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Schweinefleisch


Noora

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Nun im alten Testament finden sich ja mehr Speisengebote und -verbote als man mit einer Schubkarre wegschaffen kann, aber m. W. glauben die meisten Christen, dass die sich mit Jesus Christus erledigt haben, da er einen neuen Bund eingesetzt hat und somit den alten in Teilen aufgehoben hat. Aber da gibt es sicher kompetentere Auskunftsstellen.

 

Warum sollten sich die Speisengebote des AT mit Jesus geaendert haben? Da er zeitlebens Jude war wird er wohl kaum "Schweinsbraten mit Kraut und Knoedeln" gegessen haben! Die Aenderung des Speisengebots wird sich wahrscheinlich erst im Laufe der Christianisierung der Heidenvoelker vollzogen haben!

 

 

Das NT gibt eigentlich keine andere Interpretation her.

 

Vor allem: Jesus hat mit "unreinen" Menschen gegessen, ist unbefangen mit Frauen umgegangen (siehe zum Beispiel die Samariterin am Brunnen, mit der er eigentlich gar nicht hätte sprechen dürfen...), wieso sollte er dann ausgerechnet die weitere Einhaltung der Speisegebote von uns verlangen? In ihm ist das Gesetz erfüllt, was einen Menschen verunreinigt, dazu hat er sich klar geäußert, und ansonsten sei nochmal auf die Begebenheit mit dem Tischtuch und den diversen "verbotenen" Speisen verwiesen.

Ich glaube nicht, daß Jesus überhaupt in Erwägung gezogen hat, die jüdischen Speisegesetze anzuzweifeln. Wozu sollte er das tun? In seiner Lebenswirklichkeit taten die keinem weh und Zöllner und sonstige Leute, mit denen er gespeist hat, waren auch gläubige Juden, obwohl sie sündhaft waren. Bei denen wurde auch nichts anderes aufgeischt als in anderen normalen jüdischen Haushalten. Meines Wissens verstand sich Jesus nicht als Religionsgründer, sondern durchaus als jüdischer Rabbi.

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Es gab im Christentum ein ganz klares päpstliches Dekret über den Verzehr von Pferdefleisch, ich glaube es war Gregor der Große, bin mir aber nicht sicher. Dabei ging es um die Bekehrung der Germanen, die Pferdefleischesser waren.
Aber auch hier ging es doch vmtl. wieder vorallem um Opferfleisch - oder?

 

Insgesamt gibt es aber außer den Fastenzeiten und den Abstinenztagen keine christlichen Speisegebote.

Soweit ich weiß, war es der generelle Verzehr, um eben Opferungen mit auszuschließen.

Na ja.

Das hat wohl so ähnlich funktioniert wie das Verbot der Feuerbestattung, vom 19. Jahrhundert bis in die allerjüngste Vergangenheit. Die (die Feuerbestattung nämlich) wurde von kämpferisch atheistisch Gesinnten propagiert als Ausdruck der Ablehnung des Auferstehungsglaubens. So lang die Kirche den Eindruck hatte, diese Deutung sei allgemein verbreitet, hat sie's den Gläubigen eben verboten.

 

Nebenbei: Das Apostelkonzil befand ja, man müsse die Speisegebote nicht mehr einhalten, hielt aber am Verbot von Blut und Ersticktem fest. Scheint aber von Anfang an nicht viele bekümmert zu haben, denn eine ausdrückliche Aufhebung dieser Vorschrift ist, glaub ich, nicht überliefert.

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Nebenbei: Das Apostelkonzil befand ja, man müsse die Speisegebote nicht mehr einhalten, hielt aber am Verbot von Blut und Ersticktem fest. Scheint aber von Anfang an nicht viele bekümmert zu haben, denn eine ausdrückliche Aufhebung dieser Vorschrift ist, glaub ich, nicht überliefert.
"Hinsichtlich der Rezeption des Aposteldekrets ist festzustellen, dass im Unterschied zum Abendland im christlichen Osten und so auch in der Rumänischen Orthodoxen Kirche das Verbot des Verzehrs von Blut und Ersticktem eingehalten wird."

 

http://www.ekd.de/ausland_oekumene/reader_2006_20.html

 

wußte ich auch noch nicht - habe ich erst gerade beim Nachsehen gefunden.

 

danke für den interessanten Thread :angry:

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... und die Äthiopier halten sich noch an die mosaischen Speisegebote:

 

"Die äthiopische Kirche hat auch noch viele urchristliche und jüdische Gebräuche erhalten, welche wir heute in Europa nicht mehr kennen, wie z.B. die mosaischen Speisegebote"

 

http://www.tewahedo.ch/introD.htm

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Es gab im Christentum ein ganz klares päpstliches Dekret über den Verzehr von Pferdefleisch, ich glaube es war Gregor der Große, bin mir aber nicht sicher. Dabei ging es um die Bekehrung der Germanen, die Pferdefleischesser waren.
Aber auch hier ging es doch vmtl. wieder vorallem um Opferfleisch - oder?

