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Frage an Zwilling wg. Vollmert


Olli

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Lieber zwilling,

 

ich habe noch gar nichts von Bruno Vollmert gelesen, der ja in seinem 1995 erschienenen Buch behauptet, unter den Bedingungen der "Ursuppe" könne gar keine DNS entsatnden sein. Daher wollte ich mal fragen, ob Du schon mal was von ihm gelesen hast und was Du davon hälst.

 

(Andere können natürlich auch gerne Stellung nehmen.)

 

Wenn wir uns nicht mehr so bald lesen, wünsche ich schon mal frohe Ostern!

 

Olli

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Zitat von Olli am 15:23 - 12.April.2001

Lieber zwilling,

 

ich habe noch gar nichts von Bruno Vollmert gelesen, der ja in seinem 1995 erschienenen Buch behauptet, unter den Bedingungen der "Ursuppe" könne gar keine DNS entsatnden sein. Daher wollte ich mal fragen, ob Du schon mal was von ihm gelesen hast und was Du davon hälst.


Lieber Olli,

 

ich habe vor einigen Jahren, als unser AK eine Tagung zur Entstehung des Lebens  durchgeführt hat, auch einiges von Bruno Vollmert gelesen. Kann mich zur Zeit nicht mehr an die genauen Zitate erinnern und müßte sie erst nachschlagen.

 

Die Behauptung, dass eine erste DNS gar nicht entstehen konnte, ist sicher nicht nur von ihm aufgestellt worden. Wenn es sich dabei um einen rein statistischen Vorgang gehandelt hätte, wäre dem wohl eindeutig zuzustimmen. Wie insbesondere Nobelpreisträger Manfred Eigen gezeigt hat, gibt es jedoch eine Reihe präbiotischer, also rein chemischer, wenn auch komplexer, Vorgänge, durch die die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer ersten DNS stark erhöht wird. Ob das ausgereicht hat, kann meines Erachtens zur Zeit niemand sagen.

 

Wenn wir das wüßten, wüßten wir auch wie wahrscheinlich die unabhängige Entstehung von Leben auf anderen Planeten ist. Das weiß aber ehrlicherweise heute noch keiner. Es könnte ein recht großer Zufall oder ein bei vergleichbaren Bedingungen nahezu zwangsläufiger Vorgang sein. Ob uns die reine Theorie dabei jemals sehr viel weiter bringt, wage ich noch zu bezweifeln. Daher glaube auch ich, dass exobiologische Experimente und die Suche, nach eventuell vor 3-4 Mrd. Jahren wieder ausgestorbenem Leben auf dem Mars durchaus Sinn machen.

 

Ich habe mit Prof. Schidlowski aus Mainz dazu vor einigen Jahren einen wissenschaftlichen Artikel veröffenlicht, der auf dem World-Space-Congress in Washington 1992 guten Anklang gefunden hat. Realisieren könnte man meinen damaligen Vorschlag jedoch erst, wenn man mit Ballons relativ nahe zur Marsoberfläche mit Germaniumdetektoren nach chemischen Anomalien suchen könnte. Das wird wahrscheinlich noch einige Jahre dauern.

 

Alles Gute zum Osterfest auch von mir.

 

Mit freundlichen Grüßen vom Zwilling

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Lieber Olli!

 

Zu Deiner Frage ein Auszug aus einem Vortrag Prof. Vollmerts:

 

"Die Modellversuche haben gezeigt, daß unter Bedingungen, die unserem Wissen über die geologisch-chemische Beschaffenheit der frühen Erde gerecht werden, keine DNA-Moleküle entstehen. Dieses negative Ergebnis von Simulationsversuchen läßt sich theoretisch begründen und konnte daher vorhergesagt werden:

