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Konversionen-Chaos


ifinepa

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Hallo,

 

ich habe ein etwas exotisches Problem.

 

Eine gute Bekannte von mir ist mit einem Iraner verheiratet. Sie ist Katholikin. Sie hatte sich vor einigen Monaten entschieden, mit ihrem Mann in den Iran zu ziehen. Da der Iran Ausländern große Schwierigkeiten macht, ist sie formell zum Islam übergetreten, um die iranische Staatsbürgerschaft annehmen zu können.

 

Die Übertrittsformalitäten waren minmal: Das Aussprechen der Formel: "Es gibt keinen Gott außer Allah, und Muhammad ist sein Prophet." Ihr selbst war der Umstand, dass sie sich damit vom katholischen Glauben lossagt, nicht wirklich bewusst, sonst wäre sie unmöglich Taufpatin unserer Tochter geworden.

 

Sie möchte nun wieder zurück nach Europa kommen, wieder katholisch sein und betet und hofft, dass damit alles wieder gut wird - im Iran war nicht alles gut, ganz und gar nicht.

 

Meine Idee: Das Aussprechen des islamischen Glaubensbekenntnisses mag hinreichend sein, um sich als Muslim zu erklären, ich denke aber, die Formel ist nicht ausreichend, um sich vom katholischen, vom christlichen Glauben loszusagen, enthält sie doch auch nichts, was ein Katholik nicht auch glauben dürfte.

 

Vor dem Weg, ganz einfach den christlichen Glauben nach ihrem Irrweg wieder anzunehmen, vor dem hat sie berechtigterweise große Angst, weil ein Abfall vom Islam von einigen Leuten als mit dem Tode zu ahnden angesehen wird - und sie ist und bleibt leider Iranerin, da Republik Polen sie leider nicht zurückhaben will - sie muss also damit rechnen, von irgendeinem Land gelegentlich ausgewiesen und nach Iran verschifft zu werden.

 

Weiß jemand Rat?

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Franciscus non papa

hm - chaos scheint mir nicht ganz das treffende wort zu sein. eher eine schier unglaubliche naivität und gleichgültigkeit. und was die aufgabe ihrer polnischen staatsbürgerschaft angeht, eine geradezu klassische dummheit.

 

also: 1. staatsbürgerschaft

 

mit den behörden in polen in verbindung setzen, ob da nicht doch was zu machen ist.

 

2. religionszugehörigkeit

 

ich denke schon, dass ein solcher übertritt zum islam eine ziemlich verbindliche angelegenheit ist. andererseits - getauft ist getauft, auf immer und ewig, und wenn sie nun sozusagen (thomas von aquin) ihre taufgnade "reaktiviert", dann ist sie christin, wenn auch wohl im katholischen sinne noch nicht in der vollen gemeinschaft der kirche stehend. aber das ist dann mit einem priester zu klären (beichte usw.)

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also: 1. staatsbürgerschaft

 

mit den behörden in polen in verbindung setzen, ob da nicht doch was zu machen ist.

Die Angelegenheit scheitert da, wo sie früher auch lange in Deutschland gescheitert wäre: Die iranische Botschaft resp. das iranische Konsulat nimmt keine Pässe zurück. Es ist schier unmöglich, die iranische Staatsbürgerschaft zurückzugeben.

 

Vermutlich ist das aber nicht so problematisch, da sie wahrscheinlich noch einen Aufenthaltstitel in Deutschland hat oder Asyl beantragen könnte.

bearbeitet von ifinepa
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Die Angelegenheit scheitert da, wo sie früher auch lange in Deutschland gescheitert wäre: Die iranische Botschaft resp. das iranische Konsulat nimmt keine Pässe zurück. Es ist schier unmöglich, die iranische Staatsbürgerschaft zurückzugeben.

