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Pfaffenspiegel


Mariamante

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Wer hat sich mit diesem Kampfwerk gegen die Kirche "Der Pfaffenspiegel" von Otto von Corvin näher auseinander gesetzt?

 

 

Gibt es kritische Stellungnahmen dazu? Sind die im "Pfaffenspiegel" angeführten Beispiele historisch- oder hat der Verfasser aus obkskuren Quellen geschöpft?

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In einem anderen Ordner habe ich schon einmal darüber geschrieben. "Der Pfaffenspiegel" ist ein Sachbuch aus dem Vormärz und erschien 1846. Es fällt in eine Zeit, in der der preussische Kulturkampf mit der katholischen Kirche im Rheinland auf seinen Höhepunkt zusteuerte. Otto v. Corvin kommt aus einer preussischen Beamtenfamilie und ist dementsprechend Partei.

 

Das Buch habe ich vor etwa zwanzig Jahren gelesen, weil meine Mutter es so hoch rühmte und mir erzählte, daß die KK "es auf den Index" gesetzt habe (den es heute gar nicht mehr gibt), weil es "die Wahrheit" sage. Es steht heute noch in meinem Bücherschrank und ich weiß nur noch, daß ich die Lektüre nicht so berauschend fand. Es gibt heute kritschere und glaubwürdigere Literatur zur Kirche.

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Sind die im "Pfaffenspiegel" angeführten Beispiele historisch- oder hat der Verfasser aus obskuren Quellen geschöpft?

Kommt drauf an. Die sogenannte "konstantinische Schenkung", eine Fälschung, ist "historisch". Bei Corvin liest sich das so:

 

Im achten Jahrhundert taten die Päpste einen mächtigen Sprung vorwärts, wozu sie im Anfang desselben nicht die allergeringste Hoffnung hatten. Als die Langobarden Herren Italiens waren, beschränkte sich die Macht der römischen Bischöfe nur auf die Diözese, denn die barbarischen Könige derselben erkannten sie nicht einmal als die Patriarchen von Italien an, und die andern Bischöfe dieses Landes behaupteten ihre Unabhängigkeit. Das änderte sich aber bald, als das langobardische Reich unter die Herrschaft der Franken kam. Durch sie wurden die Bischöfe von Rom die größten Landbesitzer in Italien, und dies, wie die Unterstützung der Frankenkönige, half ihnen zu dem Primat in Italien.

 

Im Heiligenlexikon:

 

Nach dem Zerfall des weströmischen Reiches und dem Zusammenbruch der byzantinischen Herrschaft im Westen bemächtigten sich nach und nach die Päpste auch der weltlichen Herrschaft über Mittelitalien, gestützt auf eine gefälschte Urkunde, die "Konstantinische Schenkung", nach der Kaiser Konstantin dem Papst die Westhälfte des Römischen Reiches geschenkt habe. Die Hauptstadt des "Kirchenstaates" war Rom, der Sitz des Papstes der Lateranspalast. Im Kampf gegen die Langobarden gingen die Ländereien wieder verloren, unter der Schutzherrschaft von Frankenkönigs Pippin, dem Kurzen, (um 715-768) wurde die weltliche Macht des Papstes erneuert, auch Karl, der Große, anerkannte die "Konstantinische Schenkung". Die größte Ausdehnung erfuhr der Kirchenstaat zu Beginn des 16. Jahrhunderts, als er sich über den ganzen italienischen "Stiefel" und nördlich bis fast nach Venedig erstreckte.

 

Ausführlicher erklären es dir noch die theologischen Kurse in Österreich (eine Bildungseinrichtung der katholischen Kirche):

 

Der im Frühmittelalter, ausgehend von der apostolischen Tradition Roms, entwickelte Führungsanspruch der römischen Kirche wurde im westlichen Abendland geschichtswirksam. Seinen programmatischen Ausdruck findet er im 8. Jh. in der sogenannten "Konstantinischen Schenkung". Die petrinische Tradition wird hier mit der Fiktion verknüpft, der Kaiser selbst habe Rom (und damit die Vorrangstellung im Westen) dem Papst übertragen.

 

Über Otto von Corvin bzw. den "Pfaffenspiegel" ist bei Bautz zu lesen:

 

Bekannt ist C. durch sein berüchtigtes Werk "Pfaffenspiegel. Historische Denkmale des Fanatismus in der römisch-katholischen Kirche". Der "Pfaffenspiegel" ist eine historisch ziemlich wertlose kompilatorische Stoffsammlung von allen nur denkbaren menschlichen Verirrungen und Gemeinheiten, die im Rahmen der Kirche jemals vorgekommen sind. Er wurde noch in der Epoche des Nationalsozialismus öfter aufgelegt und zu Hetzkampagnen benutzt.

 

Ein Deschner-Vorläufer... :blink:

bearbeitet von Franziska
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Vergelts Gott vorerst für die Antworten.

 

In einem Diskussionsforum (orf Religion) wurden nämlich durch einen "Rationalisten" u. Atheisten Auszüge aus diesem Werk zitiert.

 

Durch einen Mann, der im Zuge seines Theologiestudiums sich auch mit

Deschner auseinander setzte wurde geäußert, dass die Quellenangaben bei Deschner nicht immer stimmen. Es wäre interessant, wie dies bei Otto von Corvin der Fall ist. Es gibt ja immer wieder Bücher, welche die hl. katholische und apostolische Kirche befehden.

bearbeitet von Mariamante
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Den Unwert dieses Buches erkennt man schon an der giftigen Sprache des Verfassers. Da mögen dann manche Sachen an sich durchaus vorgekommen sein, das Buch bleibt trotzdem ein Pamphlet.

