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Warum musste Jesus sterben?


Michaela_83

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Hallo zusammen,

 

diese Frage im Titel, hat mich jetzt über Ostern, bzw. schon in der Karwoche, getroffen wie ein Schlag. Ich weiß gar nicht, warum diese Frage jetzt erst auftaucht. Eigentlich hätte das viel früher passieren müssen. Wahrscheinlich hab ich sie verdrängt. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse, wenn ich etwas weiter aushole. Aber für mich ist das Thema grad extrem wichtig.

 

Obwohl meine Eltern schon von klein auf mit mir und meiner Schwester in den Gottesdienst gegangen sind und abends auch mal mit uns gebetet haben, war der Glaube eigentlich kein Thema, über das viel gesprochen worden wäre. Es war ganz normal und gehörte halt dazu. Da gab’s nichts zu überlegen oder zu diskutieren. Ich hab dann als Teenie auch mal rebelliert und wollte nicht mehr, oder zumindest nicht mehr so oft, in den Gottesdienst gehen. Hat aber nichts genutzt, ich musste trotzdem hin. Ich hab dann darauf hin gefiebert, dass ich endlich 18 bin, und machen kann, was ich will. Interessanterweise hatte sich bis dahin aber was verändert. Ich bin wieder ganz gern in den Gottesdienst gegangen (was vor allem am neuen Pfarrer lag) Und ich hab allgemein einen etwas anderen Zugang zum Glauben bekommen, durch unsere KLJB. Nur ganz langsam hab ich dann angefangen, mich auch mit den Fragen zu meinem ganz persönlichen Glauben auseinander zu setzen. Das heißt, ich hab versucht, mich besser zu informieren und mir eine Meinung zu bilden. Aber die Frage nach dem Sinn von Christi Tod, hab ich mir nie gestellt. Vielleicht hab ich unterbewusst gemerkt, dass ich ohne eine befriedigende Antwort darauf evtl. gar keine Christ mehr sein dürfte, wenn ich ehrlich wäre.

 

Aber jetzt ist sie da, die Frage: Warum musste Jesus sterben? Damit Gott uns unsere Sünden verzeiht? Ist Gott nicht ein liebender, ein barmherziger Gott? Warum braucht er dann so ein Opfer um uns zu verzeihen? An so einen Gott will ich gar nicht glauben. Außerdem ergibt das doch irgendwie keinen Sinn. Man könnte ja vielleicht noch nachvollziehen, wenn Gott von uns ein Opfer fordern würde. Aber das Opfer kam ja von Gott. Gott hat seinen Sohn geopfert. Warum hat uns dadurch Gott verziehen? Warum ist dadurch die Schuld des Adam getilgt (Wie es in der Osternacht geheißen hat)?

 

Könnte das alles vielleicht ganz anders sein? Könnte es sein, dass das Opfer darin besteht, dass Gott Mensch geworden ist, um uns die Frohe Botschaft zu verkünden, uns zu sagen, dass unsere Schuld vergeben ist? Mit seiner Menschwerdung hat er auch den Tod auf sich genommen. Aber könnte es sein, dass das gar nicht das entscheidende ist? Ich denke, es ist ein riesiger Unterschied, ob Jesus Mensch geworden und gestorben ist, damit Gott uns unsere Schuld verzeiht, oder ob er Mensch geworden ist, um uns zu sagen, dass Gott uns unsere Schuld verzeiht.

 

Bitt helft mir, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Am liebsten wäre es mir jetzt natürlich, wenn ihr sagt, dass meine Theorie sich mit der offiziellen katholischen Lehre in etwa deckt. Wenn das so sein sollte, sind aber viele Ausdrücke äußerst missverständlich. Wenn euere eigene Meinung mit der Lehre nicht ganz übereinstimmt, würde ich mich freuen, wenn ihr mir euere Meinung auch erzählt und begründet. Wenn die katholische Lehre besagt, dass der Tod Christi ein notwendiges Opfer war, damit Gott uns verzeiht und ihr diese Überzeugung teilt, dann helft mir doch bitte zu verstehen, warum es nötig war. Ich bin nämlich grad echt verzweifelt.

