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Das Apostelkonzil


Flo77

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Die Versammlung der Apostel und der Ältesten mit der Gemeinde

 

6 Die Apostel und die Ältesten traten zusammen, um die Frage zu prüfen.

7 Als ein heftiger Streit entstand, erhob sich Petrus und sagte zu ihnen: Brüder, wie ihr wisst, hat Gott schon längst hier bei euch die Entscheidung getroffen, dass die Heiden durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und zum Glauben gelangen sollen.

8 Und Gott, der die Herzen kennt, bestätigte dies, indem er ihnen ebenso wie uns den Heiligen Geist gab.

9 Er machte keinerlei Unterschied zwischen uns und ihnen; denn er hat ihre Herzen durch den Glauben gereinigt.

10 Warum stellt ihr also jetzt Gott auf die Probe und legt den Jüngern ein Joch auf den Nacken, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten?

11 Wir glauben im Gegenteil, durch die Gnade Jesu, des Herrn, gerettet zu werden, auf die gleiche Weise wie jene.

12 Da schwieg die ganze Versammlung. Und sie hörten Barnabas und Paulus zu, wie sie erzählten, welch große Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte.

13 Als sie geendet hatten, nahm Jakobus das Wort und sagte: Brüder, hört mich an!

14 Simon hat berichtet, dass Gott selbst zuerst eingegriffen hat, um aus den Heiden ein Volk für seinen Namen zu gewinnen.

15 Damit stimmen die Worte der Propheten überein, die geschrieben haben:

16 Danach werde ich mich umwenden / und die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten; / ich werde sie aus ihren Trümmern wieder aufrichten / und werde sie wiederherstellen,

17 damit die übrigen Menschen den Herrn suchen, / auch alle Völker, / über denen mein Name ausgerufen ist - / spricht der Herr, der das ausführt,

18 was ihm seit Ewigkeit bekannt ist.

19 Darum halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden;

20 man weise sie nur an, Verunreinigung durch Götzen(opferfleisch) und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen.

21 Denn Mose hat seit ältesten Zeiten in jeder Stadt seine Verkündiger, da er in den Synagogen an jedem Sabbat verlesen wird.

 

Drei Sätze sind mir besonders aufgefallen:

 

"10 Warum stellt ihr also jetzt Gott auf die Probe und legt den Jüngern ein Joch auf den Nacken, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten?"

 

Es gibt im Judentum die "Freude am Gesetz" - höre ich hier richtig: eine Absage an dieses Ideal?

 

 

"19 Darum halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden;

20 man weise sie nur an, Verunreinigung durch Götzen(opferfleisch) und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen."

 

In meiner EÜ steht als Definition von "Unzucht", daß vmtl. Verwandtenehen gemeint sind - ja was meint die Schrift denn jetzt mit Unzucht?

 

Und wieso muss bei uns nicht mehr geschächtet werden. Jeder Hobbykoch, der es versucht hat, wird wissen, was für ein Aufwand es ist, ein nicht geschächtetes Stück Braten vernünftig blutfrei zu bekommen.

 

"21 Denn Mose hat seit ältesten Zeiten in jeder Stadt seine Verkündiger, da er in den Synagogen an jedem Sabbat verlesen wird."

 

Diesen Satz habe ich an dieser Stelle einfach nicht verstanden.

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"21 Denn Mose hat seit ältesten Zeiten in jeder Stadt seine Verkündiger, da er in den Synagogen an jedem Sabbat verlesen wird."

 

Diesen Satz habe ich an dieser Stelle einfach nicht verstanden.

Lass mich mal raten...

 

es wird nicht als angemessen empfunden, "Heiden" eine Tradition aufzubürden, in die Juden seit urdenklichen Zeiten hineingewachsen sind, die sie sozusagen schon mit der Muttermilch in sich aufgesogen haben.

 

Oder so...

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"21 Denn Mose hat seit ältesten Zeiten in jeder Stadt seine Verkündiger, da er in den Synagogen an jedem Sabbat verlesen wird."

