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Zur Historizität des Pentateuchs


Mecky

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Ich will, wie ich schon öfters gesagt habe, nur eine Sicherheit haben. Ich bin alles andere einfach satt.

 

Die Frage ist, welche Kriterien Dir als Sicherheit ausreichen. Da niemand von uns bei alld en in der Bibel geschilderten Ereignissen dabei war, musst Du Dich auf Kriterien verlassen, die die Zeugnisse hinsichtlich ihrer Historizität einschätzen. Da dias in der Regel anhand von komplexen Modellen geschieht, ist das, leider für Nichtexegeten oft im Einzelnen kaum transparent.

 

In Bezug auf den Exodus muss man leider sagen, das nichts aber auch gar nichts dafür spricht, dass er in irgendeiner Weise historisch ist. Aaber: der sehr lange Text des Exodus mit seinen Wanderungen, den Gesetzen usw. so wie er heute vorliegt, hat selbst eine lange Geschichte. Da wurden immer wieder Dinge übereirbeitet, kommentiert, neu geschrieben oder ganz nue hinzugefügt. Dazu gibt es verschiedene Theorien.

Man muss sich fragen, warum diese Texte denn überhaupt bearbeitet wurden. Antwort: sie hatten für die Zeitgenossen der Bearbeiter eine Bedeutung. Ein wesentlicher Zug dieser Bedeutung war es, dass man immer so leben wollte, wie es schon von den Vätern überliefert wurde. deshalb hat man den Vätern die eigenen Ansichten und Neuerungen in den Mund gelegt. D.h. wenn ich den Exodus lese, dann sagt er nichts üebr einen Auszug aus Ägypten, eine Wüstenwanderung und eine Landnahme aus, aber er er hat einen historischen Gehalt für die Zeit der Be- und Überarbeiter. ich kann also fragen, wann beispielsweise bestimmte Gesetze in diesen Text eingefügt wurden, warum dies geschah und was das mit der historischen Realität genau dieser Zeit der Einfügung zu tun hat. Ebenso kann ich natülich fragen, warum man sich die Entstehung Israels als Zug durch die Wüste vorstellte und auf welche Probleme welcher Zeit dies eine Antwort gab.

 

 

Zum Thema Abendmahl.

Die Einsetzung der Eucharistie ist der älteste Text des NT überhaupt. Zum erasten Mal hat ihn Paulus überliefert, aber er hat ihn nicht formuliert, sondern er zitiert eine Überlieferung, die auch er empfangen hat. Etwa eine Generation nach dem Tod Jesu ist die Tradition der Geschehnisse und Worte des letzten Abendmahls so fest und sicher, dass sie von niemandem mehr geändert werden können. Selbst die synoptischen Evangelien zietieren sie (in zwei Varianten, aber in den meisten Worten übereinstimmend). Daraus kann man mit ziemlicher (leider nicht mit absoluter) Sicherheit schließen, dass diese starke Tradition eine Würde hat, die auf Jesus selbst zurückgeht.

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Ich bin nicht von der Historizität Jobs ausgegangen. Ist das nicht immerhin schon was?

Vielleicht hast Du irgendwo in Deiner Nähe De principiis von Origenes greifbar. Im vierten Buch geht es dort um die Interpretation der Heiligen Schrift. Mich beeindruckt es immer wieder, wie gelassen dieser Mensch schon vor 1700 Jahren damit umgegangen ist, dass die Bibel natürlich kein Geschichtsbuch ist. Der hat es doch tatsächlich fertig gebracht zu behaupten, dass der Heilige Geist, als er die Schrift inspiriert hat, absichtlich völlig absurde Geschichten eingefügt hat, um die Leser dazuzubringen, theologisch tiefer zu denken. In gewisser Weise ist Origenes mein theologisches Vorbild. So viel Gelassenheit bei soviel Gewissheit, dass Gott am Werk ist. Ich empfehle Dir die Lektüre. Es ist wirklich anregend.

Das kannst du aber bei Augustinus aber genau so gut haben.

