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Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr ...


Volker

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Aber was besagt die Antwort? Wenn Jesus sagt, dass es sehr schwer bis unmöglich für einen Reichen sein wird, ins Himmelreich zu kommen, dann muss es dafür ja einen Grund geben. Der Grund wird wohl sein, dass Gott es nicht will (und nicht, dass er das nicht kann.)
Wie Jesus sagt: Er kann. Dass er nicht will, sagt er nicht. Quasi das ganze Neue Testament ist ein Zeichen dafür, dass er will.
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Ich bin vor Jahren auf einen evangelischen Theologen gestoßen, der in Amerika lebt, ursprünglich aber aus einem kleinen Nest in Syrien kommt, in dem noch west-aramäisch gesprochen wird. West-aramäisch ist die Sprache Jesu gewesen. Umzingelt von lauter arabischen Dörfern hat sich in der Abgeschiedenheit dieses Dorfes die Sprache kaum weiterentwickelt, da es kaum Kontakte zur Außenwelt gab. Dieser Theologe hat das Neue Testament ins aramäische übersetzt. Ausgehend, von der Theorie, dass die Quellenttexte vermutlich in aramäisch verfasst worden sein dürften, betrachtete er es als eine Art Rückübersetzung. Seine Übersetzung hat er mit Kommentaren versehen. Die Stelle mit dem Nadelöhr hat er eben so interpretiert, wie oben von mir beschrieben.

Puhhhh ... als Philologin graust es mir bei solchen Methoden, die an pseudowissenschaftliche Scharlatanerie grenzen. Eine Sprache, die sich über Tausende von Jahrem in einem (einzigen?) Dorf nahezu unverändert erhalten haben soll? Und das in einer der bewegtesten und unruhigsten Regionen der Welt? Entschuldigung, aber das kann ich wirklich nicht ernst nehmen. Da ist der Wunsch der Vater des Gedankens.

 

In den USA gibt es eine Menge Theologen, die mit derlei Methoden arbeiten, speziell aus dem Bereich der zahllosen reformierten Kirchen (bei "new-born Christians" nimmt das m.A.n. sogar psychopathologische Züge an). Allerdings bemerkt man dabei sehr deutlich, daß nicht nach den tatsächlichen historischen Ursprüngen sucht, sondern nach der eigenen modernen (Wunsch-)Vorstellung davon.

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Aber was besagt die Antwort? Wenn Jesus sagt, dass es sehr schwer bis unmöglich für einen Reichen sein wird, ins Himmelreich zu kommen, dann muss es dafür ja einen Grund geben. Der Grund wird wohl sein, dass Gott es nicht will (und nicht, dass er das nicht kann.)

Wie Jesus sagt: Er kann. Dass er nicht will, sagt er nicht. Quasi das ganze Neue Testament ist ein Zeichen dafür, dass er will.

 

Wenn Gott es doch will und es auch kann, warum sagt Jesus dann: "Amen, das sage ich euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen.

Nochmals sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt."

 

Wenn er das gar nicht so meint, warum sagt er es dann, und wiederholt es mit Nachdruck? Hatte er gerade nichts besseres zu tun?

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Aber was besagt die Antwort? Wenn Jesus sagt, dass es sehr schwer bis unmöglich für einen Reichen sein wird, ins Himmelreich zu kommen, dann muss es dafür ja einen Grund geben. Der Grund wird wohl sein, dass Gott es nicht will (und nicht, dass er das nicht kann.)

Wie Jesus sagt: Er kann. Dass er nicht will, sagt er nicht. Quasi das ganze Neue Testament ist ein Zeichen dafür, dass er will.

 

Wenn Gott es doch will und es auch kann, warum sagt Jesus dann: "Amen, das sage ich euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen.

Nochmals sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt."

 

Wenn er das gar nicht so meint, warum sagt er es dann, und wiederholt es mit Nachdruck? Hatte er gerade nichts besseres zu tun?

Das ist eine typische stilistische Arte und Weise, Betonung auf einen Satz zu verleihen. In der hebräischen Dichtung und Weisheitsliteratur findest du eine Menge von diesem Satzbau.

