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Stephanus und die Märtyrer


Mecky

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Ja, ich weiß: In diesem Jahr fällt das Fest des Stephanus zu Gunsten der heiligen Familie aus. Aber es ist nicht verboten, am 2. Weihnachtstag an den ersten Märtyrer des Christentums zu denken.

 

Eigentlich ist er gar nicht der erste Märtyrer. Das ist er nur, wenn man abstreitet, dass Jesus selbst christlich war. Stephanus' Weg in den Tod war sowohl vom Ergebnis seines Wirkens (Tod) als auch von der Art seines Martyriums erst einmal Nachfolger.

 

Am Stephanusfest habe ich mich schon desöfteren gefragt, ob ich zu einem solchen letzten Schritt bereit wäre. Das sind natürlich alles völlig spekulative Gedanken. Wie ich mich realiter im Ernstfall verhalten würde, wird wohl erst dann wirklich offenbar, wenn solch ein Ernstfall einträfe.

 

Ein Sammelsurium von Gedanken und Gefühlen bezüglich des Martyriums ist aber jetzt schon vorhanden.

 

Mir kommen verschiedene Märtyrergeschichten in den Sinn.

Angsterweckend insbesondere das Martyrium des Origines (auch wenn er nie heilig gesprochen wurde). Er stand an exponierter Stelle, ein großräumig anerkannter christlicher Philosoph von ausgesprochen scharfem Geist. Unter Decius wurde er gefangen genommen. Von ihm wollte man eine Absage, eine öffentliche Absage an das Christentum. Das wäre ein großer Erfolg gewesen für Kaiser Decius: Origines, der große Origines, zieht vor dem Kaiser den Schwanz ein und spuckt auf seinen christlichen Glauben.

Aber Origines ließ sich qualvoll foltern. Man wollte ihn gar nicht töten, sondern nur so weit verstümmeln und quälen, dass er weiterhin lebte - aber absagte. Nach dem Tod von Kaiser Decius wurde Origines freigelassen - aber er war ein vollständiges Wrack. Er, der beredsame, hatte über der Folter seine Sprache und Stimme verloren. Er siechte noch einige Monate vor sich hin, dann starb er.

 

Dann kommen mir insbesondere die zeitlich näheren Märtyrer in den Sinn: Pater Maximilian Kolbe und natürlich Sophie Scholl und der ganze Club der Weißen Rose. Die stehen mir natürlich näher. Während Maximilian den einzelnen Menschen sah, den Familienvater in seiner Verzweiflung, die nicht nur ihn persönlich, sondern seine Familie betraf, richtete sich die Weiße Rose durchaus auf abstraktere Ideale. Sowohl das Elend des Einzelnen als auch die Ablehnung eines menschenvernichtenden Ideals hatten beide die Kraft, aus diesen Menschen das Letzte herauszuholen, was ein Mensch geben kann.

 

Ich könnte mir nicht so einfach vorstellen, dass ich Märtyrer werde, wenn jemand kommt und sagt: Mecky, sag dass Du Christ bist, oder ich bring Dich um. Ich vermute, dass ich eher mit Spott reagieren würde.

 

Vor dem Martyrium scheint mir eine Geschichte zu liegen. Martyrium ist nicht einfach da, sondern es entwickelt sich. Man gerät in eine Geschichte, die eine Dynamik in sich trägt. Man baut eine Überzeugung auf, verteidigt sie, es wird kritischer. Man will nicht mehr ohne diese Überzeugung leben und man will sich weder den Mund noch die Hand verbieten lassen: Nicht den Mund verbieten lassen, weil man seine Überzeugung aussprechen will, nicht die Hand verbieten lassen, weil man entlang seiner Überzeugung auch handeln und leben will.

Erst wenn dies nicht mehr möglich ist, dann wird mir der Entschluss einsichtig, sogar seine Gesundheit und sein Leben aufs Spiel zu setzen.

 

Ich kann mich prima in den Satz hineinversetzen, den Sophie Scholl sagte, als der rasende Roland Freißler ihr das Todesurteil verkündete. "Eure Köpfe werden auch noch rollen." Ich kann mir zumindest in Gedanken vorstellen, dass ich ähnlich reagieren würde. Ein Leben ohne Selbstachtung als Alternative? Lieber einen Moment lang feige, als ein Leben lang tot? Ob man jemals wieder wahre Achtung vor sich selbst haben kann, wenn man schon gezeigt hat, dass man im Ernstfall alles verrät, was einem heilig und teuer war?

