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Solidarität mit den Armen


Aleachim

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Hallo,

 

ich weiß nicht, ob es am neuen Papst liegt, an der Fastenzeit oder an ganz was anderem. Mir geht seit einiger Zeit das Thema "Solidarität mit den Armen" nicht mehr aus dem Kopf.

 

Ich war kürzlich auf einem Konzert von Werner Schmidbauer, Pippo Pollina und Martin Kälberer. Das Lied

bei dem es um Flüchtlinge geht, hat mich zu Tränen gerührt. Aber nicht einfach nur so schmalzige "Ach-ist-das-traurig-Tränen", sondern Tränen der Verzweiflung und Wut. Vor diesem Lied meinte Schmidbauer, dass wir uns zwar meist ziemlich einig sind, dass den Flüchtlingen geholfen werden muss, dass wir aber doch im Grunde ganz froh sind, wenn sich um die Flüchtlinge aus Syrien beispielsweise die Türkei kümmert. Man will solche Probleme oft nur ungern selber an der Backe haben.

 

Versteht mich nicht falsch. Das Thema steht bewusst in den Glaubensgesprächen, weil ich hier keine Gesellschaftskritik draus machen will. Mir gehts grad um mich persönlich, und wie ich meinen Glauben authentisch leben kann. Ich fühl mich im Moment schrecklich bei dem Gedanken, dass es mir so gut geht (materiell und überhaupt), während es anderen (nicht nur Flüchtlingen ich mein das viel allgemeiner), so schlecht geht.

 

Ich hab vor einiger Zeit was in einem Buch von Carlo Carretto "Denn du bist mein Vater" gelesen. Da steht etwas Ähnliches drin. Sinngemäß schreibt er, dass man, wenn man liebt, sich dem Geliebten ähnlich machen will. Schließlich sei kein Ehemann denkbar, der seine Frau liebt und in Saus und Braus lebt, während sie nichts hat. Der föhlich ist, wenn sie traurig ist usw. Genauso meint Carretto, dass niemand sagen kann, er liebe seinen Bruder, wenn dieser hungern muss, während man selber satt ist, oder wenn dieser gefangen ist, während man selber frei ist. Bist vor einiger Zeit, konnte ich zwar gefühlsmäßig da irgendwie zustimmen, aber da waren trotzdem lauter rationale Begründungen, warum sinnlos wäre, selber deswegen auch direkt arm zu sein. Wenn ich einen vernünftigen Job hab, kann ich ja schließlich regelmäßig etwas davon abgeben, und so tatsächlich helfen. Kann mich politisch und/oder ehrenamtlich egagieren und auf diese Art viel effektiver helfen, als wenn ich selber einfach auch arm wäre. Aber irgendwie zählt diese Argumentation für mich grad nicht mehr. Kenn ihr das? Gehts euch evtl. auch so? Oder könnt ihr das wenigstens verstehen?

 

In diesem Buch wird dann weiter ausgeführt, dass das eben auch die Art ist, wie Gott liebt. Er zeigt uns seine grenzenlose Liebe dadurch, dass er sich uns ähnlich macht. Er wird Mensch, begibt sich in unser Leid, unser Elend und unsere Armut. Damals konnte ich mich der, ich würd fast sagen typisch atheistischen Gedanken, nicht erwehren, dass Gott doch anders helfen könnte, wenn er doch allmächtig ist. Heute seh ich das anders. Mir scheint tatsächlich diese hingebende, sich ähnlich machende Liebe, die "höchste" Form zu sein. Irgendwas drängt mich, so zu leben, auch wenn mein Verstand mir sagt, dass das doch verrückt ist, dass es sinnlos ist und ich anders doch viel mehr bewirken könnte... Kann mir mal einer sagen, dass es trotz aller rationalen Argumente nicht verrückt ist?

 

Ich hab mir mal die "Kleinen Schwestern Jesu" angeschaut (Carlo Carretto war ja ein "Kleiner Bruder"). Die machen genau das: In Deutschland leben sie z. B. in sozialen Brennpunkten üben dort die gleichen schlecht bezahlten Tätigkeiten aus, wie alle anderen oder sind sogar arbeitslos und teilen einfach das Leben der Menschen dort. Sie versuchen dabei natürlich ein offenes Ohr, ein offenes Herz und eine offene Tür für die Menschen und ihre Probleme zu haben, aber das ist im Grunde die einzige "Hilfe", die sie leisten. Nichts mit großen Hilfsprojekten o. ä. Obwohl ich kaum vernüftige Argumente finde, so etwas zu tun, statt sich in Hilfsprojekten zu engagieren, hab ich im Moment das starke, aufwühlende, aber doch total unbestimmte Gefühl irgendwie genau sowas machen zu müssen.

 

Obwohl ich diese innere Unruhe kaum noch aushalte, find ich nicht den Mut einen ersten Schritt in diese Richtung zu tun, um zu sehen, ob das tatsächlich für mich in Frage käme. Das sind doch alles nur Hirngespinste, oder? Ich fühl mich wie Bastian in der "Unendlichen Geschichte", der nicht glauben kann, dass er gemeint ist mit dem Erdenkind das als einziger der kindlichen Kaiserin einen neuen Namen geben kann. Wenn ich mich richtig erinnere, schreit er im Film ganz verzweifelt: "Das ist doch nur eine Geschichte! Das kann doch nicht sein! Meinen die mich?"

 

Gruß

Michaela

 

Edit: Link zum Lied nachgetragen (ich hoffe, man versteht den Text)

bearbeitet von Aleachim
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Das sind doch alles nur Hirngespinste, oder?

Ein gutes Kriterium der geistlichen Unterscheidung ist: macht mich ein Gedanke/Idee auf Dauer und im Ganzen (also nicht für die Dauer einer akuten Betroffenheit, eines Strohfeuers) froh, zuversichtlich, ... wachsen in meinem Umfeld dadurch Friede und Versöhnung... also: zeigen sich auf Dauer darin die "Früchte des Geistes".

