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Jugendarbeit -


overkott

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Justin Cognito
Da geht es oft nicht um die frohe Botschaft, sondern um die Hinführung zu sozial adäquaten und konformen religiösen Handeln. Aber das ist für mich nicht das Wesentliche am Glauben. Und auch nicht an Kirche.

Nein? Was denn sonst? Was willst Du den Kids denn vermitteln? Deine Auffassung vom Christentum? Ich denke mal, daß die selbst ihren Weg finden müssen. "Sozial adäquates Handeln" zu lernen hatte ich eigentlich damals erwartet. Wenn dazu noch eine Frohbotschaft anstatt der Drohbotschaft gekommen wäre, hättet Ihr heute vielleicht eine aufrechte Katholikin mehr.

Natürlich ist die christliche Botschaft die ich vermitteln kann immer auch eine subjektive Botschaft und insofern "meine Auffassung vom Christentum". Aber ich hoffe mit dieser Auffassung in einer Tradition und in einer Gemeinschaft mit anderen gestorbenen und noch lebenden Christinnen und Christen zu stehen. Insofern glaube ich schon dass ich auch in der Kirche stehe und die Botschaft der Kirche verkünde, die letztlich auf Jesus Christus zurückggeht.

 

Und diese Botschaft ist für mich eben in erster Linie die Botschaft von einem den Menschen zugeneigte Schöpfergott, der sich in Jesus Christus für uns Menschen geoffenbart und in ihm den Kreislauf von Gewalt und Tod durchbrochen hat und mir neue Perspektiven auch für mein Leben ermöglicht.

 

Diese Botschaft halte ich für zentral. Aus dieser Botschaft erbegen sich natürlich auch Werte, aber in einer pluralen Welt in der die Vermittlung von Werten von vielen unterschiedlichen (sich auch wiedersprechenden) Institutionen übernommen wird (und das halte ich auch für gut so), bleibt unser ureigenstes die Vermittlung der Hoffnung auf Gott und unser Vertrauen auf ihn..

 

Insofern würde ich die kirchliche Jugendarbeit nicht als eine Wertevermittlungsinstitution neben anderen sehen, sondern im Wesentlichen als Hoffnungsvermittlerin. Und diese Hoffnung möchte ich eben nicht nur im Wort vermitteln, sondern in den kirchlichen Selbstvollzügen von Verkündigung, Nächstenliebe, liturgischer Feier und Gemeinschaft. Und da diese Vollzüge auf Jesus Christus zurückgehen, glaube ich hier auch ein gutes Fundament für meinen Glauben zu finden.

bearbeitet von Kryztow
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Ich finde Katechese wichtig, aber sie kann nicht der Ausgangspunkt sein. Der Ausgangspunkt ist für mich immer die Vekündigung der frohen Botschaft in Wort und Tat. Wenn dann Fragen auftauchen, bekommt die Katechese ihren Platz. Und wenn ich mir das Beispiel Jesu ansehe, fällt mir auf dass er diese frohe Botschaft gerade denen gebracht hat, die nicht im religiösen Establishment etabliert waren. Einer der Punkte die mich an der kirchlichen Jugendarbeit bei uns stört, ist dass wir oft dabei stehen bleiben kirchennahe Mittelstandkids in unsere Gemeinden einzubinden. Verkündigung die darüber hinaus geht, bleibt oft auf der Strecke. Weil die interessiert das ja nicht, wie die leben, etc. etc. .........

Da geht es oft nicht um die frohe Botschaft, sondern um die Hinführung zu sozial adäquaten und konformen religiösen Handeln. Aber das ist für mich nicht das Wesentliche am Glauben. Und auch nicht an Kirche.

Genauso war es bei uns auch: natürlich nur Jugendliche aus "besseren" Familien, dabei hätte man bei Proletariern vielleicht viel mehr Erfolg mit dem Evangelium gehabt! Super Posting, Krzysztof!

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Bei uns gab es keine "besseren" Familien, sondern nur unterschiedlich situierte kath. Familien, die sich alle zur Pfarrgemeinde rechneten. Das zeigte sich auch in den kath. Jugendgruppen.

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Die Frage nach dem kath. Profil von Gemeindejugendarbeit finde ich überaus wichtig!

 

Aus meiner eigenen, vielleicht aber auch ein wenig beschränkten Erfahrung, möchte ich die These aufstellen, dass ein fehlendes katholisches bzw. christliches Profil eines der Hauptgründe für die sich ausbreitende Glaubens- und Kirchenkrise ist.

 

Man muss sich natürlich vor Verallgemeinerungen wahren, schon aus Respekt all der Freiwilligen, die sehr viel Arbeit, Mühe, Motivation und auch Gebet in die Jugendarbeit stecken und damit teils auch beachtliche "Erfolge" haben.