Wer wäre Jesus gewesen, wenn er klammheimlich aus Jerusalem abgehauen wäre? Wer wäre Stephanus gewesen, wenn er mit Paulus um sein Leben gefeilscht hätte? Wie hätte die Zukunft der Mitglieder der Weißen Rose ausgesehen, wenn sie das dritte Reich überlebt hätten und nicht zum Symbol des Widerstands, sondern zum Symbol der Angst geworden wären?

 

Nun ja - Millionen haben dies ja so praktiziert. Und ich kann sie verstehen. Die Angst, die Angst, die Angst. Vielleicht wäre ich ja einer von ihnen. Aber wenn ich mich nach einem Idealbild umsehe, dann ist nicht der ängstliche Mensch, der sich zu allem zwingen lässt, das Ideal.

 

Verständlich, aber kraftlos, peinlich berührt bis in die heutige Zeit, wenn das Gespräch auf das dritte Reich kommt. Schnell in Verteidigungshaltung, wenn unweise junge Leute der heutigen Zeit vollmundig tönen, dass Sterben besser gewesen wäre, als dem Unrechtssystem zu dienen.

 

Das Ideal verweist aber in diesem Falle aus dieser Welt hinaus. Das Ideal ist nur um den Preis des Lebens möglich. Wo bleibt die Freude über die Standhaftigkeit, wenn man anschließend ein Leben lang tot ist?

Entweder ist Martyrium Irrsinn. Der Wahn ist kurz, der Tod ist ewig.

Oder Martyrium ist ein Zeugnis eines Glaubens an ein Leben über den Tod hinaus - auch bei denen, die das aufs Heftigste abstreiten würden.

 

Ein Wahn, weil man von seiner Standhaftigkeit doch im Endeffekt weniger hat, als vom Tod, weil Rückratslosigkeit zwar ein eingeschränktes Leben bietet, aber ... immerhin ein Leben.

 

Oder ein Zeugnis von einer Hoffnung, die tiefer veranlagt ist, als die oft so wortgewand beteuerte utilitaristische Prägung. Ein Zeugnis von einer Flamme, die nicht von uns selbst angezündet wurde, und von keinem anderen Menschen gelöscht werden kann (von keinem Henker und Tyrannen), als von uns selbst.

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Ich könnte mir nicht so einfach vorstellen, dass ich Märtyrer werde, wenn jemand kommt und sagt: Mecky, sag dass Du Christ bist, oder ich bring Dich um. Ich vermute, dass ich eher mit Spott reagieren würde.

 

Vor dem Martyrium scheint mir eine Geschichte zu liegen.

 

Ich denke, es gibt beides. Dass eine ist sicher die Zuspitzung einer Geschichte, die zum Konflikt und schließlich zur Katastrophe führt. Sowas gibt es ja immer wieder, nicht nur bei Märtyrern.

 

Dass andere sind Menschen, die ohne große Bestimmung zu Märtyrern wurden. Menschen, die das Leben plötzlich in eine Situation stellte, an die sie vielleicht nie dachten, und in die sie sicherlich nie kommen wollten. Ich denke da an Menschen, die z.B. im Krieg über sich hinaus wachsen und plötzlich für etwas ihr Leben aufs Spiel setzen oder es gar hergeben für andere. Oder ein biblisches Beispiel: die sieben Brüder in 2 Makk.

 

Aber, um etwas provokant zu fragen: ist Märtyrium wirklich immer gut?

 

Mit meinem Pfarrer sprach ich vor kurzem über einen Jesuiten, der im Dritten Reich gefangen wurde, als das Ende des Wahnsinns bereits in Sicht war. Er wurde vor die Wahl gestellt: entweder tritt er aus dem Orden aus, oder er kommt ins KZ. Der Pater (leider wusste mein Pfarrer den Namen nicht mehr) wählte das KZ und starb dann dort. Welchen Sinn hatte dieser Tod? Wäre es besser gewesen, für die paar Monate "mit Gewissensvorbehalt" auszutreten, und danach vielleicht noch 20,30 Jahre segensreich zu wirken? Was ist Gottes Wille in dieser Situation?

