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Der die Sünden der ganzen Welt abgewaschen hat


Franciscus non papa

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Franciscus non papa

(Split aus den Tagesgebeten - Martin)

 

 

OT

 

das heutige gabengebet kommt ja im laufe des jahres immer wieder vor.

 

ich meine die wendung: "der die sünden der ganzen welt abgewaschen hat". eine so unglückliche übersetzung, die bei mir immer eine gewisse heiterkeit hervorruft. so in etwa: jesus mit einem grossen schwamm, in gummistiefeln und am putzen :blink:

bearbeitet von Martin
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Franciscus non papa

hab leider den lateinischen text nicht zur hand, aber mal nachgeschlagen, wie die texte früher waren - eindeutig weniger zum schmunzeln anregend.

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Nicht geeignet für ein Gebet, aber als Erklärung würde ich sagen:

 

Über viele Jahrhunderte wurde im juristischen Sinne der Vergeltung und des Ausgleichs über Schuld und Sünde auch im Blick auf das Leiden Christi geschaut. Die Interpretation heißt dann - sorge dich nicht, dass du einen gerechten Ausgleich für deine Schuld leisten musst. Sorge dich nicht, dass du das nicht aufbringen kannst. Sieh auf das, was Jesus schon getragen hat, das reicht unter diesem Asepkt auch für deine Schuld.

 

Da wir heute im Regelfall nicht mehr in diesem Kategorien denken, fällt das Verständnis schwer. Interessanterweise sehe ich da weniger den Putzschwamm und die Gummistiefel, sondern eher Ströme von Blut, die über mich fließen würden und das abwaschen, was an Schuld an mir klebt. Ein unglaubliches archaisches Bild, dass ich beim ernsthaften darauf Einlassen kaum ertragen kann. Und damit vielleicht gerade im ungenügenden darauf Einlassen diese unglaubliche Befreiung nicht sehe. Sehen wir im Umkehrschluß mit unseren Sünden zu lässig, zu leichtfertig um. Für meinen Teil kann ich das durchaus für mich annehmen.

 

Zusätzlich gibt es Bezüge zum AT, aber die kann ich jetzt nicht so auch dem Ärmel schütteln.

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Interessanterweise sehe ich da weniger den Putzschwamm und die Gummistiefel, sondern eher Ströme von Blut, die über mich fließen würden und das abwaschen, was an Schuld an mir klebt. Ein unglaubliches archaisches Bild,

Da geht es mir ganz ähnlich, lieber Martin.

Und dann frage ich mich, wie Blut denn reinwaschen kann.

 

Welche Bezüge zum AT meinst Du denn?

Gibt es im AT die Antwort auf meine Frage?

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Da fällt mir spontan ein Die sieben Vaterunser der Hl. Birgitta von Schweden:

 

7. Öffnung der heiligen Seite

 

Vater unser; Gegrüßet seist du, Maria

 

Ewiger Vater, würdige dich, für die Bedürfnisse der heiligen Kirche und zur Sühnung der Sünden aller Menschen das kostbare Blut und Wasser anzunehmen, welches aus der Wunde des göttlichen Herzens Jesu geflossen ist, und sei uns allen gnädig und barmherzig. Blut Christi, letzter kostbarer Inhalt seines heiligen Herzens, wasche mich rein von allen eigenen und fremden Sündenschulden; Wasser der Seite Christi, wasche mich rein von allen Sündenstrafen und lösche mir und allen Armen Seelen die Flammen des Fegfeuers aus. Amen.

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Liebe Gabriele,

 

das wird wohl kaum physisch zu verstehen sein (Gruß an den Schwamm und die Gummistiefel :blink: ) .

 

Herzliche Grüße

Martin

:)

 

Schon klar, Martin.

 

Aber wie kann das denn verstanden werden?

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Liebe Verena,

 

ich finde folgende Wendung recht irritierend:

 

"wasche mich rein von allen eigenen und fremden Sündenschulden;"

 

Muß bzw. kann ich von fremden Sündenschulden reingewaschen werden?

Wie interpretierst Du diese Stelle?

 

Liebe Grüße, Gabriele

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Ich fand eine Stelle in dem Film "The Passion" sehr eindrücklich:

 

Jesus am Kreuz gestorben - es bricht ein ziemlich heftiger Sturm auf.

 

Ein römischer Soldat nimmt eine Lanze und sticht damit in die Seite Jesu um zu prüfen ob er wirklich tot ist.

