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Judenmission - Pro und Contra


Udalricus

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Warum sollten Christen verzichten, Juden zu missionieren?

Jesus selbst wandte sich mit seiner Botschaft zunächst an die Juden, und die Apostel machten auf ihren Reisen zunächst dort Station, wo Juden wohnten, um ihnen zu predigen.

Von Anfang an gab es Juden- und Heidenchristen.

Warum soll es erstere jetzt gar nicht mehr geben?

Ich verstehe, dass hier angesichts der christlich-jüdischen Geschichte Sensibilität angebracht ist, sehe es aber eigentlich nicht ein, warum gerade dem Volk Jesu seine Botschaft und sein Glaube vorenthalten werden soll.

 

Nähere Informationen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Judenmission

http://www.jcrelations.net/de/?id=1050

bearbeitet von Udalricus
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Heißes Thema!!

Warum sollten Juden sich von einer "Sekte" missionieren lassen wenn ihr Glaube doch das Original und der Ursprung ist?! Ausserdem dürfte doch noch aus den Erfahrungen der Geschichte allen gut in Erinnerung sein, was mit zum Katholizismus konvertierten Juden geschieht!

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Die Kirche glaubt, dass das Judentum eine gläubige Antwort des jüdischen Volkes auf Gottes unwiderruflichen Bund ist und deshalb für dieses heilvoll, da Gott seinen Verheißungen treu ist. Deswegen unterhält die katholische Kirche keine judenmissionarischen Organisationen. Der in der Bibel bezeugte Glaube der Juden ist für die Kirche keine andere Religion, sondern Fundament des eigenen Glaubens.

 

(gekürzte Wiedergabe einer Erklärung von Kardinal Walter Kasper, Präsident der vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zu den Juden, aus dem Jahr 2001)

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Die Kirche glaubt, dass das Judentum eine gläubige Antwort des jüdischen Volkes auf Gottes unwiderruflichen Bund ist und deshalb für dieses heilvoll, da Gott seinen Verheißungen treu ist. Deswegen unterhält die katholische Kirche keine judenmissionarischen Organisationen. Der in der Bibel bezeugte Glaube der Juden ist für die Kirche keine andere Religion, sondern Fundament des eigenen Glaubens.

 

(gekürzte Wiedergabe einer Erklärung von Kardinal Walter Kasper, Präsident der vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zu den Juden, aus dem Jahr 2001)

Genau diese Einstellung möchte ich in Frage stellen, da sie dem Wirken der Apostel widerspricht. War dann auch die Taufe von Edith Stein oder Kardinal Lustiger sinnlos?

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Die Kirche glaubt, dass das Judentum eine gläubige Antwort des jüdischen Volkes auf Gottes unwiderruflichen Bund ist und deshalb für dieses heilvoll, da Gott seinen Verheißungen treu ist. Deswegen unterhält die katholische Kirche keine judenmissionarischen Organisationen. Der in der Bibel bezeugte Glaube der Juden ist für die Kirche keine andere Religion, sondern Fundament des eigenen Glaubens.

 

(gekürzte Wiedergabe einer Erklärung von Kardinal Walter Kasper, Präsident der vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zu den Juden, aus dem Jahr 2001)

Genau diese Einstellung möchte ich in Frage stellen, da sie dem Wirken der Apostel widerspricht.

 

Tu, was Du nicht lassen kannst...

 

War dann auch die Taufe von Edith Stein oder Kardinal Lustiger sinnlos?

 

.... wenn Du den Unterschied zwischen aktiver Judenmission und der Glaubensentscheidung einzelner Menschen nicht erkennen kannst, die ohne solche aktiven Missionsbemühungen zum Christentum gefunden haben. Kardinal Lustiger ist übrigens auch ein Gegner dieser aktiven Judenmission.

 

:angry:

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Was heisst "Verzicht auf Judenmission"?

 

- dass man Juden, die konvertieren möchten, abweisst?

- dass man Juden gegenüber das Christentum oder Christliches möglichst nicht erwähnt

- dass man darauf verzichtet, Juden bei jeder Gelegenheit zu sagen, dass sie in die Hölle kommen wenn sie sich nicht taufen lassen (a la Zeugen Jehovas)

- ....