1) Die Entstehung von Makromolekülen von der Art der DNA und der Proteine ist eine experimentell und theoretisch seit vielen Jahrzehnten in vielen Forschungslaboratorien der Industrie und der Universitäten im Rahmen der Synthesefaser- und Kunststoff-Forschung sorgfältig untersuchte Reaktion, die dem Polymerchemiker als Polykondensation bekannt ist. Die erreichbare mittlere Kettenlänge wird durch den 2.Hauptsatz der Thermodynamik bestimmt; danach ist sie abhängig von der Wurzel aus der Wasserkonzentration (umgekehrt proportional) und direkt proportional dem Verhältnis der Geschwindigkeitskonstanten von Kettenauf- und Abbaureaktion. Im Bereich der für die frühe Erde in Frage kommenden Wasserkonzentration ergeben sich nach diesem Gesetz mittlere Kettenlängen von 2 Perlen pro Kette, was als Basis für Selbstorganisation indiskutabel ist.

 

2. Das Stöchiometrie-Gesetz regelt die Kettenlänge in Abhängigkeit von monofunktionellen Komponenten, die bei der Entstehung der Ausgangsstoffe immer mitentstehen und die Kettenenden bei der Wachstumsreaktion blockieren und so jede weitere Verlängerung blockieren.

Diese blockierende Wirkung monofunktioneller Stoffe kann man sich besonders leicht am Modellversuch veranschaulichen, weil es hier zunächst nur um die Kettenlänge geht und nicht um die Reihenfolge oder Sequenz.: Man denke sich Kugeln aus Holz oder Plastik, die an zwei gegenüberliegenden Stellen zwei verschiedene Druckknopfteile besitzen. Dann kann man mit Hilfe der Druckknöpfe die Kugeln miteinander verbinden, sodaß eine Kette entsteht, die durch Andrücken weiterer Kugeln mit zwei Haftstellen beliebig verlängert werden kann. Wenn aber der Vorrat an Kugeln auch solche enthält, die nur ein Druckknopfteil besitzen, ist es aus mit der beliebigen Wachstumsfähigkeit. Je größer der Anteil an Modellkugeln mit nur einem Druckknopfteil ist, desto häufiger wird das Wachstum blockiert und desto kürzer werden die Ketten. Wie aber können wir wissen, wie groß der Anteil an monofunktionellen Molekülen in den Gewässern der frühen Erde war? Darüber gibt uns der berühmte Miller-Versuch Auskunft: Ein Simulationsexperiment mit einer Uratmosphäre im Labor, einer Gasmischung aus Wasserdampf, Ammoniak und Methan, in der eine Funkenstrecke gezündet wurde. Und das Ergebnis: Es wurden zwar Aminosäuren gebildet, aber immer nur zusammen mit einem großen Überschuß an monofunktionellen Molekülen wie Ameisensäure und Essigsäure. Dieses Ergebnis wird in der populärwissenschaftlichen Literatur immer wieder falsch wiedergegeben, insofern als man die Bildung der für die Frage des Kettenwachstums entscheidend wichtigen Monofunktionellen einfach übergeht.

Was den Einfluß des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik auf die Kettenlänge betrifft, so beruht dieser auf dem Gleichgewichtscharakter der Polykondensation, der darin besteht, daß bei der Reaktion immer zugleich Kettenbindungen geknüpft und durch Reaktion mit Wasser gespalten werden: je mehr Wasser man einem Reaktionsansatz entzieht (z.B. mit Vakuum), desto länger werden die wachsenden Ketten und umgekehrt. Man kann sich zwar vorstellen, daß ein Gewässer auf der frühen Erde einmal eintrocknet, aber nicht, daß die betreffende Gegend für immer trocken bleibt. Täte sie es aber, so würde erst recht kein Leben entstehen können. Wasser ist zwar (das Kettenwachstum betreffend) lebensfeindlich, weil kettenspaltend, aber dennoch gilt: Ohne Wasser kein Leben.

Zweiter Hauptsatz und Stöchiometriegesetze sind die fundamentalen Naturgesetze, die, auf die vorliegende Situation angewendet, besagen, daß eine spontane Bildung von langkettigen DNA-Molekülen unter präbiotischen Bedingungen auf der frühen Erde nicht möglich war, - so unmöglich und aus den gleichen Gründen unmöglich, wie ein Perpetuum mobile zweiter Art."