Das Problem kommt haeufiger vor. Um eine neue Staatsangehoerigkeit anzunehmen, muss man normalerweise alle existierenden Staatsangehoerigkeiten offiziell ablegen. Die meisten Staaten verlangen das von ihren neuen Staatsbuergern. (*)

 

Das geht meistens ziemlich einfach: Die meisten Staaten sind durchaus bereit, jemandem auf Antrag die Staatsbuergerschaft abzuerkennen, wenn man das tut, um eine andere Staatsbuergerschaft anzunehmen. Das Problem sind manche Staaten, die nicht bereit sind, die Staatsbuergerschaft wegzunehmen. Zum Beispiel: Brasilien. Jeder, der auf brasilianischem Boden geboren ist, ist auch automatisch Brasilianer. Und dagegen kann man nichts tun, ausser wenn einem der Praesident die Staatsbuergerschaft wegen Hochverrats aberkennt. Das wuerde im Prinzip bedeuten, dass Brasilianer nie eine andere Staatsangehoerigkeit annehmen koennen. In der Praxis muss in so einem Fall der Antragsteller einfach eidesstattliche versicherern, dass er die aus der Brasilianischen Staatsangehoerigkeit entstehenden Rechte (vor allem den Pass) nicht mehr nutzen wird. Schwierig wird das ganze nur, wenn der neue Deutsche Staatsbuerger eines schoenen Tages nach Brasilien einreisen wird, und der Beamte fragt dort: "wie kommt es, dass sie mit Geburtsort Rio de Janeiro einen Deutschen Pass haben"?

 

Uebrigens, dass Problem habe ich: In meinem Deutschen Pass steht als Geburtsort "Campinas, SP" drin. Und meinen Brasilianischen Pass habe ich seit 25 Jahren nicht mehr verlaengert, der ist schon seit Jahrzehnten abgelaufen. Zum Glueck habe ich nicht vor, nach Brasilien zu reisen (obwohl meine Eltern dort leben, aber wir treffen uns lieber in Deutschland bei meiner Schwester).

 

(*) Dies gilt glaube ich fuer die meisten Europaeischen Staaten. Es gibt Ausnahen, bei denen die Annahme einer anderen Staatsangehoerigkeit den Verlust der vorherigen nicht voraussetzt. Zum Beispiel die Israelische, die oft in Kombination mit der Amerikanischen vorkommt. Ich glaube, das gilt auch fuer die Vatikan-Staatsangehoerigkeit (soweit ich weiss, sind die Deutschen Kardinaele Doppelstaatler: Sie haben einen Deutschen Pass, und einen Vatikan-Diplomatenpass).

 

P.S. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass Koenigin Elizabeth keinen Pass hat. Sie hat naemlich nicht die Britische Staatsbuergerschaft - sie ist der Britische Staat. Die anderen Briten sind IHRE Buerger. Interessanterweise ist sie das Staatsoberhaupt von Australien - obwohl fuer andere Australier die Britische Staatsangehoerigkeit ein Hinderungsgrund ist, an der Politik teilzunehmen: schon mehrmals sind Austrialier ins Parlament gewaehlt worden, und erst nach der Wahl disqualifiziert, weil sie vergessen hatten, ihre Britische Staatsangehoerigkeit abzulegen. Meine kleine Schwester ist Reporterin in Australien, und die Versuche der Australier, die Queen rauszuwerfen, sind immer fuer eine schoene Reportage gut, die man dann fuer etwas Geld an den WDR oder den BR verkaufen kann.

bearbeitet von Baumfaeller
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zum Thema "Rücktritt" in die Kirche:

 

also ich halte den Austritt schon für echt, wer öffentlich Allah als Gott und Mohammed als seinen Propheten bekennt trennt sich vom Christentum, denn diese Aussage ist vom katholischen Bekenntnis sich nicht gedeckt

 

für den Wiedereintritt ist die Frage ist interessant, ob sie auch gegenüber den kirchlichen Behörden den Austritt erklärt hat, dann muss sie denen gegenüber auch erklären, dass sie wieder eintreten will, darüber sollte sie mit ihrem zuständigen Ortspfarrer sprechen

 

wenn sie nicht offiziell ausgetreten ist, kann (nach dem Motto, was das Generalvikariat und seine Rechtsabteilung nicht weiß, macht sie nicht heiß)vielleicht auch ein anderer Geistlicher sie wieder in die Kirche aufnehmen,

 

Wise Guy

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Wenn ich das recht verstehe, ist sie ja nur formal zum Islam übergetreten, um die Staatsbürgerschaft zu erhalten. Vom katholischen Glauben lossagen wollte sie sich ja offensichtlich nicht.

