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Widerstand im Nationalsozialismus


Franziska

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Zur Einleitung dieses Threads möchte ich auf den Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Huber, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft an der Katholischen Universität Eichstätt, aufmerksam machen. Wolfgang Huber ist der Sohn von Prof. Dr. Kurt Huber, Mitglied der Weißen Rose und im Juli 1943 hingerichtet.

 

Es "sollte historical correctness darin bestehen, bei der Darstellung historischer Ereignisse oder geistesgeschichtlicher Strömungen parteipolitische Vereinnahmungen zu vermeiden, Ereignisse nicht vorsätzlich auf einige, wenige spektakuläre Persönlichkeiten einzuschränken und nach Möglichkeit die historischen Fakten nicht ausschließlich mit der Brille der Gegenwart und ihrer Wertvorstellungen zu sehen."

 

(angeregt durch Wally, die ich gerne zur Diskussion dieses Themas in die GG einladen möchte, wenn ich det darf). Und natürlich auch Inge.

:blink:

bearbeitet von Franziska
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Es ist nicht leicht, mit der obigen Vorgabe, auf die Wally hingewiesen hat, einen Thread zum (kirchlichen) Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu beginnen, denn "Widerstand" ist so vielfältig wie die vielen Menschen, die ihn geleistet haben.

 

Erst heute früh ist mir eingefallen, welchen Faden aus einem ganzen Gewirr von Fäden ich aufgreifen könnte, um daran das Thema festzubinden.

 

Vor ungefähr 10 Jahren lernte ich zufällig die 1946 in New York geborene Historikerin Emily C. Rose als scheinbar ganz gewöhnliche Touristin vor dem Haus kennen, das einst Moises Kaz gehört hatte, der "seine" Stadt vor Napoleon rettete, obwohl sie ihm und seiner Familie zur damaligen Zeit zwar den Aufenthalt gestattete, aber nicht das Bürgerrecht einräumte.

 

Emily C. Rose's Beschreibung der Lebensverhältnisse ihrer jüdischen Vorfahren im christlichen Süddeutschland endet in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, als nicht nur zahlreiche Christen, sondern auch viele Juden aus wirtschaftlichen Gründen nach Amerika auswanderten.

Das Verhältnis zwischen Christen und Juden, wie sie es für die damalige Zeit zusammenfasste, dürfte sich - trotz des überall in Europa erneut aufflammenden Antisemitismus - auch bis zur Ergreifung der Macht durch die Nationalsozialisten in der süddeutschen "Provinz", auf die ich mich hier zunächst beschränken möchte, nicht wesentlich anders gestaltet haben:

 

Man lebte in freundlichem Nebeneinander, respektierte die Bräuche der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft, ohne sie zu verstehen und ohne wirklich vom jeweils anderen (Glauben) etwas zu wissen.

 

Emily C. Rose schreibt am Ende ihres Buches, nachdem sie den Lebensweg ihrer in der 2. Hälfte des 19. Jh. in die USA ausgewanderten Vorfahren nachgezeichnet hat, über die in Württemberg gebliebenen Juden:

 

"Die Zeit, in der diese (integrativen, Anm. von mir) Veränderungen stattgefunden hatten, war, verglichen mit dem Verlauf der jahrtausendealten Geschichte der Juden, unglaublich kurz. Binnen vier Generationen - in weniger als einem Jahrhundert - hatten die Juden politische, gesetzliche und wirtschaftliche Hindernisse überwunden, um besser zu leben und ihren Kindern neue Möglichkeiten zu eröffnen... (sie) waren nun Juden, die sich als Deutsche begriffen... (Sie) entschieden sich, als kleine Minderheit der Bevölkerung in Württemberg zu leben. Sei fühlten sich in einem geeinten Vaterland sicher. Sie blieben - als jüdische Deutsche, Deutsch-Juden und deutsche Bürger jüdischen Glaubens."

 

Anmerkung von mir: "Gegen" die Kirchen (ob nun protestantisch oder katholisch) wäre diese Integration nicht möglich gewesen. Es waren übrigens Katholiken, einschließlich der Geistlichkeit, die sich in einer Petition an die württembergische Regierung 1862 dafür einsetzten, dass Juden "Mischehen" mit Christen erlaubt werden sollten. Teils führte das schließlich zu einer "Assimilation" der jüdischen Ehepartner, die irgendwann zum christlichen Bekenntnis konvertierten, nachdem ihre Kinder schon christlich getauft worden waren. Dass der Assimilationsgedanke die katholischen Unterzeichner der Petition geleitet haben soll, ist jedoch eine durch nichts zu belegende Unterstellung.

 

Die zahlreichen mittelalterlichen Häuser, die entlang des Fronleichnamsprozessionsweges in der Stadt von Moises Kaz in jüdischem Besitz waren, wurden am Fronleichnamstag und bis in die nationalsozialistische Zeit hinein ebenso prächtig geschmückt wie die Häuser der katholischen Nachbarn.

Am für die katholische Stadt typischen, hoch ritualisierten Fasnachtstreiben, nahmen Juden im allgemeinen nicht teil (wären daran aber auch nicht gehindert worden), der Rabbiner achtete beinahe strenger als die christlichen Fasnachter darauf, dass die christlichen Freunde seiner halbwüchsigen Söhne die Rituale einhielten und nicht allzu sehr über die Stränge schlugen.

