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Political correctness


sstemmildt

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Mir ist aufgefallen, daß "political correctness" oder "PC" - auch in diesem Forum - oft fast als Schimpfwort verwendet wird. Wie seht Ihr das?

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Etwas zum Lesen:

 

 

Allergisch gegen "political correctness" !

 

"Political incorrect" das moderne Manipulationsmittel der selbsternannten Intelligenzia in Medien und der Politik. Sieht man sich diesen Begriff einmal näher an, so ist das ein höchst zynischer Ausdruck und man fragt sich, ob der Schöpfer dieses Begriffes nicht eigentlich auch tatsächlich ein zynisches Anprangern einer Pseudokorrektheit damit bezweckt hat.

 

Mitglieder einer Pseudo-Intelligenzia mit oberflächlicher Bildung, ohne Denk- und Sprachdisziplin, haben diesen Begriff begeistert aufgenommen, gib er ihnen doch eine wunderbare Möglichkeit, Andersdenkende damit manipulativ zu diskreditieren, ohne das Gefühl dafür zu haben, daß dieser Begriff selbst eigentlich das Gegenteil von dem ausdrücken sollte, was er zu repräsentieren vorgibt.

 

Was steckt nun eigentlich hinter dieser "Politischen Korrektheit". Daß Korrektheit in der Politik gewünscht wäre, ist ein natürliches Empfinden. Daß Korrektheit in der Politik kaum zu finden ist, eine traurige Realität.

 

Was also bedeutet "Politische Korrektheit" - eine Korrektheit, der man ein besonderes Attribut gibt, um ihr eine besondere Eigenschaft zuzuordnen?

 

"Politische Bildung" ist die Kenntnis der Verfassung eines Staatsgefüges, der Mechanismen der Machtaufteilung, der Geschichte, die zum momentanen Machtgefüge geführt hat. Eine "politische Entscheidung" ist eine Entscheidung, die sich an den politischen Zielen und daraus abgeleiteter Notwendigkeiten orientiert.

 

Was ist also "politische Korrektheit". Eine Korrektheit, die sich an den politischen Zielen desjenigen orientiert, der behauptet korrekt zu sein oder sie einfordert. Politische Korrektheit ist demnach keine allgemeingültige Korrektheit, keine Korrektheit, die dem natürlichen ethischen Empfinden eines Menschen entsprechen muß, sondern eine, die sich nach den politischen Realitäten, Zielen, Ideologien dessen orientiert, der davon spricht.

 

Eine politische Korrektheit ist demnach eine höchste relative Angelegenheit, denn, was den Zielen des einem entspricht, wird beispielsweise nicht den Zielen der Opposition entsprechen. Es gibt demnach so viele "politische Korrektheiten", wie es unterschiedliche politische Ziele und Ideologien gibt.

 

Hat der Schöpfer dieses Begriffes daran gedacht und wollte er mit der Verbindung dieser beiden Begriffe die Subjektivität bzw. Relativität einer Pseudo-Korrektheit entlarven, derer sich Politiker und solche, die sich im politischen Bereich tummeln, bedienen?

 

Korrektheit allein ist schon ein sehr relativer Begriff, bei dem man nach Herkunft und Richtung fragen müßte und der dem Sprachempfinden nach nichts mit dem urmenschlichen Empfinden für "Ethik", "Humanität" und "Nächstenliebe" zu tun hat. Korrektheit bezieht sich auf eine gerade sitzende Krawatte, die ordnungsgemäße Form eines Grußrituales, auf die innerhalb einer Gesellschaft definierten Tischmanieren.

 

Dennoch steht die teilweise ausgesprochene oder auch unausgesprochene Forderung im Raum, wir sollten "politisch korrekt" denken und sprechen. Die Forderung nach Ethik wird ersetzt durch die Forderung nach "politischer Korrektheit". Scheinheiligkeit statt Takt und Mitgefühl ! Scheinheiligkeit statt Rücksichtnahme und Nächstenliebe !

 

Der Ausgangspunkt dieser Seuche mit dem Namen "political correctness" sind die Vereinigten Staaten, doch die Medien, die ja für sich in Anspruch nehmen, Mißstände und Manipulation aufzudecken, haben dieses Instrument der Manipulation übernommen und setzen es ein, wo immer sie es können, selbst dort, wo sie damit bereits die Grenzen der Lächerlichkeit überschreiten.

 

Es ist "politisch korrekt", einen Menschen roter Hautfarbe, den wir bisher in aller Unschuld "Indianer" genannt haben als "Native American" zu bezeichnen (wofür es noch keine allgemein gültige deutsche Übersetzung gibt). Ob sich deswegen die Situation für die "Native Americans" in den USA verbessert hat, mag bezweifelt werden. Aber alle, die es sich abgewöhnt haben, "indians" zu sagen und statt dessen den neutralen Begriff "Native American" angewöhnt haben, haben das Gefühl, bereits einen großen Beitrag zur Gleichberechtigung und Gleichstellung ihrer rohhäutigen Mitbürger getan zu haben.

