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Disziplin im Glauben


soames

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ich kann mich lutheraner nur anschließen, was das mißverständnis bez. der protestantischen freiwilligkeit angeht. es war eigentlich mal als verinnerlichung gedacht, unter anderem als ständiges überwachen jeglicher regung, ob sie denn nun gottgefällig war oder nicht- nur dann recht bald schon ohne die möglichkeit der beichte. in einigen protestantischen gruppen gibt es ausserdem noch die kirchenzucht. letztendlich wirkt protestantismus vermutlich sogar viel disziplinierender, weil die disziplinierende instanz eben keine äußere ist, sondern man sich selbst immer wieder auf die finger schlagen muss (gedanklich), die disziplinierung also vom zu disziplinierenden objekt selbst geleistet werden muss. es fehlen aber die entlastungsmöglichkeiten, die es im katholischen gibt (die vielleicht nicht so intendiert sind, aber bei vielen so wirken, und nur darauf kommt es in dem zusammenhang an). nur: da einem das nicht mehr vermittelt wird, gibt es nur noch ein paar pfarrer, die eher vom alten schlage sind, die meisten anderen protestanten sind weder äußerer noch innerer disziplin unterworfen.

 

die sonntagspflicht finde ich übrigens sehr hilfreich. ich gehe fast jeden sonntag, auch wenn ich keine rechte lust habe. aber wenn ich so müde bin, dass ich mich wirklich aus dem bett hochquälen müsste, weil ich die ganze nacht nicht schlafen konnte, oder kopfschmerzen habe, bleibe ich zu hause. wenn ich eigentlich doch hätte gehen können, merk ich das immer daran, dass ich ein schlechtes gewissen habe. wenn es ein einigermaßen vernünftiger grund war ( ich glaube müdigkeit ist offiziell keiner), hab ich das nicht. so oder so versuche ich dann halt wenigstens nen fernsehgottesdienst anzuschauen oder in der bibel zu lesen oder so. oder wenn zeit ist, in die wochentagsmesse zu gehen, damit ich halt einmal in der woche war, auch wenns dann nicht sonntagspflichterfüllend ist...immerhin fehle ich in 6 wochen nur einmal, durchschnittlich. das heißt: im lauf des letzten jahres war ich viel öfter in der kirche als in all den jahren davor. ohne die sonntagspflicht würde mir das sehr viel schwerer fallen, auch wenn ich gerne in die messe gehe.

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das war in berlin.

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so, vielleicht ist es ja noch interessant, was eine weibliche konvertitin zu dem thema meint...

 

wir sind öfters mal umgezogen, deshalb beziehen sich meine ausführungen auf die letzte evangelische gemeinde, in der ich zuletzt war (und offiziell noch bin), und in der ich auch konfirmiert worden bin.

 

für die kleinen gab es christenlehre. das war aber eher ein sing- und bastelstunde, jedenfalls kann ich mich nicht an die vermittelung irgendwelchen wissens erinnern, das über das erlernen des bastelns von weihnachtsschmuck hinausging. dann wurde es langsam ernst mit konfirmation. im konfiunterricht wurde immerhin 1 (in worten: ein) dezidiert religiöses lied gesungen und der psalm vom letzten sonntag gebetet, oder das vaterunser. letzteres war immer die variante, bei der ca 20 leute schwiegen, einige nuschelten, und ca5-6 konnten es wirklich. daran hat sich bis zur konfirmation nichts geändert. ansonsten haben wir über manches diskutiert, wissen über die religion vermittelt wurde uns nicht. es gab eine art konfirmandenprüfung, ein von uns gestalteter gottesdienst (da waren dann viele das erste mal in der kirche): die große mehrheit hat glaubensbekenntnis und vaterunser von extra ausgeteilten zetteln abgelesen. kurz und gut, es gab keinerlei art von vorbereitendem unterricht, der diesen namen verdient hätte. meine mutter hat dieses manko privat ausgeglichen und ich hatte den kleinen katechismus zu hause. bei der konfirmation gab es dann zwei gottesdienste nacheinander, um die 40 leute zu bewältigen, die allermeisten hat man dannach nie wieder gesehen, ein paar nur noch max 2 mal im jahr (mich zum beispiel) und die 3-4 die oft in der kirche waren, waren sowieso aus sehr engagierten familien.

