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Hat die Pfarrei Zukunft....


Chrysologus

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Ich habe im Thema Lateinnachhilfe eine Frage gestellt, über die ich im größeren Kontext der Frage nach der Zukunft der Pfarreien gestoßen bin. Ich möchte hier nun den größeren Kontext nachreichen:

 

Zentrale Organisationsform der Pastoral auf der subdiözesanen Ebene ist im Codex die Pfarrei. Es finden sich jedoch an nicht wenigen Stellen im Codex und außerhalb Hinweise dafür, dass der Gesetzgeber Zweifel ob der These hegt, dass die Pfarrei die einzig wahre Form der Pastoralorganisation sei. Er findet keine Antwort auf diese Zweifel, aber er fordert im Direktorium für den Hirtendienst der Bischöfe dieselben dazu auf, nach neuen Formen der Pastoralorganisation zu suchen, um alle Gläubigen zu erreichen. Das ist übrigens die selbe Begründung, mit der Trient des Pfarrzwang errichtete....

 

In den deutschen Diözesen wird nun derzeit die Pastoral erheblich umgebaut, pastorale Räume scheint das Stichwort zu sein. Mich interessiert nun, wie eure Erfahrungen damit sind: Erlebt ihr eure Pfarreie noch als Pfarrei, oder als Standort des Pastoralverbundes West III-4. Erscheint euch der hier eingeschlagene Weg als klug?

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Es gibt ja nun recht verschiedene Modelle im deutschsprachigen Raum. Ich wirke und lebe in einer Gemeinde mit zwei Kirchen, die zu einer Seelsorgeeinheit aus fünf Gemeinden besteht. Aus meiner Sicht hat die Errichtung der Seelsorgeeinheiten die Pfarreien vor Ort gestärkt. Die Bündelung der Hauptamtlichen gibt uns mehr Luft zum Atmen, weil Fehlzeiten des eigenen Seelsorgers leichter durch vertraute Kräfte aufgefangen werden können. Gleichzeitig nehme ich eine größere Verantwortung der Kirchengemeinderäte wahr, mit der einige besser, andere eher schlechter klar kommen. Das zeigt sich besonders in Zeiten der Vakanz von Pfarrerstellen. Da gibt es KGRs, die sehr bewusst beim Ordinariat die Neubesetzung voran treiben und ein genaues Profil der Stelle bereit stellen. Mir ist aber auch eine Gemeinde bekannt, in der der KGR in eine Art Schockstarre mit anschließender Hysterie verfallen ist, weil 9 Monate kein Pfarrer da war. Insgesamt finde ich die neuen Strukturen sehr hilfreich. Gut wären aber auch verpflichtende Schulungen für KGRs und Hauptamtliche, welche neuen Verantwortungen sich damit ergeben.

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Ich denke die Frage ist weniger ob man jetzt in einer Pfarre oder einem Pfarrverband lebt, sondern wie es überhaupt um die Zukunft der territorialen Seelsorge (als Gegensatz zur kategorialen Seelsorge und der Beheimatung in geistlichen Gemeinschaften oder "Personalpfarren") bestellt ist. Wie man eine solche territoriale Einheit organisiert ist dann eher zweitrangig (Großpfarre, Pfarrverband etc.).

 

Da mir persönlich das territoriale Prinzip sehr wichtig ist, mache ich mir natürlich auch Gedanken, wie dieses Prinzip aufrechterhalten werden kann, wenn die Rechnung (mindestens) ein Priester pro (Klein-) Pfarre so nicht mehr aufgeht. Ich fände es z.B. ehrlicher Großpfarren zu gründen, als mit irgendwelchen Verbänden herumzulavieren. Wichtig scheint es mir aber zu sein, dass rund um die Kirchen in diesen Großpfarren weiterhin regelmäßig geistliches und gemeinschaftliches Leben gepflegt wird (gerade im ländlichen Raum ist die Kirche manchmal die letzte Institution die die Menschen vor Ort verbindet, wenn jeder zum arbeiten und einkaufen auspendelt).

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Ich sehe Großpfarreien eher problematisch. Als beispielhaften pastoralen Raum nehme ich einmal unsere Seelsorgeeinheit. Ein Teil der Gemeinden der SE befinden sich im städtischen Raum, ein anderer Teil auf dem Dorf. Das bringt verschiedene Bedürfnisse mit sich. Darüber hinaus ist eine der städtischen Gemeinden an einem sozialen Brennpunkt gelegen, während eine andere bei einem Villenviertel liegt und die dritte bei einem von jungen Familien geprägten Neubaugebiet. Entsprechend haben die Gemeinden unserer SE sehr unterschiedliche Profile, die von den Seelsorgern vor Ort und den Kirchengemeinde- bzw. Pastoralräten gepflegt und weiterentwickelt werden. Bei einer Zusammenlegung zu einer Großpfarrei mit nur noch einem KGR hätte ich Angst, dass diese Profile verloren gingen. Die Entscheidungsträger müssen aus meiner Sicht for Ort bleiben, denn dort sind auch die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten. Wir sollten uns die Anzahl der Gemeinden nicht von der Anzahl der Priester abhängig machen. Obwohl wir heute im Bereich unserer SE nur noch halb so viele Priester haben wie vor 10 Jahren, sind die Gemeinden aktiver geworden und es finden mehr Gottesdienste statt. Ob eine Gemeinde vor Ort lebensfähig ist, hängt also nicht von der Anzahl der Priester ab.

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Ich denke die Lösung wären z.B. Pastoralkreise für die einzelnen Sprengel, die ihrerseits wieder in einem (Gesamt-) Pfarrgemeinderat vertreten sind, wo die "größeren" Entscheidungen fallen.

