Jump to content

Ez 9


Martin

Recommended Posts

Ez 9

 

5 Und ich hörte, wie er zu den anderen sagte: Geht hinter ihm her durch die Stadt, und schlagt zu! Euer Auge soll kein Mitleid zeigen, gewährt keine Schonung!

6 Alt und jung, Mädchen, Kinder und Frauen sollt ihr erschlagen und umbringen. Doch von denen, die das T auf der Stirn haben, dürft ihr keinen anrühren. Beginnt in meinem Heiligtum! Da begannen sie bei den Ältesten, die vor dem Tempel standen.

7 Er sagte zu ihnen: Macht den Tempel unrein, füllt seine Höfe mit Erschlagenen! Dann geht hinaus, und schlagt in der Stadt zu!

8Sie schlugen zu, und ich allein blieb übrig;

18 Da verließ die Herrlichkeit des Herrn die Schwelle des Tempels und nahm wieder ihren Platz über den Kerubim ein.

 

 

 

Was der Ezechiel da wohl gehört und gesehen hat.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich denke an zwei Aspekte

 

1. Die Eroberung Jerusalems durch die Truppen Nebukadrezars.

Diese Eroberung koennte Ezechiel selbst erlebt haben.

 

2. Eine Verbindung zum Exodus

Hier hätten wir eine Gegenbewegung. So wie damals das Blutzeichen an der Tür die Schonung bedeutete und den Anfang des Endes des Exils markierte, ist es jetzt umgekehrt. Jetzt beginnt das Exil. Was das t bedeutet, weiß ich allerdings nicht.

 

Viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Matthias,

 

also hätte Ezechiel über die Eroberung Jerusalems berichtet und die dabei geschehenen Gräueltaten. Da seiner Ansicht nach wohl nichts ohne Gottes Willen geschieht und Gott gerecht ist, hat er das Geschehen und den Grund dazu so gesehen wie er es beschreibt?

 

Damit würde ich zum ersten Mal verstehen, wie solche Texte gelesen werden können ohne einen Knall dabei zu kriegen.

 

Herzliche Grüße

Martin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Matthias,

 

also hätte Ezechiel über die Eroberung Jerusalems berichtet und die dabei geschehenen Gräueltaten. Da seiner Ansicht nach wohl nichts ohne Gottes Willen geschieht und Gott gerecht ist, hat er das Geschehen und den Grund dazu so gesehen wie er es beschreibt?

 

Damit würde ich zum ersten Mal verstehen, wie solche Texte gelesen werden können ohne einen Knall dabei zu kriegen.

 

Herzliche Grüße

Martin

Genau das würde ich bei Ezechiel für sehr wahrscheinlich halten.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

hm.... ezechiel ist sowieso der "plastischste" aller propheten, der immer sehr viele symbolhandlungen tut und dann sagt: und so ergeht es euch dann später!

 

nun muß man bei diesen texten doch eher sehen, daß das geschehende gedeutet wird.

also jerusalem wird erobert und vernichtet, die oberschicht verschleppt. dieses szenario wird gedeutet als akt gottes, als rache für den bundesbruch etc...

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Lieber Matthias, lieber Stefan,

 

was mir dann aber zu schaffen macht - was daran ist denn dann noch Wort Gottes?

 

Herzliche Grüße

Martin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

hm.... ezechiel ist sowieso der "plastischste" aller propheten, der immer sehr viele symbolhandlungen tut und dann sagt: und so ergeht es euch dann später!

 

nun muß man bei diesen texten doch eher sehen, daß das geschehende gedeutet wird.

also jerusalem wird erobert und vernichtet, die oberschicht verschleppt. dieses szenario wird gedeutet als akt gottes, als rache für den bundesbruch etc...

Nun ja,

 

ich denke, es koennte sowohl das eine als auch das andere sein.