Wenn dem so ist, wenn der starke Anstoß auch in einem halben Jahr Dich noch trägt und treibt, dann wäre es an der Zeit, mal Schritte in die gesuchte Richtung zu probieren.

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Das sind doch alles nur Hirngespinste, oder?

Ein gutes Kriterium der geistlichen Unterscheidung ist: macht mich ein Gedanke/Idee auf Dauer und im Ganzen (also nicht für die Dauer einer akuten Betroffenheit, eines Strohfeuers) froh, zuversichtlich, ... wachsen in meinem Umfeld dadurch Friede und Versöhnung... also: zeigen sich auf Dauer darin die "Früchte des Geistes".

Wenn dem so ist, wenn der starke Anstoß auch in einem halben Jahr Dich noch trägt und treibt, dann wäre es an der Zeit, mal Schritte in die gesuchte Richtung zu probieren.

Hm... das ist irgendwie zu pauschal, um da ja oder nein sagen zu können. Im Grunde beschäftigt mich das schon seit fast zwei Jahren immer wieder mal. Anfangs war es noch recht leicht beiseite zu schieben. Inzwischen geht das nicht mehr so einfach. Allerdings könnte ich nicht sagen, dass mich dieser Gedanke froh und zuversichtlich macht. Im Gegenteil ist da vor allem Unsicherheit und Angst. Aber eben trotzdem ein unglaublich starkes Drängen. Und in meinem jetzigen Umfeld wird wohl auch kein Frieden, keine Versönung dadurch wachsen...

 

Ich glaub das mit den "Früchten des Geistes" ist nicht so einfach.

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Hallo,

 

ich weiß nicht, ob es am neuen Papst liegt, an der Fastenzeit oder an ganz was anderem. Mir geht seit einiger Zeit das Thema "Solidarität mit den Armen" nicht mehr aus dem Kopf.

 

Ich war kürzlich auf einem Konzert von Werner Schmidbauer, Pippo Pollina und Martin Kälberer. Das Lied

bei dem es um Flüchtlinge geht, hat mich zu Tränen gerührt. Aber nicht einfach nur so schmalzige "Ach-ist-das-traurig-Tränen", sondern Tränen der Verzweiflung und Wut. Vor diesem Lied meinte Schmidbauer, dass wir uns zwar meist ziemlich einig sind, dass den Flüchtlingen geholfen werden muss, dass wir aber doch im Grunde ganz froh sind, wenn sich um die Flüchtlinge aus Syrien beispielsweise die Türkei kümmert. Man will solche Probleme oft nur ungern selber an der Backe haben.

 

Versteht mich nicht falsch. Das Thema steht bewusst in den Glaubensgesprächen, weil ich hier keine Gesellschaftskritik draus machen will. Mir gehts grad um mich persönlich, und wie ich meinen Glauben authentisch leben kann. Ich fühl mich im Moment schrecklich bei dem Gedanken, dass es mir so gut geht (materiell und überhaupt), während es anderen (nicht nur Flüchtlingen ich mein das viel allgemeiner), so schlecht geht.

 

Ich hab vor einiger Zeit was in einem Buch von Carlo Carretto "Denn du bist mein Vater" gelesen. Da steht etwas Ähnliches drin. Sinngemäß schreibt er, dass man, wenn man liebt, sich dem Geliebten ähnlich machen will. Schließlich sei kein Ehemann denkbar, der seine Frau liebt und in Saus und Braus lebt, während sie nichts hat. Der föhlich ist, wenn sie traurig ist usw. Genauso meint Carretto, dass niemand sagen kann, er liebe seinen Bruder, wenn dieser hungern muss, während man selber satt ist, oder wenn dieser gefangen ist, während man selber frei ist. Bist vor einiger Zeit, konnte ich zwar gefühlsmäßig da irgendwie zustimmen, aber da waren trotzdem lauter rationale Begründungen, warum sinnlos wäre, selber deswegen auch direkt arm zu sein. Wenn ich einen vernünftigen Job hab, kann ich ja schließlich regelmäßig etwas davon abgeben, und so tatsächlich helfen. Kann mich politisch und/oder ehrenamtlich egagieren und auf diese Art viel effektiver helfen, als wenn ich selber einfach auch arm wäre. Aber irgendwie zählt diese Argumentation für mich grad nicht mehr. Kenn ihr das? Gehts euch evtl. auch so? Oder könnt ihr das wenigstens verstehen?

 

In diesem Buch wird dann weiter ausgeführt, dass das eben auch die Art ist, wie Gott liebt. Er zeigt uns seine grenzenlose Liebe dadurch, dass er sich uns ähnlich macht. Er wird Mensch, begibt sich in unser Leid, unser Elend und unsere Armut. Damals konnte ich mich der, ich würd fast sagen typisch atheistischen Gedanken, nicht erwehren, dass Gott doch anders helfen könnte, wenn er doch allmächtig ist. Heute seh ich das anders. Mir scheint tatsächlich diese hingebende, sich ähnlich machende Liebe, die "höchste" Form zu sein. Irgendwas drängt mich, so zu leben, auch wenn mein Verstand mir sagt, dass das doch verrückt ist, dass es sinnlos ist und ich anders doch viel mehr bewirken könnte... Kann mir mal einer sagen, dass es trotz aller rationalen Argumente nicht verrückt ist?

