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Vatertag statt Christi Himmelfahrt


colonia

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Christi-Himmelfahrts-Prozession

 

Von so etwas hab ich noch nie gehört, und ich bin in einer ziemlich katholischen Gegend groß geworden...

 

Werner

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Christi-Himmelfahrts-Prozession

 

Von so etwas hab ich noch nie gehört, und ich bin in einer ziemlich katholischen Gegend groß geworden...

 

Werner

Höre ich auch zum ersten Mal.

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Christi-Himmelfahrts-Prozession

 

Von so etwas hab ich noch nie gehört, und ich bin in einer ziemlich katholischen Gegend groß geworden...

 

Werner

 

google kennt Christi-Himmelfahrt-Prozessionen massenhaft ...

 

Nun, es ist die letzte von einstmals drei Bitt- (Ösch-) Prozessionen, die gaaaanz früher mal an den drei Bitttagen Montag, Dienstag und Mittwoch vor Christi Himmelfahrt stattgefunden haben. Heute sind sie wohl fast überall auf eine geschrumpft (ich weiss keinen Ort, an dem sie noch dreimal hintereinander ausrücken), und die ist an Christi Himmelfahrt. In Weingarten als Reiterprozession am Tag nach Christi Himmelfahrt ... Eingeführt worden sind sie angeblich im 5. Jh. durch den hl. Mamertus, Bischof von Lyon. Kann auch sein, dass sie - regional unterschiedlich - nicht überall auf die drei Tage unmittelbar vor Christi Himmelfahrt gepackt, sondern über ein paar Wochen verteilt wurden ... aber das müsste ich nachsuchen, und dazu bin ich jetzt gerade zu faul.

bearbeitet von Julius
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Jetzt gerade - 7.00 morgens und eingeläutet von der

(der größten Glocke des Geläuts der Weingartener Basilika) -
: In einem engen Gässle, unmittelbar unterhalb des Klosters Weingarten, haben die ersten Gruppen Aufstellung genommen (durch diese enge Gasse müssen alle, die rücken von ihren Aufstellungsorten eben in das Gässle nach - im Verlauf der nächsten Stunden werden da 3000 Gäule und zig Musikkapellen durchgeschleust, die letzten so gegen 11 Uhr, da ist die erste Hälfte, einschließlich des Blutreiters, vom Umritt schon zurückgekommen). Neben allerlei Ehren, die es da so gibt, ist es auch eine Ehre, die Prozession als erste Gruppe anzuführen. Heuer trifft es die Blutreiter von Jettenhausen-Schnetzenhausen-Berg, das sind drei ehemalige, inzwischen nach Friedrichshafen am Bodensee eingemeindete Dörfer, deren Reiter seit ca.. 80 Jahren in Weingarten teilnehmen, und die heuer natürlich besonders eifrig geübt haben, um ein ordentliches Bild abzugeben.

 

Ehrengast ist heuer der Erzbischof von Santiago de Compostela (im letzten Jahr war es ein in Beirut ansässiger Patriarch einer Ostkirche), Und selbstverständlich ist auch die Blutreitergruppe aus Mantua wieder gekommen, der Stadt, wo der Legende nach, die Blutreliquie irgendwann vor ich weiß nicht wieviel hundert Jahren aufgefunden worden ist ... Die bringen allerdings ihre Pferde nicht mit, sondern bekommen in Weingarten/Ravensburg welche gestellt, sie reiten, einschließlich des Bischofs von Mantua, als Teil der Weingartener Blutreitergruppe, der - gemeinsam mit der Stadtgarde zu Pferd Weingarten - die Ehre zukommt, den Reiter mit der Reliquie unmittelbar zu begleiten.