 

Insgesamt gibt es aber außer den Fastenzeiten und den Abstinenztagen keine christlichen Speisegebote.

Soweit ich weiß, war es der generelle Verzehr, um eben Opferungen mit auszuschließen.

Na ja.

Das hat wohl so ähnlich funktioniert wie das Verbot der Feuerbestattung, vom 19. Jahrhundert bis in die allerjüngste Vergangenheit. Die (die Feuerbestattung nämlich) wurde von kämpferisch atheistisch Gesinnten propagiert als Ausdruck der Ablehnung des Auferstehungsglaubens. So lang die Kirche den Eindruck hatte, diese Deutung sei allgemein verbreitet, hat sie's den Gläubigen eben verboten.

 

Nebenbei: Das Apostelkonzil befand ja, man müsse die Speisegebote nicht mehr einhalten, hielt aber am Verbot von Blut und Ersticktem fest. Scheint aber von Anfang an nicht viele bekümmert zu haben, denn eine ausdrückliche Aufhebung dieser Vorschrift ist, glaub ich, nicht überliefert.

Das letzte ist übrigens eine Erhärtung der These, daß Speisege- und verbote ursprünglich gesellschaftliche Vereinbarungen waren und von der Religion aufgegriffen wurden.

 

In Israel gab es streckenweise am Jordan ziemlich sumpfige Gebiete mit ausgedehnten Wäldern. Diese waren stets eine Brutstätte für Malaria und ich habe diese Gebiete bei meinem Israel-Besuch stolz präsentiert bekommen, weil es im 20. Jhd. gelungen ist, die Sümpfe auszutrocknen und der Malaria Herr zu werden.

 

Das war aber nicht nur Malaria-Land, sondern auch ein Gebiet, in dem Schweine außerordentlich gut gediehen, weil sie genug Schatten und Feuchtigkeit hatten, die ihren Lebensbedingungen entsprach. Wie die Bibel belegt, gab es auch zur Zeit Jesu Schweinezucht in Israel und es ist möglich, daß die dort stattfand. Irgendwer mußte die Schweine ja essen und ich gehe davon aus, daß das nicht nur Nichtjuden waren.

 

Das religiöse Schweinefleischverbot versuchte so viele Menschen wie möglich zu erreichen und war ein Akt der Identitätsbildung. Eigentlich sehr erfolgreich, wenn man mal von den paar Schweinefleischessern am Jordan absieht. Nach der Landnahme waren die Juden durch ihre Seßhaftigkeit durchaus in der Lage, Schweine zu züchten, aber es war nicht notwendig, und deswegen konnte das Verbot auch gut greifen.

 

Was das Schreiben Gregors III an Bonifatius angeht, so habe ich es hier gefunden:

 

[...]Unter anderem hast Du auch erwähnt, einige (bei den Deutschen) äßen wilde Pferde und sogar noch mehr äßen zahme Pferde. Unter keinen Umständen, heiliger Bruder, darfst Du erlauben, daß dergleichen jemals geschieht. Erlege ihnen vielmehr um alles in der Welt eine angemessene Strafe auf, durch die Du mit Christi Hilfe imstande bist, es zu verhindern. Denn dieses Tun ist unrein und verabscheuungswürdig[...]

 

Quelle

 

Durch das Mittelalter hindurch war das Verbot außerordentlich wirksam, zumal Pferde ziemlich teure Geschöpfe waren. Steuerschätzungen von drei englischen Lehnsgütern aus dem Jahre 1086 ergaben folgende Verteilung von Vieh pro Bauernhof:

 

0,2 Stück Pferd

0,8 Stück Rind

0,9 Stück Ziege

3,0 Stück Schwein

11,0 Stück Schaf

 

Pferde waren eben außerordentlich wertvolle Kriegsgüter und Fortbewegungsmittel und hatten hier in Europa einen ähnlichen Status wie die Kuh in Indien: Es gab zwar immer wieder Arme, die beim Abdecker einen Pferdekadaver für sich ergattern konnten, in der Hauptsache aber war der Verzehr von Pferdefleisch tabuisiert.

bearbeitet von Platona
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Pferde waren eben außerordentlich wertvolle Kriegsgüter und Fortbewegungsmittel und hatten hier in Europa einen ähnlichen Status wie die Kuh in Indien:

daran wird's liegen

war der Verzehr von Pferdefleisch tabuisiert.

Ist er ja tw. heute noch. Die kleingeistigen Leute rümpfen anwidert die Nase, dabei ist Pferd soo LECKER.

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