Jump to content

Wer will diese Freiheit?


Martin

Recommended Posts

„Das Wesentliche an Jesus von Nazaret war seine Freiheit, eine Freiheit, die weder von der Sorge um die Zukunft (das tägliche Brot usw.) untergraben wurde noch durch Angst oder Selbstbehauptung; eine Freiheit, die sich nicht, weder durch die heilige Tradition noch durch schriftgelehrte Entgegnungen, beschneiden ließ; eine Freiheit, in der Jesus von Nazaret ganz für ‚Gott‘ und ganz für die Menschen leben konnte, ohne sich durch die möglichen Konsequenzen beirren zu lassen, die Vereinsamung und den Weg ans Kreuz; denn das war eine Freiheit, die die alte Welt aus ihren Fugen geraten ließ; eine Freiheit, die mit ungewöhnlicher Gewalt die Menschen anzog und sie zugleich zurückschreckte, weil sie vor den Abgrund ,der schrecklichen Freiheit der Liebe‘ gestellt wurden; eine Freiheit endlich, die ansteckend wirkte und andere, die Jünger, zu einem neuen Leben befreite“ (J. Sperna Weiland).

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Tja, ich glaube wenn Jesus heute wiederkäme, er wäre wahrscheinlich kein Katholik. Ich glaube die Kirche benötigt Reformen wie nie zuvor. Es wird Zeit, dass der Mief der Jahrhunderte mal mit einem kräftigen Wind aus den altehrwürdigen Mauern geblasen wird.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Im katholischen Sinne ist Jesus nicht nur familiär, sondern auch nachkonziliar katholisch.

Das habe ich nicht verstanden.

Könntest Du das näher erläutern?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

In meinem letzten Lehrbrief "Theologie im Fernkurs" stand, daß die Kirche ständiger Reformen bedarf. Ich denke allein aufgrund der geänderten Lebensumstände der Menschen ist das notwendig. Außerdem ist vieles vom 2. Vatikanum noch nicht verwirklicht...

In diesem Sinne:

Es ist viel zu tun, packen wir´s an

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Im katholischen Sinne ist Jesus nicht nur familiär, sondern auch nachkonziliar katholisch.

Das habe ich nicht verstanden.

Könntest Du das näher erläutern?

Jesus steht im Mittelpunkt der Dreifaltigkeit, die in sich Familie ist.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Seltsam. Ich habe das Gefühl, alle bisherigen Antworten gehen am Ausgangstext vorbei.

 

Das Wesentliche an Jesus von Nazaret war seine Freiheit,

War das wirklich das Wesentliche?

Ich denke nicht.

 

eine Freiheit, die weder von der Sorge um die Zukunft (das tägliche Brot usw.) untergraben wurde noch durch Angst oder Selbstbehauptung;

In meinem Jesus-Bild ist der Aspekt "Angst" durchaus vorhanden.

 

eine Freiheit, die sich nicht, weder durch die heilige Tradition noch durch schriftgelehrte Entgegnungen, beschneiden ließ;

Zustimmung. Dürfen wir in diesem Punkt seinem Beispiel folgen?

 

eine Freiheit, in der Jesus von Nazaret ganz für ‚Gott‘ und ganz für die Menschen leben konnte, ohne sich durch die möglichen Konsequenzen beirren zu lassen, die Vereinsamung und den Weg ans Kreuz;

Um auf die Thread-Überschrift "Wer will diese Freiheit?" zurückzukommen:

Ja, eine solche Freiheit hätte ich gerne.

 

denn das war eine Freiheit, die die alte Welt aus ihren Fugen geraten ließ; eine Freiheit, die mit ungewöhnlicher Gewalt die Menschen anzog und sie zugleich zurückschreckte, weil sie vor den Abgrund ,der schrecklichen Freiheit der Liebe‘ gestellt wurden; eine Freiheit endlich, die ansteckend wirkte und andere, die Jünger, zu einem neuen Leben befreite.

Große Worte.

Ist es erstrebenswert, die alte Welt aus ihren Fugen geraten zu lassen?

"Die schreckliche Freiheit der Liebe" - was ist das?

Und gibt es einen Unterschied zwischen "Freiheit, die ansteckend wirkt" und "zu neuem Leben befreit sein"?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich finde den Text gut.