 

Danke und Gruß

Michaela

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Aber jetzt ist sie da, die Frage: Warum musste Jesus sterben? Damit Gott uns unsere Sünden verzeiht? Ist Gott nicht ein liebender, ein barmherziger Gott? Warum braucht er dann so ein Opfer um uns zu verzeihen?
Jesus ist für uns gestorben, damit wir das Leben haben. Jesus hat die Sühne für unsere Sünden auf sich genommen, um der Gerechtigkeit Gottes genüge zu tun. Die Sünde ist offenbar etwas so Grosses, Schwerwiegendes und Schreckliches, dass es dieses Opfers bedurfte um den Schuldschein am Kreuz auszulöschen.

Wegen Deiner Fragen solltest du allerdings nicht "verzweifelt" sein....

bearbeitet von Mariamante
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Warum musste Jesus sterben?

 

Der Prophet Jesaja gibt die Antwort:

 

4 Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.

 

5 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.

 

6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen.

 

7 Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf.

 

8 Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen.

 

9 Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab, bei den Verbrechern seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war.

 

10 Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen (Knecht), er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen.

 

11 Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.

 

12 Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.

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Aber jetzt ist sie da, die Frage: Warum musste Jesus sterben? Damit Gott uns unsere Sünden verzeiht? Ist Gott nicht ein liebender, ein barmherziger Gott? Warum braucht er dann so ein Opfer um uns zu verzeihen?

Jesus ist für uns gestorben, damit wir das Leben haben. Jesus hat die Sühne für unsere Sünden auf sich genommen, um der Gerechtigkeit Gottes genüge zu tun. Die Sünde ist offenbar etwas so Grosses, Schwerwiegendes und Schreckliches, dass es dieses Opfers bedurfte um den Schuldschein am Kreuz auszulöschen.

Wegen Deiner Fragen solltest du allerdings nicht "verzweifelt" sein....

 

Lieber Mariamante,

 

danke für deine Antwort, aber das bringt mich nicht weiter. Du sagst, Jesus ist für uns gestorben, damit wir das Leben haben. Der allmächtige Gott könnte uns doch auch ewiges Leben geben, ohne seinen Sohn zu opfern. Warum dieser Tod am Kreuz dafür?

 

Du sagst, die Sünde ist etwas so schreckliches, dass es dieses Opfers bedurfte. Wir sind doch die Sünder, wir hätten doch dann ein Opfer bringen müssen, nicht Gott. Abgesehen davon, kann ich immer noch nicht so recht glauben, dass Gott ein Opfer braucht um uns zu verzeihen.

 

Gruß

Michaela

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Warum musste Jesus sterben?

 

Der Prophet Jesaja gibt die Antwort:

 

4 Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.

 

5 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt.

 

6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr lud auf ihn die Schuld von uns allen.

 

7 Er wurde misshandelt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf angesichts seiner Scherer, so tat auch er seinen Mund nicht auf.

 

8 Durch Haft und Gericht wurde er dahingerafft, doch wen kümmerte sein Geschick? Er wurde vom Land der Lebenden abgeschnitten und wegen der Verbrechen seines Volkes zu Tode getroffen.

 

9 Bei den Ruchlosen gab man ihm sein Grab, bei den Verbrechern seine Ruhestätte, obwohl er kein Unrecht getan hat und kein trügerisches Wort in seinem Mund war.

 

10 Doch der Herr fand Gefallen an seinem zerschlagenen (Knecht), er rettete den, der sein Leben als Sühnopfer hingab. Er wird Nachkommen sehen und lange leben. Der Plan des Herrn wird durch ihn gelingen.

 

11 Nachdem er so vieles ertrug, erblickt er das Licht. Er sättigt sich an Erkenntnis. Mein Knecht, der gerechte, macht die vielen gerecht; er lädt ihre Schuld auf sich.

 

12 Deshalb gebe ich ihm seinen Anteil unter den Großen und mit den Mächtigen teilt er die Beute, weil er sein Leben dem Tod preisgab und sich unter die Verbrecher rechnen ließ. Denn er trug die Sünden von vielen und trat für die Schuldigen ein.