 

Diesen Satz habe ich an dieser Stelle einfach nicht verstanden.

Lass mich mal raten...

 

es wird nicht als angemessen empfunden, "Heiden" eine Tradition aufzubürden, in die Juden seit urdenklichen Zeiten hineingewachsen sind, die sie sozusagen schon mit der Muttermilch in sich aufgesogen haben.

 

Oder so...

"nicht angemessen" hört sich so an, als ob es die "Heiden" nicht wert gewesen wären.

 

Ein wenig jüdischer auserwählt-sein-Gedanke mag da vielleicht mitspielen, aber die Aussage von Petrus "weder wir noch unsere Väter" hat eher etwas resignatives, als ob sich das Eigentumsvolk Gottes durchaus bewußt gewesen sein könnte, daß der Bund den die Erzväter eingegangen waren wohl doch beschwerlicher sein konnte als gedacht ...

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"nicht angemessen" hört sich so an, als ob es die "Heiden" nicht wert gewesen wären.

Nein, ganz im Gegenteil (der Herr belieben mich ein weiteres Mal völlig falsch zu interpretieren - ich weiss nur nicht mehr, wann und bei welcher Gelegenheit er das zum ersten Mal tat).

 

Paulus begründet doch ganz klar, weswegen er es nicht für angemessen hält, Heiden die Last der Tradition aufzubürden... Da kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein, die Apostel waren es offensichtlich auch.

 

Hindert mich das heute daran, mich ins Judentum zu vertiefen und ggf. sogar solche "Lasten" freiwillig auf mich zu nehmen?

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Meinst Du Gal. 2,1-10?

 

Sicher hindert einen nichts daran, tiefer ins Judentum einzusteigen und dort fündig zu werden.

 

Das kann einen allerdings ziemlich in die Bredrouille bringen.

 

Kosher kochen ist eines - mich beschneiden zu lassen ein anderes und da stellt sich dann die Frage "Ganz oder gar nicht?"

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Kosher kochen ist eines - mich beschneiden zu lassen ein anderes und da stellt sich dann die Frage "Ganz oder gar nicht?"

Wie gut dass ich ne Frau bin, ich habe das zweite Problem nicht. :blink:

 

Was das "koscher kochen" betrifft: Ich bin mal mit einem angehenden Rabbiner durch Berlin getigert und wollte unbedingt in ein koscheres Restaurant. Der guckte mich leidend an und meinte: "Nicht koscher schmeckt aber besser".

Daraufhin sind wir zu einem Libanesen gegangen.

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Kosher kochen ist eines - mich beschneiden zu lassen ein anderes und da stellt sich dann die Frage "Ganz oder gar nicht?"

Wie gut dass ich ne Frau bin, ich habe das zweite Problem nicht. :blink:

 

Was das "koscher kochen" betrifft: Ich bin mal mit einem angehenden Rabbiner durch Berlin getigert und wollte unbedingt in ein koscheres Restaurant. Der guckte mich leidend an und meinte: "Nicht koscher schmeckt aber besser".

Daraufhin sind wir zu einem Libanesen gegangen.

Ja ja ich weiß ...

 

 

... Der Priester und der Rabbi...

 

... sitzen beim Essen.

Als Vorspeise gibt es Melone mit Schinken.

 

Der Priester reicht dem Rabbi ein Stück an.

Der lehnt ab: "Wir Juden essen kein Schweinefleisch!"

 

Priester: "Wirklich nie?"

Rabbi: "Nein!"

 

Priester:

"Mir können Sie es doch erzählen, ich werde es niemandem weitersagen - aber Sie haben doch sicher schon mal heimlich ein Stück Schweinefleisch gegessen?"

 

Rabbi: "Na gut, als Jugendlicher hab ich mal heimlich ein kleines Stückchen Schinken probiert! - Aber wie ist das eigentlich mit Ihnen und dem Zölibat? Haben Sie nie Sex gehabt".