 

// markus

 

P.S. Ich glaube nicht, dass ich zum Märtyrer tauge - ich wäre wohl zu feige :blink:

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Wäre es besser gewesen, für die paar Monate "mit Gewissensvorbehalt" auszutreten, und danach vielleicht noch 20,30 Jahre segensreich zu wirken?

 

Was ist Gottes Wille in dieser Situation?

Hallo,

 

ich hätte auch den Weg in den Tod gewählt.

 

Davonlaufen und die Verbundenheit zu Jesus (bei mir ist es eine besonders tiefe und innige Liebe zu Jesus :blink: ) zu leugnen, finde ich den absolut falschen Weg.

 

Wenn Gott diesen Weg nicht für Pater gewählt hatte, wäre er sicherlich auf irgendeine Art und Weise gerettet worden. Daher sehe ich in seinem Weg den er ging, den Willen Gottes.

 

Ist denn der Tod so schlimm? Ist nicht die endgültige Nähe zu Jesus die Erfüllung unseres Daseins auf der Erde? Es ist doch der Sinn unseres Christentums irgendwann ganz und gar bei Gott zu sein, oder seht ihr das anders?

 

Liebe Grüsse

 

Sainty

 

Hier noch ein Link, der zu diesem Thread hier passt:

 

 

http://www.mykath.de/index.php?showtopic=8865&hl=

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Als eine Frau zu Pater Pio kam, die mit ihren Kindern sehr viel mitmachte, sagte P. Pio zu ihr: "Weiß du denn nicht, dass Mutter sein Martyrerin sein heißt?"

 

Das einmalige Marytrium aus Liebe zu Gott ist ein wunderbares Zeugnis. Aber ich möchte hier auch das kleine aber lebenslange Martyrium nicht ausser acht lassen, dass z.b. jene zu erdulden haben, die jahrzehntelang in einer glaubensfeindlichen Umgebung leben, und allem Druck standhalten.

 

Ich will nicht vergessen das Martyrium jener zu erwähnen, die lebenslang wegen ihres Glaubens verspottet, gestichelt und gemobbt werden.

 

Die einmalige Hingabe des Lebens wirkt spektakulär. Gewiß gehört da die besondere Gnade Gottes dazu- wie bei jenen 40 Christen /Priestern /Mönchen, die unter den Kommunisten lebendig verbrannt wurden, weil sie das Kreuz Christi nicht verhöhnen und bespucken wollten. Die Kraft zu diesem Zeugnis, blutigen Zeugnis kommt nur von Gott- ist sicher bewundernswert.

 

Aber ich möchte hier auch an das Dauermartyrium jener denken, die um Christi willen in einer neuheidnischen Gesellschaft oder in einer hasserfüllten Umgebung jahrelang, jahrzehntelang zu leiden haben. Ich möchte auch an jene Frauen denken, die unter dem Unglauben ihrer Männer (vielleicht gibt es auch das Umgekehrte) oder den Irrwegen ihrer Kindere viele Jahre lang zu leiden habe- eine Art "Dauermartyrium". Und vielleicht gehört zu einem solchen Dauermatyrium oder dem Martyrium der dauernden kleinen Nadelstiche wie es Therese von Lisieux erwähnt noch mehr Kraft, Ausdauer, Mut und Glaubenshingabe. Denn einmal zu sterben - sein Leben für Christus hinzugeben wirkt heroisch. Aber in einem täglichen "Sterben" zu stehen, sozusagen immer neu um Christi willen verfolgt, verspottet zu werden und täglich "zu sterben" - das fordert m.E. jene Gnade der Beharrlichkeit, des standhaften Widerstandes und der demütigen Hingabe, die wohl ebenso bewundernswert ist.

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Lieber Mecky,

 

ich denke, dass unser Denkprozeß ein Ausweichen erträglich gestalten würde. Niemand würde uns einen Vorwurf machen, wenn wir nicht Märtyrer werden, denn alle, die leben, sind auch keine Märtyrer.

 

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Märtyrer einem Nicht-Märtyrer diesen Vorwurf machen würde. Er wäre sonst ein seltsamer Märtyrer.

 

Und wir vor uns selbst? Auch die Bibel enthält einige Argumente. Jesus selber ist mehrmals ausgewichen, bevor es zu seinem Tod kam. Zudem sollen wir klug sein. Und eine große Rolle werden Verpflichtungen spielen, z.B. gegenüber einer Familie, besonders Kindern.