In dem ersten Satz wird der Inhalt ausgedruckt, in dem zweiten dann in einer Steigerung wiederholt und betont. Das ist der sog. parallelismus membrorum.

bearbeitet von Jossi
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Aber was besagt die Antwort? Wenn Jesus sagt, dass es sehr schwer bis unmöglich für einen Reichen sein wird, ins Himmelreich zu kommen, dann muss es dafür ja einen Grund geben. Der Grund wird wohl sein, dass Gott es nicht will (und nicht, dass er das nicht kann.)

Wie Jesus sagt: Er kann. Dass er nicht will, sagt er nicht. Quasi das ganze Neue Testament ist ein Zeichen dafür, dass er will.

 

Wenn Gott es doch will und es auch kann, warum sagt Jesus dann: "Amen, das sage ich euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen.

Nochmals sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt."

 

Wenn er das gar nicht so meint, warum sagt er es dann, und wiederholt es mit Nachdruck? Hatte er gerade nichts besseres zu tun?

Viele Christen haben hier ihre Gedanken dazu gegeben, warum er das sagt und wieso es wichtig ist. Mir geht's auch nicht darum, diesen ersten Teil auszublenden. Ausblenden möchte ich aber eben auch nicht den Ausblick, den Jesus schließlich selbst gibt.

 

Deine Frage sagt mir, dass Du die beiden Teile dieser Bibelstelle immer noch nicht miteinander vereinbaren kannst. Ich und andere haben es versucht zu einem Ganzen zu fügen. Wenn Du dem allem nicht folgen konntest, dann liegt das vielleicht daran, dass wir es nicht gut erklären konnten oder daran, dass wir es uns selbst noch nicht zu Genüge erklärt haben oder daran, dass die von uns verwendete Sprache wieder so schrecklich christlich war :huh: oder daran, dass man einen Schritt mitgehen muss, den Du nicht bereit bist zu gehen oder daran, dass Jesus nur dahergeschwatzt hat... hey, vielleicht wollte er einen Witz machen, seinen Jüngern scherzhaft einen Schrecken einjagen?

 

Sorry die letzten zwei Punkte glaube ich nicht und sind polemisch.

 

Also ich brauche selbst noch mehr Input, um sicher zu sein diese Geschichte begriffen zu haben. Vielleicht hat jemand Lektüretipps für mich?

bearbeitet von Kirisiyana
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Deine Frage sagt mir, dass Du die beiden Teile dieser Bibelstelle immer noch nicht miteinander vereinbaren kannst.

 

Doch, natürlich kann ich das. Wer in den Himmel kommen möchte, sollte besser auf Reichtum verzichten.

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Aber was besagt die Antwort? Wenn Jesus sagt, dass es sehr schwer bis unmöglich für einen Reichen sein wird, ins Himmelreich zu kommen, dann muss es dafür ja einen Grund geben. Der Grund wird wohl sein, dass Gott es nicht will (und nicht, dass er das nicht kann.)

Wie Jesus sagt: Er kann. Dass er nicht will, sagt er nicht. Quasi das ganze Neue Testament ist ein Zeichen dafür, dass er will.

 

Wenn Gott es doch will und es auch kann, warum sagt Jesus dann: "Amen, das sage ich euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen.

Nochmals sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt."

 

Wenn er das gar nicht so meint, warum sagt er es dann, und wiederholt es mit Nachdruck? Hatte er gerade nichts besseres zu tun?

Deine Frage sagt mir, dass Du die beiden Teile dieser Bibelstelle immer noch nicht miteinander vereinbaren kannst. Ich und andere haben es versucht zu einem Ganzen zu fügen. Wenn Du dem allem nicht folgen konntest, dann liegt das vielleicht daran, dass wir es nicht gut erklären konnten oder daran, dass wir es uns selbst noch nicht zu Genüge erklärt haben oder daran, dass die von uns verwendete Sprache wieder so schrecklich christlich war :huh: oder daran, dass man einen Schritt mitgehen muss, den Du nicht bereit bist zu gehen oder daran, dass Jesus nur dahergeschwatzt hat... hey, vielleicht wollte er einen Witz machen, seinen Jüngern scherzhaft einen Schrecken einjagen?

 

Oder daran, daß Jesus es wirklich so gemeint hat wie er es auch gesagt hat? Oder ist das ausgeschlossen?

