.

 

       Was ist das heute für ein anderes Bild! Frankreich hat nun in weiten Teilen Abbé

    Franz Stock wiederentdeckt. Man will wieder gutmachen, was man ihm gegenüber an

    Fehlern gemacht hat. Man verehrt ihn in Frankreich bis jetzt sehr viel mehr als in

    Deutschland. Dies zeigt vor allem auch die Tatsache, daß der Platz vor dem

    französischen Nationalen Denkmal für die Gefallenen in Paris nach ihm benannt ist.

    Der Platz liegt auf dem Mont Valérien, wohin er nach seinen eigenen Angaben über

    zweitausend vor allem französische Widerstandskämpfer zur Hinrichtung begleitet hat.

    Dies war eine Geste von weitreichender Bedeutung. Denn oben auf dem Mont

    Valérien, der zum Bereich Suresnes gehört, tat sich die tiefste Kluft auf zwischen

    Deutschen und Franzosen: Wo die Gewaltherrschaft am meisten tobte, hat sich ein

    deutscher Priester dazwischen gestellt und gezeigt, daß es über den Schrecken, den

    Terror und das Unrecht hinaus noch etwas anderes gibt. So war Franz Stock in der

    düstersten Stunde der Entfremdung zwischen unseren Völkern bereits ein Pionier der

    Versöhnung und der Freundschaft. Franz Stock hat in seinem Leben die unglaubliche

    Vision verwirklicht, daß es trotz allem in einem vereinten Europa eine Aussöhnung

    geben kann.

 

   Vielen deutschen Priestern ist Abbé Stock heute noch als Regens des sogenannten

    Stacheldraht-Seminars von Chartres bekannt. Abbé Stock begab sich freiwillig in ein

    Gefangenenlager für rund 38.000 deutsche Soldaten bei Chartres und wurde dort auf

    seinen eigenen Willen hin wie ein Gefangener behandelt. Zwischen 1945 und 1947

    haben fast 1000 Gefangene das Abitur nachgemacht und begannen mit Hilfe

    ebenfalls gefangener Dozenten das Theologiestudium. Es ist eine unglaubliche

    Sache, daß das Gefangenenseminar damit zum größten Priesterseminar der

    Geschichte wurde. Drei Bischöfe und einige hundert Priester sind aus dem

    Stacheldraht-Seminar hervorgegangen. Der große Theologe und spätere Kardinal

    Yves Congar und der deutsche Philosoph Prof. Max Müller aus Freiburg i. Br. hielten

    Vorträge.

 

    Es gereicht heute noch der Theologischen Fakultät von Freiburg i. Br. und der ganzen

    dortigen Universität zur Ehre, daß sie die Abschlußprüfungen in Chartres anerkannte

    und dafür ein deutsches Zeugnis mit dem Siegel der Universität ausgestellt hat. Sie

    hat auch bald nach der Auflösung des Seminars im Juni 1947 Abbé Stock im

    Dezember desselben Jahres den Ehrendoktor der Theologie verliehen. Vier Wochen

    vor seinem Tod erhielt er die Urkunde. Unvergessen sind auch eine Botschaft „Von

    der Gefangenschaft und Freiheit des Christen" und ein Sonett, die der auch in

    Freiburg lebende Dichter Reinhold Schneider in diesen Jahren den Gefangenen

    schenkte.

 

    So gingen zwar nur wenige vor 50 Jahren am Tag der Beerdigung mit, aber doch

    haben auch in jener Zeit einige seinen ganz unbestreitbaren Rang entdeckt, darunter

    der damalige Nuntius in Frankreich Angelo Roncalli und spätere Papst Johannes

    XXIII., der am Tag der Beerdigung bei der Einsegnung das berühmte Wort prägte:

    „Abbé Franz Stock das ist kein Name - das ist ein Programm."

 

    Menschen wie Abbé Franz Stock haben das neue Europa vorbereitet. Große Politiker

    haben die Anstöße aus christlichem Geist aufgenommen. Christen haben aus der

    Versöhnung am Kreuz heraus das neue Europa aufgebaut. Müßten wir heute nicht

    mehr Mut haben, uns im Einsatz für Europa neu als Christen zu bewähren? Ich

    möchte dem Dichter Reinhold Schneider aus einem Brief vom 17. Januar 1940 an

    Abbé Stock das letzte Wort geben: „Die Hoffnung auf die Wiederherstellung des

    eigentlichen Europa kann ich jedoch noch nicht aufgeben; Europa könnte auch der

    Sinn dieses Krieges sein, nur ist es ungewiß, ob es den Menschen zur rechten Zeit

    noch aufgeht ... Daß sich die geistigen Menschen Europas im Wesentlichen noch

    mehr vereinigen könnten und daß dann die große christliche Mission wieder ergriffen

    werde: dies wäre alles, was man sich für das Erdenschicksal der Völker wünschen

    könnte."

 

                                          (Deutsche Fassung des Beitrags für La Croix, 2.3.1998)

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