 

 

Lieber Tomlo,

 

danke auch dir für deine Antwort. Aber auch an dich die Frage, warum bringt Gott dieses Opfer, und warum brauch Gott dieses Opfer um uns zu verzeihen?

 

Gruß

Michaela

 

PS: Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass mich Bibelzitate nicht unbedingt überzeugen. Zumindest nicht, wenn sie allein stehen. Ich denke, die Bibel besteht aus Berichten von Menschen, was sie mit Gott erlebt haben. Wir glauben ja schließlich nicht, dass die Bibel von Gott diktiert worden ist, so wie die Moslems das über den Koran sagen.

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Könnte das alles vielleicht ganz anders sein? Könnte es sein, dass das Opfer darin besteht, dass Gott Mensch geworden ist, um uns die Frohe Botschaft zu verkünden, uns zu sagen, dass unsere Schuld vergeben ist? Mit seiner Menschwerdung hat er auch den Tod auf sich genommen. Aber könnte es sein, dass das gar nicht das entscheidende ist? Ich denke, es ist ein riesiger Unterschied, ob Jesus Mensch geworden und gestorben ist, damit Gott uns unsere Schuld verzeiht, oder ob er Mensch geworden ist, um uns zu sagen, dass Gott uns unsere Schuld verzeiht.

....

Ich bin nämlich grad echt verzweifelt.

 

... verzweifle nicht, Michaela, Du hast völlig recht -

 

Gott ist Mensch geworden ist, um uns die Frohe Botschaft zu verkünden, uns zu sagen, dass unsere Schuld vergeben ist. Mit seiner Menschwerdung hat er auch den Tod auf sich genommen.

 

(ich liebe solch prägnante Formulierungen)

bearbeitet von lh17
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Könnte das alles vielleicht ganz anders sein? Könnte es sein, dass das Opfer darin besteht, dass Gott Mensch geworden ist, um uns die Frohe Botschaft zu verkünden, uns zu sagen, dass unsere Schuld vergeben ist? Mit seiner Menschwerdung hat er auch den Tod auf sich genommen. Aber könnte es sein, dass das gar nicht das entscheidende ist? Ich denke, es ist ein riesiger Unterschied, ob Jesus Mensch geworden und gestorben ist, damit Gott uns unsere Schuld verzeiht, oder ob er Mensch geworden ist, um uns zu sagen, dass Gott uns unsere Schuld verzeiht.

....

Ich bin nämlich grad echt verzweifelt.

 

... verzweifle nicht, Michaela, Du hast völlig recht -

 

Gott ist Mensch geworden ist, um uns die Frohe Botschaft zu verkünden, uns zu sagen, dass unsere Schuld vergeben ist. Mit seiner Menschwerdung hat er auch den Tod auf sich genommen.

 

(ich liebe solch prägnante Formulierungen)

 

Liebe/r ? Ih17,

 

danke für deine Zustimmung. Aber warum ist dann immer wieder vom Opfertod die Rede? Davon das Jesus unsere Schuld auf sich genommen hat? (Siehe auch die Antworten von Mariamante und tomlo) Wie stehst du zu solchen Aussagen?

 

Gruß

Michaela

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Liebe/r ? Ih17,

 

danke für deine Zustimmung. Aber warum ist dann immer wieder vom Opfertod die Rede? Davon das Jesus unsere Schuld auf sich genommen hat? (Siehe auch die Antworten von Mariamante und tomlo) Wie stehst du zu solchen Aussagen?

 

"Ludwig" darfst Du zu mir sagen.

 

Mariamente und tomlo zitieren lediglich. Laß´ sie es mal in eigenen Worten sagen, - dann sehen wir weiter ...

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.... fragen wir nach dem Sinn und nach dem Grund ...

 

es ist das Eine nicht vom Anderen zu trennen.

 

Das war von mir vielleicht etwas missverständlich formuliert. Man könnte auf die Frage "Warum musste Jesus sterben?" auch Antworten: "Weil Pontius Pilatus ihn verurteilt hat" oder "Weil Judas ihn ausgeliefert hat" oder oder oder.... Ich wollte nur klar machen, dass es mir nicht um sowas geht. Ich glaub das kann man schon trennen, oder?