 

Ich würde allerdings davon ausgehen, dass Ezechiel zu einem Zeitpunkt schreibt, als Jerusalem schon zerstoert ist. Zumindest legt das die Komposition des Buches selbst nahe, das ja in Ez 1 mit einem Szenario beginnt, dass im Exil stattfindet (immerhin 30 Jahre nach der Verschleppung). Insofern dürfte zum Zeitpunkt der Erzählung Jerusalem längst zerstoert sein.

Eine Voraussage der Zerstoerung erscheint insofern eehr unsinnig. Wenn, dann handelt es sich wohl eher um ein vaticinium ex eventu, das theologisch in bestimmter Weise gefüllt wird.

 

 

Viele Grüße,

 

Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Eine Betrachtung von D. Rappard:

 

 

Der Prophet Hesekiel war mit der ersten Abteilung des Volkes Juda in die Gefangenschaft nach Babylon gekommen. Es vergingen noch einige Jahre, bis Jerusalem zerstört und der Überrest des Volkes weggeführt wurde. - Unter diesem furchtbaren Gericht hätte man von Seiten der Bevölkerung eine tiefe Buße erwarten können. Aber es war nicht so. Man sündigte weiter, und nur Einzelne waren es, die über das Verderben Leid trugen. Diese Wenigen waren Gott bekannt, und ihre Gesinnung war ihm wohlgefällig. Darum ließ er an ihre Stirn ein Zeichen setzen, gleichsam um zu bekunden, daß sie ihm gehörten.

 

Dieser Vorgang, der Hesekiel in einem Gesichte gezeigt wurde, ist außerordentlich lehrreich für uns. Wie ist unsere Stellung inmitten einer Welt, die im Argen liegt? Hassen und fliehen wir die Sünde? Haben wir ihr auch im Geheimen unseres Herzens den Abschied gegeben? - Und was die Sünden unserer Umgebung und unseres Volkes anbelangt: r i c h t e n wir sie nur? Entrüsten wir uns nur? Oder seufzen wir darüber? Bringen wir sie mit Tränen heiliger Buße vor Gott? - Wohl uns, wenn auch unsere Stirn das Zeichen trägt: Wir gehören dem Herrn. Wir leiden mit ihm.

 

Ach, laß, mein Herr, mich Deinen Namen Und Deines Kreuzes Ehrenmal An meiner Stirne tragen! Amen!

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ein ganz anderer Aspekt des Geschehens, Bernd. Es besteht wirklich die Gefahr, sich an dem Gemetzel festzuhalten und dabei die entscheidenden Stellen zu übersehen.

 

Aber dennoch ist dieses Gemetzel der Punkt, der überwunden (oder angenommen) werden muß. Was schreibt dein Autor zu diesem Aspekt - oder hält er ihn für weniger wichtig?

 

Herzliche Grüße

Martin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Martin,

 

von D. Rappard fand ich nur zu Vers 4 eine Betrachtung. Habe grade selbst einmal das Kapitel 9 durchgelesen. Bei meiner Elberfelder Übersetzung steht als Überschrift: Schonung der Frommen und Tötung der Gottlosen in Jerusalem - Hesekiels vergebliche Fürbitte

 

 

Interessant ein Kommentar zu Vers 2: Sechs Männer und der Mann, bilden eine Siebenergruppe; es handelt sich zweifellos um Engelwesen. Vergl. die sieben vor Gott stehenden Engel in Offenbarung 8,2,6 - die ebenfalls als Vollstrecker des Zornes Gottes enthüllt werden.

 

 

Der Punkt des "Gemetzels" ist natürlich wichtig und darf nicht ausgeblendet werden. Spontan musste ich dabei an Römer 6,23 denken: Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn. Oder auch an die Vernichtung der Stadt Sodom. Die Konsequenz der Sünde ist immer eine: der Tod. Und wer diese Konsequenz ausblendet - läuft in der Tat Gefahr, sein Leben zu verlieren.