 

Werner

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Was heisst "Verzicht auf Judenmission"?

 

christlich-jüdischer Dialog (anstelle christlicher Missionierung der Juden).

 

Selbstverständlich heisst "Verzicht auf Judenmission" nicht, konversionswillige Juden abzuweisen, und im christlich-jüdischen Dialog bleiben Christentum und christliche Positinen nicht unerwähnt.

 

:angry:

bearbeitet von Alice
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Was heisst "Verzicht auf Judenmission"?

 

christlich-jüdischer Dialog (anstelle christlicher Missionierung der Juden).

Na die Zeugen Jehovas suchen bei ihren Missionsversuchen ja auch den Dialog.

 

Die Frage bleibt:

Was heisst "Verzicht auf Missionierung"

 

Werner

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Was heisst "Verzicht auf Judenmission"?

 

- dass man Juden, die konvertieren möchten, abweisst?

- dass man Juden gegenüber das Christentum oder Christliches möglichst nicht erwähnt

- dass man darauf verzichtet, Juden bei jeder Gelegenheit zu sagen, dass sie in die Hölle kommen wenn sie sich nicht taufen lassen (a la Zeugen Jehovas)

- ....

 

Werner

- .... dass man die Absicht aufgibt, den Juden Jesus als den Messias zu verkünden.

 

Ich behaupte, dies widerspricht dem Auftrag Jesu:

"Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;

tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!" (Mt 28,19)

 

Warum sollte das Volk Jesu hier eine Ausnahme bilden?

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Na die Zeugen Jehovas suchen bei ihren Missionsversuchen ja auch den Dialog.

Die Frage bleibt:

Was heisst "Verzicht auf Missionierung"

 

Der christlich-jüdische Dialog ist inzwischen ein klar definierter Begriff, der sich nicht mit dem vergleichen lässt, was ZJ veranstalten, selbst wenn sie das Dialog nennen sollten. "Verzicht auf Missionierung" heisst, Juden nicht unter Hinweis auf's ewige Heil zur Konversion bewegen zu wollen (würde auch Nostra aetate widersprechen).

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- .... dass man die Absicht aufgibt, den Juden Jesus als den Messias zu verkünden.

 

"Verzicht auf Missionierung" heisst, Juden nicht unter Hinweis auf's ewige Heil zur Konversion bewegen zu wollen (würde auch Nostra aetate widersprechen).

 

Das sind schon zwei verschiedene Antworten.

 

Ist es schon Judenmission, wenn man Juden was über den christlichen Glauben erzählt?

 

Was bedeutet es "den Messias zu verkünden"?

 

Mit "Hinweis auf's ewige heil" ist wohl gemeint "wenn du dich nicht bekehrst, wirst du in der Hölle schmoren", oder?

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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Ist es schon Judenmission, wenn man Juden was über den christlichen Glauben erzählt?

 

Nein, ist es nicht. Was denkst Du wohl, was im christlich-jüdischen Dialog gemacht wird?

 

Mit "Hinweis auf's ewige heil" ist wohl gemeint "wenn du dich nicht bekehrst, wirst du in der Hölle schmoren", oder?

 

Wenn Du es Dir nicht anders veranschaulichen kannst, dann tu Dir keinen Zwang an.

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Ist es schon Judenmission, wenn man Juden was über den christlichen Glauben erzählt?

 

Nein, ist es nicht. Was denkst Du wohl, was im christlich-jüdischen Dialog gemacht wird?

 

Mit "Hinweis auf's ewige heil" ist wohl gemeint "wenn du dich nicht bekehrst, wirst du in der Hölle schmoren", oder?

 

Wenn Du es Dir nicht anders veranschaulichen kannst, dann tu Dir keinen Zwang an.

Ok, dann bedeutet also "Verzicht auf Judenmission", dass man darauf verzichtet, einem Juden in jedem zweiten Satz zu sagen, dass er in die Hölle fährt, wenn er nicht auf der Stelle Christ wird (man kann das auch etwas freundlicher ausdrücken, es geht mir nur ums Prinzip)

 

Dann finde ich den Verzicht auf die Judenmission gut.

