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Die drei Personen einer einzigen Wesenheit


platon

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Beim Nachdenken über die Trinität (und über Dogmen allgemein), muss man sich klar machen, dass Dogmen Gott nicht fassbar machen können. Gott bleibt immer der der über jede Aussage hinausgeht. Der wichtigste Aspekt der Dogmen ist für mich tatsächlich ihre letztendliche Unverständlichkeit. Sie halten das Geheimnis Gottes offen und verhindern vorschnelle und kurzschlüssige Aussagen über Gott; wie z. B. "wir haben drei Götter" oder "wir haben nur einen Gott, das ist Gott Vater, und Jesus war nur Mensch".

Hallo Leute,

 

Dreifaltigkeit kennzeichnet sich durch Liebe und Dialog aus, was man als das Geheimnis des innergöttlichen Dialogs bezeichnen will. Gleichzeitig aber handelt es sich nicht um drei Götter, sondern lediglich um drei Personen. Was hat denn nun das alles auf sich? Bezeichnet nun "Persona" nicht etwa ethymologisch nicht "Maske", also eine Erscheinungsweise, wie jemand nach außen hin tritt? Diese Analogie ist teilweise richtig, umfaßt aber nicht das ganze Geheimnis der Dreifaltigkeit, denn immerhin ist vom Heiligen Geist nicht nur als "Kraft" die Rede, sondern er tritt in der Schrift ebenfalls als eigene selbstständige Person auf. Und am Kreuz nun ist die Trennung vom Sohn und Vater aufs Äußerste vorhanden. Wieso denn, wenn der Vater und der Sohn eins sind, betet sagt Jesus dann: "Vater, warum hast Du mich verlassen?" Grund also für die großartige Disputen der ersten Konzilien war nicht die Gottheit sondern die Menschheit Jesu. Wie kann denn Jesus unser Bruder werden, wenn er ja doch Gott mitten unter uns ist?

 

Philosophie und Theologie nennt man u.a. die Versuche, theologische Gehalte in Beziehung mit dem Leben zu stellen, und da ist es nun mal so, daß wenn man immer nur (aus den rechtschaffenen Theologen) zitiert, dann kann man schwer theologische Fehler machen. Nun stellt sich die Frage, wie man denn theologische Gehalte in eigenen Worten wiedergeben kann, ohne die Botschaft der Offenbarung in Tradition und Schrift zu verändern, was wichtig ist, weil das Christentum eine Offenbarungsreligion ist, der Glaube vom Hören kommt. Wenn man also die Frage stellt, wer Jesus Christus ist, so kann das nie solipsistisch geschehen, sondern immer nur im Zusammenhang mit dem Erbe aus Schrift und Tradition. Die Dreifaltigkeit gilt es also in eigenen Worten verständlich zu machen, soweit es geht.

 

Die Theologie funktioniert nun mal nicht so, daß man zuerst einen Gedankenkonstrukt hinstellt, und dann alle religiösen Erfahrungen daran mißt, ob sie wahr sind oder nicht. Das wäre Wunschdenken. In der Theologie geht es zuerst von der religiösen Erfahrung aus, von dem was aus dem Hören stammt, und da bietet uns die Heilige Schrift eine ganze Menge Sachen an, die mitbedacht werden müssen. Wenn man also Gott als eine Wesenheit in drei Gestalten darstellt, so ist das nur eine Seite der Medaille, die falsch wäre, würde man sie zu ungunsten der Dialogtheologie verabsolutieren wollen. Schließlich ist Jesus das fleischgewordene Wort Gottes, also einerseits Erscheinung Gottes mitten unter uns, und wenn man das Wort "fleischgeworden" betonnt, dann hebt man hervor, daß Gott in Jesus ein Teil unserer Geschichte geworden ist. Gott wird einer von uns. Wenn man es auf die Spitze treibt, besagt die Menschwerdung Gottes die Radikalisierung dessen, was es heißt, daß Gott uns nahe kommt. Indem er ein Teil unserer Geschichte wird, muß also Gott alles durchmachen und durchleben, was uns auch trifft. Eine himmlische Gestalt die auftaucht und wieder verschwindet, die nicht geboren wird und nicht stirbt, das ist eher eine Engelsgestalt, ähnlich wie der Engel am Jacobsbrunnen, aber nicht wie Jesus.

 

Blicken wir wieder mal in die Bibel hinein, so ist Heilige Geist einerseits eine "Kraft", also eine "Gestalt" eines selben Gottes, und zugleich tritt er als eigenständige Person und als eigenes Freiheitswesen auf. Dazu gibt es verschiedene Belege in der Schrift. Ähnlich kann man am Kreuze die Trennung von Vater und Sohn herausstellen. Die drei Personen sind einerseits "Erscheinungen" eines selben Gottes, und andererseits gibt es eine Liebes- und Dialogsverhältnis zwischen den drei Personen, was unsinnig wäre, wenn Gott der einsame mit sich selbst kreisender Tyran wäre. Im letzteren unterscheidet sich also der christliche Gott vom Gott der Musslimen.

 

Aufpassen muß man bei einer solchen Diskussion über die Dreifaltigkeit, daß man aufpassen muß in den Bereich zu gelangen, was man als Anthropomorphismus bezeichnen könnte. Das wäre gegeben, wenn man Gott in seiner Wesenheit zu sehr an das eigene Denken anschmiegt. Die Dreifaltigkeit ist "Geheimnis".

 

In diesen Zeilen rückt also Gott noch eine Stufe weiter in dem hinein, was wir also als die Unbegreiflichkeit Gottes nennen, er ist immer anders als wir uns denken, und immer kann er mehr, als wir Menschen für möglich halten, und nicht zuletzt ist es so, daß Gott in Jesus Christus durch den Tod hindurch geht, er stirbt um dann das Wunder der Auferstehung geschehen zu lassen. (Vgl. Kamphaus, Der Stein kam ins Rollen). Was wir also für unmöglich halten, das tut Gott hin und wieder neu. Dreifaltigkeit ist eines dieser Wunder, das wir kaum zu verstehen vermögen, wo wir immer wieder an Grenzen stoßen, gleichzeitig aber auch merken, Unsinn ist das, was da uns von der Offenbarung gesagt wird, nicht.

 

Grüße, Carlos

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Da der Beitrag vorhin mehr theologischen als philosophischen Charakter hat,

ich hier mehr von der Offenbarung ausgehe,

habe ich mich entschlossen, ihn hier zu posten.....

 

Muß noch überlegen, wie man das A&A verträglich übersetzen könnte...

Ich meine, das ist ziemlich schwer, weil der Bezug zur Offenbarung gegeben sein muß.

 

Carlos :blink:

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Winke, winke Erich!

 

Hallörchen Matthias!

 

Extra für Euch habe ich diesen Thread hier aufgemacht, um einen Gegensatz heraus zu arbeiten, wo ihr beide Postings geschrieben habt, die etwas konträr zueinander standen.

 

Wie ist das nochmals mit dem "innergöttlichen Dialog" und den "drei Gestalten" der Dreifaltigkeit? Ich bin der Meinung, daß beide Positionen wahr sind,

d.h. die Falschheit in der Ausschließung der jeweils anderen Position liegt. Symbolisches Denken nennt man auch solches Bestreben, wo zwei "gegensätzliche" Meinungen, die einander auszuschließen scheinen, eigentlich einander ergänzen.

 

Wie seht ihr das?

 

Grüße, Carlos

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Justin Cognito

Ich würde das Wort Wesenheit vermeiden, und einfach sagen: Das Wesen des einen Gottes ist die Beziehung der drei göttlichen Personen.

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