eine klassenkameradin hingegen war in einer pietistisch geprägten gemeinde, und musste vaterunser, glaubensbekenntnis, zumindest einen teil des kl. katechismus, mehrere lieder (zumt teil nach wahl) und die wichtigsten psalmen auswendig wissen und sich so mit dem thema beschäftigt haben, dass sie auch vernünftig auf nachfragen antworten kann. die haben auch ausführlich abendmahl und liturgie usw behandelt. war ein recht dicker hefter, und das war dann als wissen vorrausgesetzt.

auch wenn ich die fülle an lernstoff dann doch vielleicht etwas übertrieben finde: man kann heute in keinster weise mehr vorraussetzen, dass die kinder von zu hause irgendeinen input bekommen, der auch nur grob mit religion zu tun hätte. da es um mehr geht als in schicken sachen kekse und saft zu konsumieren, sollte man den kindern dies auch vermitteln, sonst verstehen die nämlich gar nicht, dass es eben nicht kekse und saft sind, die ihnen da gereicht werden (sowohl im evangelischen als im katholischen, nicht dass mich jemand verdächtigt, ich hätte das evangelische abendmahl als kekse und saft bezeichnet. so kommt es nur bei den meisten an, mangels unterricht. im katholischen ist die situation glaub ich besser). wenn die eltern das nicht erledigen, sollte die jeweilige kirche darüber unterrichten. das hat nichts mit elitenbildung zu tun. elitebildung wäre, allen kirchenmitgliedern alle paar jahre nen brief zukommen zu lassen, in dem ihnen dann je nach kirchgangshäufigkeit, spendentätigkeit, engagement und moralischer führung der weitere kirchgang erlaubt oder verboten wird. also eine kirche der heiligen. das thema wurde meines erachtens schon vor langer zeit ad acta gelegt, und da gehört es auch hin. aber: gewisse anforderungen zu stellen, was das wissen über religion und kirche angeht, zu dem zeitpunkt zu dem ein sakrament begehrt wird (ist die konfirmation eins? nein, oder? nicht mal das wurde uns beigebracht) (es finden ja keine jährlichen stichproben statt, und wer unter x punkte rutscht, fliegt raus) finde ich völlig legitim. wenn ich in einer partei bin, wird ja auch zurecht erwartet, dass ich das parteiprogramm, die geschichte der partei und die aktuellen debatten in groben zügen kenne. und um nichts anderes geht es ja: dass konfirmanden, erstkommunionkinder und firmlinge in groben zügen über ihre religion bescheid wissen.

 

Liebe abitibi,

 

ich sehe das wie Du. Manchmal bilde ich mir ein, die Ökumene wäre viel besser dran, wenn ein wenigstens grundlegendes Glaubenswissen noch in der breiten Menge vorhanden wäre (sowohl bei Lutheranern als auch bei Katholiken, wobei ich nicht weiß, ob Deine Hoffnung, bei letzteren sähe es besser aus, trägt). Als ich damals den Entschluß zur Konversion faßte, war ich über meine bisherige Kirche eigentlich nur enttäuscht und wütend, denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß meine Urgroßeltern, die mir immer als sehr fromme Lutheraner geschildert wurden, ihre Glaubens- und Lebenskraft, über die sie verfügt haben, aus soetwas zogen, wie ich es erlebte. Dieses Gefühl ist bis heute geblieben, und es kommt immer noch ein wenig Mutlosigkeit und Enttäuschung hinzu, wenn ich hin und wieder mal in meiner Tauf- und Konfirmationskirche einen Gottesdienst erlebe. Und dabei ist es - rein äußerlich - kein besonderer Modernismus, der diese Gottesdienste auszeichnet, sondern immer wieder nur diese Schlaffheit. Das letzte Mal war ich zum Reformationsfest - aber um die Reformation ging es gar nicht richtig, auch nicht wirklich um irgendetwas anderes. Seltsam, ich weiß bei der lutherischen Kirche gar nichts mehr, sie wird mir immer nur noch fremder.