 

Ich hab mir mal die "Kleinen Schwestern Jesu" angeschaut (Carlo Carretto war ja ein "Kleiner Bruder"). Die machen genau das: In Deutschland leben sie z. B. in sozialen Brennpunkten üben dort die gleichen schlecht bezahlten Tätigkeiten aus, wie alle anderen oder sind sogar arbeitslos und teilen einfach das Leben der Menschen dort. Sie versuchen dabei natürlich ein offenes Ohr, ein offenes Herz und eine offene Tür für die Menschen und ihre Probleme zu haben, aber das ist im Grunde die einzige "Hilfe", die sie leisten. Nichts mit großen Hilfsprojekten o. ä. Obwohl ich kaum vernüftige Argumente finde, so etwas zu tun, statt sich in Hilfsprojekten zu engagieren, hab ich im Moment das starke, aufwühlende, aber doch total unbestimmte Gefühl irgendwie genau sowas machen zu müssen.

 

Obwohl ich diese innere Unruhe kaum noch aushalte, find ich nicht den Mut einen ersten Schritt in diese Richtung zu tun, um zu sehen, ob das tatsächlich für mich in Frage käme. Das sind doch alles nur Hirngespinste, oder? Ich fühl mich wie Bastian in der "Unendlichen Geschichte", der nicht glauben kann, dass er gemeint ist mit dem Erdenkind das als einziger der kindlichen Kaiserin einen neuen Namen geben kann. Wenn ich mich richtig erinnere, schreit er im Film ganz verzweifelt: "Das ist doch nur eine Geschichte! Das kann doch nicht sein! Meinen die mich?"

 

Gruß

Michaela

 

Edit: Link zum Lied nachgetragen (ich hoffe, man versteht den Text)

ich kann das sehr gut nachfühlen.

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Solidarität mit den Armen-wie geht das? Oder warum sind wir es meist nicht? Solche Fragen habe ich mir auch schon gestellt? Ich tue zwar auch was für Arme aber es natürlich nur so etwas wie Almosen geben. Almosen ist etwas was lokal sicher funktioniert wenn alle es tun würden, ist aber wohl ziemlich gering wirksam wenn man es global betrachtet- denn es setzt voraus das es überall getan wird- die die im Dorf etwas haben lassen die anderen nicht verhungern oder versorgen ihn mit dem Lebensnotwendigen, so würde ich es sehen.

Wieso bin ich keine Kopie Albert Schweizers geworden? Der hat ja den Schritt weiter getan, Helfen im einem fremden Kontinent als Lebensaufgabe-- er konnte es weil er das Potential hatte, und er hatte wohl die Stärke es zu tun dazu weil er starken inneren Frieden hatte, so kommt es mir jedenfalls vor.

Viele Menschen haben das aber nicht, oder nicht in dieser Fülle -sie können nur einen Bruchteil davon leisten. Albert wollte ja ursprünglich Missionar werden-aber "man" wollte ihn nicht--so fing er nach dem Theologiestudium an auch Medizin zu studieren.

 

Ich denke aber man muss sich persönlich nicht an den Grossen messen und dann nix tun, weil es ja ach so sinnlos ist weil man diesen Level nicht hat. Nein,ich denke jeder soll tun was er kann, man kann in Tun auch wachsen. Ich kannte einen "kaputen Typen" der zu alkoholischen Exzessen neigte, sein Leben hatte er nicht im Griff, er lebte auch teilweise von Sozialhilfe--er war keine bürgerliche Existenz, er nahm Obdachlose im Winter in seine Wohnung, kochte ihnen warmes Essen, lies sie auch übernachten. Eine menschliche Existenz im Grenzbereich-der aber anderen half obwohl er selber auch hilfsbedürftig war.

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Besuch doch einfach die Kleinen Schwestern, leb eine zeitlang mit ihnen - nur so wirst du für dich rausfinden, ob das was für dich ist.

Soweit ich informiert bin, gibt es auch einen Freundeskreis Carlo Carretto, das sind Laien, die in ihrem Alltag versuchen, die SPiritualität Carlo Carrettos bzw. von SR. Madleine zu leben.

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ich kann das sehr gut nachfühlen.

Danke Helmut für dein Verständnis. Magst du mehr dazu schreiben? Zum Beispiel wie du damit umgehst?

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Solidarität mit den Armen-wie geht das? Oder warum sind wir es meist nicht? Solche Fragen habe ich mir auch schon gestellt? Ich tue zwar auch was für Arme aber es natürlich nur so etwas wie Almosen geben. Almosen ist etwas was lokal sicher funktioniert wenn alle es tun würden, ist aber wohl ziemlich gering wirksam wenn man es global betrachtet- denn es setzt voraus das es überall getan wird- die die im Dorf etwas haben lassen die anderen nicht verhungern oder versorgen ihn mit dem Lebensnotwendigen, so würde ich es sehen.

Wieso bin ich keine Kopie Albert Schweizers geworden? Der hat ja den Schritt weiter getan, Helfen im einem fremden Kontinent als Lebensaufgabe-- er konnte es weil er das Potential hatte, und er hatte wohl die Stärke es zu tun dazu weil er starken inneren Frieden hatte, so kommt es mir jedenfalls vor.

Viele Menschen haben das aber nicht, oder nicht in dieser Fülle -sie können nur einen Bruchteil davon leisten. Albert wollte ja ursprünglich Missionar werden-aber "man" wollte ihn nicht--so fing er nach dem Theologiestudium an auch Medizin zu studieren.

 

Ich denke aber man muss sich persönlich nicht an den Grossen messen und dann nix tun, weil es ja ach so sinnlos ist weil man diesen Level nicht hat. Nein,ich denke jeder soll tun was er kann, man kann in Tun auch wachsen. Ich kannte einen "kaputen Typen" der zu alkoholischen Exzessen neigte, sein Leben hatte er nicht im Griff, er lebte auch teilweise von Sozialhilfe--er war keine bürgerliche Existenz, er nahm Obdachlose im Winter in seine Wohnung, kochte ihnen warmes Essen, lies sie auch übernachten. Eine menschliche Existenz im Grenzbereich-der aber anderen half obwohl er selber auch hilfsbedürftig war.