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Ich sehe Großpfarreien eher problematisch. Als beispielhaften pastoralen Raum nehme ich einmal unsere Seelsorgeeinheit. Ein Teil der Gemeinden der SE befinden sich im städtischen Raum, ein anderer Teil auf dem Dorf. Das bringt verschiedene Bedürfnisse mit sich. Darüber hinaus ist eine der städtischen Gemeinden an einem sozialen Brennpunkt gelegen, während eine andere bei einem Villenviertel liegt und die dritte bei einem von jungen Familien geprägten Neubaugebiet. Entsprechend haben die Gemeinden unserer SE sehr unterschiedliche Profile, die von den Seelsorgern vor Ort und den Kirchengemeinde- bzw. Pastoralräten gepflegt und weiterentwickelt werden. Bei einer Zusammenlegung zu einer Großpfarrei mit nur noch einem KGR hätte ich Angst, dass diese Profile verloren gingen. Die Entscheidungsträger müssen aus meiner Sicht for Ort bleiben, denn dort sind auch die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten. Wir sollten uns die Anzahl der Gemeinden nicht von der Anzahl der Priester abhängig machen. Obwohl wir heute im Bereich unserer SE nur noch halb so viele Priester haben wie vor 10 Jahren, sind die Gemeinden aktiver geworden und es finden mehr Gottesdienste statt. Ob eine Gemeinde vor Ort lebensfähig ist, hängt also nicht von der Anzahl der Priester ab.

 

Großpfarreien sehe ich nicht problematisch an. Denn in erster Linie ist die Pfarrei (im Gegensazu zur Gemeinde) ein Verwaltungskonstrukt.

In unsreer Diözese wurden Seelsorgebereiche gegründet - weiterhin mit eigenständigen Pfarreien. Die Crux ist: der gabze Verwaltungsapparat wurde so nur zusätzlich aufgebläht. Statt weniger Arbeit ist mehr geworden, weil jede Gemeinde weiterhin auf "Ihres" besteht (unser Pafrrbüro, unsere Osternacht, unser Sonntagsgottesdienst, unsere Vorabendmesse...). Zusätzlich gibt es keine vernünftige Leitungsstruktur im SB, da jeder Pfarrer für sich autark handelt. ZTeamarbeit basiert nur auf dem Guten Willen der Pfarrer - und die wurden meistens zu Einzelkämpfern ausgebildet. Die müssen ja nichteinmal zu Dienstgesprächen erscheinen! Ich kenne genug Fälle von Pfarrern, die den SB boykottieren - ohne Konsequenzen.

Vor Ort braucht es die Gemeinde, das Sich-Kennen, das Vertrautsein, das Wir-Gefühl. Dafür braucht es aber (vorrangig) keinen Pfarrer. Die Gemeinden müssen lenen, dass sie sich nicht über den Pfarrer definieren, sonden über ihr Gemeinschaft-sein. Pfarrer kommen und gehen, die Gemeinde bleibt. Gemeinden, die das kapiert haben, wandeln sich von der versorgeten Gemeinde zur sorgenden Gemeinde, und die ist weiterhin zukunftsfähig (siehe Dein Beispiel).

IMHO braucht es eine Art "Gewaltentrennung": Martyria und Liturgia gehören in die Hände der SB-Ebene, da sind Pfarrei-Klein-Strukturen hinderlich. Diakonia und Koinonia müssen in der Gemeinde geschehen.

 

Deshalb: eine Großpfarrei mit einem zentralen Sitz, dem alle Hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiter zugeordnet sind, mit einem Pfarrer als Chef und Leiter. Die kümmern sich um Martyria und Liturgia und legen diese für den SB fest, bzw. koordinieren dies. In den einzelnen Gemeinden kümmen sich die Gemeinderäte um Diakonia und Koinonia vor Ort - idealerweise begleitet von einer pastolralen, hauptamtlichen Bezugsperson, die die Gemeinde begleitet, und bei der die Informationsfäden zusammenlaufen.

 

So wie es jetzt bei uns läuft, ist es nur ein einziges Gewurstel und wir stehen uns selbst im Weg.

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Erlebt ihr eure Pfarreie noch als Pfarrei
jou.

 

spätestens dann, wenn wieder mal ein "aktueller Mangel" an MinistrantInnen da ist, und mir unser Mesner sagt:

"Petrus, es hilft nix. Steig nei, in dei G'wand."

 

:angry2:

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Franciscus non papa

wir sind natürlich geprägt von unserer eigenen erfahrung von pfarrei und der unserer eltern und großeltern.

 

im ländlichen bereich meist: dorf=pfarrei= ein pfarrer.

in der stadt meist mehrere pfarreien, mit jeweils ihrem pfarrer und u.u. noch einen oder gar mehrere kapläne.

 

allerdings ist das durchaus nicht überall und immer so. es gab z.b. im westerwald auch in früheren zeiten pfarreien, die mehrere dörfer umfassten und die menschen aus dem umliegenden orten machten sich des sonntags - oft zu fuß - auf den weg in den kirchort.

meist wurde dann in der zeit nach dem wirtschaftwunder auch in den anderen dörfern eine kirche gebaut und häufig eben eigene pfarreien gegründet. da ist heute eben ein gewisser rückbau vonnöten, weil es einfach nicht mehr leistbar ist.

 

frankfurt am main, als stadtbeispiel, war bis vor ca. hundert jahren eine pfarrei. der dompfarrer betreute die ganze stadt mit hilfe von natürlich einigen kaplänen. auch hier wurden dann im lauf der zeit eigene pfarreien zu den betreffenden kirchen gegründet, bzw. neue kirchen gebaut.

 

die großpfarrei ist also keine erfindung der gegenwart.

