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Evangelium vom 3. Sonntag der Osterzeit


Martin

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Lieber HAbeNUs,

 

damit kein Mißverständnis auftaucht; ich befürworte die Kirche, denn ich könnte mir nicht vorstellen, meinen Glauben ohne die Kirche zu leben.

 

Meine Frage zielt nicht in diese Richtung. Warum Petrus; er war nicht immer der schlaueste, der schnellste - er hat Jesus sogar verraten. Auch in der Apostelgeschichte kommt er nicht immer daher wie der Champion.

 

Und dennoch ...

 

Herzliche Grüße

Martin

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Zitat von Martin am 20:34 - 29.April.2001

Lieber HAbeNUs,

 

damit kein Mißverständnis auftaucht; ich befürworte die Kirche, denn ich könnte mir nicht vorstellen, meinen Glauben ohne die Kirche zu leben.

 

Meine Frage zielt nicht in diese Richtung. Warum Petrus; er war nicht immer der schlaueste, der schnellste - er hat Jesus sogar verraten. Auch in der Apostelgeschichte kommt er nicht immer daher wie der Champion.

 

Und dennoch ...

 

Herzliche Grüße

Martin

 

Lieber Martin,

 

meine w.o. gestellte Frage war wirklich nur profan gedacht.

 

Wir sind uns einig, so hoffe ich doch, dass es Jesus nicht um den Intellekt seiner Jünger gegangen ist. Auch ihre Stärken hat er sicher nicht in erster Linie berücksichtigt, sondern auf den Glaubensinstinkt. "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes." und: "Nicht Fleisch und Blut haben Dir das offenbart sondern mein Vater im Himmel."

Fleisch und Blut waren es, die Jesus verraten haben, auch heute noch.  Aber der Vater im Himmel gibt die Kraft Fleisch und Blut zu überwinden und mit seinem heiligen Geist zu vereinigen. Vielleicht ist das gerade der Grund warum Jesus den Petrus als Felsen ausgewählt hat, seine Schwachheit und die Fähigkeit aus der Schwachheit aufzustehen um Heiliges zu erreichen.

 

Best wischis  

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Hallo XXXL,

 

>>Vielleicht ist das gerade der Grund warum Jesus den Petrus als Felsen ausgewählt hat, seine Schwachheit und die Fähigkeit aus der Schwachheit aufzustehen um Heiliges zu erreichen. <<

 

Eine Kette ist so stark, wie ihr schwächstes Glied. Jesus hat seine Kirche auf einen schwachen Menschen und keinen Übermenschen gegründet. Deshalb ist sie unzerstörbar.

Die Übermenschen (z.B. Hitler, Stalin) sind zerbrochen und mit ihnen ihre Lehre.

 

Gruß

Erich

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>Wir sind uns einig, so hoffe ich doch, dass es Jesus nicht um den Intellekt seiner Jünger gegangen ist. <

 

Das ist wohl richtig. Die Wahrscheinlichkeit zur kritikverminderten (bzw. -losen) Hinnahme von Glaubens"wahrheiten" ist so größer.

bigok.gif

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Zitat von Ute am 23:26 - 29.April.2001

>Wir sind uns einig, so hoffe ich doch, dass es Jesus nicht um den Intellekt seiner Jünger gegangen ist. <

 

Das ist wohl richtig. Die Wahrscheinlichkeit zur kritikverminderten (bzw. -losen) Hinnahme von Glaubens"wahrheiten" ist so größer.

bigok.gif

 


 

Liebe Ute,

 

das soll doch wohl nicht heissen dass weniger intellektuell gebildete Leute wahrscheinlich nicht zur Kritik fähig wären?? Das wäre dann aber ein Klischee erster Güte.

 

Best wischis

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Siehst du keinen Unterschied zwischen "Intellekt" und "intellektueller Bildung"?

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Zitat von Ute am 23:35 - 29.April.2001

Siehst du keinen Unterschied zwischen "Intellekt" und "intellektueller Bildung"?

 

Liebe Ute,

 

ich denke ma, dass gewisse intellektuelle Bildung den Intellekt (ich nenn ihn mal den gesunden Intellekt) töten kann. Je nachdem aus welcher Geistesrichtung er kommt. Einem glaubenden Menschen den Intellekt abzusprechen halte ich für wenig geistvoll.