 

Auch in Oberschwaben wachsen schon lange die blutrittgeeigneten Pferde nicht mehr auf den Bäumen, inzwischen werden welche auch schon mal aus 600 km Entfernung herbeigekarrt. Und so mancher oberschwäbische Gaul wird nur noch und zu keinem anderen Zweck gehalten als am Blutritt mitzulaufen, so auch der wunderschöne und inzwischen sehr betagte Schimmel "Mariano", der einem Gastwirt in Sieberatsreute bei Waldburg gehört und seit Jahren den Blutreiter sicher durch die Stadt und durch's Ösch trägt: ich glaube, der "Mariano" würde den Weg inzwischen ganz alleine finden ...

bearbeitet von Julius
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Nachdem die Reitergruppen jetzt seit 7 Uhr

von Weingarten nach Baienfurt und wieder zurück geritten sind - ohne Musikkapellen, Rosenkranz betend und Bittlieder singend - ist jetzt ungeführ die Hälfte wieder in Weingarten angekommen (während gleichzeitig die letzten Gruppen noch losreiten). Am Stadteingang werden die Gruppen wieder von Musikkapellen in Empfang genommen und
, das Einfädeln hier ist wohl die logistisch schwierigste Übung. Auch der Blutreiter selbst ist jetzt fast schon "zuhause". Auf diesem Video sieht man ein bisschen was von der Schwerarbeit, die die Träger der
leisten müssen (die und die zu-Fuß-Ministranten müssen aber nicht zu Fuß durch's Ösch, auf die wartet ein Elektrofahrzeug der Stadt Weingarten und bringt sie surrend zum Stadteingang - sieht lustig aus, die ganze Bande mit den Fahnen auf der Ladefläche). Man kann hier auch erkennen, dass die große Prozessionsfahne in eine Klarsichthülle gepackt ist - bei zweifelhaftem Wetter ein Muss, denn das Ding ist aus schwerem Samt, und wenn es sich noch mit ich weiss nicht wievielen Litern Regenwasser vollsaugt, ist es schlicht nicht mehr zu handeln.

Im Klosterhof nehmen soviele Gruppen Aufstellung, wie drin Platz haben und erwarten den Blutreiter, der hier die Reliquie an den Ehrengast übergibt, der sie zurück in die Basilika trägt, wo sie bis zum nächsten Jahr aufbewahrt wird. Daran schließt sich ein Hochamt an ...

bearbeitet von Julius
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Muß dies aber ausgerechnet an Christi Himmelfahrt sein?

 

Nein, das ist untragbar. Dagegen sollte polizeilich vorgegangen werden.

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Muß dies aber ausgerechnet an Christi Himmelfahrt sein?
Nein, das ist untragbar. Dagegen sollte polizeilich vorgegangen werden.
Untragbar ist eigentlich, daß der Vatertag tatsächlich ein gesetzlich zum Feiertag erklärter Donnerstag ist (zumindest im Bewusstsein der säkularen Bevölkerung), der Muttertag aber nur ein gewidmeter Sonntag.

 

Ich wäre daher dafür den Muttertag auf den 15.08. zu verlegen und zum bundesweit einheitlichen gesetzlichen Feiertag zu erklären.

bearbeitet von Flo77
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Ich wäre daher dafür den Muttertag auf den 15.08. zu verlegen und zum bundesweit einheitlichen gesetzlichen Feiertag zu erklären.

 

Ausgezeichnete Idee. Das erleichtert auch die Feiertätigkeit der Bonapartisten ungemein.

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Ich bin am Sonntag mit dem Auto durchs Land gefahren und sah bei einigen Gemeinden am Ortseingang große Schilder mit Hinweisen auf Veranstaltungen am Vatertag. Auch in den Medien ist in diesen Tagen viel von Veranstaltungen am Vatertag die Rede. Offenbar ist vielen nicht mehr bewußt, dass morgen Christi Himmelfahrt ist. Meine Frage lautet wie folgt: Gibt es in Ländern mit anderen Religionen (z.B. Islam, Judentum, Budhismus) auch die Situation, dass ein religiöser Feiertag überwiegend nicht nur für einen profanen Zweck genutzt , sondern auch gleich umbenannt wird? Ich habe nichts dagegen, dass es einen Vatertag gibt. Muß dies aber ausgerechnet an Christi Himmelfahrt sein? Wie wäre die Reaktion in Deutschland, wenn am Tag der Deutschen Einheit (3.10.) ein Großteil der Bevölkerung den Großvatertag feiern würde und der Tag allgemein als Großvatertag bezeichnet würde?

 

Ich sehe da kein Problem. Schließlich ist Jesus an diesem Tag zum Vater in den Himmel aufgefahren - also passt "Vatertag" und Christi Himmelfahrt gut zusammen. :popcorn:

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Christi-Himmelfahrts-Prozession

 

Von so etwas hab ich noch nie gehört, und ich bin in einer ziemlich katholischen Gegend groß geworden...

