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Kommentar zum Sonntagsevangelium


Monika

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Aus einer Predigt des heiligen Bischofs Augustinus

 

 

 

In der Lesung haben wir gehört, daß der Herr sich unterschiedlich verhalten hat: Einer, der sich zur Nachfolge anbot, wurde zurückgewiesen; ein anderer, der es nicht wagte, wurde zur Nachfolge aufgefordert; und ein dritter verschob die Nachfolge; er wurde getadelt.

 

Der erste sagte: „Herr, ich will dir folgen, wohin du auch gehst.“ Was zeugt von mehr Entschlossenheit, Eifer, Bereitschaft und Tauglichkeit zu einem guten Werk als der Entschluß, dem Herrn zu folgen, wohin er auch geht? Du wunderst dich und fragst: Warum mißfällt es dann dem guten Lehrer und Herrn Jesus Christus, wenn einer zur Nachfolge so entschlossen ist, wo Christus doch seine Jünger einlädt, um ihnen das Himmelreich geben zu können? Er war ja ein Lehrer, der die Zukunft voraussah. Liebe Brüder, wir müssen die Situation so verstehen, daß dieser Mann, wäre er tatsächlich Jesus nachgefolgt, in Wirklichkeit nur seinen eigenen Interessen gefolgt wäre, nicht denen Jesu Christi. Der Herr sagt ja: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen.“ Dieser Mann hier kannte sich selbst nicht so gut, wie ihn der Arzt durchschaute. Selbst wenn er sich seiner Heuchelei, seiner Arglist und Verstellung bewußt war – er hatte keine Ahnung, mit wem er da sprach! Denn er sprach ja mit dem, von dem der Evangelist bezeugt: „Er brauchte von keinem ein Zeugnis über den Menschen; denn er wußte, was im Menschen ist.“

 

Was also war die Antwort des Herrn? „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ Wo hat er keinen Platz? Er hat keinen Platz in deinem Glauben! Doch die Füchse haben ihre Höhlen in deinem Herzen: denn du bist betrügerisch und stolz; deshalb wirst du mir nicht folgen. Wie kann denn auch ein stolzer Mensch der Demut folgen?

 

Wohin müssen wir dem Herrn folgen? Wir wissen ja, wohin er gegangen ist: Er ist auferstanden und in den Himmel aufgefahren. Dorthin müssen wir ihm folgen. Und wir können es! Ihr braucht nicht zu verzweifeln, denn er selbst es hat es verheißen. Doch der Mensch kann von sich aus nichts. Der Himmel war weit weg von uns, bevor Christus, unser Haupt, in den Himmel eingetreten ist. Weil wir die Glieder dieses Hauptes sind, brauchen wir nicht zu verzweifeln. Dorthin also müssen wir ihm folgen. Wer wollte ihm denn auch nicht zu dieser Wohnung folgen? Hier auf Erden müssen wir uns mit Ängsten und Schmerzen abmühen. Wer wollte Christus nicht dorthin folgen, wo das größte Glück, der größte Friede, die ewige Sicherheit ist? Es ist gut, ihm dorthin zu folgen. Allerdings müssen wir sehen, auf welchem Weg. Der Herr hatte diese Worte ja nicht gesprochen zu der Zeit, als er bereits von den Toten auferstanden war. Vielmehr hatte er noch nicht gelitten, er war auf dem Weg zum Kreuz, auf dem Weg zur Schmach, zur Geißelung, zur Dornenkrönung, er war auf dem Weg zu Verwundungen, zur Beschimpfung, zur Verleumdung und zum Tod. Dieser Weg ist ein rauher Weg. Und du? Deine Begeisterung läßt nach! Du willst nicht folgen. Folge ihm trotzdem! Rauh und steinig ist, was der Mensch sich selbst bereitet hat, Christus jedoch hat es auf seinem Rückweg glatt getreten. Wer wollte nicht zur Erhöhung gelangen? Über die Auszeichnung freut sich jeder, doch der Schritt dahin heißt Erniedrigung. Beginne mit diesem Schritt, dann bist du schon aufgestiegen.

 

Einen Menschen, der selbst erst zögert, den muntert er auf zu kommen. Im selben Zusammenhang sagt der Herr nämlich: „Folge mir!“ Dieser Mann sagt jedoch: „Herr, ich folge dir, aber laß mich zuvor hingehen und meinen Vater begraben.“ Gewiß, er hat einen ehrenwerten Grund als Entschuldigung. Doch seine Entschuldigung wird nicht angenommen, sie wird zurückgewiesen. Die Berufung ist dringlicher. Es war in der Tat etwas Ehrenhaftes, das er tun wollte; doch der Meister machte deutlich, was dieser Tat noch vorzuziehen ist: Der Herr wollte, daß dieser Mann zu einem Verkünder des lebendigen Wortes wird, um dadurch Menschen lebendig zu machen. Es gab ja andere, die jene familiären Pflichten erfüllen konnten. Deshalb sagte der Herr zu ihm: „Laß die Toten ihre Toten begraben.“ Wenn nämlich Ungläubige einen Leichnam bestatten, dann begraben Tote einen Toten. Der Begrabene hat die Seele verloren; doch die Seele der Begrabenden hat Gott verloren. Denn wie die Seele das Leben des Leibes ist, so ist Gott das Leben der Seele. Wenn die Seele Gott verliert, ist sie tot. Der Verlust Gottes ist der Tod der Seele. Während der Tod des Leibes ganz natürlich eintritt, ist der Tod der Seele die Folge des freien Entschlusses.

 

 

(Verschiedene Predigten des hl. Augustinus)

 

 

 

(Quelle: Abtei Mariendonk)

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