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Paulusbriefe


Stefan M.

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Im Thread über den Lieblingsjünger ist von Josef Steiniger die Ansicht vertreten worden, alle Briefe, die als Verfasser Paulus in der ersten Zeile stehen haben, seien auch von Paulus geschrieben - jedenfalls mußte ich das so interpretieren. Ich nehme an, alle anderen Briefe sollen dann auch echt und original sein?

 

Hier einmal der Stand der Forschung:

 

Von Paulus sind folgende Briefe:

1Tess, 1+2Kor, Gal, Röm, Phil, Philm

 

Nicht von Paulus sind:

Kol, Eph, 1+2Tim, Tit

 

Umstritten ist:

2Tess

 

Ich hoffe, ich habe soweit keinen vergessen.

 

Zu den anderen Briefen:

Von denen ist sicher keiner von der Autorität, unter der sie stehen, 1+2Petr sind nicht von Petrus, Jak nicht von Jakobus, Jud nicht von Judas, 2+3 Joh sind von dem Ältesten vom Presbyteros geschrieben, 1Joh hat keine Verfasserangabe.

 

Was die Argumente für oder wider eine paulinische Verfasserschaft angeht, so will ich im Einzelnen auf Fragen eingehen, nicht aber jetzt schon kollektiv schreiben. Ich habe im Moment auch nicht alle Argumente parat (die Prüfung Einleitung NT ist schon so lange her....)  

 

 

 

Liebe Grüße

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Den Hebräerbrief hast Du vergessen - der ist auch nicht von Paulus, jedenfalls nach der Forschung.

 

Zu den "anderen" Briefen: da weiß niemand etwas Genaues. Auszuschließen ist aber nicht, dass es kein Pseudonym ist, sondern die Autoren tatsächlich so geheißen haben (wenn es auch nicht zwingend die Apostel gleichen Namens waren).

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Gast Ketelhohn


Betrifft: Beitrag von Stefan Mellentin, 11. Juni 2001.

Zitat: »Hier einmal der Stand der Forschung:

Von Paulus sind folgende Briefe:

1Tess, 1+2Kor, Gal, Röm, Phil, Philm

Nicht von Paulus sind:

Kol, Eph, 1+2Tim, Tit«

Lieber Stefan,

 

zunächst eine Bitte: Verkaufe nicht immer Hypothesen bestimmter Exegeten im „Ich-aber-sage-euch“-Habitus als feststehende Tatsachen.

 

Sodann zwei Fragen. Erstens: Kennst du das Qumran-Fragment 7Q4? Zweitens: Kennst du die Einleitung des Hieronymus zur Vulgata-Übersetzung des Hebräerbriefs (der natürlich auch in die Reihe der Paulusbriefe gehört, auch ohne Selbstnennung des Verfassers)?

 

Gruß

Robert

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Es soll heute noch Leute geben, die davon überzeugt sind, daß wir die Überlieferung der Bergpredigt dem Umstand verdanken, daß sie mitstenographiert wurde.

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Zitat von Ketelhohn am 18:59 - 11.Juni.2001
Betrifft: Beitrag von Stefan Mellentin, 11. Juni 2001.

 

Lieber Stefan,

 

zunächst eine Bitte: Verkaufe nicht immer Hypothesen bestimmter Exegeten im „Ich-aber-sage-euch“-Habitus als feststehende Tatsachen.

 

Sodann zwei Fragen. Erstens: Kennst du das Qumran-Fragment 7Q4? Zweitens: Kennst du die Einleitung des Hieronymus zur Vulgata-Übersetzung des Hebräerbriefs (der natürlich auch in die Reihe der Paulusbriefe gehört, auch ohne Selbstnennung des Verfassers)?

 

Gruß

Robert


 

Lieber Robert,

ich hoffe, Du wirst mich aufklären, welchen schlagkräftigen und beweiskräftigen Inhalt beide Dokumente haben. Ich bin gespannt. Ach und noch eins:

Verkaufe nicht immer Hypothesen irgendwelcher Kirchenväter im "Ich-aber-sage-euch"-Habitus als feststehende Tatsache!

 

Liebste Grüße

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Zitat von Ketelhohn am 18:59 - 11.Juni.2001

 

... des Hebräerbriefs (der natürlich auch in die Reihe der Paulusbriefe gehört, auch ohne Selbstnennung des Verfassers)?