Bei der Freiheit von Angst müsste man aber kommentieren:

 

Es geht nicht um Angstfreiheit in dem Sinne, dass Jesus keine Angst gehabt hätte, sondern in dem Sinne, dass die Angst nicht zur Quelle der Entscheidungen wurde. Jesus ist nicht ohne Angst ans Kreuz gegangen, sondern trotz Angst. Das ist ein wesentlicher Unterschied und macht m.E. noch viel deutlicher, dass er auch der Angst gegenüber frei war.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

denn das war eine Freiheit, die die alte Welt aus ihren Fugen geraten ließ; eine Freiheit, die mit ungewöhnlicher Gewalt die Menschen anzog und sie zugleich zurückschreckte, weil sie vor den Abgrund ,der schrecklichen Freiheit der Liebe‘ gestellt wurden; eine Freiheit endlich, die ansteckend wirkte und andere, die Jünger, zu einem neuen Leben befreite.

Große Worte.

Ist es erstrebenswert, die alte Welt aus ihren Fugen geraten zu lassen?

"Die schreckliche Freiheit der Liebe" - was ist das?

Und gibt es einen Unterschied zwischen "Freiheit, die ansteckend wirkt" und "zu neuem Leben befreit sein"?

Liebe Gabriele!

 

Die großen Worte haben mich zunächst auch abgeschreckt. Aber vielleicht sind gerade sie die angemessene Formulierung für das, was in Jesus geschehen ist.

 

Ich habe schon Menschen mit ungewöhnlich großer Freiheit erlebt. Und ich finde das immer enorm beeindruckend. In gewissem Sinne bleibt da wirklich nichts mehr beim "Alten". Da tut sich eine grundsätzlich neue Perspektive auf, die man sich vorher aus Angst versagte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Es geht nicht um Angstfreiheit in dem Sinne, dass Jesus keine Angst gehabt hätte, sondern in dem Sinne, dass die Angst nicht zur Quelle der Entscheidungen wurde.

Lieber Mecky,

 

guter Kommentar!

Menschen, die keine Angst haben oder behaupten, nie Angst zu haben, sind mir auch ziemlich suspekt.

Aber die Sichtweise, dass Angst nicht die Entscheidungen beeinflusst, das sagt mir sehr zu.

 

Liebe Grüße, Gabriele

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ja, liebe Gabriele!

 

Und in diesem Falle sind mir sogar die, die nur behaupten keine Angst zu haben lieber. Denn die anderen sind wirklich krank, und dagegen kann man noch weniger machen, als gegen eine großtuerische Behauptung.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich glaube die Kirche benötigt Reformen wie nie zuvor. Es wird Zeit, dass der Mief der Jahrhunderte mal mit einem kräftigen Wind aus den altehrwürdigen Mauern geblasen wird.

Und ich glaube, der Mensch benötigt Reformen wie nie zuvor. Es wird Zeit, dass der Mief des Urmenschen mal mit einem kräftigen Wind aus den Vorstellungen geblasen wird und die katholische Kirche Wirbel macht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kann die katholische Kirche (also wir alle) die Kraft aufbringen, diese Freiheit zu leben? Wenn nicht alle, wie viele müßten es sein, damit die Kirche dieses Salz der Erde wäre/würde/ist?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kann die katholische Kirche (also wir alle) die Kraft aufbringen, diese Freiheit zu leben?

Lieber Martin,

 

wie soll das gehen? Du hattest zitiert:

eine Freiheit, die sich nicht, weder durch die heilige Tradition noch durch schriftgelehrte Entgegnungen, beschneiden ließ;

Kann die katholische Kirche als solche diese Freiheit leben? In genau diesem Punkt?

Ich denke nein, nur einzelne (viele) Menschen können das.

 

Wenn nicht alle, wie viele müßten es sein, damit die Kirche dieses Salz der Erde wäre/würde/ist?

Das lässt sich wohl kaum als absolute Zahl angeben.

Die Hälfte? Ein Zehntel? Noch weniger?

Zumal der Umgang mit Salz auch sehr heikel sein kann; was mal versalzen ist, lässt sich nur schwer wieder schmackhaft machen.

 

Liebe Grüße, Gabriele

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Gabriele,

 

dann frage ich nicht nach der absoluten Zahl, sondern danach, ob tatsächlich schon die Gefahr besteht, dass wir "versalzen"?

 

Herzliche Grüße

Martin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Liebe Gabriele,

 

dann frage ich nicht nach der absoluten Zahl, sondern danach, ob tatsächlich schon die Gefahr besteht, dass wir "versalzen"?

 

Herzliche Grüße

Martin

Hm, schwierige Frage.

