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Theismus bei Thomas von Aquin?


ziska

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Liebe Mitgläubige

 

In einem Gespräch mit einem "Suchenden" und eher der New-Age-Bewegung-Anhängenden behauptete dieser (er habe das in einem Buch gelesen), dass Thomas von Aquin den Theismus vertreten und in der katholischen Kirche verbreitet habe.

Soviel ich weiss vertritt "Theismus" die Meinung, Gott sei Schöpfer, stehe aber ausserhalb der Schöpfung. Schaut gewissermassen also nur von oben zu.

Dass dies nicht der katholischen Lehre entspricht, ist mir klar.

Ich weiss auch, dass Thomas von Aquin ein bedeutender Kirchenlehrer ist.

Irgend etwas ist hier also falsch.

Nun weiss ich aber nicht, was dieser Heilige Thomas gesagt, resp. gelehrt hat.

Es kann ja wohl kaum der Theismus gewesen sein.

 

Kann mir bitte jemand eine verständliche Antwort auf meine (dringende!) Frage geben? Ich muss/möchte meinem Gesprächspartner bald eine Antwort liefern...

 

Besten Dank für jede Hilfe.

Gruss

Ziska

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Liebe Ziska, das von dir beschriebene Gottesbild ist der «Deismus» – und der ist von Th. v. Aquin wirklich nicht vertreten worden.

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Nein es geht schon um Theismus - und zwar in Gegensatz zur Trinität. Das ganze spitzte sich in der Auseinandersetzung mit Joachim von Fiore zu.

bearbeitet von Kryztow
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Echt? (Man wird so alt wie eine Kuh …)

 

Aber das hier: «Soviel ich weiss vertritt "Theismus" die Meinung, Gott sei Schöpfer, stehe aber ausserhalb der Schöpfung. Schaut gewissermassen also nur von oben zu» klingt doch nach dem deistischen Uhrmacher-Gott, oder?

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Echt? (Man wird so alt wie eine Kuh …)

 

Aber das hier: «Soviel ich weiss vertritt "Theismus" die Meinung, Gott sei Schöpfer, stehe aber ausserhalb der Schöpfung. Schaut gewissermassen also nur von oben zu» klingt doch nach dem deistischen Uhrmacher-Gott, oder?

Stimmt. Und vielleicht ist es auch so gemeint. Aber die Debatte um Theismus oder Trinität gab es tatsächlich schon früher (auch um Thomas). Wobei unter Theismus hier der antike abstrakte Gottesbegriff steht, der allerdings auch in "quinque viae" von Thomas durchschimmert ("primum movens" "causa prima" "ens per se necessarium") . Allerdings gibt es bei ihm auch die zentrale These daß in Gott die innertrinetarische Beziehung wirklich und die Wirklichkeit Gottes "bezogen" ist. Gerade diese Bezogenheit ist für antikes nicht-christliches Denken natürlich unmöglich.

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Die Sache ist leider viel zu komplex um sie in halbwegs vernünftiger Threatlänge ausführen zu können (zumindest für mich - glaub ich). Aber vor dem Hintergrund der dogmatischen Auseinandersetzung um Modalismus, Subordinatianialismus, Tritheismus oder Trinität die sich bis ins Mittelalter zieht macht es durchaus Sinn sie zu durchdenken.

 

Zusammengefasst lässt sich sagen dass wir Christinnen und Christen (und natürlich auch Thomas - insofern ist die These dass Thomas ein Theist ist, falsch [es gab allerdings den Vorwurf]) eben nicht an einen monolithischen, vollkommen transzendenten Gott glauben, sondern an die lebendige Beziehung der drei göttlichen Personen untereinander. Und in diese Beziehung werden wir mit hineingenommen.

 

Der Deismus (der vor allem in der Neuzeit an Bedeutung gewinnt) geht davon aus dass Gott sich von seiner Schöpfung abgewandt hat. Im Gegensatz dazu betont der Theismus die absolute Transzendez Gottes - das wir gar nicht sagen können ob er sich nun abewandt hat oder nicht - er wirkt jedenfalls (als unbewegter Beweger), aber als vollkommen Transzendenter. Der Theismus hat seine Wurzeln im antiken griechischen Denken und ist mit dem Deismus verwandt, nur spielt er sich zu einer anderen Zeit, vor einer anderen Fragestellung ab.

bearbeitet von Kryztow
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Wobei man unter Theismus natürlich auch einfach Gottglauben verstehen kann ... und das ist sicherlich das häufigere Verständnis. Nur im Zusammenhang mit der Trinität wird er als Spezialbegriff verwendet um ein antikes griechisches Gottesverständniss zu bezeichnen (im Gegesatz zum trinitarischen Gott).