 

Best wischis

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Liebe Übergröße,

 

ich spreche glaubenden Menschen nicht den Intellekt ab, sondern ich schrieb, dass "die Wahrscheinlichkeit zur kritikverminderten (bzw. -losen) Hinnahme von Glaubens"wahrheiten" so größer" sei.

 

Das ist ein Unterschied.

 

Betrachten wir dazu mal ein einfaches Beispiel: Wir haben in einem Kühlschrank 100 Joghurts. 50 sind ganz frisch, bei den anderen 50 ist das Verfalldatum überschritten, sagen wir mal um 3 Wochen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass verdorbene darunter sind, bei den abgelaufenen größer. Aber ich behaupte nicht, dass nicht auch einwandfreie darunter sind.

 

znaika.gif

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Zitat von Ute am 12:25 - 30.April.2001

Liebe Übergröße,

 

ich spreche glaubenden Menschen nicht den Intellekt ab, sondern ich schrieb, dass "die Wahrscheinlichkeit zur kritikverminderten (bzw. -losen) Hinnahme von Glaubens"wahrheiten" so größer" sei.

 

Das ist ein Unterschied.

 

Betrachten wir dazu mal ein einfaches Beispiel: Wir haben in einem Kühlschrank 100 Joghurts. 50 sind ganz frisch, bei den anderen 50 ist das Verfalldatum überschritten, sagen wir mal um 3 Wochen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass verdorbene darunter sind, bei den abgelaufenen größer. Aber ich behaupte nicht, dass nicht auch einwandfreie darunter sind.

 

znaika.gif


 

Liebe Ute,

 

den Unterschied habe ich schon erkannt. Will dies ausdrücklich betonen. Allerdings sehe ich die Gefahr, dass glaubende Menschen, wenn sie dann auch noch zur katholischen Kirche gehören um so besser, pauschal jegliche Fähigkeit zur Kritik abgesprochen wird. Dies ist zumindest mein Eindruck in diesem Forum, aber ich kann mich täuschen. Die Kritikfähigkeit bei den Aposteln war durchaus vorhanden, was das Beispiel des heiligen Apostels Thomas zeigt. "Wenn ich nicht sehe, glaube ich nicht." Jesus verurteilt das nicht sondern fordert den Glauben. Das allein ist entscheident und steht meines Erachtens über dem Intellekt des Menschen.

 

Best wischis und gud neit

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Noch mal kurz zum eigentlichen Thema. Unser Pastor, dem ich indieser Hinsicht voll vertraue, hat mal darauf hingewiesen, daß die Zahl der 153 Fische eine eigene Symbolik hat. 153 ist die Zahl der in der Antike bekannten Fischarten. Das würde Martins Verweis auf Lk. 5, 1-11 bestätigen - ohne daß die Geschichte gleich ein "Nachtrag" zu sein braucht.

 

Liebe Grüße

 

Thomas

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Selbst wenn in der Antike exakt 153 Fischarten bekannt gewesen sein sollten, halte ich dies für eine kühne Theorie.

 

Wesentlich näherliegend erscheint mir, daß mit der Angabe einer genauen Zahl die Authentizität der Geschichte unterstrichen werden sollte.

 

Der Leser (bzw. Hörer) sollte denken: Wenn sogar feststeht, wieviel Fische gefangen wurden, dann muß der Rest der Geschichte auch stimmen.

 

Schlichten Gemütern kann man durch solche Tricks mächtig imponieren.

 

 

(Geändert von Cano um 12:56 - 30.April.2001)

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>daß die Zahl der 153 Fische eine eigene Symbolik hat.<

 

Es ist ein Geburtsdatum(in dem Fall auch meines) 15.3 Sternzeichen Fisch.

 

Spekulieren darf ich auch!

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Zitat von HAbeNUs am 12:33 - 30.April.2001

 

...... fordert den Glauben. Das allein ist entscheident und steht meines Erachtens über dem Intellekt des Menschen.

 

Na lieber HAbeNus,

 

das kann ja wohl nicht sein.

 

Glauben ist eine Verstandesangelegenheit und denken muss man schon können und sei es noch so wenig.