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Ich sehe Großpfarreien eher problematisch. Als beispielhaften pastoralen Raum nehme ich einmal unsere Seelsorgeeinheit. Ein Teil der Gemeinden der SE befinden sich im städtischen Raum, ein anderer Teil auf dem Dorf. Das bringt verschiedene Bedürfnisse mit sich. Darüber hinaus ist eine der städtischen Gemeinden an einem sozialen Brennpunkt gelegen, während eine andere bei einem Villenviertel liegt und die dritte bei einem von jungen Familien geprägten Neubaugebiet. Entsprechend haben die Gemeinden unserer SE sehr unterschiedliche Profile, die von den Seelsorgern vor Ort und den Kirchengemeinde- bzw. Pastoralräten gepflegt und weiterentwickelt werden. Bei einer Zusammenlegung zu einer Großpfarrei mit nur noch einem KGR hätte ich Angst, dass diese Profile verloren gingen. Die Entscheidungsträger müssen aus meiner Sicht for Ort bleiben, denn dort sind auch die Menschen mit ihren Sorgen und Nöten. Wir sollten uns die Anzahl der Gemeinden nicht von der Anzahl der Priester abhängig machen. Obwohl wir heute im Bereich unserer SE nur noch halb so viele Priester haben wie vor 10 Jahren, sind die Gemeinden aktiver geworden und es finden mehr Gottesdienste statt. Ob eine Gemeinde vor Ort lebensfähig ist, hängt also nicht von der Anzahl der Priester ab.

 

Das scheint mir plausibel. Grüße, KAM

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Vor Ort braucht es die Gemeinde, das Sich-Kennen, das Vertrautsein, das Wir-Gefühl. Dafür braucht es aber (vorrangig) keinen Pfarrer. Die Gemeinden müssen lenen, dass sie sich nicht über den Pfarrer definieren, sonden über ihr Gemeinschaft-sein. Pfarrer kommen und gehen, die Gemeinde bleibt. Gemeinden, die das kapiert haben, wandeln sich von der versorgeten Gemeinde zur sorgenden Gemeinde, und die ist weiterhin zukunftsfähig (siehe Dein Beispiel).

IMHO braucht es eine Art "Gewaltentrennung": Martyria und Liturgia gehören in die Hände der SB-Ebene, da sind Pfarrei-Klein-Strukturen hinderlich. Diakonia und Koinonia müssen in der Gemeinde geschehen.

 

Deshalb: eine Großpfarrei mit einem zentralen Sitz, dem alle Hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiter zugeordnet sind, mit einem Pfarrer als Chef und Leiter. Die kümmern sich um Martyria und Liturgia und legen diese für den SB fest, bzw. koordinieren dies. In den einzelnen Gemeinden kümmen sich die Gemeinderäte um Diakonia und Koinonia vor Ort - idealerweise begleitet von einer pastolralen, hauptamtlichen Bezugsperson, die die Gemeinde begleitet, und bei der die Informationsfäden zusammenlaufen.

 

So wie es jetzt bei uns läuft, ist es nur ein einziges Gewurstel und wir stehen uns selbst im Weg.

 

Genauso, wie du den Idealzustand beschreibst ist die Regelung in meinem Bistum (Rottenburg-Stuttgart). Nur bleibt die Gemeinde samt Kirchengemeinderat und Finanzhoheit bestehen, während die Priester und Hauptamtlichen der Seelsorgeeinheit zugeordnet sind. Pro Seelsorgeeinheit gibt es nur einen Pfarrer.

 

Jeder Seelsorger (Priester, Diakone, Pastoralreferenten) ist in einer Gemeinde der Seelsorger vor Ort, d.h. erster Ansprechpartner in seelsorglichen Fragen. Der Beerdigungsdienst wird auf SE-Ebene organisiert, es muss also je Woche immer ein Seelsorger die Beerdigungen halten. Der Gottesdienstplan wird auch in der SE erarbeitet und die Vertretungen inkl. Wortgottesdiensten werden in der SE organisiert.

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Was mich mal zu Thema auch aus eigener Erfahrung interessieren würde:

 

Gerade auf dem Land gibts es doch viele Rivalitäten zwischen benachbarten Orten. Diese sind oftmals zu einem pastoralen Raum zusammengefasst und müssen sich nun Pfarrer und Gottesdienste teilen. Gerade bei uns bleibt es nicht aus, dass neidisch geschaut wird, wo der Pfarrer welchen Gottesdienst hält.

 

Wie wird damit bei Euch umgegangen? Die Predigten: "Wir müssen weg vom Kirchturmdenken" scheinen bei uns wenig zu fruchten :angry2:

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Was mich mal zu Thema auch aus eigener Erfahrung interessieren würde:

 

Gerade auf dem Land gibts es doch viele Rivalitäten zwischen benachbarten Orten. Diese sind oftmals zu einem pastoralen Raum zusammengefasst und müssen sich nun Pfarrer und Gottesdienste teilen. Gerade bei uns bleibt es nicht aus, dass neidisch geschaut wird, wo der Pfarrer welchen Gottesdienst hält.

 

Wie wird damit bei Euch umgegangen? Die Predigten: "Wir müssen weg vom Kirchturmdenken" scheinen bei uns wenig zu fruchten :angry2:

Meine Gemeinde/Pfarrei besteht seit 30 Jahren aus zwei Teilorten, die sich grundsätzlich nicht besonders zugetan sind. Die Pfarrkirche ist in Ort A, die Filialkirche in Ort B. Die Gottesdienstorte für Sonntag-Vormittag und Samstag-Abend wechseln halbjährig. KGR-Sitzungen sind abwechselnd in Ort A und B. Das Pfarrbüro ist in Ort A aber der Seelsorger vor Ort hat sein Büro in Ort B. Mit der Zeit haben sich die Katholiken beider Orte an einander gewöhnt und für die Jüngeren ist es (bis auf die Entfernung) egal, ob eine Veranstaltung in A oder B stattfindet. Das war aber ein langer Prozess des Zusammenwachsens. Es gab Zeiten, zu denen die Erstkommunion von Ort A in der evangelischen Kirche stattfand, weil man nicht nach B wollte und noch keine eigene Kirche hatte. Allerdings leben wir in einer relativen Diaspora-Situation und die meisten Katholiken sind heute Zugezogene, die ohnehin nicht so viel Wert auf die Abgrenzung ihres Dorfes legen.