 

Hier etwa eine sehr gute Predigt über die Schöpfungstheologie des Augustinus!

bearbeitet von Udalricus
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Aber letztlich hat Stepp das entscheidende angesprochen: Wir wissen es nicht. Beim Exodus können wir es einfach einfach aus Mangel an zuverlässigen, belastbaren Quellen nicht sagen, was passiert ist, ob es einen Auszug (von wem genau eigentlich?) aus Ägypten gab, und wenn ja, ob der sich wirklich zumindest in Ansätzen so abgespielt haben könnte, wie in der Bibel beschrieben.
Nun, was wir wissen ist, daß es sich VOR GOTT so abgespielt hat (zumindest wenn man davon ausgeht, daß die Bücher der Bibel göttlich inspiriert sind und eine übernatürliche Wirklichkeit echoen). D.h. Gott hat sein Volk aus der Knechtschaft geführt und sich als Gott Israels offenbart, wobei es eigentlich völlig egal ist, ob sich das historisch genauso wie beschrieben abgespielt hat oder nicht. Es wurde "in der Transzendenz" so erlebt.

 

Mit dem gleichen Maßstab kann man auch hervorragend mit der Semper Virgo umgehen. Es ist völlig irrelevant, ob Maria nun von einem römischen Soldaten vergewaltigt wurde oder der Heilige Geist über sie kam wie der Schwan über Leda oder Josef nur einfach ein schwaches Gedächtnis hatte und sich an die Zeit vor seiner Hochzeit nicht mehr erinnern konnte. Vor Gott war sie immer die reine Jungfrau - und das ist alles, was für den Glauben wichtig ist.

 

Eine interessante Theologie.

 

Ist es dann Deiner Meinung nach auch nur entscheidend, daß Jesus VOR GOTT zu Tode gekreuzigt wurde und ggf. nicht wirklich in Zeit und Raum auf Erden (Muslime bestreiten ja den Kreuzestod Jesu)?

bearbeitet von rorro
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Aber letztlich hat Stepp das entscheidende angesprochen: Wir wissen es nicht. Beim Exodus können wir es einfach einfach aus Mangel an zuverlässigen, belastbaren Quellen nicht sagen, was passiert ist, ob es einen Auszug (von wem genau eigentlich?) aus Ägypten gab, und wenn ja, ob der sich wirklich zumindest in Ansätzen so abgespielt haben könnte, wie in der Bibel beschrieben.
Nun, was wir wissen ist, daß es sich VOR GOTT so abgespielt hat (zumindest wenn man davon ausgeht, daß die Bücher der Bibel göttlich inspiriert sind und eine übernatürliche Wirklichkeit echoen). D.h. Gott hat sein Volk aus der Knechtschaft geführt und sich als Gott Israels offenbart, wobei es eigentlich völlig egal ist, ob sich das historisch genauso wie beschrieben abgespielt hat oder nicht. Es wurde "in der Transzendenz" so erlebt.

 

Mit dem gleichen Maßstab kann man auch hervorragend mit der Semper Virgo umgehen. Es ist völlig irrelevant, ob Maria nun von einem römischen Soldaten vergewaltigt wurde oder der Heilige Geist über sie kam wie der Schwan über Leda oder Josef nur einfach ein schwaches Gedächtnis hatte und sich an die Zeit vor seiner Hochzeit nicht mehr erinnern konnte. Vor Gott war sie immer die reine Jungfrau - und das ist alles, was für den Glauben wichtig ist.

 

Eine interessante Theologie.

 

Ist es dann Deiner Meinung nach auch nur entscheidend, daß Jesus VOR GOTT zu Tode gekreuzigt wurde und ggf. nicht wirklich in Zeit und Raum auf Erden (Muslime bestreiten ja den Kreuzestod Jesu)?

 

Einen noch interessantere Theologie......Jesus ist nur dann wahrhaft und historisch gekreuzigt worden, wenn man auch den Pentateuch für wahr hält....samt Moses der nach seinem Tod über diesen berichtet........

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Einen noch interessantere Theologie......Jesus ist nur dann wahrhaft und historisch gekreuzigt worden, wenn man auch den Pentateuch für wahr hält....samt Moses der nach seinem Tod über diesen berichtet........

 

Das wäre in der Tat auch eine interessante Theologie: wer behauptet denn so etwas hier?

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Einen noch interessantere Theologie......Jesus ist nur dann wahrhaft und historisch gekreuzigt worden, wenn man auch den Pentateuch für wahr hält....samt Moses der nach seinem Tod über diesen berichtet........

 

Das wäre in der Tat auch eine interessante Theologie: wer behauptet denn so etwas hier?

Du.

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Einen noch interessantere Theologie......Jesus ist nur dann wahrhaft und historisch gekreuzigt worden, wenn man auch den Pentateuch für wahr hält....samt Moses der nach seinem Tod über diesen berichtet........

