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Religiöse Neutralität oder...


overkott

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Berlin gegen religiöse Symbole bei Richtern und Lehrern

 

Berlin, 31.3.2004 (KNA) Berliner Richter, Polizisten und Lehrkräfte dürfen nach dem Willen der rot-roten Koalition künftig Kreuze, Kopftücher oder die jüdische Kipa im Dienst nicht mehr öffentlich sichtbar tragen.

 

***

 

Wo Beamte nicht mehr eine religiöse Überzeugung nach außen hin zeigen dürfen, wird das Gebot religiöser Neutralität des Staates verletzt und Atheismus zur Staatsdoktrin.

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Wo Beamte nicht mehr eine religiöse Überzeugung nach außen hin zeigen dürfen, wird das Gebot religiöser Neutralität des Staates verletzt und Atheismus zur Staatsdoktrin.

Wie war das mit der Religionsfreiheit im Grundgesetz? Da würde ich einen krassen Verstoß gegen Artikel 4 vermuten:

 

(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

...

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Mit dem Artikel 4 wäre ich vorsichtig.

 

Nicht einmal Frau Ludin hat mit der Religionsfreiheit argumentiert, ihr Argument war immer, das Kopftuch sei Teil ihrer Persönlichkeit.

Nach dem Kruzifixurteil des BVerfG war ihren Anwälten wohl bewußt, daß sie sich mit der Argumentation Kopftuch=Religionsausübung aufs Glatteis begeben würden, denn ersten gibt es diese religiöse Vorschrift gar nicht, und zweitens hat das Kruzifixurteil die Religionsausübung an der Schule begrenzt.

 

Das gleiche gilt für das Kreuz: Wo fordert der KKK (für Katholiken gesprochen) daß jemand ein Kreuz umhängen muß?

 

Inwieweit würde deine Religionsausübung beeinträchtigt, wenn du im Dienst kein offen sichtbares Kreuz umhängen dürftest?

 

Das einzige Problem sehe ich mit der Kipa, denn für orthodoxe Juden ist es tatsächlich eine religiöse Vorschrift, ihren Kopf zu bedecken. Das ist aber z. B. bei Polizisten auch mit der Dienstmütze gegeben.

 

Werner

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Klar, Werner - und der jüdische Lehrer kann mit Hut kommen. Ein Kopftuch dagegen würde zu Mißverständnissen führen.

 

Was ist eigentlich in Berlin genau beschlossen worden?

 

Wenn ich das richtig sehe, darf ein katholischer Priester, der Religionslehrer ist, nicht mehr in priesterlicher Kleidung die Schule betreten. Und den Fisch auf seinem Auto wird er wohl auch entfernen müssen, wenn er auf dem Schulgelände parkt.

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In Berlin gibt es keinen Religionsunterricht :blink:

 

Es wurde beschlossen, daß Beamte bei der Ausübung ihres Dienstes keine religiösen Symbole zeigen dürfen.

 

Wenn ich Anwalt wäre, würde ich jetzt die Prozessunterlagen von Frau Ludin hervorkramen und damit "beweissen" daß ich nie behauptet habe, daß ein Kopftuch ein religiöses Symbol ist....

 

Werner

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Justin Cognito
Wo Beamte nicht mehr eine religiöse Überzeugung nach außen hin zeigen dürfen, wird das Gebot religiöser Neutralität des Staates verletzt und Atheismus zur Staatsdoktrin.