 

In der Seelsorgeeinheit kenne ich manche Rivalitäten zwischen den einzelnen Gemeinden. Als eine Gemeinde auf Kosten der Anderen an jedem Wochenende 2 Messen haben wollte, obwohl es nur 2 Priester in der SE gibt, gab es mal kurz Stunk. Das wurde aber über ein gemeinsames Vertretungsbudget gelöst. Jede Kirche hat Anspruch auf 3 Wochenendmessen in 4 Wochen. Der weitere Bedarf muss mit WoGo-Leitern oder externen Vertretungen bestritten werden. Für Wortgottesdienste mit eigenen WoGo-Leitern wird der Gemeinde der Betrag eines Messhonorars gutgeschrieben, weil die WGL ehrenamtlich arbeiten. Wenn die Gemeinde aber keinen WoGo-Leiter will und/oder einen externen Priester braucht, werden ihr die Kosten daraus über das Budget belastet. Dadurch kann eine Pfarrei mit besonders hohem Zelebrationsbedarf nicht auf Kosten der SE wirtschaften, sondern muss dies auch selbst finanzieren.

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Was mich mal zu Thema auch aus eigener Erfahrung interessieren würde:

 

Gerade auf dem Land gibts es doch viele Rivalitäten zwischen benachbarten Orten. Diese sind oftmals zu einem pastoralen Raum zusammengefasst und müssen sich nun Pfarrer und Gottesdienste teilen. Gerade bei uns bleibt es nicht aus, dass neidisch geschaut wird, wo der Pfarrer welchen Gottesdienst hält.

 

Wie wird damit bei Euch umgegangen? Die Predigten: "Wir müssen weg vom Kirchturmdenken" scheinen bei uns wenig zu fruchten :angry2:

Meine Gemeinde/Pfarrei besteht seit 30 Jahren aus zwei Teilorten, die sich grundsätzlich nicht besonders zugetan sind. Die Pfarrkirche ist in Ort A, die Filialkirche in Ort B. Die Gottesdienstorte für Sonntag-Vormittag und Samstag-Abend wechseln halbjährig. KGR-Sitzungen sind abwechselnd in Ort A und B. Das Pfarrbüro ist in Ort A aber der Seelsorger vor Ort hat sein Büro in Ort B. Mit der Zeit haben sich die Katholiken beider Orte an einander gewöhnt und für die Jüngeren ist es (bis auf die Entfernung) egal, ob eine Veranstaltung in A oder B stattfindet. Das war aber ein langer Prozess des Zusammenwachsens. Es gab Zeiten, zu denen die Erstkommunion von Ort A in der evangelischen Kirche stattfand, weil man nicht nach B wollte und noch keine eigene Kirche hatte. Allerdings leben wir in einer relativen Diaspora-Situation und die meisten Katholiken sind heute Zugezogene, die ohnehin nicht so viel Wert auf die Abgrenzung ihres Dorfes legen.

 

In der Seelsorgeeinheit kenne ich manche Rivalitäten zwischen den einzelnen Gemeinden. Als eine Gemeinde auf Kosten der Anderen an jedem Wochenende 2 Messen haben wollte, obwohl es nur 2 Priester in der SE gibt, gab es mal kurz Stunk. Das wurde aber über ein gemeinsames Vertretungsbudget gelöst. Jede Kirche hat Anspruch auf 3 Wochenendmessen in 4 Wochen. Der weitere Bedarf muss mit WoGo-Leitern oder externen Vertretungen bestritten werden. Für Wortgottesdienste mit eigenen WoGo-Leitern wird der Gemeinde der Betrag eines Messhonorars gutgeschrieben, weil die WGL ehrenamtlich arbeiten. Wenn die Gemeinde aber keinen WoGo-Leiter will und/oder einen externen Priester braucht, werden ihr die Kosten daraus über das Budget belastet. Dadurch kann eine Pfarrei mit besonders hohem Zelebrationsbedarf nicht auf Kosten der SE wirtschaften, sondern muss dies auch selbst finanzieren.

 

Danke für Deine Erfahrungen.

 

Bei uns steht die ganze Sache noch am Anfang. Bei uns bleiben auch die Ursprungspfarreien bestehen. Es ist zwar jede Pfarrei noch mit einen Pfarrer besetzt und die vor der "Reform" angebotenen Gottesdienste finden weiterhin statt. Es knirscht aber bereits jetzt im Gebälk, wenn die Pfarrer nur untereinander wechseln. Allerdings soll in Zukunft eine Pfarrstelle nicht mehr besetzt werden, so dass es zu weiterreichenden Veränderungen kommen wird. So werden wahrscheinlich Gottesdienste wegfallen. Und ich habe das ungute Gefühl, dass einige eher gar nicht mehr in die Kirche gehen, als in die Nachbarpfarrei :angry2:

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Vor Ort braucht es die Gemeinde, das Sich-Kennen, das Vertrautsein, das Wir-Gefühl. Dafür braucht es aber (vorrangig) keinen Pfarrer. Die Gemeinden müssen lenen, dass sie sich nicht über den Pfarrer definieren, sonden über ihr Gemeinschaft-sein. Pfarrer kommen und gehen, die Gemeinde bleibt. Gemeinden, die das kapiert haben, wandeln sich von der versorgeten Gemeinde zur sorgenden Gemeinde, und die ist weiterhin zukunftsfähig (siehe Dein Beispiel).