 

Werner

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Ich behaupte, dies widerspricht dem Auftrag Jesu:

"Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;

tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!" (Mt 28,19)

Warum sollte das Volk Jesu hier eine Ausnahme bilden?

 

Weil das Volk Jesu nicht mit "allen Völkern" gemeint ist. "Die Völker" meint "die Heiden". Das Volk Jesu ist die Ausnahme, es ist von Gott erwählt, aus ihm kommt das Heil.

bearbeitet von Alice
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Ist es schon Judenmission, wenn man Juden was über den christlichen Glauben erzählt?

 

Nein, ist es nicht. Was denkst Du wohl, was im christlich-jüdischen Dialog gemacht wird?

 

Mit "Hinweis auf's ewige heil" ist wohl gemeint "wenn du dich nicht bekehrst, wirst du in der Hölle schmoren", oder?

 

Wenn Du es Dir nicht anders veranschaulichen kannst, dann tu Dir keinen Zwang an.

Ok, dann bedeutet also "Verzicht auf Judenmission", dass man darauf verzichtet, einem Juden in jedem zweiten Satz zu sagen, dass er in die Hölle fährt, wenn er nicht auf der Stelle Christ wird (man kann das auch etwas freundlicher ausdrücken, es geht mir nur ums Prinzip)

 

Dann finde ich den Verzicht auf die Judenmission gut.

 

Werner

... Ich auch, aber das habe ich nicht gemeint. :angry:

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Ich behaupte, dies widerspricht dem Auftrag Jesu:

"Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;

tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!" (Mt 28,19)

Warum sollte das Volk Jesu hier eine Ausnahme bilden?

 

Weil das Volk Jesu nicht mit "allen Völkern" gemeint ist. "Die Völker" meint "die Heiden". Das Volk Jesu ist die Ausnahme, es ist von Gott erwählt, aus ihm kommt das Heil.

Aha, und warum hat dann Paulus auf seinen Reisen auch die Juden angesprochen?

Und Petrus bei seiner Pfingstrede? (Apg 2) Haben die zwei etwa Jesus falsch verstanden?

bearbeitet von Udalricus
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Ist es schon Judenmission, wenn man Juden was über den christlichen Glauben erzählt?

 

Nein, ist es nicht. Was denkst Du wohl, was im christlich-jüdischen Dialog gemacht wird?

 

Mit "Hinweis auf's ewige heil" ist wohl gemeint "wenn du dich nicht bekehrst, wirst du in der Hölle schmoren", oder?

 

Wenn Du es Dir nicht anders veranschaulichen kannst, dann tu Dir keinen Zwang an.

Ok, dann bedeutet also "Verzicht auf Judenmission", dass man darauf verzichtet, einem Juden in jedem zweiten Satz zu sagen, dass er in die Hölle fährt, wenn er nicht auf der Stelle Christ wird (man kann das auch etwas freundlicher ausdrücken, es geht mir nur ums Prinzip)

 

Dann finde ich den Verzicht auf die Judenmission gut.

 

Werner

... Ich auch, aber das habe ich nicht gemeint. :angry:

Was du gemeint hast, ist doch wohl in dem "christlich-jüdischen Dialog" enthalten.

Oder geht es dabei nur darum, dass beide Seiten gegen den CSD in Jerusalem sind und ähnliche Themen?

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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Ist es schon Judenmission, wenn man Juden was über den christlichen Glauben erzählt?

 

Nein, ist es nicht. Was denkst Du wohl, was im christlich-jüdischen Dialog gemacht wird?

 

Mit "Hinweis auf's ewige heil" ist wohl gemeint "wenn du dich nicht bekehrst, wirst du in der Hölle schmoren", oder?

 

Wenn Du es Dir nicht anders veranschaulichen kannst, dann tu Dir keinen Zwang an.

Ok, dann bedeutet also "Verzicht auf Judenmission", dass man darauf verzichtet, einem Juden in jedem zweiten Satz zu sagen, dass er in die Hölle fährt, wenn er nicht auf der Stelle Christ wird (man kann das auch etwas freundlicher ausdrücken, es geht mir nur ums Prinzip)

 

Dann finde ich den Verzicht auf die Judenmission gut.

 

Werner

... Ich auch, aber das habe ich nicht gemeint. :angry:

Was du gemeint hast, ist doch wohl in dem "christlich-jüdischen Dialog" enthalten.