 

Gruß Pedrino

 

 

 

(Geändert von pedrino um 14:49 - 30.April.2001)

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Das mag wohl sein, lieber Torsten, allerdings wage ich die Behauptung, daß Du in der Gründung der Kirche eine weniger instrumentale Rolle spielst als die Apostel, denen Jesus am See Tiberias begegnete. Insofern würde ich die Zahlensymbolik bei allem Respekt nicht auf Dich beziehen.

 

Die Geschichte geht übrigens weiter mit einer erneuten Bestätigung des Petrus als Haupt der jungen Kirche.  Da kann man schon vermuten, daß das vorangegangene Fisch-Wunder eine Bedeutung hat, die damit in Zusammenhang steht.

 

Jesus fragt Petrus übrigens weder nach seinem Intellekt, noch nach seiner theologischen Vorbildung.Die einzige Frage, die er stellt (und zwar dreimal hintereinander), heißt: "Liebst Du mich?" Das beantwortet die Frage nach der wichtigsten Qualifikation für den Primus.

 

Liebe grüße

 

Thomas

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>Jesus fragt Petrus übrigens weder nach seinem Intellekt, noch nach seiner theologischen Vorbildung.Die einzige Frage, die er stellt (und zwar dreimal hintereinander), heißt: "Liebst Du mich?"<

 

Wenn Jesus das ist, als was ihr Christen(Paulus?) ihn hinstellt, dann hätte er nicht fragen brauchen.

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Katholische Morgenfeier des BR vom 29. April 2001

Autor: Werner Schrüfer

 

Verehrte Hörerinnen und Hörer,

das muss für unseren Papst Johannes Paul doch sehr überraschend gewesen sein. 1985, bei einem Besuch in Peru, kam es auch zu einem Treffen zwischen dem Papst und Indios, den in den Anden lebenden Ureinwohnern dieses Landes. Einige Vertreter der Indios wagten dabei eine erstaunliche Geste. Vor aller Öffentlichkeit gaben sie dem Papst die Heilige Schrift zurück. Dazu überreichten sie ihm einen Brief, in dem folgende Worte geschrieben standen: "Wir Indianer der Anden haben beschlossen, ihren Besuch zu nutzen, um ihnen ihre Bibel zurückzugeben; denn im Laufe von fünf Jahrhunderten hat sie uns weder Liebe noch Frieden noch Gerechtigkeit gebracht. Nehmen sie also bitte die Bibel wieder und geben sie sie unseren Unterdrückern zurück, weil diese die dort enthaltenen Moralvorschriften mehr brauchen als wir." Das war deutlich. Über die Reaktion des Papstes auf diese Geste hat man nichts gehört, aber ich kann mir vorstellen, dass es einen doch trifft, wenn einem gesagt wird: Das, was geschrieben steht, und das, was getan wurde, stimmt nicht zusammen. Diese Geste der Indios war an Klarheit nicht zu übertreffen: Weder Liebe, noch Frieden, noch Gerechtigkeit waren die Früchte des Christentums, dafür menschliche Kälte, Hass und Streit, Ungerechtigkeit und Ausbeutung. So ein Ergebnis einer jahrhundertelangen Geschichte ist wirklich kein Ruhmesblatt.

 

Unabhängig davon, dass es sicher auch bessere Erfahrungen mit Christen in Lateinamerika gegeben hat und gibt: Wie müssen da Christgläubige aufgetreten sein? In welcher Art haben die europäischen Eroberer und Einwanderer, die ja meist alle getaufte und gefirmte Christen waren, versucht, das Christentum zu vermitteln? Mit Respekt und Sensibilität, mit Erbarmen und Sorge, mit einer Kultur der Liebe - wohl weniger. Die Rückgabe der Heiligen Schrift an Papst Johannes Paul bedeutet: Die Vertreter des Christentums traten auf wie Herren, die Macht ausübten, wie Ausbeuter, die das Letzte aus den Kolonien herausholten, wie Wölfe, denen es eine Freude ist, Schafe und Lämmer zu jagen. Aber es waren doch Christen. In jeder heiligen Messe wurde ihnen gesagt: "Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt." Gott kommt nicht wie ein reißender Wolf, nicht wie ein despotischer Machthaber, sondern wie das Lamm, das trägt, duldet und sich hingibt. Kardinal Joseph Ratzinger hat einmal geschrieben: "Wem das Lamm sich ausliefert, der darf nicht selbst ein Wolf sein. Wer an Gott als dem Lamm glaubt, darf sich nicht wie ein Wolf verhalten." Großartig formuliert, aber die Wirklichkeit hat ein anderes Gesicht. Das wollten die Indios dem Papst verdeutlichen.