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Deine Frage sagt mir, dass Du die beiden Teile dieser Bibelstelle immer noch nicht miteinander vereinbaren kannst.

 

Doch, natürlich kann ich das. Wer in den Himmel kommen möchte, sollte besser auf Reichtum verzichten.

Ich denke, daß Jesus dies so in der Art formulierte.

Wenn man einen klaren Kopf behalten will, dann sollte man schlecht belüftete Räume und Drogen meiden.

Erstaunlich, daß die Sünde der Wollust von den Religiösen in einem größeren Maßstab verurteilt wird, wie die der Habsucht. Wo doch die Habsucht zu mehr Leid und Elend in der Welt führt als die Wollust.

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Ich interpretiere diese Bibelstelle so:

Der Reiche ist besonders auf die Gnade Gottes angewiesen, um in den Himmel zu gelangen. Der Arme schafft es vielleicht auch so.

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Oder daran, daß Jesus es wirklich so gemeint hat wie er es auch gesagt hat? Oder ist das ausgeschlossen?

 

Das ist auf jeden Fall die einfachste, plausibelste und eleganteste Theorie.

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Ich halte die von Mariamante vertretene Ansicht für die plausibelste. Es kommt darauf an, ob man sein Herz an den Reichtum hängt.

 

Die Formulierung "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein einer, dem Reichtum so wichtig ist, dass er darüber das eigentlich wichtige vergißt, in das Reich Gottes gelangt" wäre zu holprig gewesen.

 

Die Reaktion auf die Frage der Jünger ist allerding schwerer verständlich. Sie fragen "Wer kann dann gerettet werden?" Die Antwort müßte dann ja wohl lauten "Die Armen". Das sagt Jesus aber nicht. Warum nicht?

bearbeitet von Squire
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Sie fragen "Wer kann dann gerettet werden?" Die Antwort müßte dann ja wohl lauten "Die Armen". Das sagt Jesus aber nicht. Warum nicht?

 

Das sagt er er doch an anderer Stelle "Selig sind die geistig Armen"... mir wurde mal erklärt, dass es da nicht um die Dummen geht, sondern um Menschen, die sich aus geistiger Überzeugung (spirituellen Gründen) zur weltlichen Armut bekennen. Ich glaube, das war irgendwo hier im Forum.

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Das sagt er er doch an anderer Stelle "Selig sind die geistig Armen"... mir wurde mal erklärt, dass es da nicht um die Dummen geht, sondern um Menschen, die sich aus geistiger Überzeugung (spirituellen Gründen) zur weltlichen Armut bekennen. Ich glaube, das war irgendwo hier im Forum.

Ja, das bestätigt meine These. Es kommt nur darauf an, wie man gegenüber dem Reichtum eingestellt ist und nicht darauf, ob man wirklich reich ist. Man kann auch als Reicher "arm im Geiste" sein.

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Man kann auch als Reicher "arm im Geiste" sein.

 

Ja, aber hier muss man den zweiten (grünen) Teil berücksichtigen:

 

Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: Amen, das sage ich euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen.

Nochmals sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.

Als die Jünger das hörten, erschraken sie sehr und sagten: Wer kann dann noch gerettet werden?

Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich.

 

Es ist für den Menschen unmöglich, sich selber zu retten, nur Gott kann das - und nur Gott entscheidet das. Für den Reichen bedeutet das, dass er sich durch seine "geistige Armut" nicht in Sicherheit wähnen sollte - wirklich arm zu sein, also in Armut zu leben, ist sicherer, als Armut nur als Ideal zu würdigen. Das gilt auch dann, wenn wir Deine und Mariamantes Interpretation heranziehen: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein einer, dem Reichtum so wichtig ist, dass er darüber das eigentlich wichtige vergißt, in das Reich Gottes gelangt" Denn wenn dem Reichen anderes wichtiger ist, warum verzichtet er nicht auf seinen Reichtum?

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Ich halte die von Mariamante vertretene Ansicht für die plausibelste. Es kommt darauf an, ob man sein Herz an den Reichtum hängt.