 

Priester: "Nein".

 

Rabbi: "Wirklich nie?"

Priester: "Nein!"

 

Rabbi: "Mir können Sie es doch erzählen, ich werde es niemandem weitersagen - aber Sie haben doch sicher schon mal Sex gehabt!"

 

Priester: "Na gut, als Jugendlicher, bevor ich mich entschied, Priester zu werden, habe ich mal mit einer Klassenkameradin Sex gehabt!"

 

Rabbi: "Und? Ist Schweinefleisch wirklich so viel besser?"

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Kosher kochen ist eines - mich beschneiden zu lassen ein anderes und da stellt sich dann die Frage "Ganz oder gar nicht?"

Wie gut dass ich ne Frau bin, ich habe das zweite Problem nicht. :blink:

 

Was das "koscher kochen" betrifft: Ich bin mal mit einem angehenden Rabbiner durch Berlin getigert und wollte unbedingt in ein koscheres Restaurant. Der guckte mich leidend an und meinte: "Nicht koscher schmeckt aber besser".

Daraufhin sind wir zu einem Libanesen gegangen.

Aber jetzt wieder mit dem nötigen Ernst *räusper*:

 

Kosher zu leben heißt ja nicht nur kosher zu kochen (meine Frau würde mir den Vogel zeigen wenn ich Milch und Fleisch so rabiat trennen wollte - vor allem mit dem viererlei Geschirr).

 

Dazu gehören schließlich alle 613 Mitzwoth - und die ZUSÄTZLICH zu den Kirchengeboten?

 

Man könnte es natürlich so halten wie die liberalen Juden und die Gebote optional betrachten, aber irgendwie hätte ich ein schlechtes Gewissen dabei, weil es immer nur halbherzig wäre.

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Ich habe manchmal den Eindruck, diese (sinnlosen) Vorschriften sind dazu da, daß man bemerkt, man kann sie nicht halten. Soll wahrscheinlich zur Demütigung dienen, daß man Gott nicht gerecht werden kann.

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Ich habe manchmal den Eindruck, diese (sinnlosen) Vorschriften sind dazu da, daß man bemerkt, man kann sie nicht halten. Soll wahrscheinlich zur Demütigung dienen, daß man Gott nicht gerecht werden kann.

Nein, da muss ich Dir entschieden widersprechen. Ich kenne orthodoxe Juden, die mit Freuden ein paar hundert Euro im Monat mehr dafür hinlegen, koscher zu essen und den ganzen Aufwand wirklich mit Freude betreiben. Sie schöpfen Kraft daraus, die Gebote, die Gott ihnen gegeben hat, soweit es ihnen möglich ist zu befolgen. Ihre Religiosität ist einfach beeindruckend.

 

Übrigens sehe ich gerade als Protestantin eine Menge Parallelen zwischen Katholizismus und orthodoxem Judentum. Vieles, was als unverständliches, ja demütigendes Gebot rüberkommt, kann sich als Kraftquelle erweisen, wenn man es mit der richtigen Einstellung befolgt. Für mein Teil ziehe ich zwar durchschaubare Regelungen vor, aber ich sehe auch deren Grenzen (dass der Nutzen sich erst im Zuge der Befolgung erschließt).

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Ich habe manchmal den Eindruck, diese (sinnlosen) Vorschriften sind dazu da, daß man bemerkt, man kann sie nicht halten. Soll wahrscheinlich zur Demütigung dienen, daß man Gott nicht gerecht werden kann.

Nein, da muss ich Dir entschieden widersprechen. Ich kenne orthodoxe Juden, die mit Freuden ein paar hundert Euro im Monat mehr dafür hinlegen, koscher zu essen und den ganzen Aufwand wirklich mit Freude betreiben. Sie schöpfen Kraft daraus, die Gebote, die Gott ihnen gegeben hat, soweit es ihnen möglich ist zu befolgen. Ihre Religiosität ist einfach beeindruckend.