 

Das wäre in der Tat auch eine interessante Theologie: wer behauptet denn so etwas hier?

Du.

 

Ach was. Das ist wiederum auch sehr interessant. Dann muß jemand anderes in meinem Namen hier das Wort "Pentateuch" geschrieben haben. Ich kam bislang (außer in der Antwort hier) ohne aus.

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So sind beispielsweise viele Wundergeschichten des NT derart schematisch, dass der Name Jesu mit den namen anderer antiker Helden austauschbar wird. Was das für die Frage nach der Historizität bedeutet, kann man sich leicht vorstelln.

Zum Beispiel?

@Stepp: Was bedeutet das für deinen Glauben?

Dass man sich besser nicht auf Wunder verlässt. Besser auf Gott zu vertrauen, als auf Wunder zu schauen.

Das passt auch hervorragend zu Alltagserfahrung, zumindest meiner. Obwohl ich noch keine Wunder (im eigentlichen Sinne) erlebt habe, glaube ich an Gottes durchgängige Gegenwart, Führung und Vollendung.

 

Was ist ein Wunder? Ich habe sie erlebt. Aber ich habe sie nicht als Beweis für irgend etwas ansehen können. Sie waren "einfach nur" ein Anlass zu großer Freude. Sie schaffen keinen Glauben, sie bestätigen keinen Glauben - für mich ergab sich die Konsequenz, dass sie dafür nicht da sind.

 

Vergleichbar ist die Annahme der Historizität von biblischen Ereignissen. Was hat es konkret mit mir zu tun, ob Moses dieses oder jenes genau so wie berichtet getan hat? Ich sehe es nicht wie das Verhör eines Staatsanwalts, der sagt, wenn eine deiner Aussage nicht stimmt, dann stimmt auch alles andere nicht, denn deine Glaubwürdigkeit ist erschüttert (wer einmal lügt, dem glaubt man nicht).

 

Mir geht es nicht um Details, sondern um die große Linie. Entspricht diese Linie meinen Erfahrungen mit dem Da-Sein Gottes in meinem Leben.

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Ich frage mich allerdings, wo die Wahrheitsfrage bleibt, wenn es vorrangig um subjektive Erfahrungen geht. Sollte dagegen die Wahrheitsfrage obsolet sein, ist es meines Erachtens nach der Glaube (weil es dann kein "der Glaube" mehr gibt, sondern nur noch "mein Glaube").

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Es geht - richtig verstanden - um objektive Erfahrungen. Es geht um die Erfahrung, dass Gott rettet, es geht um die Erfahrung, dass Gott sich an Menschen bindet, und es geht um die Erfahrung, dass Gott ein gelingendes Leben des Menschen will und dass dieses nur in der Freiheit (der Kinder) Gottes geht. Das alles sind objektive Erfahrungen insofern sie mitteilbar und vermittelbar sind, zugleich aber unverfügbare Erfahrungen des Einzelnen. Insofern ist es zugleich "mein" Glaube - meine Antwort auf den Anruf Gottes an mich, als auch "unser" Glaube, insofern die Antwort auf den Anruf Gottes in die Gemeinschaft der Glaubenden hineinführt.

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"Den" Glauben "an sich" gibt es nicht.

Klassisch, mit Thomas v. Aquin: Quidquid recipitur ad modum recipientis recipitur (ST 1a, q. 75, a. 5; 3a, q. 5)

Modern: alle Varianten der Erkenntnistheorie, in extremum der Konstruktivismus.

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Es geht - richtig verstanden - um objektive Erfahrungen. Es geht um die Erfahrung, dass Gott rettet, es geht um die Erfahrung, dass Gott sich an Menschen bindet, und es geht um die Erfahrung, dass Gott ein gelingendes Leben des Menschen will und dass dieses nur in der Freiheit (der Kinder) Gottes geht. Das alles sind objektive Erfahrungen insofern sie mitteilbar und vermittelbar sind, zugleich aber unverfügbare Erfahrungen des Einzelnen. Insofern ist es zugleich "mein" Glaube - meine Antwort auf den Anruf Gottes an mich, als auch "unser" Glaube, insofern die Antwort auf den Anruf Gottes in die Gemeinschaft der Glaubenden hineinführt.

 

"Objektive Erfahrung" ist ein schwieriger Begriff, da er zwei Sachen zusammenbringt, die so nicht zusammengehören (m.M. nach). Ich kann zwar etwas objektiv Existentes erfahren (wie das Wetter), aber die Erfahrung als solche ist - so sehe ich das - dennoch subvjektiv.