 

Die Frage ist doch jetzt, ist sie tatsächlich Muslima geworden? Aus muslimischer Sicht zwar sicher schon, denn sie hat dieses Sprüchlein aufgesagt, aber dann bin ich auch Muslim und so mancher hier im Board, der disen Satz schon mal ausgesprochen hat, ist nach muslimischer Ansicht dadurch Muslim geworden.

 

Analogie zur Taufe: Wenn man ein Muslim mit Wasser bespritzt und spricht dabei "ich taufe dich... " ist derjenige zwar aus christlicher Sicht Christ geworden, ist er es aber aus seiner Sicht tatsächlich auch? Ich denke nicht, ausser er will es auch tatsächlich.

 

So ist meiner Ansicht nach die gute Frau um die es hier geht zwar aus formaler muslimischer Sicht eine Muslima geworden, aber aus ihrer persönlichen Sicht ist sie nach wie vor eine Christin.

 

Sie solte das mit ihrem Priester besprechen, ich denke, wenn das ein vernünftiger Mann ist wird es ihr als lässliche Dummheit vergeben.

 

Werner

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- und sie ist und bleibt leider Iranerin, da Republik Polen sie leider nicht zurückhaben will -

Das ist das eigentliche Problem bei dieser Geschichte.

Der Rest erscheint mir ziemlich belanglos.

Zur Problemlösung kann ich allerdings nichts beitragen.

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Das Hauptproblem wird sein, aus dem Iran überhaupt rauszukommen. Viele Länder in Asien prüfen die Papiere bei der Ausreise sehr genau; nicht wie in USA und Kanada, wo man nur bei der Einreise, nicht bei der Ausreise kontrolliert wird. Und wenn dann keine gültigen Einreisepapiere oder Pass für das Zielland vorhanden sind, läßt man die Person nicht ausreisen (oder nur gegen ein saftiges Schmiergeld). Dazu prüfen auch die Fluggesellschaften ziemlich genau, denn für jeden Passagier, den sie in ein westliches Land fliegen, und der keine gültigen Papiere hat, werden sie kostenersatzpflichtig.

 

Wenn sie mal draussen ist, würde ich den Asylweg vorschlagen. Ich frage mich aber, ob diese Aberkennung der Staatsbürgerschaft seitens Polen überhaupt mit EU-Recht vereinbar ist. Diverse asiatische Länder anerkennen nur den Frauen die Staatsbürgerschaft ab, wenn sie einen Ausländer heiraten, aber nicht den Männern, die eine Ausländerin heiraten, im Gegenteil, die Frau bekommt dann die neue Staatsbürgerschaft. Aber sowas ist schwer mit der Gleichberechtigung der Geschlechter zu vereinbaren.

 

Jedenfalls beste Wünsche für einen glücklichen Ausgang der Sache!

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Sie könnte eine Scheinehe eingehen um die Staatsbürgerschaft zu wechseln ? (Zugegebenermassen keine sehr katholische Lösung)

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Sie könnte eine Scheinehe eingehen um die Staatsbürgerschaft zu wechseln ? (Zugegebenermassen keine sehr katholische Lösung)

und wie das gemacht wird.... unter anderem von einer Freundin meiner Frau, um aus China weg in die USA zu kommen (und die ist katholisch) **grmpflmpfl

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Wenn die Dame tatsächlich in reiner Naivität und ohne über die Folgen für ihren Glauben nachzudenken diese Konversion formal eingegangen ist, dürfte das Problem nicht auf Seiten der katholischen Kirche liegen. Ich meine, daß jeder Beichtvater sie wieder aufnehmen kann. Voraussetzung ist natürlich, daß sie auch als Christin zu leben gewillt ist. Die Kirche wird von ihr auch keine Glaubensbekundungen verlangen, die sie ohne Not in Schwierigkeiten bringen. Das Problem liegt sicher viel mehr auf der Moslem-Seite, d.h. auf der Seite des iranischen Staates und (vielleicht noch mehr) auf der Seite der Familie des Mannes. Wenn dort noch Kontakte bestehen, könnte sie Probleme bekommen.

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