Das Pessachfest wurde von christlichen Kindern jedes Jahr sehnsüchtig erwartet, sie waren regelrecht versessen auf die Mazze, die sie anlässlich dieses jüdischen Festes von den Müttern ihrer jüdischen Schulfreunde geschenkt bekamen.

Wo es nötig war, steuerten christliche Nachbarn das "Baumaterial" zum jüdischen Laubhüttenfest bei.

 

"Der (katholische) Kaplan, der Teufel und der Jude" waren in den 1920er-Jahren ein stadtbekanntes Trio, das einmal wöchentlich im Stammlokal der Honoratioren Skat zu dreschen pflegte. Der katholische Kaplan hieß Hubert Farny, pflegte eine herzliche Freundschaft mit dem Rabbiner und geriet gleich nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten ins Visier der neuen Machthaber. Der "Teufel" war ein christlicher Geschäftsmann, der eben Teufel hieß, der "Jude" Herausgeber einer liberalen Tageszeitung.

 

Zwischen der katholischen Kirchengemeinde (die Stadt ist überwiegend katholisch) und der zahlenmäßig kleinen, aber sehr rührigen jüdischen Gemeinde bestand seit Jahrzehnten ein freundlich-distanziertes Einvernehmen: man respektierte sich, insbesondere wurde von christlicher Seite respektiert, dass die jüdische Gemeinde ihre Angelegenheiten selber regelte. Als im württembergischen Parlament

 

Heile Welt? Sicher nicht - das Unheil lauerte unter der Oberfläche.

 

Was dem "Kaplan, dem Teufel und dem Juden" gemeinsam war? Dass sie Hitler und die Nationalsozialisten unterschätzten und sie für einen vorübergehenen "Spuk" hielten. Sie sind sicher nicht die einzigen gewesen, die sich darin gründlich getäuscht haben: der Kaplan Hubert Farny, aus typisch oberschwäbisch-katholischem und damit antinationalsozialistischem Milieu stammend, wie auch der liberale jüdische Zeitungsherausgeber.

 

Sicher haben sie auch den latenten, bis 1933 verborgen schwelenden Antisemitismus unterschätzt. Doch wo dieser vorhanden war, konnte man erkennen, als er sich nach 1933 Bahn brach: nicht in "der Kirche" (hier ist die städtische Kirchengemeinde gemeint), sondern bei im beschaulichen kleinstädtisch-kleinbürgerlichen Milieu als "unterprivilegiert" betrachteten und gerne übersehenen, vielleicht sogar von den "Bürgerlichen" verachteten "kleinen" Leuten, die sich, kaum waren sie in eine SA-Uniform geschlüpft, "ganz groß" fühlten und ihre ungebremsten Aggressionen an "den Juden" ausließen, bei denen es sich in der Mehrzahl übrigens nicht um wohlhabende Geschäftsleute, sondern eben auch um "kleine Leute" handelte, die zur damaligen Zeit täglich für die Aufrechterhaltung ihrer Existenz kämpfen mussten.

 

"Der Jude" - der liberale Zeitungsherausgeber - hat, an den Rollstuhl gefesselt, nach der sogenannten "Reichskristallnacht" einige Monate bis zur Emigration im Haus meiner Großeltern verbracht. Emigrieren konnte er, weil die Nachkommen der in der zweiten Hälfte des 19. Jh. nach Amerika ausgewanderte Juden aus der Stadt des Moises Kaz für diesen und für zahlreiche andere, inzwischen schon "weitläufige" Verwandte bürgten.

 

Bitte versteht diesen Beitrag als einen Versuch, "durchschnittliche" Lebensverhältnisse und Beziehungen zwischen Christen und Juden vor 1933 in der "süddeutschen Provinz" zu beschreiben. Ich denke, dies ist ein Ansatz, von dem man ausgehen kann, wenn man das keineswegs "einheitliche" Verhalten von Christen gegenüber ihren jüdischen Mitbürgern (und auch gegenüber dem Nationalsozialismus) erfassen und, soweit möglich, auch verstehen möchte.

bearbeitet von Franziska
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Eine Vielzahl von Einzelschicksalen von Katholiken während der Zeit des Nationalsozialismus ist der breiteren Öffentlichkeit sicherlich nicht bekannt. Einige sind jedoch auf folgender Internet-Seite kurz dargestellt:

Märtyrer des Erzbistums Köln

 

Diese Aufzählung von herausragenden Persönlichkeiten ist bei weitem nicht abschließend und kann daher nur einen ersten Einblick geben.

 

Wahrheitswidrig bleibt jedoch die Behauptung, die katholische Kirche sei gegen den Terror des Nationalsozialismus blind oder aus ihrer Gesinnung heraus anfällig für das menschenverachtende System des NS-Regimes gewesen.

 

GsJC

Raphael

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Vor einiger Zeit habe ich hier einen Thread über "Sebastian Blau" eröffnet.

Sebastian Blau ist ein Pseudonym, unter dem in den 1920er Jahren ein junger, in der katholischen Bischofsstadt Rottenburg geborener Buchhändler und Journalist Mundartgedichte zu veröffentlichen begann. Sein bürgerlicher Name war Josef Eberle, ich zähle ihn zu den guten Katholiken, die den eigenen Glauben und das eigene Milieu mit einer gehörigen Portion Humor und Augenzwinkern zu beschreiben vermochten.