 

Vielleicht ist es keine Sache, über die man sich grundlos große Gedanken machen sollte. Falls es so weit sein sollte, wird man auch ohne großes Nachdenken wissen, was angesagt ist.

 

Herzliche Grüße

Martin

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ich hätte auch den Weg in den Tod gewählt.

Ich bete, dass niemand jemals in eine Situation gerät, das tatsächlich zu entscheiden. Wer weiß, wie die Entscheidung dann tatsächlich ausfällt ....

 

 

... vielleicht ganz anders, als man es sich jetzt - im warmen Zimmer, vor dem Computer, ohne jegliche reale Bedrohung - ausmalt.

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Aber, um etwas provokant zu fragen: ist Märtyrium wirklich immer gut?

Lieber Markus!

 

Genau diese Frage habe ich mir auch schon gestellt.

 

Noch einmal fällt mir der Origines ein. Der ist nämlich zwei verschiedene Formen des Martyriums begegnet. In seinen Jugendjahren hat er überschwenglich nach dem Martyrium gesucht. So weit ich mich erinnere, hat er sich an die Straße gestellt und einigen gefangenen Christen zugejubelt, die gerade abgeführt wurden.

 

Dann, im höheren Alter unter Decius kam das Martyrieum tatsächlich auf ihn zu.

 

Ich glaube, dass es gerade für junge Menschen nicht leicht ist, zwischen triumphal-verbrähmter Weltflucht und echtem Martyrium zu unterscheiden. Sobald Martyrium der Weltflucht oder einer Heldenpose dienen soll, ist es in meinen Augen kein wirkliches Martyrium (= Zeugnis, gemeint ist: christliches Zeugnis).

 

Noch problematischer wird es, wenn der Begriff Martyrium auf Selbstmordattentäter übertragen wird.

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Ist denn der Tod so schlimm? Ist nicht die endgültige Nähe zu Jesus die Erfüllung unseres Daseins auf der Erde? Es ist doch der Sinn unseres Christentums irgendwann ganz und gar bei Gott zu sein, oder seht ihr das anders?

Lieber Sainty!

 

Dies halte ich Deinen Gedanken für richtig. Die Beschränkung auf die irdische Realität ist eine Versuchung. Dennoch möchte ich einschränken:

 

Natürlich ist die endgültige Nähe zu Jesus das Ziel, aber im Sinne von Vollendung. Die ewige Nähe zu Jesus soll meiner Meinung nach vollenden, was wir hier auf der Erde als Auftrag und Sendung schon bruchstückhaft und unbeholfen begonnen haben. Die Verantwortung des Erdenlebens bleibt unausweichlich. Hier und jetzt sollen wir wirken, lieben, aufbauen ... Und dem auszuweichen - und mag es noch so heroisch erscheinen.

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Aber, um etwas provokant zu fragen: ist Märtyrium wirklich immer gut?

Lieber Markus!

 

Genau diese Frage habe ich mir auch schon gestellt.

 

Noch einmal fällt mir der Origines ein. Der ist nämlich zwei verschiedene Formen des Martyriums begegnet. In seinen Jugendjahren hat er überschwenglich nach dem Martyrium gesucht. So weit ich mich erinnere, hat er sich an die Straße gestellt und einigen gefangenen Christen zugejubelt, die gerade abgeführt wurden.

 

Dann, im höheren Alter unter Decius kam das Martyrieum tatsächlich auf ihn zu.

 

Ich glaube, dass es gerade für junge Menschen nicht leicht ist, zwischen triumphal-verbrähmter Weltflucht und echtem Martyrium zu unterscheiden. Sobald Martyrium der Weltflucht oder einer Heldenpose dienen soll, ist es in meinen Augen kein wirkliches Martyrium (= Zeugnis, gemeint ist: christliches Zeugnis).

 

Noch problematischer wird es, wenn der Begriff Martyrium auf Selbstmordattentäter übertragen wird.

Wesentliche Merkmale christlicher Märtyerer sind:

 

- Sie suchen eben nicht speziell das Martyrium!

- Sie ziehen nicht andere mit in den Tod.

- Es ist immer die Liebe ausschlaggebend.

 

Mehr fällt mir im Moment nicht ein.