 

Übrigens sehe ich gerade als Protestantin eine Menge Parallelen zwischen Katholizismus und orthodoxem Judentum. Vieles, was als unverständliches, ja demütigendes Gebot rüberkommt, kann sich als Kraftquelle erweisen, wenn man es mit der richtigen Einstellung befolgt. Für mein Teil ziehe ich zwar durchschaubare Regelungen vor, aber ich sehe auch deren Grenzen (dass der Nutzen sich erst im Zuge der Befolgung erschließt).

Ich denke der Unterschied ist (wie Mecky das in seinem "Wohin"-Thread schon angedeutet hat), daß die jüd. Orthodoxie ein in sich völlig geschlossenes relativ unangreifbares und in sich völlig logisches System darstellt. Die Antworten die dort heranreifen werden immer wieder neu gefunden und immer wieder an die Realität angepasst.

 

In der röm.-katholischen habe ich manchmal den Eindruck, die einzelnen Lebensbereiche haben sich unterschiedlich schnell entwickelt, sind teilweise stecken geblieben - teilweise modernisiert worden, und sind darum etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Und die Antworten die man bekommt (und sich im Gegensatz zum Judentum nicht grundsätzlich selbst erarbeiten MUSS) sind eben nicht unbedingt an der Realität.

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Nein, da muss ich Dir entschieden widersprechen. Ich kenne orthodoxe Juden, die mit Freuden ein paar hundert Euro im Monat mehr dafür hinlegen, koscher zu essen und den ganzen Aufwand wirklich mit Freude betreiben. Sie schöpfen Kraft daraus, die Gebote, die Gott ihnen gegeben hat, soweit es ihnen möglich ist zu befolgen. Ihre Religiosität ist einfach beeindruckend.

 

Übrigens sehe ich gerade als Protestantin eine Menge Parallelen zwischen Katholizismus und orthodoxem Judentum. Vieles, was als unverständliches, ja demütigendes Gebot rüberkommt, kann sich als Kraftquelle erweisen, wenn man es mit der richtigen Einstellung befolgt. Für mein Teil ziehe ich zwar durchschaubare Regelungen vor, aber ich sehe auch deren Grenzen (dass der Nutzen sich erst im Zuge der Befolgung erschließt).

Jawohl. :blink:

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"19 Darum halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden;

20 man weise sie nur an, Verunreinigung durch Götzen(opferfleisch) und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen."

 

In meiner EÜ steht als Definition von "Unzucht", daß vmtl. Verwandtenehen gemeint sind - ja was meint die Schrift denn jetzt mit Unzucht?

2353 Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet ist. Zudem ist sie ein schweres Ärgernis, wenn dadurch junge Menschen sittlich verdorben werden.

 

Der KEK verwendet den Begriff 8 mal ohne Definition.

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Ich denke der Unterschied ist (wie Mecky das in seinem "Wohin"-Thread schon angedeutet hat), daß die jüd. Orthodoxie ein in sich völlig geschlossenes relativ unangreifbares und in sich völlig logisches System darstellt. Die Antworten die dort heranreifen werden immer wieder neu gefunden und immer wieder an die Realität angepasst.

 

In der röm.-katholischen habe ich manchmal den Eindruck, die einzelnen Lebensbereiche haben sich unterschiedlich schnell entwickelt, sind teilweise stecken geblieben - teilweise modernisiert worden, und sind darum etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Und die Antworten die man bekommt (und sich im Gegensatz zum Judentum nicht grundsätzlich selbst erarbeiten MUSS) sind eben nicht unbedingt an der Realität.

Wo genau siehst Du da die Unterschiede zwischen orthodoxen Judentum und römisch-katholischer Kirche?

Darin, dass ersteres völlig geschlossen ist? Völlig logisch? (???)

Darin, dass die r-k Kirche uneinheitlich wächst? Die Antworten vorgibt anstatt selbst erarbeiten zu lassen?