Die Nicht Deklaration des Glaubens ist aber nicht gleichzusetzen mit Atheismus. Ein "Gott ist tot" T-Shirt wäre in sogesehen wohl auch verboten ... Die Intention dahinter verstehe ich schon: Der Staat der dem/der einzelnen BürgerIn entgegentritt soll ihm/ihr nicht als (in der Person des/der BeamtIn) konfessionell gebundene Institution begegnen, insofern er an keine Religionsgemeinschaft gebunden oder durch sie legitiemiert ist. Auf der anderen Seite sind die Beamtinnen und Beamten natürlich auch Menschen, die ein Recht auf freie Religionsausübung haben. Hier muss dann abgewogen werden wie schwer der Eingriffe in die Rechte der Beamten und Beamtinnen wiegen (wie wichtig ist das Tragen religiöser Symobole für seine/ihre Religionsausübung, wie eingeschränkt ist er/sie dadurch in ihrer freien Religionsausübung) und durch welche Interessen diese Eingriffe gerechtfertigt sind. Umso schwerer der Eingriff umso schwerer muss das Interesse wiegen das ihn rechtfertigt. So ist wohl eine Bluttransfusion an einen Zeugen Jehova wohl auch ein Eingriff in sein Recht auf freie Religionsausübung, aber wenn es um sein Leben geht- wird dieser Eingriff wohl gerechtfertigt sein ....

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Rot-rot geht es darum Religion aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen. Das erinnert sehr stark am 40 Jahre deutscher Geschichte.

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Justin Cognito
Rot-rot geht es darum Religion aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen. Das erinnert sehr stark am 40 Jahre deutscher Geschichte.

Ich glaube dass man zwischen "öffentlichem Leben" und Staat unterscheiden muss. Und Religion ist für mich ganz eindeutig ein Teil der Zivilgesellschaft. Dort und nur dort hat sie ihren Platz. Was religiöse Symbole in Amtsstuben sollen, muss mir erst mal wer erklären. Dort gehören sie meines Erachtens wirklich nicht hin. Wie weit es zulässig ist Menschen die im öffentlichen Dienst stehen, während der Ausübung dieses Dienstes in ihrer religiösen Freiheit zu beschränken ist eine heikle, wiewohl sehr spannende Frage.

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Das gleiche gilt für das Kreuz: Wo fordert der KKK (für Katholiken gesprochen) daß jemand ein Kreuz umhängen muß?

 

Inwieweit würde deine Religionsausübung beeinträchtigt, wenn du im Dienst kein offen sichtbares Kreuz umhängen dürftest?

Wiso Sekundärliteratur wie den KKK bemühen?

 

Ich beruf' mich auf den Herrn selbst:

 

Mt 10,38

und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig.

--------------------------------------------------

Mt 16,24

Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!

--------------------------------------------------

Mk 8,34

Und als er die Volksmenge samt seinen Jüngern herzugerufen hatte, sprach er zu ihnen: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir nach!

--------------------------------------------------

Lk 9,23

Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach!

--------------------------------------------------

Lk 14,27

27 und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein.

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Justin Cognito

Wobei es ja vermutlich auch im Staatsdienst genügend Möglichkeiten gibt sein Kreuz zu tragen - da muss ich mir es nicht unbedingt um den Hals hängen.

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Wie weit es zulässig ist Menschen die im öffentlichen Dienst stehen, während der Ausübung dieses Dienstes in ihrer religiösen Freiheit zu beschränken ist eine heikle, wiewohl sehr spannende Frage.

Und mit Freiheit hat es Rot-rot ja nicht so. Das kennen wir ja schon aus der Vorgeschichte.

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Wie weit es zulässig ist Menschen die im öffentlichen Dienst stehen, während der Ausübung dieses Dienstes in ihrer religiösen Freiheit zu beschränken ist eine heikle, wiewohl sehr spannende Frage.

Und mit Freiheit hat es Rot-rot ja nicht so. Das kennen wir ja schon aus der Vorgeschichte.

Och komm - als ob haselnuss (schwarz-braun) oder wasp-like (schwarz-gelb) besser wäre ...

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Was religiöse Symbole in Amtsstuben sollen, muss mir erst mal wer erklären. Dort gehören sie meines Erachtens wirklich nicht hin.

