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Dezentralisierung und Subsidiarität in der Kirche


Udalricus

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In seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Gaudium" ruft Papst Franziskus wörtlich zu einer "Dezentralisierung" der Kirche auf.

Gleichzeitig hat sich bis jetzt am päpstlichen Eingriffswillen auf ortskirchliche Vorgänge nichts geändert. Die Bestellung der Bischöfe ist gleich geblieben, der Papst setzt Bischöfe in Slowenien und Deutschland (Limburg) ab und mischt sich etwa in Lima in die Frage der dortigen Universität ein.

 

Ich bin der Letzte, der ihm dieses Recht abspricht, aber ich verstehe nicht, was er dann mit seiner "Dezentralisierungs-"Ankündigung bezweckt. Mir kommmt das eher wie eine Beruhigungspille vor, um noch ungestörter seine Vorstellung von Kirche verwirklichen zu können.

 

Daher möchte ich zu einer grundsätzlichen Diskussion darüber einladen, was ein Papst entscheiden sollte und was eher eine Sache der Ortskirchen sein sollte.

 

Ich möchte dabei gleich voraussschicken, dass ich keineswegs der Auffassung bin, dass die letzten Päpste zu zentralistisch agierten. Ich habe eher oft ein sehr großes Zaudern verspürt, in Ortskirchen einzugreifen.

 

Gleichzeitig witterte ich schon immer eine große Inkonsequenz bei den Kräften, die dem Papst "Zentralismus" vorwarfen: Denn dort, wo es ihnen recht war, sollte er sehr wohl eingreifen, nur dort nicht, wo es gegen ihre Interessen ging.

 

Ein innerkirchliche Föderalismus-Debatte sollte sich aber nicht von subjektiven Interessen leiten lassen, sondern von möglichst objektiven Erwägungen über eine sinnvolle Strukturierung der Kirche.

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Mir kommmt das eher wie eine Beruhigungspille vor, um noch ungestörter seine Vorstellung von Kirche verwirklichen zu können.

 

 

Scheint ja ziemlich grauslich zu sein, was Papst Franziskus an "Vorstellung von Kirche" hat, die er nur durch Verteilen von Beruhigungspillen verwirklichen kann.

Was ist es denn so Furchtbares, was der Papst will? :unsure:

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Daher möchte ich zu einer grundsätzlichen Diskussion darüber einladen, was ein Papst entscheiden sollte und was eher eine Sache der Ortskirchen sein sollte.

 

Prinzipiell ein spannendes Thema, dass sich aber vmtl. nicht im Grundsätzlichen beantworten lässt.

 

Ein paar Gedanken:

 

Wenn der Papst dazu aufruft, Kirche dezentraler zu denken, so ist dies nach meinem Empfinden erst einmal ein Aufruf, seine eigene Haltung, seine eigene Sicht der Dinge zu ändern: Was kann ich selber machen? Wo erwarte ich eigentlich gerade von jemand anderem, dass er meine Probleme löst? Wo muss ich mich auch mal nicht einmischen? Dieser Aufruf gilt m.E. für jedes Kirchenmitglied, ob Amträger, Funktionsträger, Kirchgänger, Fernstehender, etc.

 

Wenn sich aus dieser geänderten Haltung eine neue Form des Zusammenspiels findet, wäre das schon ein großer Schritt. M.E. schauen "wir" viel zu fixiert auf die Hierchie. Aber was muss wirklich hier entschieden werden und was klappt auch ohne sie?! Damit möchte ich nicht sagen, dass sie abgeschafft werden sollte. Es würde m.E. schon viel helfen, wenn die Kirche (und damit meine ich die Gemeinschaft der Gläubigen) erkennt, dass Kirche eben nicht nur Hierarchie ist. Auch jetzt schon gibt es neben ihr ein Fülle von Organisationsformen, die neben der "Linie" Papst -> Bischoff -> Pfarrer existieren. Ein Netzwerk an Engagierten, Initiativen, Verbänden, Gemeinden, etc. existiert bereits. Kirche wird stärker, wenn sie lernt, besser abzustimmen, wann Hierarchie not-wendig ist und wann nicht.