 

Eine Kultur der Liebe. Damit werden wir heute, am Dritten Sonntag der Osterzeit, konfrontiert. Noch einmal berichtet uns die Frohbotschaft des heutigen Tages, genommen aus dem Schlusskapitel des Johannes-Evangeliums, eine Begegnung mit dem Auferstandenen. In ihrer Eindringlichkeit und persönlichen Gestimmtheit gehört sie zu den ergreifendsten Texten der ganzen Heiligen Schrift: "In jener Zeit offenbarte Jesus sich den Jüngern noch einmal. Es war am See von Tiberias. Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweitenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum drittenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum drittenmal gefragt hatte: Hast du mich lieb? Er gab ihm zur Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, das sage ich dir: Als du noch jung warst, hast du dich selbst gegürtet und konntest gehen, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!" (Joh 21, 1.15 - 19)

Liebe Hörfunkgemeinde,

Jesus nimmt seinen Petrus anständig ins Kreuzverhör. Aber nicht, um ihn um jeden Preis zu beschämen, auch wenn bei der dritten Frage Petrus beinahe in Tränen ausbricht. Er weiß ja, worauf Jesus anspielt. Dreimal hat er noch vor kurzem geleugnet, ihn überhaupt zu kennen. Dazu steht seine jetzige Beteuerung - natürlich liebe ich dich - in erheblichem Kontrast. Mit der einen Frage Jesu, dreimal gestellt, wird dem Petrus Gelegenheit geboten, sein früheres, schweres Versagen aufzuarbeiten, um die Realität der Vergebung und des Neuanfangs hautnah zu erfahren. Der Auferstandene selbst, der weder schwerhörig noch begriffsstutzig ist, stellt mit seiner bohrenden Zudringlichkeit, immer dieselbe Frage zu stellen, das zerbrochene Verhältnis zu seinem Jünger und Freund wieder her. Petrus geht aus dieser tiefen Erschütterung als ein verwandelter, neuer Mensch hervor. Nur das befähigt ihn auch dazu, die Nachfolge Jesu anzutreten und den Auftrag "weide meine Lämmer" zu erfüllen, jetzt auch unter Einsatz und Verlust des eigenen Lebens.

 

Jesus packt seinen Petrus an der empfindlichsten Stelle: mit der Frage nach der Liebe. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass es in der Heiligen Schrift immer dann höchst spannend wird, wenn Fragen gestellt werden? Und Antworten erwartet werden. Dann wird es schwer, einfach zur Tagesordnung überzugehen. Fragen verlangen Antworten, meist persönliche und konkrete. Fragen: da muss ich mich einbringen, da wird von mir Nähe erwartet. Fragen: jetzt gilt es, sich darauf einzulassen und nicht davon zu laufen. Was für ein Wort: Kreuzverhör - auch nach Ostern fordert der Karfreitag seine Berechtigung ein. Das Kreuzverhör mit Petrus ist wirklich eine Zeugenvernehmung. Petrus muss jetzt sagen, wie er zu seinem Herrn steht. Er muss jetzt endgültig lernen, wie es um ihn und sein Leben bestellt ist. Ob er bereit ist, sich ganz und gar an diesem Gekreuzigt-Auferstandenen festzumachen? Ob er bereit ist, sich jetzt nicht mehr schnell und oberflächlich herauszureden, nicht mehr herumklüngeln und gescheite Sätze sagen, sondern diesen Herrn und Meister zu lieben bis in den Tod?

