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Kommentar zum Sonntagsevangelium


Monika

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Kommentar des heiligen Bischofs Ambrosius zum Lukasevangelium

 

 

Christus fragte seine Jünger, für wen ihn die Leute halten. Die Meinung der Menge war nicht aus der Luft gegriffen: Die einen glaubten nämlich, er sei Elija, dessen Ankunft ihrer Meinung nach bevorstand, andere meinten, er sei Johannes, von dessen Enthauptung sie wußten, oder sie dachten, einer von den früheren Propheten sei auferstanden.

 

Interessant scheint mir, der Frage nachzugehen, weshalb die Leute ausgerechnet an Elija, an Jeremia und an Johannes den Täufer denken. An Elija dachten sie vielleicht, weil er in den Himmel entrückt worden war. Doch Christus war ja nicht Elija, denn Elija wurde entrückt, Christus aber kehrt zurück, denn erhielt nicht daran fest, wie Gott zu sein. Elija schafft sich Vergeltung durch Feuer, das vom Himmel fällt, Christus dagegen will lieber das Heil als den Untergang seiner Verfolger. An Jeremia dachten die Leute vielleicht, weil der im Mutterleib geheiligt wurde. Doch Christus ist nicht Jeremia. Denn Jeremia wurde geheiligt, Christus aber heiligt selbst. Und an den Täufer dachte das Volk wohl deshalb, weil er schon die Gegenwart des Herrn erkannte, als er noch im Mutterschoß war. Doch Christus ist auch nicht Johannes. Denn Johannes betete im Mutterschoß an, Christus aber wurde angebetet. Johannes taufte mit Wasser, Christus mit dem Geist; der eine mahnte zur Buße, der andere vergab die Sünden.

 

Petrus wartete nicht ab, bis alle ihre Meinung geäußert hatten; er sagte: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Er „ist“ Christus, das heißt, er ist ewig, er fängt nicht an und hört nicht auf zu sein.

 

Unser Herr und Erlöser kam als neuer Mensch in die Welt, und er gab der Welt neue Gebote. Seine Neuheit stellte er unserem alten Leben entgegen. Wenn wir nun zu ihm kommen, gebietet uns der Herr, daß wir auf das Unsere verzichten. Wir alle, die wir zum Kampf des Glaubens kommen, sollen das Ringen gegen die bösen Geister aufnehmen. Die bösen Geister besitzen nun aber in dieser Welt nichts Eigenes. Deshalb müssen wir nackt mit Nackten kämpfen. Wenn nämlich ein Bekleideter mit einem Nackten ringt, wird er schneller zu Boden geworfen, weil es an ihm etwas gibt, woran man ihn festhalten kann. Und alles Irdische ist ja in gewissem Sinn so etwas wie eine Bekleidung des Körpers. Wer also zum Kampf gegen den Teufel eilt, der werfe seine Kleidung ab, damit er im Kampf nicht unterliegt. Er soll in dieser Welt nichts besitzen, an dem er sich erfreuen kann, er soll sein Vergnügen nicht in vergänglichen Dingen suchen, damit er nicht festgehalten wird an den Dingen, mit denen er sich nach seinem Wunsch bedeckt. Sonst kommt er zu Fall. Es reicht aber nicht aus, wenn wir das Unsere verlassen; darüber hinaus müssen wir auch uns selbst verlassen.

 

Wenn wir uns selbst verlassen, wohin gehen wir dann außerhalb unser selbst? Oder mehr noch: Wer ist es überhaupt, der geht, wenn man sich selbst verlassen hat? Wir müssen unterscheiden zwischen dem, der wir durch den Sündenfall geworden sind einerseits und anderseits dem, als der wir erschaffen wurden. Wir sollen uns selbst verlassen aus dem Zustand, in den wir uns durch das Sündigen gebracht haben, doch wir sollen wir selbst bleiben so, wie wir durch die Gnade geworden sind. Dann verlassen wir also uns selbst, dann verleugnen wir uns selbst, wenn wir vermeiden, was wir dem alten Leben nach gewesen sind, und nach dem streben, wozu wir durch das neue Leben berufen sind.

 

Die Wahrheit spricht: „Wenn jemand mir nachfolgen will, dann verleugne er sich selbst.“ Wenn jemand nämlich nicht sich selbst losläßt, dann kann er dem nicht näherkommen, der über ihm ist; und er kann nicht erfassen, was ihn übersteigt. Denn er ist ja nicht in der Lage, das zu opfern, was er ist.

 

Gemüsepflanzen zum Beispiel werden umgetopft, damit sie wachsen und größer werden können; sie werden sozusagen mit der Wurzel ausgerissen, damit sie besser gedeihen. Wenn sich die Samen der Pflanzen mit dem Erdreich vermischen, dann gehen sie zugrunde, aber nur, um sich zu erneuern und noch reicher zu entstehen. Dem Anschein nach haben die Pflanzen verloren, was sie waren, doch in Wirklichkeit empfangen sie die Gestalt dessen, was sie nicht waren.

 

Übertragen bedeutet dieses Bild, daß zu uns gesagt wird: „Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; und wer sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“ Das ist so, wie wenn man zu einem Bauern sagt: „Wenn du dein Getreide aufbewahrst, dann wirst du es verlieren; wenn du es aber aussäst, dann erneuerst du es.“ Wer weiß denn nicht, daß das Getreide, wenn man es als Saatgut ausstreut, ganz offensichtlich zugrunde geht und in der Erde zerfällt? Doch gerade indem es im Staub vergeht, sproßt es erneut hervor.

 

In der heiligen Kirche gibt es Zeiten der Verfolgung und Zeiten des Friedens. Von uns ist ein Verhalten gefordert, das der Unterscheidung beider Zeiten entspricht. Christus fordert von uns nämlich, daß wir in Zeiten der Verfolgung unser Leben lassen. In den Friedenszeiten aber sollen wir unsre irdischen Begierden brechen. Diese nämlich können unter Umständen noch hartnäckiger als die Verfolger sein.

 

 

 

(Quelle Abtei Mariendonk)

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