IMHO braucht es eine Art "Gewaltentrennung": Martyria und Liturgia gehören in die Hände der SB-Ebene, da sind Pfarrei-Klein-Strukturen hinderlich. Diakonia und Koinonia müssen in der Gemeinde geschehen.

 

Deshalb: eine Großpfarrei mit einem zentralen Sitz, dem alle Hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiter zugeordnet sind, mit einem Pfarrer als Chef und Leiter. Die kümmern sich um Martyria und Liturgia und legen diese für den SB fest, bzw. koordinieren dies. In den einzelnen Gemeinden kümmen sich die Gemeinderäte um Diakonia und Koinonia vor Ort - idealerweise begleitet von einer pastolralen, hauptamtlichen Bezugsperson, die die Gemeinde begleitet, und bei der die Informationsfäden zusammenlaufen.

 

So wie es jetzt bei uns läuft, ist es nur ein einziges Gewurstel und wir stehen uns selbst im Weg.

 

Genauso, wie du den Idealzustand beschreibst ist die Regelung in meinem Bistum (Rottenburg-Stuttgart). Nur bleibt die Gemeinde samt Kirchengemeinderat und Finanzhoheit bestehen, während die Priester und Hauptamtlichen der Seelsorgeeinheit zugeordnet sind. Pro Seelsorgeeinheit gibt es nur einen Pfarrer.

 

Jeder Seelsorger (Priester, Diakone, Pastoralreferenten) ist in einer Gemeinde der Seelsorger vor Ort, d.h. erster Ansprechpartner in seelsorglichen Fragen. Der Beerdigungsdienst wird auf SE-Ebene organisiert, es muss also je Woche immer ein Seelsorger die Beerdigungen halten. Der Gottesdienstplan wird auch in der SE erarbeitet und die Vertretungen inkl. Wortgottesdiensten werden in der SE organisiert.

 

Hach *träum*. Das sind ja fast paradiesische Zustände, von denen wir hier nur träumen können. Bei uns hieß es nur vor einigen Jahren: "Mission accomplished" aber die Kacke ist immer rnoch am dampfen.

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Pfarrei mit besonders hohem Zelebrationsbedarf

 

Eine Wortprägung aus dem Wörterbuch des Unchristen.

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Die Probleme mit den rivalisierende Orten innerhalb einer Pfarre kenne ich auch. Da muss man sehr sensibel sein und deutlich machen, dass alle gleichermaßen zur Gesamtpfarre dazu gehören bzw. ein gewisses Eigenleben tolerieren wenn nicht gar fördern.

 

Grundsätzlich stehe ich mit meinem Vorschlag zum Umgang mit der pastoralen Situation allein auf weiter Flur:

 

Ich plädiere für Zusammenlegung von bisherigen Pfarreien zu neuen Pfarreien mit 3000 bis 4000 Katholiken (in Städten können es durchaus auch doppelt so viele sein) bei Beibehaltung und Förderung der dann entstehenden Filialkirchen bzw. Filialgemeinden. Ich würde es sogar als gut erachten, wenn es einen eigenen Dienst des "Kirchenvaters" oder der "Kirchenmutter" gebe, die am Ort wohnen und sich um die Belange der einzelen Filialgemeinden kümmern, sofern dazu kein Priester notwendig ist. So ist der Priester entlastet und kann sich um das kümmern, wozu er notwendig ist.

Diese "Kircheneltern" ("Filialleiter" klang mir zu profan!) sollten durchaus auch von der Diözese finanziell entgeltet werden und in ständigem Kontakt mit dem Pfarrer stehen bzw. automatisch Mitglied im PGR sein. Die bestehenden Gruppen können bestehen bleiben oder, wenn es sinnvoll erscheint, mit Gruppen der anderen Filialgemeinden fusionieren.

 

Mit diesem Modell schlägt man drei Fliegen mit einer Klappe:

1) Man erhält eine gewisse Eigenständigkeit der bisherigen Pfarre.

2) Man entlastet den Pfarrer und lässt gleichzeitig seine Identität und sein Profil unangetastet.

3) Man hat keinerlei Probleme mit dem Kirchenrecht, die Leitungsstruktur ist klar und nicht so Wirrwarr wie in manchen Pfarrverbänden mit mehreren Priestern und anderen pastoralten Angestellten.

 

In Österreich wird aus diesem Modell allerdings bis in alle Ewigkeit nichts werden, da hier das unumstößliche "Dogma von der Unauflöslichkeit der Pfarre" gilt, und man daher mit allerleit Verbundsystemen und Pastoralräumen herumexperiment.

Unser Dekanat beispielsweise wurde in drei "Seelsorgeräume" aufgeteilt, die miteinander kooperieren sollen. Diese neue Ebenen zwischen Pfarre und Dekanat wird allerdings von den Gläubigen nicht angenommen und bleibt ein Phantom.

Ich bin gespannt, wie die Erfahrungen in Deutschland mit Pfarrzusammenlegungen sein werden. WEnn man das geschickt angeht, kann das durchaus ein Signal auch für andere Ortskirchen darstellen.

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Die Probleme mit den rivalisierende Orten innerhalb einer Pfarre kenne ich auch. Da muss man sehr sensibel sein und deutlich machen, dass alle gleichermaßen zur Gesamtpfarre dazu gehören bzw. ein gewisses Eigenleben tolerieren wenn nicht gar fördern.

 

Grundsätzlich stehe ich mit meinem Vorschlag zum Umgang mit der pastoralen Situation allein auf weiter Flur:

 

Ich plädiere für Zusammenlegung von bisherigen Pfarreien zu neuen Pfarreien mit 3000 bis 4000 Katholiken (in Städten können es durchaus auch doppelt so viele sein) bei Beibehaltung und Förderung der dann entstehenden Filialkirchen bzw. Filialgemeinden. Ich würde es sogar als gut erachten, wenn es einen eigenen Dienst des "Kirchenvaters" oder der "Kirchenmutter" gebe, die am Ort wohnen und sich um die Belange der einzelen Filialgemeinden kümmern, sofern dazu kein Priester notwendig ist. So ist der Priester entlastet und kann sich um das kümmern, wozu er notwendig ist.