 

Josef Eberle aus Rottenburg hat Ende der 1920er Jahre eine Jüdin aus Rexingen geheiratet. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten hat er seine für die damalige Zeit sehr verantwortungsvolle Position als Leiter der Vortragsabteilung des Süddeutschen Rundfunks auf der Stelle verloren. Er hatte - das muss um 1932 gewesen sein - als Abteilungsleiter das Ansinnen eines gewissen Herrn Adolf Hitler abgelehnt, im Süddeutschen Rundfunk und im Rahmen eines "Vortrags" zu den Hörern sprechen zu dürfen. Josef Eberle blieb auch nach 1933 mit seiner jüdischen Frau verheiratet.

 

Er zog in das Haus seiner jüdischen Schwiegereltern in Rexingen bei Horb (wo es eine bedeutende Synagoge gab) und verdiente den Lebensunterhalt weiterhin mit Mundartgedichten, die unter dem Pseudonym Sebastian Blau veröffentlicht wurden. Bis die Nationalsozialisten spitz bekamen, wer sich hinter Sebastian Blau verbarg und nun eben auch "Sebastian Blau" Schreibverbot erteilten. Wie er's im einzelnen angestellt, sich und seine Frau durch's "Dritte Reich" zu bringen, ist nie vollständig bekannt geworden. Ende 1944/Anfang 1945 ist er jedenfalls mit seiner jüdischen Frau, die trotz "privilegierter Ehe" jetzt von der Deportation bedroht war, unter- und erst nach Kriegsende wieder aufgetaucht.

 

Aus dem einen oder anderen seiner schwäbischen Mundartgedichte klingt (jedenfalls für meine Ohren) die Wehmut an, mit der er seine jüdischen Verwandten aus dem Dorf Rexingen emigrieren sah. Die Siedlung Shavei Zion in der Nähe von Naharija/Israel ist eine Gründung von zehn rechtzeitig emigrierten Familien aus Rexingen. Bis vor wenigen Jahren konnte man dort noch von Augenzeugen erfahren, wie unterschiedlich die ehemaligen christlichen Nachbarn auf die einsetzende Verfolgung der Juden nach 1933 reagierten: Viele unterstützten die jüdischen Familien im Ort, wie sie konnten, andere mieden sie, wohl aus Angst, selbst belangt zu werden, wieder andere reagierten mit offener Feindseligkeit. Dass seitens der aus Rexingen nach Shavei Zion emigrierten Juden jedoch pauschale Vorwürfe an "die Kirche" oder "die Kirchen" erhoben worden wären, ist mir bis jetzt nicht zu Ohren gekommen.

bearbeitet von Franziska
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Eine Vielzahl von Einzelschicksalen von Katholiken während der Zeit des Nationalsozialismus ist der breiteren Öffentlichkeit sicherlich nicht bekannt. Einige sind jedoch auf folgender Internet-Seite kurz dargestellt:

Märtyrer des Erzbistums Köln

 

Diese Aufzählung von herausragenden Persönlichkeiten ist bei weitem nicht abschließend und kann daher nur einen ersten Einblick geben.

 

Wahrheitswidrig bleibt jedoch die Behauptung, die katholische Kirche sei gegen den Terror des Nationalsozialismus blind oder aus ihrer Gesinnung heraus anfällig für das menschenverachtende System des NS-Regimes gewesen.

 

GsJC

Raphael

Natürlich sind da beeindruckende Persönlichkeiten bei, aber nicht nur.

 

Die Verantwortlichen haben geglättet und beschönigt.

 

Mindestens einer dieser "Märtyrer" war Lokalpolitiker, erlitt nach 1933 Benachteiligungen, beantragte die Aufnahme in die NSDAP, wurde kurz vor Kriegsende im Rahmen einer allgemeinen Razzia verhaftet, kam einige Wochen ins KZ, hatte Verbindungen, wurde entlassen, verstarb aber wenige Monate später.

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Hallo Franziska,

danke für die Einladung.

 

Ich möchte Eure Aufmerksamkeit auf einen anderen Wahl-Schwaben lenken, nach dem die Kirche benannt ist, in die ich jahrelang zum Kindergottesdienst ging: ->Dietrich Bonhoeffer.

April 1933 forderte er praktische Solidarität mit den verfolgten Juden -- einerlei welche Konfession sie haben:

"Die Kirche ist den Opfern jeder der Dienst an den Opfern des Staatshandelns. Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören. »Tut Gutes an jedermann.« "

 

Als Mitbegründer der ->Bekennenden Kirche forderte er eine kritische Distanz zum (insbesondere faschistischen) Staat: ->Barmer Erklärung

 

->hier noch einige theologische Lit-hinweise zu Bonhoeffer

bearbeitet von Wally
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"Die Kirche ist den Opfern jeder der Dienst an den Opfern des Staatshandelns. Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören. »Tut Gutes an jedermann.« "

Das hatte ich doch neulich im Zusammenhang mit Sophie Scholl zitiert ("ins Rad fallen") - ein Vortrag aus 1933, soweit ich mich erinnere.

 

Übrigens war eine der Schwestern Bonhoeffers mit einem Juden verheiratet und ist mit diesem nach England emigriert.

bearbeitet von Franziska
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Leider sind die meisten "Augenzeugen" ja schon verstorben.

 

Ich habe neulich einen Erfahrungsbericht vom evangelischen Jugendpfarrer Wilhelm Busch der in der Nazi-Zeit in Essen tätig war gehört.