 

Vielleicht fällt es leichter Symptome eines fehlenden Profils aufzulisten, als das Profil positiv auszudrücken. "Krankheitssymptome" könnten folgende Beobachtungen einschließen:

 

- Der Glauben spielt nur eine geringe, beiläufige Rolle. Wichtiger ist Freizeitversorgung und die Abhaltung von Ferienlager, die auch in säkulärer Weise oft ein großer Erfolg sein können.

 

- Gebete finden sowohl in Gruppentreffen als auch in Felas so gut wie nie statt.

 

- Die persönliche Gottesbeziehung wird auf keiner Weise speziell gefördert.

 

- Wenn man als teilnehmender Leiter vorschlägt während dem Fela die Sonntagsmesse gemeinsam zu besuchen, wird man ausgelacht. "Ein Godi" in 14 Tagen sei doch schon mehr als genug.

 

- Leitern macht die Freizeitbetreuung oft viel Spaß. Ein persönliche Glaubenszeugnis abzulegen können oder wollen sie jedoch nicht.

 

- Agnostisch zu sein, wird plötzlich sowohl unter Leitern als auch Jgdl. "in".

 

- Kinder/Jugendlichen werden so gut wie nie weder traditionelle kath. Gebete noch das persönliche Beten aus dem Herzen beigebracht. Stattdessen singt man immer gleiche Lieder oder sagt immer gleiche Tischgebete.

 

- So gut wie keine Leiter zeigen sich verständlichvoll für die Ergreifung geistlicher Berufe. Anstatt über die Berufung wird nur über das Zölibat geredet.

 

- Über verantwortlicher Umgang mit der Sexualität wird nicht geredet.

 

- Über eine christliche motivierte Nächstenliebe wird wenig geredet.

 

Ich denke, man muss weniger bei den Jugendlichen selber als bei ihren Leitern ansetzen. Geben diese wirklich ein persönliches Glaubenszeugnis wieder? Eröffnen diese den Kindern/Jugendliche altersgerechte Zugangsformen zum Glauben? Begeistern diese Kinder/Jugendliche für Kirche?

 

Ich denke alle, die an Jugendarbeit beteiligt sind, müssten in erster Linie selber ihr Herz öffnen. Nur durch den eigenen Glauben können wir die Kraft und Hoffnung nehmen, auch die Jungen heranzuführen und für den Glauben zu begeistern. Und nur dann wird man sich auch wirklich von ganzem Herzen in der Jugendarbeit engagieren können.

 

Das dies klappen kann, ist durchaus machbar. Taizé ist wohl das Paradebeispiel. In "eingeschlafenen Gemeinden" ist es sehr schwer, dass Jugendliche sich der Kirche nähern können.

 

Ich möchte die Hoffnung nicht aufgeben, aber leider sehe ich die oben genannten Symptome sich ausbreiten.

 

Wenn die kirchl. Jugendarbeit kein Profil mehr hat, unterscheidet sie sich nicht mehr von anderen Vereinen wie dem Fußballclub oder dem Turnverein. Jugendliche werden dann eines Tages, oft schon kurz nach der Firmung, wenn schon nicht nach der Erstkommunion, nicht mehr zur Kirche kommen, noch ihren Glauben leben...bis sie vielleicht eines Tages auf die ein oder andere Weise von Gott wieder gerufen werden.

 

Oder wir "verlieren" die Jugendlichen an freikirchliche Gemeinschaften. Denn trotz all ihrer problematischeren Aspekten muss man diesen eines lassen: Die Leute dort setzen definitiv persönliche Glaubenszeugnisse.

 

Ein christliches Profil zu etablieren ist schon selten geworden. Von einem katholischen Profil zu reden fände ich sehr interessant, aber das scheint mir oft noch weiter wegzuliegen.

 

Wie soll man Jugendlichen an das Kirchenjahr, an die Sakramente, an diözesane Strukturen, an die kath. Liturgie, an Anbetung, an Stundengebete etc. heranführen, wenn's schon oft bei Jgdl als auch Leitern am Gottvertrauen und am Glauben hapert....?

 

Zsfg:

Die Profillosigkeit der Jugendarbeit ist unmittelbare Folge der Glaubenskrise in der Gesellschaft als auch in unseren Gemeinden.

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Santiago hat vollkommen Recht. Alle angesprochenen Punkten stimmen und als Katholik würd ich mich vielleicht ärgern, aber als ehem. Teilnehmer eines kath. Ferienlager war ich relativ froh von allzuviel kath. Moral und Gebetstiraden verschont geblieben zu sein. :blink:

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Ich kann Santiago bei allem nur Recht geben. Genau das sind die Probleme. Anstatt den Glauben als selbstverstaendlich zum Leben gehoerend auch zu zeigen, faehrt man auf der allgemeinen Kritikwelle, ohne wirklich darueber nachzudenken. Wenn ich mich bisher mit "Kritikern" unterhalten habe, dann hatten fast alle keinerlei Ahnung von dem, was sie so kritisierten.

 

In kath. Jugendgruppen sollte man eine Atmosphaere antreffen, in der man sich als Glaeubiger nicht seltsam, sondern gut aufgehoben vorkommt.

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