Diese "Kircheneltern" ("Filialleiter" klang mir zu profan!) sollten durchaus auch von der Diözese finanziell entgeltet werden und in ständigem Kontakt mit dem Pfarrer stehen bzw. automatisch Mitglied im PGR sein. Die bestehenden Gruppen können bestehen bleiben oder, wenn es sinnvoll erscheint, mit Gruppen der anderen Filialgemeinden fusionieren.

 

Mit diesem Modell schlägt man drei Fliegen mit einer Klappe:

1) Man erhält eine gewisse Eigenständigkeit der bisherigen Pfarre.

2) Man entlastet den Pfarrer und lässt gleichzeitig seine Identität und sein Profil unangetastet.

3) Man hat keinerlei Probleme mit dem Kirchenrecht, die Leitungsstruktur ist klar und nicht so Wirrwarr wie in manchen Pfarrverbänden mit mehreren Priestern und anderen pastoralten Angestellten.

 

In Österreich wird aus diesem Modell allerdings bis in alle Ewigkeit nichts werden, da hier das unumstößliche "Dogma von der Unauflöslichkeit der Pfarre" gilt, und man daher mit allerleit Verbundsystemen und Pastoralräumen herumexperiment.

Unser Dekanat beispielsweise wurde in drei "Seelsorgeräume" aufgeteilt, die miteinander kooperieren sollen. Diese neue Ebenen zwischen Pfarre und Dekanat wird allerdings von den Gläubigen nicht angenommen und bleibt ein Phantom.

Ich bin gespannt, wie die Erfahrungen in Deutschland mit Pfarrzusammenlegungen sein werden. WEnn man das geschickt angeht, kann das durchaus ein Signal auch für andere Ortskirchen darstellen.

 

Was ist der Unterschied, wenn du die Pfarreien beläßt, für die nicht zwingend einem Priester vorbehaltenen Aufgaben die Kircheneltern installierst und die knappen Priester dann zum Pfarrer mehrerer Gemeinden machst?

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Die Probleme mit den rivalisierende Orten innerhalb einer Pfarre kenne ich auch. Da muss man sehr sensibel sein und deutlich machen, dass alle gleichermaßen zur Gesamtpfarre dazu gehören bzw. ein gewisses Eigenleben tolerieren wenn nicht gar fördern.

 

Grundsätzlich stehe ich mit meinem Vorschlag zum Umgang mit der pastoralen Situation allein auf weiter Flur:

 

Ich plädiere für Zusammenlegung von bisherigen Pfarreien zu neuen Pfarreien mit 3000 bis 4000 Katholiken (in Städten können es durchaus auch doppelt so viele sein) bei Beibehaltung und Förderung der dann entstehenden Filialkirchen bzw. Filialgemeinden. Ich würde es sogar als gut erachten, wenn es einen eigenen Dienst des "Kirchenvaters" oder der "Kirchenmutter" gebe, die am Ort wohnen und sich um die Belange der einzelen Filialgemeinden kümmern, sofern dazu kein Priester notwendig ist. So ist der Priester entlastet und kann sich um das kümmern, wozu er notwendig ist.

Diese "Kircheneltern" ("Filialleiter" klang mir zu profan!) sollten durchaus auch von der Diözese finanziell entgeltet werden und in ständigem Kontakt mit dem Pfarrer stehen bzw. automatisch Mitglied im PGR sein. Die bestehenden Gruppen können bestehen bleiben oder, wenn es sinnvoll erscheint, mit Gruppen der anderen Filialgemeinden fusionieren.

 

Mit diesem Modell schlägt man drei Fliegen mit einer Klappe:

1) Man erhält eine gewisse Eigenständigkeit der bisherigen Pfarre.

2) Man entlastet den Pfarrer und lässt gleichzeitig seine Identität und sein Profil unangetastet.

3) Man hat keinerlei Probleme mit dem Kirchenrecht, die Leitungsstruktur ist klar und nicht so Wirrwarr wie in manchen Pfarrverbänden mit mehreren Priestern und anderen pastoralten Angestellten.

 

In Österreich wird aus diesem Modell allerdings bis in alle Ewigkeit nichts werden, da hier das unumstößliche "Dogma von der Unauflöslichkeit der Pfarre" gilt, und man daher mit allerleit Verbundsystemen und Pastoralräumen herumexperiment.

Unser Dekanat beispielsweise wurde in drei "Seelsorgeräume" aufgeteilt, die miteinander kooperieren sollen. Diese neue Ebenen zwischen Pfarre und Dekanat wird allerdings von den Gläubigen nicht angenommen und bleibt ein Phantom.

Ich bin gespannt, wie die Erfahrungen in Deutschland mit Pfarrzusammenlegungen sein werden. WEnn man das geschickt angeht, kann das durchaus ein Signal auch für andere Ortskirchen darstellen.

Leider vegebene Liebesmüh. Als bei uns vor ca. 4 Jahren der Strukturierungsprozess begann, gab es schon Erfahrungen aus anderen Diözesen - unterschiedlichster Art. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass die Diözesanleitung wirklich darauf gehört hätte. Lediglich in der Dauer des Prozesses haben die wohl aufgemerkt, denn in unserer Nachbardiözese dauerte der Prozess recht lange, über mehrere Jahre.

"Das soll bei euch nicht so sein", sagte unser Bischof, und as Ganze wurde durchgepeitscht, so dass er nach eineinhalb Jahren sagen konnte: "Wir haben fertig."

Leider lässt sich eine Parallele zu Goerge W. Bushs Rede auf dem Flugzeugträger "Mission accomplished", mit dem er das Ende des Irakkrieges feierte, nicht vermeiden. Hier wie dort sind an der Basis weiterhin massive Probleme.