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"Den" Glauben "an sich" gibt es nicht.

Klassisch, mit Thomas v. Aquin: Quidquid recipitur ad modum recipientis recipitur (ST 1a, q. 75, a. 5; 3a, q. 5)

Modern: alle Varianten der Erkenntnistheorie, in extremum der Konstruktivismus.

 

Nun, es gibt bspw. "den katholischen Glauben", der Verbindliches beinhaltet, aber auch jede Menge Freiheitsgrade ermöglicht. Auf diesen bezog ich mich.

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Wäre mein Glaube ein singuläres Ereignis, dann würde ihm seine mögliche Wahrheit nichts nützen. Es wird erst dann interessant, wenn meine Wahrnehmung der Welt eine Entsprechung bei den Wahrnehmungen anderer findet. Diese Berichte/Geschichten von mir und den anderen werden nicht identisch sein, aber die Grundströmung wird immer von denen erkannt, die diese Erfahrungen teilen.

 

Die Mosesgeschichte ist solch eine Geschichte. In ihr werden sich Viele mit zentralen Aspekten des Sprechens von Gott wiederfinden können. Ansonsten wäre sie nicht so lange erzählt und wieder weitererzählt worden.

 

Mit der Auferstehung ist es wie mit einem Stein, der in einen Teich geworfen wurde. Man sieht die Wellen, aber nicht mehr den Stein. Man könnte die Frage stellen, ob man den Stein sehen muss, oder ob es reicht, die Wellen zu sehen. Nur ist eines klar: wer auf dem Stein besteht und die Wellen ignoriert, könnte etwas wichtiges weil heilsames verpassen.

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Der Schluss: Weil ich daran glaube ----> muss es historisch sein,

ist nicht korrekt.

 

Der Schluss weil es keine historischen Belege gibt, dann kann die Person auch nicht historisch sein, ist ebenso unwissenschaftlich.

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Der Schluss: Weil ich daran glaube ----> muss es historisch sein,

ist nicht korrekt.

Der Schluss weil es keine historischen Belege gibt, dann kann die Person auch nicht historisch sein, ist ebenso unwissenschaftlich.

Das stimmt. Zusammenfassend kann man sagen: Nichts genaues weiß man nicht.

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Der Schluss: Weil ich daran glaube ----> muss es historisch sein,

ist nicht korrekt.

Der Schluss weil es keine historischen Belege gibt, dann kann die Person auch nicht historisch sein, ist ebenso unwissenschaftlich.

Das stimmt. Zusammenfassend kann man sagen: Nichts genaues weiß man nicht.

 

Man weiß schon einiges zu Genese und Entstehungszeit der biblischen Schriften - und im Fall der Person ds Mose ist das Argument nicht, dass wir keinen Beweis für Mose haben, sondern dass der gesamte Befund weder eine Flucht aus Ägypten inklusiver Untergang der gesamten ägyptischen Armee belegen kann noch eine Landnahme im zu vermutenden Zeitraum noch einen Zug tausender Menschen durch den Sinai.

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"Den" Glauben "an sich" gibt es nicht.

Klassisch, mit Thomas v. Aquin: Quidquid recipitur ad modum recipientis recipitur (ST 1a, q. 75, a. 5; 3a, q. 5)

Modern: alle Varianten der Erkenntnistheorie, in extremum der Konstruktivismus.

Nun, es gibt bspw. "den katholischen Glauben", der Verbindliches beinhaltet, aber auch jede Menge Freiheitsgrade ermöglicht. Auf diesen bezog ich mich.

"Den katholischen Glauben" gibt es nicht. Die ganze Formulierung ist irreführend.

Du kannst sagen, es gibt die Gesamtheit von der katholischen Kirche gelehrter Glaubensinhalte. Darüber könnte man zumindest diskutieren.

 

Auch dies wäre - gerade unter biblischer Hinsicht - nicht ganz einfach.

 

Es geht damit los, dass ein großer Teil der Lehre nicht fixiert ist. Die Kirche soll ja die Bibel interpretieren.

Es gibt keine dogmatische Lehraussage, dass Gott kleine ägyptische Babys landesweit über Nacht tötet, wie das in der Bibel steht.

Es gibt auch keine dogmatische Lehraussage, dass er das nicht tut, obwohl es in der Bibel steht.