 

Die Formulierung "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein einer, dem Reichtum so wichtig ist, dass er darüber das eigentlich wichtige vergißt, in das Reich Gottes gelangt" wäre zu holprig gewesen.

Interessant finde ich ja, das hier der zweite Teil des Satzes so durch die Interpretationsmaschine gejagt wird, obwohl doch ursprünglich das Kamel und das Nadelöhr Thema waren. Aber in Zeiten, in denen Reichtum und Erfolg quasi Synonyme sind, ist das natürlich ein unbequemes Thema, denn das würde ja bedeuten (so naiv), dass Erfolg in die Hölle führt. Fürwahr starker Tobak.

 

Was ich mir bei dieser Bibelstelle auch vorstellen kann, ist, dass Jesus den Reichen nur testen wollte, d. h. wäre der Reiche aufgebrochen um all sein Hab und Gut zu verschenken, hätte er gezeigt, dass er Jesus mehr liebt als seinen Reichtum. So aber kam die Wahrheit an den Tag. Bei mir entstand eh der Eindruck, dass der Jüngling sich sein Ewiges Leben quasi einkauft, indem er die Gebote befolgt. Der reale Preis ist dem Jüngling jedoch zu hoch.

 

Die Reaktion auf die Frage der Jünger ist allerding schwerer verständlich. Sie fragen "Wer kann dann gerettet werden?" Die Antwort müßte dann ja wohl lauten "Die Armen". Das sagt Jesus aber nicht. Warum nicht?

Vielleicht, weil Nicht-Reichtum etwas anderes ist als Armut, so wie eine Fortbewegung mittels Nicht-Autofahrens eben auch ein Radeln, Gehen, sogar Schwimmen sein kann. Will meinen, wenn Reichtum ein Hinderungsgrund für die Rettung ist, muss die Armut nicht zwingend die Rettung herbeiführen, Armut ist höchstens eine minimale Einschränkung für das Sündigen und bewirkt auch per se keine Umkehr. Allerdings bleibt einem Armen mitunter nichts als Gottvertrauen. Aber ist das dann Verdienst oder Gnade oder was?

 

Grüße

Andreas

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Ich halte die von Mariamante vertretene Ansicht für die plausibelste. Es kommt darauf an, ob man sein Herz an den Reichtum hängt.

 

Die Formulierung "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein einer, dem Reichtum so wichtig ist, dass er darüber das eigentlich wichtige vergißt, in das Reich Gottes gelangt" wäre zu holprig gewesen.

 

Es wäre auch einfacher gegangen:

 

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass einer der am Reichtum hängt, in das Reich Gottes gelangt.

 

Wenn soviel Differenzierung nicht wichtig genug erscheint, dann kann es Jesus nicht so sehr auf die Inhalte seiner Lehre angekommen sein.

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Es wäre auch einfacher gegangen:

 

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass einer der am Reichtum hängt, in das Reich Gottes gelangt.

 

Guter Einwand. Warum bin ich nicht darauf gekommen? Aber diese Frage ist unwichtig. Wichtiger ist:

 

Warum ist Jesus nicht darauf gekommen, wenn es das ist, was er meinte?

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Es wäre auch einfacher gegangen:

 

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass einer der am Reichtum hängt, in das Reich Gottes gelangt.

 

Guter Einwand. Warum bin ich nicht darauf gekommen? Aber diese Frage ist unwichtig. Wichtiger ist:

 

Warum ist Jesus nicht darauf gekommen, wenn es das ist, was er meinte?

 

weil in der kürze die würze liegt und geneigte zuhörer es begreifen (letzteres ist bekanntermaßen nicht allen gegeben)

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Oder daran, daß Jesus es wirklich so gemeint hat wie er es auch gesagt hat? Oder ist das ausgeschlossen?

Jesus hat gesagt, dass der Reiche nicht ins Himmelreich kommt und dann hat er gesagt, für Gott sei es nicht unmöglich ihn ins Himmelreich zu bringen. Das zweite scheint mir das erste zu relativieren.

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Die Reaktion auf die Frage der Jünger ist allerding schwerer verständlich. Sie fragen "Wer kann dann gerettet werden?" Die Antwort müßte dann ja wohl lauten "Die Armen". Das sagt Jesus aber nicht. Warum nicht?