 

Insgesamt stellt auch das bayerische Stiftungsrecht eine große Hürde dar, nach dem Stiftungen (und damit auch Kirchenstiftungen) unauflösbar sind. Man kann also in Bayern nicht ohne weiteres die Pfarreien zusammenlegen (aus 3 mach eins). Aber ich glaube, das Verwaltungskonstrukt Pfarrei lässt sich schon auf eine größere Ebene übertragen (ein Pfarrbüro, ein Pfarrer...). Nur würden da etliche Pfarrer ihren Status als "Pfarr-herr" verlieren und zu Kaplänen "degradiert" werden, Inwiefern einiger der Pfarrer ihrem Machtverlust so einfach akzeptieren werden, ist fraglich.

Ein weiteres Riesen-Problem ist das Thema Teamarbeit. In früheren Zeiten wurden die Pfarrer eher zu Einzelkämpfern, oder "Lonesome wolves" ausgebildet; nur wenige sind nach meiner Erfahrung nach wirklich teamfähig.

Eine weitere Erfahrung aus unserem halb-herzigen Umstrukturierungsprozess ist: die Pfarrer blieben da, wo sie waren. D.h. viele von ihnen haben einfach ihren Stiefel weitergemacht; für diese Pfarreien hat sich nichts geändert, zum Teil seit Jahren. Dass die Pafrreien dann natürlich auch die Kooperation mit den anderen in der Seelsorgeeinheit verweigern, ist fast zwangsläufig, denn niemand gibt gerne etwas auf, sei es die Vorabendmesse oder der eigene Pfarrbrief. Ich denke, hätte es neue Bedingungen für alle gegeben, d.h. auch die Pfarrer hätten mit Errichtung der Seelsorgebereiche ihre Stelle wechseln müssen, wäre für alle Beteiligten eine neue Situation entstanden, quasi ein Neuanfang.

 

So kann man nur für die Diözesen hoffen, bei denen die Umstrukturierung noch aussteht: hoffentlich machen die es besser!

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In Österreich wird aus diesem Modell allerdings bis in alle Ewigkeit nichts werden, da hier das unumstößliche "Dogma von der Unauflöslichkeit der Pfarre" gilt, und man daher mit allerleit Verbundsystemen und Pastoralräumen herumexperiment.

Unser Dekanat beispielsweise wurde in drei "Seelsorgeräume" aufgeteilt, die miteinander kooperieren sollen. Diese neue Ebenen zwischen Pfarre und Dekanat wird allerdings von den Gläubigen nicht angenommen und bleibt ein Phantom.

Ich bin gespannt, wie die Erfahrungen in Deutschland mit Pfarrzusammenlegungen sein werden. WEnn man das geschickt angeht, kann das durchaus ein Signal auch für andere Ortskirchen darstellen.

 

Was ist der Unterschied, wenn du die Pfarreien beläßt, für die nicht zwingend einem Priester vorbehaltenen Aufgaben die Kircheneltern installierst und die knappen Priester dann zum Pfarrer mehrerer Gemeinden machst?

 

Der Unterschied liegt in der Unterscheidung zwischen Pfarrei und Gemeinde. Eine Pfarrei ist im Gegensatz zur Gemeinde immer eine eigenständige Gemeinde mit eigener Verwaltung (nicht Kirchenverwaltung!, sondern Matrikelführung, eigenem Chef=Pfarrer, ...). Es gibt eben eine Filial-Gemeinde, aber keine Filial-Pfarrei.

Und da liegt der Hund begraben. Solange die Pfarreien in der Seelsorgeeinheit bestehen, kann jeder Pfarrer quasi machen was er will.

Bei uns in der Diözese kann es zum Beispiel so passieren: Es gibt einen sogenannten Leitenden Pfarrer (ein Titel ohne Mittel und Kompetenzen, nur mit mehr Verantwortung und Arbeit), er ist die Fach- und Dienstaufsicht für die pastoralen Mitarbeiter, die mittlerweile dem Seelsorgebereich zugeordnet sind. Jetzt kann es also so geschehen, dass der leitende Pfarrer bestimmt: der Gemeindereferent koordiniert die Kommunionvorbereitung im der SE; und gleichzeitig mauert der Pfarrer von B: "du kommst mir hier nicht rein". :angry2:

Oder eine Gemeindereferentin sprch den neuen (indischen) Pfarrer an: "Worauf legen Sie in der Kommunionvorbereitung wert, damit ich das miteinbeziehen kann?" Die Antwort: "Mit dir rede ich gar nicht (denn du bist eine Frau)" :angry2:

 

 

Meine Erfahrung ist: wenn wir mit der Errichtung der SE nicht klar die Strukturen der einzelnen Pfarrei neu ordnen (z.B. in der Gottesdienstordnung, dem Sitz des Pfarrbüros und des Pfarrers, der Aufgaben- und Kompetenzenverteilung), wird nie (oder nur selten) eine Kooperation der Gemeinden erfolgen, beide Modelle - die altbekannte Pfarrei und die neue Seelsorgeeinheit - stehen sich selbst im Weg. Zuviel Energie verpufft dabei als Reibungsverlust.

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Insgesamt stellt auch das bayerische Stiftungsrecht eine große Hürde dar, nach dem Stiftungen (und damit auch Kirchenstiftungen) unauflösbar sind. Man kann also in Bayern nicht ohne weiteres die Pfarreien zusammenlegen (aus 3 mach eins).

 

Zunächst einmal schon jetzt herzlichen Dank für eure Beiträge, die ich mit großem Interesse lese.