Zumal das auch eine Geschmacksfrage ist, was denn nun noch zu fad und was schon versalzen ist.

 

Übertragen auf die Kirche wäre das die Frage, wie viele Menschen sich die Freiheit nehmen müssen, um befreiend auf andere Menschen wirken zu können, und auf der anderen Seite, vie viele Menschen sich die Freiheit nehmen können, ohne dass die Kirche, die uns die Tradition ja überliefert und uns die Schrift lehrt, quasi überflüssig geworden ist.

 

Liebe Grüße, Gabriele

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

:blink: Perfekt auf den Punkt gebracht, Gabriele. Wenn man ganz unbefangen auf diese Fragestellung schaut, müßte man annehmen, dass der Kirche eher an wenigen Menschen dieser Ausrichtung gelegen ist. Große Organisationen neigen dazu, sich selbst erhalten zu wollen.

 

Und wenn ich auf Jesus schaue, dann müßten es möglichst viele Menschen sein.

 

Aber wenn ich auf die Menschen schaue, dann wird es wohl eher so sein, dass nicht die Gefahr besteht, dass zu viele (?) die Neigung verspüren, einem Ruf zur derartigen Freiheit zu folgen, denn sie werden damit letztendlich in einen harten Dienst genommen. Die Propheten und auch Petrus geben bei ihren Berufungen deutlich Zeugnis von dem Schrecken über diesen Ruf und auch der Abwehr.

 

Vielleicht könnte man auch sagen, dass jede Gemeinde/Gemeinschaft zumindest einen dieser freien Menschen braucht. Besser wäre wohl eine Gruppe von Menschen. Sind sie das Herz einer Gemeinde, ohne die sie nicht leben und schon gar nicht wachsen kann?

 

Herzliche Grüße

Martin

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich glaube, dass Freiheit und katholische Kirche kein Widerspruch sind. Mir fällt als Beispiel dazu immer nur Franz v. Assisi eine, der wirklich in souveräner Freiheit sogar dem eigenen Wirken gegenüber lebte. Er hat immer wieder betont, dass die reale Begegnung mit Jesus in der von Jesus selbst gegründeten Gemeibschaft, und hier vor allem in der Eucharistie, ihre Mitte und ihre Wurzel hat.

 

Von Johannes dem 23., der für mich auch ein Vorbild in gelassener und selbstverstänsdlich gelebter Freiheit ist, ist der Ausspruch überliefert: "Seid gewiss: so viel, wie jemand die Kirche liebt, soviel hat er vom Geist Gottes."

 

Die Ablösung des Alten Bundes durch den Neuen Bund durch Jesus kann nicht unbedingt als Vorbild für unser Verhalten gegenüber dem Lehramt gelten, denn:

 

1. hat Jesus diesen Alten Bund sehr ernst genommen, und die Gesetze befolgt, solange sie nicht gegen die Liebe verstießen; er hat sehr gezögert, das Kind der heidnischen Mutter zu heilen (mit dem Argument: "das Brot steht den Kindern zu, nicht den Hunden."!!!) Er hat die Ablösung vom Judentum erst vollzogen, als es gar keine andere Möglichkeit mehr gab; d.h. letzten Endes habe die jüdischen Autoritäten diese Ablösung sogar selbst vollzogen, indem sie an der Hinrichtung Jesu maßgeblich beteiligt waren.

 

2. glaube ich, dass es in der Weltgeschichte niemanden gibt, der eine auch nur entfernt an Jesus Christus heranreichende Position für sich beanspruchen könnte.

 

Die Aussage Jesu "Diese Generation wird nicht vergehen, bis sich all das erfüllet hat (d.h. die Wiederkunft Christi am Ende der Zeit)", beziehe ich darauf, dass der Kirche eine ununterbrochene Kontinuität bis zum Ende der Welt verheißen ist. Meiner katholischen Ansich nach müsste sich diese Kontinuität auch auf die apostolische Sukzession, die Abfolge der Päpste, und die bruchlose Entwicklung der Lehre beziehen.

 

Ich glaube also, dass die katholische Kirche trotz aller Mängel und Halbherzigkeiten (die ja auch mein Verschulden sind), sich nie in eine Sackgasse begeben wird, aus der sie nicht mehr herausfindet. Ich kann mich also unbesorgt in den "alten" Strukturen engagieren, und darauf hoffen, dass Gott selber sie wieder neu macht

 

 

Viele Grüße, Matthias

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

×
×
  • Neu erstellen...