Hallo Peter,

 

danke für deine Gedanken. Du hast Recht, ich denk mir auch oft: "Jeder nach seinen Fähigkeiten." Das ist auch der Grund, warum ich in dieser Hinsicht nicht einfach Ansprüche an Andere stellen will. Aber wie vermeide ich denn, dass ich das "Jeder nach seinen Fähigkeiten", nicht als Ausrede für mich benutze. Die Gefahr ist doch groß, zu sagen: "Ich bin nunmal kein Heiliger. Ich tu was ich kann." und dabei allzuleicht hinzunehmen, eben nicht mehr zu können. Der Wunsch, mehr zu können, ist wohl bei ganz vielen Menschen vorhanden. Ich würde jetzt mal ganz lapidar sagen, der Wunsch muss zum festen Willen werden, damit man es können kann. (Bin mir aber nicht sicher, ob das so pauschal stimmt...)

 

Ich muss hier auch zugeben, dass ich irgendwie grad dazu neige, viel zu sehr bewerten zu wollen. Im Sinne von, was nun besser ist, konkrete Hilfsprojekte, oder auf Augenhöhe mit den bedürftigen Menschen leben. Ich schwanke da wohl grad von der einen Seite zur anderen. Früher sah ich es als recht sinnlos an, das Leben der Armen einfach zu teilen. Inzwischen muss ich mich fast am Riemen reißen, um nicht konkrete Hilfsprojekte u. ä. negativ zu bewerten, weil da so "von oben" geholfen wird. Und ich muss dabei dann auch immer wieder daran denken, dass Gott eben auch nicht so "von oben" hilft. Nein, er erlöst uns dadurch, dass er sich auf unsere Stufe begibt, er wurde uns Menschen gleich. Dass Gott sich uns ähnlich macht, hat doch für uns nicht nur in dieser Hinsicht Bedeutung, dass wir uns dadurch in unserer Not angenommen fühlen dürfen, sondern müsste doch auch eine Bedeutung dafür haben, wie wir mit den Nöten anderer umgehen?

 

Gruß

Michaela

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Besuch doch einfach die Kleinen Schwestern, leb eine zeitlang mit ihnen - nur so wirst du für dich rausfinden, ob das was für dich ist.

Ach Collie, das sagst du so einfach. Klar kann ich nur im persönlichen Kontakt rausfinden, ob das "was für mich ist". Das Problem ist, dass da eben auch der Wunsch ist, einfach mein altes Leben weiterführen zu können. Scheiße, warum soll ausgerechnet ich so einen schweren Weg einschlagen? Bin ich den wahnsinnig? Das klingt immer so schwarz/weiß. "Geh hin, schaus dir an, wenns dir gefällt, ist doch alles gut, und wenn nicht, weißt du wenigstens bescheid." So einfach ist es nicht. Was heißt denn wenn es mir gefällt? Warum sollte es mir gefallen, in einem sozialen Brennpunkt in Armut zu leben? Warum sollte es mir gefallen, meine Unabhängigkeit, meinen gut bezahlen Job, meine geräumige Wohnung, meine Hobbys etc. aufzugeben? Von "gefallen" kann da glaub ich nicht die Rede sein. Und doch... Vielleicht muss ich, weil mich meine Wohnung, mein Job... irgendwie schmerzen, bedrücken. Brauch ich das wirklich? Verstehst du, dass es nich so einfach ist, dieses Risiko einzugehen, und sich diese Gemeinschaft einfach mal anzuschauen?

 

Soweit ich informiert bin, gibt es auch einen Freundeskreis Carlo Carretto, das sind Laien, die in ihrem Alltag versuchen, die SPiritualität Carlo Carrettos bzw. von SR. Madleine zu leben.

Sowas find ich sehr interessant, weil ich mich schon auch immer wieder frage, ob das nicht auch in einem "normalen" Alltag außerhalb eines Ordens, in einer Familie möglich ist, so eine Solidarität zu leben. Google spuckt aber zu Freundeskreis Carlo Carretto und auch zu Freundeskreis Charles de Foucauld nichts aus. Weißt du da näheres?

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Ich hab eine Weile gebraucht, um mir klar darüber zu werden, was ich mir eigentlich von diesem Thread erwarte. Die Beteiligung ist ja leider nicht besonders groß....

 

Ich würde gerne die in mir stattfindende Diskussion "Tätige Hilfe vs. mit den Bedürftigen leben" ins Forum verlagern. Erwarte ich zuviel? Wahrscheinlich müsste ich viel provokanter schreiben, um Gegenstimmen und Befürworter zu lesen. Vielleicht hätte ich das Ganze doch nicht so sehr auf die persönliche Ebene ziehen sollen. Mir gehts weniger darum, Tipps zu erhalten, wie ich rausfinden kann, was für mich das Richtige ist. Ich stell jetzt einfach mal ein paar Fragen:

 

Würde Jesus zu uns nicht auch sagen, dass wir nur von unserem Überfluss etwas abgeben, wie die vielen, die er beobachtet, wie sie im Tempel opfern? Wer handelt auch nur annähernd, wie die Witwe?

Aber haben wir nicht gute Gründe, nicht so zu handeln? Wäre es nicht dumm, alles herzugeben und dann niemandem mehr helfen zu können? Und ist es nicht so, dass wir auch für unsere Kinder / Familien sorgen müssen und deshalb nicht einfach alles hergeben können?

Zählen diese Gründe wirklich?

 

Würdet ihr zustimmen, dass es eigentlich nichts bringt, einfach nur mit den Armen zu leben, und so gut es geht für sie da zu sein? Seid ihr der Meinung, dass es sinnvoller ist, mit konkreten Projekten zu helfen, wo sich wirklich die Situation der Menschen verbessert? Aber ist es nicht auch sehr oft so, dass man damit den Menschen etwas aufdrückt, ihnen indirekt einredet (vorlebt?), sie bräuchten dieses oder jenes, um glücklich zu sein? Andererseits, wenn jemand krank ist, ist es ja unsinnig, zu sagen: „Ich hätte zwar die Möglichkeit, deine Krankheit zu heilen, aber ich teile lieber dein Leid und lasse mich anstecken.“ In diesem Extrembeispiel hält es wohl jeder für Unsinn. Worin liegt dann der Wert, wenn jemand sein „Luxusleben“ aufgibt um mit den Armen zu leben ohne deren Situation wirklich verändern zu können, anstatt mit seinen Spenden wirklich dazu beizutragen, dass wenigstens ein paar Leute ein bessere Leben führen können.