Vielleicht, weil Nicht-Reichtum etwas anderes ist als Armut, so wie eine Fortbewegung mittels Nicht-Autofahrens eben auch ein Radeln, Gehen, sogar Schwimmen sein kann. Will meinen, wenn Reichtum ein Hinderungsgrund für die Rettung ist, muss die Armut nicht zwingend die Rettung herbeiführen, Armut ist höchstens eine minimale Einschränkung für das Sündigen und bewirkt auch per se keine Umkehr. Allerdings bleibt einem Armen mitunter nichts als Gottvertrauen. Aber ist das dann Verdienst oder Gnade oder was?

 

Grüße

Andreas

Ganz recht. Auch Stefan hat recht, wenn er sagt, es ist besser dem Ideal der Armut auch Taten folgen zu lassen. Armut ist auch nicht umsonst eine Tugend im Christentum. Allerdings nicht für sich allein: Sein Geld einem Reichen geben, um selbst dann arm weiterzuleben, ganz aufs eigene Seelenheil spekulierend, wäre grundfalsch. Sein Geld für das Wohlergehen der Armen einsetzen und nebenbei das Loslassen uns das Sich-öffnen für das wirklich Wichtige (Gott und den Nächsten) zu erlernen wäre richtig.

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Das ist eine typische stilistische Arte und Weise, Betonung auf einen Satz zu verleihen. In der hebräischen Dichtung und Weisheitsliteratur findest du eine Menge von diesem Satzbau.

In dem ersten Satz wird der Inhalt ausgedruckt, in dem zweiten dann in einer Steigerung wiederholt und betont. Das ist der sog. parallelismus membrorum.

Das erinnert mich übrigens an einen rhethorischen Kniff: Da wird eingangs auf schroffste Weise ein Absolutum behauptet und sogleich sind alle ganz Ohr (erschrocken, "das darf doch nicht sein"), woraufhin man sogleich zum Eigentlichen kommt.

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Das ist eine typische stilistische Arte und Weise, Betonung auf einen Satz zu verleihen. In der hebräischen Dichtung und Weisheitsliteratur findest du eine Menge von diesem Satzbau.

In dem ersten Satz wird der Inhalt ausgedruckt, in dem zweiten dann in einer Steigerung wiederholt und betont. Das ist der sog. parallelismus membrorum.

Das erinnert mich übrigens an einen rhethorischen Kniff: Da wird eingangs auf schroffste Weise ein Absolutum behauptet und sogleich sind alle ganz Ohr (erschrocken, "das darf doch nicht sein"), woraufhin man sogleich zum Eigentlichen kommt.

Allzu häufig sollte man das aber nicht machen, sonst nimmt einen keiner mehr ernst.

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Sein Geld für das Wohlergehen der Armen einsetzen und nebenbei das Loslassen uns das Sich-öffnen für das wirklich Wichtige (Gott und den Nächsten) zu erlernen wäre richtig.

Auch wenn man selber dabei reich bleibt?

bearbeitet von Squire
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Das ist eine typische stilistische Arte und Weise, Betonung auf einen Satz zu verleihen. In der hebräischen Dichtung und Weisheitsliteratur findest du eine Menge von diesem Satzbau.

In dem ersten Satz wird der Inhalt ausgedruckt, in dem zweiten dann in einer Steigerung wiederholt und betont. Das ist der sog. parallelismus membrorum.

Das erinnert mich übrigens an einen rhethorischen Kniff: Da wird eingangs auf schroffste Weise ein Absolutum behauptet und sogleich sind alle ganz Ohr (erschrocken, "das darf doch nicht sein"), woraufhin man sogleich zum Eigentlichen kommt.

Allzu häufig sollte man das aber nicht machen, sonst nimmt einen keiner mehr ernst.

Die Eingangsbehauptung wird dabei ja nicht gänzlich unwahr, siehe Dialog des byzantinischen Kaisers mit einem Islamgelehrten.