Oder geht es dabei nur darum, dass beide Seiten gegen den CSD in Jerusalem sind und ähnliche Themen?

 

Werner

Der christlich-jüdische Dialog hat viele Facetten und den möchte ich an sich gar nicht in Frage stellen. Ich möchte lediglich daran festhalten, dass der Aufruf zu Taufe und Bekehrung Juden und Heiden gleichermaßen gilt.

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Ist es schon Judenmission, wenn man Juden was über den christlichen Glauben erzählt?

 

Nein, ist es nicht. Was denkst Du wohl, was im christlich-jüdischen Dialog gemacht wird?

 

Mit "Hinweis auf's ewige heil" ist wohl gemeint "wenn du dich nicht bekehrst, wirst du in der Hölle schmoren", oder?

 

Wenn Du es Dir nicht anders veranschaulichen kannst, dann tu Dir keinen Zwang an.

Ok, dann bedeutet also "Verzicht auf Judenmission", dass man darauf verzichtet, einem Juden in jedem zweiten Satz zu sagen, dass er in die Hölle fährt, wenn er nicht auf der Stelle Christ wird (man kann das auch etwas freundlicher ausdrücken, es geht mir nur ums Prinzip)

 

Dann finde ich den Verzicht auf die Judenmission gut.

 

Werner

... Ich auch, aber das habe ich nicht gemeint. :angry:

Was du gemeint hast, ist doch wohl in dem "christlich-jüdischen Dialog" enthalten.

Oder geht es dabei nur darum, dass beide Seiten gegen den CSD in Jerusalem sind und ähnliche Themen?

 

Werner

Der christlich-jüdische Dialog hat viele Facetten und den möchte ich an sich gar nicht in Frage stellen. Ich möchte lediglich daran festhalten, dass der Aufruf zu Taufe und Bekehrung Juden und Heiden gleichermaßen gilt.

Das mit dem Aufruf zur bekehrung und Taufe ist ja schön und richtig, aber die Frage ist doch, wie man das angeht.

Muss man dazu in die Synagoge gehen und rufen "kehrt um und glaubt an das Evangelium", oder ist nicht auch das vorleben des Christentums schon Missionierung (genug)?

 

Es ist ja heute nicht mehr so, dass man zu irgendwelchen Völkern käme, die noch nie was von Jesus gehört haben.

 

Werner

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Der christlich-jüdische Dialog hat viele Facetten und den möchte ich an sich gar nicht in Frage stellen. Ich möchte lediglich daran festhalten, dass der Aufruf zu Taufe und Bekehrung Juden und Heiden gleichermaßen gilt.

 

 

Das ist ein Missverständnis.

 

In Röm 9 bis 11 hat der Apostel aus dieser Erfahrung eine weiterführende theologische Einsicht gewonnen: Gott selbst hat sich den Abschluss der Sammlung Israels erst für die Zukunft vorbehalten; er wollte damit Zeit dafür gewähren, daß zuerst die Weltvölker bis zu den Enden der Erde im Glauben an Jesus gesammelt werden sollten (Röm 11,25). Die ursprüngliche Erwartung der nahe bevorstehenden endzeitlichen Sammlung von ganz Israel um Jesus war damit durch Paulus zwar keineswegs außer Kraft gesetzt. Aber sie war nun gleichsam umgedreht: Erst nachdem die Weltvölker als Zeugen und Teilhaber des in Israel in der Gestalt Jesu erschienenen Heils gesammelt wären, sollte Israel selbst in seiner Gesamtheit errettet werden. Israel sollte dann durch Gottes endzeitliches Handeln Jesus als seinen Messias erkennen und damit in das ihm zugesagte Heil eingehen (vgl. 2.5).
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Hier einige Antworten von Kardinal Lehmann zum genannten Thema:

 