 

Werner

 

google kennt Christi-Himmelfahrt-Prozessionen massenhaft ...

 

Nun, es ist die letzte von einstmals drei Bitt- (Ösch-) Prozessionen, die gaaaanz früher mal an den drei Bitttagen Montag, Dienstag und Mittwoch vor Christi Himmelfahrt stattgefunden haben. Heute sind sie wohl fast überall auf eine geschrumpft (ich weiss keinen Ort, an dem sie noch dreimal hintereinander ausrücken), und die ist an Christi Himmelfahrt. In Weingarten als Reiterprozession am Tag nach Christi Himmelfahrt ... Eingeführt worden sind sie angeblich im 5. Jh. durch den hl. Mamertus, Bischof von Lyon. Kann auch sein, dass sie - regional unterschiedlich - nicht überall auf die drei Tage unmittelbar vor Christi Himmelfahrt gepackt, sondern über ein paar Wochen verteilt wurden ... aber das müsste ich nachsuchen, und dazu bin ich jetzt gerade zu faul.

Achso, verschobene Bitttags-Prozession, ok.

Wobei die dieses Jahr interessanter richtig gewirkt haben (die Bitttage): Am 2. Bittag abends hat es hier angefangen zu regnen und hat den 3. bis Mittags geregnet, also genau was die Bauern und Gärtner wollten

 

Werner

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Ich wäre daher dafür den Muttertag auf den 15.08. zu verlegen und zum bundesweit einheitlichen gesetzlichen Feiertag zu erklären.

Super Idee!

 

Werner

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Weitere Vorschläge: Niemand braucht mehr zu arbeiten, jeder bekommt monatlich 10000 Euro aus der Staatskasse und soweit noch was in der Staatskasse sein sollte, wird dieser Betrag nach Griechenland überwiesen. Sind das nicht auch S u p e r Ideen?

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Pressestimmen: Die FAZ zur Vatertagsschlägerei: Was sich in Deutschland an Christi Himmelfahrt tut, ist eine Schande. Es hat mit Brauchtum nichts zu tun, wenn erwachsene Männer ihre Umgebung durch hemmungslose Sauferei verunsichern. Für alle Väter, die etwas auf sich halten, ist es lächerlich, solches Bollerwagentum als "Vatertag" zu bezeichnen.

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Pressestimmen: Die FAZ zur Vatertagsschlägerei: Was sich in Deutschland an Christi Himmelfahrt tut, ist eine Schande. Es hat mit Brauchtum nichts zu tun, wenn erwachsene Männer ihre Umgebung durch hemmungslose Sauferei verunsichern. Für alle Väter, die etwas auf sich halten, ist es lächerlich, solches Bollerwagentum als "Vatertag" zu bezeichnen.

Meinst Du, die Säufer saufen weniger, wenn der Vatertag auf ein anderes Datum als den Christi-Himmelfahrts-Tag gelegt wird?

bearbeitet von Julius
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Für alle Väter, die etwas auf sich halten, ist es lächerlich, solches Bollerwagentum als "Vatertag" zu bezeichnen.

 

So lächerlich, dass mann sich wgegen des Bollerwagens totschlägt?

"Ein 44 Jahre alter Mann war zu Himmelfahrt bei dem brutalen Angriff auf dem belebten S-Bahnhof ums Leben gekommen. Es war zum Streit um einen Bollerwagen und zu einer Schlägerei zwischen zwei Herrentagsgruppen gekommen. Dabei soll der 24-Jährige dem Opfer von hinten einen schweren Faustschlag versetzt haben. Der Attackierte wurde an der Halsschlagader verletzt und erlitt eine Hirnblutung. Die Rettungskräfte konnten den Mann aus dem Landkreis Bad Doberan zwar wiederbeleben, er starb aber später auf dem Weg ins Krankenhaus."

http://www.abendblatt.de/region/norddeutschland/article1912918/Caffier-fordert-nach-toedlicher-Pruegelei-schnelles-Urteil.html

Neu für einen Rheinländer ist übrigens der Begriff "Herrentag", stammt dieser Begriff von:"Tag der Herren" die an diesem saufen gehen, oder von "Tag des Herrn", der an diesem oder an einem anderen Tag in den Himmel aufgefahren ist?