 

Viele Grüße

Katharina

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Zitat von Katharina am 23:57 - 12.April.2001

Lieber Olli!

Zweiter Hauptsatz und Stöchiometriegesetze sind die fundamentalen Naturgesetze, die, auf die vorliegende Situation angewendet, besagen, daß eine spontane Bildung von langkettigen DNA-Molekülen unter präbiotischen Bedingungen auf der frühen Erde nicht möglich war, - so unmöglich und aus den gleichen Gründen unmöglich, wie ein Perpetuum mobile zweiter Art.

Liebe Katharina, lieber Olli,

 

was ich oben schon kurz ausgeführt habe, gilt auch für diesen Auszug aus einem Vortrag Vollmerts. Wenn man es mit reiner Statistik begründet (nichts anderes ist der 2. Hauptsatz), können derart lange Kettenmoleküle, übrigens auch die, die in den heutigen biologischen Prozessen, gar nicht entstehen. Vollmert erklärt zumindest in diesem Text nicht, warum biologische Prozesse solche Moleküle trotzdem bilden können.

 

Die präbiotische Situation war jedoch entschieden anders, als wir sie heute haben. Freier Sauerstoff ist natürlich Gift für die Entstehung langer Ketten. Darüberhinaus muß in der sauerstofffreien Umgebung vor 4 Mrd. Jahren mit komplexen präbiotischen Prozessen gerechnet werden, auch in der Art Eigenscher Hyperzyklen, die sich im Labor nicht nachvollziehen lassen.  

 

Ich stelle mir das einfach so vor, dass es sich um Vorstufen der heutigen biologischen Prozesse handelt. Diese sind mit der Bildung der ersten DNS, die in Kürze (wenigen Millionen Jahren) die ganze Erde überschwemmte, und spätestens mit der Bildung freien Sauerstoffs unterdrückt worden.

Desweiteren muß man vor allem berücksichtigen, dass der Urey-Stanley-Miller-Versuch von der Größe des damals zur Verfügung stehenden irdischen Labors und der zur Verfügung stehenden Zeit jeweils mehr als 10 Größenordnungen entfernt ist. Welches menschliche Experiment sollte da je eine Chance haben, diesen Großversuch auf der frühen Erde zu simulieren?

 

Da offensichtlich das Auftreten eines einzigen Moleküls mit den wesentlichen Eigenschaften der Selbstreplikationen in Wechselwirkung mit geeigneten und vorhandenen Aminosäuren bereits reicht, den Ausgangspunkt für die anschließende biologische Entwicklung zu bilden, beweist die Tatsache, dass es einmal auf der Erde entstehen konnte, nahezu gar nichts. Von riesigem Zufall bis zu mittleren Bildungsraten von wenigen 1000 Jahren, ist immer noch alles möglich.

 

Dass in der kosmischen Entwicklung bis hin zur Entwicklung des Großhirns äußerst unwahrscheinlich erscheinende Flaschenhälse, wie der der Entstehung einer ersten DNS, zu überwinden waren, ist Ausgangspunkts des anthropischen Prinzips. Ein anderer solcher Flaschhals war die Entstehung schwerer Atome >Z=4. Damit das möglich war, mußte der Tripel-Alpha-Prozess zur Entstehung des Kohlenstoffs einen sogenannten Resonanzquerschnitt besitzen, sonst hätte unser Kosmos fast nur aus den idealen Gasen Wasserstoff und Helium bestanden. Der 1954 vorausgesagte Resonanzquerschnitt mit mehr als 1 Millionfach höherer Bildungswahrscheinlichkeit konnte später wirklich nachgewiesen werden.

