OneAndOnlySon Posted June 17, 2005 Report Posted June 17, 2005 (edited) Dieser Thread wurde nicht von OneAndOnlySon eröffnet, sondern entstand durch Splitten. Gabriele Was stellst Du Dir denn konkreter unter einer "Single-Messe" vor? Gute Frage, dass war eben noch mehr eine art Arthülse aber mal sehen: Der Gottesdienst müsste zu einer singlegerechten Zeit stattfinden also nicht gleich morgens und nicht Freitag- und Samstagabend, denn da sind Singles auf kulturellen Veranstaltungen oder auf Partnersuche. Die ideale Zeit ist wohl Sonntag um 20 Uhr. Da sind die Familien zu Hause bei ihren schulpflichtigen Kids und den Senioren ist das zu spät. Gottesdienstformen: - Kurzandacht (Vesper z.B.) mit anschließender Bibelrunde - politisches Abendgebet - Hl. Messe Als Themen für solche Abende würde ich z.B. Bioethik, Mobbing oder andere mit politischem, kulturellem oder lebenspraktischem Bezug wählen. Ich frage mich z.B. öfters, wie ich auf sinnvolle Art meine christlichen Werte und meinen Glauben in mein Berufsleben einfließen lassen kann. Unsere Gottesdienste drehen sich aber nie um das Berufsleben, als spiele die Arbeit bei der Religion keine Rolle. Es geht um Kinder im Kindergarten, um Einschulung und Ferienbeginn, Muttertag usw., der berufstätige Single kommt garnicht vor. Eine Bibelrunde, die aber bitte von einem Theologen geleitet werden sollte, habe ich immer als sehr bereichernd empfunden. Hier kann man noch etwas dazulernen und sich über verschiedene Sichtweisen einer Bibelaussage austauschen. Der Weiterbildungsaspekt ist hier ganz wichtig, denn der berufstätige Singel ist es gewohnt, sich ständig weiterzubilden und am Ball zu bleiben - Weiterbildung ist seine Welt. Dadurch sind Bildungsangebote auch immer gute Singleangebote. Wenn diese Angebote auch immer noch einen geselligen Aspekt haben, dann erkennen Singles auch den Doppelnutzen als Kontaktbörse und katholische Form der Singleparty. Edited June 24, 2005 by Gabriele
soames Posted June 17, 2005 Report Posted June 17, 2005 Was stellst Du Dir denn konkreter unter einer "Single-Messe" vor? Gute Frage, dass war eben noch mehr eine art Arthülse aber mal sehen: Der Gottesdienst müsste zu einer singlegerechten Zeit stattfinden also nicht gleich morgens und nicht Freitag- und Samstagabend, denn da sind Singles auf kulturellen Veranstaltungen oder auf Partnersuche. Die ideale Zeit ist wohl Sonntag um 20 Uhr. Da sind die Familien zu Hause bei ihren schulpflichtigen Kids und den Senioren ist das zu spät. Gottesdienstformen: - Kurzandacht (Vesper z.B.) mit anschließender Bibelrunde - politisches Abendgebet - Hl. Messe Als Themen für solche Abende würde ich z.B. Bioethik, Mobbing oder andere mit politischem, kulturellem oder lebenspraktischem Bezug wählen. Ich frage mich z.B. öfters, wie ich auf sinnvolle Art meine christlichen Werte und meinen Glauben in mein Berufsleben einfließen lassen kann. Unsere Gottesdienste drehen sich aber nie um das Berufsleben, als spiele die Arbeit bei der Religion keine Rolle. Es geht um Kinder im Kindergarten, um Einschulung und Ferienbeginn, Muttertag usw., der berufstätige Single kommt garnicht vor. Eine Bibelrunde, die aber bitte von einem Theologen geleitet werden sollte, habe ich immer als sehr bereichernd empfunden. Hier kann man noch etwas dazulernen und sich über verschiedene Sichtweisen einer Bibelaussage austauschen. Der Weiterbildungsaspekt ist hier ganz wichtig, denn der berufstätige Singel ist es gewohnt, sich ständig weiterzubilden und am Ball zu bleiben - Weiterbildung ist seine Welt. Dadurch sind Bildungsangebote auch immer gute Singleangebote. Wenn diese Angebote auch immer noch einen geselligen Aspekt haben, dann erkennen Singles auch den Doppelnutzen als Kontaktbörse und katholische Form der Singleparty. Die letzte Messe ist bei uns um 18.00 Uhr. Bibelarbeit ist ganz sicher eine gute Anregung, mal sehen, was sich da machen läßt und ergibt. Warum und wozu aber "politische" Gebete???