 

Gruß

Robert
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[/font]


 

 

Ach Robert,

 

bitte verkaufe nicht immer Deine Hypothesen im "Ich-aber-sage-euch"-Habitus als feststehede Tatsache!

 

Hochachtungsvolle gnadenreiche Grüße

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Lieber Robert,

 

darf ich Dich zart auf etwas aufmerksam machen: Auch DU hast die Weisheit nicht gepachtet! Wenn heute einige Exegeten davon ausgehen, daß bestimmte Briefe nicht von Paulus sind, dann haben sie ihre Gründe.

Und wenn Du mir vorwirfst, Autoritäten heranzuziehen, was ist den Hieronymus anderes als eine Autorität? Es stehen dann Hieronymus und Klauck, Engel, Schnelle, etc. gegeneinander. Ich denke, die Exegeten von heute haben bessere wissenschaftliche Methoden als der gute Hieronymus.

 

Warum ist es so schwer für Dich, zu akzeptieren, daß die Kirchenväter (nur weil sie "Kirchenväter" sind) auch nicht die Weisheit gepachtet haben. Irgendwo schreibt ein Hieronymus etwas über Paulus, als Verf. des Hebräerbriefes, und schon wird das von Dir geschluckt. Vielleicht hat ihm ja nur jemand erzählt der Hebr sei von Paulus, der sich wichtig machen wollte...

Vielleicht war der Hebr auch von Paulus, ich jedenfalls stütze mich da eher auf die MODERNE Wissenschaft als auf irgendwelche angeblichen "Zeugen", die auch schon einige Jährchen vom Ereignis weg sind.

 

Was Autoritäten allgemein angeht: Ich denke, es ist durchaus erlaubt, Autoritäten heranzuziehen. Ich kann nicht jeden Stein in Israel umdrehen, da gibt es Leute, die das tun, ich glaube denen, wenn sie sagen, sie haben einen 7kg STein gefunden.

Ich habe auch noch nie Australien bereist, ich weiß nicht, ob Australien eine Insel ist, aber derjenige, der den Atlas "gemacht" hat, ist für mich Autorität, dem kann ich glauben. Bei all dem muß natürlich gegeben sein, daß die Autorität DInge schlüssig belegt. Das ist meines Erachtens vor allem bei Prof. Klauck gegeben, er diskutiert immer mehrere Ansichten und gibt mit einer Begründung seine Meinung kund.

Logisch gesehen kann ich dem folgen, wenn seine Argumentation schlüssig ist. Wenn ich einen Prof. als Autorität heranziehe, dann nicht, weil ich mich hinter der verstecken möchte, sondern aus Bescheidenheit. Wer bin ich, daß ich da widersprechen könnte. Ich kenne lange nicht alle Argumente für und wider die Datierung und Verfasserschaft des Hebr., aber Prof. Klauck kennt alle, er kann abwägen, ein Urteil fällen, ich habe das Recht dem zu folgen und habe auch das Recht zu schreiben, es sei der Stand der Forschung!

 

Liebe Grüße

 

(Geändert von Stefan Mellentin um 10:36 - 12.Juni.2001)

 

 

(Geändert von Stefan Mellentin um 10:37 - 12.Juni.2001)

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Hallo Stefan!

 

Niemand wird Deine Methode ernsthaft angreifen, denn sie ist die Basis jeden Studiums. Es gibt aber nun mal eine Menge von Hypothesen und es gibt auch in der theologischen Forschung so etwas wie Trends und Moden. Denke nur an die Thematik der Evangeliendatierung. Vor 30 Jahren hätte Dir jeder Professor im Brustton der Überzeugung eine sehr späte Datierung der Evangelien - selbstverständlich logisch nachvollziehbar und gut belegt - präsentiert. In den letzten Jahren sind viele sehr viel vorsichtiger geworden und der Trend geht zu einer eher früheren Datierung. Hinzu kommt der ernstzunehmende Grundsatz, daß der Überlieferung ein hoher Rang zukommt und der, der gegen die Tradition spricht, dies schon sehr gut begründen können muß.