Es könnte allerdings sein, dass es irgendwann einmal notwendig wird, hierzu eine dogmatische Aussage zu treffen.

 

Und dann kommt das Problem: Was ist denn "der katholische Glaube" (im benannten Sinne von Glaubensinhalten). Große Teile sind nicht fixiert. Und um das Jahr 100 n.Chr. war noch viel weniger fixiert.

 

Bestenfalls kann man sagen: Viele Glaubensinhalte waren "in nuce" oder als unreflektierte Praxis irgendwie vorhanden. Aber auch diese These wird, wenn man sie mal konkret anhand einiger Glaubensinhalte durchdenkt, problematisch. Dass die Christen 100 n.Chr. an das Fegfeuer glaubten? Oder an die leibliche Aufnahme Mariä in den Himmel?

 

Und es war so, dass zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Regionen auch verschiedenes gelehrt wurde. Da ergibt sich bis heute eine große Spannbreite in Punkto Glaubensanschauungen. Und erst, wenn es zu krass oder unübersichtlich wurde, wurden solche Fragen geklärt.

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Der Schluss: Weil ich daran glaube ----> muss es historisch sein,

ist nicht korrekt.

Der Schluss weil es keine historischen Belege gibt, dann kann die Person auch nicht historisch sein, ist ebenso unwissenschaftlich.

Das stimmt. Zusammenfassend kann man sagen: Nichts genaues weiß man nicht.

 

Man weiß schon einiges zu Genese und Entstehungszeit der biblischen Schriften - und im Fall der Person ds Mose ist das Argument nicht, dass wir keinen Beweis für Mose haben, sondern dass der gesamte Befund weder eine Flucht aus Ägypten inklusiver Untergang der gesamten ägyptischen Armee belegen kann noch eine Landnahme im zu vermutenden Zeitraum noch einen Zug tausender Menschen durch den Sinai.

Genau genommen weiß man nichts.

Es gibt aber ganz gut belegte Theorien.

 

Zu jedem archäologischen Befund kann ich Dir die Gegentheorie aufstellen, dass das alles von Aliens hervorgebracht wurde.

Und so schwachsinnig meine Theorie auch ist, kannst Du nicht das Gegenteil beweisen.

Du kannst lediglich Deine Theorie immer besser belegen, während ich für meine Aliens nur äußerst fragwürdige oder gar keine Belege finde. Bewiesen ist damit aber weder die Falschheit meiner Theorie, noch die Richtigkeit Deiner Theorie.

 

Wie war das noch in Bibelforschung? Ich habe noch gelernt "JEDP".

Jahwist

Elohist

Deuteronomisches Geschichtswerk

Priesterschrift.

 

Das hat man zu meiner Studienzeit "gewusst". Manche Studenten wussten es besonders gut. Prima Belege. Ein ganzes Theoriegebäude. Aber inzwischen ist es ganz schön in Frage gestellt.

Jedes vermeintliche Wissen über längst verflossene Zeiten entpuppt sich als Theorie. Und jede Theorie kann mal ganz schnell sehr ergänzungsbedürftig werden und sich innerhalb weniger Jahre ziemlich verändert darstellen.

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Der Schluss: Weil ich daran glaube ----> muss es historisch sein,

ist nicht korrekt.

Der Schluss weil es keine historischen Belege gibt, dann kann die Person auch nicht historisch sein, ist ebenso unwissenschaftlich.

Das stimmt. Zusammenfassend kann man sagen: Nichts genaues weiß man nicht.

 

Man weiß schon einiges zu Genese und Entstehungszeit der biblischen Schriften - und im Fall der Person ds Mose ist das Argument nicht, dass wir keinen Beweis für Mose haben, sondern dass der gesamte Befund weder eine Flucht aus Ägypten inklusiver Untergang der gesamten ägyptischen Armee belegen kann noch eine Landnahme im zu vermutenden Zeitraum noch einen Zug tausender Menschen durch den Sinai.

 

Wie der gesamte Befund ausfällt ist aber interpretationsabhängig. Und anders als Exegeten wie Julius Wellhausen und Hermann Gunkel sind heute Alttestamentler der Überzeugung, dass es im Buch Genesis nicht nur um Sagen handelt und eine Rückprojektion und Idealisierung von Personen, sondern, dass hinter den freilich auch von Legenden überlagerten Erzählungen des Buches Genesis und Exodus, historische Personen und Ereignisse gibt, auch wenn wir diese nach knapp 2000 Jahren nicht mehr auseinanderdifferenzieren können. Also mein Prof im Alten Testament lehrt nicht, dass die Personen im Buch Genesis nicht historisch wären.