 

Ein konkretes Beispiel: In unserem Bistum haben wir in Modellversuchen mit lokalen Leitungsteams an einzelnen Kirchorten "experimentiert", mit ermutigenden Ergebnissen, diesen Weg weiterzugehen. Konkret bedeutet dies, dass sich für eine Gemeinde eine - auch mit Laien besetzte - Leitungsgruppe findet, die das Leben vor Ort fördert. Der Pfarrer ist ein Mitglied in diesem Team. Das steckt zwar alles noch in den Kinderschuhen und viele Dinge "passen" noch nicht. (z.B. dass lt. Kirchenrecht der Pfarrer doch wieder tun und lassen kann, was er will.) Aber trotz Unschärfe: Es ist ein erster Schritt.

 

Du hattest zwar nach der Zuordnung zw. Papst und Ortskirche gefragt, aber ich denke die "erste" Lernebene für Dezentralisierung ist die Ebene tiefer, also die Ortskirche mit den Pfarren und Gemeinden. Die Gemeinden müssen lernen, selber Verantwortung zu übernehmen und nicht immer nur auf den Pfarrer zu schielen. Die Pfarrer müssen lernen, Macht abzugeben und auch Ergebnisse mitzutragen, die bspw. das Leitungsteam anders entschieden hat. Die Bistumsebene muss lernen, dass es im Konfliktfall eben nicht um "durchdrücken" geht, sondern (erst einmal) um Moderation. Auch muss es Rahmenbedingungen geben, um bspw. in o.g. "Versuchen" Neues entstehen zu lassen. Danach muss das Neue, was sich bewährt hat, gefestigt werden, bspw. in neuen Regularien.

 

Für die Beziehung Rom - Ortskirche gilt diese Logik natürlich ähnlich.

bearbeitet von mbo
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Langsam langsam ich denke wir werden erst in der kommenden Bischofssynode einen Vorgeschmack bekommen was gemeint ist und die Grundlage der Zentralisierung ist bekanntlich ja die Kurienreform unddiese dauert ja noch bis 2015

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Was ist es denn so Furchtbares, was der Papst will? :unsure:

 

Das ist hier nicht das Thema! ;)

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... ich denke die "erste" Lernebene für Dezentralisierung ist die Ebene tiefer, also die Ortskirche mit den Pfarren und Gemeinden. Die Gemeinden müssen lernen, selber Verantwortung zu übernehmen und nicht immer nur auf den Pfarrer zu schielen. Die Pfarrer müssen lernen, Macht abzugeben und auch Ergebnisse mitzutragen, die bspw. das Leitungsteam anders entschieden hat. Die Bistumsebene muss lernen, dass es im Konfliktfall eben nicht um "durchdrücken" geht, sondern (erst einmal) um Moderation. Auch muss es Rahmenbedingungen geben, um bspw. in o.g. "Versuchen" Neues entstehen zu lassen. Danach muss das Neue, was sich bewährt hat, gefestigt werden, bspw. in neuen Regularien.

Das hier Geschilderte riecht doch ziemlich nach unkoordiniertem Chaos.

 

Für die Beziehung Rom - Ortskirche gilt diese Logik natürlich ähnlich.

 

Umso schlimmer! :blink:

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... die Grundlage der Zentralisierung ist bekanntlich ja die Kurienreform und diese dauert ja noch bis 2015

 

Die glaubst, die Kurienreform wird für "Zentralisierung" sorgen?

 

Jetzt wird es spannend .... :lol:

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Was ist es denn so Furchtbares, was der Papst will? :unsure:

Das ist hier nicht das Thema! ;)

 

Sondern?

 

Dezentralisierung und Subsidiarität

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Was ist es denn so Furchtbares, was der Papst will? :unsure:

Das ist hier nicht das Thema! ;)

 

Sondern?

 

Dezentralisierung und Subsidiarität

Warum dann Deine kryptischen Andeutungen?

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Das hier Geschilderte riecht doch ziemlich nach unkoordiniertem Chaos.

 

Ja, es mag sein, dass es so klingt. Und in der Tat sind Lern- und Entwicklungsprozesse immer mit Unordnung verbunden. Denn ohne Irritation keine Änderung, ohne Un-Ordnung keine neue Ordnung.