 

Was die Professoren angeht: jeder, der eine Zeit an einer Uni verbracht hat, weiß, daß der Glanz des Professorentitels mitunter mehr mit Schein als mit Sein zu tun hat. Hinzu kommt, daß es auch heute Exegeten mit unterschiedlichsten Ansichten gibt. Es ist also durchaus angebracht - wenn im Ton vielleicht auch rüde - auf Alternativen hinzuweisen. Beim Hebräerbrief sind z.B. die meisten zeitgenössischen Exegeten der Meinung, daß er mit Paulus nichts zu tun hat. Dennoch gibt es z.B. von den beiden alten Exegeten Lubsczyk und Riesenfeld (schon ziemlich alt aber noch recht fit) Hinweise, die eine Autorenschaft Pauli nicht ganz abwegig erscheinen lassen. Es spielt also immer eine Rolle, welche Methoden und Ergebnisse man gelten läßt und wie stark man - gerade in der Exegese - einzelne Teilergebnisse gewichtet. Interessanterweise führt - um beim Beispiel der Datierung zu bleiben - die Heranziehung profanhistorischer Forschungsergebnisse eher zur Tradition hin.

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Gast Ketelhohn


Betrifft: Beiträge von Stefan Mellentin, 12. Juni 2001.

Zitate: »... Liebe Grüße«

»... Liebste Grüße«

»... Hochachtungsvolle gnadenreiche Grüße«

»... darf ich Dich zart auf etwas aufmerksam machen ...«

Liebster Stefan,

 

deine zarte, ehrerbietige Liebe rührt mich zutiefst. Aber laß mich zu deinen verstreuten Bemerkungen zur wissenschaftlichen Methode Stellung nehmen. So meinst du:

 

»Das ist meines Erachtens vor allem bei Prof. Klauck gegeben, er diskutiert immer mehrere Ansichten und gibt mit einer Begründung seine Meinung kund. Logisch gesehen kann ich dem folgen, wenn seine Argumentation schlüssig ist. Wenn ich einen Prof. als Autorität heranziehe, dann nicht, weil ich mich hinter der verstecken möchte, sondern aus Bescheidenheit. Wer bin ich, daß ich da widersprechen könnte. Ich kenne lange nicht alle Argumente für und wider die Datierung und Verfasserschaft des Hebr., aber Prof. Klauck kennt alle, er kann abwägen, ein Urteil fällen, ich habe das Recht dem zu folgen und habe auch das Recht zu schreiben, es sei der Stand der Forschung!«

 

Ich kann und will mir kein Urteil über Klauck erlauben, fürchte aber, daß er doch nicht „alle Argumente“ kennt, oder manche nicht zur Kenntnis nehmen will. Als Schüler wäre ich in jedem Falle etwas vorsichtiger: Man darf sich nie auf eine wissenschaftliche Autorität allein verlassen und alles andre nur aus zweiter Hand (des auserwählten Meisters nämlich) erfahren.

 

Mein Verständnis vom Zweck meines wissenschaftlichen Studium war zu lernen, selbst Wissenschaft zu treiben. Das heißt konkret, daß ich von meinen Professoren das Handwerk zu erlernen suchte, das Handwerkszeug kennenzulernen, einen groben Überblick übers gesamte Fachgebiet zu erhalten und in meiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit fachlich beurteilt zu werden. Ich habe prinzipiell nichts Vorgekautes wiedergekäut, sondern die Ärmel hochgekrempelt, die Brille geputzt und mich selber in die zu erforschende Materie gestürzt. Das ist wissenschaftlicher Geist, wie ich ihn verstehe. Wem das zu mühsam ist, der kann sich darauf beschränken, beispielshalber Guido Knopps Fernsehproduktionen zu konsumieren. Da spart er sich den Weg zur Uni.

 

»... ich jedenfalls stütze mich da eher auf die MODERNE Wissenschaft als auf irgendwelche angeblichen "Zeugen", die auch schon einige Jährchen vom Ereignis weg sind.«

 

Ach Stefan, du bist schon eine Mickymaus! Was glaubst du denn, von wem „moderne“ Wissenschaftler ihr Wissen haben, oder woher allein sie überhaupt Wissen über Fakten oder Ereignisse der Vergangenheit haben können, wenn nicht eben von den „Zeugen“, von Quellen im weitesten Sinne (das sind neben schriftlichen Zeugnissen z. B. auch künstlerische oder archäologische Stücke)? Denn deine Profs sind doch noch etliche Jährchen weiter von den Ereignissen entfernt als die vermeintlich „angeblichen“ Zeugen. Anstatt dich „auf die moderne Wissenschaft“ zu stützen, fang doch endlich an, selber moderne Wissenschaft zu treiben!