OneAndOnlySon Posted June 17, 2005 Author Report Posted June 17, 2005 Warum und wozu aber "politische" Gebete??? Ich sehe einen großen Bedarf, politische Vorgänge (Gesetze, Schuldenerlasse, Aufrüstung, Menschenrechte) im Lichte des Evangeliums zu beleuchten. Immerhin will ich als Katholik ja letztlich auch meine Wahlentscheidungen oder meine Aktivitäten in einer Partei, Initiative und Gewerkschaft aus dem Glauben heraus tun. In den Medien finden sich zwar zu vielen Themen "Meinungen" von Bischöfen aber die gelieferten Infos gehen selten über "hat sich gegen/für ... ausgesprochen". Eine tiegehende Begründung fehlt und diese zu liefern ist letztlich Aufgabe der Seelsorger vor Ort.
Gabriele Posted June 17, 2005 Report Posted June 17, 2005 Grundsätzlich sind halt für Singles Angebote interessanter, wo nicht die Familien mit ihren Kindern im Mittelpunkt stehen. Wenn Kinder- und Jugendgottesdienste angeboten werden, könnten doch ebenso Single- oder Erwachsenengottesdienste angeboten werden. Ähm, Single- und Erwachsenengottesdienste? Sind das nicht die ganz normalen Gottesdienste? Bei uns gibt es vielleicht drei- oder viermal im Jahr einen ausgesprochenen Familiengottesdienst, sechs oder acht mal einen Kindergottesdienst zeitgleich parallel zum Gemeindegottesdienst, und irgendwann war glaub ich auch mal Jugendgottesdienst. Der "Rest" ist normaler Gottesdienst. Liegt es vielleicht an meiner Sicht als Familienmutter, wenn ich sage, die Kinder und Familien sind eher selten Mittelpunkt des Gottesdienstes? Oder liegt es an meiner Gemeinde? Und noch ein Gedanke: Ich gehe eigentlich nicht in den Gottesdienst, um mich als Erwachsene, als Mutter, als Frau .... ansprechen zu lassen, sondern um Gottesdienst, Eucharistie zu feiern. Zusammen mit denen, die in der Nachfolge Christi stehen. Und das sind halt Junge, Alte, Singles, (Groß)Familien, Männer, Frauen. Mir würde da ganz eindeutig was fehlen, wenn ich oft in Frauenmessen oder Kindergottesdiensten wäre. Liebe Grüße, Gabriele
Maple Posted June 18, 2005 Report Posted June 18, 2005 (edited) Also ich hatte das so verstanden, daß neben den normalen Gottesdiensten (also vielleicht irgendwann am Abend) ein Gottesdienst für Singles angeboten wird damit auch diese Gruppe zusammenfindet, weil es ja da fast keine Angebote gibt. Oder, OneAndOnlySon? Edited June 18, 2005 by Conny
OneAndOnlySon Posted June 18, 2005 Author Report Posted June 18, 2005 Also ich hatte das so verstanden, daß neben den normalen Gottesdiensten (also vielleicht irgendwann am Abend) ein Gottesdienst für Singles angeboten wird damit auch diese Gruppe zusammenfindet, weil es ja da fast keine Angebote gibt. Oder, OneAndOnlySon? Ja, genauso meinte ich das - danke Conny. Ich finde, dass eben die Themen der Singles (Beruf, Einsamkeit usw.) oft in der Seelsorge zu kurz kommen. Dabei sind Priester hier doch die Fachleute mit viel eigener Erfahrung. Dein Ansatz, Gabriele, ist aber auch nicht verkehrt. Wieso brauchen wir überhaupt Zielgruppengottesdienste? In meiner Gemeinde sind z.B. alle Gottesdienste der Karwoche so gestaltet, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen angesprochen werden. So sollte es eigentlich doch immer sein, dass alle verstehen können und niemand ausgeschlossen wird. Leider ist es aber (bei uns) nicht immer so, sondern es gibt neben den "normalen" Sonntagsgottesdiensten eben nur Kinder-, Jugend- und Seniorengodies. Dadurch entsteht dann das Bild einer einseitigen Bevorzugung. Vielleicht sollten solche Zielgruppengottesdienste wirklich grundsetzlich nicht als Hauptgottesdienst am Sonntag-Vormittag stattfinden, sondern auf den Samstag oder den Sonntag-Abend verschoben werden.