Müssen jetzt die Finanzbeamten den Ehering ausziehen, wenn er für sie ein Zeichen für das Sakrament der Ehe ist? Oder dürfen sie den anbehalten, weil die meisten darin nicht das religiöse Symbol erkennen? Oder darf er den Ring nur so lange anbehalten, wie er keinen Publikumsverkehr in seinem Dienstzimmer hat?

 

Wie, wenn eine/r die folgende Ansicht vertritt: "Pfff - mein Kreuz hab' ich beim Uhrmacher gekauft, ist für mich nur ein Bisserl Modeschmuck. Ist doch nix religiöses - rennt doch jede/r damit rum."

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Wiso Sekundärliteratur wie den KKK bemühen?

 

Ich beruf' mich auf den Herrn selbst:

(...)

 

Na, das ist aber schwach von dir. Oder willst du ernsthaft behaupten, der Herr hat mit Lukas 14,27 und den anderen Stellen gemeint, man soll sich ein goldenes Kreuzchen umhängen?

 

Also nochmal die Frage: Inwieweit ist die Glaubensausübung beeinträchtigt?

 

Werner

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Also nochmal die Frage: Inwieweit ist die Glaubensausübung beeinträchtigt? 

Wirklich und direkt beeinträchtigt scheint mir die Ausübung des Glaubens durch ein Verbot von für alle gross sichtbaren Glaubenssymbolen auch nicht zu sein.

 

Doch geht es meines Erachtens um ein subtiles "Ausüben" des Glaubens.

Ein Kreuz an der Wand, beispielsweise. Was hat dies für einen Zweck? Wohl diesen, dass wir Gläubigen uns immer wieder an Jesus Christus erinnern. Es soll uns helfen, ihn im Alltag nicht aus den Augen zu verlieren.

Es soll also nicht ein laut schreiendes Zeugnis für unseren Glauben nach aussen sein.

Das Zeugnis unseres Glaubens soll unser Leben und unsere Nächstenliebe sein.

Und wir sollen nicht ein Ärgernis sein. Dies würde gegen das obige Gebot verstossen. Ein Kreuz an der Wand darf also niemanden ärgern. Falls dies der Fall ist, wird es zum Gegenteil von dem, was unser Zeugnis eigentlich sein sollte. Dies kann doch in niemandes Interesse liegen.

In diesem Fall gibt es ganz bestimmt Alternativen, die uns immer wieder an Christus erinnern. Sei es ein kleines Kreuz irgendwo an oder sogar in den Kleidern, sei es ein anderes Symbol wie die Taube, den Pelikan, den Fisch, was weiss ich. Am Besten ist wohl, wir bemühen uns, Christus so fest in unserem Herzen zu tragen, dass wir eines Kreuzes über unserem Arbeitsplatz gar nicht bedürfen.

 

Ich denke aber, es geht eigentlich um ein anderes Problem, das Overkott schon angesprochen hat.

Im öffentlichen Leben hat Gott (heutzutage) so dermassen wenig verloren, dass es für einen als gläubigen Menschen manchmal schon recht schwierig ist, die "göttliche Perspektive" nicht aus den Augen zu verlieren. Wie schnell haben wir doch mitgelacht, wenn jemand einen kleinen Spruch macht gegen die Kirche oder gegen Jesus o.ä. Bestimmt können wir alle nur zu gut mitfühlen mit Petrus, der Jesus noch bevor der Hahn krähte dreimal verleugnet hatte. Wenn nun vom Staat verordnet wird, es sei verboten, solche "Helfer" wie ein Kreuz aufzuhängen, geht uns aber nicht nur ein wichtige Stütze verloren.

Es geht vielmehr um den "Ruf", den wir als Gläubige haben. Resp. immer weniger haben. Der Staat setzt mit dem Verbot ein Zeichen. Ein grosses Zeichen, das allen "Ungläubigen" recht zu geben scheint. Somit wird es für uns immer schwieriger, im öffentlichen Leben zeugnis abzulegen.

 

(Ich hoffe, ich konnte mich einigermassen verständlich ausdrücken.)

Gruss

Ziska

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