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Wo genau siehst Du da die Unterschiede zwischen orthodoxen Judentum und römisch-katholischer Kirche?

Darin, dass ersteres völlig geschlossen ist? Völlig logisch? (???)

Darin, dass die r-k Kirche uneinheitlich wächst? Die Antworten vorgibt anstatt selbst erarbeiten zu lassen?

Ersteres ist eine Einheit - es gibt ein unumstößliches Grundmuster an dem alles andere gemessen wird.

 

In der RKK ist in den letzten Jahrzehnten soviel rumreformiert worden, daß das Gesicht mittlerweile ziemlich Picasso-like ist.

 

Manches ist stehengeblieben bei V I manches ist ein wenig im Sinne V II geändert worden und einiges von dem, was geändert wurde wird wieder zurückgerudert - zumindest kommt es einem so vor (die Handkommunionsdebatte ist hier vielleicht ein gutes Beispiel).

 

Wenn man den Schnitt gemacht hätte und in allem auf einem homogenen Stand meinentwegen auch dem von 1870 stehen geblieben wäre, wäre glaube ich vieles einfacher (weil widerspruchsfreier). Die Entscheidung dafür oder dagegen wäre eine umfassende. Im Gegensatz zu heute, wo man sich über Details streiten muss.

 

Die Soziallehre z. B. finde ich nach wie vor phänomenal. Nur wird hier viel zu selten von der Gesellschaft etwas eingefordert.

 

Gerade jetzt wäre doch ein guter Zeitpunkt - oder etwa nicht?

 

Für einen Außenstehenden sind beide Systeme "du-sollst-nicht"-Religionen.

Der Orthodoxe kann sich aber anscheinend eher dahinein versetzen, die Gebote verinnerlichen, und seine ganz eigene Freude am Gesetz entdecken als bei uns, wo die "Göttlichkeit" der Gebote viel stärker in Frage gestellt ist - und wo das Lehramt zwischen Starrkopf und Rechtfertigung schwankt.

 

Dazu kommt aber auch: in der jüd. Orthodoxie sind alle 613 Gebote in der Schrift erwähnt. Es besteht dort keinerlei Zweifel über die Ausdeutung, weil sie im Wortlaut fixiert sind. Das geht nur auf der Basis, daß man davon ausgeht, daß die Thora wirklich von Gott diktiertes Wort ist.

 

Wenn man aber (wie bei uns), davon ausgeht, daß die Schrift nicht diktiert sondern nur inspiriert ist (was ja zunächst kein Problem ist), gibt man indirekt (oder auch direkt) zu, daß die Schrift interpretierbar ist.

 

Auch das ist zunächst noch kein Problem.

 

Problematisch wird es erst, wenn erstens eine einzige Interpretation (die wie jede Interpretation zunächst auch und vorallem im Rahmen ihrer Zeit gemacht wird), zur ewig gültigen erklärt wird zweitens zugunsten dieser einen alle anderen unterdrückt werden, und drittens die Interpretation nicht mehr die Waage halten kann zwischen Tradition und Realität.

 

Es gibt unbestreitbar Punkte, bei denen auch die inspirierte Schrift so eindeutig ist, daß verschiedene/zeitabhängige Interpretationen nahezu unwahrscheinlich sind - in weiten Teilen der Schrift ist dem aber leider nicht so.

 

Das Lehramt hat meiner Meinung nach vorallem vier Aufgaben:

 

- Ausbildung. Jeder Gläubige sollte in der Lage sein eine Stelle der Schrift oder der Tradition zu lesen und einen Interpretationsansatz zu finden. Dabei halte ich es für ausgesprochen contraproduktiv, wenn die Interpretationsansätze bereits vorfixiert sind.

 

- Verkündigung des Evangeliums. Soll heißen die Reinhaltung der Liturgie, der Sakramente, die Erklärung der Schrift in einer Sprache, die der Hörer versteht.