 

»Ich denke, die Exegeten von heute haben bessere wissenschaftliche Methoden als der gute Hieronymus.«

 

Für bestimmte Fachdisziplinen stimmt das ohne weiteres, insbesondere für die historischen Hilfswissenschaften (da gibt es z. B. Fächer wie Paläographie, Numismatik, Sphragistik, Diplomatik, Chronologie, Topographie, Ikonographie oder die sich eher für selbständig haltenden Gebiete der Kunstgeschichte und der Archäologie), grundsätzlich auch für die Philologie, wobei freilich einzuschränken ist, daß anderthalb Jahrtausende später alle philologischen Werkzeuge nicht die unmittelbare Kenntnis der gesprochenen Sprache ersetzen können, so daß ein guter heutiger Altphilologe das Urteil seines Fachkollegen von damals nicht geringschätzen wird. Was die eigentliche Textkritik betrifft, so haben die modernen Historiker ohne Zweifel erstens die weitaus besseren Hilfsmittel, zweitens aber auch eine gegenüber Hieronymus weit fortgeschrittene Methode. Die Historiker, sage ich. Von den Schriftexegeten, jedenfalls von deren breiter Mehrheit, kann ich Gleiches guten Gewissens nicht sagen.

 

Mehrheits-Theologie und -Exegese nehmen gegenüber den Geschichtsquellen – zu denen, in welcher Weise auch immer, die biblischen Bücher jedenfalls gehören – immer noch eine Haltung ein, die auf dem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Geschichtswissenschaft aufgekommenen fundamentalen Skeptizismus beruht, der nichts gelten läßt, was nicht mit absoluter Sicherheit positiv beweisbar ist. Es ist dies ein Denken, das letztlich auf dem cartesianischen Erkenntnismodell beruht und, im Alltag angewandt, zu ganz absurden Konsequenzen führt. Die Geschichtswissenschaft selbst hat diesen Skeptizismus längst überwunden und vielmehr eine Methode der Kritik historischer Quellen entwickelt, die diese als solche zunächst einmal ernst nimmt und nicht generell und a priori in Zweifel zieht. Wenn die theologische Exegese demgegenüber von ihrer historisch-kritischen Methode redet, so ist in aller Regel jener fundamentale Skeptizismus gemeint, den ich – wenn die leichte Ironie erlaubt ist – als die via negativa der theologischen Quellenkritik bezeichnen möchte. Hinzu kommt – das sei bloß am Rande festgestellt – spätestens seit Bultmann ein ideologisches Moment, dergestalt daß die Methode geradezu zum Glaubensgut erhoben wird, als ob der Glaube an den berühmten „Christus des Glaubens“ heilsnotwendig sei, der Weg zur Hölle dagegen gepflastert mit für historisch-faktisch bare Münze genommenen „Glaubenszeugnissen“.

 

Ich wollte darüber eigentlich einiges in meinen Kommentaren zu deinem Klauck-Skript schreiben, komme damit aber aus Zeitgründen nicht recht voran. Vielleicht schaff' ich's bis Weihnachten. Einstweilen also bloß diese Anmerkungen hier, verbunden mit dem dringenden Aufruf, selber „ad fontes“ zu gehen, an die Quellen, und diesen Quellen sicher immer auch mit einem gesunden Maß an Mißtrauen gegenüberzutreten, zunächst aber doch mit einem grundsätzlichen Vertrauen oder Wohlwollen, denn außer den historischen Quellen gibt es eben nichts – abgesehen von höchst seltenen Privatoffenbarungen –, was uns über die Geschichte informierte. Und je ungefilterter man die Quellen studieren kann, desto besser: Darum muß man sich die nötigen Sprachen aneignen, um die (schriftlichen) Quellen im Original studieren zu können; für den Theologen sind Latein und Altgriechisch unabdingbar (und für Spezialgebiete kommen ggf. weitere Sprachen von Hebräisch bis Kirchenslawisch hinzu).

 

»Zitat von Ketelhohn – 11. Juni 2001

Betrifft: Beitrag von Stefan Mellentin, 11. Juni 2001.

... Sodann zwei Fragen. Erstens: Kennst du das Qumran-Fragment 7Q4? Zweitens: Kennst du die Einleitung des Hieronymus zur Vulgata-Übersetzung des Hebräerbriefs (der natürlich auch in die Reihe der Paulusbriefe gehört, auch ohne Selbstnennung des Verfassers)?