Das Kreuzverhör fragt unerbittlich nach einer ganz persönlichen Kultur der Liebe des Petrus zu seinem Erlöser. Mich erinnert das an eine Szene, die der dänische Philosoph Sören Kierkegaard dichtete: Am Jüngsten Tag fragt Gott einen Professor, ob er zuerst nach der Liebe zu Christus getrachtet habe. Der Professor antwortet, nein, er wisse aber, wie dieser Bibelvers in neun Sprachen heiße. "Du Pfuscher!", ruft da ein Posaunenengel und gibt ihm einen solchen Backenstreich, dass er mehrere tausend Meilen wegfliegt. Das hier Gemeinte drückt Kierkegaard an anderer Stelle mit dem unmissverständlichen Satz aus: "Es ist das Unglück der Christenheit, das Christentum zu einer bloßen Lehre gemacht zu haben...Das Christentum ist keine Lehre, sondern Existenzmitteilung." Menschen, die täglich das Vokabular des Christentums auf der Zunge haben, ohne im Herzen Christ zu sein, waren Kierkegaard zuwider. Genau darum geht es in unserer österlichen Szene, bei der Jesus seinen Petrus an den Eingeweiden von Glaube, Hoffnung und besonders von Liebe packt. Mit seinen Fragen teilt er seinem Jünger mit, in welcher Existenz er zu leben hat: in der Liebe und Hingabe. Auf anderes braucht er gar nicht zu setzen. Die Liebe zu Christus ist die einzige Bedingung für die Berufung des Petrus, seinem Herrn nachzugehen, auch dorthin, wohin er nicht will.

 

Liebe Hörerinnen und Hörer,

der Schriftsteller Martin Walser ist der Überzeugung, dass Glück und Liebe heute zu leichtfertigen Konfektionswaren geworden sind. Alle reden von Liebe, jeder meint etwas anderes und am Ende, diese Gefahr besteht, ist sie ein Muster ohne Wert geworden. Auch diese so kostbaren Güter wie Glück und Liebe laufen Gefahr, durch Oberflächlichkeit und Banalisierung kaputtgemacht zu werden. Denn genau gegen die Banalisierung unseres Lebens hilft nur eines: die Erfahrung einer tiefen Liebe. Wer liebt und wer geliebt wird, spürt die Einzigartigkeit seines Daseins. Petrus kann davon nach Karfreitag und Ostersonntag ein vielstimmiges, aber glaubhaftes Lied singen. Im Unterschied zu anderen Religionen, in denen vor allem die Überzeugung herrscht, Gott sieht dich, überzeugt das Christentum mit der Gewissheit: Gott liebt dich. Dieser Liebe gilt es Antwort zu geben.

Was meint also Liebe in diesem Zusammenhang?

 

Von Liebenden sagt man: Sie gehen miteinander. Ich mag diese Redewendung, weil in ihr zum Ausdruck kommt: Die Beziehung zwischen zwei Menschen, die Beziehung auch zwischen Gott und uns ist nie etwas Fertiges, Abgeschlossenes, ist kein Besitz, sondern immer ein Unterwegs-Sein, ein Miteinandergehen und gegenseitiges Kennenlernen vom Heute ins Morgen. Auch Liebenlernen im Glauben geht nicht automatisch und ist nicht mit einem kurzen Morgen- und Abendgebet abgeschlossen. Wie lange braucht ein Mensch, bis er von sich sagen kann: Mein Glaube an Christus ist wie eine tiefe Liebe? Das Gegenbild lautet dann: "bei denen geht jeder seine eigenen Wege". Da haben sich die Gemeinsamkeiten erschöpft, jeder denkt und macht was er will und die Wege führen auseinander. Wenn Leute davon erzählen, wie sehr sie - beispielsweise in ihren Kinder- und Jugendjahren - voller Eifer für den Glauben waren, dass sie sich ein Leben ohne Gott überhaupt nicht hätten vorstellen können, und jetzt, nach vielen Jahren, ist alles vertrocknet und erkaltet, dann macht mich das sehr traurig. Man ist sich fremd geworden, andere und anderes ist wichtiger und entscheidender geworden. Die Liebe auf Sparflamme, eigentlich schade; ein Widerspruch in sich.

 