 

Es ging / geht um die Trinität. In der Spannung zwischen Tritheisums (drei Götter) Modalismus (ein Gott der sich auf verschiedene Weise zeigt) und Subodinatianismus (Gott zeitigt Jesus und den heiligen Geist als Abstufungen seiner selbst) ist der Theismus sicherlich eher letzterem zuzurechnen. Im Gegensatz dazu geht der christliche Glauben an die Trinität von einer lebendigen Beziehung der drei göttlichen Personen aus. (ganz vereinfacht gesagt)

bearbeitet von Kryztow
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Ehem....

 

ich dachte immer, Theismus meint u.a. die Creatio Continua. Die Welt würde also in sich zusammenfallen, wenn Gott sie nicht ständig im Sein aufrechterhalten und weiter erschaffen würde. Ein solcher Gott ist nicht fern, sondern ganz nah, und dem können wir unsere Gebete richten...

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Ehem....

 

ich dachte immer, Theismus meint u.a. die Creatio Continua. Die Welt würde also in sich zusammenfallen, wenn Gott sie nicht ständig im Sein aufrechterhalten und weiter erschaffen würde. Ein solcher Gott ist nicht fern, sondern ganz nah, und dem können wir unsere Gebete richten...

Stimmt! An das hatte ich nicht gedacht - in diesem Sinn kommt der Begriff auch vor. In der Diskussion um Thomas kam er jedenfalls (auch!?!) im Zusammenhang mit der Trinität vor.

bearbeitet von Kryztow
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Die Sache ist leider viel zu komplex um sie in halbwegs vernünftiger Threatlänge ausführen zu können (zumindest für mich - glaub ich).

Für diese Komplexität hast du das aber schön zusammenfassen können. Und sehr verständlich. Vielen Dank!

Ist denn Thomas nun wegen der Trinitätslehre so fundamental für uns Katholiken?

 

Gruss

Ziska

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Ich glaube dass die Bedeutung des heiligen Thomas vor allem in seiner Methode liegt kirchliches Wissen zu systematisieren, verfeinert darzustellen und es mit antikem Wissen zu konfrontieren. Der Mann hatte einfach einen gewaltigen literarischen Output (da kann sich sogar der alte Drewermann bemühen mitzuhalten) ....

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Das Werk "Summa Theologica" von Thomas von Aquin stellt wohl DAS bedeutendste theologische Werk schlechthin dar. Er referiert darin in knapp 430 Untersuchungen über alle möglichen Themen.

 

Zufälligerweise habe ich die Summa letzte Woche in meine Hände bekommen, so dass ich einige kleinere Abschnitte präsentieren kann, damit man ein Gefühl dafür erhält, wie Thomas denkt und schreibt.

 

"Frage: Ist die Liebe die größte unter allen gotteskundlichen Tugenden? [Glauben,Hoffnung,Liebe]

 

Ich antworte: Die Größe der Tugend wird ihrer Art nach aus dem Gegenstand erwogen. Da aber die drei gotteskundlichen Tugenden sich auf Gott als auf ihren nächsten Gegenstand kehren, so kann nicht daher eine von ihnen größer als die andere heißen, als wenn sie einen anderen Gegenstand angehe, sondern daher, dass sich die Liebe näher an den Gegenstand hält als die anderen. Der Glaube geht nämlich auf das, was man nicht sieht, die Hoffnung aber auf das, was man nicht hat. Dagegen geht die Liebe auf das, was man schon im Besitz hat: der Geliebte ist nämlich gewissermaßen im Liebenden, und es wird auch der Liebende zur Einigung mit dem Geliebten fortgerissen; deswegen heißt es in 1 Joh 4,16: "Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm.""

 

Eine anderes Beispiel:

 

"Frage: Verbleiben die sittlichen Tugenden nach diesem Leben?

 

Ich antworte: Wiewohl die sittlichen Tugenden, was ihren Stoff anbelangt, nach diesem Leben nicht verbleiben, weil da kein Platz mehr ist für die Begierlichkeit oder die geschlechtlichen Dinge usw., so bleiben sie doch in den Seligen, was das angeht, was in ihnen von Vernunft ist."

 

Spannend ist etwa:

 

"Frage: Bleibt nach diesem Leben der Glaube?

 

Ich antworte: Da es der Glaube ist, womit einer für wahr hält, was er nicht sieht, der Selige aber das sieht, worin er glücklich geborgen ist, so ist es schlechthin unmöglich, dass der Glaube zugleich mit der glücklichen Geborgenheit im nämlichen Träger verbleibt."

 

Auf Wunsch kann ich noch weiter Abhandlungen zu interessanten Themen nachschieben ...

 

Liebe Grüße,

Wolfgang

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"Frage: Ist Gott einer?