Gabriele Posted June 20, 2005 Report Posted June 20, 2005 Wieso brauchen wir überhaupt Zielgruppengottesdienste? Das war der Punkt, den ich auch in Frage stelle. Einzelne Angebote zu bestimmten Ereignissen - Familiengottesdienst beim Pfarrfest, Gottesdienst für Verliebte am Valentinstag o.ä. - das finde ich vollkommen in Ordnung, aber so als Dauereinrichtung? Da fällt die Pfarrgemeinde in einzelne Zielgruppen auseinander. Darüber hinaus habe ich dieses Jahr in der Kar- und Osterwoche die Erfahrung gemacht, dass meine beiden Kleinen (6 und 8 Jahre alt) am normalen Gottesdienst viel interessierter und konzentrierter waren als in "kindgerechten" Aktionen. Aber das mag eine untypische Erfahrung gewesen sein. Ich sehe aber noch einen Unterschied zwischen zielgruppenorientierten Gottesdiensten und Seelsorge. Dein Bedürfnis nach singlespezifischen Themen müsste doch nicht unbedingt im Sonntagsgottesdienst gestillt werden, oder?
OneAndOnlySon Posted June 20, 2005 Author Report Posted June 20, 2005 Ich sehe aber noch einen Unterschied zwischen zielgruppenorientierten Gottesdiensten und Seelsorge. Dein Bedürfnis nach singlespezifischen Themen müsste doch nicht unbedingt im Sonntagsgottesdienst gestillt werden, oder? Naja, also es ist eigentlich nicht direkt "mein" Bedürfnis, weil ich selbst kein Single bin Vielleicht kann man aber mal zusammentragen, wie in der gesamten Seelsorge - also Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen/Angeboten - die Zielgruppe "Singles" besser angesprochen werden kann oder bereits wird.
soames Posted June 21, 2005 Report Posted June 21, 2005 Warum und wozu aber "politische" Gebete??? Ich sehe einen großen Bedarf, politische Vorgänge (Gesetze, Schuldenerlasse, Aufrüstung, Menschenrechte) im Lichte des Evangeliums zu beleuchten. Immerhin will ich als Katholik ja letztlich auch meine Wahlentscheidungen oder meine Aktivitäten in einer Partei, Initiative und Gewerkschaft aus dem Glauben heraus tun. In den Medien finden sich zwar zu vielen Themen "Meinungen" von Bischöfen aber die gelieferten Infos gehen selten über "hat sich gegen/für ... ausgesprochen". Eine tiegehende Begründung fehlt und diese zu liefern ist letztlich Aufgabe der Seelsorger vor Ort. Da hast Du ja Recht - aber ist es nicht angeblich eine der schlimmeren Angewohnheiten der Vorkonzilskirche gewesen, daß sie zu Politik hat predigen lassen? Ich kenne recht viele, die damit nicht so einverstanden waren. Und wenn nach evangelischem Muster nur der linke Einheitsbrei herauskommen sollte, halte ich das auch nicht für förderlich. (Abgesehen davon ist die Anregung für Diasporagemeinden aufgrund der etwas knappen Personalstruktur nicht so ganz umsetzbar.)