 

@Moderatoren: Wäre es in Ordnung, wenn in diesem Thread auch nichtkatholische Gläubige mitdiskutieren dürften? Ich würde mich über grünes Licht freuen.

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Würde Jesus zu uns nicht auch sagen, dass wir nur von unserem Überfluss etwas abgeben, wie die vielen, die er beobachtet, wie sie im Tempel opfern? Wer handelt auch nur annähernd, wie die Witwe?
Jesu Beispiel ist, wie oft, nicht auf klare schwarz-weiß Antworten ausgelegt. So ließ er sich zB, ohne augenscheinlich damit Probleme zu haben, von den (reichen) Frauen in seinem Gefolge unterstützen.

 

Würdet ihr zustimmen, dass es eigentlich nichts bringt, einfach nur mit den Armen zu leben, und so gut es geht für sie da zu sein?

Hängt von der Situation und den eigenen Einflußmöglichkeiten ab. Und von dem, was ich mit meinem eigenen Leben primär ausdrücken will/kann/soll.

Eine allgemeine Antwort kann es mE da nicht geben: es kann als lebensmehrend empfunden werden, wenn irgendein Industrieboss alles weggibt, um Kleiner Bruder zu werden, es kann aber genauso gut als Zynismus empfunden werden... Es wird davon abhängen, was authentischer Auasdruck seines Lebens ist.

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@Moderatoren: Wäre es in Ordnung, wenn in diesem Thread auch nichtkatholische Gläubige mitdiskutieren dürften? Ich würde mich über grünes Licht freuen.

Ich trau mich mal...

 

Würdet ihr zustimmen, dass es eigentlich nichts bringt, einfach nur mit den Armen zu leben, und so gut es geht für sie da zu sein? Seid ihr der Meinung, dass es sinnvoller ist, mit konkreten Projekten zu helfen, wo sich wirklich die Situation der Menschen verbessert? Aber ist es nicht auch sehr oft so, dass man damit den Menschen etwas aufdrückt, ihnen indirekt einredet (vorlebt?), sie bräuchten dieses oder jenes, um glücklich zu sein? Andererseits, wenn jemand krank ist, ist es ja unsinnig, zu sagen: „Ich hätte zwar die Möglichkeit, deine Krankheit zu heilen, aber ich teile lieber dein Leid und lasse mich anstecken.“ In diesem Extrembeispiel hält es wohl jeder für Unsinn. Worin liegt dann der Wert, wenn jemand sein „Luxusleben“ aufgibt um mit den Armen zu leben ohne deren Situation wirklich verändern zu können, anstatt mit seinen Spenden wirklich dazu beizutragen, dass wenigstens ein paar Leute ein bessere Leben führen können.

Meiner (unmaßgeblichen) Meinung nach kann es zwar dem eigenen Gewissen/Ego dienen, mit den Armen arm zu sein, aber wirkliche, konkrete Hilfe in ganz konkreter Not scheint mir so weniger gut möglich zu sein als aus dem bestehenden beruflichen/privaten Umfeld heraus.

Geben, was man(n)/frau selbst nicht braucht (wie z.B. Bill Gates, der als Atheist der wohl größte Wohltäter der Armen ist) bzw. tätige Hilfe im Rahmen des eigenen Wissens, Könnens nutzt (in meinen Augen) den Bedürftigen mehr. Wohl jeder Beruf (von der Putzfrau über die Friseurin bis hin zum Lehrer, Mediziner...) hat Aspekte, die, uneigennützig Bedürftigen zugewendet, sehr viel Hilfe ermöglichen?

Zusammen mit Obdachlosen unter der Brücke schlafen vergrößert das Heer der Armen, aber ihnen z.B. unentgeltlich die Haare schneiden, bei Behörden(gängen) zu helfen, Migranten und ihren Kindern Nachhilfe in Deutsch geben, ein wachsames Auge für die Ungerechtigkeiten in der näheren Umgebung haben und engagiert dagegen vorgehen, hilft tatsächlich.

In vielen Fällen ist dies aus dem bestehenden beruflichen/privaten Umfeld leichter und wirksamer als sich bei den Hilfsbedürftigen einzureihen...?

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Würde Jesus zu uns nicht auch sagen, dass wir nur von unserem Überfluss etwas abgeben, wie die vielen, die er beobachtet, wie sie im Tempel opfern? Wer handelt auch nur annähernd, wie die Witwe?
Jesu Beispiel ist, wie oft, nicht auf klare schwarz-weiß Antworten ausgelegt. So ließ er sich zB, ohne augenscheinlich damit Probleme zu haben, von den (reichen) Frauen in seinem Gefolge unterstützen.

 

Würdet ihr zustimmen, dass es eigentlich nichts bringt, einfach nur mit den Armen zu leben, und so gut es geht für sie da zu sein?

Hängt von der Situation und den eigenen Einflußmöglichkeiten ab. Und von dem, was ich mit meinem eigenen Leben primär ausdrücken will/kann/soll.

Eine allgemeine Antwort kann es mE da nicht geben: es kann als lebensmehrend empfunden werden, wenn irgendein Industrieboss alles weggibt, um Kleiner Bruder zu werden, es kann aber genauso gut als Zynismus empfunden werden... Es wird davon abhängen, was authentischer Auasdruck seines Lebens ist.