 

- Prüfung jeder Interpretation auf Plausibilität (Jeder Ansatz muss schließlich irgendwie begründet werden und die Frage sollte nicht sein, ob eine Interpretation mit den bisherigen übereinstimmt, sondern ob die Begründung zum einen stichhaltig ist und zum anderen welche Konsequenzen sich daraus für die angrenzenden Bereiche ergeben.)

 

- Forderung. Das Lehramt als Vertretung sollte die Konsequenzen aus den gemachten Interpretationen auch als solche einfordern. Es ist mMn kein gelungener Weg, wenn Handlungsanweisungen herausgegeben werden, für die es keine Begründung gibt. Es bräuchte keine, wenn es "in der Schrift" wäre, aber als Folge einer Interpretation finde ich gibt es so etwas wie einen Anspruch auf eine nachvollziehbare Erklärung (und die finde ich in manchem etwas dünn *räusper*).

Dazu kommt, daß häufig eher ein "Du darfst nicht" denn ein "Tu das" herausgegeben wird.

Ich denke, etwas nicht zu tun weil es falsch ist sollte eine Konsequenz aus dem sein, was man tut.

(Ganz einfaches Beispiel: weil ich meine Frau liebe (das "Du sollst") werde ich sie auch nicht betrügen (weil es sie verletzen würde). Derartige logische Ketten sind mir bisher nur selten begegnet.)

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Wie konnten Flönz, Panhas und Blutwurst eigentlich ihre Existenzberechtigung kriegen - das Verbot des Blutgenusses ist doch nun eindeutig - oder greift hier dann doch Mt 15, 18?

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das Verbot des Blutgenusses ist doch nun eindeutig

 

Meinst du eindeutig nur auf die mosaischen Gesetze bezogen?

 

LG

Fiore

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das Verbot des Blutgenusses ist doch nun eindeutig

 

Meinst du eindeutig nur auf die mosaischen Gesetze bezogen?

 

LG

Fiore

Eindeutig vom Apostelkonzil eingesetzt.

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Naja wenn du jetz 1.Kor 8 , dazunimmst kommst der SAche näher, z.B. das die einhaltung, bzw. das bestehen auf diese Dinge der mosaischen Gesetze eigentlich ein Akt der Rücksicht gegenüber dem Judentum bzw. den Judenchristen war. Die Heidenchristen sollte in Palästina net gerade alles tun, was den Juden(christen) aus ihrem Glauben/erziehung heraus verboten war, um sie nicht vor den Kopf zu stoßen. Dafür mußten sich die Heidenchristen net beschneiden lassen. So ne art Kompromislösung.

 

LG

Fiore

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Damit würde eine KONZILSentscheidung von EINEM einzigen Apostel relativiert werden.

 

Und jetzt steh ich etwas auf dem Schlauch.

 

Ich hatte in Erinnerung, daß das Blutverbot zu den noachidischen Gesetzen gehört.

 

Dort heißt es allerdings nur "ein Stück vom Lebendigen zu essen".

 

Dafür habe ich hier die konkrete Anweisung an Noah gefunden:

 

4 Nur Fleisch, in dem noch Blut ist, dürft ihr nicht essen.

 

Würde man hier mit der paulinischen Anstößigkeitsargumentation anfangen, stellt man dann nicht göttliches Wort in Frage?

bearbeitet von Flo77
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Mit der Anstößigkeitsargumentation ist aber in unseren Breiten zumindest das Milch-Fleisch-Problem gelöst.

 

Oder kocht heute noch jemand so, weil sein Nachbar es als Götzendienst mißverstehen würde?

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Würde man hier mit der paulinischen Anstößigkeitsargumentation anfangen, stellt man dann nicht göttliches Wort in Frage?

 

Das ist ja auch die Aufgabe, da die Schrift "nur" inspiriert ist, ist sie ja auch immer wieder neu zu interpretieren damit die Aussage im Lichte der Veränderung der menschlichen Tradition (in der ja die göttliche enthalten ist) erhalten bleib, bzw. dir Lehre/Erkentnis die hinter dem Buschstaben steckt wirklich gültig ist. Also eher ein hinterfragen nicht ein in FRage stellen.