 

Aber um dich zu beruhigen: Es ist eine gewollte, koordinierte und vor allem reflektierte Unordnung mit der Perspektive eine neue bzw. geänderte Ordnung herzustellen. Und letztendlich ist es ja auch gelebte "Dezentralisierung und Subsidiarität": Wir könnten uns hinsetzen und warten bis "Rom" unsere Probleme löst. Wir können aber auch einfach schauen, wie wir unsere Probleme selber lösen. Für die einen ist es Chaos, für die anderen ein Entwicklungsschritt.

 

So kann m.E. auch der Prozess der Dezentralisierung - wenn er denn gewollt ist - in Rom ablaufen: Irgendeine Diözese hat so großen Handlungsdruck, dass sie neue Sachen ausprobiert, sprich von der Ordnung abweichen. Wenn "Rom" klug ist, schauen sie sich das Spiel erst einmal eine Weile an und gestalten vielleicht sogar den Prozess mit. Wenn etwas Fruchtbares rauskommt, können sie es anerkennen.

 

Oder wie stelltet Du dir dieses mehr an "Dezentralisierung und Subsidiarität" vor?

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Was ist es denn so Furchtbares, was der Papst will? :unsure:

Das ist hier nicht das Thema! ;)

 

Sondern?

 

Dezentralisierung und Subsidiarität

 

Und was hat beides nun mit dem Konflikt zwischen Cipriani und der PUCP zu tun?

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Medjugorje...

 

 

 

Mir graut davor, welche Entscheidung Rom hier treffen wird, denn eines ist klar: Jede Anerkennung wäre ein Schlag gegen die Autorität der Ortsbischöfe. Das Problem dürfte in vielen Fällen nicht sein, daß es keine Ebene gäbe, die sachlich und inhaltlich kompetente Entscheidungen treffen könnte, sondern daß es immer wieder Geister geben wird, die jeder anderen Ebene als dem Papst die dem jeweiligen Amt innewohnenden Autorität grundsätzlich absprechen werden.

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Die Gruppen, die du mienst, werden jeder Instanz die Kompetenz absprechen, die nicht so entscheidet, wie man das gerne hätte. Die ausgefeiltesten Betrachtungen zur Frage nach der Grenze päpstlichen Gehorsamsanspruches kann man derzeit aus Kreisen lesen, die noch vor etwas mehr als einem Jahr jeden leisesten Zweifel an vatikanischen Wortmeldungen als Abfall vom Glauben brandmarkten.

 

Medjugorje ist in der Tat ein gutes Beispiel: Die Kompetenz sollte zunächst beim Ortsbischof liegen, beraten von seine Kollegen. Alternativ wäre an ein Nationalkonzil zu denken, auf dem dem päpstlichen Legaten die Moderation zukommt. Rom selbst kann in solchen Situationen durchaus als Kompetenzzentrum agieren in dem Sinne, dass sie ggf. und nur auf Anfrage Fachleute zur Verfügung stellen.

 

Warum das aber auf höherer Ebene zu entscheiden wäre, das ist mit vollkommen unklar.

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OneAndOnlySon

Die Eingangsfrage von Udalricus lässt sich erst dann sinnvoll beantworten, wenn wir zuvor die Begriffe Bischof und Ortskirche abgrenzen. Für Udalricus verkörpert anscheinend der Bischof die Ortskirche. Somit ist für ihn eine Situation, in der Papst Franziskus gegen einen Bischof entscheidet automatisch ein Schritt gegen die Autonomie der Ortskirche.

 

Ich sehe das etwas anders. Aus meiner Sicht steht der Bischof zwar der Ortskirche vor, er kann aber sehr wohl im Konflikt zu ihr stehen. Genau solch einen Konflikt zwischen Ortskirch und Bischof haben wir in Limburg erlebt.

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Die Gruppen, die du mienst, werden jeder Instanz die Kompetenz absprechen, die nicht so entscheidet, wie man das gerne hätte. Die ausgefeiltesten Betrachtungen zur Frage nach der Grenze päpstlichen Gehorsamsanspruches kann man derzeit aus Kreisen lesen, die noch vor etwas mehr als einem Jahr jeden leisesten Zweifel an vatikanischen Wortmeldungen als Abfall vom Glauben brandmarkten.

 

Medjugorje ist in der Tat ein gutes Beispiel: Die Kompetenz sollte zunächst beim Ortsbischof liegen, beraten von seine Kollegen. Alternativ wäre an ein Nationalkonzil zu denken, auf dem dem päpstlichen Legaten die Moderation zukommt. Rom selbst kann in solchen Situationen durchaus als Kompetenzzentrum agieren in dem Sinne, dass sie ggf. und nur auf Anfrage Fachleute zur Verfügung stellen.