 

In gleicher Weise könnte an diesem Flaschhals auch eine naturgesetzlich bedingte Eigenschaft bestehen, die uns dieses "Wunder" der ersten DNS beschert hat. Leider reicht zum Nachweis nicht wie im Fall des Triple-Alpha-Querschnitts ein einziges Beschleunigerexperiment. Zumindest ist uns das bisher nicht bekannt und ob sich jemals eine Entstehung von DNS-ähnlichen Molekülen künstlich nachzuvollziehen läßt, kann man heute nicht absehen. Das gilt übrigens auch für die Erzeugung schwerer Elemente Z>4, wofür man einen Fusionsreaktor bräuchte, der um Größenordnungen höhere Dichten und Temperaturen erreichen müßte, als bei der heute versuchten Deuterium/Tritium-Fusion zu Helium.

 

Mit österlichen Grüßen vom Zwilling

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Liebe Katharina, lieber Zwilling,

 

ich danke Euch beiden für die interessanten Beiträge, auf die ich mal kurz eingehen will:

 

1. "Im Bereich der für die frühe Erde in Frage kommenden Wasserkonzentration ergeben sich nach diesem Gesetz mittlere Kettenlängen von 2 Perlen pro Kette, was als Basis für Selbstorganisation indiskutabel ist. " (Katharina´s Zitat von Vollmert)

 

Natürlich ist es von einem statistischen Standpunkt gesehen richtig, sich die mittlere Kettenlänge in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen.

 

Man darf jedoch nicht vergessen, daß theoretisch ein einziges Molekül der DNA mit der Fähigkeit der Selbstreplikation ausgereicht haben könnte. Diese Selbstreplikation (plus die Fähigkeit zur gesteuerten Proteinsynthese) ist die Basis für Leben. Aus diesem Grunde ist die mittlere Kettenlänge kein hinreichendes Argument.

 

Wir reden ja nicht von einer effizienten Synthese mit hoher Ausbeute, sondern um die Möglichkeit der Bildung eines (evtl. einzigen) Moleküls DNA.

 

2. "Und das Ergebnis: Es wurden zwar Aminosäuren gebildet, aber immer nur zusammen mit einem großen Überschuß an monofunktionellen Molekülen wie Ameisensäure und Essigsäure. " (Katharina´s Zitat von Vollmert)

 

Nun gehts um den Millerschen Versuch. Ich darf vielleicht noch zur Erläuterung voiraussschicken:

 

2.1) DNA besteht aus Desoxyribose-Einheiten, die über Phophate verknüpft sind, und den sog. Nucleobasen (den Trägern der Erbinformation)

 

2.2) Proteine bestehen aus Aminosäuren, die über Peptidbrücken verknüpft sind

 

2.3) Die Proteinsynthese wird von der DNA gesteuert und ist in diesem Falle ein selektiver (kein statistischer) Prozess

 

Natürlich haben sich große Mengen Ameisensäure und Essigsäure gebildet. Aus diesem Grunde ist Wahrscheinlichkeit der (spontanen, statistischen) Ausbildung längerer Peptidketten abgesenkt.

 

Aber auch hier gilt wiederum: in Anwesenheit von DNA ist die Proteinsynthese kein statistischer, sondern ein selektiver Prozess.

 

Mir scheint, daß Vollmert rein statistisch argumentiert, aber sowohl a) die Möglichkeit der Selbstreplikation der DNA als auch B) die selektive (nicht statistische)Peptidsynthese in Gegenwart der DNA nicht mitbetrachtet.

 

3. "Wasser ist zwar (das Kettenwachstum betreffend) lebensfeindlich, weil kettenspaltend, aber dennoch gilt: Ohne Wasser kein Leben. " (Katharina´s Zitat von Vollmert)

 

Also man darf ja nicht vergessen, daß Wasser der Hauptbestandteil unseres Körpers ist, und darin findet zu jedem Zeitpunkt der Aufbau neuer Peptidketten statt.

 

Das macht man sich wahrscheinlich nur selten bewußt: in dem Moment, wo ihr das lest, baut Euer Körper Ketten von Aminosäuren auf, und zwar in wäßriger Umgebung.

 

Quallen bestehen zu 90 % aus Wasser.