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Das Thema Disziplin/Zwang vs. Freiheit/Beliebigkeit ist sehr interessant.

 

Ein paar Gedanken dazu:

 

Die Menschen sind alle verschieden. Das sieht man am Bestn in der Arbeitswelt: Der eine braucht klare Regeln, die ihm en detail vorgeben, was er wann, wo und wie zu tun hat, sonst verzettelt er sich total oder tut einfach gar nichts.

 

Der andere bringt die besten Ergebnisse wenn er größtmögliche Freiheit hat, er empfindet jede starre Vorschrift als Behinderung.

 

Ein guter Vorgesetzter erkennt das, er nimmt den einen an der Hand und führt ihn, dem anderen zeigt er die Richtung und lässt ihn dann laufen, ist aber selbstverständlich jederzeit da um korrigierend einzugreifen wenn die Richtung nicht mehr stimmt, oder um die Richtung neu zu zeigen, wenn das nötig ist.

 

Der römische Katholizismus geht davon aus, daß alle Menschen sind wie der erste von mir beschriebene Typ, der (zumindest der deutsche Mainstream-)Protestantismus geht davon aus, daß alle Menschen zum zweiten Typ gehören.

 

Man kann nun trefflich darüber streiten, welche Richtung mehr Recht hat, im Grunde genommen haben beide teilweise Recht und teilweise Unrecht, zumal die Anteile von Typ 1 und 2 nicht statisch sind, sie variieren mit Ausbildung, Wohlstand und anderen Faktoren.

 

Die katholische Kirche hat beim 2. Vatikanum einen wichtigen Schritt getan, indem sie anerkannt hat, daß nicht alle Menschen entweder zum Typ 1 gehören oder Häretiker sind (wie das zum Beispiel im Syllabus Errorum noch der Fall war)

 

Natürlich hat sie (die RKK) es damit nicht allen Leuten Recht gemacht, dann je stärker jemand zum Typ 1 neigt, desto unheimlicher muß ihm die Entwicklung nach dem V2 erscheinen.

 

Andererseits sind natürlich diejenigen, die zum Typ 2 gehören, noch längst nicht zufrieden mit der Entwicklung und wünschen sich einen größeren Schritt in diese Richtug.

 

Das Ganze ist ein Dilemma.

 

Es liese sich (zumindest theoretisch) lösen, indem man für die verschiedenen Menschen verschiedene Wege anbietet, es spräche ja (zumindest theoretisch) nichts dagegen, die Kirche ein Stück weit vielfältig zu gestalten, und etwa Gemeinden a la Piusbrüder parallel zu solchen mit Taize-Gesängen und Kreis um den Altar bei der Kommunion zu haben.

 

Das Problem ist, daß man den Menschen über Jahrhunderte hin eingetrichtert hat, daß es nur einen einzigen ganz schmalen Weg gibt, auf dem man sich bewegen darf und daß rechts und links davon alles des Teufels ist.

 

Ein weiteres Problem ist, daß die Kirche über Jahrhunderte allen möglichen Ballast angesammelt hat, der den Blick auf das Wesentliche verstellt.

 

Deswegen glaube ich nicht, daß ein solches von mir beschriebenes Modell in absehbarer Zeit geben wird (jedenfalls nicht unter dem Dach der RKK, wenn man mal darüber hinausschaut wird man schnell sehen können, daß es soclhe katholischen Modelle sehr wohl gibt)

 

Die RKK wird daher weiter damit kämpfen müssen, daß die einen darüber schimpfen, daß die Kirche zu viele Freiheiten lässt und dass die anderen darüber schimpfen, daß die Kirche nicht genug Freiheiten lässt.

 

Ich hoffe, sie wird das auf Dauer aushalten.

 

Nein, ich hoffe, sie wird einen Weg finden, alle Strömungen zu integrieren und zufriedenzustellen.

