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Buch? Werk? Kult?


Flo77

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Hallo Zusammen,

 

eigentlich hätte ich das Christentum als "Buchreligion" bzw. als "Religion der Schrift" bezeichnet - würdet Ihr das bestätigen?

 

Weil: "Kultreligion" trifft es doch überhaupt nicht. Etwa "Werkreligion"?

 

Gibt es noch eine andere Klassifikation bzw. was steht eher im Mittelpunkt (und ich meine jetzt nicht Gott im auferstandenen Christus sondern den Weg zu ihm)?

 

Oder ist die Frage in der pluralen Kirche schon gar nicht mehr zu beantworten?

bearbeitet von Flo77
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Hallo Zusammen,

 

eigentlich hätte ich das Christentum als "Buchreligion" bzw. als "Religion der Schrift" bezeichnet - würdet Ihr das bestätigen?

 

Weil: "Kultreligion" trifft es doch überhaupt nicht. Etwa "Werkreligion"?

 

Gibt es noch eine andere Klassifikation bzw. was steht eher im Mittelpunkt (und ich meine jetzt nicht Gott im auferstandenen Christus sondern den Weg zu ihm)?

 

Oder ist die Frage in der pluralen Kirche schon gar nicht mehr zu beantworten?

Nein- kann ich nicht bestätigen. Denn wir heißen nicht "Biblisten" sondern Christen. Es geht um eine persönliche Beziehung zum göttlichen Erlöser Jesus Christus. Die Schrift, die Gebote, das Lehramt etc. sind Hilfen- aber wenn die persönliche Beziehung zu Jesus Christus fehlt, können das alles leere Hülsen werden - und dann sind wir die "Schriftgelehrten und Pharisäer" von denen Jesus sagt: "Was sie euch sagen tut- aber richtet euch nicht nach ihren Handlungen".

bearbeitet von Mariamante
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Das Wort Gottes ist die Person Jesus Christus. Zu der braucht man eine Beziehung. Die Schrift weist nur auf die Wichtigkeit der Beziehung zu Jesus hin.

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Gibt es noch eine andere Klassifikation(...) ?

Offenbarungsreligion?

Offenbarung muss ja nicht unbedingt durch die Schrift erfolgen.

 

Manche indianische Religion basiert auch auf "Offenbarung" (Stichwort "Vision") hat aber keine schriftliche Fixierung.

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Gibt es noch eine andere Klassifikation(...) ?

Offenbarungsreligion?

Offenbarung muss ja nicht unbedingt durch die Schrift erfolgen.

Nein, aber sie kann schriftlich festgehalten werden. Schrift ist dann nur das Medium, in dem die Offenbarung überliefert wird, aber nicht des Wesentliche.

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Hallo Zusammen,

 

eigentlich hätte ich das Christentum als "Buchreligion" bzw. als "Religion der Schrift" bezeichnet - würdet Ihr das bestätigen?

 

Weil: "Kultreligion" trifft es doch überhaupt nicht. Etwa "Werkreligion"?

Das Christentum ist von allem etwas: Eine Offenbarungsreligion (weil wesentliche Elemente ohne Offenbarung nicht existieren würden), eine Kultreligion, weil sie aus einer Reihe von Kulten besteht. Dazu die Encarta 2005:

 

Kult (lateinisch cultus: Pflege, Verehrung), in der Religionswissenschaft und der Ethnologie Bezeichnung für eine gemeinschaftlich begangene sakrale Handlung, nach festgelegten Normen, die mit diversen Ritualen verbunden ist wie der Erbringung von Opfern, Reinigungen, Prozessionen oder Tänzen. Diese Rituale werden häufig zu festgelegten Zeiten und an bestimmten Orten durchgeführt, wobei bestimmte Kultgegenstände wie z. B. Symbole und Opfergeräte verwendet werden. Die Anhänger eines Kults glauben an die Abhängigkeit ihres Daseins von übernatürlichen Mächten, denen sie sich ehrfurchtsvoll unterwerfen. Der Kult wird häufig aus den Handlungen mythischer, menschlicher oder göttlicher Vorfahren abgeleitet, die diese in der mythischen Vorzeit mit Erfolg vollzogen haben.

 

Im Mittelpunkt des Christentums steht die kultische Feier des Opfers Christi, der nach christlicher Auffassung für alle Menschen am Kreuz gestorben ist. Dieses Ereignis wird durch das Abendmahl (siehe Gebet; Liturgie) oder die Eucharistiefeier als Gedächtnismahl begangen.

 

Microsoft® Encarta® Enzyklopädie Professional 2005. © 1993-2004 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.

 

Da die Offenbarung schriftlich weitergegeben wird, ist auch die Bezeichnung "Schriftreligion" oder "Buchreligion" richtig.

 

Das Christentum ist auch eine Vernunftreligion (na ja, nicht in allen Teilen bzw. in allen Varianten), weil auch stets um eine vernünftige Philosophie gerungen wurde. Die antiken Heiden haben nämlich dem Christentum vorgeworfen, ein primitiver Aberglauben zu sein, so holte man sich aus der Philosophie Platons alle Elemente, die man brauchte, um auch anspruchsvollere Gemüter zu befriedigen.

 

Auch der Begriff "Traditionsreligion" wäre in Teilen angemessen. Ebenso "Verheißungsreligion" oder sogar "Liebesreligion". Es kommt immer darauf an, welchen Aspekt man gerade betonen möchte - keiner der Begriffe ist umfassend und trifft alles.