soames Posted June 21, 2005 Report Posted June 21, 2005 Also ich hatte das so verstanden, daß neben den normalen Gottesdiensten (also vielleicht irgendwann am Abend) ein Gottesdienst für Singles angeboten wird damit auch diese Gruppe zusammenfindet, weil es ja da fast keine Angebote gibt. Oder, OneAndOnlySon? Ja, genauso meinte ich das - danke Conny. Ich finde, dass eben die Themen der Singles (Beruf, Einsamkeit usw.) oft in der Seelsorge zu kurz kommen. Dabei sind Priester hier doch die Fachleute mit viel eigener Erfahrung. Dein Ansatz, Gabriele, ist aber auch nicht verkehrt. Wieso brauchen wir überhaupt Zielgruppengottesdienste? In meiner Gemeinde sind z.B. alle Gottesdienste der Karwoche so gestaltet, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen angesprochen werden. So sollte es eigentlich doch immer sein, dass alle verstehen können und niemand ausgeschlossen wird. Leider ist es aber (bei uns) nicht immer so, sondern es gibt neben den "normalen" Sonntagsgottesdiensten eben nur Kinder-, Jugend- und Seniorengodies. Dadurch entsteht dann das Bild einer einseitigen Bevorzugung. Vielleicht sollten solche Zielgruppengottesdienste wirklich grundsetzlich nicht als Hauptgottesdienst am Sonntag-Vormittag stattfinden, sondern auf den Samstag oder den Sonntag-Abend verschoben werden. Ein bedenkenswerter Ansatz.
Gabriele Posted June 22, 2005 Report Posted June 22, 2005 Vielleicht kann man aber mal zusammentragen, wie in der gesamten Seelsorge - also Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen/Angeboten - die Zielgruppe "Singles" besser angesprochen werden kann oder bereits wird. Hm. Vielleicht werden die Singles bereits angesprochen, ohne nun speziell als Singles ausdrücklich genannt zu werden? Beispiele: Der Weltgebetstag der Frauen ist auch für Single-Frauen. Bei der KAB kommt Beruf und Arbeitswelt auch der Singles zur Sprache. Exerzitien und Besinnungstage sind nur recht schwer mit Familienleben in Einklang zu bringen, sie dürften in erster Linie Singles ansprechen, ohne so gekennzeichnet zu sein. Sollten solche Angebote nun noch den Aufkleber "(Auch) Für Singles" erhalten? Braucht es daneben noch (mehr?) (andere?) Angebote speziell für Singles? (Das jetzt wirklich als Frage, meine Single-Zeit ist eben schon lange her, und damals passte ich ganz gut in die KHG) LIebe Grüße, Gabriele
kam Posted June 22, 2005 Report Posted June 22, 2005 Warum und wozu aber "politische" Gebete??? Ich sehe einen großen Bedarf, politische Vorgänge (Gesetze, Schuldenerlasse, Aufrüstung, Menschenrechte) im Lichte des Evangeliums zu beleuchten. Immerhin will ich als Katholik ja letztlich auch meine Wahlentscheidungen oder meine Aktivitäten in einer Partei, Initiative und Gewerkschaft aus dem Glauben heraus tun. In den Medien finden sich zwar zu vielen Themen "Meinungen" von Bischöfen aber die gelieferten Infos gehen selten über "hat sich gegen/für ... ausgesprochen". Eine tiegehende Begründung fehlt und diese zu liefern ist letztlich Aufgabe der Seelsorger vor Ort. Da sind sie fachlich aber überfordert, entweder läuft das auf Populismus hinaus oder auf den Versuch, die Predigt zum volkswirtschaftlichen Seminar zu machen. Seelsorge muß Seelsorge bleiben. Grüße, KAM.
OneAndOnlySon Posted June 22, 2005 Author Report Posted June 22, 2005 Sollten solche Angebote nun noch den Aufkleber "(Auch) Für Singles" erhalten?Braucht es daneben noch (mehr?) (andere?) Angebote speziell für Singles? (Das jetzt wirklich als Frage, meine Single-Zeit ist eben schon lange her, und damals passte ich ganz gut in die KHG) LIebe Grüße, Gabriele Wieso? Das war doch keine Forderung. Niemand hat behauptet "Nur wo Single drauf steht, ist auch Single drin.". Es ging darum, Angebote für Singles zu finden und zu benennen. Das hast du gemacht. In vielen Gemeinden findet jedoch nichts von dem statt, was du genannt hast.