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Für alle Väter, die etwas auf sich halten, ist es lächerlich, solches Bollerwagentum als "Vatertag" zu bezeichnen.

 

So lächerlich, dass mann sich wgegen des Bollerwagens totschlägt?

"Ein 44 Jahre alter Mann war zu Himmelfahrt bei dem brutalen Angriff auf dem belebten S-Bahnhof ums Leben gekommen. Es war zum Streit um einen Bollerwagen und zu einer Schlägerei zwischen zwei Herrentagsgruppen gekommen. Dabei soll der 24-Jährige dem Opfer von hinten einen schweren Faustschlag versetzt haben. Der Attackierte wurde an der Halsschlagader verletzt und erlitt eine Hirnblutung. Die Rettungskräfte konnten den Mann aus dem Landkreis Bad Doberan zwar wiederbeleben, er starb aber später auf dem Weg ins Krankenhaus."

http://www.abendblatt.de/region/norddeutschland/article1912918/Caffier-fordert-nach-toedlicher-Pruegelei-schnelles-Urteil.html

Neu für einen Rheinländer ist übrigens der Begriff "Herrentag", stammt dieser Begriff von:"Tag der Herren" die an diesem saufen gehen, oder von "Tag des Herrn", der an diesem oder an einem anderen Tag in den Himmel aufgefahren ist?

Ich kenne den Begriff "Herrentag" von meinen sächsischen Bekannten aus der Zeit, als dort noch tiefste DDR war.

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Ich habe nichts dagegen, dass es einen Vatertag gibt. Muß dies aber ausgerechnet an Christi Himmelfahrt sein?

 

Ich sehe da kein Problem. Schließlich ist Jesus an diesem Tag zum Vater in den Himmel aufgefahren - also passt "Vatertag" und Christi Himmelfahrt gut zusammen. :popcorn:

 

Ich habe in irgendeiner Bäcker-/ Metzger-Kundenzeitschrift einen kurzen Hinweis darauf gelesen, dass diese Vatertagstouren /-besäufnisse ihren Ursprung in Prozessionen o.ä. zu Christi Himmelfahrt haben. Anscheinend durften an diesen Prozessionen auch nur Männer teilnehmen, da es sich ja um ein rein männliches Thema (Jesus fährt auf zu seinem Vater) handelt. (Die Weiterentwicklung stelle ich mir dann ähnlich vor, wie Julius sie in seinem (ersten?) Beitrag zu dem Vatertagsthema geschildert hat.)

 

Weiß jemand was genaueres zu dieser Theorie?

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Ich habe in irgendeiner Bäcker-/ Metzger-Kundenzeitschrift einen kurzen Hinweis darauf gelesen, dass diese Vatertagstouren /-besäufnisse ihren Ursprung in Prozessionen o.ä. zu Christi Himmelfahrt haben. Anscheinend durften an diesen Prozessionen auch nur Männer teilnehmen, da es sich ja um ein rein männliches Thema (Jesus fährt auf zu seinem Vater) handelt. (Die Weiterentwicklung stelle ich mir dann ähnlich vor, wie Julius sie in seinem (ersten?) Beitrag zu dem Vatertagsthema geschildert hat.)

Weiß jemand was genaueres zu dieser Theorie?

 

Nichts gegen Bäcker- und Metzger-Kundenzeitschriften (obwohl ich da nie reinschaue :D ), aber das scheint mir nun wirklich etwas zu verwegen.

 

Ich habe mal ein Buch über den Blutritt in Weingarten verschenkt, in dem allerlei Wissenswertes über Brauchtum auch ausserhalb dieses Ereignisses, das eine über 900-jährige Tradition hat, beschrieben wird. Da ich's, wie schon bemerkt, verschenkt habe, kann ich jetzt leider nicht mehr drin rumblättern und muss aus dem Hinterkopf zusammensuchen, was ich noch so ungefähr weiss (verschenkt habe ich das Buch übrigens, es sind sicher schon 20 Jahre her, an einen damals noch jungen Pfarrer, der eine Pfarrstelle im Oberschwäbischen angetreten hat, und der bei mir Reitunterricht nahm, weil er vor der stattlichen Blutreitergruppe seiner neuen Gemeinde nicht als blutiger Reit-Anfänger datsehen wollte).