Ich geb dir ja eigentlich Recht.... Ich weiß nur grad mit diesem "sowohl als auch", bzw. "je nach Situation" nichts anzufangen. Irgendwie bringt mich das nicht weiter... Trotzdem danke.

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@Moderatoren: Wäre es in Ordnung, wenn in diesem Thread auch nichtkatholische Gläubige mitdiskutieren dürften? Ich würde mich über grünes Licht freuen.

Ich trau mich mal...

Ui, dann werd ich mal schnell antworten, bevor das womöglich noch im Tohu landet. :) Genau diese Art von Antworten hatte ich mir erhofft, um evtl. eine kontroverse Diskussion anzustoßen. Du beziehst klar Position, was ich im Moment bei dem Thema überhaupt nicht kann.

 

Meiner (unmaßgeblichen) Meinung nach kann es zwar dem eigenen Gewissen/Ego dienen, mit den Armen arm zu sein, aber wirkliche, konkrete Hilfe in ganz konkreter Not scheint mir so weniger gut möglich zu sein als aus dem bestehenden beruflichen/privaten Umfeld heraus.

Ja, der Gedanke ging mir auch schon manchmal durch den Kopf, ob ich das nur für mein Ego tun möchte.

 

Geben, was man(n)/frau selbst nicht braucht (wie z.B. Bill Gates, der als Atheist der wohl größte Wohltäter der Armen ist) bzw. tätige Hilfe im Rahmen des eigenen Wissens, Könnens nutzt (in meinen Augen) den Bedürftigen mehr. Wohl jeder Beruf (von der Putzfrau über die Friseurin bis hin zum Lehrer, Mediziner...) hat Aspekte, die, uneigennützig Bedürftigen zugewendet, sehr viel Hilfe ermöglichen?

Du hast schon Recht, aber mir geht dabei dieses „von oben herab“, das ich dabei empfinde, nicht aus dem Kopf.

 

Zusammen mit Obdachlosen unter der Brücke schlafen vergrößert das Heer der Armen, aber ihnen z.B. unentgeltlich die Haare schneiden, bei Behörden(gängen) zu helfen, Migranten und ihren Kindern Nachhilfe in Deutsch geben, ein wachsames Auge für die Ungerechtigkeiten in der näheren Umgebung haben und engagiert dagegen vorgehen, hilft tatsächlich.

In vielen Fällen ist dies aus dem bestehenden beruflichen/privaten Umfeld leichter und wirksamer als sich bei den Hilfsbedürftigen einzureihen...?

Ich glaube, der kleine Unterschied ist der, dass es im Idealfall so laufen sollte, dass man sich nicht direkt bei den Hilfsbedürftigen einreiht. Man versucht im Normalfall schon, allein für sich selber zu sorgen und nicht auch plötzlich auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein.

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Du hast schon Recht, aber mir geht dabei dieses „von oben herab“, das ich dabei empfinde, nicht aus dem Kopf.

Und nochmal ganz schnell, bevor ich im Tohu lande:

Helfen kann ich doch nur aus der Position eines Menschen, der mehr hat, der etwas besser weiß bzw. kann...also irgendwie tatsächlich "von oben herab".

Ich denke, man sollte sich dessen zwar bewusst sein, aber ebenso, dass dem Hilfsbedürftigen nur so tatsächlich wirksam geholfen werden kann?

Ich muss doch mehr haben als der Hilfsbedürftige (Geld, Wissen, Können...) - wie sollte ich anders Hilfe leisten?

MItleid, Trost sollte dazu kommen, aber - aus fast 70 Jahren Lebenserfahrung heraus - davon wird niemand satt, gesund...

In diesem Zusammenhang fällt mir das Gleichnis von den Talenten ein (Matth 25, 14-30 und Lukas 19, 12-27) - und geht mir nicht aus dem Kopf...

Ich verstehe es so: Das, was uns (unverdient) anvertraut wurde, materieller Besitz, Wissen, Können, sollen wir vermehren und zu Gunsten der Hilfsbedürftigen überlegt und wirksam einsetzen?

Nun bin ich aber wieder weg, um die Mods nicht in Gewissenskonflikte zu stürzen...

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Würde Jesus zu uns nicht auch sagen, dass wir nur von unserem Überfluss etwas abgeben, wie die vielen, die er beobachtet, wie sie im Tempel opfern? Wer handelt auch nur annähernd, wie die Witwe?
Jesu Beispiel ist, wie oft, nicht auf klare schwarz-weiß Antworten ausgelegt. So ließ er sich zB, ohne augenscheinlich damit Probleme zu haben, von den (reichen) Frauen in seinem Gefolge unterstützen.

 

Würdet ihr zustimmen, dass es eigentlich nichts bringt, einfach nur mit den Armen zu leben, und so gut es geht für sie da zu sein?

Hängt von der Situation und den eigenen Einflußmöglichkeiten ab. Und von dem, was ich mit meinem eigenen Leben primär ausdrücken will/kann/soll.

Eine allgemeine Antwort kann es mE da nicht geben: es kann als lebensmehrend empfunden werden, wenn irgendein Industrieboss alles weggibt, um Kleiner Bruder zu werden, es kann aber genauso gut als Zynismus empfunden werden... Es wird davon abhängen, was authentischer Auasdruck seines Lebens ist.

Ich geb dir ja eigentlich Recht.... Ich weiß nur grad mit diesem "sowohl als auch", bzw. "je nach Situation" nichts anzufangen. Irgendwie bringt mich das nicht weiter... Trotzdem danke.

Ich weiß ;)

Aber es hängt so viel an der Erwartung... Ich kenne etliche Kleine Schwestern, die "geben" den Menschen ihres Umfelds unendlich viel (und alle wissen das), aber es ist eben keine materielle Hilfe.

Was also besser ist, hängt immer an der Perpektive, aus der ich es betrachte.