 

4. Der Zweite Hauptsatz : kann man sowohl statisch interpretieren (aber ich habe ja bereits dargelegt, daß Peptidsythese nicht allein Statistik ist), als auch von der Entropie her:

 

in einem geschlossenen System nimmt die Gesamtentropie niemals spontan ab.

 

Insofern ist es richtig, daß die spontane Bildung eines DNA-Moleküls dem zu widersprechen scheint. (DNA ist ein hochgeordnetes System niedriger Entropie). Aber bei der Betrachtung darf man nicht vergessen, daß Entropieabnahme in einem Teilsystem überkompensiert werden kann durch eine betragsmäßig höhere Entropiezunahme in einem anderen Teilsystem.

 

Jedes Lebewesen ist ein energiereiches, niedrig entropisches (geordnetes) System. Insofern scheinen wir alle dem 2. Hauptsatz zu widersprechen. Ein Lebewesen ist jedoch kein geschlossenes System im Sinne des 2.Hauptsatzes, sondern ein Teilsystem der ganzen Biosphäre, mit dem wir in Kontakt stehen (Atmung, Nahrungsaufnahme, etc.).

 

Insofern bleibt der 2. Hauptsatz gewahrt, wenn man sowohl die DNA als auch ein Lebewesen nicht als geschlossenes System betrachtet.

 

österliche Grüße

 

von

 

Olli

 

(Geändert von Olli um 13:34 - 13.April.2001)

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Lieber Olli,

 

danke für die detaillierten fachlichen Hinweise, zur DNA-Bildung, die für mich untermauert haben, dass die rein statistische Betrachtung von Vollmert für diese Fragestellung bestenfalls helfen können, zwischen verschieden geeigneten Bedingungen zu unterscheiden. Der selektiven Charakter der DNA-Bildung und vielleicht auch schon präbiotischer Vorgänger bleibt dabei jedoch unberücksichtigt, so dass über die Machbarkeit auf diesem Wege sich nichts aussagen läßt.

 

Wie Hoyle bei der Enstehung schwerer Elemente würde ich umgekehrt vorgehen. Die Bildung ist bzw. war machbar und daraus lassen sich unter Umständen nachprüfbare Konsequenzen ableiten.

 

Auch Dir Olli ein gesegnetes und frohes Osterfest

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Hallo Olli, hallo Zwilling

hört sich interessant an.

Gibt es da auch Literatur für den (mehr oder weniger) gebildeten Laien

 

M.f.G.

Patrick

p.s.

Theologie beschäftigt sich mit der Frage, ob es einen Schöpfer "hinter" der Welt gibt und Naturwissenschaften mit den Prozessen in der Welt.

Und ich finde, es wird immer problematisch, wenn  diese beiden Bereiche argumentativ verwischt werden. Naturwissenschaften können Gott weder beweisen noch widerlegen und aus der Bibel können keine naturwissenschaftlichen Hypothesen abgeleitet werden. Und wenn Leute letzteres versuchen, bringen sie sich nur in argumentative Schwierigkeiten. Aber manche machen es sich gerne schwer ;)

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Lieber Olli!

 

Wenn Du Dich gerne kritisch mit den verschiedenen Evolutionstheorien (insbesondere auch detailliert bezüglich der Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit einer chemischen Evolution) informieren möchtest, kann ich Dir und auch Patrick das Buch "Evolution - Ein kritisches Lehrbuch" empfehlen, das 1998 im Weyel Lehrmittelverlag Gießen erschienen ist, und in einer auch äußerlich sehr ansprechenden Form alle möglichen Aspekte der unterschiedlichen "Evolutionstheorien" behandelt.