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Den Unwert dieses Buches erkennt man schon an der giftigen Sprache des Verfassers. Da mögen dann manche Sachen an sich durchaus vorgekommen sein, das Buch bleibt trotzdem ein Pamphlet.

Du sprichst von "Unwert". Ich darf Dich daran erinnern, daß dieses Wort-Ungetüm auch mal in Bezug auf Leben verwandt wurde. Und diese Zeiten sind nicht so lange her, wie die Niederschrift eines der ersten religionskritischen Werke. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß es auch viele unwürdige Diener Gottes gab. z. B. der Borgia-Papst Alexander VI, dessen Tochter Lucretia und Sohn Cesare ganz eigene Früchtchen waren.

 

Viele dieser im Buch vertretenen angeblichen Tatsachen halten wohl einer neueren Kirchengeschichte nicht stand, aber ich denke, daß man eine so alte Kampfschrift nicht wertend betrachten soll.

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Den Unwert dieses Buches erkennt man schon an der giftigen Sprache des Verfassers. Da mögen dann manche Sachen an sich durchaus vorgekommen sein, das Buch bleibt trotzdem ein Pamphlet.

Du sprichst von "Unwert". Ich darf Dich daran erinnern, daß dieses Wort-Ungetüm auch mal in Bezug auf Leben verwandt wurde. Und diese Zeiten sind nicht so lange her, wie die Niederschrift eines der ersten religionskritischen Werke. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß es auch viele unwürdige Diener Gottes gab. z. B. der Borgia-Papst Alexander VI, dessen Tochter Lucretia und Sohn Cesare ganz eigene Früchtchen waren.

 

Viele dieser im Buch vertretenen angeblichen Tatsachen halten wohl einer neueren Kirchengeschichte nicht stand, aber ich denke, daß man eine so alte Kampfschrift nicht wertend betrachten soll.

Danke für Deine Erinnerung. Ich bin durchaus der Meinung, daß ich einer solchen von Dir nicht bedarf.

 

Na klar, laßt uns nicht mehr werten! Zumindest nicht über alte antikirchliche Kampfschriften. Aber dafür tüchtig über 2000 Jahre Kirche! Wenn Du Dir Deinen eigenen ersten Beitrag dazu ansiehst, wird Dir hoffentlich Dein eigene Wertung (nur ohne Zusammenfassung) auffallen.

 

Zu Deinem Verständnis: Ich bin keinesfalls gewillt, mir Worte verbieten zu lassen, nur weil sie vom Nazipöbel benutzt (nicht geschaffen) wurden. Ich gehe auch heute noch mit einem Führer durch die Berge, wenn ich einen brauche; und ein Buch, das nichts wert ist, hat einen Unwert oder wenn man Euphemist sein will eben einfach keinen Wert.

 

Ediert: Das wertlose Buch ist dem Wortsinne nach ja fast neutral, weil gänzlich ohne Wert. Es gibt dann natürlich Bücher, die einen negativen und damit Unwert aufweisen.

bearbeitet von soames
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Im übrigen ist es ein ziemlicher Unterschied, ob man mit dem Prädikat "Unwert" ein Buch oder einen Menschen belegt. Es gibt nämlich keinen unwerten Menschen, aber sehr wohl unwerte Bücher.

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Hier der Auszug aus dem Diskussionsthread, der mich zur Frage bewegte:

 

"Irgendwie habe ich das Gefühl, du möchtest den Eindruck erwecken, als würde im "Pfaffenspiegel" mit den Quellen etwas nicht stimmen. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du mir mitteilen würdest, was, ich zitiere ihn nämlich öfter, und bin gern objektiv und der Wahrheit verbunden. "

 

Quelle:

 

http://religion.orf.at/projekt02/diskussio...n_kirche_fr.htm

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Ich darf dann auch mal darauf hinweisen, daß der Pfaffenspiegel mit Sicherheit keines der "ersten" religionskritischen Werke ist. Das dürfte spätestens mit den Aufklärern angefangen haben. Er ist vielmehr ein ausgesprochen bösartiges antikatholisches Buch.

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Franciscus non papa

naja, ein konglomerat von vielen netten, teilweise wirklich lächerlichen geschichten, teilweise auch schlimmen entgleisungen innerhalb der kirchengeschichte.

 

wer auf seine eigene geschichte und die seiner familie schaut, wird im kleinen all solche dinge wiederfinden. eigentlich nicht verwunderlich.

 

ansonsten eine nicht wirklich qualifizierte religionskritik und eine offensichtliche phobie gegenüber dem christentum.

 

*achselzuck*

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naja, ein konglomerat von vielen netten, teilweise wirklich lächerlichen geschichten, teilweise auch schlimmen entgleisungen innerhalb der kirchengeschichte.

 

wer auf seine eigene geschichte und die seiner familie schaut, wird im kleinen all solche dinge wiederfinden. eigentlich nicht verwunderlich.

 

ansonsten eine nicht wirklich qualifizierte religionskritik und eine offensichtliche phobie gegenüber dem christentum.

 

*achselzuck*

Richtig, Franz.

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