 

Der Begriff "Überfremdung" ist "politisch inkorrekt". Das Problem bleibt, man beraubt es nur seines Begriffes. Und diejenigen, die darüber sprechen wollten, werden mit dem Attribut "ausländerfeindlich" bedacht, was wiederum ein "politisch korrekter" Begriff ist, der aber ein höchst politisch unkorrektes Empfinden anprangert. Die Ethik würde die Handlungen beurteilen, nicht das Gefühl und damit die Überwindung eines als falsch anerkannten Gefühls, das sich deswegen ja leider nicht in Luft auflöst, moralisch positiv bewerten.

 

Die Forderung nach "legalem Waffenbesitz" ist "politisch inkorrekt." Die Diffamierung aller legaler Waffenbesitzer als "potentielle Mörder" wird wiederum von politisch korrekt Denkenden als politisch korrekte Aussage qualifiziert.

 

Ob denjenigen, die die "politische Korrektheit" erfunden haben, bewußt war, daß sie damit Vorurteile und Aberglaube mitteralterlicher Prägung wieder eingeführen? Man nennt etwas Unerwünschtes nicht beim Namen und hofft damit seine Existenzmöglichkeit zu vernichten. "Politische Korrektheit" als Wiederaufstehen moderner "Gottseibeiuns"-Mentalität.

 

Und die Medien, die angetreten sind, um aufzudecken, aufzuklären und zu kontrollieren, verfangen sich nun in ihren eigenen Fallstricken und können sich selbst nicht mehr durchschauen. Ist es politisch inkorrekt, wenn ich den Begriff "politisch korrekt" nicht mehr hören kann und mir statt dessen echte Werte, an christlicher Ethik orientierte Verhaltensregeln wünsche, zu denen meiner Ansicht nach auch die Wahrhaftigkeit vor sich selbst gehört.

 

Christine Weiss

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Und noch etwas:

 

Projekt III

"Political Correctness und Flexibler Normalismus"

(Manske)

 

 

Das Projekt beschäftigt sich mit der vehement geführten Diskussion um Political Correctness in den Vereinigten Staaten und analysiert diese kulturelle und gesellschaftliche Kontroverse als Auseinandersetzung um verschiedene Definitionen der amerikanischen nationalen Identität und den damit implizierten Normalitätsvorstellungen.

 

Die Diskussion um Political Correctness entwickelte sich in den Vereinigten Staaten seit Beginn der 90er Jahre als Ergebnis demographischer Veränderungen in der amerikanischen Gesellschaft und sich verstärkender multikultureller und multiethnischer Tendenzen in Politik, Wirtschaft, Kultur und Bildung. Sie ist Ausdruck der Auseinandersetzung zwischen linksliberalen und konservativen Konzepten amerikanischer Traditionen und Werte.

 

Der Begriff Political Correctness wird von Konservativen als Oberbegriff für verschiedene linksliberale Konzepte und Richtlinien benutzt. Das Anliegen der sogenannten "politisch Korrekten" ist die Beteiligung bisher marginalisierter gesellschaftlicher Gruppierungen am gesellschaftlichen mainstream (in Politik, Wirtschaft, Justiz, Kultur und Bildung). Als Bestandteil der amerikanischen Gesellschaft soll den marginalisierten Gruppen ein Mitspracherecht bei der Verhandlung um die Definition der "nationalen Kultur" eingeräumt werden und ihre Literatur, Traditionen und Werte als Teil der amerikanischen mainstream-Gesellschaft akzeptiert werden. Im Kampf um adäquate mediale Repräsentation hinterfragen die marginalisierten Gruppen die bisherige Selbstdefinition Amerikas als Nation. In der Political Correctness-Debatte geht es demnach um die Diskussion amerikanischer Identität und um die Forderung nach einem neuen Selbstverständnis. Damit ist PC Teil oder vielleicht Höhepunkt der schon seit Jahren geführten größeren Kulturdebatte, in der es um die Gültigkeit fundamentaler amerikanischer gesellschaftlicher Werte und Traditionen geht.

 

Den Vertretern "politisch korrekter" Konzepte wird vielfach vorgeworfen, daß sie in ihren Vorhaben die amerikanische Gesellschaft und die Demokratie gefährden. Als Resultat dieser multikulturellen Ausrichtung sehen die Gegner einen ethnischen Partikularismus und eine Fragmentierung der amerikanischen Gesellschaft, in der weder gemeinsame Kultur, noch Tradition, noch geschichtsphilosophischer Konsens mehr möglich sein werden. Sie bezeichnen die Vorhaben der politisch Korrekten daher als anti-amerikanisch und anti-demokratisch. Um diesen Veränderungen zu begegnen und sie möglicherweise zu verhindern, bedienen sich Konservative des Begriffs Political Correctness, um linksliberale Konzepte effektiver kritisieren und diskreditieren zu können. Political Correctness stellt damit eine weitere Variante der langen Auseinandersetzung zwischen konservativen und linksliberalen Vorstellungen und Gesellschaftskonzepten dar.