... ich hoffe, Du wirst mich aufklären, welchen schlagkräftigen und beweiskräftigen Inhalt beide Dokumente haben. Ich bin gespannt.«

 

Das Qumran-Fragment 7Q4 (also Fragment 4 aus Höhle 7) ist durch José O'Callaghan als Stück aus I Tim identifiziert, als terminus ad quem steht (wegen der Schließung der Höhlen von Qumran) das Jahr 68 fest, was das ganze Gebäude von vermeintlichen Pseudo-, Deutero-, Trito- oder sonst was für Paulinen und Paulinchen zum kartenhausartigen Einsturz bringt. Dagegen hilft den Klaucks & Co. höchstens eins: Bloß nich ingnoriern!

 

Vom Hieronymus-Stück hier meine Übersetzung des Abschnitts, der den Hebräerbrief betrifft:

 

»Der Brief jedenfalls, den Paulus an die Hebräer geschrieben hat, sei nicht von ihm, behaupten einige, und zwar deswegen, weil er nicht mit seinem Namen betitelt sei, und wegen des Abstands in Sprache und Stil; vielmehr sei er entweder – laut Tertullian – von Barnabas, oder nach andern von Lucas, oder wenigstens vom Apostelschüler Clemens, der nach den Aposteln zum Bischof der Römischen Kirche geweiht wurde. Denen ist zu antworten: Wenn [der Hebräerbrief] darum nicht von Paulus sein soll, weil er nicht seinen Namen trägt, dann wird er wohl von niemandem sein, weil er mit niemandes Namen betitelt ist. So absurd das ist, um so viel mehr ist zu glauben, daß der Brief, der von so beredtem Ausdruck seiner Lehre strahlt, von ihm selber ist. Aber weil [Paulus] bei den Kirchen der Hebräer in dem falschen Verdacht stand, gleichsam der Zerstörer des Gesetzes zu sein, wollte er seinen Namen verschweigen, als er über die Vorausbilder [der Wahrheit] im Gesetz und die [Erfüllung der] Wahrheit in Christus Rechenschaft gab, damit nicht durch Haß auf den darüberstehenden Namen ein Nutzen der Lesung ausgeschlossen werde. Wirklich nicht verwundern kann, wenn [Paulus] in seiner eigenen Sprache, das heißt auf hebräisch, redegewandter erscheint als in einer fremden, das heißt der griechischen Sprache, in der seine übrigen Briefe abgefaßt sind.«

 

Noch mal Originalton Stefan:

 

»Warum ist es so schwer für Dich, zu akzeptieren, daß die Kirchenväter (nur weil sie "Kirchenväter" sind) auch nicht die Weisheit gepachtet haben. Irgendwo schreibt ein Hieronymus etwas über Paulus, als Verf. des Hebräerbriefes, und schon wird das von Dir geschluckt. Vielleicht hat ihm ja nur jemand erzählt der Hebr sei von Paulus, der sich wichtig machen wollte...«

 

Ist es nicht klüger, sich erst einmal sachkundig zu machen, bevor man lospoltert? Hatte ich behauptet, die von mir angeführte Hieronymus-Stelle beweise die Autorschaft Pauli am Hebräerbrief? Dazu müßte man weiter ausholen, das weiß ich auch. Ich hatte dich bloß auf dieses leicht zugängliche und schnell übersetzte Stückchen hinweisen wollen, weil es zeigt, wie wenig neu die Debatte über die Briefe Pauli (und überhaupt über den Schriftkanon) ist. Und zeigt Hieronymus nicht, mit welch verblüffend einfachen Argumenten gewisse oberschlaue Pauschalbehauptungen zu entkräften sind?

 

Nochmals: Die Autorschaft Pauli am Hebräerbrief ist damit nicht bewiesen, auch nicht die an gewissen andern Briefen. Den Nachweis kann ich hier nicht bieten - es soll noch ein Leben jenseits des Forums geben! –, brauche ich aber auch gar nicht, denn damit beschäftigen sich schon andere. Man braucht sich bloß um etwas weniger einseitige Information zu bemühen, Stefan. Zum Hebräerbrief nur soviel: Ein positiver Beweis der Verfasserschaft Pauli läßt sich vermutlich kaum erbringen, wohl aber kann eine hinreichend vertrauenswürdige Tradition dafür ins Feld geführt werden. Die Argumente, die gegen diese Tradition sprechen sollen, lassen sich, so behaupte ich, allesamt widerlegen (wofür Hieronymus hier als kleines Beispiel und als Kostprobe stand). Darum hält die verbindliche Lehre der Kirche auch an Paulus als dem Verfasser des Hebräerbriefs (des Originals, nicht der griechischen Übersetzung) fest.