OneAndOnlySon Posted June 22, 2005 Author Report Posted June 22, 2005 Da sind sie fachlich aber überfordert, entweder läuft das auf Populismus hinaus oder auf den Versuch, die Predigt zum volkswirtschaftlichen Seminar zu machen. Seelsorge muß Seelsorge bleiben. Grüße, KAM. Das ist eigentlich eine schreckliche Diagnose, denn sie würde ja bedeuten, dass die Seelsorge keine Antwort mehr auf die Fragen des religiösen Lebens wüßte. Zu meinem religiösen Leben gehört eben auch mein Beruf und für mich ist es wichtig, wie ich die christliche Botschaft in die Mitarbeiterführung und die tägliche Arbeit einfließen lassen kann. Ist Seelsorge dazu nicht (mehr) in der Lage? Soll der Glaube nicht das ganze Leben umfassen? Wie kann die Seelsorge denn dann die größten Teile davon ausschließen?
Elima Posted June 22, 2005 Report Posted June 22, 2005 Da sind sie fachlich aber überfordert, entweder läuft das auf Populismus hinaus oder auf den Versuch, die Predigt zum volkswirtschaftlichen Seminar zu machen. Seelsorge muß Seelsorge bleiben. Grüße, KAM. Das ist eigentlich eine schreckliche Diagnose, denn sie würde ja bedeuten, dass die Seelsorge keine Antwort mehr auf die Fragen des religiösen Lebens wüßte. Zu meinem religiösen Leben gehört eben auch mein Beruf und für mich ist es wichtig, wie ich die christliche Botschaft in die Mitarbeiterführung und die tägliche Arbeit einfließen lassen kann. Ist Seelsorge dazu nicht (mehr) in der Lage? Soll der Glaube nicht das ganze Leben umfassen? Wie kann die Seelsorge denn dann die größten Teile davon ausschließen? Ich schließe mich hier voll und ganz an. Jemand, für den sich "Christ-sein" im Besuch von entsprechenden Gottesdiensten erschöpft, wo dann nichts ins Leben (Beruf, Familie, Tätigkeit für Staat und Gesellschaft usw.) ausstrahlt, hat m.E. noch nicht verstanden, dass die rechte Verantwortung für diese Welt aus dem christlichen Glauben erwächst.
kam Posted June 23, 2005 Report Posted June 23, 2005 Da sind sie fachlich aber überfordert, entweder läuft das auf Populismus hinaus oder auf den Versuch, die Predigt zum volkswirtschaftlichen Seminar zu machen. Seelsorge muß Seelsorge bleiben. Grüße, KAM. Das ist eigentlich eine schreckliche Diagnose, denn sie würde ja bedeuten, dass die Seelsorge keine Antwort mehr auf die Fragen des religiösen Lebens wüßte. Zu meinem religiösen Leben gehört eben auch mein Beruf und für mich ist es wichtig, wie ich die christliche Botschaft in die Mitarbeiterführung und die tägliche Arbeit einfließen lassen kann. Ist Seelsorge dazu nicht (mehr) in der Lage? Soll der Glaube nicht das ganze Leben umfassen? Wie kann die Seelsorge denn dann die größten Teile davon ausschließen? Ich schließe mich hier voll und ganz an. Jemand, für den sich "Christ-sein" im Besuch von entsprechenden Gottesdiensten erschöpft, wo dann nichts ins Leben (Beruf, Familie, Tätigkeit für Staat und Gesellschaft usw.) ausstrahlt, hat m.E. noch nicht verstanden, dass die rechte Verantwortung für diese Welt aus dem christlichen Glauben erwächst. Darum geht es doch nicht. Aber wie soll mir ein Pfarrer in der Predigt erklären, bei welchem Umsatzeinbruch wieviele Mitarbeiter entlassen werden dürfen oder welche Eigenkapitalquote und -verzinsung in einem Unternehmen richtig sind? Die Seelsorge kann sich doch wohl nur auf allgemeine ethische Maximen stützen und keine Einzelheiten vorgeben. Kennt Ihr Gemeindepfarrer, die in der Lage sind, zB die Tobin-Steuer auch nur ansatzweise zu erläutern oder die Auswirkungen des Entsendegesetzes auf den Arbeitsmarkt oder ....? Grüße, KAM.