 

Ich hoffe der Link funktioniert:

 

http://www.sermon-online.de/search.pl?lang...tegory=0&play=0

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Gibt es eigentlich eine vernünftige Lektüre, die sich sachlich mit dem Verhalten der deutschen Bischöfe gegenüber der tausendjährigen Reichsregierung befasst und dabei auch Quellen, Hirtenbriefe z.B. u.ä, veröffentlicht?

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Gibt es eigentlich eine vernünftige Lektüre, die sich sachlich mit dem Verhalten der deutschen Bischöfe gegenüber der tausendjährigen Reichsregierung befasst und dabei auch Quellen, Hirtenbriefe z.B. u.ä, veröffentlicht?

Ausschließlich auf das Tausendjährige Reich gezielt und beschränkt, weiss ich gerade nichts. Was sich da abgespielt hat, wird aber auch ohne "Vorgeschichte" nicht verständlich und bleibt in der Luft hängen.

 

Aktuell fällt mir ein:

frings.jpg

 

oder auch:

 

albert.jpg

 

Aus der Ankündigung:

 

Spätestens seit Heinrich Bölls 1959 erschienenem Roman "Billard um halb zehn" ist bekannt, daß die Mönche von Maria Laach Hitlers Machtergreifung begeistert feierten. Erst Anfang 1934 distanzierte sich der Konvent vom Regime, so daß Adenauer von einer "wahren - sehr offen zugegebenen - Götterdämmerung" sprach.

Die politischen Einlassungen der Laacher Mönche fanden damals große Beachtung und führten zu scharfen Auseinandersetzungen. Zahlreiche neue Quellenfunde ermöglichen es nun, erstmals einen minutiösen Überblick über die Ereignisse zu geben. Dabei werden die Gründe für die Entstehung der rechtskonservativ-nationalistischen Positionen der führenden Mönche der Abtei und ihre Einbettung in das Lager der Rechtskatholiken sorgfältig analysiert. Ebenso gründlich wird die Frage erörtert, warum sich die Abtei bereits nach einem Jahr von ihren bisherigen Positionen abwandte.

 

Nicht zu vergessen auch:

 

Wolfgang Knauft:

Konrad Graf von Preysing - Anwalt des Rechts.

Morus-Verlag, 1998 (glaub ich).

 

Ich schau mich weiter um...

bearbeitet von Franziska
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Aus der Arena hierher kopiert, da ich der Meinung bin, dass die beiden Beiträge, die ich dort eben untergebracht habe, hier besser aufgehoben sind:

 

Pius XII wusste übrigens schon 1943 von der Existenz von Massenvernichtungslagern für Juden.
Das ist nachweislich falsch
Aha.

Was dachte der Heilige Stuhl denn, wohin 1943 die Juden "'vor der Haustür' des Vatikans" hin deportiert wurden?

 

Hallo Wally,

 

offen gesagt - ich musste auch dreimal leer schlucken, als ich deine Frage gelesen habe (kein Wunder, dass Thomas sie in den falschen Hals bekommen hat).

 

"Was dachte der Vatikan"??? Der Vatikan brauchte sich nichts zu denken, der Vatikan wusste, was den Juden drohte. Dazu brauchte er nicht erst durch die Briten aufgeklärt zu werden (abgesehen davon: was hätte er unternehmen sollen - die Schweizergarde mit Hellebarden in die KZs schicken?).

Der Vatikan hat sich aber sehr wohl was gedacht, als er sich nicht zu den Judendeportationen aus Rom äußerte: Was sollte eine Brandrede des Papstes, die im Jahre 1943 keinen Juden vor der Deportation bewahrt hätte? Stattdessen hatte der Papst längst Anweisung erteilt, möglichst viele Juden vor dem Zugriff der Nazis zu retten (Kardinal della Costa, Erzbischof von Florenz). Diese Anweisung gibt es selbstverständlich auch nicht schriftlich. Aber auf die Anerkennung dieser Aussage als entlastenden "Beweis" durch Volker verzichtet die Kirche ebenso gerne wie ich.

 

In Florenz hatten Nonnen 50 jüdische Waisenkinder aufgenommen. Sie wurden anlässlich einer deutschen Razzia entdeckt und abtransportiert. Sie sind alle in Konzentrationslagern umgebracht worden - mit Ausnahme der beiden jüngsten, zwei kleinen Mädchen, die die Oberin des Konvents unter ihrem Ordenshabit versteckt hatte.

 

Im Jahre 1955, aus Anlass des 10-jährigen Gedenkens des Kriegsendes, hat die jüdische Gemeinde Italiens zahlreiche Christen, die an der Rettung von italienischen Juden beteiligt waren, mit Medaillen ausgezeichnet. Der "Flüchtlingsbeauftragte des Vatikans" während des Zweiten Weltkrieges, damals ein namentlich relativ unbekannter Monsignore, war inzwischen zum Kardinal ernannt worden und lehnte die Auszeichnung ab: "Ich handelte im Einklang mit meiner Pflicht, und dafür gebührt mir kein Orden." Acht Jahre später wurde Kardinal Montini, Erzbischof von Mailand, zum Papst gewählt und als Paul VI. bekannt.