 

Das Argument des bayerischen Stiftungsrechts kenne ich (da geht zumindest der Bamberger Bischof mit hausieren), ich halte es dennoch für falsch. Die Organisation der Pfarreien gehört nach meiner Einschätzung in den inneren Bereich des Selbstorganisation der Kirchen, und was die Kirche da selbst organisiert, das kann das hier zu ständige Kultusministerium gerne registrieren, aber es hat da im Gegensatz zu seiner eigenen Meinung kein Mitspracherecht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine entsprechende Klage beim BVErfG Erfolg hätte - aber die Bischöfe scheuen den Konflikt. Das nur am Rande.

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In Rottenburg-Stuttgart bleiben die Pfarreien als solche erhalten. Sie haben also weiterhin eigene Kirchenbücher, einen eigenen Haushalt, Kirchengemeinderat, Pfarrbüro und so weiter. Aber es ist je Seelsorgeeinheit nur ein Pfarrer für alle Pfarreien eingesetzt. Die anderen Priester (so es denn welche gibt) behalten die Bezeichnung "Pfarrer" als vom Bischof verliehenen Titel, sind aber Pfarrvikare.

 

Die verschiedenen diözesanen und unter einander konkurierenden Konzepte der Umstrukturierung hängen an unterschiedlichen ideologischen Sichtweisen der Bistumsleitungen. Definiert man eine Gemeinde über die Gläubigen vor Ort oder über den Pfarrer? Bei letzterem kann ich immer nur so viele Pfarreien haben, wie Priester zur Verfügung stehen. Wo kein Pfarrer, da keine Pfarrei. Wenn man aber die Pfarrei auch ohne eigenen Pfarrer für wichtig und erhaltenwert hält, wird man versuchen eine überpfarrliche Ebene einzubauen, die das Leben und die Arbeit der Pfarreien unterstützt.

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In Rottenburg-Stuttgart bleiben die Pfarreien als solche erhalten. Sie haben also weiterhin eigene Kirchenbücher, einen eigenen Haushalt, Kirchengemeinderat, Pfarrbüro und so weiter. Aber es ist je Seelsorgeeinheit nur ein Pfarrer für alle Pfarreien eingesetzt. Die anderen Priester (so es denn welche gibt) behalten die Bezeichnung "Pfarrer" als vom Bischof verliehenen Titel, sind aber Pfarrvikare.

 

Die verschiedenen diözesanen und unter einander konkurierenden Konzepte der Umstrukturierung hängen an unterschiedlichen ideologischen Sichtweisen der Bistumsleitungen. Definiert man eine Gemeinde über die Gläubigen vor Ort oder über den Pfarrer? Bei letzterem kann ich immer nur so viele Pfarreien haben, wie Priester zur Verfügung stehen. Wo kein Pfarrer, da keine Pfarrei. Wenn man aber die Pfarrei auch ohne eigenen Pfarrer für wichtig und erhaltenwert hält, wird man versuchen eine überpfarrliche Ebene einzubauen, die das Leben und die Arbeit der Pfarreien unterstützt.

 

Vergessen darf man nicht, daß die Pfarrstruktur auch von einer Vermögensstruktur in Pfarrstiftungen etc. getragen wird. Da gibts in D. regional unterschiedliche und tw. komplizierte Strukturen, die nicht einfach zur Dispsition gestellt werden können.

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Die Pfarrstiftungen an sich müssen aber auch gar nicht betroffen sein. Es kann doch jede Pfarrei ihre Kirchenstiftung behalten, die Belange der SE regelt dann eine Gesamtkirchenverwaltung (in manchen Städten funktioniert das sogar cityweit). So ist dem gestz genüge getan, aber die Zusammenarbeit wird betont.

Es braucht dann nur einen Pfarrer in der SE, alle anderen Mitarbeiter sind ihm zugeordnet. Und ein Pfarrbüro als "Verwaltungszentrum", bei dem alle Fäden zusammenlaufen.

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Meiner Meinung nach sollte es weiterhin ein Pfarrbüro - und sei es als Briefkasten oder als ehrenamtlich geführte Anlaufstelle - vor Ort geben. In Städten ist das zwar nicht so problematisch aber auf dem Land sehe ich schon ein Problem darin, wenn die einzige kirchliche Anlaufstelle 4 Dörfer weiter ist. Das erinnert mich dann ein wenig an die Schließung der Postfilialen vor einigen Jahren.

 

Auch einen gemeinsamen Haushalt auf Gesamtkirchengemeinde-Ebene sehe ich sehr kritisch. In meiner Gegend haben sich einige Gemeinden zu GKGs zusammengeschlossen. Das hat die Kosten aber nicht gesenkt, sondern in die Höhe getrieben und das ist aus meiner Sicht auch ganz logisch. In der Pfarrei wird viel Verwaltungsarbeit ehrenamtlich gemacht. Auf GKG-Ebene muss das alles bezahlt werden. Außerdem scheint den Verantwortlichen ein wenig das Gespür dafür verloren zu gehen, dass sie das Geld der eigenen Gemeinde zum Fenster rausschmeißen.

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Meiner Meinung nach sollte es weiterhin ein Pfarrbüro - und sei es als Briefkasten oder als ehrenamtlich geführte Anlaufstelle - vor Ort geben. In Städten ist das zwar nicht so problematisch aber auf dem Land sehe ich schon ein Problem darin, wenn die einzige kirchliche Anlaufstelle 4 Dörfer weiter ist. Das erinnert mich dann ein wenig an die Schließung der Postfilialen vor einigen Jahren.

Ein Pfarrbro ist aber keine Postfiliale. Hier laufen die Informationen zusammen, und da ist es sehr hinderlich, sich mit zwei Büros rumschlagen zu müssen. Eine Anlaufstelle halte ich für sehr sinnvoll, um z.B. eine Messe zu bestellen. Aber für die größeren "Kirch-Behördengänge" ist ein einziges Büro sinnvoller und da kann man auch mal einen Weg in Kauf nehmen.

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