:blink:

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Und wir vor uns selbst? Auch die Bibel enthält einige Argumente. Jesus selber ist mehrmals ausgewichen, bevor es zu seinem Tod kam. Zudem sollen wir klug sein. Und eine große Rolle werden Verpflichtungen spielen, z.B. gegenüber einer Familie, besonders Kindern.

Lieber Martin!

 

Dieses Ausweichen und diese Form der Klugheit finden wir bei vielen späteren Märtyrern. Es ist für mich ein beeindruckendes Indiz, dass diese Menschen nicht das Martyrium gesucht hatten, dass sie keine verkappten Selbstmörder oder Weltflüchtige waren, dass sie leben und wirken wollten. Das halte ich nicht nur für gesund, sondern auch für sehr christlich.

 

Als dann die Zeit kam, da das Martyrium nur noch zu umgehen wäre, indem sie alles verraten hätten, woran sie im Leben geglaubt haben, sind sie dann doch diesen Weg gegangen. Und auch dies halte ich für beeindruckend gesund und christlich.

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ich hätte auch den Weg in den Tod gewählt.

Ich bete, dass niemand jemals in eine Situation gerät, das tatsächlich zu entscheiden. Wer weiß, wie die Entscheidung dann tatsächlich ausfällt ....

 

 

... vielleicht ganz anders, als man es sich jetzt - im warmen Zimmer, vor dem Computer, ohne jegliche reale Bedrohung - ausmalt.

So ist es!

Vor die Wahl gestellt: Vom Glauben abzufallen, oder körperliche Schmerzen auszuhalten, müsste ich nicht mal lange überlegen.

Körperliche Schmerzen, Todesangst- und Qualen, Folter, und sei es nur Androhung bereiten mir schon im Vorfeld Angst. Dem würde ich gerne ausweichen.

Fazit:Martyrium ist nichts für mich. Da kriegt mich jeder klein.

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Ich bete, dass niemand jemals in eine Situation gerät, das tatsächlich zu entscheiden. Wer weiß, wie die Entscheidung dann tatsächlich ausfällt ....

Liebe Lucia!

 

Ich bin mir fast sicher, dass eine solche Entscheidung ein höchst dramatisches Ereignis ist und niemand kann das Ergebnis voraussagen, nicht einmal der Betreffende selbst.

 

Es gibt aber nicht nur die Angst vor einer solchen Entscheidung und ihren Folgen. Es gibt schon jetzt (am sicheren Computer) Antriebe, die auf ein Martyrium hinzielen. Denn auch die Vorstellung, alles verraten zu müssen, um am Leben zu bleiben, ist eine Horrorvorstellung.

 

Martyrien vollziehen sich doch oft schon im Kleinen, wo es noch nicht um das Überleben geht. Da sagt und macht man dann Dinge, die einem äußerlich nichts als Nachteile und Ärger einbringen. Aber: So sind Menschen nun einmal veranlagt. Es scheint tatsächlich einen Trieb zu geben, der uns mit solcher Entschiedenheit für unsere Überzeugungen eintreten lässt, dass die fatalen Konsequenzen darüber verblassen.

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Fazit:Martyrium ist nichts für mich. Da kriegt mich jeder klein.

Liebe Moni!

 

Bist Du Dir da sicher?

 

Angenommen, Du kommst dazu, wie ein paar Jugendliche ein Kind drangsalieren. Das Kind blutet und schreit verzweifelt. Kannst Du im Vorhinein abschätzen, wie Du reagieren wirst?

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Als eine Frau zu Pater Pio kam, die mit ihren Kindern sehr viel mitmachte, sagte P. Pio zu ihr: "Weiß du denn nicht, dass Mutter sein Martyrerin sein heißt?"

Ich halte das Muttersein nun wirklich nicht für ein Martyrium. :blink:

 

Das einmalige Marytrium aus Liebe zu Gott ist ein wunderbares Zeugnis. Aber ich möchte hier  auch das kleine aber lebenslange Martyrium nicht ausser acht lassen, dass z.b. jene zu erdulden haben, die jahrzehntelang in einer glaubensfeindlichen Umgebung leben, und allem Druck standhalten.

 

Aber dem zweiten Gedanken stimme ich völlig zu:

Der einmalige Entschluß, mein Leben für Gott zu geben,

und der immer wieder neue Entschluß, mein Leben Gott zu widmen,

beides braucht Märtyrer.

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ich hätte auch den Weg in den Tod gewählt.