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Liebe/r ? Ih17,

 

danke für deine Zustimmung. Aber warum ist dann immer wieder vom Opfertod die Rede? Davon das Jesus unsere Schuld auf sich genommen hat? (Siehe auch die Antworten von Mariamante und tomlo) Wie stehst du zu solchen Aussagen?

 

"Ludwig" darfst Du zu mir sagen.

 

Mariamente und tomlo zitieren lediglich. Laß´ sie es mal in eigenen Worten sagen, - dann sehen wir weiter ...

 

 

Okay Ludwig,

 

mir gehts aber nicht nur um die Aussagen von tomlo und MM. Es ist doch ganz offiziell in der Kirche auch davon die Rede. In der Osternacht hat der Pfarrer im Exultet sinngemäß gesungen, dass durch den Tod Jesu die Schuld des Adam getilgt ist. Was bedeutet das deiner Meinung nach?

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.... fragen wir nach dem Sinn und nach dem Grund ...

 

es ist das Eine nicht vom Anderen zu trennen.

 

Das war von mir vielleicht etwas missverständlich formuliert. Man könnte auf die Frage "Warum musste Jesus sterben?" auch Antworten: "Weil Pontius Pilatus ihn verurteilt hat" oder "Weil Judas ihn ausgeliefert hat" oder oder oder.... Ich wollte nur klar machen, dass es mir nicht um sowas geht. Ich glaub das kann man schon trennen, oder?

 

Du hast recht, Pontius Pilatus hat Jesus verurteilt, - wenngleich er seine Unschuld erkannte. Er wollte aber dem Volk zuwillen sein. Und Judas verriet seinen Meister für 30 Silberlinge.

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In der Osternacht hat der Pfarrer im Exultet sinngemäß gesungen, dass durch den Tod Jesu die Schuld des Adam getilgt ist. Was bedeutet das deiner Meinung nach?

Adam, bezw. Eva sündigte, weil sie im freien Willen von der Frucht nahm, die Gott verboten hatte. Wir essen heute, im selben freien Willen, in jeder Eucharistiefeier vom Leib des Herrn (das Kreuz wird zum "Baum des Lebens").

bearbeitet von lh17
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fides quaerens intellectum

Liebe Michaela

die These, dass es des Opfertodes Jesu zur Wiedergutmachung unserer Sünden bedurfte, gibt es in der Tat, es ist die Satisfaktionslehre des Anselm von Canterbury. In aller Kürze: Danach hat der Mensch mit seinen Sünden gegen Gott diesen unendlich beleidigt. Der Mensch kann die Gerechtigkeit nicht wiederherstellen, weil sich die Schwere der Beleidigung nach dem Beleidigten, also Gott, richtet. Die unendliche Wiedergutmachung geschah also dadurch, dass Gott selbst Mensch wurde und am Kreuz starb. Das klingt in der Tat grausam: Ein Gott, der ein Menschenopfer, das Opfer seines eigenen Sohnes verlangt... Wie soll das zusammenpassen mit der Botschaft der Liebe? Ist Gott wirklich so ein grausamer Herrscher?

 

Man kann den Kreuzestod Jesu aber auch ganz anders deuten - gerade wenn man das NT liest, liegt das nahe. Gott geht auf uns Menschen zu, indem er selbst Mensch wird - ein Mensch, der ganz für andere da ist, ihnen hilft, sie heilt, sie rettet, ihnen vergibt. In diesem Schritt zeigt sich die radikale Liebe Gottes. Dieser Gott fordert gerade nicht Höchstleistungen von den Menschen, damit die Gerechtigkeit wiederhergestellt würde. Er kommt vielmehr, um die gebeugten Menschen aufzurichten. Der Mensch empfängt - die Liebe Gottes -, er muss nicht opfern. Diese Liebe ist so total, dass sie bis ans Kreuz geht.

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In der Osternacht hat der Pfarrer im Exultet sinngemäß gesungen, dass durch den Tod Jesu die Schuld des Adam getilgt ist. Was bedeutet das deiner Meinung nach?

Adam, bezw. Eva sündigte, weil sie im freien Willen von der Frucht nahm, die Gott verboten hatte. Wir essen heute, im selben freien Willen, in jeder Eucharistiefeier vom Leib des Herrn (das Kreuz wird zum "Baum des Lebens").