 

Ein Allerletztes zu deiner pauschalen Kirchenväterschelte: Überleg mal, wer sie zu Kirchenvätern „ernannt“ hat und wann und weshalb.

 

Basta. Fertig. Große Pause.

 

Gruß, und allen ein gesegnetes Fronleichnamsfest,

Robert

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Hallo Stefan,

 

ständig beginnst Du neue Threads, um den vorläufigen Stand der historisch-kritischen Bibelforschung als der Weisheit letzten Schluss zu verkaufen.

 

Was für eine Rolle spielt es denn nach katholischem Glauben überhaupt, wer nun die Paulusbriefe oder die Evangelien geschrieben hat?

 

Im Werk der päpstlichen Bibelkommission "Die Interpretation der Bibel in der Kirche"

(online unter

http://www.evangelium.de/hintergruende/bib...pretation.html)

heißt es:

 

"Denn der Text in seiner Endgestalt und nicht

in irgendeiner früheren Fassung ist der Ausdruck von Gottes Wort."

 

Und das 2. Vatikanische Konzil (DV 11) erklärt:

 

Es "ist von den den Büchern der Schrift zu bekennen, dass sie sicher, getreu und ohne Irrtum die Wahrheit lehren, die Gott um unseres Heiles willen in den heiligen Schriften aufgezeichnet haben wollte."

 

Welche Rolle spielt da also der Verfasser?

 

Deshalb möchte ich abschließend zu der gesamten Problematik fragwürdiger Verfasserschaft von biblischen Schriften zu bedenken geben, was schon 1950 im "Stuttgarter Biblischen Nachschlagewerk, Privileg. Württemb. Bibelanstalt", S. 9, zu lesen ist:

 

"Die Gemeinde wird nicht damit warten, an Christus zu glauben, bis sich die Gelehrten einig darüber sind, dass das vierte Evangelium von dem Apostel Johannes stammt.

Vor dieser Ängstlichkeit warnt uns Luthers starkes Wort:

'eine Schrift, die Christus treibt, ist kanonisch, und wenn sie Hannas und Kaiphas geschrieben hätten'.

Das heißt: der geistesmächtige evangelische Inhalt einer Schrift ist die beste Beglaubigung. In vielen Fällen tritt der Name des Verfassers zurück. Um so wichtiger ist die Tatsache, dass es ein Geist ist, der im letzten und höchsten Sinn der Urheber aller Schriften ist."

 

Gruß

Falk

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Danke Robert und Falk für Eure guten Beiträge. Ich glaube der Stefan muß noch viel lernen.

Übrigens noch eine Anmerkung zur Gelehrsamkeit der modernen Exegeten. Ich habe einen Verwandten der ist Professor für Altgriechisch. Der hat mir einmal vor einigen Jahren gesagt, daß die Philologen die Spezies Exeget gar nicht ernst nehmen; die haben nicht selten so viel Erfahrung bzw. Kenntnis in den alten Sprachen wie ein Kindergartenkind von höherer Mathematik. Ich muß das leider aus meiner Erfahrung bestätigen. Dazu noch ein paar niedliche Belege aus einem Lexikon exegetischer Fachbegriffe, herausgegeben von nicht irgendjemanden, sondern von einem Direktor des Katholischen Bibelwerkes. Der Name soll nicht weiter interessieren.