 

Ich hasse es, in einem Zusammenhang wie diesem mit "statistischen" Zahlen zu operieren, komme jetzt aber nicht dran vorbei. Im Gegensatz zu Deutschland, haben in Italien 80 % der verfolgten Juden den Holocaust überlebt. Das hat verschiedene Ursachen, u.a. dass die Judendeportationen erst einsetzten, als die Deutschen Italien (und Rom) besetzten. Trotzdem würden nicht so viele Juden diese Monate überlebt haben, wenn es sich bei den Christen, die ihnen halfen, um "Einzeltäter" und "Ausnahmen" gehandelt hätte, wie Volker hier andauernd herumproletet.

 

Der Stadt Assisi kam bei der Rettung der italienischen Juden eine Schlüsselposition zu. In Assisi selbst erlebten 300 zumeist in Klöstern versteckte Juden jeden Alters, vom Greis bis zum Säugling, das Ende der deutschen Besetzung und den Einmarsch der alliierten Truppen. Tausende Juden waren innerhalb weniger Monate vorher jedoch durch Assisi geschleust oder mit falschen Personalpapieren aus einer Fälscherwerkstatt in Assisi in Sicherheit gebracht worden (anfangs über Genua, teilweise in die Schweiz, dann - als diese Möglichkeiten sich erschöpft hatten - indem man sie in den Süden Italiens brachte).

Allein der "gesunde Menschenverstand" lässt einen ahnen, wie schwierig und gefahrvoll es war, diese Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen, von der sonstigen "Logistik" ganz abgesehen.

Die christlichen "Verschwörer" in Assisi hatten einen "Fahrradkurier", einen jungen Sportsmann namens Battaglia, dem man es irgendwie abkaufte, dass er seinem Radsporthobby frönte, wenn er durch Assisi oder in der Umgebung herumstrampelte. Nach dem Krieg hat er übrigens die Tour de France gewonnen...

 

Der Vatikan hatte energisch darauf gedrängt, den ersten deutschen Kommandanten des besetzten Assisi abzulösen und durch einen anderen zu ersetzen, der die "Kulturgüter" in Assisi besser zu respektieren wusste. Seltsamerweise hat DIESER Protest Erfolg gehabt. Im Dezember 1943 wurde der erste Kommandant durch einen Oberstleutnant aus dem katholischen Eichstätt im katholischen Bayern ersetzt. Als er Jahre später noch einmal die Stadt besuchte, in der er ein paar Monate lang als Kommandant der deutschen Besatzung gelebt hatte, liefen die Bewohner von Assisi vor dem Hotel zusammen, in dem er abgestiegen war und begrüßten ihn begeistert. Er ist, knapp 60-jährig, schon vor Jahrzehnten an einem Hirntumor gestorben. Als sein Sohn gefragt wurde, ob sein verstorbener Vater einst in Assisi "gewusst" hätte, was der italienische Widerstand um ihn herum inszenierte, gab der zur Antwort: "Er vermutete es, und er von der italienischen Untergrundbewegung hintergangen wurde, dann, weil er hintergangen werden wollte."

 

Wer sich in Yad Vashem die Allee der nicht-jüdischen Gerechten mal ein bisschen genauer ansieht, muss übrigens ganz von alleine auf die Idee kommen, dass es keinesfalls "einzelne" und "Ausnahmen" gewesen sein können, die aufgrund ihres christlichen Gewissens den älteren jüdischen Brüdern geholfen und dabei Kopf und Kragen risikiert haben. Auch in Assisi haben Helfer ihr Handeln mit dem eigenen Leben bezahlt.

 

Alexander Ramati, ein in Brest-Litowsk geborener Jude, war als 23jähriger Kriegsberichterstatter und Angehöriger des polnischen Armeekorps der Achten Britischen Armee bei den ersten alliierten Soldaten, die Assisi nach dem Abzug der Deutschen im Jahre 1944 besetzten und traf dort zu seinem Erstaunen auf zahlreiche Juden, die mit den Italienern zusammen die Befreiuung feierten. Diese Begegnungen - aber auch die Begegnungen mit ihren Helfern haben ihn neugierig gemacht. Er hat nicht nur die oben skizzierten Begebenheiten zusammengetragen, sondern auch folgenden Satz geschrieben: "Der Papst hatte vielleicht schweigen müssen, aber seine Bischöfe und Priester, selbst die Nonnen in den strengen Orden, wussten, was sie zu tun hatten."

 

Ein Nachtrag zum Stadtkommandanten von Assisi:

 

Ein Eichstätter Arzt als Retter von Assisi - Francesco Santuccis Monographie liegt nun als deutsche Übersetzung aus dem Italienischen vor.

 

Eichstätt, 20.04.2000. (pde) - Assisi im Juni 1944: Die Stadt, in der der heilige Franziskus und die heilige Klara wirkten, ist in großer Gefahr. Die Alliierten drängen in Italien die Deutschen von Norden her immer stärker zurück. Es kommt zu einer Politik der verbrannten Erde - unschätzbare Denkmäler der Kunst gehen auf dem Rückzug in Flammen auf, darunter die berühmte Benediktinerabtei von Montecassino. Dass Assisi, seit September 1943 in der Hand des deutschen Militärs, die Lage unbeschadet übersteht, ist das Verdienst des Eichstätter Arztes Dr. Valentin Müller. Von seiner couragierten Tat handelt ein Buch von Francesco Santucci, das nun in deutscher Übersetzung erschien.