 

Danke Ludwig, der Gedanke gefällt mir.

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Liebe Michaela

die These, dass es des Opfertodes Jesu zur Wiedergutmachung unserer Sünden bedurfte, gibt es in der Tat, es ist die Satisfaktionslehre des Anselm von Canterbury. In aller Kürze: Danach hat der Mensch mit seinen Sünden gegen Gott diesen unendlich beleidigt. Der Mensch kann die Gerechtigkeit nicht wiederherstellen, weil sich die Schwere der Beleidigung nach dem Beleidigten, also Gott, richtet. Die unendliche Wiedergutmachung geschah also dadurch, dass Gott selbst Mensch wurde und am Kreuz starb. Das klingt in der Tat grausam: Ein Gott, der ein Menschenopfer, das Opfer seines eigenen Sohnes verlangt... Wie soll das zusammenpassen mit der Botschaft der Liebe? Ist Gott wirklich so ein grausamer Herrscher?

 

Man kann den Kreuzestod Jesu aber auch ganz anders deuten - gerade wenn man das NT liest, liegt das nahe. Gott geht auf uns Menschen zu, indem er selbst Mensch wird - ein Mensch, der ganz für andere da ist, ihnen hilft, sie heilt, sie rettet, ihnen vergibt. In diesem Schritt zeigt sich die radikale Liebe Gottes. Dieser Gott fordert gerade nicht Höchstleistungen von den Menschen, damit die Gerechtigkeit wiederhergestellt würde. Er kommt vielmehr, um die gebeugten Menschen aufzurichten. Der Mensch empfängt - die Liebe Gottes -, er muss nicht opfern. Diese Liebe ist so total, dass sie bis ans Kreuz geht.

 

Ja, genau so würd ich das auch sehen. So könnte ich das verstehen. Aber in der Kirche ist immer wieder die Rede davon, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Er ist das Opferlamm, das geschlachtet wurde, zur Vergebung der Sünden. Woher kommt das? Sollte man das vielleicht ändern? Oder ist das doch offizielle katholische Lehre?

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danke für deine Antwort, aber das bringt mich nicht weiter. Du sagst, Jesus ist für uns gestorben, damit wir das Leben haben. Der allmächtige Gott könnte uns doch auch ewiges Leben geben, ohne seinen Sohn zu opfern. Warum dieser Tod am Kreuz dafür?
Letzlich ist die Antwort: Weil Gott uns so unendlich liebt- und der Tod Jesu am Kreuz zeigt auch, wie wir mit der Liebe und Wahrheit umgehen.
Du sagst, die Sünde ist etwas so schreckliches, dass es dieses Opfers bedurfte. Wir sind doch die Sünder, wir hätten doch dann ein Opfer bringen müssen, nicht Gott. Abgesehen davon, kann ich immer noch nicht so recht glauben, dass Gott ein Opfer braucht um uns zu verzeihen.
Es geht nicht nur um das Verzeihen, sondern auch um die Wiedergutmachung. Und vielleicht sollte man es auch so sehen, dass Jesus dieses Liebesopfer vollbringen WOLLTE - nicht dass Er vom Vater dazu "genötigt" worden wäre.
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fides quaerens intellectum
Ja, genau so würd ich das auch sehen. So könnte ich das verstehen. Aber in der Kirche ist immer wieder die Rede davon, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Er ist das Opferlamm, das geschlachtet wurde, zur Vergebung der Sünden. Woher kommt das? Sollte man das vielleicht ändern? Oder ist das doch offizielle katholische Lehre?

Das Opferlamm ist ein altes Symbol. Es erinnert an den Auszug aus Ägypten, die Befreiung aus der Sklaverei (Ex 12 - eine der Lesungen der Osternacht), derer im Pessachfest gedacht wird. Das letzte Abendmahl hat in der Nacht des Pessachfestes stattgefunden, Jesus hat mit seinen Jüngern das Pessachmahl gefeiert. Ausserdem wählt der Prophet Jesaja im Lied vom Gottesknecht das Bild des Lammes (Jes 53, 5-8). Daher die Symbolik: Jesus Christus wurde verstanden als der Gottesknecht, das Lamm, das die Menschen aus der Sklaverei der Sünden erlöst.