OneAndOnlySon Posted June 23, 2005 Author Report Posted June 23, 2005 Darum geht es doch nicht. Aber wie soll mir ein Pfarrer in der Predigt erklären, bei welchem Umsatzeinbruch wieviele Mitarbeiter entlassen werden dürfen oder welche Eigenkapitalquote und -verzinsung in einem Unternehmen richtig sind? Die Seelsorge kann sich doch wohl nur auf allgemeine ethische Maximen stützen und keine Einzelheiten vorgeben. Kennt Ihr Gemeindepfarrer, die in der Lage sind, zB die Tobin-Steuer auch nur ansatzweise zu erläutern oder die Auswirkungen des Entsendegesetzes auf den Arbeitsmarkt oder ....? Grüße, KAM. Darum geht es aber auch nicht, kam. Ich verlange von keinem Seelsorger, dass er mir zeigt, wie ich PHP-Quellcode besonders effektiv und damit prozessorrecourcenarm und dadurch energiesparsam und deswegen schöpfungsbewahrend programmiere. Wenn der Priester aber nicht mal weiss, dass es Firmen die größen Energieverbraucher und damit Umweltverschmutzer sind, dann macht mich das schon nachdenklich. Oder wenn er nicht auf die Idee kommt, dass die Art wie Paulus von der Liebe unter den Gemeindemitgliedern spricht, ein Vorbild der Mitarbeiterführung sein kann aber dafür jedes Jahr den Wettersegen spricht, obwohl es in der Gegend kaum noch Bauern gibt. Ich werde jetzt ein wenig abschweifen aber diese fehlende Menschennähe und Aktualität der Seelsorge stört mich recht stark. Ich kenne einen Pfarrer, der fast jede Woche eine Anti-Abtreibungspredigt loslässt. Als ihn eine Frau gefragt hat, ob die Gemeinde keine 1 oder 2 Baby-Grundausstattungen zum kostenlosen Verleih anschaffen könnte, war dafür angeblich kein Geld da....
kam Posted June 23, 2005 Report Posted June 23, 2005 Darum geht es doch nicht. Aber wie soll mir ein Pfarrer in der Predigt erklären, bei welchem Umsatzeinbruch wieviele Mitarbeiter entlassen werden dürfen oder welche Eigenkapitalquote und -verzinsung in einem Unternehmen richtig sind? Die Seelsorge kann sich doch wohl nur auf allgemeine ethische Maximen stützen und keine Einzelheiten vorgeben. Kennt Ihr Gemeindepfarrer, die in der Lage sind, zB die Tobin-Steuer auch nur ansatzweise zu erläutern oder die Auswirkungen des Entsendegesetzes auf den Arbeitsmarkt oder ....? Grüße, KAM. Darum geht es aber auch nicht, kam. Ich verlange von keinem Seelsorger, dass er mir zeigt, wie ich PHP-Quellcode besonders effektiv und damit prozessorrecourcenarm und dadurch energiesparsam und deswegen schöpfungsbewahrend programmiere. Wenn der Priester aber nicht mal weiss, dass es Firmen die größen Energieverbraucher und damit Umweltverschmutzer sind, dann macht mich das schon nachdenklich. Oder wenn er nicht auf die Idee kommt, dass die Art wie Paulus von der Liebe unter den Gemeindemitgliedern spricht, ein Vorbild der Mitarbeiterführung sein kann aber dafür jedes Jahr den Wettersegen spricht, obwohl es in der Gegend kaum noch Bauern gibt. Ich werde jetzt ein wenig abschweifen aber diese fehlende Menschennähe und Aktualität der Seelsorge stört mich recht stark. Ich kenne einen Pfarrer, der fast jede Woche eine Anti-Abtreibungspredigt loslässt. Als ihn eine Frau gefragt hat, ob die Gemeinde keine 1 oder 2 Baby-Grundausstattungen zum kostenlosen Verleih anschaffen könnte, war dafür angeblich kein Geld da.... Dein Beispiel ist ja wirklich zum Haareausraufen. Grüße, KAM.