 

Zu zwei Deiner Kritikpunkte möchte ich aber schon kurz etwas bemerken:

 

1) Bezüglich der Entropie in offenen Systemen zitiere ich noch einmal Vollmert. Diese Passage schließt sich direkt an das o.a. Zitat von ihm an:

 

"Es hat eine Diskussion mit Professor Eigen gegeben über die Frage der Gültigkeit des Zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik auf der frühen Erde. Die Erde, so Manfred Eigen, sei ein offenes System, der Zweite Hauptsatz aber gelte nur für geschlossene Systeme. Niemand wird bezweifeln, daß die Erde ein offenes System ist, aber der Zweite Hauptsatz gilt auch für offene Systeme.

Um sich davon zu überzeugen, braucht man nur einen Blick in die einschlägigen Lehrbücher der Physikalischen Chemie zu werfen. In G.M.Barrows Standard-Lehrbuch der Physikalischen Chemie, Bd.III, S. 21, wird der 2.Hauptsatz in Form der Gibbs-Helmholtz-Gleichung so erläutert: (für Delta nehme ich jetzt mal ^, ich habe kein Delta auf der Tastatur) "^G = ^H - ^(TS). Dort bedeuten ^F bzw. ^G endliche F- bzw. G-Änderungen von energetisch nicht abgeschlossenen Systemen."

In G.Wedler, einem anderen Standard-Lehrbuch der Physikalischen Chemie, wird ausgeführt: " Man nennt diese Gleichungen die Gibbs'schen Fundamentalgleichungen. Sie gelten auch für offene Systeme."

Die von mir verwendete Gleichung für die Abhängigkeit der Kettenlänge von der wasserkonzentration P = f([H²O]) wurde mit Hilfe der Gibbs'schen Gleichungen abgeleitet."

 

2) Bezüglich des Sachverhaltes, daß im Körper im wäßrigen Milieu ebenfalls ständig Proteine entsehen, lesen wir in dem o.a. Lehrbuch "Evolution":

 

" Auch in nicht-wäßrigen Systemen muß das während der Reaktion gebildete Wasser ständig entfernt werden,um Makromoleküle vor dem Zerfall zu schützen (In lebenden Zellen werden die Peptidbindungen durch Überstrukturen der Proteine geschützt). ... "usw. usw.

 

Viele Grüße

Katharina

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Zitat von Patrick am 19:30 - 13.April.2001

Hallo Olli, hallo Zwilling

hört sich interessant an.

Gibt es da auch Literatur für den (mehr oder weniger) gebildeten Laien

 

M.f.G.

Patrick

p.s.

Theologie beschäftigt sich mit der Frage, ob es einen Schöpfer "hinter" der Welt gibt und Naturwissenschaften mit den Prozessen in der Welt.

Und ich finde, es wird immer problematisch, wenn  diese beiden Bereiche argumentativ verwischt werden. Naturwissenschaften können Gott weder beweisen noch widerlegen und aus der Bibel können keine naturwissenschaftlichen Hypothesen abgeleitet werden. Und wenn Leute letzteres versuchen, bringen sie sich nur in argumentative Schwierigkeiten. Aber manche machen es sich gerne schwer

 

Lieber Patrick,

 

mit deinen Aussagen zur Naturwissenschaft gebe ich dir recht. Man kann sie jedoch dazu nutzen, den Glauben plausibler zu machen, und man muss sie dazu nutzen, den Irrglaube, sie würde den Glauben in irgendeiner Weise widerlegen, so gut es geht abzubauen. Das bin ich mir als Naturwissenschaftler, wegen des schlechten Rufs der Naturwissenschaft in dieser Hinsicht, schuldig.

 

Wenn man die Naturwissenschaft in dieser Weise in ihre Grenzen weist, bekommt man jedoch leicht unterstellt, etwas vom Glauben mit Naturwissenschaft beweisen zu wollen oder gar Materialist zu sein, z.B. man würde an den die Materie beschreibenden Naturgesetzen zu hängen.

 

Die Materie ist nur ein Vehikel, das zur Entwicklung von Leben, Geist und letztlich zu religiösen Werten führt.

Materialismus wäre dann so etwas wie, den Sinn eines Hauses nach der Form seiner Bausteine zu beurteilen, oder den Menschen nach seinen individuell zugehörigen Atomen. Nein, Gott liebt uns, und nicht unsere Atome!