In der Tat verleitet dieses Bild dazu, einen grausamen Gott zu assoziieren, der ein schreckliches Opfer fordert. Aber das ist nicht katholische Lehre.

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danke für deine Antwort, aber das bringt mich nicht weiter. Du sagst, Jesus ist für uns gestorben, damit wir das Leben haben. Der allmächtige Gott könnte uns doch auch ewiges Leben geben, ohne seinen Sohn zu opfern. Warum dieser Tod am Kreuz dafür?

Letzlich ist die Antwort: Weil Gott uns so unendlich liebt- und der Tod Jesu am Kreuz zeigt auch, wie wir mit der Liebe und Wahrheit umgehen.
Du sagst, die Sünde ist etwas so schreckliches, dass es dieses Opfers bedurfte. Wir sind doch die Sünder, wir hätten doch dann ein Opfer bringen müssen, nicht Gott. Abgesehen davon, kann ich immer noch nicht so recht glauben, dass Gott ein Opfer braucht um uns zu verzeihen.
Es geht nicht nur um das Verzeihen, sondern auch um die Wiedergutmachung. Und vielleicht sollte man es auch so sehen, dass Jesus dieses Liebesopfer vollbringen WOLLTE - nicht dass Er vom Vater dazu "genötigt" worden wäre.

 

Jesus wollte das Opfer vollbringen. Er brachte das Opfer aber nicht um des Opfers willen. Er hätte es sogar ganz gerne vermieden (Luk 22:42), jedoch fügt er sich schließlich in das Unvermeidbare.

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"Warum musste Jesus sterben?"

Und verdammt noch mal:

"Warum bleibt der einfach nicht tot?"

 

 

 

Nichts ist schwieriger zu verstehen,

als dieses Wort: "Ich liebe dich".

und das überwindet sogar den Tod.

bearbeitet von pmn
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"Warum musste Jesus sterben?"

 

Jesus mußte sterben, weil das Volk auf seiner Kreuzigung beharrte (Luk 23:23).

 

 

 

 

Nichts ist schwieriger zu verstehen,

als dieses Wort: "Ich liebe dich".

und das überwindet sogar den Tod.

 

Er hätte vor Kajafas widerrufen sollen, daß er der "Messias, der Sohn Gottes" sei. Dies tat Jesus nicht, er wollte und konnte nicht auf die Kernaussage seiner Mission verzichten. Damit zog er sich die Todesstrafe wegen vermeintlicher Gotteslästerung zu (Matt 26:65-66)

 

Es ist eine Handlung der Liebe.

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Er hätte vor Kajafas widerrufen sollen, daß er der "Messias, der Sohn Gottes" sei. Dies tat Jesus nicht, er wollte und konnte nicht auf die Kernaussage seiner Mission verzichten. Damit zog er sich die Todesstrafe wegen vermeintlicher Gotteslästerung zu (Matt 26:65-66)

 

Es ist eine Handlung der Liebe.

 

So sehe ich das auch. Unsere Erlösung begann mit der Menschwerdung des Gottessohnes und wurde mit Tod, Auferstehung und Himmelfahrt vollendet. Jesus konnte nicht widerrufen ohne sein Werk als Ganzes zu gefährden, ja ad absurdum zu führen.

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Liebe Michaela,

ich mach's jetzt mal wie du und hole ein wenig weiter aus.

 

Zunächst ist das Wort "Sünde" nicht synonym zu setzten mit "Böse". Sünde ist lediglich die Absonderung oder Außerachtlassung vom Willen Gottes. Wir gehen im Glauben davon aus, dass der Wille Gottes darin besteht, das Gute zu verwirklichen. Eine Abweichung davon zieht aber, selbst wenn sie gut gemeint ist, enorme Konsequenzen nach sich. Selbst eine kleine Abweichung bringt das gesammte System aus dem Gleichgewicht. Da wir endlichen Wesen nicht die gesammte Schöpfung (auch ihre Vergangenheit und ihre Zukunft) im Blick haben, bringt jede eigensinnige Handlung unabsehbare Folgen hervor.