 

Der Verfasser ist Dozent für Literatur und Berater der Internationalen Gesellschaft für Franziskanische Studien hinsichtlich der Heimatgeschichte Umbriens; der deutsche Übersetzer Josef Raischl wirkt als Theologe und Sozialarbeiter an einem Hospiz in München; er ist Mitglied der Franziskanischen Gemeinschaft. Das Vorwort hat Don Aldo Brunacci verfasst, der damals Sekretär des Bischofs Giuseppe Placido Nicolini von Assisi war.

 

Eben diesem Bischof und dem "Colonello" Valentin Müller, dem deutschen Kommandanten von Assisi, kommt das Verdienst zu, Assisi vor der Zerstörung bewahrt zu haben. Müller stammte aus dem unterfränkischen Ort Zeilitzheim und wirkte seit 1933 in Eichstätt als Arzt (die Praxis wurde von seinem Sohn Robert und wird noch heute von seinem Enkel Dominik dort weiter geführt). Die Ursache für Valentin Müllers Handeln liegt darin, dass er ein tiefgläubiger Katholik war, der täglich das Grab des Franz von Assisi besuchte, um an Messfeier und Kommunion teilzunehmen.

 

Der Stadtkommandant wie der Bischof kamen angesichts der militärischen Lage zu der Einsicht, dass nur die Ausweitung des Lazaretts in der Stadt und damit verbunden die offizielle Deklaration Assisis als "Lazarettstadt" diese Rettung ermöglichen könne. Zu diesem Zweck musste, als immer mehr Verwundete von der sich nähernden Front in den Ort kamen, das Päpstliche Regionalseminar Umbriens zu einem Lazarett umgewidmet werden.

 

Um dies zu erlauben, hatte auch der Bischof Mut aufzubringen - denn das Seminar war Eigentum des Heiligen Stuhls. Dennoch zögerte er nicht, der Bitte Müllers zu entsprechen. Als noch weitere Gebäude wie die heutige Casa Giovanni, das Seraphische Institut für die Blinden und Tauben, das Waisen-Nationalkonvikt und Teile des Theologischen Kollegs als Pflegestätten für die Kranken und Verwundeten eingerichtet wurden, erkannten alle Kriegsparteien Assisi als Lazarettstadt an und respektierten sie auch als solche. Müller genoss aufgrund seines Charakters hohes Ansehen bei Deutschen wie Italienern; auch die Partisanen gaben die Parole aus, dass ihm "kein Haar gekrümmt" werden dürfe. All dies wird in Santuccis Buch detailliert geschildert.

 

Bis heute erweist Assisi seinem Eichstätter Retter hohe Dankbarkeit: Eine Straße wurde nach Valentin Müller benannt und in der Viale Vittori Emanuele II eine Gedenktafel angebracht. Anlässlich der Feiern zum 50. Jahrestag des Kriegsendes wurden Valentin Müllers Sohn Dr. Robert Müller und seine Tochter Dr. Irmgard Heinemann nach Assisi eingeladen und geehrt. Bereits zuvor war 1982 zum 800-jährigen Gedenken der Geburt des heiligen Franziskus eine Delegation aus Assisi nach Eichstätt gekommen, um am Grab des "Colonello" ein Bündel Ölzweige aus Assisi niederzulegen.

 

Francesco Santucci: Mit Courage und Tatkraft zur Rettung Assisis. Der deutsche Arzt Valentin Müller und die Rettung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Deutsch von Josef Raischl. Verlag Editrice Minerva, Assisi 1999.

 

Quelle

 

Anmerkung:

Die Regierung Israels hat, neben dem wieselflinken Franziskanerpater Rufino Niccacci, der sich in Assisi im Auftrag des Bischofs um die "Flüchtlingsangelegenheiten" kümmerte, auch den Bischof (Nicolini) undseinen damaligen Sekretär, Don Aldo Brunacci, als "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet.

 

Und noch eine Anmerkung:

Am 27. Januar 2004 hat der Italienische Präsident die Stadt Assisi mit dem Goldenen Verdienstorden ausgezeichnet, da sie während des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Juden vor dem Vernichtungslager der Nazis gerettet hat.

bearbeitet von Franziska
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Ein sehr guter, umfangreicher Artikel mit zahlreichen Quellenangaben zum Thema: "Die Haltung der katholischen Kirche zur Judenverfolgung im Dritten Reich".

 

Der Autor, Dr. Thomas Breuer, ist Oberstudienrat für Katholische Theologie/Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

 

Aus der Erklärung der Würzburger Synode 1975:

 

"Wir sind das Land, dessen jüngste politische Geschichte von dem Versuch verfinstert ist, das jüdische Volk systematisch auszurotten. Und wir waren in dieser Zeit des Nationalsozialismus, aufs Ganze gesehen, doch eine kirchliche Gemeinschaft, die zu sehr mit dem Rücken zum Schicksal dieses verfolgten jüdischen Volkes weiterlebte, deren Blick sich zu stark von der Bedrohung ihrer eigenen Institutionen fixieren ließ und die zu den an Juden und Judentum verübten Verbrechen geschwiegen hat. [...] Die praktische Redlichkeit unseres Erneuerungswillens hängt auch an dem Eingeständnis dieser Schuld und an der Bereitschaft, aus dieser Schuldgeschichte unseres Landes und auch unserer Kirche schmerzlich zu lernen:"

 

Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zum 50. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vom 27. Januar 1995:

 

"Antisemitismus ist 'eine Sünde gegen Gott und die Menschheit', wie Papst Johannes Paul II. mehrfach gesagt hat. In der Kirche darf es keinen Platz und keine Zustimmung für Judenfeindschaft geben. Christen dürfen keinen Widerwillen, keine Abneigung und erst recht keinen Haß gegen Juden und Judentum hegen. Wo sich eine solche Haltung kundtut, besteht die Pflicht zu öffentlichem und ausdrücklichem Widerstand..