 

Werner

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Es liese sich (zumindest theoretisch) lösen, indem man für die verschiedenen Menschen verschiedene Wege anbietet, es spräche ja (zumindest theoretisch) nichts dagegen, die Kirche ein Stück weit vielfältig zu gestalten, und etwa Gemeinden a la Piusbrüder parallel zu solchen mit Taize-Gesängen und Kreis um den Altar bei der Kommunion zu haben.

 

Ich glaube, daß sich dahinter aber nicht nur charakterliche oder kulturelle Unterschiede, sondern noch mehr verschiedene Gottesbilder verbergen. Ich kenne einige Menschen, die eher der zweiten der aufgezählten Gruppen angehören, und ich kann bei ihnen nicht einmal die mir bekannten Großströmungen der Hl. Schrift zusammen bedacht finden. Für mein Verständnis geht das bei der ersten Gruppe etwas besser, auch wenn die natürlich ebenfalls für Einseitigkeiten anfällig sind. Ich glaube also, daß diese liturgischen Unterschiede für recht grundlegende Unterschiede des Glaubens stehen, was ein einfaches Nebeneinanderherleben schwierig machte.

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Es liese sich (zumindest theoretisch) lösen, indem man für die verschiedenen Menschen verschiedene Wege anbietet, es spräche ja (zumindest theoretisch) nichts dagegen, die Kirche ein Stück weit vielfältig zu gestalten, und etwa Gemeinden a la Piusbrüder parallel zu solchen mit Taize-Gesängen und Kreis um den Altar bei der Kommunion zu haben.

 

Ich glaube, daß sich dahinter aber nicht nur charakterliche oder kulturelle Unterschiede, sondern noch mehr verschiedene Gottesbilder verbergen. Ich kenne einige Menschen, die eher der zweiten der aufgezählten Gruppen angehören, und ich kann bei ihnen nicht einmal die mir bekannten Großströmungen der Hl. Schrift zusammen bedacht finden. Für mein Verständnis geht das bei der ersten Gruppe etwas besser, auch wenn die natürlich ebenfalls für Einseitigkeiten anfällig sind. Ich glaube also, daß diese liturgischen Unterschiede für recht grundlegende Unterschiede des Glaubens stehen, was ein einfaches Nebeneinanderherleben schwierig machte.

Es geht nicht nur um liturgische Unterschiede, in denen sich aber durchaus die eigentlichen Unterschiede am stärksten bemerkbar machen.

 

Ganz klar ist mit dem Typ 1 leichter umzugehen, eine Gruppe die klare ANweisungen will, denen sie dann blind zu folgen bereit ist, lässt sich recht leicht steuern.

 

Die Herausforderung besteht aber eben in der Integration der anderen.

 

Versteh bitte meine Beispiele von Tridentinischer Messe vs. Taize-Gesänge nur als Klischeebilder, ich bin zum Beispiel ein sehr liberaler Gläubiger, kann aber mit Taize nicht viel anfangen und würde ein feierliches Hochamt mit Weihrauch und klassischer Musik jeder "modernen" Messe vorziehen, aber das sind Äusserlichkeiten.

 

Das eigentliche Problem, was eine solche Kirche vorerst mal unmöglich macht, ist das, was ich oben als unnötigen Ballast bezeichnet habe, der den Blick auf das Wesentliche verstellt.

 

Damit meine ich Dinge wie einen sehr ausgeprägten Formalismus, das zwanghafte Bedürfnis, möglichst jeden Aspekt des menschlichen Lebens verbindlich regeln zu wollen, und einen sehr fest betonierten Zentralismus, der inzwischen zum Selbstläufer geworden ist , so daß manch einer den päpstlichen Zentralismus schon für so wichtig hält wie das Erlösungswerk Christi.

 

Die Liste könnte sicher noch ergänzt werde, und das ist es, was dem im Wege steht, was ich weiter oben als Vision von einer vielfältigen Kirche gezeichnet habe.

 

Werner

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Ganz klar ist mit dem Typ 1 leichter umzugehen, eine Gruppe die klare ANweisungen will, denen sie dann blind zu folgen bereit ist, lässt sich recht leicht steuern.