 

"Das Christentum" ist ohnehin eine Fiktion, man müsste von mehreren "pluralistischen Religionen" sprechen. Das gibt es sogar in einer atheistischen Variante, etwa dem Sea Of Faith. Zitat aus dem "Sea of Faith network UK" (SoF:

 

SoF recognises that a huge and fundamental shift has taken place in the last thirty years: a shift not only in what we believe but in how we believe. We have entered a time of unprecedented thinking and rethinking, building and rebuilding, in which beliefs about belief are shaken as never before. We are exposed to other cultures, other paradigms, other religions, other politics, other ways of making art, other ways of doing science, other ways of building moral and ethical frameworks. We can no longer convince ourselves, let alone others, that our religion story is the "true" one, or that our political ism is the "correct" one - and we marvel that our culture ever had the arrogance to make such plainly nonsensical assumptions. In this sense, Sea of Faith embraces postmodernity and is postmodernist.

 

SoF neither abandons the many faith traditions nor seeks to create yet another competing sect. Its members are to be found in the parish church and the synagogue, in the Quaker meeting, and at the Catholic mass, as well as in all the varieties of secular life. But they know their religious practices and "truths", like everyone else's, are socially constructed, made by human communities and not laid down by gods or ghosts or denizens of a supernatural realm. So, since faith systems were man-made, created to fill certain needs at particular times in specific places, we know we can remake them for our needs, our times, our place. We can ordain gays - or abolish the priesthood: create "green" rituals - or abandon ritual: make God female - or re-fashion him/her as the symbol or imaged incarnation of wholly human values such as mercy, pity, peace and love. We see that even if the churches are crumbling, religious expression, alongside the arts, remains a valid means of rejoicing and mourning, celebrating and imagining, and firing-up the inspiration required to remake ourselves and our society. In this sense, Sea of Faith is religious.

 

Sea of Faith ist nur eine der vielen Facetten des Christentums, eine weitere "Spielart", im Kern atheistisch (oder säkular), während sich die anderen Varianten eher in eine agnostische Richtung entwickelt haben (wenn man nichts über Gott wissen kann, ist Agnostizismus die einizige logisch konsistente Haltung).

 

Nicht einmal der Begriff "Christentum" trifft also die vielen verschiedenen "Christentümer" (es gibt diesen Begriff nicht in der Mehrzahl, es sollte ihn aber geben).

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Nicht einmal der Begriff "Christentum" trifft also die vielen verschiedenen "Christentümer" (es gibt diesen Begriff nicht in der Mehrzahl, es sollte ihn aber geben).

Nun, du hättest Recht, wenn du das Christentum am Einhalten bestimmter Rituale festmachst - für einen Atheisten ist das eine denkbare Möglichkeit. Nach Ansicht der meisten Christen und christlichen Konfessionen ist aber das Verbindende aller Christen - und zugleich der Unterschied zu anderen Religionen - der Glaube an die Göttlichkeit Jesu. (Eine Ausnahme unter den sich christlich nennenden Gruppen bilden meines Wissens heute nur die Zeugen Jehovas, die Jesus Christus nicht als wahren Gott anerkennen).

 

Dieser Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes prägt das Christentum insgesamt sehr viel stärker als die Evangelien. Während viele Christen heute keine Probleme haben, Irrtümer in den Evangelien zuzugestehen, ist Jesus Christus weitgehend unantastbar und gilt - auch als irdischer Mensch - als frei von Sünde.

 

Dies unterscheidet auch das Christentum vom Islam: Moslems haben wenig Probleme damit, zuzugestehen, dass auch Mohammed gesündigt hat (er ist für sie weder Gott noch Messias, weshalb sie sich normalerweise auch ungern "Mohammedaner" nennen lassen), dagegen ist für die meisten Moslems der Koran absolut irrtumsfreies Wort Gottes.

 

Im Unterschied zum Islam sollte man beim Christentum daher nicht von einer Buchreligion, sondern von einer Stifter- oder auch Erlöserreligion sprechen.

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Nun ja,

 

das Christentum würde ich hier aus religionswissenschaftlicher Sicht nicht als Block behandeln. Die Konfession neigen im Rahmen des Christentums unterschieldichen Schwerpunkten zu.

Wie sieht denn dieser Rahmen überhaupt aus.

 

Zum einen ist da die Bibel, die schriftliche Offenbarung. Hieran wissen sich alle Christen gebunden. Sie bezeugt den Willen Gottes, eine von Jesus Christus gestiftete Bewegung bis zum Ende der Tage fortzuführen.

 

Daneben gibt es die mündliche Ofenbarung, die man im katholischen Bereich gemeinhin als Tradition bezeichnet, die in anderen Konfessionen aber auch sehr stark als Charisma eines Konfessionsstifters zum Tragn kommt. Hier gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den Konfessionen und das gilt auch, bzw. gerade, in Hinblick auf das Verständnis der schriftlichen Offenbarung.

 

Der Kult ist hier relativ schwer einzuordnen. Einerseits ist er Teil des Stiftungsaktes, andererseits wird er aber von vielen Konfessionen als sekundär gegenüber der Lehre des Stifters verstanden.

Der Kult als solcher ist etwas eigenartiges. Es handelt sich hier weder um einen Opfer- noch um eine Mysterienkult. Allerdings steht er in der Tradition altorientalischer Mahlkulte, die man etwa aus dem Mithraskult oder auch aus Petra (Marzeach-Kult) kennt. In den genannten Kulten sind die Mahlteilnehmer allerdings häufig Mitglieder eines religiösen Vereines zur Ausrichtung des Mahles. Im Altertum konnten die Christen zwar auch so erscheinen, aber das Mahl alleine macht das Christentum nun wirklich nicht aus. Aber genau diese Berwertung des Mahles und des Kultes bringt uns mitten in eine konfessionelle Diskussion,

 

viele Grüße,

 

Matthias

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