 

Die Kirche achtet die Eigenständigkeit des Judentums. Zugleich muß sie selbst neu lernen, daß sie aus Israel stammt und mit seinem Erbe in Glaube, Ethos und Liturgie verbunden bleibt. Wo es möglich ist, sollen christliche und jüdische Gemeinden Kontakt miteinander pflegen. Wir müssen alles tun, damit Juden und Christen in unserem Land als gute Nachbarn miteinander leben können. So werden sie ihren unverwechselbaren Beitrag für ein Europa leisten, dessen Vergangenheit durch die Schoa verdunkelt ist und das in der Zukunft ein Kontinent der Solidarität werden soll."

bearbeitet von Franziska
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Ein sehr wertvolles Buch:

Konrad Löw: Die Schuld

Oder hier ein Zitat aus dem Hauptvortrag von Dr. Hülsbusch bei der Hauptversammlung von Pro Missa Tridentina am 17. 4. 99 in Weimar:

"Ich verstehe bis heute nicht, daß die katholische Kirche Deutschlands, die zusammen mit der Gruppe evangelischer bekennender Christen Widerstand leistete und ihn in den Konzentrationslagern bezeugte, sich dieses Ruhmesblatt nehmen ließ, das auch durch zeitbedingte Schwächen nicht verunstaltet werden kann"

Mit Ruhmesblatt ist hier das Ruhmesblatt des Widerstands gemeint.

Vor einigen Tagen kam im Ersten eine Dokumentation, in der die Kirche stark angegriffen wurde und der Kollaboration beschuldigt wurde (sie hätte nie ihre Stimme gegen den Judenmord erhoben). Glücklicherweise wurde diese geistige Umweltverschmutzung (wissenschaftlich belegen ließ sie sich natürlich nicht) erst spät am Abend gesendet...

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Knapp eine Woche nach dem Pessachfest (Befreiung unter der Führung Moses aus der Unterdrückung aus Ägyptischer Sklaverei) gedenkt auch dieses Jahr das israelische Volk und alle Juden auf der Welt den sechs Millionen Opfern des jüdischen Volkes, die von den Nazis, ihren Mithelfern und durch die Mitschuld der Christen im Holocaust ermordet wurden.

Am Dienstag (25.4.) ertönten in Israel um zehn Uhr morgens die Sirenen, die zwei Schweigeminuten für die gesamte Nation einleiteten – „zum Gedenken und zur Mahnung anderer, niemals zu vergessen." In der Kneset (Israelischem Parlament) wurden die Namen jüdischer Opfer verlesen. In der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wurde eine Gedenkfeier abgehalten.

Das hebräische Datum für den israelischen Gedenktag richtet sich nach dem Tag, an dem im Warschauer Ghetto 1944 der Aufstand gegen die SS-Truppen begann.

 

Diesem Gedenken sollen auch wir Nichtjuden uns anschließen, denn im Erinnern liegt Erlösung (siehe Eucharistiefeier).

 

Dem Gedenktag würdig ist auch die Rede die Kardinal Walter Kasper am 9. März 2006 in Berlin anlässlich des Treffens mit den Rabbinern in Deutschland zu „Nostra Aetate“ und die Zukunft des jüdisch-christlichen Dialogs gesagt hat, siehe: Ansprache Kasper

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Was sollte eine Brandrede des Papstes, die im Jahre 1943 keinen Juden vor der Deportation bewahrt hätte? Stattdessen hatte der Papst längst Anweisung erteilt, möglichst viele Juden vor dem Zugriff der Nazis zu retten (Kardinal della Costa, Erzbischof von Florenz). Diese Anweisung gibt es selbstverständlich auch nicht schriftlich. Aber auf die Anerkennung dieser Aussage als entlastenden "Beweis" durch Volker verzichtet die Kirche ebenso gerne wie ich.

 

Pius XII. hat eine Brandrede vorbereitet, aber als er sah, was nach dem Protest der niederländischen Bischöfe mit den Juden dort geschah, verzichtete er (bis dahin gab es ja in Italien noch keine Deportationen - was wrde die Geschichte von Pius halten, wenn aufgrund seines Protests die Deportationen begonnen worden wären?).

 

Pius XII. tat alles, um soviel Juden wie möglich zu retten. Er wandte sich an den deutschen Salvatorianerpater Pankratius Pfeiffer, der als Engel von Rom in die Geschichte einging. Er half der jüdischen Gemeinde von Rom mit Gold aus. Die Verdienste Pius' XII. werden immer mehr anerkannt, während der über ihn behauptete Unfug immer weiter zurück gedrängt wird, ein Unfug, der auf EINEM Buch beruht, von dem der Autor auch noch selbst gesagt hat, dass einiges in ihm Fiktion sei. Und Pius XII. war keineswegs der einzige. In Griechenland half ein gewisser Angelo Guiseppe Roncalli mit falschen Pässen und Schutz in der Kirche, die Bischöfe von Münster und Berlin, um nur einige zu nennen, die niederländischen Bischöfe usw. usf. hlafen alle, soweit es ihnen möglich war, während die Alliierten nichtmal die Gleisanlagen von Auschwitz bombadieren ließen, obwohl sie alles wussten und es ihnen durchaus möglich gewesen wäre. Fazit: Die Vorwürfe gegen die Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus sind an den Haaren herbeigezogen; das einmalige "Heil Hitler" eines Wiener Kardinals macht nicht alle Anstrengungen der Kirche im Widerstand zunichte. Das sind nur die immer selben Phrasen der Kirchengegner, die die Kirche für jedes jemals begangene Verbrechen verantowortlich machen wollen.