 

Das Blut weht im Sturm über die ganze Erde.

 

 

"Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Schuld"

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Paulus schreibt in Röm 3,25:

 

Ihn / Christus hat Gott aufgestellt / eingesetzt

als kapporet/Sühneort

in seinem Blut

wegen des Aufschubs der vormals zur Zeit der Zurückhaltung Gottes begangenen Sünden

 

Dabei nimmt Paulus Bezug auf die Besprengung der Kapporet (Hilasterion / Sühnedeckel auf der Bundeslade, allg. "Sühneort") mit dem Blut des Opferbocks, die der Hoheprieter der Juden am Jom-Kippur Fest durchrführte.

 

Dieses Sühneopfer des alttestamentlichen Kultes diente nicht dazu Gott zu besänftigen, sondern war umgekehrt ein Angebot Gottes das den Menschen ermöglichte mit ihrer Schuld umzugehen. Nicht Gott bedurfte des Opfer, sondern die Menschen.

 

Dahinter steht die Einsicht, dass böse Taten eine Schuldsphäre um TäterInnen und Opfer schaffen, die auch durch Vergebung nicht einfach aus der Welt geschafft werden kann ("vergeben, aber nicht vergessen" könnte hier ein Stichwort sein). Materielle Schäden können materiell vergolten werden, aber oft ist Sühne nur durch symbolische Akte möglich (der Ermordete kann nicht mehr lebendig gemacht werden auch wenn die Mörderin ihre Tat bereut; die Mann der seine Frau betrogen hat kann seine Handlung nicht mehr ungeschehen machen). In vielen Kulturen dienten die rituellen Opfer, also das bewußte Weggeben und Vernichten von eigenen Gütern, unter anderem dieser Sühne. Heutzutage kann man zB Gedenkdienste deutscher und österreichsicher Jugendlicher in Holocaustmuseen etc. als eine Art von Sühne sehen (wobei es hier nicht einmal um persönliche Schuld geht, sondern um Auf- und Abarbeitung der angesichts der Größe der Schuld noch immer bestehnden "Schuldsphäre" eines ganzen Volkes).

 

Es geht also um die Aufarbeitung eigener Schuld und eigenes Versagens, auch vor Gott. Also um eine Chance für die Menschen ihr Verhältniss zueinander und zu Gott symbolisch durch kultisches Handeln wieder in Ordnung zu bringen, nicht darum einen rachedürstigen Gott zu besänftigen.

 

Die alljährliche Wiederholung dieses kultischen Opfers ist laut Paulus nicht mehr nötig. An die Stelle der durch den Hohenpriester mit dem Blut des Opferbocks besprengten Kapporet ist ein für alle mal Christus getreten der die die Sühne für unsere Sünden durch sein eigenes Blut leistet. Durch Jesus ist eine neue Perspektive im Miteinander und im Verhältnis zu Gott möglich, die des kultischen Opfers nicht mehr bedarf.

 

 

Ihn / Christus hat Gott aufgestellt / eingesetzt

als Kapporet/Sühneort

in seinem Blut

wegen des Aufschubs der vormals zur Zeit der Zurückhaltung Gottes begangenen Sünden

bearbeitet von Kryztow
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Und wie sieht diese neue Perspektive aus die uns Jesus aufgezeigt hat? Worin liegt sie? Ich glaube dass es um das Durchbrechen des Kreislaufs von Gewalt und Gegengewalt geht. Im Reich Gottes von dem Jesus zeitlebens sprach und dass er durch sein Handeln bereits als Realität erlebte und erlebbar machte herrscht uneingeschränkte Solidarität.

 

Unter dem Reich Gottes verstand Jesus nämlich gerade auch das Ende aller schädlichen und lebensfeindlichen Verhältnisse von Gott her, das Ende von Armut und Unterdrückung, von Gewalt und Weinen (vgl. Bergpredigt Mt. 5,1 – 7,29; Lk. 6,20-49). Im Reich Gottes braucht es keine Sühne mehr, da es keine Sünde mehr gibt. Dieses Reich Gottes war aber für Jesus eben nichts, das in ferner Zukunft lag, sondern etwas das durch sein Reden und Handeln schon gegenwärtig erfahrbar war.

 

Er prangerte die Sünden genauso scharf an wie die Propheten vor ihm , jedoch unterschied er sich von ihnen durch seinen Umgang mit denjenigen die gesündigt hatten bzw. am Rand der damaligen Gesellschaft standen. Er zeigte durch seinen Umgang mit diesen Menschen, dass Frieden und Versöhnung möglich waren und hat auch sie in äußerster Selbstverständlichkeit angenommen und ebenso selbstverständlich das Gute getan.