 

Zwei fachliche Taschenbücher zur Entstehung des Lebens kann ich Dir zur Zeit nur aus dem Kopf angeben.

 

Duve: Leben als kosmische Zwangsläufigkeit (1997?)

Bernd-Olaf Küppers: Die Entstehung der biologischen Information (~1995)

 

Mit österlichen Grüßen vom Zwilling

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Lieber Patrick,

 

ich hatte eben einen ziemlich langen Beitrag geschrieben, aber mein Rechner hatte offenbar was dagegen, und nun ist alles weg. Seufz.

 

Also nun alles in Kurzform: ich glaube an Gott, und mein Thread war nicht dazu gedacht, Gott widerlegen zu wollen. Naturwissenschaften können Gott nicht widerlegen, wie Du richtig sagtest.

 

Liebe Katharina,

 

1) die Gibbs-Helmholtz-Gleichung (wie die anderen Gibbs-Gleichungen, von denen auch die Formel mit der Kettenlänge abgeleitet ist) gilt freilich auch für offene Systeme, aber dies ist was anderes als der 2. Hauptsatz:

 

"Die Entropie eines isolierten Systems nimmt bei einem spontanen Vorgang zu. "

 

(Peter W. Atkins, Lehrbuch der Physikalischen Chemie, S. 108, ISBN 3-527-25913-9)

 

Gibt der Barrows auch eine Definition des 2.HS in offenen Systemen? (Gut, daß Du den Barrows hast, ich hab zur Zeit nur den Atkins und den Wedler)

 

2) der Hinweis auf die Überstrukturen ist freilich korrekt, aber diese Überstrukturen bezeichnen ja nichts anderes als die makromolekulare Struktur des Proteins selbst (ß-Faltblatt-Struktur oder alpha-Helix). Durch sterische Abschirmung kann der Angriff von Wasser an die Peptidbindungen erschwert werden.

(Sekundärstrukturen)

 

Auch kann eine Helix sich z. B. nochmal in sich selbst verdrillen. (Tertiärstruktur)

 

Aber ich muß sagen, Du bist wirklich erstaunlich gut informiert. Übrigens keine Sorge, wie ich sagte, versuche ich nicht, Gott zu widerlegen (das würde ich mir nie anmaßen).

 

Lieber Zwilling,

 

(ich fasse mich kurz, bevor mir wieder das gleiche passiert wie eben)

 

Ich denke da genauso wie Du, die Naturwissenschaften können nur beschreiben, was ist (die Gesetzmäßigkeiten selbst kommen von Gott) und in dem Rahmen der gefundenen Gesetzmäßigkeiten operieren.

 

Selbst wenn ich im Labor eine neue Verbindung synthetisiert habe (ein paar neue sinds schon in meiner Dissertation geworden :-) ), habe ich ja nichts anderes gemacht, als den Rahmen der gottgebenen Möglichkeiten ausgenutzt und in diesem Sinne nichts Neues geschaffen, sondern nur etwas geschaffen, dessen Entstehungsmöglichkeit von Gott bereits angelegt war.

 

Und selbst wenn von Anbeginn der Erde alles seinen (scheinbar) zufälligen Lauf gegangen ist, so hat Gott doch bereits die Entstehungsmöglichekit alles Lebens darin von Anbeginn angelegt. Ebenso wie einem kleinen Samenkorn bereits alles für die ganze Pflanze angelegt ist.

 

Um den Bogen zu schlagen: auch in Jesus, der gestorben ist, war schon von Anbeginn seine Auferstehung angelegt.

 

österliche Grüße

 

Olli

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Lieber Olli!

 

Ich habe ja nur zitiert, und die entsprechenden Stellen zu finden, naja, dazu reicht mein Studium, das nun schon etliche Jahre zurückliegt, gerade noch aus ;)

 

Aber ich kann Dir das "Evolutions"-Buch wirklich wärmstens empfehlen!

 

Viele Grüße

Katharina

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