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Hallo Aleachim

 

Deinen Wunsch kann ich verstehen, aber ich habe Zweifel (auch aus eigener Erfahrung), dass überhaupt funktioniert, was Du Dir vorstellst. Natürlich kannst Du all Dein Hab und Gut verschenken - aber Du kannst Deine Vergangenheit nicht abstreifen. Und deshalb wirst Du nie in der Weise arm sein, wie die Armen, mit denen zu leben Du Dir wünschst. Was auch immer es ist, die behütetere Kindheit, die bessere Ausbildung, die Familie, die Dich im Zweifelsfall auffangen würde - das streifst Du nicht ab. Du bleibst immer anders. Natürlich kann es trotzdem erfüllend sein, "mit den Armen zu leben", wie es etwa die Kleinen Schwestern tun, aber das, was Du Dir eigentlich vorstellst, nämlich irgendwie "gleich" zu werden wie sie, das wird nicht klappen.

 

Eine andere - damit zusammenhängende - Frage ist, ob es Dich auf Dauer froh machen würde, so zu leben. Ich würde vermuten, dass Du irgendwann feststellst, wie fremd Dir diese Welt dank Deiner Vergangenheit bleibt und Du deshalb unzufrieden bleibst. Aber da sprechen vor allem eigene Erfahrungen und Begegnungen (auch mit ehemaligen Kleinen Schwestern). Du wirst es selbst herausfinden müssen. Wenn es Dich wirklich so dorthin zieht, wirst Du auch einen Weg finden, es auszuprobieren. Eine Rückkehr in Deine heutige Lebensform ist immer möglich - wobei Dich so eine Erfahrung sicherlich verändern würde und Du dann zwar vielleicht äusserlich so lebtest wie vorher, aber innerlich bestimmt anders wärest.

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Und nochmal ganz schnell, bevor ich im Tohu lande:

Ich hoffe nicht, ich finde deine andere Sicht auch bereichernd.

 

Helfen kann ich doch nur aus der Position eines Menschen, der mehr hat, der etwas besser weiß bzw. kann...also irgendwie tatsächlich "von oben herab".

Ich denke, man sollte sich dessen zwar bewusst sein, aber ebenso, dass dem Hilfsbedürftigen nur so tatsächlich wirksam geholfen werden kann?

Ich muss doch mehr haben als der Hilfsbedürftige (Geld, Wissen, Können...) - wie sollte ich anders Hilfe leisten?

MItleid, Trost sollte dazu kommen, aber - aus fast 70 Jahren Lebenserfahrung heraus - davon wird niemand satt, gesund...

Okay, du hast insofern Recht, dass man, wenn man helfen will, etwas haben muss, was dem Bedürftigen fehlt. Vielleicht geht es mir auch um den Aspekt, der mit dem plumpen Satz "Geld allein macht nicht glücklich" ganz gut umschrieben ist. Vielleicht wird die materielle Hilfe, (die sicher sehr nötig ist) oft zu sehr überbewertet. Aber ich glaube, was mich wohl umtreibt ist, dass man kaum was riskiert, wenn man etwas von seinem Überfluss abgibt. Man bleibt da doch meist in seinem sicheren, warmen Nest sitzen und kann relativ sorglos ein bisschen was abgeben. Ich weiß nicht, ob du verstehst, warum mich das wurmt, wenn wir (ich) oft so wenig bereit sind, unsere Sicherheit aufzugeben. "Sorgt euch nicht um morgen..."

 

Ich kann dem, was du schreibst, dass es doch im Grunde nichts bringt, sich selber auch arm zu machen, kaum was entgegen setzen. Im Moment eigentlich fast nur mein Gefühl, dass es eben doch unglaublich viel bringt. Leider hat dir ja auch sonst niemand hier widersprochen.

 

In diesem Zusammenhang fällt mir das Gleichnis von den Talenten ein (Matth 25, 14-30 und Lukas 19, 12-27) - und geht mir nicht aus dem Kopf...

Ich verstehe es so: Das, was uns (unverdient) anvertraut wurde, materieller Besitz, Wissen, Können, sollen wir vermehren und zu Gunsten der Hilfsbedürftigen überlegt und wirksam einsetzen?

Hm... Interessanter Gedanke. So hab ich es noch nicht gesehen.

 

Nun bin ich aber wieder weg, um die Mods nicht in Gewissenskonflikte zu stürzen...

Na wenn du doch schon Gleichnisse bemühst. Wenn das nicht GG-konform ist...

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Ich kenne etliche Kleine Schwestern, die "geben" den Menschen ihres Umfelds unendlich viel (und alle wissen das), aber es ist eben keine materielle Hilfe.

Was also besser ist, hängt immer an der Perpektive, aus der ich es betrachte.

Worin besteht dieses "unendlich viel"? Kannst du das in Worte fassen? (So dass sogar Melancholy zustimmen muss, dass es nicht sinnlos ist :rolleyes: )

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Nun bin ich aber wieder weg, um die Mods nicht in Gewissenskonflikte zu stürzen...

Moderationserklärung:

 

Bisher sehe ich keinen Grund, einzugreifen und ich werde den auch nicht sehen, wenn du weiter in diesem Stil postest.

 

Der Sinn der Glaubensgespräche war, dass man hier über Glaubensfragen diskutieren könne muss, ohne dass immer wieder jemand mit "Gott gibt's doch überhaupt nicht und wer glaubt ist doof" oder "die katholische Kirche ist das Letzte" dazwischenfunkt.

 

Solange die Diskussion in diesem Stil weitergeht und nicht eine Debatte über das Verhalten verschiedener Bischöfe im Stil "Da sieht man die Heuchlerei der Kirche" daraus wird, kann sich beteiligen, wer möchte.

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Puh… Danke Susanne, für deinen Beitrag. Wie immer sehr zum Nachdenken anregend.