Von Liebenden sagt man: Sie sehen sich gern. Welch entscheidende Bedeutung für den Menschen das Blicken in das Gesicht eines geliebten Menschen hat, wird daran deutlich, dass die Psychologie von "face-to-face-Beziehungen" spricht. Noch bevor wir ein Wort sagen, bringen wir durch unser Gesicht Zuneigung und Ablehnung zum Ausdruck. Wir sagen: "wenn Blicke töten könnten", oder "geh mir aus den Augen" oder "den kann ich nicht mehr sehen". Das Wort An-Sehen hat durch Christus einen neue Wirklichkeit erhalten. Noch der Psalmist hoffte im Gebet: "Herr, las dein Angesicht über uns leuchten!" Wir können sagen, dass Gott uns in Christus An-Sehen geschenkt hat. Er geht nicht an uns vorüber, wir sind ihm nicht egal, er braucht uns. Sein Ruf, ihm zu folgen, kann ohne dieses konkrete und persönliche An-Sehen nicht gelingen. Dreimal stellt Christus dem Petrus die Frage nach der Liebe. Nicht mehr Gott oben, distanziert und autoritär, und der Mensch unten, zitternd und unsicher, was er vom Leben zu halten hat. Zwischen Christus und Petrus geschieht Liebe auf Augenhöhe. Jetzt sehen sie sich gern, weil der Herr seinem Verleugner einen Neuanfang schenkt. Jetzt braucht Petrus nicht mehr davonlaufen und sich die Seele aus dem Leib weinen, weil er seinen Freund verraten hat. Christlicher Glaube ist Liebe auf Augenhöhe, vertrauensvoll und beständig.

 

Liebende sagen zueinander: Ich mag dich gut leiden. Wenn die Sprache Recht hat, dann hat Liebe auch etwas mit Leiden zu tun. Das klingt nicht sehr einladend. Aber dieses Wort sagt uns ganz deutlich, dass ich dort, wo ich einen Menschen zu lieben beginne, auch in ihm zu leiden habe und er an mir. Liebe bedeutet somit: aus meiner eigenen Verwundbarkeit die Verwundbarkeit des anderen zu verstehen und anzunehmen. Exakt in dieser Beschreibung von Liebe begegnet uns Christus in seinen Fragen an Petrus. Der Auferstandene, der seine Wunden nicht verbirgt, erkennt die Verwundbarkeit seines Freundes. Nach dem Verrat des Gründonnerstag nun dreimal nach liebender Treue gefragt zu werden. Und wenn Petrus antwortet: "Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich lieb habe", dann ist das zugleich ein Bekennen: Herr, ich mag dich gut leiden, so wie du mich geliebt hast, bis hin zu deinem Leiden am Kreuz.

 

Eine chassidische Geschichte berichtet von einem Gespräch zweier Dorfleute. Erster sagte: Sage mir, Freund, liebst du mich? Zweiter: Ich liebe dich sehr. Erster: Weißt du, Freund, auch was mir weh tut? Zweiter: Wie kann ich denn wissen, was dir weh tut? Erster: Wenn du nicht weißt, was mir weh tut, wie darfst du auch nur sagen, dass du mich lieb hast? Verstehst du, lieben, wirklich lieben, heißt wissen, was dem anderen weh tut.

Der Ertrag dieses kleinen Dialogs führt uns wieder an den See von Tiberias. Lieben, wirklich lieben, heißt wissen, was dem anderen weh tut. Um so eine Liebe wirbt Jesus Christus bei Petrus. Und bei allen, die sich Christen nennen. Das ist nun nicht mehr diese leichtfertige Konfektionsware, für 2 Mark 50 breitgetreten im Groschenroman und in den Seifenopern der Vorabendprogramme. Diese Liebe geht aufs Ganze, weil sie die Wunden, Sorgen und Nöte des anderen im Blick hat. Mag sein, dass Petrus deshalb so erschüttert ist über das dreimalige Gefragtwerden, weil er merkt, dass seine Liebe zu Christus vor dem Karfreitag nur großspuriges, egoistisches Gerede war, ohne ehrliche, mutige und manchmal schmerzenbereitende Hingabe. Das muss sich ändern, und es wird sich ändern.

 

Verehrte Hörerinnen und Hörer,

angenommen, wir wollen die Heilige Schrift, trotz mancher Enttäuschungen und Unzulänglichkeiten, nicht zurückgeben, angenommen, wir lassen diese Frage Jesu: Liebst du mich? auch an uns direkt heran: Was kann dies für mich und mein Leben als Christ bedeuten? Geschieht dann dies, was in dem Gebet, das man Franz von Assisi zuschreibt, gesagt ist: "Nicht dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe." Da heißt es durchatmen. Wie sehr laufe ich Gefahr, es als Verlust an Lebensqualität abzuwehren, wenn es nicht mehr um mich geht. "Führen wohin du nicht willst", wird dem Petrus prophezeit. Gott sei Dank, dass da zugleich immer schon die andere Erfahrung ist in meinem Leben: "Wer dahingibt, der empfängt; wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen, und wer da stirbt, der erwacht zum ewigen Leben." Das ist eine Kultur der Liebe, die sich sehen lassen kann.