Lieber Werner, auch ich bin ein Freund klarer und aussagekräftiger Bilder, aber mit einer solchen, hier immer wieder von einigen Teilnehmern zu lesenden Klassifizierung tust Du der Klarheit Deiner Aussage keinen Gefallen und erregst Zankgeist, der nicht im Sinne der Sache ist. Der blinde oder Kadavergehorsam zeichnet immer das Bild eines Menschen, der entweder kein Gewissen hat oder seinen Verstand (so vorhanden) nicht nutzt. Beides ist bei den meisten von Dir wohl gemeinten "konservativen" Katholiken nicht der Fall, genausowenig wie alle "liberalen" Katholiken wirklich kritische Geister sind (auch da gibt es tumbe Typen, die nur modebedingt widersprechen, aber nicht kritisieren). Man kann auch sowohl der Idee der Autorität wie auch Anordnungen einer Autorität zustimmen und vertrauen, ohne ein so blöder Zeitgenosse zu sein, wie er im "blinden" Gehorsam gezeichnet wird. In dieser Diskussion wie auch sonst ist es sicherlich besser, dieses Bild durch ein für Deine Meinung aussagekräftigeres zu ersetzen, damit sich die Diskussion nicht an unnötigen Dingen aufhält und einen zänkischen Unterton entwickelt.

bearbeitet von soames
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Ganz klar ist mit dem Typ 1 leichter umzugehen, eine Gruppe die klare ANweisungen will, denen sie dann blind zu folgen bereit ist, lässt sich recht leicht steuern.

Lieber Werner, auch ich bin ein Freund klarer und aussagekräftiger Bilder, aber mit einer solchen, hier immer wieder von einigen Teilnehmern zu lesenden Klassifizierung tust Du der Klarheit Deiner Aussage keinen Gefallen und erregst Zankgeist, der nicht im Sinne der Sache ist. Der blinde oder Kadavergehorsam zeichnet immer das Bild eines Menschen, der entweder kein Gewissen hat oder seinen Verstand (so vorhanden) nicht nutzt. Beides ist bei den meisten von Dir wohl gemeinten "konservativen" Katholiken nicht der Fall, genausowenig wie alle "liberalen" Katholiken wirklich kritische Geister sind (auch da gibt es tumbe Typen, die nur modebedingt widersprechen, aber nicht kritisieren). Man kann auch sowohl der Idee der Autorität wie auch Anordnungen einer Autorität zustimmen und vertrauen, ohne ein so blöder Zeitgenosse zu sein, wie er im "blinden" Gehorsam gefordert wird. In dieser Diskussion wie auch sonst ist es sicherlich besser, dieses Bild durch ein für Deine Meinung aussagekräftigeres zu ersetzen, damit sich die Diskussion nicht an unnötigen Dingen aufhält und einen zänkischen Unterton entwickelt.

Ich ziehe das "blind" zurück wenn du das möchtest, es ändert nichts in der Sache, die ich geschrieben habe.

 

Werner

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Es geht nicht nur um liturgische Unterschiede, in denen sich aber durchaus die eigentlichen Unterschiede am stärksten bemerkbar machen.

 

Ganz klar ist mit dem Typ 1 leichter umzugehen, eine Gruppe die klare ANweisungen will, denen sie dann blind zu folgen bereit ist, lässt sich recht leicht steuern.

 

Die Herausforderung besteht aber eben in der Integration der anderen.

 

Versteh bitte meine Beispiele von Tridentinischer Messe vs. Taize-Gesänge nur als Klischeebilder, ich bin zum Beispiel ein sehr liberaler Gläubiger, kann aber mit Taize nicht viel anfangen und würde ein feierliches Hochamt mit Weihrauch und klassischer Musik jeder "modernen" Messe vorziehen, aber das sind Äusserlichkeiten.

 

Das eigentliche Problem, was eine solche Kirche vorerst mal unmöglich macht, ist das, was ich oben als unnötigen Ballast bezeichnet habe, der den Blick auf das Wesentliche verstellt.

