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Jugendweihe


Elima

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Laut Herkunftsduden hängt das Wort "Weihe" mit einem alten Wort zusammen, das "heilig" bedeutet. Es entstammt also doch wohl eindeutig der Terminologie der Religionen.

 

Warum heißt dann aber eine atheistische Feier "Weihe"? Was "empfängt" der Jugendweihling (ein Wortungetüm nach meiner Meinung)? Ein kleines Buch, einen kleinen Baum, eine Urkunde......das Ritual: er/sie wird aufgerufen, tritt nach vorn, macht "Diener", bzw. "Knicks", das wars (außer endlos langen Reden, aber die gibt es ja bei religiösen Feiern auch).

 

Es geht mir nicht um Ablehnung oder Herabsetzung des Festes oder auch der Feier (jeder, wie er es für richtig hält und oft finde ich es ehrlicher als Konfirmation oder Firmung). Was mich stört ist die pseudoreligöse Terminologie.

Oder bin ich nur so betriebsblind, dass ich das nicht begreife.

 

Elisabeth

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Laut Herkunftsduden hängt das Wort "Weihe" mit einem alten Wort zusammen, das "heilig" bedeutet. Es entstammt also doch wohl eindeutig der Terminologie der Religionen.

Man findet bestimmt noch mehr Begriffe, die irgendwann mal in einem religiösen Kontext entstanden sind, der heute bei der Verwendung keine Rolle mehr spielt. Wenn in der Tageszeitung etwas über die "festliche Einweihung des neuen Einkaufzentrums" steht, denkt ja auch kaum noch jemand an religiöse Zusammenhänge.

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Das ist ein Euphemismus - sinngemäß also ein Betrug mit Worten. (Andere Euphemismen: "ethnische Säuberung"; "Endlösung der Judenfrage" ...)

 

Um die christlichen Feste der Konfirmation bzw. Firmung abzulösen, wurde ganz bewusst eine religiös klingende Bezeichnung gewählt. Religion - lt. Vordenker Karl Marx "Opium für's Volk" sollte ganz gezielt vernichtet werden.

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Hallo, Lucia!

 

So ähnlich sehe ich das auch. Zu DDR-Zeiten gab's ja wenigstens noch ein Gelöbnis (als Parallele zu religösen Feiern), irgendwie Versprechen der Treue zu Staat, Partei und der Freundschaft mit der friedliebenden Sowjetunion. Aber jetzt sind eigentlich nur noch Bezeichnung, Familienfest und Geschenke das Analoge.

 

Elisabeth

bearbeitet von Elima
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So ähnlich sehe ich das auch. Zu DDR-Zeiten gab's ja wenigstens noch ein Gelöbnis (als Parallele zu religösen Feiern), irgendwie Versrechen der Treue zu Staat, Partei und der Freundschaft mit der friedliebenden Sowjetunion.

Der pseudoreligöse Charakter des Marxismus-Leninismus hat das natürlich begünstigt. Historisch dürfte aber auch der Deutschkatholizismus Mitte des 19. Jh. eine Rolle gespielt haben. Lange vor dem I. Vaticanum gab es Bestrebungen, eine deutsche katholische Nationalkirche zu gründen, die von Rom unabhängig war. Ein paar abgefallene Kapläne waren die Initiatoren. Die verschiedenen "Gemeinden" nannten sich deutschkatholisch, christkatholisch o.ä. Mit der Verflachung der Glaubensinhalte und der Entwicklung zu freireligiösen Gemeinschaften wurden auch die ehemaligen Sakramente verändert. Als der klägliche Rest dieser Bewegung dann in der neu entstandenen Freidenkerbewegung aufging, brachte man die Jugend-"Weihe" mit ein. Die Kommunisten haben das Ganze dann von den Freidenkern adaptiert und in ihre Gleichschaltungspolitik eingebaut, ohne sich groß am Begriff Weihe aufzuhalten. Heute gibt es übrigens viele Initiativen, die ihre Feiern nicht mehr Weihe sondern Jugendfeier nennen.

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Auf der Rückseite meines Tageskalenders stand heute folgendes:

 

 

 

 

Zur Zeit der DDR wurden in den Schulen die 14-jährigen Schüler auf die Jugendweihe vorbereitet. Man besprach die "Zehn Gebote der sozialistischen Moral", die die Zehn Gebote der Bibel ablösen sollten. Viel wurde von guten Taten und der Verbesserung der Leistungen gesprochen. Anständig und sauber sollte man leben. Es waren keine schlechten Sätze, wenn da nur nicht der Zwang gewesen wäre, die Jugendweihe, diese atheistische Gegenveranstaltung zur Konfirmation, mitzumachen. - Die DDR gibt es heute nicht mehr. Und niemand redet mehr von den "Zehn Geboten der sozialistischen Moral". Der Zwang ist verschwunden. Trotzdem gehen viele junge Menschen nach wie vor zur Jugendweihe. Sie suchen nach Zeremonien, sie suchen nach einem Halt auf ihrem Weg ins Leben. Aber die selbst gemachten Zeremonien bleiben leer. Sie schaffen keine Geborgenheit. - Die Zehn Gebote Gottes, die Leitplanken für ein gutes Verhältnis zu Gott und den Mitmenschen, sind nicht von Menschen gemacht. Gott selbst hat sie uns gegeben. Sie behalten ihre Gültigkeit zu jeder Zeit, und sie zeigen den Weg zu dem, der unserem Leben Sinn und Geborgenheit gibt.