Elima Posted June 23, 2005 Report Posted June 23, 2005 (edited) So in der Richtung, wie OneAndOnlySon das schreibt, hatte ich es auch angedacht. Der Gläubige soll auch im Gottesdienst spüren, dass die Gemeinde zusammen mit dem Priester Verständnis für Sorgen und Probleme haben (hier in der Gegend zum Beispiel machen viele Firmen "dicht"), dass das, was er und wie er es tut, auch wichtig ist für die Verwirklichung des Reiches Gottes; kurz gesagt, dass nicht die Welt des Gottesdienstes und die Aufgaben im Leben zwei Bereiche sind, die nichts miteinander zu tun haben. Edited June 23, 2005 by Elima
soames Posted June 23, 2005 Report Posted June 23, 2005 Da sind sie fachlich aber überfordert, entweder läuft das auf Populismus hinaus oder auf den Versuch, die Predigt zum volkswirtschaftlichen Seminar zu machen. Seelsorge muß Seelsorge bleiben. Grüße, KAM. Das ist eigentlich eine schreckliche Diagnose, denn sie würde ja bedeuten, dass die Seelsorge keine Antwort mehr auf die Fragen des religiösen Lebens wüßte. Zu meinem religiösen Leben gehört eben auch mein Beruf und für mich ist es wichtig, wie ich die christliche Botschaft in die Mitarbeiterführung und die tägliche Arbeit einfließen lassen kann. Ist Seelsorge dazu nicht (mehr) in der Lage? Soll der Glaube nicht das ganze Leben umfassen? Wie kann die Seelsorge denn dann die größten Teile davon ausschließen? Aber vielleicht sollte man solch spezielle Sachen dann doch in einem seelsorglichen Einzelgespräch unterbringen?
soames Posted June 23, 2005 Report Posted June 23, 2005 So in der Richtung, wie OneAndOnlySon das schreibt, hatte ich es auch angedacht. Der Gläubige soll auch im Gottesdienst spüren, dass die Gemeinde zusammen mit dem Priester Verständnis für Sorgen und Probleme haben (hier in der Gegend zum Beispiel machen viele Firmen "dicht"), dass das, was er und wie er es tut, auch wichtig ist für die Verwirklichung des Reiches Gottes; kurz gesagt, dass nicht die Welt des Gottesdienstes und die Aufgaben im Leben zwei Bereiche sind, die nichts miteinander zu tun haben. Auch richtig. Aber dies ist doch dann wohl mit dem Begriff "politisches" Gebet nicht mehr ganz getroffen, oder? *grübel*
Elima Posted June 24, 2005 Report Posted June 24, 2005 So in der Richtung, wie OneAndOnlySon das schreibt, hatte ich es auch angedacht. Der Gläubige soll auch im Gottesdienst spüren, dass die Gemeinde zusammen mit dem Priester Verständnis für Sorgen und Probleme haben (hier in der Gegend zum Beispiel machen viele Firmen "dicht"), dass das, was er und wie er es tut, auch wichtig ist für die Verwirklichung des Reiches Gottes; kurz gesagt, dass nicht die Welt des Gottesdienstes und die Aufgaben im Leben zwei Bereiche sind, die nichts miteinander zu tun haben. Auch richtig. Aber dies ist doch dann wohl mit dem Begriff "politisches" Gebet nicht mehr ganz getroffen, oder? *grübel* Mir ging es auch weniger um "Politisches Gebet", sondern darum dass Seelsorge den ganzen Menschen im Blick haben muss, nicht nur religiöse Belange im engeren Sinn.