Das Christentum ist undenkbar ohne die Herkunft aus dem Volk Israel. Man denke nur an Aussagen, wie bei Joh 4,22: „Das Heil ist aus den Juden.“ Aber auch die bekannten Ausführungen in Kapitel 9-11 im Römerbrief sagen mit aller Deutlichkeit: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Röm 11,18) Im Übrigen kann man die judenkritischen Aussagen des Neuen Testaments weder tilgen noch ignorieren. Wir müssen sie heute sorgfältig interpretieren mit den Ergebnissen der historisch-exegetischen Wissenschaft. In diesem Sinne hat ganz gewiss der Holocaust in Verbindung mit Antijudaismus und Antisemitismus uns neu die Augen geöffnet. Er verändert die Wahrnehmung biblischer Texte und hat so eine wichtige hermeneutische Funktion im Vorgang der Interpretation dieser Texte. So ist die ganze Geschichte der Entfremdung zwischen der Kirche und dem Judentum eine schwere Hypothek, die die Kirchen heute nicht einfach abstreifen können. Die historische Last ist zu groß.

 

Dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist trotz vieler Geburtswehen in der Erklärung „Nostra aetate“ ein Epoche machender Text zum Verhältnis zwischen Judentum und Kirche gelungen. Zwar gab es schon im Gefolge des Zweiten Weltkrieges und des Erschreckens über die nationalsozialistischen Gräuel Hinweise für eine dringende Umkehr der Kirche. Man kann nicht leugnen, dass es vor allem die Päpste selbst waren, die das Anliegen vorantrieben. Johannes XXIII. hatte schon 1959 für den Karfreitag verletzende Worte aus den so genannten „Großen Fürbitten“ ausmerzen lassen. Der Antisemitismus sollte mit einem Schuldbekenntnis der Kirche bezüglich dessen christlicher Wurzeln verurteilt werden; eine positive Lehräußerung sollte die Israelvergessenheit der Kirche aufheben. Dabei sollte die Grunddifferenz nicht verschwiegen werden, dass die Christen an Jesus als den gekommenen Messias glauben, während die Juden noch auf den Kommenden warten.

 

Beim jüdisch-christlichen Dialog geht es um eine aus den erwähnten Gründen entspringende Vorzugsstellung. Die Juden sind unsere älteren Brüder. Wir können nicht vergessen, was ihnen auch von Christen angetan worden ist. Dies ist der Grund, warum dieser Dialog im Gespräch der Religionen, von der innerkirchlichen Ökumene abgesehen, immer noch einen herausragenden Vorrang genießt. Ich glaube, dass die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils auch an dieser Stelle eine wichtige Hilfe geschaffen hat. In den Großen Fürbitten des Karfreitags heißt es nun: „Lasst uns auch beten für die Juden, zu denen Gott, unser Herr, zuerst gesprochen hat: Er bewahre sie in der Treue zu seinem Bund und in der Liebe zu seinem Namen, damit sie das Ziel erreichen, zu denen sein Ratschluss sie führen will ... erhöre das Gebet deiner Kirche für das Volk, das du als erstes zu deinem Eigentum erwählt hast: Gib, dass es zur Fülle der Erlösung gelangt.“

 

Die Zitate sind einer Rede entnommen, die Karl Kardinal Lehmann am 20. März 2006 anläßlich seiner Auszeichnung mit dem Abraham Geiger Preis in der Bayerischen Vertretung in Berlin gehalten hat. Deutschlands Rabbinerseminar hatte den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz "für seine Freundschaft dem Judentum gegenüber ausgezeichnet, aber auch zum Dank für seinen Mut, mit dem er eigenen Überzeugungen stets treu geblieben ist." (Rabbiner Walter Homolka).

 

Quelle

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Betrachten wir es mal logisch:

 

Es ist nicht so, dass es heute noch irgendwo Juden gibt (und auch keine sonstigen Nicht-Christen), die noch nichts vom Cristentum und Christus gehört haben.

 

Es ist heute also nicht mehr nötig, "in alle Welt" zu gehen um Christus "zu verkündigen".

 

Warum aber werden dann nicht alle Menschen einfach Christen?

 

Das ist die Frage, die man sich stellen sollte:

 

Offensichtlich ist das, was die Christen vorleben, nicht überzeugend genug.

 

Hier liegt der Hund begraben. Missionierung heute bedeutet nicht mehr, irgendjemandem zum ersten Mal von Christus zu erzählen. das bedeutet heute, Menschen durch sein Beispiel davon zu überzeugen, dass das Christentum der richtige Weg ist.

 

Werner

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