 

Damit meine ich Dinge wie einen sehr ausgeprägten Formalismus, das zwanghafte Bedürfnis, möglichst jeden Aspekt des menschlichen Lebens verbindlich regeln zu wollen, und einen sehr fest betonierten Zentralismus, der inzwischen zum Selbstläufer geworden ist , so daß manch einer den päpstlichen Zentralismus schon für so wichtig hält wie das Erlösungswerk Christi.

 

Die Liste könnte sicher noch ergänzt werde, und das ist es, was dem im Wege steht, was ich weiter oben als Vision von einer vielfältigen Kirche gezeichnet habe.

 

Werner

Wobei natürlich Zurückhaltung der Zentrale bei einer so weitverzweigten Anstalt immer die Gefahr herbeiführt, daß sich irgendwann spanische und koreanische oder tansanische Mitglieder begegnen und miteinander nichts mehr anfangen können.

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Wobei natürlich Zurückhaltung der Zentrale bei einer so weitverzweigten Anstalt immer die Gefahr herbeiführt, daß sich irgendwann spanische und koreanische oder tansanische Mitglieder begegnen und miteinander nichts mehr anfangen können.

Es muß natürlich einen gemeinsamen Konsens geben. Es braucht bestimmte Dinge, die nicht zur Diskussion stehen, das ist klar.

Eigentlich ist das ganze Thema nur, welche Dinge das sind.

Und in der RKK sind das halt eine ganze Menge mehr als das "was immer, überall und von allen geglaubt worden ist"

 

Werner

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Wobei natürlich Zurückhaltung der Zentrale bei einer so weitverzweigten Anstalt immer die Gefahr herbeiführt, daß sich irgendwann spanische und koreanische oder tansanische Mitglieder begegnen und miteinander nichts mehr anfangen können.

Es muß natürlich einen gemeinsamen Konsens geben. Es braucht bestimmte Dinge, die nicht zur Diskussion stehen, das ist klar.

Eigentlich ist das ganze Thema nur, welche Dinge das sind.

Und in der RKK sind das halt eine ganze Menge mehr als das "was immer, überall und von allen geglaubt worden ist"

 

Werner

 

Ja, diesen Konsens braucht es. Da Du aber wohl auch auf Äußerlichkeiten anspielst, gebe ich zu bedenken, daß gerade die äußeren Eindrücke einen tiefen Einfluß darauf haben, ob man sich zusammengehörig fühlt oder nicht.

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Ja, diesen Konsens braucht es. Da Du aber wohl auch auf Äußerlichkeiten anspielst, gebe ich zu bedenken, daß gerade die äußeren Eindrücke einen tiefen Einfluß darauf haben, ob man sich zusammengehörig fühlt oder nicht.

Das ist richtig, allerdings in zweierlei Richtungen.

Zum einen, daß sich jemand in der Fremde sofort "zu hause" fühlt, zum anderen aber auch, daß er sich erst ein mal zu hause "zu hause" fühlst

 

Ginge es nur um die Einheitlichkeit, dann könnten wir auch einen Taizeegottesdienst mit Halleluja-Kanon-Singen weltweit einführen, dann würde jeder Katholik sich überall sofort "zu hause" fühlen, aber werde du noch ich würden uns in der Kirche als solcher "zu hause" fühlen.

 

Und es gibt nun mal unterschiedliche Auffassungen zu diesem Thema, warum sollte nicht für alle Platz sein?

 

Mir wäre es jedenfalls lieber, wenn ich mal irgendwo zu Besuch bin un der Gottesdienst dort gefällt mir nicht, als daß er mir gennerell und überall nicht gefällt.

 

Aber wie gesagt, auf die Äusserlichkeiten kommt es mir gar nicht so sehr an, es geht mir mehr um die Inhalte.

 

Werner

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Dieses Gefühl ist bis heute geblieben, und es kommt immer noch ein wenig Mutlosigkeit und Enttäuschung hinzu, wenn ich hin und wieder mal in meiner Tauf- und Konfirmationskirche einen Gottesdienst erlebe. Und dabei ist es - rein äußerlich - kein besonderer Modernismus, der diese Gottesdienste auszeichnet, sondern immer wieder nur diese Schlaffheit.

