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Fing das pastorale Problem schon viel früher an?


Flo77

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Jungs, wie macht ihr das?

Gar nicht. Die Mädels verhalten sich von selbst so, als Mann ist es einem mitunter sogar peinlich, aber was willst du machen? ;)

mir nicht.

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Nachtrag: Es mag daran gelegen haben, dass diese region schon immer konfessionell gemischt war. Das eine Dorf katholisch, das nächste evangelisch, das übernächste wieder katholisch. Da war das fest im Bewusstsein verankert, dass man z. B. Heiratskandidaten erst im übernächsten Dorf findet.

 

Oder im gleichen Dorf. Viele Generationen hintereinander. Das kann nicht gesund sein.

Nein, das interessanterweise nicht. Ich kennen meine Vorfahren nicht sehr weit zurück, aber soweit ich es überblicken kann, ist das regional, aber halt nur die katholischen Orte. Von meinen vier Urgroßeltern mütterlicherseits stammt nur eine Urgroßmutter aus diesem Dorf, die drei anderen jeder aus einem anderen Ort, und nicht nur direkte Nachbarorte, auch meine Großmutter war von außerhalb.

 

Werner

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Ich kann mir vorstellen, dass nicht nur diese (erzwungene) Wanderungsbewegung, sondern auch alle vorherigen Wanderungsbewegungen viel Vermischung in das konfessionelle Leben gebracht haben.Es waren ja auch Wanderungsbewegungen, die die vor allem im mittleren Neckarraum und in München ansehnlich starken christlichen Ostkirchen und auch den Islam nach Deutschland gebracht haben.

 

So sehe ich das auch. Und eine dieser Wanderungsbewegungen war zumindest in Württemberg die Industrialisierung, die arbeitssuchende Katholiken vom Lande in die protestantischen Städte bzw. an die gleichfalls vornehmlich protestantischen Industriestandorte spülten, die damals entstanden. Eingesetzt hat das ungefähr ab 1850, sich dann aber in den 1870er-Jahren massiv verstärkt.

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Nein, das interessanterweise nicht.

 

Ich kenne das von evangelischen Diasporaorten in katholischer Mehrheitsbevölkerung.

 

Allerdings ist das schon lange her. Meine gesamte Vorfahrenschaft der vorletzten und letzten Generation vermischte sich gewaltig, was die Volksgruppen (nicht die Religionen) anbelangte. Meine Mutter kam aus einer deutschsprachigen Sprachinsel in der damals ungarischen Slowakei, ihre Eltern waren eine ethnische Ungarin mit Wurzeln aus dem Gebiet der heutigen Republik Ungarn und ein ethnischer Deutscher mit Wurzeln im Salzburger Land, der allerdings aufgrund der Magyarisierungspolitik primär ungarisch sprach, sich jedoch als slowakischer Staatsangehöriger deutscher Abstammung verstand. Als Geburtsland hat er immer "Magyar Királyság" - Königreich Ungarn - angegeben. Diese Großeltern entstammten nicht dem gleichen Dorf, sondern wuchsen ungefähr 40km voneinander entfernt auf.

 

Mein Vater ist in der bayerischen Oberpfalz geboren, seine Mutter kam aus einer Handwerkerfamilie im Nachbarort und sein Vater kam von ungefähr 50km Entfernung, war jedoch durch Wanderschaft und Berufsanfang (er war traditioneller Zimmermann und bis Amsterdam gekommen) in die Kleinstadt meiner Großmutter gekommen, um dort im vom Verwandten betriebenen Café, wo sie bediente, einen Kaffee zu trinken.

 

Über die Problematik von innerdörflichen Heiraten habe ich eher in den evangelischen Diasporaorten in der katholischen Fränkischen Schweiz (Südwest-Oberfranken) sowie in der nordwestlichen Oberpfalz erfahren.

 

Was mich in diesem Zusammenhang immer wunderte, war, dass man in Diasporaorten wesentlich mehr zusammenhielt und sich weniger "nach außen" (wo es ja auch - oftmals gar nicht weit weg - mehr Evangelische gab) orientierte als dort, wo man in der Mehrheit war. Aber vielleicht waren damals diese "andersgläubigen" Exklaven mehr unter sozialem Druck von außen gestanden, so dass man wesentlich mehr zusammenhielt.

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Ich kenne das von evangelischen Diasporaorten in katholischer Mehrheitsbevölkerung.

Das gibt es sicher auch andersrum. In bunt gemischen Gebieten wie in Unterfranken gab es solche abgeschiedenen Exklaven aber nicht. Größter Landesherr vor 1806 war der Bischof von Würzburg, aber dessen Gebiet war übersät mit reichsständischen Herrschaften, die allesamt evangelisch waren (Löwenstein, Thüngen, Castell, Wettiner, Hutten, Rotenhan, die Truchsesse von Wetzhausen usw. und die Reichsstadt Schweinfurt). So gab es immer genug Orte mit der "richtigen" Konfession in erreichbarer Nähe.

 

Werner

bearbeitet von Werner001
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ich frage mich, ob nicht das Gegenbild zu den genannten "pastoralen Problemen" nicht eher ein "Idealbild" war, zumindest allermeistens und fast allerorten.

Katholisch war selten so zentral, dass alle wirklich dasselbe taten. Das fing schon im Urchristentum an und ging immer so weiter, einfach deshalb, weil es "vor Ort" immer speziell war.

 

Das Idealbild des "Alle machen es Gleich und zwar so wie in Rom" wurde wenn überhaupt nur in der Zeit zwischen 1850 und 1950 erreicht - in der Zeit des Ultramontanismus als die Staatenwelt bunter und vielfältiger wurden, und die Herrschenden so gar keine Lust hatten, sich an die Order des pastes zu halten (Und das für katholische Absolutisten sogar noch mehr als für säkulare oder nicht katholische Staaten). Hier kam die Vorstelung einer katholischen Identität auf, die gegen jedwede Begehrlichkeit einer Gesellschaft oder eines Staates durchzuhalten war. Und es gab Manhe einflussreiche Leute, die sich im Ultramontanismus übertrafen. Die Unfehlbarkeitsformel von 1871 ist in dieser Perspektive ein eher gemäßigter Kompromiss. Da hätten sich viele noch etwas ganz Anderes vorstellen können.

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