Ich bete, dass niemand jemals in eine Situation gerät, das tatsächlich zu entscheiden. Wer weiß, wie die Entscheidung dann tatsächlich ausfällt ....

 

 

... vielleicht ganz anders, als man es sich jetzt - im warmen Zimmer, vor dem Computer, ohne jegliche reale Bedrohung - ausmalt.

So ist es!

Vor die Wahl gestellt: Vom Glauben abzufallen, oder körperliche Schmerzen auszuhalten, müsste ich nicht mal lange überlegen.

Körperliche Schmerzen, Todesangst- und Qualen, Folter, und sei es nur Androhung bereiten mir schon im Vorfeld Angst. Dem würde ich gerne ausweichen.

Fazit:Martyrium ist nichts für mich. Da kriegt mich jeder klein.

Aber, du würdest doch nicht wirklich vom Glauben abfallen, egal welche Folter man dir androht oder tatsächlich angedeihen lässt.

 

Man könnte dich vielleicht dazu bringen, deinen Glauben öffentlich zu verleugnen, oder den Abfall davon zu erklären, aber was würde das bedeuten?

 

Was du wirklich glaubst weisst nur du und Gott.

 

Letztlich sind sich dessen auch die jeweiligen Verfolger immer bewusst, und es gab noch nie eine Zeit, in der den unter Gewaltandrohung von ihrem Glauben "abgefallenen" wirklich getraut wurde.

 

Im Spanien des 16. Jhdts haben zwangsgetaufte Juden ihren jüdischen Glauben über Generationen hinweg bewahrt und weitergegeben, in Japan haben Katholiken ihren Glauben über 200 Jahre Verfolgung unter völliger Abgeschnittenheit von der Aussenwelt bewahrt, indem sie ihn nach aussen hin verleugneten.

 

Sind diese Menschen tatsächlich einen schlechteren oder minderwertigeren, oder auch nur einfacheren Weg gegangen als diejenigen, die Märtyrer wurden?

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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Fazit:Martyrium ist nichts für mich. Da kriegt mich jeder klein.

Liebe Moni!

 

Bist Du Dir da sicher?

 

Angenommen, Du kommst dazu, wie ein paar Jugendliche ein Kind drangsalieren. Das Kind blutet und schreit verzweifelt. Kannst Du im Vorhinein abschätzen, wie Du reagieren wirst?

Lieber Mecki

 

Nun, das Einschreiten in diese Situation würde ich dann aber eher als Zivilcourage bezeichnen, ohne vorher abzuwägen, ob ich davon eine blutige Nase bekomme.

Unter Martyrium habe ich bis jetzt eigentlich etwas anderes verstanden. Für mich war das immer mit einer Entscheidung verbunden: Entweder - oder.

Und mit körperlichem Schmerz der mit dem Tode endet.

 

Doch Gabriele hat es weiteroben auch schon mal erwähnt. Vermutlich gehört das lebenslange Ringen mit dem Glauben, und dem Druck standhalten auch dazu.

 

Ich muss das nochmals für mich überlegen, was das für mich bedeutet.

 

 

lieben Gruss

Moni

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Liebe Moni!

 

Mit "Märtyrer" bezeichnet man ja auch normalerweise die "Blutzeugen", also diejenigen, die für den Glauben gefoltert und getötet wurden. Nur weiß das der spätere Märtyrer manchmal nicht zuvor. Jugendliche, die ein Kind drangsalieren - wer weiß, wie das endet, wenn Du dazwischen gehst?

 

Genaugenommen heißt das Wort "Märtyrer" zunächst ein mal "Zeugnisgebender". "Blutzeuge" ist schon eine übertragene Übersetzung. Und vielleicht holst Du Dir bei solchen Jugendlichen nicht gleich den Tod, sondern beginnst einmal als "Blutzeuge" mit einer blutigen Nase. Vom Erleben her aber gehst Du ein unkalkulierbares Risiko ein.

 

Ist das nicht dasselbe, wie wenn Sophie Scholl Flugblätter verteilt hat? X-mal ist es ja schon gut gegangen, bei anderen, später auch bei ihr selbst. Das Risiko des Entdecktwerdens mitsamt dessen Konsequenzen war schon immer da.