 

Da stehen z.B. unter dem Stichwort Konmjunktiv zwei Beispiele für den Konjunktiv Präteritum (=Imperfekt): Hättest du die Prüfung bestanden .... Zu Objekt lautet die Definition: "Funktion des Namens in bezug auf das Verb im Satz." Richtig müßte es heißen " des Nomens in bezug...". Unter der Aufzählung der Pronomina fehlt die wichtige Gruppe der Fragepronomen. Unter dem Stichwort asyndetisch steht eine richtige Definition: "Nicht durch Konjunktionen verbundene Reihen von beigeordneten Wörtern oder Satzfolgen", das angeführte Beispiel Mk 3,18 ist aber genau das Gegenteil, nämlich ein Polysyndeton! Beim Stichwort Frage fehlen die wichtigen Kategorien Wort- und Satzfrage. Deklination ist "Beugung von Namen, Adjektiven, Pronomen, Artikel und Numerale". Wieder die falsche Verwendung Name stat Nomen. Zum Stichwort transitiv steht:"Eigenschaft bestimmter Verben, die kein direktes Objekt nach sich ziehen können und daher kein Passiv bilden können." Letzter Teil ist sachlich falsch, müßte heißen, "die kein persönliches Passiv bilden können." Beispiel: Vielen Kranken wurde durch Jesus geholfen. Die Bezeichnung des Indikativs unter dem Stichwort Modus als Grundfall ist vollkommen daneben. Das Fachwort Plurale tantum wird falsch von plures abgeleitet; es stammt von dem Adjektiv pluralis,-is,-e. Das ist ein Teil des Ergebnisses auf Grund eines flüchtigen Blicks in dieses Lexikon!

 

Ungefähr auf dem Niveau sind die Kenntnisse Stefans und vieler anderer Theologiestudenten anzusiedeln. Er kann allerdings nichts persönlich dafür; er ist ein Opfer der strukturellen Gewalt moderner Exegese und Theologie!

 

Herzlichen Gruß und ebenfalls ein gesegnetes Fronleichnamsfest

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Oh. lieber Michelangelo, lieber Robert ich bin endlich froh, daß ihr mich über mich augeklärt habt.

 

Dennoch, die Heilige Schrift, die habt ihr doch wohl beide schon gelesen oder!?

 

Da gibt es zu jedem Buch der Bibel eine Einleitung, ich habe extra noch einmal nachgesehen, dort sind Argumente aufgeführt, die belegen, daß Paulus nicht der Verf. des Hebr sein kann. Ich meine in jeder EÜ steht die selbe Einleitung. Die schreiben da ja keinen Humbuk hinein, würde ich mal so sagen. Und wenn ich Wissenschaft betreiben soll, wie ihr fordert, dann greife ich das Argument aus der Einleitung zum Hebräerbrief auf, es gibt Hinweise und Belege, daß der Synagogenausschluß schon vollzogen ist. Diese Hinweise sind schlüssig, ich folge ihnen. Genau könnt ihr es ja in der Bibel nachlesen, ich habe ehrlichgesagt keinen Bock, auf Eure Beiträge einzugehen!

Alles, was ich versuchte zu tun, war ein Thema zu eröffnen, weil Michelangelo mich anfuhr (oder war es Robert), daß die Frage der Verfasserschaft der paul. Briefe nicht geklärt ist. Ich habe in aller Kürze dargestellt, daß sie geklärt ist. Wenn man natürlich Argumente an den Haaren herbeizieht, bitte schön, das macht aber ohne mich!

 

Robert, ich frage mich, was Dich da antreibt, wenn Du solche Dinge schreibst. Offensichtlich brauchst Du irgendwie ein totalitäres Regime, hinter dem Du Dich verstecken mußt und sobald jemand eine Deutung bringt, die Dein Kartenhaus (das totalitäre Regime der Kirche) nicht mehr so ganz gerade stehen läßt, mußt Du gleich wild um Dich schlagen, um Dein Kartenhaus zu retten. Auch die Dinge, die Du über die Homosexualität geschrieben hast, Du wolltest mit Deiner Hand ausholen. Da kann ich nur am PC sitzen und mich wundern, daß ein reifer Mann wie DU, Robert, und auch Michelangelo (irgndjemand sagte mir, MA hätte 6 Kinder) so etwas zum Teil verletzendes von sich gibt. Ich hätte von erwachsenen Männern eine gewisse Reife und Erziehung erwartet!

 

Hochachtungsvoll

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Ach, und ein Problem bleibt dennoch. Die Wissenschaft, die ihr beiden betribt, MA und Robert, die ist auch nur Wissenschaft, wenn sie Wissen schaft, und sich nicht vor den neuesten Erkenntnissen verschließt. Nicht nur die Kirchenväter sind hip auch die neue Forschung hat etwas zu bieten. Bleibt doch nicht hinter Vatikanum II zurück!

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