 

 

Wer wurde gekennzeichnet? Es waren "wenn auch nur eine Handvoll" Gerechter, die sich nicht den Götzen unterwarfen, die sich nicht der Sünde hingaben sondern seufzten und stöhnten über all die Greuel, die in ihrer Mitte geschah! Das Zeichen an der Stirn erinnert mich an die Taufe auf Christus in der unsere Stirn mit Chrisamöl (schreibt man das so?) gekennzeichnet wird. Sie erinnert mich zudem noch an eine Stelle aus der Offenbarung 7,3.

 

 

Interessant auch die Fürbitte von Hesekiel in Vers 8: Und es geschah, als sie erschlugen und ich allein übrigblieb, da fiel ich nieder auf mein Gesicht und schrie und sagte: Ach, Herr, HERR! Willst du den ganzen Überrest Israels vernichten, indem du deinen Grimm über Jerusalem ausgießt?

 

Dabei musste ich auch an Abrahem denken, der mit Gott handelt um die "Gerechten" in Sodom, damit die Stadt nicht vernichtet wird.

 

 

Auf die Frage nach dem "warum" gibt Vers 9+10 die Antwort: Da sprach er zu mir: Die Schuld des Hauses Israel und Juda ist über die Maßen groß, und das Land ist mit Gewalttat erfüllt, und die Stadt ist voller Beugung des Rechts. Denn sie sagen: Der HERR hat das Land verlassen, und der HERR sieht uns nicht. 10 So auch ich - ich werde nicht betrübt sein und werde kein Mitleid haben; ihren Weg bringe ich auf ihren Kopf.

 

gby

 

Bernd

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Bernd,

 

der Lohn der Sünde ist der Tod ...

 

Aber so handgreiflich im Diesseits überrascht es - denn im Regelfall trifft es ja in wenigsten Fällen in aufffälliger Weise die offensichtlichen (?) Sünder. Und das erinnert mich daran, dass allein schon diese Klassifizierung des scheinbar offensichtlichen Sünders Sünde ist.

 

Herzliche Grüße

Martin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo Martin,

 

nun ist dieses "Gericht Gottes" ein Gericht an seinem auserwählten Volk "Israel" . Wir leben ja seit Christi Geburt sowohl in der "Endzeit" als auch in der "Gnadenzeit". Daher ist es wohl eine Auslegungssache, ob Gott auch in unserer Zeit schon durch "Gerichtsschläge" spricht.

 

In einem Punkt muss ich Dir jedoch widersprechen: die "Klassifizierung" des scheinbar offensichtlichen Sünders ist nur dann eine Sünde, wenn man sich eben selbst als "sündlos" gar als "vollkommen heilig" betrachtet.

 

Als Christen haben wir auch die Aufgabe auf Sünde hinzuweisen und mehr noch, so wie es die Gerechten taten: darüber zu stöhnen und zu seufzen und darüber hinaus wie Hesekiel - ich denke das ist das eigentlich wichtige in unserer Nachfolge - beim Herrn Fürbitte leisten!

 

Dazu habe ich letztens eine gute Betrachtunge gelesen:

 

Beten kann nur, wer ein Priesterherz hat, wer gelernt hat, mit den Unheiligkeiten anderer heilig umzugehen, wer die Fehler anderer nicht in seinem Kopf sammelt, um sie weiterzuerzählen, sondern wer sie in sein Herz aufnimmt und sie auf Händen des Gebets ins Heiligtum trägt. Die Priester tragen die Sünden anderer ins Heiligtum und nicht zu den Menschen, wo in der Regel zu der einen Sünde noch viele hinzugefügt werden.

 

Nicht ein Falkenauge, sondern ein Taubenauge hat die Braut.

 

Der Teufel ist kein Beter, sondern der Verkläger der Brüder. Christus ist auch darum gestorben, dass die Erlösten Beter würden (Offenbarung 1,6). Wir sind erlöst, um Beter zu sein. Der Platz, den uns Jesu Blut gegeben hat, ist vor dem Angesicht Seines Vaters als Könige und als Priester.

 

 

(Georg Steinberger in der Ausgabe "Herold" Nr. 8 (572) - August 2004

 

gby

 

Bernd

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...