 

Warum das aber auf höherer Ebene zu entscheiden wäre, das ist mit vollkommen unklar.

 

Die von dir angesprochenen Gruppen werden allerdings Argumentieren, das nach Medjugorje nicht nur Bosnier pilgern, sondern Menschen aus (mindestens) ganz Europa, weshalb die Frage die gesamte katholische Christenheit Europas betrifft. Und so mit liegt "der Ball" dann wieder "in Rom", will man kein Kontinentalkonzil einberufen.

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Ich sehe das etwas anders. Aus meiner Sicht steht der Bischof zwar der Ortskirche vor, er kann aber sehr wohl im Konflikt zu ihr stehen. Genau solch einen Konflikt zwischen Ortskirch und Bischof haben wir in Limburg erlebt.

 

Ich sehe zwischen dieser Abgrenzung und dem Gedanken, der Bischof stelle die Ortskirche dar, keinen wesentlichen Unterschied. Es kann so oder so zu Differenzen kommen, wenn die Ortskirche sich in der Performance des Bischofs nicht so recht wiederzufinden meint. Genauer müsste man sagen: Je nach Blickwinkel mag der Bischof eher "seine" Ortskirche repräsentieren oder ihr vorstehen, beides tut er jedoch nur zum Zwecke der Wahrung der Einheit der Ortskirche wie der Weltkirche. Das kann man meines Erachtens nach auch nicht gegeneinander ausspielen in dem Sinne, wie gewisse Portale aus Linz das gerne machen: Als Katholiken ist uns der Weg der Spaltung verwehrt, und bei jeder drohenden Spaltung ist zunächst zu fragen, wie man diese vermeiden kann. "Klare Kante zeigen" ist dem bischöfliche Amt daher wesensfremd - theologisch gesagt: Der gute Hirte stellt nicht amtlich fest, dass Schaf X nicht mehr zur Herde gehören wolle, und lobt dann die Schafe, die in der Herde bleiben.

 

Wenn aber der Dienst des Hirten an der >Einheit aus welchen Gründen auch immer unfruchtbar oder sogar unmöglich wird, dann ist der Moment gegeben, "von oben" her einzugreifen (und damit meine ich nicht die kurzfristige Vergabe eines Anhörungstermins beim jüngsten Gericht). Aber auch hier ist durchaus vorstellbar, dass man das durch die Metropolie oder die Bischofskonferenz machen läßt.

 

Die von dir angesprochenen Gruppen werden allerdings Argumentieren, das nach Medjugorje nicht nur Bosnier pilgern, sondern Menschen aus (mindestens) ganz Europa, weshalb die Frage die gesamte katholische Christenheit Europas betrifft. Und so mit liegt "der Ball" dann wieder "in Rom", will man kein Kontinentalkonzil einberufen.

 

Das werden sie, und wenn man bedenkt, dass jeder online stehende Pfarrbrief weltweit gelesen werden kann.....

 

Das ändert aber nichts. Und ich vermag auch nicht zu erkennen, welche tieferen Quellen der Einsicht Rom haben sollte. Konkret geht es jedoch um Auswirkungen in einer Diözese, und daher ist der dortige Christusvikar zuständig.

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Die Gruppen, die du mienst, werden jeder Instanz die Kompetenz absprechen, die nicht so entscheidet, wie man das gerne hätte. Die ausgefeiltesten Betrachtungen zur Frage nach der Grenze päpstlichen Gehorsamsanspruches kann man derzeit aus Kreisen lesen, die noch vor etwas mehr als einem Jahr jeden leisesten Zweifel an vatikanischen Wortmeldungen als Abfall vom Glauben brandmarkten.

Dann wäre es Aufgabe des Papstes die Autorität seiner Brüder (und nicht seiner Statthalter) zu stärken - ob F1 das allerdings durchhalten könnte? Ich bin mir nicht sicher, ob die Macht als solche nicht doch zu verlockend ist.