 

 

gby

 

Bernd

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Volker_Biallass

Hallo Elisabeth :blink:

Warum heißt dann aber eine atheistische Feier "Weihe"? Was "empfängt" der Jugendweihling (ein Wortungetüm nach meiner Meinung)?

 

Der Titel Weihe ist in einer drastischen Form schon ganz korrekt, denn der Jugendliche erhält da nix anderes als Anerkennung für seine Hingabe an den Sozialismus.

 

Wir nennen es gewöhlich Einweihung bzw Weihe, wenn etwas seiner Bestimmung zum Gebrauch übergeben wird. Das kann entweder festlich zelebriert werden, oder es wird durch simplen Erstgebrauch vollzogen, wenn die Bestimmung fix ist (»Hast du dein neues XYZ schon eingeweiht?« meint ja nix anderes als »Hast du's schon mal benutzt?«).

 

Zentrum der sozialistischen Jugendweihe ist das hingebungsvolle Gelöbnis auf den Sozialismus, in dem sich die Jugendlichen selbst weihen - also dieser Bestimmung ganz und gar widmen.

 

bcnu Volker

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Um die christlichen Feste der Konfirmation bzw. Firmung abzulösen, wurde ganz bewusst eine religiös klingende Bezeichnung gewählt. Religion - lt. Vordenker Karl Marx "Opium für's Volk" sollte ganz gezielt vernichtet werden.

 

Zitier erstmal richtig ...

 

es heißt "Opium DES Volkes" nicht "für´s Volk", was, vorallem im Zusammenhang des Zitates auch wesentlich mehr Sinn macht, denn die "Bonzen" konnten sich richtiges Opium leisten, das "gemeine Volk" mußte seine Ängste mit der Religion betäuben(und macht das heute noch gerne.)

Abgelehnt wurde die Religion aus dem Grund, weil sie nur die Diktatur der Oberschicht in anderer Form darstellt.

Und sowenig ich von Marx & Co halte, in dem Punkt hatte er nicht ganz unrecht ... Info

 

 

Zurück zum Thema :

 

Befremdlich finde ich, daß bisher die Jugendweihe immer im Zusammenhang mit der Ex-DDR genannt wird, obwohl die Jugendweihe über 100 Jahre älter ist, als die "Gründung" der DDR ...

 

Geschichte der Jugendweihe

 

F&A-untauglichen Spruch entfernt. Lucia.

bearbeitet von Lucia Hünermann
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Hallo, Volker,

 

so kann ich die Argumentation nachvollziehen, aber eben nur für die Zeit der DDR. Ich war seit ihrem Aufhören dreimal zur Jugendweihe eingeladen,

da war im Wesentlichen nur davon die Rede, dass die Jugendweihlinge jetzt erwachsen sind und die Eltern nichts mehr zu sagen haben. Soll das dann heißen, sie weihen sich dem Erwachsensein "durch Gebrauch"??? mit 14? ??und erhalten dafür die Anerkennung der Gesellschaft?

 

Für mich ist Weihe in dem Zusammenhang halt doch nur ein (vom ehemaligen Klassenfeind) geklauter Begriff, um eine schöne Initiationsfeier (in welche Gemeinschaft auch immer) zu haben.

 

Danke schön für euere Erklärungen. Euere Informationen waren interessant, da sie auch für mich neue Gesichtspunkte ansprachen. Aber ihr merkt, so ganz befriedigend ist für mich die Frage wohl nicht zu beantworten.

 

Eine schöne Woche

 

Elisabeth

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Hallo, Gallowglas,

 

der DDR-Bezug stand zwar jetzt im Vordergrund, aber schau doch mal in das Posting von TomTom!

 

Auch meine freireligiösen Klassenkameradinnen (deren Eltern zu Hiltlers Zeit eine "Deutsche Ehe" geschlossen hatten) gingen vor 50 Jahren in Bayern!! zur Jugendweihe.

 

Elisabeth

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es heißt "Opium DES Volkes" nicht "für´s Volk",

 

Das "Opium für das Volk"-Zitat gibt es auch, es stammt von Lenin (was man doch im Religionsunterricht so alles lernt...)

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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