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Ich bin vor Jahren auf einen evangelischen Theologen gestoßen, der in Amerika lebt, ursprünglich aber aus einem kleinen Nest in Syrien kommt, in dem noch west-aramäisch gesprochen wird. West-aramäisch ist die Sprache Jesu gewesen. Umzingelt von lauter arabischen Dörfern hat sich in der Abgeschiedenheit dieses Dorfes die Sprache kaum weiterentwickelt, da es kaum Kontakte zur Außenwelt gab. Dieser Theologe hat das Neue Testament ins aramäische übersetzt. Ausgehend, von der Theorie, dass die Quellenttexte vermutlich in aramäisch verfasst worden sein dürften, betrachtete er es als eine Art Rückübersetzung. Seine Übersetzung hat er mit Kommentaren versehen. Die Stelle mit dem Nadelöhr hat er eben so interpretiert, wie oben von mir beschrieben.

Puhhhh ... als Philologin graust es mir bei solchen Methoden, die an pseudowissenschaftliche Scharlatanerie grenzen. Eine Sprache, die sich über Tausende von Jahrem in einem (einzigen?) Dorf nahezu unverändert erhalten haben soll? Und das in einer der bewegtesten und unruhigsten Regionen der Welt? Entschuldigung, aber das kann ich wirklich nicht ernst nehmen. Da ist der Wunsch der Vater des Gedankens.

 

Nein, das ist tatsächlich so: Das Aramäische gehört zu den wenigen Sprachen auf dieser Welt, die sich seit fast 2.000 Jahren kaum verändert haben. Aramäisch wird nicht nur in einem Dorf gesprochen, nebenbei, sondern ist recht verbreitet. West-Aramäisch ist tasächlich besonders immun gegen Änderung gewesen.

 

Aber der Mann begeht einen ganz anderen Fehler: Die Evangelien sind ursprünglich auf griechisch geschrieben worden, es macht daher keinen Sinn, eine Rückübersetzung vorzunehmen. Was allerdings Sinn macht, ist sich die Formulierungen im Aramäischen anzusehen. Und das ist sehr interessant. Im Aramäischen sagt man nicht: "Heute ist schönes Wetter", man sagt "Wahrlich, ich sage Dir, heute ist schönes Wetter". Wenn man widerspricht, sagt man nicht: "Nein, heute ist das Wetter schlecht", sondern man sagt: "Ich aber sage Dir: Das Wetter ist schlecht".

 

Das Aramäische ist eine sehr blunige Sprache mit Hang zur Übertreibung (so würden wir es empfinden - aber im Aramäischen ist das völlig normal). Irgendwie haben sich in Q diese Formulierungen erhalten und sind dann in andere Sprachen (etwa griechisch) wortwörtlich übersetzt worden. Die scheinbar etwas bizarre Sprache von Jesus ist genau das, was auch heute noch im Aramäischen gesprochen wird. Ein muttersprachlich aramäisch aufgewachsener Sprachwissenschaftler hat das mal so ausgedrückt: "Wenn ich die Evangelien lese, dann ist es so, als ob ich zu Hause wäre".

 

In den USA gibt es eine Menge Theologen, die mit derlei Methoden arbeiten, speziell aus dem Bereich der zahllosen reformierten Kirchen (bei "new-born Christians" nimmt das m.A.n. sogar psychopathologische Züge an). Allerdings bemerkt man dabei sehr deutlich, daß nicht nach den tatsächlichen historischen Ursprüngen sucht, sondern nach der eigenen modernen (Wunsch-)Vorstellung davon.

 

Das Lustige daran ist, dass sie dabei sehr selektiv vorgehen müssen, weil sie sonst auf zahlreiche neue Probleme stoßen. So ist im Aramäischen die Bezeichnung "Sohn des Menschen" ganz einfach der Ausdruck für "Mensch". "Sohn Gottes" bedeutet ganz einfach "fromm" und/oder "von Gott besonders geliebt". Wenn man also im aramäischen sagt: "Jesus ist der Sohn Gottes", dann müsste man das richtig übersetzen mit: "Jesus ist ein frommer Mann" oder "Jesus ist von Gott besonders geliebt". Wenn also seine Jünger fragt: "Wer bin ich?" und sie antworten "Du bist wahrlich der Sohn Gottes", dann lautet die korrekte Übersetzung: "Du bist ein frommer Mensch". Die Übersetzung in den Evangelien ist also mit einiger Sicherheit falsch. Sozusagen ein frommes Missverständnis ...

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