 

 

 

Medjugorje ist in der Tat ein gutes Beispiel: Die Kompetenz sollte zunächst beim Ortsbischof liegen, beraten von seine Kollegen. Alternativ wäre an ein Nationalkonzil zu denken, auf dem dem päpstlichen Legaten die Moderation zukommt. Rom selbst kann in solchen Situationen durchaus als Kompetenzzentrum agieren in dem Sinne, dass sie ggf. und nur auf Anfrage Fachleute zur Verfügung stellen.

 

Warum das aber auf höherer Ebene zu entscheiden wäre, das ist mit vollkommen unklar.

Daß hier eine höhere Ebene angerufen wird erscheint mir notwendig - die Medjugories schreien ja geradezu nach einer Disziplinierung. Klar wäre nach der altkirchlichen Ordnung die zuständige Instanz das halbjährliche Partikularkonzil unter Vorsitz des Metropoliten. Da es erstere nicht (mehr) gibt und Rom die Metropoliten weitgehend entmachtet hat (zu Gunsten der Bischofskonferenzen, die meiner Meinung nach reine Verwaltungsgremien sind und daher diese Aufgabe nicht übernehmen können), bleibt wohl nur noch die Kurie als relevante Entscheidungsebene.

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... die Grundlage der Zentralisierung ist bekanntlich ja die Kurienreform und diese dauert ja noch bis 2015

 

Die glaubst, die Kurienreform wird für "Zentralisierung" sorgen?

 

Jetzt wird es spannend .... :lol:

oh pardon es muß natürlich de zentralisierung heißen

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Udal schneidet einen gewaltigen Kuchen an, denn die Frage nach dem Verhältnis der Ortskirche zu anderen Ortskirchen ebenso wie zur Gesamtkirche ist theologisch eine ausgesprochen spannende, spannungsreiche und alles andere als abschließend geklärte, und ich sehe auch geringe Chancen, dass und diese Klärung hier gelingen könnte.

 

In der Tendenz scheint die Politik des amtierenden Pontifex zwei Linien auszuzeichnen, die ihn von seine Vorgängern deutlich abheben: Er entscheidet Dinge selbst, statt sich in Andeutungen zu ergehen, seine Wünsche über dritte zu mitzuteilen oder als Bitten getarnt zu verbreiten. Damit nimmt der der Kurie und dem Hofstaat ganz erheblich an Bedeutung, macht sich aber auch angreifbar und kritisierbar. Die zweite Linie sehe ich in einer neuen Öffentlichkeit und Deutlichkeit: Die für Lima ernannte Kommission wird öffentlich ernannt, und ich rechne damit, dass auch das Ergebnis öffentlich werden wird.

 

Doch zu Subsidiarität und Dezentralisierung:

 

Das Subsidiaritätsprinzip ist dabei noch das einfachere: Die Entscheidungsebene soll nie höher sein als unbedingt nötig. Es fällt einigermaßen leicht, hier Beispiele zu nennen: Warum muss Rom Gebet- und Gesangbücher prüfen? Warum meint Rom, besser die Wirkung der englischen Sprache auf die Gläubigen beurteilen zu können als die Fachleute und die Bischöfe der englischsprachigen Welt? Warum muss ein Papst sich zur Frage der deutschen Übersetzung des Einsetzungsberichts äußern (aber das ohne Verantwortung zu übernehmen), so als ob die deutsche Kirche der Nabel der Welt wäre? Alles das sind keine weltkirchlich relevanten Fragen!

 

Dieses Prinzip weiterzudenken wird notwendig zu einer Dezentralisierung führen: Alles das, was auf Ebene von Staaten, von Sprachgruppen oder von Regionen so geregelt werden kann, dass die anderen (auch die Nachbarn) in ihren Entscheidungen frei bleiben, das kann dort entschieden werden. Immer dann, wenn es direkt oder implizit die anderen mitbinden würde, müssten diese auch einbezogen werden.

 

Was bleibt dann für Rom?

 

Wenig. Wenig im Vergleich zu dem, was da heute so alles entschieden wird. Zentral wird folgendes bleiben: Die Wahrung der Einheit. Und das bedeutet zunächst einmal, bei der Vermeidung von Zwist zu helfen, das bedeutet sehr viel Mediation, und das kann hier und da auch mal bedeuten, dass entscheiden werden muss. Aber bitte in der Reihenfolge, und immer mit der Vorsicht, sich hier nicht zum Werkzeug machen zu lassen. Es war für manche zu verlockend, Streit bis nach Rom zu tragen, weil sie dort die richtigen Leute kannten. Damit entfällt jede Notwendigkeit zum Kompromiss.