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Wie der gesamte Befund ausfällt ist aber interpretationsabhängig. Und anders als Exegeten wie Julius Wellhausen und Hermann Gunkel sind heute Alttestamentler der Überzeugung, dass es im Buch Genesis nicht nur um Sagen handelt und eine Rückprojektion und Idealisierung von Personen, sondern, dass hinter den freilich auch von Legenden überlagerten Erzählungen des Buches Genesis und Exodus, historische Personen und Ereignisse gibt, auch wenn wir diese nach knapp 2000 Jahren nicht mehr auseinanderdifferenzieren können. Also mein Prof im Alten Testament lehrt nicht, dass die Personen im Buch Genesis nicht historisch wären.

 

Die These, es habe da nie jemanden gegeben, halte ich auch für fraglich und habe ich so auch nie im Studium gehört, auch wenn Zenger über seinen Kollegen Weimar lästerte, der glaube noch an den Eloisten.

 

Umgekehrt ist aber ebenso klar, dass der Pentateuch das Ergebnis einer Entwicklung ist und auch das Ergebnis theologischer Deutung. Denn die entscheidende Aussage des Buches Exodus ist nicht der historische Bericht über das Ende der ägyptischen Armee oder die Bergwanderung des Mose, sondern der Bericht über das befreiende Handeln JHWHs an seinem Volk.

 

Funktional ist es ähnlich wie mit den Nibelungen - am Anfang stehen historische Ereignisse, die dann legendenhaft überlagert und auch umsortiert werden. Inhaltlich unterscheidet es sich durch die darin berichtete Gotteserfahrung, und ich neide dazu, im Fakt der Überlieferung auch eine Bestätigung zu sehen, allerdings eine Bestätigung dieser Erfahrung und nicht eine Bestätigung des Inhaltes.

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Umgekehrt ist aber ebenso klar, dass der Pentateuch das Ergebnis einer Entwicklung ist und auch das Ergebnis theologischer Deutung. Denn die entscheidende Aussage des Buches Exodus ist nicht der historische Bericht über das Ende der ägyptischen Armee oder die Bergwanderung des Mose, sondern der Bericht über das befreiende Handeln JHWHs an seinem Volk.

 

Genau. das kann ich so unterschreiben. Ich habe im Tenor des Threads eher rausgehört, der Pentateuch sei nur ein Märchenbuch.

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Umgekehrt ist aber ebenso klar, dass der Pentateuch das Ergebnis einer Entwicklung ist und auch das Ergebnis theologischer Deutung.

Wem ist das klar?

Dir und mir. Das ist schon mal ein guter Anfang, denn wir orientieren uns gerne an gut belegten Theorien.

Es gibt aber andere, denen ist das Gegenteil klar. Und auch denen will ich nicht (Du wohl auch nicht ...) den Glauben absprechen und sie aus der Kirche ausschließen. (Was nicht heißt, dass ich nicht heftig gegen sie argumentiere.)

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Genau. das kann ich so unterschreiben. Ich habe im Tenor des Threads eher rausgehört, der Pentateuch sei nur ein Märchenbuch.

 

Die Eingangsfrage stellte die Alternative zwischen Märchenbuch und historisch exaktem Bericht.

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Umgekehrt ist aber ebenso klar, dass der Pentateuch das Ergebnis einer Entwicklung ist und auch das Ergebnis theologischer Deutung. Denn die entscheidende Aussage des Buches Exodus ist nicht der historische Bericht über das Ende der ägyptischen Armee oder die Bergwanderung des Mose, sondern der Bericht über das befreiende Handeln JHWHs an seinem Volk.

Genau. das kann ich so unterschreiben. Ich habe im Tenor des Threads eher rausgehört, der Pentateuch sei nur ein Märchenbuch.

Märchenbuch stimmt natürlich nicht. Und "nur" ist euch falsch.

Aber dadurch werden die im Pentateuch geschriebenen Begebenheiten und Personen nicht historisch. Adam zum Beispiel.

 

Es gibt eben in einem so umfangreichen Werk, wie dem Pentateuch, unterschiedliche literarische Gattungen. Und nur ein Teil dieser Gattungen referiert Historie. Manche literarischen Gattungen referieren überhaupt keine Historie, andere formen kräftig um.

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