 

Mir fällt da als Beispiel der Domino-Day ein. Wenn nur ein Steinchen nicht richtig ausgerichtet ist, gerät das gesammte Werk zum Stillstand.

So entsteht das Böse als Folge. Wir können das nicht mehr richten, wir können ja nicht einmal den Willen Gottes in voller Klarheit erkennen und selbst wenn wir ihn erkennen und befolgen würden, könnten wir dadurch nicht das Geschehene ungeschehen machen. Wir können das Böse nicht einfach wegzaubern. Auch Jesus Christus tat das nicht. Denoch lässt Gott die, in Sünde und Bosheit, verirrte Welt nicht im Stich.

 

Man sagt, ein Künstler sei immer auch in seinem von ihm geschaffenen Kunstwerk selbst enthalten. So ist auch Gott in seiner Schöpfung enthalten und aufgrund unserer Sünde ist er selbst zum Opfer des Bösen geworden. Auch wir Menschen werden täglich zum Opfer des Bösen, aber wir sind immer auch Täter. Wir verursachen das Böse oftmals auch ungewollt selbst. Gott selbst aber ist nicht Täter sondern lediglich Opfer des Bösen. Jesus Christus aber ist die fleischgewordene Sichtbarwerdung (Inkarnation und gleichzeitig Offenbarung) der Anwesenheit Gottes in der Welt. Daher sagen wir, dass Jesus sündfrei war von Beginn an.

 

Gott leidet mit, in jedem Schmerz, der hier in dieser Welt von irgend jemandem durchlitten wird. Da Gott aber nicht selbst Verursacher dieses Leides ist, ist er lediglich Opfer. Ein Künstler kann sich im Nachhinein von seinem Werk distanzieren. Gott aber distanziert sich nicht. Er nimt das Leid auf sich. In Jesus Christus offenbart sich uns diese Tatsache. In ihm sehen wir das Handeln Gottes. In der Auferstehung sehen wir aber auch wie Gott die Welt rettet. Gott macht das Leid nicht ungeschehen. Er verwandelt es. Er zaubert nicht das Böse und die Sünde aus dieser Welt weg, denn diese ist total aus dem Gleichgewicht geraten und durcheinander gewürfelt. Doch aus den Trümmern dieser Welt erbaut er uns eine neue Schöpfung, ohne Sünde, ohne das Böse, aber mit all unseren Erfahrungen und unseren Narben. Er bringt uns wieder ins Gleichgewicht und dieses verspricht er uns in der Auferstehung.

 

Das Opfer, das Gott auf sich genommen hat, bestand also in gewisser Hinsicht darin, von Beginn an in einer Welt mit anwesend zu sein, die in sich die Gefahr (oder womöglich die unausweichliche Notwendigkeit?) barg, einsmals aus dem Gleichgewicht zu geraten.

 

Ich würde also vorsichtig formulieren: Gott rettet uns nicht durch das Opfer der historischen Gestalt Jesus. Gott zeigt uns aber durch die historische Gestalt hindurch, dass er selbst zum Opfer unserer Sünde geworden ist. Er zeigt aber auch, dass es nicht sein letztes Wort ist, Opfer zu sein. Er selbst nimmt die Sünde hinweg und verwandelt unser und sein Leid durch die Auferstehung in eine Neuschöpfung.

 

Liebe Michaela,

womöglich wird das, was bei dir an Ostern noch mit einem Fragezeichen versehen war, bis Pfingsten ein Ausrufezeichen bekommen.

 

Liebe Grüße

Julis

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Und verdammt noch mal:

"Warum bleibt der einfach nicht tot?"

 

Die Auferstehung ist die Krönung seiner Mission. Er "demonstriert" damit, daß seine Lehre

nicht lediglich eine schöne Philosophie ist, sondern er zeigt "Auferstehung" als reales Geschehen an seinem eigenen Leib. Es kommt hinzu, daß auch wir, "weil Jesus auferstanden ist", auf unsere eigene Auferstehung hoffen dürfen. Ja, sie ist genau so gewiß, wie die Aufertehung unseres Herrn.

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