 

Ich hasse es, in einem Zusammenhang wie diesem mit "statistischen" Zahlen zu operieren, komme jetzt aber nicht dran vorbei. Im Gegensatz zu Deutschland, haben in Italien 80 % der verfolgten Juden den Holocaust überlebt. Das hat verschiedene Ursachen, u.a. dass die Judendeportationen erst einsetzten, als die Deutschen Italien (und Rom) besetzten. Trotzdem würden nicht so viele Juden diese Monate überlebt haben,

 

Natürlich hätten sie das nicht. Wie wenig Zeit die NS-Verbrecher für so etwas brauchten sieht man ja am Beispiel Ungarn.

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Hallo

habe mir mal die Beiträge durchgelesen.Kennt jemand das Buch:

Priester unter Hitlers Tribunal?Ich habe es gelesen,die Autorin

Benedicta Maria Kempner konnte ihr Werk nicht vollenden,sie

starb 1982.Sie wollte allen Märthyrerpriester ein Denkmal setzen.

Doch es waren auch unbekannte Opfer.

Ein junges Mädchen trug Hirtenbriefe von dem späteren Kardinal

v.Galen aus und wurde verhaftet,man ließ sie wieder frei,dann

beantwortete sie eine einzige Frage etwas später.Sie sagte die

Wahrheit,dafür kam sie nach Ravensbrück und auch als Ab-

schreckung für einen ganzen Ort.Sie hatte sehr viel Mut und

kam aus dem Elternhaus meines Vaters.

Sie hieß Paula Fritz.

Wenn jemand sich für das o.g.Buch intressiert,bitte mir Nachricht

zukommen zu lassen.

Gute Nacht wünsch ich Euch

Ursula.

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Pius XII. hat eine Brandrede vorbereitet, aber als er sah, was nach dem Protest der niederländischen Bischöfe mit den Juden dort geschah, verzichtete er (bis dahin gab es ja in Italien noch keine Deportationen - was wrde die Geschichte von Pius halten, wenn aufgrund seines Protests die Deportationen begonnen worden wären?).

 

 

Das klingt interessant, und wenn Du mir dafür eine Quelle angeben könntest, wäre ich Dir sehr verbunden, dann könnte man das mal als vernünftiges Argument in einer dieser unsäglichen Diskussionen zum Thema verwenden, ohne gleich als katholischer Nazi niedergemacht zu werden...man redet sich ja sonst den Mund fusselig, ohne Erfolg...

 

Gruß, abitibi

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Pius XII. hat eine Brandrede vorbereitet, aber als er sah, was nach dem Protest der niederländischen Bischöfe mit den Juden dort geschah, verzichtete er (bis dahin gab es ja in Italien noch keine Deportationen - was wrde die Geschichte von Pius halten, wenn aufgrund seines Protests die Deportationen begonnen worden wären?).

 

 

Das klingt interessant, und wenn Du mir dafür eine Quelle angeben könntest, wäre ich Dir sehr verbunden, dann könnte man das mal als vernünftiges Argument in einer dieser unsäglichen Diskussionen zum Thema verwenden, ohne gleich als katholischer Nazi niedergemacht zu werden...man redet sich ja sonst den Mund fusselig, ohne Erfolg...

 

Gruß, abitibi

Hm, diese Information hat es eigentlich schon zu größerer Bekanntheit gebracht. Es steht im Wikipedia-Artikel. Bekannt ist es vor allem, weil Edith Stein ein Opfer dieser Deportation war. Zum ersten Mal hörte ich davon in der ZDF Reihe "Vatikan - Die Macht der Päpste". Es steht auch im Buch zur Serie.

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Benedicta Maria Kempner:

 

Priester vor Hitlers Tribunalen, 2. Auflage 1967, ISBN 3-570-12292-1

 

Nonnen unter dem Hakenkreuz. Leiden, Heldentum, Tod . Die erste Dokumentation über das Schicksal der Nonnen im 3. Reich, Würzburg 1979

Darin: Die Vernichtung der ,nichtarischen' Nonnen aus Holland. Der Todesweg von Edith Stein, den Nonnen Loeb und anderen nach Auschwitz.

 

Kempner, Robert M.W.:

Edith Stein und Anne Frank: Zwei von Hunderttausend. Die Enthüllung über die NS-Verbrechen in Holland vor dem Schwurgericht in München. Die Ermordung der "nichtarischen" Mönche und Nonnen, Herder 1968

 

Robert M. W. Kempner war Stellvertreter des Chefanklägers bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen

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fangen wir mit den fragen mal von hinten an, vom "endergbnis"

wenn alles so wunderbar war, jeder hunderte von juden gerettet hat, jedes kloster juden versteckt hat, jeder christ sich fuer juden eingesetzt hat, wie konnten dann 6 milionen juden im christlichen europa ermordet werden

haben sie selbstmord begangen?

shalom

elad

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