 

Scheinbar ist Gott nicht ein einziger, denn da von Gott keinerlei Größe ausgesagt werden kann, kann man auf Ihn auch keine Zahl anwenden. Man kann von Gott aber keine Größe aussagen, weil diese ein Fehlen mitbringt und jedes Fehlen eine Unvollkommenheit darstellt. Man darf also nicht sagen, dass Gott einer ist.

 

Ich antworte: Dass Gott in einer Einzahl da ist, ergibt sich aus der Unendlichkeit seiner Vollkommenheit. Gäbe es mehrere Götter, so gehörte es sich, dass sie sich unterschieden. Jede Unterscheidung bedingte jedoch ein Fehlen, und so stände er nicht schlechtweg vollkommen da. Es ist also unmöglich, dass es mehrere Götter gibt. [Anm.: Womit, nebenbei bemerkt, ausgeschlossen ist, dass die Trinität 3 verschiedene Götter darstellt.]

 

Zum obigen Argument: Das Eine, das Zahlenurheit ist, gehört in die Gattung des Mathematischen, das ein Sein im Stoff hat, aber der Vernunft nach stoffentlöst ist. Wir aber sprechen von dem Einen als metaphysisches gewisses Was, das dem Dasein nach nicht stoffabhängig ist. Und mag es in Gott auch nicht ein Fehlen sein, so wird Er doch unserer Erkenntnisweise gemäß von uns nur durch das Verfahren der Fehlansage und der Wegnahme erkannt. Nichts hindert so, etwas von Gott in der Fehlweise auszusagen, wie, dass Er unkörperlich, unendlich ist. Ähnlich heißt es auch von Gott, dass Er einer ist."

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"Frage: Kann ein erschaffener Verstand mit seinen Naturgegebenheiten die göttliche Wesenheit sehen?

 

Ich antworte: Es ist unmöglich, dass dass irgendein erschaffener Verstand durch sein Naturmitgeführ die Wesenheit Gottes sieht. Die Erkenntnis tritt nämlich demnach ein, dass das Erkannte im Erkennenden ist. Das Erkannte ist aber im Erkennenden nach der Art und Weise des Erkennenden. Daher fällt jedes Erkennenden Erkenntnis nach der Art und Weise seiner Natur aus. Wenn also die Seiensweise irgend welchen erkannten Dings die Naturart des Erkennenden überschreitet, so gehört es sich, dass die Erkenntnis jenes Dings über die Natur dieses Erkennenden hinaus liegt.

 

Nun spricht Röm 6,23: "Die Gnadengabe Gottes ist ewiges Leben." Aber das ewige Leben besteht in der Schau der göttlichen Wesenheit nach Joh 17,3: "Das ist das ewige Leben, dass sie Dich erkennen, den alleinigen wahren Gott." Gottes Wesenheit zu sehen kommt also dem erschaffenen Verstande durch die Gnade zu und nicht durch die Natur."

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"Frage: Gebührte es sich,d ass das Alte Gesetz allein dem Judenvolk gegeben wurde?

 

Ich antworte: Da die Verheißungen über Christus den Vätern bei den Juden gemacht worden sind und sich für das Volk, aus dem Christus geboren werden sollte, vor den übrigen Völkerschaften eine gewisse besodnere Heiligungskraft ziemte, so gebührte sich allein für das Judenvolk, dass ihm das Alte Gesetz gegeben wurde.

 

Wenn aber gefragt wird, warum Gott gerade dieses Volk erwählte, damit Christus aus ihm hervorgehe, und nicht ein anderes, so wird die Antwort Augustins am Platze sein: Warum Gott diesen zieht und jenen nicht, das sollst du nicht entscheiden wollen, wenn du nicht irren willst."

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hallo

 

die bedeutung des hl. Thomas liegt darin, so könnte man es wohl kompakt ausdrücken, daß er die vernunftwahrheit (antike philosophen) mit der offenbahrungswahrheit (bibel, kirchenväter) ausgesöhnt hat. beide stammen aus derselben quelle und es kann damit keinen widersprüch zwischen beiden geben. es scheint geradezu so, als hätte dieser gewaltige mensch alles bedacht und glasklar ausgedrückt...

 

könntet ihr übrigens bei zitaten bitte die quaestionen bzw. sonstige stellen angeben?

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hallo

 

die bedeutung des hl. Thomas liegt darin, so könnte man es wohl kompakt ausdrücken, daß er die vernunftwahrheit (antike philosophen) mit der offenbahrungswahrheit (bibel, kirchenväter) ausgesöhnt hat. beide stammen aus derselben quelle und es kann damit keinen widersprüch zwischen beiden geben. es scheint geradezu so, als hätte dieser gewaltige mensch alles bedacht und glasklar ausgedrückt...

 

könntet ihr übrigens bei zitaten bitte die quaestionen bzw. sonstige stellen angeben?

Oh ja! Besonders seine Zeilen über Frauen sind sehr lesenswert :blink:

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