 

War es nicht auch das Risiko, das Origines eingegangen ist? Als lautstarker und beredsamer Exponent einer nichtakzeptierten, neuen, verdächtigen Religion, gegen die es schon Exzesse gegeben hatte?

 

Natürlich gibt es noch verschärfte Situationen, wie z.B. bei Maximilian Kolbe. Aber diese Verschärfung scheint mir nicht notwendig zu einem Martyrium dazu zu gehören.

bearbeitet von Mecky
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Lieber Sainty!

Hallo Mecky,

 

ich bin weiblich :blink:

 

Liebe Grüsse

 

Sainty

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Hier und jetzt sollen wir wirken, lieben, aufbauen ... Und dem auszuweichen - und mag es noch so heroisch erscheinen.

Hallo Mecky,

 

das ist richtig und so mache ich es auch.

 

Aber den Glauben zu Gott zu verleugnen, empfinde ich als Verrat. Dann lieber den Weg des Martyriums gehen, also in den Tod, als die Verbundenheit zu Jesus zu leugnen.

 

Allerdings ist es nicht der Weg den ich mir wünsche, denn ich möchte noch vieles Gutes bewirken im Namen Gottes und das geht nun mal nur als lebende Person. Aber nicht mein Wille, sondern sein Wille geschehe.

 

Liebe Grüsse

 

Sainty

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Aber den Glauben zu Gott zu verleugnen, empfinde ich als Verrat. Dann lieber den Weg des Martyriums gehen, also in den Tod, als die Verbundenheit zu Jesus zu leugnen.

Liebe Sainty,

 

ich wünsche Dir von Herzen, daß diese Deine Entschlossenheit nie auf die Probe gestellt wird.

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ich wünsche Dir von Herzen, daß diese Deine Entschlossenheit nie auf die Probe gestellt wird.

Hallo Sion,

 

ich danke dir von Herzen für diesen Wunsch.

 

Liebe Grüsse und Gottes Segen.

 

Sainty

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Zu diesem Thema fällt mir immer Petrus ein.

 

Dreimal leugnete er zu Jesus Christus zu gehören, weil er aus eigener Kraft den Mut und die Stärke des "Bekennens" nicht fand.

 

Erst nachdem er die "Kraft aus dem Himmel" empfing - war er bereit für Jesus Christus auch in den Tod zu gehen.

 

Der Weg des Martyriums ist NIE selbst gewählt - sondern ein Ergebnis der innigen Verbundenheit mit Gott-Vater in Jesus Christus und dem Heiligen Geist, denn nur so konnte letztlich auch Stephanus bei seiner Steinigung "den Himmel offen sehen" und ausrufen: "HERR, rechne ihnen diese Sünde nicht an!

 

Polnische KZ-Wärter bezeugten bei der Hinrichtung Maximilan Kolbe, dass die deutschen Ärzte die ihm die Todesspritze gaben, erschaudert waren von der Atmosphäre die herrschte, als Kolbe ihnen mit einem sanften Blick den Arm hinhielt damit sie die Spritze setzen konnten. Er schlief mit einem erlösten Gesichtsausdruck ein und die Ärzte kommentierten: So einen hatten wir hier im Lager noch nie...

Kolbe wurde also in den Hungerbunker gesteckt, tagelang habe man ihn singen und beten gehört. Nachdem die anderen neun Leidensgenossen schon verhungert waren, Kolbe aber noch wenige Lebenszeichen von sich gab, verabreichte der Lagerhenker ihm schließlich eine Giftspritze, was den endgültigen Tod bedeutete.

 

 

 

 

Der oft zitierte Bonhoeffer konnte letztlich auch nur seine Gedichtzeilen niederschreiben, eben weil er in diesen irdischen Nöten die Mächte und Gewalten spürte die ihn heimtragen zu Gott-Vater.

 

 

Heute gedenken wir an die Unschuldigen Kinder vom Kindermord in Bethlehem. Einen liturgischen Gedenktag dieser kindlichen „Blutzeugen“ im Anschluss an Weihnachten gibt es seit dem 5. Jahrhundert. Cäsarius von Arles, Augustinus und andere Kirchenväter haben die kindlichen Märtyrer gerühmt, denen es vergönnt war, nicht nur als Zeugen für Jesus, sondern stellvertretend für ihn zu sterben.

 

 

Denen es "vergönnt war"....so ist letzlich auch das Martyrium ein Gnadengeschenk

 

gby

 

Bernd

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