 

Ob Flurumritte überhaupt christlichen Ursprungs sind, ist schon mal fraglich. Angeblich war es schon in vorchristlichen Zeiten üblich, dass die Besitzer einer Gemarkung (nebst Gefolge) einmal im Jahr die Grenzen der Gemarkung abgeritten haben, es gehörte vielleicht zum (nicht religiösen) Zeremoniell, die Grenzen einmal jährlich abzustecken. Daraus sollen sich dann mancherorts Wettreitereien der Männer im Dorf einmal um die Gemarkung herum entwickelt haben. Vorzugsweise im Frühjahr, liegt ja eigentlich auch nahe, vielleicht hing es auch mit irgendwelchen Fruchtbarkeitskulten zusammen. Jedenfalls war's Brauch, als irgendeine Äbtissin, deren Namen ich vergessen habe, noch vor dem Jahr 1000 auf den Ländereien, die sie wohl selbst dem von ihr gegründeten Kloster gestiftet hatte, den alten Brauch - der wohl meistens in Säufereien und Schlägereien endete - neu zu ordnen begann und ihn religiös verbrämte. Dazu ist wohl ein Schriftstück erhalten ... ich weiss aber auch nicht mehr wo genau.

 

In Oberschwaben hat es jedenfalls im Mittelalter noch zahlreiche Flurumritte gegeben, so wie in anderen Regionen (etwa der Lausitz), wobei das Datum unterschiedlich war: Die meisten im Frühjahr, viele auch zu Pfingsten (Pfingstmontag), aber auch zu Festen bestimmter Heiliger. Im Frühjahr war es jedenfalls am naheliegendsten, auch für das Gedeihen der aufgehenden Saaten und letztlich für eine gute Ernte im Herbst und um Verschonung vor allen Naturgewalten zu beten, die sie bis dahin vernichten konnten. Dass an Reiterprozessionen oder Reiterwettbewerben vor 1000 oder auch erst 300 Jahren nur Männer teilgenommen haben, verwundert mich nicht, da würde ich nun keine kunstvolle Verbandelung damit herstellen, dass Christi Himmelfahrt eine "reine Männersache" gewesen sei (oder so ähnlich), der Heilige Geist an Pfingsten hat ja wohl die versammelten Frauen nicht ausgespart, und trotzdem bleiben die Männer beim Pfingstritt in Kötzting unter sich. Den Grund dafür, dass an Reiterprozessionen nur Männer teilgenommen haben, sehe ich einfach im Rollenverständnis der damaligen Zeit. Bei den Bittprozessionen, die zu Fuß vor Christi Himmelfahrt stattfanden, waren die Weibsleute ja nicht ausgeschlossen.

 

Und dass nach dem Blutritt in Weingarten ein Fest gefeiert und der Durst auch mit Bier gelöscht wird, hat wohl eher damit zu tun, dass die Teilnehmer des Blutritts einst mit Pferd und Wagen von weither kamen, ordentlich Proviant an Ess- und Trinkbarem mit sich brachten und gerne ein Fest feierten, wenn sie nun schon mal beisammen waren - das war noch vor 100 Jahren ja nicht alltäglich. Und beim "gemütlichen" Teil der Wallfahrt blieben und bleiben die Frauen ja nicht aussen vor.

 

Alles in allem halte ich von der Bäcker-Metzger-Kundenzeitschrift-Theorie, dass die Vatertagsbesäufnisse christlichen Ursprungs seien, nicht sonderlich viel. Nö: ich halte sogar überhaupt nichts davon ...

bearbeitet von Julius
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Nachlese:

 

Fast ein Wunder: das Wetter hat gehalten, Die Regenmäntel (Sonderanfertigung für die Weingartener Blutreiter, einschließlich Regenschutz für die Zylinder) mussten nicht ausgepackt werden.

 

und der neue Blutreiter hat eine gute Figur gemacht.

 

Und es dauert fast wieder ein Jahr, bis in Weingarten einen halben Tag lang unaufhörlich der "Rossbollenmarsch" geblasen wird (der heisst eigentlich anders, aber die Weingartener nennen ihn aus gegebenem Anlass - es ist einer der Lieblingsmärsche der Reitergruppen - halt so).

bearbeitet von Julius
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