Christus macht das ja auch ("als oberster Interpret" da er ja diese Dinge Inspiriert hat) wenn er sagt "Ihr habt gehört, .... , ich aber sage euch".

 

LG

Fiore

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Würde man hier mit der paulinischen Anstößigkeitsargumentation anfangen, stellt man dann nicht göttliches Wort in Frage?

 

Das ist ja auch die Aufgabe, da die Schrift "nur" inspiriert ist, ist sie ja auch immer wieder neu zu interpretieren damit die Aussage im Lichte der Veränderung der menschlichen Tradition (in der ja die göttliche enthalten ist) erhalten bleib, bzw. dir Lehre/Erkentnis die hinter dem Buschstaben steckt wirklich gültig ist. Also eher ein hinterfragen nicht ein in FRage stellen.

Christus macht das ja auch ("als oberster Interpret" da er ja diese Dinge Inspiriert hat) wenn er sagt "Ihr habt gehört, .... , ich aber sage euch".

Ok - konkretisieren wir das Problem ein wenig:

 

Wenn Frau X einen Schweinebraten mit Sahnesauce machen will, steht dem theologisch was entgegen?

 

- erster Verstoß gegen Mose: Schweinefleisch. Frau X ist nicht jüdischer Abstammung und ist daher nicht an die mosaische Regelung gebunden.

Außerdem gibt es nach Mt 15,18 gibt es keine unreine Nahrung.

 

- zweiter Verstoß gegen Mose: Fleisch + Sahne

Frau X lebt in einer christlich geprägten Umgebung in der keine Tieropfer dargebracht werden. Man kennt sie als gläubige Christin und wird ihr nicht unterstellen einem alten Fruchtbarkeitskult zu frönen.

Außerdem greift hier auch Gen 9,3 als Gott Noach alles Lebendige zur Nahrung übergibt.

 

- dritte Frage: muss das Fleisch entblutet werden.

Vom Schächten ist Frau X wie schon bei 1. entbunden.

Das Tier ist nach landläufiger Meinung eindeutig tot - also zunächst kein Widerspruch zu den noachidischen Geboten.

ABER in der Schöpfungsgeschichte tauchen im Zusammenhang mit Blut zwei Sonderfälle auf:

der erste ist das schon genannte Gebot an Noach. Dieses Gebot steht in keinem ersichtlichen Zusammenhang mit einer Abgrenzung zu Ungläubigen.

Läßt also auf eine allgemeingültige Antwort schließen zumal in

11 Die Lebenskraft des Fleisches sitzt nämlich im Blut.
die Erklärung nachgeliefert wird.

(Zugegeben diese Stelle ist postsinaitisch)

 

Das könnte so interpretierbar sein, daß Fleisch, daß noch Blut enthält durchaus noch in gewisserweise lebendig ist. Und DAS wäre dann ein Verstoß gegen die noachidischen Gebote und damit verboten.

 

Also den Braten kaschern oder nicht?

bearbeitet von Flo77
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"19 Darum halte ich es für richtig, den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten aufzubürden;

20 man weise sie nur an, Verunreinigung durch Götzen(opferfleisch) und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen."

 

In meiner EÜ steht als Definition von "Unzucht", daß vmtl. Verwandtenehen gemeint sind - ja was meint die Schrift denn jetzt mit Unzucht?

2353 Unzucht ist die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur aus auf das Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern hingeordnet ist. Zudem ist sie ein schweres Ärgernis, wenn dadurch junge Menschen sittlich verdorben werden.

 

Der KEK verwendet den Begriff 8 mal ohne Definition.

Übrigens:

 

Eines der noachidischen Gebote lautet ebenfalls Verbot der Unzucht.

 

In den gängigen Erklärungen wird der Begriff in aller Regel als "Ehebruch/Inzest" übersetzt ...

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