Aber noch immer treibt mich die Frage um: Liebst du mich? Wenn's in unserem christlichen Glauben gerade bei den Fragen spannend und herausfordernd wird, dann muss es doch auf diese Frage mehr geben als die Antwort: Ja, Herr. Das Kreuzverhör durch Jesus wartet auf Resultate. Könnte meine Zusage zur Liebe nicht beispielsweise wie folgt in die Praxis meines Lebens übersetzt werden:

 

Auf sein Wort mehr hören, als auf die Worte der Menschen; das ist eine große Kunst, gerade bei den unzähligen Worten, die uns umgeben.

Sich ganz bewusst einen Menschen aus meinem Bekanntenkreis herausnehmen, der gegenwärtig Schweres zu tragen hat, und ihn ins tägliche Gebet nehmen.

Nicht der eigenen Leistungskraft allein vertrauen, sondern sich der Liebe und Sorge Gottes anvertrauen.

Sich seiner Gegenwart immer wieder bewusst werden, gerade auch in der Stille und Aufgewühltheit einer Nacht, in der ich keinen Schlaf finde.

Es heißt, Liebe mache erfinderisch. Dann sind uns keine Grenzen gesetzt, der Liebe Taten folgen zu lassen.

 

Wir wollen beten:

Las uns deiner Liebe trauen, Gott, guter Freund,

wenn wir enttäuscht sind, wenn wir verloren haben oder traurig sind.

Dann rühre uns an und wecke deine Liebe in uns auf, dass wir uns nicht verschließen, sondern offen bleiben für das ganze Leben.

Gib uns die Liebe als starke Kraft und Schutz in bösen Zeiten, las sie nicht nur ein Wort für gute Tage sein.

Mach du uns fähig, Schmerz anzunehmen, wenn es sein muss, und ihm zu widerstehen, wo wir können.

Und wenn wir um der Liebe willen leiden müssen, dann las uns wachsen, stärker werden.

Las Jesu Liebe, die ans Kreuz ging, auferstehn in uns.

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Welch überaus intelligenter Beitrag, Torsten! Wenn Jesus das ist, als was wir ihn hinstellen, hätte er die Evanmgelien auch selber schreiben können.OH Yeaaaaahhhhh

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>angenommen, wir lassen diese Frage Jesu: Liebst du mich? auch an uns direkt heran: Was kann dies für mich und mein Leben als Christ bedeuten? Geschieht dann dies, was in dem Gebet, das man Franz von Assisi zuschreibt, gesagt ist: "Nicht dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste; nicht dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe; nicht dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe." Da heißt es durchatmen. Wie sehr laufe ich Gefahr, es als Verlust an Lebensqualität abzuwehren, wenn es nicht mehr um mich geht. "Führen wohin du nicht willst", wird dem Petrus prophezeit.<

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Hallo Explorer, bin erst jetzt auf den Schrüter Text gestoßen, den Du hier rein gesetzt hast, während ich mich über Torsten geärgert habe. Trifft das Thema ziemlich gut - auch wenn der Possaunenengel von Herrn Kierkegaard wohl noch was in Sachen Liebe lernen muß... :)

 

Liebe Grüße

 

thomas

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Diese Osterevangelien, in denen der Auferstandene plötzlich da ist und wieder verschwindet sind mir besonders wichtig geworden, weil sie eine Antwort auf die Frage geben: Wo ist Gott? Er ist an unserem Lebensweg, in Situationen, in denen wir es nicht erwarten. Und er ist derjenige, der uns stärkt mit seiner Gegenwart und seinem Mahl, das er für uns bereitet hat. Der Auferstandene kann überall sein, doch er ist am liebsten bei den Menschen. Und wie zeigt er sich. Indem er sich anderer Menschen und Situationen bedient. In welchem Freund, Freundin, Mitschüler, Lehrer, Lebenspartner/in ist mir schon der Auferstandene begegnet??? Kann es sein, daß er da ist?? Und daß wir meist in der Rückschau auf den Tag ihn erst erkennen als denjenigen, der unser Leben trägt? Und daß wir uns dann abends fragen, wenn wir ihn entdeckt haben: BRANNTE UNS NICHT DAS HERZ?!

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