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Deutsche Priester am Ende ihrer Kräfte


Die Angelika

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[Toller Beitrag von Mecky, aber viel zu lang für ein Vollzitat]

Es ist wohl höchste Zeit, das Priesterbild noch mal zu überdenken.

Vor einigen Jahrzehnten hatte ein Priester in der Regel eine Pfarrgemeinde und er war so was wie der "Vater", der Pater der Gemeinde. Alle kannten ihn, und er kannte viele (wirklich? Es gibt da eine natürliche Grenze: Zu mehr als 150 Leuten kann man keine echte Beziehung haben. Wer ein gutes Gedächtnis hat, kann sich vielleicht noch einige Namen und Gesichter mehr merken. Aber war das jetzt der Vater von Frau Schmitz oder der Onkel von Frau Schmidt, der gestern ins Krankenhaus kam?) Der Priester/Pater konnte "alles" selber machen, für alles verantwortlich sein. Und von allen für alles verantwortlich gemacht werden. Nicht nur für seine Kernkompetenzen (Liturgie, Seelsorge), sondern auch für das Pfarrfest und das Jugendlager... Eben der "Vater", der die Pfarr"familie" zusammenhielt.

 

An diesen Ansprüchen hat sich nichts geändert. Der Priester soll als Vater/Pater die Gemeinde führen. Und eigentlich sollte es sogar viel besser gehen als vor ein paar Jahrzehnten, denn die Gemeinde ist heute deutlich kleiner. Nicht mehr 60 Messdiener (und wenn man damals die Mädels schon zugelassen hätte wären es 120 gewesen) sondern nur noch 30... Nur - dummerweise - mit der Zahl der "aktiven" Gläubigen ist auch die Zahl der Priester geschrumpft. Der Priester hat nicht mehr nur eine Gemeinde als Pater zu versorgen. Bei zweien mag das irgendwie auch noch gehen, beiden als "Vater" gerecht zu werden. Aber bei mehr? Fragt mal die Patchwork-Väter, was möglich ist...

 

Wir müssen wohl Ansprüche und Möglichkeiten neu überdenken. Was brauchen die Gemeiden, was kann und muss der Pfarrer leisten, und was können und müssen andere leisten? Das heißt zu allererst: Der Priester ist nicht mehr "Mädchen für alles" und auch nicht mehr der "Vater", der alles zusammen halten muß. Da muß es noch andere geben. Und auch: Die Erkenntnis, das die Kirche nicht an der Gemeindegrenze aufhört, sondern weit darüber hinaus geht (vom einen Ende einmal rund um den Erdball bis zum anderen Ende :-)

 

Wenn man dann weiß, was man will, DANN kann man sich Gedanken machen, wie man das umsetzen kann. Will man überschaubare Einheiten? Das heißt dann, Gruppen von 50 bis maximal 150 Personen bilden. Braucht jede dieser Gruppen einen eigenen Vorsteher für die Eucharistie? Dann muß man die Zulassungsvoraussetzungen WEIT öffnen (mit diversen Folgen für Ausbidung, Qualität und Finanzierung z.B.). Oder ist es, im Sinne der Katholizität, sinnvoller wenn mehrere Gruppen zusammen Eucharistie feiern - auch, um zu zeigen leben, daß Kirche eben mehr ist als die eigene Gemein-schaft/-de?

Und was ist mit den anderen, die es nicht so eng mögen? Was brauchen die? Eine Sonntagsmesse in erreichbarer Nähe? (was heißt das konkret?) Feiern zu den wichtigen Lebenswenden (Taufe, Firmung, Hochzeit, Beerdigung)? Mehr? Weniger?

WENN man sich Gedanken um Gemeindestrukturen macht, dann MUSS man sich meiner Meinung nach auch mal Gedanken um die machen, die heutzutage keinen Platz in "ihrer" Gemeinde finden. Was wollen, was brauchen die?

 

Noch was zu den Firmgruppen: Auch zu meiner Zeit wurden die Firmlinge von Kathecheten vorbereitet und nicht vom Priester. Firmevents? Es gab wöchentliche Gruppenstunden (mit den Kathecheten, damals noch engagierte Eltern einiger Firmlinge), ein gemeinsames Wochenende (da war wohl der Kaplan dabei) und die Firmung - mit dem Bischof. Was heute anders ist: Unter den Eltern der Firmlinge finden sich immer seltener genug Leute, die die Firmkatechesen übernehmen wollen/können.

 

Mein Fazit: Ja, wir brauchen andere Strukturen. Zum einen, weil man "das Alte" mit (und für!) immer weniger Leute einfach nicht erhalten kann. Zum anderen aber auch, weil auch schon mit "dem Alten" nicht alle erreicht wruden, die erreichbar gewesen wären.

Das größte Hindernis: "Es soll alles beim Alten bleiben!"

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Der Vatikan wünscht stärkere Trennung zwischen priesterlichen und weltlichen Aufgaben.Und da denkt man doch sonst: was kann schon noch Intelligentes aus Rom kommen? ...

Leider kann nur Rom eine säuberliche Trennung zwischen profanen und priesterlichen Aufgaben vornehmen.

Die Denkrichtung halte ich schon mal für gut. Aber sobald man hier in die Details geht, zeigen sich Haken und Ösen.

Ich halte die Formulierung des Problems für ziemlich unzweckmäßig - ungefähr im selben Sinne für unzweckmäßig wie solche Parolensprüche wie "Entweltlichung", "Zeitgeist", "Relativismus" oder "Naturrecht".

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Wenn die Hauptamtlichen Mitarbeiter und unter ihnen insbesondere die Priester, weiter diejenigen sein müssen, die kirchliches Gemeindeleben erst ermöglichen, dann wird der Einbruch immer dramatischer sein.

 

Wenn sie diejenigen sein können, die dieses Leben steuern und bereichern, dann hat auch die Gemeinde eine Zukunft unabhängig von ihrer direkten Größe.

 

Allerdings sehe ich für letzteres wenig Anlaß zur Hoffnung.

bearbeitet von rorro
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