Werner001 Posted June 24, 2005 Report Posted June 24, 2005 (edited) Da hast Du ja Recht - aber ist es nicht angeblich eine der schlimmeren Angewohnheiten der Vorkonzilskirche gewesen, daß sie zu Politik hat predigen lassen? Ich kenne recht viele, die damit nicht so einverstanden waren. Diese Predigten von denen du sprichst liefen nach dem Muster ab "Meine Kinder, ihr müsst unbedingt schwarz wählen, sonst fährt eure Seele direkt in die Hölle" Das ist es nicht was Oneandonlyson gemeint hat. Das war auch noch erst vorletzte Woche mein Kritikpunkt an den italienischen Bischöfen, die sagten "ein mündiger Christ darf nicht abstimmen" Eigentlich ist letzteres sogar noch schlimmer, denn der vorkonziliäre Pfarrer hat seine Schäfchen wenigstens noch als Kinder angesprochen wenn er sie entsprechend behandelt hat. Worum es geht, ist, Entscheidungshilfen zu geben, aber nicht, den Menschen ihre Entscheidung vorschreiben zu wollen. Wenn ich glaube, dass der Heilige Geist bei jedem Menschen über das Gewissen wirken kann, dann ist es letztlich der Versuch, den Heiligen Geist zu manipulieren wenn ich einem Menschen seine Gewissensentscheidung abzunehmen versuche. Was die Kirche aber sehr wohl tun kann und auch soll ist es den Menschen zu zeigen, wie sie den Heiligen Geist besser hören und verstehen können, und das eben bei allen Themen, besonders auch politischen, und nicht immer nur bei sexualmoralischen. Werner Edited June 24, 2005 by Werner001
soames Posted June 27, 2005 Report Posted June 27, 2005 (edited) Da hast Du ja Recht - aber ist es nicht angeblich eine der schlimmeren Angewohnheiten der Vorkonzilskirche gewesen, daß sie zu Politik hat predigen lassen? Ich kenne recht viele, die damit nicht so einverstanden waren. Diese Predigten von denen du sprichst liefen nach dem Muster ab "Meine Kinder, ihr müsst unbedingt schwarz wählen, sonst fährt eure Seele direkt in die Hölle" Das ist es nicht was Oneandonlyson gemeint hat. Das war auch noch erst vorletzte Woche mein Kritikpunkt an den italienischen Bischöfen, die sagten "ein mündiger Christ darf nicht abstimmen" Eigentlich ist letzteres sogar noch schlimmer, denn der vorkonziliäre Pfarrer hat seine Schäfchen wenigstens noch als Kinder angesprochen wenn er sie entsprechend behandelt hat. Worum es geht, ist, Entscheidungshilfen zu geben, aber nicht, den Menschen ihre Entscheidung vorschreiben zu wollen. Wenn ich glaube, dass der Heilige Geist bei jedem Menschen über das Gewissen wirken kann, dann ist es letztlich der Versuch, den Heiligen Geist zu manipulieren wenn ich einem Menschen seine Gewissensentscheidung abzunehmen versuche. Was die Kirche aber sehr wohl tun kann und auch soll ist es den Menschen zu zeigen, wie sie den Heiligen Geist besser hören und verstehen können, und das eben bei allen Themen, besonders auch politischen, und nicht immer nur bei sexualmoralischen. Werner Die politischen Gebete, die ich kennengelernt habe (Gott sei Dank nur von Evangelischen, unsere Priester haben für solche Flausen keine Zeit) waren schwergewichtigst linkspolitisch. Absolut unverträglich, da sie eindeutig ihre linken politischen Ansichten für kirchen- und gottgewollt ausgaben. Leider haben sie damit bei Leuten, die rechts von PDS oder Grünen stehen, eine Aversion ausgelöst, die die eigentlichen Personen, um die es ging (Ausländer, Frauen u. ä.) überhaupt nicht verdient haben. Nur darf man es eben nicht in dem sprachlichen Duktus und an der Stelle der Liturgie aufziehen, wie diese es gemacht haben. Wenn der Pfarrer mir politisch (in Ton und Forderungen) kommt, würde ich heute gehen, denn in der Kirche will ich nicht das Gefühl haben, in einer Parteiversammlung der Grünen zu sitzen, so richtig die eigentlich zu vermittelnden Denkanstöße auch sind. Aus dieser Gefahr heraus halte ich politische Gebete schlicht für gemeindezerstörend. *Rechtschreibfehler geext* Edited June 27, 2005 by soames
Erich Posted June 27, 2005 Report Posted June 27, 2005 Aus dieser Gefahr heraus halte ich politische Gebete schlicht für Gemeindezerstörend. Amen!
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