 

Durch sein heilsames Verhalten ermöglichte er den Menschen Umkehr, ohne dieselbe zur Vorbedingung allen Heils zu machen. Er lebte die Auseinandersetzung mit dem Bösen nicht im Rahmen einer „Sachproblematik“ von menschlicher Sünde und göttlicher Vergebungsbereitschaft, sondern im Umgang mit Menschen die vom Bösen offensichtlich betroffen waren (als Opfer und TäterInnen) und die er vom Bösen befreien wollte . Seine Solidarität galt allen Menschen, sein unbedingtes Ja zum Guten führte so weit, dass er sogar zur Feindesliebe aufrief: „Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“ (Mt. 5,39). Jesu gelebte Haltung der gewaltlosen und unbedingten Solidarität zu den Menschen (auch zu den TäterInnen des Bösen ) ist es letztlich die seine Forderung verstehen lässt, dem Bösen nicht entgegenzutreten, sondern die andere Wange hinzuhalten . Spätere christliche Texte haben diese Radikalität beibehalten: „Vergeltet niemand Böses mit Bösen! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht“ (Röm. 12,17; vgl. 1 Thess 5,15; 1.Petr. 3,9).

 

Zusammengefasst ließe sich vielleicht sagen, dass die Botschaft Jesu Handelns und Sprechens die unbedingte Heilszusage Gottes an alle Menschen darstellte, angesichts derer das Böse an Bedeutung verliert und die es ermöglicht den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen .

 

Diese gewaltfreie unbedingt solidarische Haltung war es jedoch auch die Jesus letztendlich ans Kreuz gebracht hat und ihn sterbend die ganze Bosheit der Menschen am eigenen Leib erfahren ließ . Nach den Maßstäben der damaligen Zeit war er gescheitert und als Gekreuzigter ein „Verfluchter Gottes und der Menschen“ (zeitgenössische Deutung von Dtn 21,23, vgl. Tempelrolle 64, 6-13). Dieses Sterben und offensichtliche Scheitern Jesu führte dann auch bei seinen JüngerInnen zu Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit und auch zu ihrer Flucht. (Mk. 14, 27f. 50). Kurze Zeit nach der Hinrichtung Jesu am Kreuz sind die untergetauchten und nach Galiläa zurückgekehrten JüngerInnen plötzlich und überraschend wieder in Jerusalem.

 

Diese plötzliche und unerwartete Wende ist verknüpft mit der Botschaft, Gott habe den gekreuzigten Jesus von den Toten auferweckt. Die Auferweckung Jesu ist die Grundaussagen unseres christlichen Glaubens. Ohne auf sie näher eingehen zu wollen, ist festzuhalten dass die JüngerInnen darin die endgültige Rehabilitierung und Bewahrheitung Jesu Anspruch gesehen haben. Der Sieg des Unrechts am Kreuz und das damit verbundenen Versagen der Gerechtigkeitsidee, wird durch die rettende Tat Gottes als entscheidenden Niederlage des Bösen verstanden . Jesus wird damit zum endgültigen Sieger über das Böse. „Er wird zum Herrn über die Sünde, da er in den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt nicht eintritt (Mt. 5,39) und das Böse unter Berufung auf Gott einfach vergibt (Mk. 2,5-11). Jesus wird schließlich zum Stifter und Anfang des Friedens (Joh. 14,27; Räm. 14,17); er ist der Friede (Eph. 2,14), da er für ihn gestorben ist.

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Liebe Verena,

 

ich finde folgende Wendung recht irritierend:

 

"wasche mich rein von allen eigenen und fremden Sündenschulden;"

 

Muß bzw. kann ich von fremden Sündenschulden reingewaschen werden?

Wie interpretierst Du diese Stelle?

 

Liebe Grüße, Gabriele

Hallo Gabriele!

 

Also beispielsweise die Erbsünde, die habe ich ja nicht selbst begangen, die habe ich geerbt und ich vererbe sie weiter. Das ist z.B. fremde Sündenschuld. Ich glaube, die Sünden können sich wie ein Fluch über Generationen von Familien legen. Aber wir dürfen hoffen, daß eben auch das Gute zum Segen für nachfolgende Generationen werden kann.

 

:blink:

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