 

 

Hallo Soames,

 

diese Schlaffheit kenne ich vor allem aus Dorfkirchen. Meine Mutter, die eigentlich eine recht gute Kirchgängerin ist, geht kaum noch in die Kirche "weil der Pfarrer langweilig ist". Kürzlich beklagte sich eine Kirchengemeinderätin im dortigen Gemeindebrief, dass bald wohl niemand mehr zur Kirche kommt. Vielleicht sollte der guten Dame mal jemand mitteilen woran das liegen könnte.

 

Ein positives Beispiel kenne ich hier aus München. Eine Gemeinde hat hier ihre lutherischen Wurzeln wiederentdeckt (bzw. wohl nie richtig verloren). Es gibt Kommunionskniebänke, einen zweistündigen Gottesdienst mit paarweisen Bittgebeten, Gottesdienste zu verschiedensten Uhrzeiten, dass sich keiner rausreden kann er käme sonntags um 8 Uhr nicht aus dem Bett und in jeder Form, Taize, "freie Form", klassisch (da bekreuzigt sich sogar der Pfarrer beim eröffnenden "Im Namen des Vaters...") und charismatisch mit Band. Bei denen brummt der Laden und über leere Gottesdienste brauchen die sich nicht zu beklagen.

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Hallo Soames,

 

diese Schlaffheit kenne ich vor allem aus Dorfkirchen. Meine Mutter, die eigentlich eine recht gute Kirchgängerin ist, geht kaum noch in die Kirche "weil der Pfarrer langweilig ist". Kürzlich beklagte sich eine Kirchengemeinderätin im dortigen Gemeindebrief, dass bald wohl niemand mehr zur Kirche kommt. Vielleicht sollte der guten Dame mal jemand mitteilen woran das liegen könnte.

 

Ein positives Beispiel kenne ich hier aus München. Eine Gemeinde hat hier ihre lutherischen Wurzeln wiederentdeckt (bzw. wohl nie richtig verloren). Es gibt Kommunionskniebänke, einen zweistündigen Gottesdienst mit paarweisen Bittgebeten, Gottesdienste zu verschiedensten Uhrzeiten, dass sich keiner rausreden kann er käme sonntags um 8 Uhr nicht aus dem Bett und in jeder Form, Taize, "freie Form", klassisch (da bekreuzigt sich sogar der Pfarrer beim eröffnenden "Im Namen des Vaters...") und charismatisch mit Band. Bei denen brummt der Laden und über leere Gottesdienste brauchen die sich nicht zu beklagen.

 

Lieber Lutheraner,

 

bei Langweiligkeit kommt es vielleicht darauf an, was man meint. Die katholische Liturgie ist ja, richtig durchgeführt, bewegungsreich und vielsagend mit ihren Gebeten, den rituellen Haltungen und Handlungen, den Zeichen und dem Hl. Sakrament. Trotzdem geschieht im wesentlichen immer das gleiche. Diese Art von "Langweiligkeit" halte ich für erstrebenswert - eine feste Form. Etwas anderes ist die Langweiligkeit, die ich in meiner Taufkirche erlebe. Die Pfarrer stehen fast unbeweglich vorne und sprechen ein Gebet nach dem anderen, es gibt keine Zeichen und im normalen Gottesdienst auch nicht das Abendmahl, sondern eine ellenlange Predigt, die sich äußerlich auch kaum von den Gebeten unterscheidet. Dies hat keinen Ausdruck, und die ewigen Sozialthemen langweilen zusätzlich. Es ist alles so verkopft, so ohne Leben. Diese Langweiligkeit raubt Kraft.

Die feierliche Form in "freie", Taize- oder andere Formen aufzulösen, die quer durcheinander gehen, würde ich wohl für nicht sonderlich förderlich halten. Aber vielleicht ist selbst das noch besser als das Geschehen in Eurer Dorfkirche?

 

soames

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