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Wie beweist ihr die Existenz Gottes?


Humble

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Lieber Humble,

ich befürchte, dass du das Forum am 3.Dezember um 17.00 Uhr endgültig verlassen hast, in dem klaren und eindeutigen Wissen, dass Katholiken Häretiker sind. Ich denke, wir haben eindrucksvoll all deine Vorurteile bestätigt. Du hast uns aber auch überhaupt keine Gelegenheit gegeben, uns und unseren Glauben darzulegen.

 

Du wolltest vermutlich wissen, ob wir Katholiken biblisch argumentieren und hast festgestellt, dass dies nicht einmal im Ansatz der Fall ist. (Vorurteil bestätigt!) Du hättest besser gefragt, wie wir die Botschaften der Bibel sehen und wie wir sie in unseren Alltag integrieren. Dann hätten wir dir vielleicht folgendes gesagt: (Ich spreche jetzt vor allem aus meiner persönlichen Sicht, auch wenn ich das Wort "Wir" verwende.)

 

Für uns spielt die Bibel sicherlich auch eine zentrale Rolle. Wir versuchen sie allerdings in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Dabei hat natürlich jeder einen anders gelagerten Schwerpunkt. Der eine sieht z.B. die Barmherzigkeit Gottes im Zentrum der Frohen Botschaft und der andere legt mehr Gewicht auf die Verantwortung des Menschen (oder Anderes). Wir sind diesbezüglich keine homogene Gemeinschaft. Wir sind eine bunte Schar. Unserer Ansicht nach liegt die Einheit in der Vielfalt. Alles zusammen ergibt ein Bild. Jeder trägt eine Facette dazu bei. Wir betrachten uns nicht als eine uniformierte Armee Gottes, die nur Befehle ausführt und gehorsam, quasi im Gleichtackt, die Lehre abnickt. Das Wort Gottes betrachten wir im wahrsten Sinne des Wortes als "Lebendige Botschaft". Das Neue Testament ist uns sozusagen das Kernzeugnis. Jeder von uns ist aber berufen immer wieder neu Zeugnis seines Glaubens abzulegen. Die Frohe Botschaft geht weiter. Sie ist lebendig in der Gemeinschaft der Kirche. Unser Wort soll immer wieder neu Zeugnis sein, ganauso wie unser Leben. Wir stehen in einer Kontinuität mit den ersten Zeugen, den Aposteln und Evangelisten.

 

Das Lehramt mit dem Papst als Repräsentant der Einheit legt dafür einige Spielregeln fest. Diese sollen dafür sorgen, ja sogar garantieren, dass bei aller Vielfalt doch der Blick auf den Sohn Gottes möglichst unverstellt erhalten bleibt. Du wirst zwar in der Katholischen Kirche viel Widersprüchliches finden, und vieles, das von Gott abzulenken scheint. Du kannst dort aber mit Sicherheit auch ihn selbst finden - im Zentrum, inmitten seiner bunten Schar. Denn er ist nicht für die Gerechten gekommen, sondern zu den Sündern. Bei all unserer Unvollkommenheit ist er doch in unserer Mitte. Und wir bezeugen ihn - nicht immer mit Bibelsprüchen, sondern mit unseren eigenen Worten. Die Bibel schwingt im Hintergrund mit. An ihr gleichen wir unsere Worte ab und messen sie daran. Aber wie gesagt an ihrer Gesamtheit, so wie wir sie eben zu verstehen vermögen. Einzelne Zitate können da manchmal eher im Wege stehen.

 

Wenn wir also deinem Sterbenden Zweifler* begegnen, werden wir ihm nicht gleich Bibelsprüche um die Ohren hauen. Wir werden bestenfalls das tun und sagen, was uns die Liebe eingibt zu tun und zu sagen. Es ist die Liebe, die wir durch das Zeugnis der Gläubigen und daher durch das Zeugnis der Bibel kennengelernt haben. Die Liebe Gottes steht im Zentrum. Das Zeugnis ist lediglich der Finger der auf die Liebe hindeutet. Schau nicht auf den Finger, schau dorthin, wo der Finger hindeutet. Wenn ich in dieser Liebe bin, werde ich selbst zum Zeugnis. Diese Liebe kann den Sterbenden verwandeln, nicht ein Zitat, das man ihm lieblos hinknallt, nach dem Schema: "Friss oder stirb."

 

* (Edition: Sorry ich hab mich bei diesem Argument ein klein wenig im Thread vertan. Aber da wir alle Sterbende und Zweifler sind, macht das im Zusammenhang dieses Themas durchaus auch Sinn. "Wenn ich einem zweifelnden Menschen Gott beweisen will, werde ich ihm auch nicht gleich Bibelsprüche ......" Geht doch.) <_<

 

Liebe Grüße

Julis

bearbeitet von julis
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Ist nicht auch Lenin unverwest? Wann wurde der heiliggesprochen?
Nein- Lenin ist nicht unverwest sondern wurde einbalsamiert.Das solltest du schon unterscheiden (können).
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Ist nicht auch Lenin unverwest? Wann wurde der heiliggesprochen?
Nein- Lenin ist nicht unverwest sondern wurde einbalsamiert.Das solltest du schon unterscheiden (können).

Also wenn ich mir manchmal "unverweste'" Heilige anschaue, die in Glaskästen unter Altären untergebracht sind, sehe ich immer nur eingetrocknete Mumien. Von "unverwest" kann man da beileibe nicht ausgehen.
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Man saß eben halt fest in Südfrankreich, Lourdes war nicht weit und um sich nicht das Geschwafel seiner Frau anzuhören oder mit den Heinrich Manns zu saufen, kann man ja einen Roman schreiben.

 

Im katholischen "Milieu" seiner Zeit kannte er sich recht gut aus. "Der veruntreute Himmel" trifft's ausgezeichnet.

Stimmt. Werfel kannte sich im Katholizismus sehr gut aus. 1942 schrieb er allerdings in einem Brief an den Erzbischof von New Orleans, daß es ihm widerstrebe angesichts der Judenverfolgung sich aus den Reihen seiner Mitbrüder davonzuschleichen.

 

Der Wikipedia-Artikel über Franz Werfel ist wirklich grottenschlecht. Es ist richtig, daß das Ehepaar seit 1940 in Sanary-sur-Mer mit den Manns und anderen Literaten lebte. Sie saßen in Lourdes für fünf Wochen fest, weil sie keine Visa hatten, um nach Marseille weiterzureisen.

 

Weitaus besser kann man sich über die Situation der Werfels in dem Artikel über Alma Mahler-Werfel informieren, der die Emigration viel ausführlicher schildert.

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