 

Und selbst bei diesen Aufgaben wird immer zu fragen sein, ob man das nicht "eine Etage tiefer" auch könnte.

 

Zur Zeit allerdings - siehe Lima - sind noch eine Menge Scherben aufzukehren, die nun mal entstehen, wenn nicht Sachkompetenz, sondern Sympathie das entscheidende Kriterium für die Vergabe von Posten ist.

vieles in dieser Frag ist aber durch den Juridiktionsprimat praktisch geklärt :D

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Medjugorje ist in der Tat ein gutes Beispiel: Die Kompetenz sollte zunächst beim Ortsbischof liegen, beraten von seine Kollegen. Alternativ wäre an ein Nationalkonzil zu denken, auf dem dem päpstlichen Legaten die Moderation zukommt. Rom selbst kann in solchen Situationen durchaus als Kompetenzzentrum agieren in dem Sinne, dass sie ggf. und nur auf Anfrage Fachleute zur Verfügung stellen.

 

Warum das aber auf höherer Ebene zu entscheiden wäre, das ist mit vollkommen unklar.

jurisdiktionsprimat und weil die ganze Sache mittlerweile Weltweite Auswirkungen hat, dank der emisgen geschäftstüchtigen Söhne des hl. Franz ?

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vieles in dieser Frag ist aber durch den Juridiktionsprimat praktisch geklärt :D

Durch den Jurisdiktionsprimat ist bitte was genau geklärt?

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Die Eingangsfrage von Udalricus lässt sich erst dann sinnvoll beantworten, wenn wir zuvor die Begriffe Bischof und Ortskirche abgrenzen. Für Udalricus verkörpert anscheinend der Bischof die Ortskirche. Somit ist für ihn eine Situation, in der Papst Franziskus gegen einen Bischof entscheidet automatisch ein Schritt gegen die Autonomie der Ortskirche.

Nur wenn der Papst gegen einen Bischof vorgeht, der Udal passt. Wenn ein Bischof Udal nicht passt, schreit er geradezu nach Intervention. Ich betrachte das ganze mit sportlichem Interesse und nicht ohne leises Amusement.

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Die von dir angesprochenen Gruppen werden allerdings Argumentieren, das nach Medjugorje nicht nur Bosnier pilgern, sondern Menschen aus (mindestens) ganz Europa, weshalb die Frage die gesamte katholische Christenheit Europas betrifft. Und so mit liegt "der Ball" dann wieder "in Rom", will man kein Kontinentalkonzil einberufen.

 

Das sehe ich auch so. Und in vielen anderen Fragen ist es ja so, dass Dinge dahinterstecken, die weit über den Bereich eines Bistums oder einer Bischofskonferenz hinausgehen.

 

Insofern sehe ich die Ankündigung von Papst Franziskus, gerade jetzt, wo die Welt zusammen wächst, auf den Zug "Dezentralisierung" zu setzen, als katastrophalen Anachronismus an.

 

Gerade am Beispiel der liturgischen Übersetzungen wird deutlich, dass es hier die Ortskirchen vor heimischen Ideologien, etwa der "inclusive language" zu schützen gilt. Das Vertrauen, "die Leute vor Ort würden ihre Sprache besser kennen als Kuriale in Rom" ist entweder naiv oder von dem Wunsch beseelt, die heimischen Ideologien mögen sich durchsetzen.

 

Auf der anderen Seite gebe ich zu, dass es für Rom eine Überforderung sein könnte, quasi alles zu entscheiden.

 

Mein Ansatz wäre daher, so zu delegieren, dass die richtigen Entscheider vor Ort sind. Ein Beispiel, wo mir das schon lange vorschwebt, sind die Bischofsernennungen: Wenn der Papst nur noch die Erzbischöfe direkt ernennen würde, und die Erzbischöfe eine große Verantwortung bei der Auswahl ihrer Suffraganbischöfe hätten, dann wäre einerseits die Übereinstimmung mit dem Stuhl Petri gewahrt, andererseits wird dieser auch entlastet, und es kann ein Mitwirkung der Ortskirchen im Rahmen dessen, was die Erzbischöfe vorgeben, möglich sein.

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