 

Die Analyse der Tiefenstruktur der Kontroverse zeigt, daß es um die Konstruktion von Normalität und unterschiedlichen Normalitätsvorstellungen geht. Die als 'politisch korrekt' Bezeichneten stellten die der common culture und damit der amerikanischen Gesellschaft zugrundeliegenden Normalitätsvorstellungen in Frage und forderten nicht nur eine Öffnung des gesellschaftlichen mainstreams für die bisher vernachlässigten Bevölkerungsgruppen, sondern vor allem eine neue Definition des mainstreams, dem bisher eine ganz bestimmte Normalität entsprach. Sie verfolgen daher flexibel-normalistische Strategien, die den gesamtgesellschaftlichen Normalbereich der USA erweitern und die bisher gesellschaftlich marginalisierten Gruppen in diesen Normalbereich integieren sollen. Mit verengenden, "protonormalistischen", Strategien, die eine Eingrenzung des Normalbereiches als Ziel haben, setzen sich die Konservativen gegen diese Bestrebungen zur Wehr. Die Diskussion um Political Correctness selbst ist das beste Beispiel für solche "protonormalistischen" Methoden, da sie von den Konservativen begonnen wurde, um das liberale Projekt einer umfassenden Gesellschaftsreform zu diskreditieren und somit der Erweiterung des Normalbereiches Einhalt zu gebieten. Im Zuge dieses conservative backlash werden nicht nur liberale Reformvorhaben, sondern auch innovative Vorstellungen der amerikanische Identität -- einer nationalen Identität, die alle Bevölkerungsgruppen einschließt -- verhindert.

 

http://www.google.de/search?q=political+co...ta=lr%3Dlang_de

 

DFG-Forschungsgruppe Normalismus, Universität Dortmund

Projekt III. "Political Correctness und Flexibler Normalismus".

(Manske) Das Projekt beschäftigt ...

129.217.215.28/forschung/normalismus/teil/pr_amerika_piii.html - 6k - Im Archiv - Ähnliche Seiten

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Lieber pedrino,

 

warmen Dank, die Texte waren ja interessant, aber eine etwas persönlichere Stellungnahme wäre mir schon lieb gewesen...

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Zitat von sstemmildt am 17:51 - 12.Mai.2001

Lieber pedrino,

 

warmen Dank, die Texte waren ja interessant, aber eine etwas persönlichere Stellungnahme wäre mir schon lieb gewesen...

 

Lieber Sven,

 

ich muß mich ja auch erst "schlau" machen und vielleicht andere auch.

 

Gruß Pedrino

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In verschiedenen Foren hatte ich - u.a. mit Robert Ketelhohn und Cano - Debatten, die von vielen vielleicht als unfruchtbare Metadiskussionen empfunden wurden, da ich nicht auf die inhaltlichen Positionen derjenigen eingegangen bin, sondern deren Sprachgebrauch als unbedacht und teilweise sogar fahrlässig gerügt habe.

 

Man könnte das auch unter das Thema "PC" fassen. Inzwischen ist es Mode geworden, auf jede Kritik am Sprachgebrauch abtuend mit diesem Begriff zu reagieren - political correctness ist offenbar aus der Mode gekommen.

 

Ich weiß auch, daß "PC" teilweise mehr als skurrile Stilblüten getrieben hat. Den dahinterstehenden Gedanken halte ich aber für wertvoll - daß die Art, wie wir über einen Sachverhalt sprechen, wegen der mit unserer Sprache verbundenen Konnotationen oft mehr sagt als unsere "offenbaren" Worte - manchmal sogar das genaue Gegenteil.

 

Ist "PC" also sinnlos?

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Nur zur Erinnerung, da Sven einen neuen Versuch im anderen Tread gestartet hat.

 

Viel Erfolg damit, mehr als in den Beiträgen schon steht, fällt mir auch nicht ein.

 

Gruß Pedrino

 

 

(Geändert von pedrino um 16:44 - 17.Mai.2001)

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Danke für den Hinweis, ich war mir nicht mehr sicher und hab ihn nicht wiedergefunden...

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Zitat von EXPLORER am 16:59 - 17.Mai.2001

Ähh, warum haben wir jetzt gleich zwei Threads mit diesem Titel?

 

Weil Menschen Irrtümmern unterliegen und zwar alle Menschen.

 

Gruß Pedrino

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Zitat von pedrino am 17:05 - 17.Mai.2001

 

Weil Menschen Irrtümmern unterliegen und zwar alle Menschen.


 

Da muss ich jetzt schnell noch ein bißchen protzen:

      Errare humanum est!

 

(Ich war grade unterm Latein-Lernen)

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Weil ich ein Trottel bin, der sein bißchen Resthirn schon versoffen hat. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Thread schon einmal aufgemacht hatte und hab ihn nicht gleich wiedergefunden.

 

Da das Interesse beim letzten Mal auch schon überwältigend war, werd ich wohl auch diesmal dumm sterben müssen...

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Zitat von sstemmildt am 18:54 - 17.Mai.2001

 

Da das Interesse beim letzten Mal auch schon überwältigend war, werd ich wohl auch diesmal dumm sterben müssen...

 

Ach, Sven, nimm's nicht so schwer!

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