 

Ich glaube, dass es ganz richtig ist, wenn du auf deine Frage in erster Linie Unterstützungsvorschläge dafür bekommst, wie du dir über deinen eigenen Weg klar werden kannst.

Ich denke, dass man über das Thema schon allgemein nachdenken kann und soll - dass letztlich aber jeder seine eigene Antwort geben muss, eine Antwort, die aus dem eigenen Herzen kommt. Es geht m.E. darum, zu spüren und ganz ernst zu nehmen, wohin einen seine eigene Liebe zieht.

Ja, das ist klar. Ich hab nur grad hier im Forum immer wieder die Erfahrung gemacht, dass mich die Diskussionen zwischen zwei recht gegensätzlichen Positionen irgendwie weiter gebracht haben. Dass ich mir dadurch besser über meine eigene Meinung klar werde. Deshalb wünsche ich mir auch eine Diskussion.

 

Wenn jemand mit "entbranntem Herzen" einen Menschen liebt, darf er dieses sein kostbares Salböl nicht zu Geld machen, um es in der Währung allgemeiner Nächstenliebe "für die Armen" zu geben, sondern er muss diese Liebe dorthin fließen lassen, wohin sie fließt.

Das nimmt „den Armen“ nichts weg, sondern im Gegenteil: wenn man das tut (vielleicht gegen alle Vernunft, und vielleicht auch, obwohl dabei Schmerzen entstehen), wird aus diesem sich Verschwenden genug fließen, das "den Armen" weiter gegeben werden kann.

Umgekehrt, wenn man die besondere Liebe in sich ignoriert, um sie pauschal unter "den Armen" zu verteilen ("Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und den Erlös den Armen gegeben?"), dann wird das wirklich ein "von oben herab" und bitter und giftig.

Und warum ist das bloß so verdammt schwer rauszufinden???

 

Wir sind so sehr aufeinander angewiesen, dass wir alle voreinander Arme sind ("Die Armen habt ihr immer bei euch..." - ich glaube nicht, dass es nur um materielle Armut geht), und dass wir immer so gut wie möglich einander geben sollten, was wir zu geben haben.

Aber das, wofür wir wirklich brennen, das ist etwas Besonderes, Einmaliges ("... mich aber habt ihr nicht immer bei euch".)

Dafür, für dieses Einmalige, das nur für uns so gilt und nur in uns so brennt, sollten wir wach sein und es zulassen, uns davon ergreifen lassen und es auch selbst ergreifen.

Ja! ….

 

Ob das für dich ein Leben mitten unter den Bedürftigen ist, das kannst eigentlich nur du selber finden und wissen.

Ja, das ist klar. Aber dabei können (müssen?) mir ja andere Menschen, evtl. auch hier im Forum, behilflich sein. Das einfach nur in meinem eigenen Kopf hin und her zu wälzen, bringt mich nicht weiter.

 

Zur Witwe noch ein Gedanke: da geht es wohl auch um die Bereitschaft, sich ganz zu riskieren, sich ganz zu verschwenden. Aber so wie ich es verstehe, auch noch um etwas anderes. Jesus sagt von ihr: "Sie hat von ihrem Mangel gegeben" (genauer: "Sie hat von ihrem Mangel geworfen") - sie ist großzügig sogar mit dem, was sie eigentlich gar nicht hat. Bei ihr ist keine Scham, dass das, was sie geben kann, zu wenig sein könnte, sie nimmt die Mickrigkeit und des Mangelhafte ihrer Gabe nicht als Ausrede dafür, dass „das es eh zu wenig ist, was sie geben kann", sie tut einfach, was sie richtig findet.

Danke, ja. Ich denke, diese Gefahr besteht, zu sagen, das nützt doch eh nichts, was ich geben/tun kann. Darauf will ich nicht hereinfallen!

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Bisher sehe ich keinen Grund, einzugreifen und ich werde den auch nicht sehen, wenn du weiter in diesem Stil postest.

 

Der Sinn der Glaubensgespräche war, dass man hier über Glaubensfragen diskutieren könne muss, ohne dass immer wieder jemand mit "Gott gibt's doch überhaupt nicht und wer glaubt ist doof" oder "die katholische Kirche ist das Letzte" dazwischenfunkt.

 

Solange die Diskussion in diesem Stil weitergeht und nicht eine Debatte über das Verhalten verschiedener Bischöfe im Stil "Da sieht man die Heuchlerei der Kirche" daraus wird, kann sich beteiligen, wer möchte.

 

Danke Martin!

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Würdet ihr zustimmen, dass es eigentlich nichts bringt, einfach nur mit den Armen zu leben, und so gut es geht für sie da zu sein? Seid ihr der Meinung, dass es sinnvoller ist, mit konkreten Projekten zu helfen, wo sich wirklich die Situation der Menschen verbessert? Aber ist es nicht auch sehr oft so, dass man damit den Menschen etwas aufdrückt, ihnen indirekt einredet (vorlebt?), sie bräuchten dieses oder jenes, um glücklich zu sein?

 

 

Hallo :)

kann es sein dass du in dem Gedanken gefangen bist, dass Altruismus grundsätzlich ein Opfer deinerseits erfordert? Es hört sich jetzt paradox an, aber denk zuerst mal an dein eigenes Bedürfnis: nämlich zu helfen. Das ist es was du willst. Weil es dir dabei gut geht. Dann wird deine Hilfe auch bereitwilliger angenommen. Wenn du dich mit Vorsatz in die gleiche Notsituation wie ein Bedürftiger begibst, dann wirst du seine Lage zwar schnell nachvollziehen können. Aber das geht auch anders:

 

Was der Mensch liebt, das ist der Mensch.

Liebt er einen Stein, so ist er ein Stein,

liebt er einen Menschen, so ist er ein Mensch,

liebt er Gott – nun traue ich mich nicht weiter

zu sprechen, denn sage ich, dass er dann

Gott ist, so könntet ihr mich steinigen wollen.

(Mr. Eckhart)

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